| Titel: | Beschreibung des irischen Verfahrens der Leinwandbleiche; von Dr. Heeren. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XXXV., S. 138 | 
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                        XXXV.
                        Beschreibung des irischen
                           								Verfahrens der Leinwandbleiche; von Dr. Heeren.
                        Nach eigenen Beobachtungen,
                           								die auf einer im Auftrage des k. hannoversch. Ministeriums im Sommer
                           								1846 unternommenen Reise in der Umgebung von Belfast gesammelt
                           								wurden.
                        Aus den Mittheilungen des
                           								Gewerbevereins für Hannover, 1847, S. 345.
                        Heeren's Beschreibung des irischen Verfahrens
                           								der Leinwandbleiche.
                        
                     
                        
                           Spinnerei. Die irische Leinwand wird
                              									gegenwärtig fast lediglich aus Maschinengarn gewebt, welches die zahlreichen und
                              									großartigen Spinnereien in und um Belfast erzeugen. Der Flachs
                              									ist zum Theil im Lande gewonnen, zum Theil vom Auslande:
                              									Frankreich, Belgien, Holland, Rußland, auch wohl Deutschland
                              									bezogen; doch soll deutscher Flachs nur selten und ausnahmsweise
                              									vorkommen. Die Spinner ziehen es vor, verschiedene Flachssorten
                              									zu mischen, so daß sich nicht sicher bestimmen läßt, ob sich die
                              									eine Sorte besser und leichter bleicht als die andere. Nach der
                              									Meinung eines der ersten Bleicher soll in dieser Hinsicht kein
                              									merklicher Unterschied stattfinden.
                           Die Weberei ist, wenigstens für die
                              									bessern, feinern Leinengattungen, durchgehend Handarbeit, weil
                              									bei Maschinenweberei die Egge zu unegal ausfällt; nur geringere
                              									Leinensorten werden in einigen Manufacturen auf mechanischen
                              									Webestühlen erzeugt. Es soll zwar in der großen Leinenmanufactur
                              									von Marshall in Leeds völlig
                              									tadelloses Leinen auf Kraftstühlen gewebt werden, doch sollen
                              									die damit verbundenen Schwierigkeiten die Arbeit um 15 Proc.
                              									theurer als Handweberei machen; und man hält es nicht für
                              									wahrscheinlich, daß das Weben von Leinwand mittelst Maschinen
                              									da, wo es sich um ein vorzügliches Product handelt, zur
                              									allgemeinen Anwendung kommen werde.
                           Die gewöhnliche Breite der irischen Leinwand ist 1 Yard, die
                              									Länge eines Stückes eigentlich 26 Yards, doch werden auch häufig
                              									Stücke von 53 Yards (doppelte Stücke genannt) gefertigt.
                           Lage der Bleichen. Die Bleichen sind
                              									nicht in Belfast selbst, sondern liegen in der Umgegend in
                              									Entfernungen von 1/2 bis zu mehreren deutschen Meilen; sie
                              									gehören theils den Eignern der großen Maschinenspinnereien,
                              									welche das Garn auch verweben lassen und die Leinen selbst
                              									bleichen, theils bestehen sie für sich und bleichen nur die von
                              									andern Fabrikanten ihnen zugeschickte Waare.
                           Der in der Umgegend von Belfast existirenden Bleichen sind 20,
                              									soweit ich sie ermitteln konnte.
                           
                           Quellwasser. Die erste Bedingung zur
                              									Anlage einer Bleiche ist ein reichlicher Vorrath von sehr
                              									klarem, weichem Quellwasser; es wird dieß für so wichtig
                              									gehalten, daß, wo solches Wasser fehlt, es oft durch lange
                              									Röhrenleitungen herbeigeführt wird. Die große Bleiche von Stephenson in Springfields z.B. hat
                              									eine über drei engl. Meilen lange Röhrenleitung von steinernen
                              									Röhren angelegt, um gutes Wasser zu erhalten.
                           Das Quellwasser zweier verschiedener Bleichen, einer chemischen
                              									Untersuchung unterworfen, hat sich von einer Reinheit gefunden,
                              									die allerdings in unsern Gegenden zu den Seltenheiten gehören
                              									dürfte; es ist ein ganz weiches, durchaus krystallhell, und
                              									enthält von den gewöhnlichen Bestandtheilen der Quellwasser so
                              									wenig, daß es destillirtem Wasser fast gleichkommt. Die
                              									Haupt-Reagentien: Chlorbaryum, salpetersaures Silber und
                              									kleesaures Kali, lassen beide Wasserproben anfänglich ganz klar
                              									und erst nach einiger Zeit bilden sich schwache Trübungen; in
                              									verschlossenen Flaschen Monate lang aufbewahrt, bleibt es völlig
                              									unverändert und geruchlos.
                           Man findet in mehreren Bleichen große gemauerte Bassins, in
                              									welche das Quellwasser einfließt und woraus es dann durch Röhren
                              									nach den Orten seiner Bestimmung weiter geleitet wird.
                           Das Quellwasser dient zur Bereitung der Laugen, der Sauer-
                              									und Chlorbäder, des Seifenwassers, der Appretur, sowie
                              									vornehmlich und in der größten Menge zu den so häufigen
                              									Waschungen mittelst der Waschhämmer. Bei sparsamem Zufluß des
                              									Quellwassers können übrigens die Waschungen in den erstern
                              									Perioden des BleichprocessesBleichprosses auch ohne Nachtheil mit Flußwasser geschehen; nur in
                              									den spätern Stadien ist reines Quellwasser unentbehrlich.
                           Triebkraft. Eine zweite wichtige
                              									Sache ist das Vorhandenseyn eines kräftigen Gefälles, indem fast
                              									alle Bleichen ihre Maschinen durch Wasserkraft treiben lassen,
                              									und zwar erfordert eine irgend bedeutende Bleiche die nöthige
                              									Wasserkraft zum Betriebe von zwei großen mittelschlächtigen
                              									Wasserrädern, jedes von etwa 16 Pferdekräften. Man findet auf
                              									einigen Bleichen auch eine Dampfmaschine, um bei Wassermangel
                              									die Arbeit zu verrichten. Das zum Betriebe der Wasserräder
                              									dienende Wasser braucht natürlich nicht klar zu seyn, und es hat
                              									daher eine solche Bleiche einen doppelten Wasserzufluß: einen
                              									von Flußwasser zum Betriebe der Wasserräder, den andern von
                              									Quellwasser zu den bereits oben angegebenen Zwecken.
                           Bleichwiesen. Die Bleichwiesen (bleach greens, bleach fields) sind
                              									nicht immer flach und horizontal, sondern oft hügelig oder an
                              									sanften Abhängen gelegen; das Gras ist sehr
                              									verschieden, oft struppig und unrein, mit vielen gelben Blumen
                              									untermengt, auf andern Bleichen wieder von der ausgezeichnetsten
                              									Gleichförmigkeit und Reinheit. Diese Bleichwiesen liegen
                              									unmittelbar oder doch ganz nahe bei den Gebäuden der Bleicherei
                              									und sind meistens zum Schutz gegen den Wind mit Bäumen umgeben;
                              									sie bedürfen einer Bewässerung nicht, da in Irland die Leinen
                              									auf dem Bleichplan nicht begossen werden.
                           Gebäude. In der Construction der
                              									durchaus massiven, aber höchst kunstlos und zum Theil ganz
                              									unregelmäßig angelegten Gebäude herrschen große
                              									Verschiedenheiten; einige Bleichen haben ein besonderes
                              									Trockenhaus, andere enthalten die Trockenräume in dem
                              									Hauptgebäude selbst, andere wieder besitzen ein besonderes
                              									Gebäude für die Appreturmaschinen, andere nicht.
                           Die zu einer Bleiche erforderlichen Locale bestehen, neben den
                              									Räumen zur Aufbewahrung der nöthigen Materialien, aus Potasche,
                              									Soda, Chlorkalk, Stärke, Smalte u.s.w. (Schwefelsäure bleibt
                              									überall im Freien stehen) und den Radhäusern, aus einem
                              									Kochhause, nämlich einem geräumigen Locale, in welchem die
                              									beiden großen Kessel nebst einem Krahn zum Herauswinden der
                              									Waare, so wie auch – in einigen Bleichen – eine
                              									vertiefte Cisterne zum Abspülen derselben sich befinden. In
                              									einem zweiten Raume sind die Waschhämmer aufgestellt; in
                              									demselben oder einem besondern Locale die Seifmaschinen. Die
                              									Behälter zu den Sauer- und den Chlorbädern stehen
                              									entweder in einem besondern Raume, oder häufiger noch im Freien.
                              									Wieder ein anderes Local enthält die Vorrichtungen zum Stärken,
                              									eine Stärk- oder eine Wringmaschine. Von besonderer
                              									Wichtigkeit sind geräumige und staubfreie Trockenräume, sodann
                              									ein oder mehrere Locale für die nöthigen Stampfcalander, endlich
                              									ein Zimmer als Magazin für fertige Waare.
                           Vorrichtungen und Maschinen. Die
                              									hauptsächlichsten, zu einer Bleiche gehörigen Vorrichtungen und
                              									Maschinen sind folgende:
                           1) Ein Hauptkessel zum Kochen der
                              									Leinwand mit Lauge. Dieser besteht aus starkem Eisenblech, nach
                              									Art der Dampfkessel genietet und hat die Gestalt einer großen,
                              									unten etwas abgeflachten Halbkugel von 10 Fuß oberm Durchmesser.
                              									Er ist so tief eingemauert, daß der Rand etwa 3 1/2 Fuß über der
                              									Sohle des Arbeitslocals aufsteht. Um beim Auflegen des Deckels
                              									die nöthige Dichtung zu bewirken, ist der obere 3 Zoll breite
                              									Rand mit einer 2 Zoll breiten Rinne oder Nuth versehen, in
                              									welcher ein flaches Hanfseil liegt. Unten, etwa 1 1/2 Fuß über
                              									dem Boden des Kessels, ist ein Rost oder Gitter von Tannenholz
                              									eingelegt, damit die Waare nie den Boden des Kessels berühren
                              									kann. Das Feuer reicht nicht ganz bis zur Höhe des Gitters hinauf,
                              									sondern umspielt nur den untern gewölbten Boden. Der Deckel,
                              									ebenfalls von starkem Eisenblech, ist flach gewölbt und an der
                              									einen Seite mittelst eines Scharniers an dem Kessel befestigt,
                              									so daß er mit Hülfe eines Flaschenzugs- auf und
                              									niedergeklappt werden kann. Er enthält zwei Kegelventile von 2
                              									Zoll Durchmesser und ungefähr 6 Pfd. Gewicht, welche nicht
                              									weiter beschwert werden. Der Deckel wird mittelst acht
                              									Schraubenklammern an dem Rand des Kessels befestigt.
                           Auf einer andern Bleiche war der Kessel kegelförmig und ohne
                              									Deckel, so daß er während des Kochens offen bleibt. Die
                              									Erhitzung der Lauge geschieht hier durch Dampf, welcher aus
                              									einem Dampfkessel nahe über dem Boden eingeleitet wird. Um die
                              									Leinen vor jeder Berührung mit dem Eisen zu schützen, ist der
                              									Kessel auf der Innenseite mit starken tannenen Bohlen
                              									ausgefüttert.
                           2) Ein zweiter, kleinerer, flacher,
                                 										eiserner Kessel mit hölzernem Sturz, oben etwa 6 Fuß im
                              									Durchmesser und mit Einschluß des Sturzes von etwa 4 Fuß Tiefe,
                              									dient zum Behandeln der Leinen, zu Ende der Bleichoperationen
                              									mit Seifenwasser. Auch dieser enthält ein hölzernes Gitter über
                              									dem Boden, hat aber keinen Deckel. Er ist gewöhnlich unmittelbar
                              									neben dem Hauptkessel in gleicher Tiefe eingemauert.
                           3) Ein großer hölzerner Krahn zur
                              									Bedienung der beiden Kessel; an dem untern Kloben ist ein
                              									starkes eisernes Kreuz, an welches die vier Schlingen des Netzes
                              									gehängt werden.
                           4) Die Wäschhämmer; sie sind ziemlich
                              									wie die gewöhnlichen Walkmühlen eingerichtet, nur haben die
                              									Hämmer keine Zähne, sondern eine einzige schräge Bahn. Aus einem
                              									Trog fließt durch eine Reihe Löcher fortwährend reines
                              									Quellwasser auf die Waare, während das ausgedrückte Wasser unten
                              									abläuft. Die Hämmer werden durch eine Daumenwelle in Bewegung
                              									gesetzt, welche unter der Sohle liegt und mittelst langer
                              									Däumlinge die Hämmer so hebt, daß jeder in der Minute 30 Schläge
                              									macht.
                           5) Die Seif- oder
                                 										Hobelmaschinen (rubbers, rubbing
                                 										boards). Bei diesen am Ende dieses Aufsatzes
                              									ausführlicher beschriebenen Maschinen werden die gezahnten
                              									Bretter mit einer solchen Geschwindigkeit hin- und
                              									hergezogen, daß sie in einer Minute 72mal eine Distanz von 6
                              									Zoll durchlaufen. Das langsame Fortziehen der mit Seife
                              									eingeriebenen nassen Leinwand geschieht durch cannelirte Walzen
                              									in der Art, daß sie in der Minute etwa 2 Fuß fortrückt. Soll das
                              									Seifen nicht mit Einreibung von Seife, sondern mit Seifenwasser
                              									geschehen, so befindet sich, wie dieß in der
                              									Abbildung dargestellt ist, ein Kasten mit warmem Seifenwasser
                              									unter der Maschine, aus welchem die Leinwand langsam
                              									herausgezogen wird.
                           6) Zwei Behälter zu den Säurebädern;
                              									viereckige, 8 Fuß lange, 5 Fuß breite und 4 Fuß tiefe, aus
                              									tannenen Bohlen zusammengezinkte Kästen, oder auch runde
                              									Bottiche; sie bleiben stets offen und befinden sich, nebst
                              									den
                           7) zwei Behältern zu den Chlorbädern,
                              									gewöhnlich außerhalb des zu den
                              									übrigen Operationen dienenden Gebäudes, damit die Waare nicht
                              									Gefahr laufe, durch Unvorsichtigkeit der Arbeiter mit diesen in
                              									concentrirtem Zustande so zerstörend wirkenden Mitteln in
                              									Berührung zu kommen.
                           8) Ein Kessel zum Kochen der Stärke,
                              									aus Eisen oder Kupfer; oder statt dessen ein Holzbottich bei
                              									Anwendung von Wasserdampf.
                           9) Eine Stärkemaschine oder
                                 										Wringapparat. Diese besteht meistens aus einer
                              									Holztafel mit einer sehr starken aufstehenden Stütze an jedem
                              									Ende. Die eine dieser Stützen enthält einen festen, die andere
                              									einen drehbaren, sehr starken messingenen Haken. Die mit dem
                              									Stärkekleister getränkte Leinwand wird vorläufig in den Händen
                              									ausgerungen, zwischen den Haken ausgespannt und durch kräftige
                              									Drehung des beweglichen Hakens ausgepreßt.
                           10) Die Stoßkalander (beetling mill, b. engine). Bei
                              									dieser später ebenfalls zu beschreibenden Maschine macht die
                              									Daumenwelle 30 Umdrehungen in der Minute, so daß, da jede Welle
                              									zwei Reihen von Däumlingen enthält, jeder Stampfer in der Minute
                              									60 Schläge macht. Die Leinwandwalzen werden gleichzeitig in eine
                              									drehende und eine Längenbewegung gesetzt; die Drehung ist 146
                              									3/4mal langsamer als die der Daumenwelle, die hin- und
                              									hergehende Bewegung beträgt, wie die Breite der Stampfer 3 1/2
                              									Zoll und es geht bei 12 Umdrehungen der Daumenwelle die Walze
                              									einmal hin und her.
                           11) Trockenvorrichtungen. Diese
                              									bestehen gewöhnlich aus parallelen Balken oder Schienen mit
                              									Messinghäkchen. In dem Etablissement von Barclay waren für die zweite Trocknung in den etwa 3
                              									1/2 Fuß von einander entfernten Balken statt der Messinghäkchen
                              									runde Stäbe von Tannenholz in schräge Einschnitte so eingelegt,
                              									daß sie sich frei und leicht umdrehen können. Das Leinen wird
                              									über diese Stäbe so gehängt, daß es etwa 6 Fuß tief herabreicht,
                              									wodurch die Durchlöcherung der Leinwand durch die Häkchen
                              									wegfällt und bei besserer Raumbenutzung zugleich ein schnelleres
                              									Trocknen und bequemeres Arbeiten ermöglicht
                              									wird. Zum Abnehmen der trocknen Leinen dient in diesem Fall ein
                              									auf vier Rädern beweglicher Tritt, auf welchem der Arbeiter
                              									steht und einen Tisch vor sich hat. Er zieht das Leinen Stück
                              									auf Stück über den drehbaren Stäben zu sich herunter, legt es
                              									auf dem Tisch in Packeten zusammen und fährt sich selbst, durch
                              									Drehen an einer Kurbel in dem Maaße weiter, wie das Abnehmen der
                              									Stücke fortschreitet.
                           12) Zwei gußeiserne Kessel zur
                                 										Laugenbereitung.
                           
                        
                           Nähere Beschreibung des
                                 										Bleichverfahrens.
                           Eine ganz besondere Sorgfalt verwendet man in Irland auf die vollkommne Waschung der Leinen nach
                              									jeder einzelnen Operation, bei welcher das letztere mit Lauge,
                              									Schwefelsäure, Chlor etc. in Berührung kommt, mit reinem
                              									Quellwasser unter Waschhämmern. Ich möchte behaupten, daß die so
                              									ausgezeichneten Erfolge der irischen Bleichmethode, nächst dem
                              									feuchten, gleichmäßigen Klima, dem Reichthum an reinem
                              									Quellwasser und der großen Geschicklichkeit und Sorgsamkeit des
                              									Arbeiterpersonals, insbesondere ihren eigentlichen Hauptgrund in
                              									diesen häufigen, durchgreifenden Waschungen mit reinem Wasser
                              									haben; und wenn die selbst zwei bis dreimalige Behandlung mit
                              									Chlorbädern, diesen sonst so gefürchteten Feinden, jedesmal an
                              									12 bis 24 Stunden ohne schädliche Einwirkung fortgesetzt werden
                              									kann, so erklärt sich auch dieses zum Theil aus der folgenden
                              									sorgfältigen Waschung, zum Theil freilich auch daraus, daß diese
                              									Chlorbäder in außerordentlich
                                 										verdünntem Zustande angewandt werden.
                           Entschlichtung. Man bringt die rohen
                              									Leinen unter die Waschhämmer und läßt sie 1/2 Stunde
                              									durcharbeiten, theils um sie vollständig zu feuchten, theils
                              									einer vorläufigen Reinigung wegen. Sodann werden sie in einem
                              									Bottich mit warmem oder kaltem Wasser übergossen und bleiben in
                              									der allgemein bekannten Art, bis zum Eintritt der sauren
                              									Gährung, etwa 2 bis 3 Tage stehen. Andere Bleicher bringen die
                              									durchfeuchteten Leinen nur auf einen großen Haufen und lassen
                              									sie so bis zum Eintritt der sauren Gährung liegen; eine wohl
                              									nicht zu empfehlende Methode, da hier die von selbst eintretende
                              									Erwärmung und demnach auch die Gährung sehr ungleichförmig
                              									ausfallen muß. Ist der richtige Punkt des Einweichens erreicht,
                              									der freilich nur durch Uebung sicher erkannt wird, so folgt die
                              									erste Kochung.
                           Kochung mit Lauge. Die zu den
                              									verschiedenen Kochungen erforderlichen Laugen werden theils aus
                              									amerikanischer Potasche (Perlasche) theils aus Soda bereitet,
                              									von welchen der erstern allgemein der Vorrang
                              									hinsichtlich der Wirksamkeit eingeräumt wird, während Soda des
                              									niedrigen Preises wegen doch auch häufige Anwendung findet. Nach
                              									dem Urtheil eines erfahrenen Bleichers soll indessen auch die
                              									Oekonomie auf Seiten der Potasche seyn, da nach ihm die
                              									Wirksamkeit der Potasche um die Hälfte größer seyn soll, als die
                              									der Soda, während der Preis nur etwa um ein Drittheil höher ist.
                              									(Die beste englische Soda, die in den irischen Bleichen benutzt
                              									wird, hält etwa 86 Proc.; oder nach der englischen
                              									Bezeichnungsweise, welche die Procente an reinem ätzendem Natron
                              									unter dem Namen von Graden angibt, 50 Grad; oder nach dem Decroizille'schen Alkalimeter 79
                              									Grad. Der Preis der Soda richtet sich natürlich nach dem Gehalt,
                              									und betrug zur Zeit der Erhebung dieser Notizen für den Centner
                              									von 112 Pfd. engl. 2 3/4 Pence für jedes Proc., so daß eine 50
                              									proc. Soda 11 Schilling 4 Pence kostete. Gewöhnlich arbeiten die
                              									Bleicher mit einer Soda von nur 48 Proc. reinem Natrongehalt.
                              									Amerikanische Perlasche dagegen von durchschnittlich 50 Proc.
                              									reinem Kali- oder 73 1/3 Proc. kohlensaurem Kaligehalt,
                              									wurde zu etwa 16 Shilling gekauft.) Auf mehreren und zwar den
                              									besseren Bleichen findet auch die amerikanische Steinasche, oder
                              									Montreal-Potasche häufige Anwendung, welche durch
                              									Behandlung mit Kalk gleich bei ihrer Bereitung sich
                              									größtentheils im kaustischen Zustande befindet, und daher durch
                              									einfache Auflösung in Wasser eine theilweise ätzende Lauge
                              									liefert. Sie enthält nach einer Analyse von Ure 60 Proc. Kali (theils ätzend,
                              									theils kohlensauer), und ihr Preis war in Irland 22 Shilling 6
                              									Pence die 112 Pfd.; ein Preis, der zu dem der Perlasche
                              									allerdings zu hoch erscheint, da sich der Alkaligehalt beider
                              									wie 5 : 6, der Preis aber wie 5 : 7 verhält, der sich aber durch
                              									die große Annehmlichkeit und Bequemlichkeit, ohne Anwendung von
                              									Kalk ziemlich ätzende Laugen zu erhalten, rechtfertigt.
                           Daß es bei dem irischen Bleichverfahren hinsichtlich der Laugen
                              									auf kleine Abweichungen nicht bedeutend ankommen könne, ergibt
                              									sich schon aus dem Umstand, daß in einem so wesentlichen Punkt,
                              									wie dem der Aetzbarkeit oder Nichtätzbarkeit der Laugen,
                              									unbeschadet des Erfolgs, Abweichungen vorkommen. Die meisten
                              									Bleicher in der Umgegend von Belfast nämlich wenden die Laugen
                              										im nicht ätzenden Zustand an,
                              									indem sie die Potasche oder Soda ohne weiteres in weichem Wasser
                              									auflösen. Andere Bleicher arbeiten mit ätzender Lauge, indem sie
                              									entweder Perlasche durch Zusatz von Kalk ätzend machen, oder
                              									auch Steinasche anwenden. Nicht selten werden auch Perlasche und
                              									Soda zusammengenommen.
                           Zum Behuf der Laugenbereitung befindet sich gewöhnlich im Freien
                              										ein gußeiserner Kessel von etwa 30 Eimern Inhalt und einem
                              									Zapfen einige Zoll über dem Boden. In ihm wird die Potasche mit
                              									etwa der sechsfachen Menge kalten Wassers übergossen und durch
                              									Umrühren gelöst; hierauf zum Klären einige Zeit in Ruhe
                              									gelassen, und die klare Lauge dann durch das Zapfloch in einen
                              									zweiten ähnlichen, vor dem erstem bis nahe an den Rand
                              									eingegrabenen Kessel abgelassen. Soll die Lauge ätzend gemacht
                              									werden, so setzt man ihr nach dem Auflösen die Hälfte ihres
                              									Gewichts Kalk zu, und zieht nach dem Absetzen des Bodensatzes
                              									die Lauge ab. Da sich Soda in kaltem
                              									Wasser äußerst schwierig und langsam auflöst, so wird sie direct
                              									in der erforderlichen Menge in den zum Kochen der Leinwand
                              									dienenden Hauptkessel geschüttet, wo sie dann mit Hülfe der
                              									Wärme sich baldigst löst, freilich aber auch der Reinigung durch
                              									Abklären entbehrt.
                           Nachdem nun auf die eine oder andere Art eine starke
                              									Potasche- oder Sodalauge erhalten ist, wird sie in dem
                              									Hauptkessel mit reinem Quellwasser bis zu dem erforderlichen
                              									Grad verdünnt, das Feuer unter dem Kessel angemacht und, sobald
                              									die Lauge handwarm geworden ist, das Leinen eingebracht. Die
                              									Laugen kommen nur in sehr stark verdünntem Zustand zur
                              									Anwendung, doch richtet sich ihre Stärke nach dem Grad der
                              									Feinheit des Gewebes. Bei gröberen Sorten wird zur ersten
                              									Kochung eine Lauge von etwa 1 1/3 Proc. kohlensaurem Kali
                              									angewendet, welche bei Handwärme nahe 2° Baumé
                              									zeigt (bei ätzendem Kali 1 1/2° B.). Bei feinen
                              									Leinensorten ist eine Stärke von 1 Proc. hinreichend. Man glaube
                              									indessen nicht, daß die Laugen stets ängstlich mit dem Aräometer
                              									geprüft werden, vielmehr geht ihre Bereitung auf die einfachste
                              									Art nach Maaß und Gewicht vor sich. Wäre z.B. die starke Lauge
                              									aus 100 Pfd. Steinasche und 24 Eimern Wasser bereitet, so würde
                              									man, um eine Lauge von nahe 1 Proc. zu erhalten, auf je 100
                              									Eimer Wasser (zu 25 Pfd. gerechnet), 12 Pfd. Soda in den Kessel
                              									geben, sie in wenig heißem Wasser lösen und nun 2 1/2 Eimer
                              									starker Lauge nebst 100 Eimer Wasser zusetzen.
                           Nachdem nun also der Kessel bis zu der angemessenen Höhe, d.h.
                              									soweit, daß nach dem Einbringen der Leinwand die Lauge bis nahe
                              									an den obern Rand des Kessels reicht, mit Wasser und dem Zusatz
                              									von starker Lauge gefüllt ist, wird ein aus wenigen starken
                              									Stricken gebildetes Netz in den Kessel gebracht und die Waare,
                              									in Bündeln von 10 bis 12 Stück, je nach der Feinheit, leicht
                              									zusammengebunden, eingelegt, das Netz darüber
                              									zusammengeschlagen, eine Anzahl nach der Kreisfläche des Kessels
                              									zugeschnittener Bretter darüber gelegt, diese wieder durch
                              									drei querübergelegte eiserne Schienen heruntergedrückt und
                              									endlich diese letzteren vermittelst eiserner, an der Innenwand
                              									des Kessels nahe unter dem Rand befindlicher Krampen
                              									festgemacht. Die Lauge muß nun bis nahe an den Rand des Kessels
                              									reichen und das mittelst der Bretter herabgedrückte Leinen
                              									überall und vollständig bedecken. Der Deckel wird nunmehr auf
                              									den Kessel herabgelassen, durch eine Anzahl an dem Rand
                              									befindlicher Schraubenklammern befestigt und die Kochung sofort
                              									begonnen. Ein Kessel von der angegebenen Größe, d.h. 10 Fuß
                              									oberm Durchmesser, faßt 250 bis 300 Stück feiner Leinen von 26
                              									Yards, von grober verhältnißmäßig weniger und an Lauge reichlich
                              									500 Eimer, so daß, unter Voraussetzung des so eben angegebenen
                              									Verhältnisses, 60 Pfd. Soda und 50 Pfd. Steinasche nöthig seyn
                              									würden. Man sucht nun durch vorsichtiges Feuern die Lauge in
                              									solcher Hitze zu erhalten, daß sich in Folge des Dampfdrucks die
                              									Sicherheitsventile, deren Gewicht einem Dampfdruck von 2 Pfd.
                              										pro Quadratzoll entspricht, nur
                              									von Zeit zu Zeit öffnen. Diese Methode der Kochung in
                              									verschlossenen Gefäßen unter vermehrtem Druck (kaum 1 1/6
                              									Atmosphäre) und erhöhter Temperatur (83° R.) hat vor der
                              									Kochung in offenen Gefäßen die wesentlichen Vorzüge, daß 1) die
                              									lösende Kraft der Lauge verstärkt, 2) ein wirkliches Aufwallen
                              									oder Sieden vermieden wird und 3) die zu oberst liegende Waare
                              									mit den unteren Lagen fast ganz gleiche Hitze erhält. Daß die
                              									Leinwand bei dieser Kochungsart nicht leidet, ist durch die
                              									Erfahrung hinlänglich erwiesen. Uebrigens wird, wie bereits oben
                              									erwähnt, in mehreren Bleichen auch in offenen Kesseln
                              									gekocht.
                           Die erste Kochung dauert, je nach der Feinheit der Waare, 2 1/2
                              									bis 3 Stunden. Das Feuer wird sodann ausgelöscht, der Deckel
                              									geöffnet, die oberen Schlingen des Netzes an das Kreuz des von
                              									dem Krahn herabhängenden Flaschenzugs angehakt, und der ganze
                              									Inhalt so mit einemmal aus dem Kessel emporgewunden, über
                              									welchem er zum Ablecken eine Weile hängen bleibt. Der ganze
                              									Ballen wird nun auf einige, zu dem Ende hingelegte Bretter, oder
                              									besser in eine nicht weit von dem Kessel angebrachte vertiefte
                              									hölzerne Cisterne herabgelassen, in welche bei Oeffnung eines
                              									Hahns eine Anzahl Wasserstrahlen aus einer Rinne sich ergießen
                              									und die Leinenstücke vorläufig abspülen.
                           Waschung. Es folgt nun eine Waschung
                              									unter den Waschhämmern, um die Lauge völlig zu entfernen, wobei
                              									jedem Hammer ein Bündel von 10 bis 20 Stück zuertheilt, unter
                              									acht Hämmern also, wie sie in Bleichen von mittlerer Größe
                              									vorräthig zu seyn pflegen, gleichzeitig 80 bis 160 Stück in 25
                              									Minuten gereinigt werden; nach welcher Zeit das aus
                              									einer Rinne auffließende Wasser ganz rein und klar abläuft. Es
                              									wurde bereits oben erwähnt, daß bei den ersteren Waschungen, in
                              									Ermangelung eines hinlänglichen Vorraths von Quellwasser, auch
                              									ohne Nachtheil Flußwasser dienen kann.
                           Auslegen auf den Bleichplan. Die
                              									gewaschenen Leinen werden sodann auf die Bleichwiese gebracht
                              									und hier, nur unvollkommen ausgebreitet, je nach dem Wetter und
                              									der Sorte, 2 bis 3 Tage lang liegen gelassen. Ein Begießen auf
                              									dem Bleichplan findet, wie bemerkt, in Irland nie statt, da die feuchte Luft und
                              									der häufige und starke Thau die Leinwand immer feucht genug
                              									erhalten.
                           Fernere Kochungen. Von der Wiese
                              									kommen die Stücke zur zweiten Kochung, werden nach Beendigung
                              									derselben wieder 25 Minuten unter den Wäschhämmern bearbeitet,
                              									wieder auf dem Bleichplan ausgelegt, sodann der dritten Kochung
                              									unterworfen u.s.f.
                           Die geringste Zahl der solchergestalt auf einander folgenden
                              									Kochungen beläuft sich auf 6; sie richtet sich nach der
                              									Beschaffenheit der Leinwand und kann bei gröberen Sorten selbst
                              									bis zu 12 oder 14 steigen. Die Laugen werden dabei in
                              									abnehmender Stärke angewendet und auch die Zeitdauer der
                              									Kochungen allmählich verkürzt, so daß sie bei der sechsten
                              									Kochung nur 1/2 bis 1 Stunde dauert; bei den ferneren Kochungen,
                              									wenn solche erforderlich sind, findet eine weitere Abkürzung
                              									unter 1/2 Stunde nicht statt.
                           So wie in der Zeit, wird auch in der Stärke der Laugen allmählich
                              									abgebrochen. Wurde mit einer Lauge von 2° B. angefangen,
                              									so geht man nach und nach auf etwa 1/2° herab. Es soll
                              									indessen in einigen Bleichen dieses Verfahren die Abänderung
                              									erleiden, daß man bei den ersten Kochungen mit schwächerer Lauge
                              									anfängt, sodann bis zur vierten oder fünften allmählich steigt
                              									und dann wieder zu schwächeren Laugen heruntergeht. Eine
                              									ähnliche, erst steigende, dann wieder abnehmende Progression
                              									soll dann auch in der Zeitdauer der Kochungen stattfinden. Von
                              									theoretischer Seite läßt sich hiefür durchaus kein genügender
                              									Grund auffinden, und auch die Erfahrung soll sich nicht
                              									entschieden zu Gunsten dieser mysteriösen Verfahrungsart
                              									aussprechen. Klar ist, daß bei den ersten Kochungen die Menge
                              									aus der noch ungebleichten Faser aufzunehmenden Stoffe größer
                              									seyn muß als bei den späteren, und daß es hiezu auch einer
                              									verhältnißmäßig größeren Menge Alkali bedarf. Zwar ließe sich
                              									hiegegen erinnern, daß in den späteren Stadien des
                              									Bleichprocesses die noch vorhandenen kleinen Reste der färbenden
                              									Materien von der Faser fester zurückgehalten werden könnten und
                              									zur Auflösung eines stärkern Lösungsmittels
                              									bedürften als zu Anfang; aber dann müßte man folgerecht mit der
                              									Verstärkung der Laugen bis zu Ende fortfahren. Außerdem liegt ja
                              									bei den ersten Kochungen ebenso gut wie bei den späteren die
                              									Absicht vor, so viel wie irgend möglich von der färbenden
                              									Substanz aufzulösen (so weit dieß ohne Nachtheil für das Gewebe
                              									möglich ist); und läßt sich dieser Zweck durch einen gewissen
                              									Ueberschuß der Lösungsmittel erreichen, warum sollte nicht ein
                              									solcher Ueberschuß gleich von vornherein mit gleichem Vortheil,
                              									wie späterhin in Anwendung gebracht werden können?
                           Die einmal gebrauchte Lauge wird meistens, um das in ihr noch
                              									enthaltene freie Alkali zu Gute zu bringen, noch zu der
                              									nächsten, ja wohl noch zu zwei folgenden Kochungen wieder
                              									benutzt, indem man sie bei jeder durch einen Zusatz von frischer
                              									Lauge verstärkt; ein Verfahren, welches insbesondere bei
                              									gröberer Leinwand, die keine so ängstliche Genauigkeit in der
                              									Laugenstärke erheischt, ganz zweckmäßig genannt werden darf, bei
                              									feinerer Waare aber, und so auch bei den letzten Kochungen, wohl
                              									nicht zu empfehlen ist.
                           Bei gehöriger Beschäftigung der Bleiche werden in dem Hauptkessel
                              									täglich drei bis vier Kochungen vorgenommen.
                           Es werden ferner in den späteren Perioden die Stücke mit mehr
                              									Sorgfalt auf dem Feld ausgebreitet als zu Anfang, indem man sie
                              									mittelst kleiner, etwa 5 Zoll langer Pflöckchen befestigt, die
                              									man an den vier Ecken und an den Längenseiten eines jeden Stücks
                              									in das nasse Leinen mit eigenthümlicher Kunstfertigkeit eindreht
                              									und sodann in den Boden steckt.
                           Nachdem nun durch abwechselndes Kochen, Reinigen unter den
                              									Waschhämmern und zwei bis dreitägiges Auslegen die Waare bereits
                              									ziemlich vollständig gebleicht ist, werden jene Stücke, die sich
                              									für die fernere Behandlung mit den Sauer- und Chlorbädern
                              									reif zeigen, ausgelesen, die nicht hiezu geeigneten aber nach
                              									Erforderniß noch ein- oder mehreremal wieder gekocht und
                              									ausgelegt. Es gehört viel Uebung von Seiten der Arbeiter dazu,
                              									diese Sortirung richtig zu bewerkstelligen. Als Hauptmerkmal der
                              									Reife zu den Sauerbädern betrachtet man, wenn die Leinwand
                              									bereits einen ziemlich weißen Grund zeigt, aber doch noch
                              									häufige gelbe strohartige Flecke besitzt. Diese müssen noch vorhanden seyn. Ist von
                              									ihnen wenig oder nichts mehr zu bemerken, so ist dieß ein
                              									Beweis, daß das Leinen beim Kochen zu stark angegriffen wurde
                              									und es steht dann zu fürchten, daß es bei den ferneren
                              									Bleichoperationen mürbe wird.
                           
                           Sauerbad. Das nun folgende Sauerbad
                              									besteht in einem längern Einlegen in sehr stark verdünnte Schwefelsäure. Daß man sich zu diesen
                              									Bädern großer länglich viereckiger hölzerner Kasten, oder auch
                              									runder Bottiche bedient, ist schon oben erwähnt. Man füllt
                              									dieselben etwa zu 3/4 mit reinem Wasser und rührt 1/300 vom
                              									Gewicht desselben, also auf jeden Eimer von 25 Pfd. 2 2/3 Loth
                              									concentrirte Schwefelsäure ein. Da sich dieselbe ihrer Schwere
                              									wegen gern am Boden des Gefäßes ansammelt, so ist ein
                              									anhaltendes Rühren mit einer hölzernen Fülle nothwendig.
                           Die Leinen werden dann trocken, wie sie vom Bleichplane kommen,
                              									einzeln und möglichst ausgebreitet eingelegt und bleiben eine
                              									Nacht, oder etwa 12 Stunden darin. Von größter Wichtigkeit ist
                              									hiebei, daß nicht das kleinste Stückchen der Waare aus der
                              									sauren Flüssigkeit hervorrage; sie muß überall noch um einige
                              									Zoll von dem Sauerwasser überdeckt seyn.
                           Waschen. Die aus dem Sauerbad
                              									genommene Leinwand wird sodann durch 1/2stündiges Bearbeiten
                              									unter den Waschhämmern aufs beste gereinigt.
                           Einseifen. Das hierauf folgende
                              									Einseifen wird auf folgende Art verrichtet. Das Leinen wird im
                              									nassen Zustand, so wie es aus dem Waschstock kommt, über einen
                              									Tisch hinweggezogen und flüchtig, ohne dabei irgend ausgebreitet
                              									zu seyn, mit einem Stück weißer Seife ein paarmal bestrichen;
                              									wobei auf jedes Leinenstück von 26 Yards etwa 1/4 Pfd. Seife
                              									verbraucht wird.
                           Nach einem andern Verfahren legt man die Waare in einen, unter
                              									der Seifmaschine stehenden Kasten mit
                              									warmem Seifenwasser, welches offenbar ein weit gleichmäßigeres
                              									Eindringen der Seife nach allen Stellen hin bewirkt. Das hiezu
                              									dienende Seifenwasser wird in einem besondern kleinen
                              									eingemauerten Kessel, oder in einem hölzernen Bottich durch
                              									Einleiten von Wasserdampf aus einem kleinen Dampfkessel
                              									bereitet. Bei dieser letztem Einrichtung ist noch der Vortheil,
                              									daß durch eine von dem Dampfkessel in den Kasten der
                              									Seifenmaschine geleitete Dampfröhre das Seifenwasser stets
                              									handwarm gehalten werden kann.
                           Das Einseifen auf der Seifmaschine hat, wie das sogenannte Hobeln
                              									den Zweck, durch gewaltsames Reiben die Fäden des Gewebes bis in
                              									die feinsten Poren mit Seife zu durchdringen, um desto sicherer
                              									jede Spur etwa noch vorhandener Säure zu neutralisiren. Die
                              									Einrichtung ist weiter unten nachzusehen. Die Leinenstücke
                              									Passiren zwischen den gezahnten Brettern hindurch und
                              									werden dabei von den cannelirten Walzen langsam (2 Fuß in der
                              									Minute) fortgezogen, auf ähnliche Weise aber noch kräftiger
                              									gerieben und durchgearbeitet, als dieses beim Waschen aus freier
                              									Hand geschehen würde. Daß eine so gewaltsame Procedur dem Gewebe
                              									keinen Nachtheil bringt, hat die Erfahrung hinlänglich gezeigt,
                              									und erklärt sich wohl aus dem nassen und durch die Seife
                              									schlüpfrigen und geschmeidigen Zustand desselben.
                           Die Stücke werden dabei auf eine eigenthümliche Art an einander
                              									geheftet, um in ununterbrochener Folge eines nach dem andern
                              									durch die Maschine zu gehen. Der Arbeiter nämlich schlägt die
                              									beiden Enden des einen Stücks übereinander, rollt die Ränder
                              									strangartig zusammen und bildet so einen Ring. Das vordere Ende
                              									des nächsten Stücks wird eben so behandelt und zwar der von
                              									demselben gebildete Ring in den des vorhergehenden Stücks
                              									eingehängt, so daß beide Stücke wie Glieder einer Kette
                              									zusammenhängen. Die gewöhnlichen Seif- oder
                              									Hobelmaschinen (rubbers, rubbing
                                 										boards) sind von der Einrichtung, daß gleichzeitig
                              									sechs Stücke darin bearbeitet werden.
                           Kochung. Auslegen auf den Bleichplan.
                              									Ist eine hinlängliche Anzahl von Stücken geseift, so werden
                              									diese in den Kessel gebracht und mit schwacher, etwa 1/2 proc.
                              									Lauge 1 1/2 bis 2 Stunden gekocht, unter den Waschhämmern
                              									gewaschen und auf den Bleichplan gebracht, wo sie zwei Tage
                              									sorgfältig ausgebreitet verbleiben, ohne aber, wie schon oben
                              									bemerkt, je begossen zu werden.
                           Chlorbad. Es folgt nun ein Chlorbad.
                              									Die hiezu dienende Flüssigkeit ist eine äußerst verdünnte Auflösung von unterchlorigsaurem
                              									Kali (Chlorkali, javellischer Lauge), welche sich die Bleicher
                              									durch Zersetzung von Chlorkalk mittelst Potasche selbst
                              									bereiten. Man löst zu dem Ende Chlorkalk in Wasser, läßt die
                              									Flüssigkeit sich klären, gießt sie von dem Bodensatz ab und
                              									setzt so lange Potascheauflösung hinzu, als noch ein weißer
                              									Niederschlag gebildet wird; fügt sodann noch einen kleinen
                              									Ueberschuß dieser letztern Lösung hinzu und bewahrt die von dem
                              									Niederschlag abgezogene Flüssigkeit in Glasgefäßen, wozu sich
                              									die bekannten großen Schwefelsäureballons gut eignen, zum
                              									Gebrauch auf. Zum Behuf der Anwendung wird diese Flüssigkeit mit
                              									sehr vielem Wasser verdünnt, und zwar der Grad der Verdünnung
                              									nach dem Geschmack bestimmt. Sie ist so ungemein schwach, daß
                              									mit Indig mittelblau gefärbte Wolle, versuchsweise in dieselbe
                              									eingelegt, selbst nach 24 Stunden noch keine bemerkliche
                              									Bleichung erlitten hatte.
                           
                           Zur nähern Ermittelung des Verdünnungsverhältnisses wurde eine
                              									Probe der zum Gebrauch angemachten Chlorflüssigkeit nach dem
                              									bekannten chlorometrischen Verfahren mittelst einer
                              									Arseniklösung untersucht. 4,439 Gramme weißer Arsenik, in wenig
                              									Salzsäure gelöst, sodann mit destillirtem Wasser bis zu 1000
                              									Grammen verdünnt und mit ein wenig Indiglösung gefärbt,
                              									erforderten zu ihrer Entfärbung die zehnfache Menge der
                              									Bleichflüssigkeit.
                           Nachdem nun der für die Chlorbäder bestimmte Kasten oder Bottich
                              									mit der Bleichflüssigkeit zu 2/3 gefüllt ist, wird die von dem
                              									Bleichplan hereingeholte Waare möglichst gut ausgebreitet
                              									hineingebracht, so daß sie noch einige Zoll hoch von der
                              									Flüssigkeit bedeckt ist und nirgend aus
                                 										derselben hervorragt. So bleibt das Ganze offen 12
                              									Stunden ruhig stehen. Die Wirkung des Chlorkali ist in diesem
                              									verdünnten Zustand der Leinenfaser so wenig nachtheilig, daß die
                              									Dauer des Chlorbads ohne allen Nachtheil von 12 bis auf 14
                              									Stunden verlängert werden kann.
                           Waschen. Das aus dem Chlorbad
                              									genommene Leinen wird sofort unter die Waschhämmer gebracht und
                              									1/2 Stunde lang bearbeitet.
                           Sauerbad. Es folgt sodann ein zweites
                              									Sauerbad, ebenso wie im Vorhergehenden angegeben wurde, nur mit
                              									dem Unterschied daß die Säure noch ein wenig schwächer ist.
                           Waschen. Einseifen. Hierauf wird
                              									wieder gewaschen und zum zweitenmal auf der Seifmaschine
                              									eingeseift.
                           Digestion mit Seifenwasser. Endlich
                              									folgt bei feinen Leinensorten, die nur eines einmaligen
                              									Chlorbads bedürfen, die letzte Behandlung mit Seifenwasser und
                              									Lauge, das sogenannte Scalding. Es
                              									ist dieses eine etwa zwei Stunden lang fortgesetzte Erwärmung
                              									mit schwachem Seifenwasser und sehr schwacher (etwa 1/4°
                              									B. starker) Lauge, wobei die Temperatur nicht völlig bis zur Siedhitze steigt. Des zu dieser
                              									Operation dienenden Kessels mit hölzernem Sturz ist schon oben
                              									Erwähnung geschehen.
                           Waschen. Auslegen auf den Bleichplan.
                              									Die aus dem Kessel kommenden Leinen werden nun wieder den
                              									Waschhämmern übergeben, sodann zum letztenmal auf der
                              									Bleichwiese ausgelegt und schließlich nochmals unter den
                              									Waschhämmern gewaschen, worauf sie dann sogleich im noch nassen
                              									Zustand zu den Appretirarbeiten übergehen.
                           Zeigt sich, wie dieß bei gröberen Leinwandsorten gewöhnlich der
                              									Fall ist, nach dem zweiten Sauerbad das Leinen noch nicht
                              									hinlänglich weiß, so folgt nach dem Einseifen, Kochen und
                              									Auslegen, statt der Digestion mit Seifenwasser, ein zweites Chlorbad nebst den dazu
                              										gehörigen Operationen (d.h. Waschen, Sauerbad, Waschen,
                              									Seifen, Kochen, Waschen, Auslegen), ja es kann selbst nöthig
                              									werden diesen Cyklus zum drittenmal durchzumachen.
                           Auf einigen Bleichen wird das Sauerbad vor dem Chlorbad ganz weggelassen, und die Leinen
                              									kommen direct von dem letzten Auslegen in das Chlorbad.
                           Auf ähnliche Art wie oben bei der Lauge erwähnt, kann auch die
                              									Säure mehreremal, durch einen kleinen Zusatz frischer
                              									Schwefelsäure verstärkt, benutzt werden. Erst wenn sie zu unrein
                              									geworden, ersetzt man sie durch eine ganz neu bereitete
                              									Mischung.
                           Erkennung der beendeten Bleiche. Man
                              									setzt die Bleiche nicht so weit fort,
                              									bis alle die oben erwähnten strohartigen gelben Flecke völlig
                              									zerstört sind; denn wollte man diesen Punkt erreichen, so würde
                              									das Leinen wahrscheinlich zu stark angegriffen und mürbe seyn.
                              									Man hört vielmehr mit den Bleichoperationen auf, wenn nur hier
                              									und da noch ein gelber Strohfleck zu bemerken ist; und es finden
                              									sich daher solche einzelne gelbe Pünktchen in jeder fertigen gut
                              									gebleichten irischen Leinwand; ja sie liefern gerade den Beweis
                              									für eine vorsichtig geleitete und nicht über Gebühr fortgesetzte
                              									Bleichung.
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)