| Titel: | Ueber eine neue Methode um auf trockenem Wege krystallisirte Verbindungen darzustellen und über die Anwendung derselben zur Darstellung künstlicher Edelsteine und anderer Mineralspecien; von Ebelmen. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XXXII., S. 128 | 
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                        XXXII.
                        Ueber eine neue Methode um
                           								auf trockenem Wege krystallisirte Verbindungen darzustellen und über
                           								die Anwendung derselben zur Darstellung künstlicher Edelsteine und
                           								anderer Mineralspecien; von Ebelmen.
                        Aus den Comptes rendus, Novbr. 1847, Nr. 19.
                        Ebelmen, über Erzeugung künstlicher
                           								Edelsteine.
                        
                     
                        
                           Ich habe vor einiger Zeit die ersten Resultate mitgetheilt
                              									(polytechn. Journal Bd. CVI S. 38), welche mir diese Methode
                              									lieferte. Es handelte sich darum eine Substanz zu finden, welche
                              									bei hoher Temperatur dieselbe Rolle spielen kann, wie das Wasser
                              									hinsichtlich der in ihm aufgelösten Körper bei gewöhnlicher oder
                              									nicht hoher Temperatur. Bekanntlich erhält man beim Verdampfen
                              									dieses Wassers in den meisten Fällen krystallisirte
                              									Verbindungen. Nun gibt es Körper, welche sich bei sehr hohen
                              									Temperaturen verflüchtigen und dennoch bei einem gewissen
                              									Wärmegrad für die meisten Metalloxyde kräftige Auflösungsmittel
                              									sind. Unter diese gehören die Boraxsäure, der Borax, die
                              									Phosphorsäure und die phosphorsauren Alkalien. Es war zu
                              									vermuthen, daß sich mittelst eines solchen Körpers auf trockenem
                              									Wege krystallisirte Verbindungen erhalten lassen, wenn man ein
                              									Gemenge desselben mit gewissen Oxyden einer hohen Temperatur in
                              									einem Gasstrom aussetzt. Meine Versuche haben dieses auch
                              									vollkommen bestätigt.
                           Zuerst wandte ich diese Methode zur Darstellung der im
                              									Mineralreich vorkommenden krystallisirten Aluminate an. Wenn man
                              									Thonerde und Bittererde so ziemlich in dem
                              									Verhältniß wo sie den Spinell bilden, mit einander vermengt,
                              									dann geschmolzene Boraxsäure zusetzt und das Gemenge der
                              									höchsten Temperatur eines Porzellanofens aussetzt, so erhält man
                              									eine Masse mit zahlreichen oktaëdrischen Krystallen.
                              									Versetzt man das Gemenge mit etwas Chromoxyd, so erhält man
                              									rosenrothe Krystalle und bei Zusatz von Kobaltoxyd sehr schön
                              									blaue. Solche Krystalle sind am Löthrohr ganz unschmelzbar und
                              									ritzen den Quarz stark.
                           Dieß sind die Eigenschaften des im Mineralreich vorkommenden
                              									Spinells; ich habe mich von der Uebereinstimmung des
                              									Naturproducts mit dem Kunstproduct aber vollends dadurch
                              									überzeugt, daß ich die Dichtigkeit und die Zusammensetzung der
                              									Krystalle bestimmte. Bei den rosenrothen Krystallen fand ich die
                              									Dichtigkeit gleich 3,548; bei den blauen 3,542. Die Dichtigkeit
                              									des natürlichen Spinells beträgt zwischen 3,523 und 3,585. Das
                              									Ergebniß der chemischen Analyse dieser Krystalle entsprach ganz
                              									der Formel des Spinells, Al²O³, MgO; ich fand
                              									keine Spur Boraxsäure darin.
                           Vermengt man Thonerde und Beryllerde mit einander in dem
                              									Verhältniß wo sie den Cymophan bilden, versetzt sie dann mit
                              									geschmolzener Boraxsäure und setzt sie hierauf der hohen
                              									Temperatur des Porzellanofens aus, so erhält man eine
                              									krystallisirte Masse, welche den Topas ritzt. Behandelt man
                              									diese Masse mit concentrirter Schwefelsäure, so lassen sich
                              									daraus Krystalle absondern, deren Form sich unter dem Mikroskop
                              									mit derjenigen des brasilianischen Cymophans übereinstimmend
                              									erweist. Ihre Dichtigkeit ergab sich gleich 3,728. Das Ergebniß
                              									der chemischen Analyse, wobei keine Spur Boraxsäure darin
                              									entdeckt werden konnte, entsprach genau der Formel des
                              									Cymophans, AlO³, GlO.
                           Nach derselben Methode bereitete ich auch die Aluminate von
                              									Eisen, Mangan, Kobalt, Kalk, Baryt und Ceriumoxyd. Alle diese
                              									Producte haben dieselbe Härte wie der Spinell; sie ritzen den
                              									Quarz leicht. Mit Ausnahme des Barytsalzes scheinen alle diese
                              									Aluminate im regelmäßigen System zu krystallisiren.
                           Nach demselben Verfahren erhielt ich auch Verbindungen des
                              									Chromoxyds mit Vasen, namentlich mit Bittererde und Mangan,
                              									welche in regelmäßigen Oktaëdern krystallisiren und deren
                              									Formel Cr²O³, MgO derjenigen des Spinells ähnlich
                              									ist. Auch gelang es mir die verschiedenen Varietäten von
                              									Chromeisenstein darzustellen, sowohl diejenigen welche bloß
                              									Chromoxyd und Eisenoxyd, als diejenigen welche außerdem noch Thonerde und Bittererde enthalten. Alle zeigten dieselbe
                              									Krystallform, ein regelmäßiges Oktaëder, und dieselben
                              									mineralogischen Charaktere.
                           Durch andere Versuche habe ich mich überzeugt, daß man nach
                              									derselben Methode auch krystallisirte Silicate erzeugen kann,
                              									welche bei der Temperatur unserer Oefen unschmelzbar sind;
                              									solche sind der Schmaragd und Peridot.
                           Uebrigens erreicht man mit der Boraxsäure nicht in allen Fällen
                              									den Zweck, besonders wenn man Thonerde krystallisirt zu erhalten
                              									wünscht. Dazu muß man ein etwas fixeres Flußmittel anwenden als
                              									die Boraxsäure, nämlich Borax, im Verhältniß von 3 bis 4 Theilen
                              									geschmolzenem Borax auf 1 Thonerde. Mein Gemenge enthielt
                              									außerdem etwas Chromoxyd. Das Product enthielt eine große Menge
                              									rubinrother durchsichtiger Krystalle, welche unter dem Mikroskop
                              									dieselbe Form wie gewisse Sapphire zeigten.
                           Es ist höchst wahrscheinlich, daß man nach der angegebenen
                              									Methode viel größere Krystalle erzeugen kann, als ich erhalten
                              									habe, wenn man mit größeren Massen operirt und sie lange genug
                              									einer Temperatur aussetzt, welche so hoch wie diejenigen unserer
                              									Oefen zum Bearbeiten des Eisens ist.