| Titel: | Beschreibung des irischen Verfahrens der Leinwandbleiche; von Dr. Heeren. | 
| Autor: | Friedrich Heeren [GND] | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XLI., S. 171 | 
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                        XLI.
                        Beschreibung des irischen
                           								Verfahrens der Leinwandbleiche; von Dr. Heeren.
                        (Schluß von S. 152 des vorigen
                           								Hefts.)
                        Mit Abbildungen aus Tab. III.
                        Heeren's Beschreibung des irischen Verfahrens
                           								der Leinwandbleiche.
                        
                     
                        
                           Appretur.
                           Stärken. Um das nach der letzten
                              									Waschung völlig nasse Leinen mit Stärkelösung oder einem andern
                              									Appretirmittel gehörig tränken zu können, wird es mittelst der
                              									Wringmaschine so viel wie möglich ausgerungen und hierauf in die
                              									Stärkelösung eingelegt. Das in den irischen Bleichen am
                              									häufigsten gebräuchliche Appretirmittel ist gewöhnliche
                              									Weizenstärke, welche in Belfast fabrikmäßig bereitet wird. Man
                              									rechnet auf 100 Stück durchschnittlich etwa 12 Pfd. Stärke, doch
                              									richtet sich dieses Verhältniß theils nach der Dicke der
                              									Leinwand, theils nach der beabsichtigten Glätte und Steifigkeit:
                              									ja bei einigen gröberen, aber sehr schönen, starken,
                              									festgewebten Leinensorten wird gar kein Appretirmittel
                              									angewendet. Die Stärke wird in einem besondern kupfernen Kessel
                              									mit Zusatz von Smalte zu einer schwachen Lösung gekocht, diese
                              									in einen hölzernen Kasten gegeben und die Leinwand hineingelegt.
                              									Nachdem sie sich mit der Stärkeflüssigkeit gehörig durchtränkt
                              									hat, zieht man sie zwischen zwei am obern Rand des Kastens
                              									befindlichen Hölzern hindurch, um sie vorläufig etwas
                              									auszupressen und bringt sie dann zwischen die Haken der
                              									Wringmaschine, zwischen welchen sie so weit ausgerungen wird,
                              									wie nöthig erscheint, um sie nicht allzusehr des Stärkemittels
                              									wieder zu berauben.
                           
                           Anstatt der Weizenstärke wenden einige Bleicher bei feineren
                              									Leinen und insbesondere da, wo ein starker Glanz verbunden mit
                              									einer eigenthümlichen Weichheit oder Zartheit im Anfühlen
                              									verlangt wird, auch Sago und Tapioka an, welche sie mit Wasser zu
                              									einer völlig gleichartigen, von Klümpchen freien Flüssigkeit
                              									zerkochen. Tapioka soll das beste Appretirmittel seyn.
                           Ist eine Stärkemaschine vorhanden, die
                              									allerdings eine weit gleichmäßigere Vertheilung der Appretur
                              									bewirkt und zugleich die Stücke sehr glatt und faltenfrei
                              									ausbreitet, was wieder eine gleichmäßigere Trocknung zur Folge
                              									hat, so läßt man die Waare wie sie von den Waschhämmern kommt
                              									und ohne sie erst auszuringen, vorläufig einmal ohne Stärke
                              									unter beständigem Auffluß von reinem Wasser zwischen den Walzen
                              									durchgehen, um die stärkeren Falten zu beseitigen, und legt sie
                              									erst dann in den mit der Appretirflüssigkeit gefüllten Kasten,
                              									aus welchem sie dann wieder zwischen den Walzen durchgeht.
                           Erste Trocknung. Das gestärkte Leinen
                              									wird nun ordentlich zusammengelegt, und nach dem Trockenhause
                              									transportirt, wo es in der oben beschriebenen Art an den dazu
                              									vorhandenen Häkchen aufgehängt wird. Ist die Waare hier ohne
                              									künstliche Nachhülfe durch Wärme bis zu dem Grad getrocknet, daß
                              									sie sich zwar nicht gerade naß, aber doch noch etwas feucht im
                              									Anfühlen zeigt, so wird sie abgenommen, um nun auf der
                              									Appretirmaschine die verlangte Glättung zu erhalten.
                           Stampfen. Es ist diese
                              									Appretirmaschine, der bekannte Stoß- oder Stampfkalander
                              										(beetling mill, beetling
                                 									engine), der wesentlichste Theil der irischen
                              									Appretirvorrichtungen. Sie enthält mehrere, etwa 10 Fuß lange,
                              									reichlich 1 1/2 Fuß dicke Walzen oder Bäume von Buchenholz,
                              									welche mittelst starker eiserner Zapfen drehbar und zugleich
                              									verschiebbar, auf horizontalen eisernen Schienen ruhen. Nachdem
                              									mehrere Stücke der zu appretirenden Leinwand in der gleich näher
                              									zu beschreibenden Art aufgebäumt worden sind, fetzt man eine
                              									Reihe von 30 hölzernen Stampfen mittelst einer Daumenwelle in
                              									rasche Bewegung, während zugleich die Walze mittelst eines
                              									Mechanismus langsam gedreht und hin und her geschoben wird,
                              									damit die Stampfer stets auf andere Stellen der Leinwand
                              									auffallen. Diese Stampfer von Buchenholz haben eine Länge von
                              									reichlich 5 Fuß und einen Querschnitt von nahe 4 Zoll im
                              									Quadrat, mithin ein Gewicht von etwa 24 Pfd. Der Hub von der
                              									Walze an gerechnet beträgt etwa 10 Zoll, von der Oberfläche des
                              									in einer Lage von ungefähr 1 Zoll Dicke aufgebäumten Leinens
                              									also 9 Zoll. Die unteren wohl geglätteten Flächen der Stampfer
                              									sind gerade und nur an den Rändern abgerundet. Man findet sehr
                              										häufig, wie dieses auch in der Zeichnung angedeutet ist, zwei
                              									solcher Stampfkalander in demselben Gerüst gleichsam zu einer
                              									Maschine verbunden. Daß auch diese Maschinen durch Wasserkraft
                              									getrieben werden, versteht sich von selbst.
                           Die zu einer Bleiche erforderliche Zahl dieser Stampfkalander
                              									richtet sich theils nach der Ausdehnung des Geschäfts, theils
                              									auch nach den herzustellenden Leinensorten. Die gewöhnlichen
                              									Sorten, welchen nur ein mäßiger Grad von Glättung ertheilt wird,
                              									bedürfen nur wenige Stunden Stampfzeit, während Sorten mit
                              									starkem Glanz selbst wochenlang unter den Stampfern bleiben, in
                              									welchem Fall die Arbeit einer Maschine nur wenig austrägt und
                              									daher eine große Anzahl solcher Maschinen nöthig wird. Die
                              									Bleiche zu Mullanmoore z.B. beschäftigt einige 70
                              									Stampfkalander, und es wurde zur Zeit meiner Anwesenheit noch
                              									ein Gebäude für zwanzig Maschinen angelegt, mit einem großen
                              									Wasserrad von 30 Pferdekräften; wonach also eine einzelne
                              									Maschine 1 1/2 Pferdekräfte erfordert; ein Kraftaufwand der auch
                              									mit dem Gewicht, dem Hub und der Schnelligkeit, mit welcher die
                              									Stampfer gehoben werden, einschließlich Reibung, recht gut
                              									zusammenstimmt.
                           Das Aufbäumen der Leinwand geschieht folgendermaßen: Von je zwei
                              									zu einer Maschine gehörenden Walzen ist stets die eine unter den
                              									Stampfern, während inzwischen die andere von der bereits
                              									gestampften Leinwand entledigt und mit neuer bewunden wird. Drei
                              									Stücke kommen neben einander zu liegen, wozu die Länge der
                              									Walzen von 10 Fuß bei der Breite der Stücke von 3 Fuß
                              									hinlänglichen Raum darbietet. Zum Behuf des Ab- und
                              									Auswindens wird die Walze auf den Schienen auf welchen sie
                              									liegt, aus ihrer Stelle unter den Walzen hinweggerollt, worauf
                              									die andere untergebracht wird. Drei Arbeiter setzen sich nun auf
                              									ein Brett neben der ersten Walze und ziehen die Leinen ab, wobei
                              									sich die Walze von selbst umdreht. Hierauf folgt das Aufbäumen
                              									von frischen Stücken. Zu diesem Ende wird auf das viereckige
                              									Ende der Walzenachse ein Dreher gesteckt und festgeschraubt,
                              									mittelst dessen ein Arbeiter die Walzen mit großer Schnelligkeit
                              									umdreht. Die drei sitzenden Arbeiter lassen nun erst jeder ein
                              									Stück Leinen von 25 Yards als Unterlage auflaufen, welches durch
                              									den beständigen Gebrauch stark geglättet ist. Diese Leute haben
                              									eine bewundernswürdige Geschicklichkeit darin, das Leinen so
                              									gerade und faltenlos aufzulegen, daß eine Windung ganz genau
                              									über der andern zu liegen kommt. Ist nun die Unterlage
                              									aufgebäumt, so kommt das zu bearbeitende Leinen selbst. Das Ende
                              									desselben wird nämlich etwa 4 Zoll weit unter das Ende des
                              									Unterlagstücks hinuntergeschoben, wodurch es eine Befestigung
                              									erhält, und nun bei schnellem Umdrehen der
                              									Walze das Leinen auflaufen gelassen. Die Arbeiter haben dieses
                              									zusammengefaltet vor sich auf einem Brett liegen und bewirken
                              									durch beständiges gelindes Klopfen mit beiden flachen Händen,
                              									daß sich alle Falten verziehen, und daß sich das Leinen ganz
                              									gerade und glatt aufwindet. In dieser Art werden 3 bis 6 Stücke
                              									übereinander aufgebäumt, dann wieder ein Stück zur Bedeckung,
                              									welches wie die Unterlage durch den beständigen Gebrauch
                              									geglättet ist, so daß sich die zu stampfende Leinwand zwischen
                              									zwei Stücken glatter Leinwand eingeschlossen befindet, und weder
                              									mit der Walze noch mit den Stampfen in Berührung kommt. Die
                              									Dicke der ganzen so gebildeten Lage beträgt reichlich einen
                              									Zoll. Nachdem zuletzt das Ende des obern Stücks mittelst zweier
                              									Nadeln befestigt worden, ist die Aufbäumung fertig. Die andere
                              									mit Leinen beladene Walze erfährt währenddem die Einwirkung der
                              									Stampfer und wird nach beendeter Stampfzeit zur Seite gerollt,
                              									zu welchem Ende die sämmtlichen Stampfer aufgehoben und außer
                              									Thätigkeit gebracht werden, die neu bewundene Walze untergelegt,
                              									die Stampfer wieder angelassen u.s.f.
                           Die gewöhnliche Stampfzeit beträgt zwei Stunden, womit indessen
                              									die Leinwand noch nicht fertig ist. Sie wird vielmehr nach
                              									Verlauf dieser Zeit nebst der Unterlage abgewunden und in entgegengesetzter Richtung wieder
                              									aufgebäumt, abermals zwei Stunden bearbeitet und dieser Wechsel,
                              									wobei auch das vorher zu unterst liegende Stück zu oberst kommt,
                              									noch zweimal wiederholt, so daß mithin ein jedes Stück
                              									viermalzwei, also acht Stunden unter den Stampfern ist. Soll
                              									aber bei einzelnen besonderen Sorten, eine bedeutende Glättung,
                              									ein wirklicher Glanz, hervorgebracht werden, so wird die
                              									Stampfzeit verlängert, ja es soll sich diese Zeit mitunter auf 2
                              									bis 3 Wochen ausdehnen. Daß also, wo stark geglättete Waare
                              									fabricirt werden muß, eine große Anzahl von Stampfkalandern
                              									nicht zu entbehren ist, leuchtet ein.
                           Zweite Trocknung. Nochmaliges
                                 										Stampfen. Die gestampften Stücke kommen, da sie wie
                              									erwähnt, im feuchten Zustand in Arbeit genommen wurden, jetzt
                              									wieder in das Trockenhaus, werden hier völlig getrocknet und
                              									sodann wieder zweimal 1/2 Stunde gestampft; endlich kunstgerecht
                              									zusammengelegt und die Packete noch ein wenig gestampft, um
                              									ihnen die hübsche, feste und compacte Gestalt zu geben, in
                              									welcher sie nun als fertige Waare dem
                              									Handel anheimfallen.
                           Sehr locker gewebte Leinensorten, z.B. eine Art leichter
                              									Taschentücher, werden in einem geheizten Trockenzimmer
                              									getrocknet, weil sie auf diese Art mehr Festigkeit und
                              									Elasticität erlangen, als sie beim Trocknen bei
                              									gewöhnlicher Temperatur, zumal bei dem feuchten Klima Irlands,
                              									erhalten würden.
                           Vergleichung der Stampf- und der
                                 										Walzkalander. Die im Vorhergehenden beschriebene Art
                              									des Appretirens mittelst der Stampfkalander ist die einzige in
                              									Irland gebräuchliche; wenigstens habe ich nirgend eine andere
                              									Art von Kalandern oder Mangen gesehen, und bei allen
                              									deßfallsigen Erkundigungen stets eine verneinende Antwort
                              									erhalten. Daß der gewöhnliche Walzenkalander ohne Vergleich
                              									schneller arbeitet und eine sehr schöne Glättung gewährt, ist
                              									den Besitzern der irischen Bleichen sehr wohl bekannt, und bei
                              									ihrem unverkennbaren Streben, zweckmäßige Verbesserungen
                              									einzuführen, würden sie sich derselben sicherlich bedienen, wenn
                              									sie nicht von den großen Vorzügen der Stampfmethode überzeugt
                              									wären. Diese Vorzüge sind leicht zu entdecken. Bei dem
                              									Walzenkalander, welcher dem Gewebe bei ein- oder
                              									zweimaligem Hindurchgehen durch die Walzen die nöthige Glättung
                              									verleihen soll, werden die Fäden mittelst eines
                              									außerordentlichen Drucks platt gedrückt, aber auch, weil sie
                              									kreuzweise über einander liegen, dermaßen in einander gedrückt,
                              									daß sie sich gegenseitig, wenn auch nicht abschneiden, doch
                              									jedenfalls schwächen. Bei dem plötzlichen Eintritt dieses
                              									gewaltsamen Drucks ferner haben die Fäden keine Gelegenheit ihre
                              									Lage zu verändern, sie bleiben daher in der oft ziemlich
                              									ungleichen Entfernung, welche ihnen auf dem Webestuhl ertheilt
                              									wurde. Der Stampfkalander vermeidet diese Nachtheile. Bei der
                              									langsamen, allmählichen Wirkung durch unzählich viele aber
                              									schwache Stöße ist den Fäden Freiheit gegeben, sich in etwas zu
                              									verschieben und gleichmäßig zu vertheilen, wodurch die
                              									Gleichartigkeit und das schöne Ansehen des Gewebes nur gewinnen
                              									kann. Da ferner das Gewebe in einer großen Anzahl von Lagen eine
                              									Schicht von reichlich einem Zoll Dicke bildet, und noch dazu
                              									durch die Unterlage und das Deckstück vor der Berührung mit dem
                              									Holz des Baumes und den Stampfen geschützt ist, so erleiden die
                              									Fäden keinen sehr gewaltsamen Druck, sie bleiben mehr in ihrer
                              									natürlichen runden Gestalt, drücken sich nicht einander, und die
                              									Glätte ist mehr eine Folge der langdauernden Reibung als eines
                              									momentanen Drucks.
                           Enthält das Gewebe einzelne dickere und dünnere Stellen, so
                              									werden bei Anwendung eines Walzkalanders die ersteren durch die
                              									harte, wenig elastische Oberfläche der Walzen vorzugsweise
                              									angegriffen, fast der ganze Druck concentrirt sich auf diese
                              									Stellen, welche daher unverhältnißmäßig stark in Anspruch
                              									genommen und geschwächt werden. Auch von diesem Uebelstand kann
                              									bei der Stampfmethode keine Rede seyn.
                           
                           Durch die Rundung der Fäden und einen eigenthümlichen
                              									moireartigen Schiller läßt sich die mittelst der Stoßkalander
                              									gegebene Glättung von der durch die Walzenkalander erzeugten
                              									leicht unterscheiden. Nur bei den sehr stark geglätteten, doch
                              									glänzenden Leinensorten möchte diese Unterscheidung schwieriger
                              									seyn.
                           Die Zeit welche zur vollständigen
                              									Beendigung der Bleich- und Appreturarbeiten erforderlich
                              									ist, kann durchschnittlich zu sechs Wochen angenommen werden.
                              									Eine Bleiche von mittlerer Größe, welche im Jahr vielleicht 8
                              									bis 10,000 Stück fertig macht, erfordert eine Triebkraft von
                              									etwa 30 Pferdekräften und ein Personal von 20 bis 25 Arbeitern,
                              									deren Mittelverdienst auf 7 bis 8 Shill. per Woche anzuschlagen ist. Als Durchschnittspreis für
                              									das Bleichen eines mittelfeinen Stücks von 26 Yards können 4
                              									Shill. angenommen werden.
                           Die Güte und Beliebtheit der irländischen
                                 										Leinwand beruht übrigens nicht allein auf der
                              									vollkommnen Bleichung und schönen Appretur, sondern ebensowohl
                              									auf der Gleichartigkeit des Gewebes und seiner anerkannten
                              									Dauerhaftigkeit, welche letztere ihren Grund wohl nur in der
                              									Güte des Gespinnstes, so wie in der Anwendung der dem Gewebe
                              									wenig nachtheiligen Stampfkalander finden kann. Allerdings ist
                              									diese große Dauerhaftigkeit seit Einführung der
                              									Maschinenspinnerei von mehreren Seiten in Zweifel gezogen
                              									worden; aber die große Nachfrage nach irländischer Leinwand auf
                              									den überseeischen Handelsplätzen, welche sich in der von Jahr zu
                              									Jahr zunehmenden Entwickelung dieser Industrie unverkennbar
                              									ausspricht, würde schon allein diese Zweifel niederschlagen,
                              									wenn nicht außerdem durch vielfältige Versuche und Beobachtungen
                              									erwiesen wäre, daß ein gutes Maschinengarn dem Handgespinnst an
                              									Festigkeit wenig oder nicht nachsteht.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 									Stampfkalander.
                           Die Maschine, deren nähere Beschreibung wir im Folgenden geben,
                              									ist eine doppelte, wie man sie in den irischen Bleichen häufig
                              									antrifft. Fig. 1
                              									zeigt dieselbe im Aufriß; Fig. 2
                              									im Grundriß; beide in 1/40 der natürlichen Größe. Fig. 3 bis 9
                              									stellen verschiedene einzelne Theile in 1/20 der natürlichen
                              									Größe, also doppelt so groß dar, als sie den ersten beiden
                              									Figuren entsprechen würde. Gleiche Buchstaben bezeichnen überall
                              									gleiche Theile.
                           Das Gerüst. Das sehr stark
                              									gearbeitete hölzerne Gerüst besteht zuvörderst aus zwei
                              									parallelen, auf gemauerten Unterlagen horizontal liegenden
                              									Balken a, a, welche wieder mittelst
                              									der schrägen Ständer die oberen Balken b,
                                 										b tragen. An der Vorderseite der Maschine Fig. 1 ist nach Art eines Hängwerks der starke Balken
                              										c, c angebracht, während an der
                              									Hinterseite ein ebenso starker Balken in gleicher Höhe zwischen
                              									den schrägen Ständern eingezapft ist, also nicht wie jener der
                              									Vorderseite, an dem obern Balken hängt. Die feste Verbindung
                              									zwischen der vordern und der hintern Gerüsthälfte wird theils
                              									durch zwei Querriegel d, d, theils
                              									durch acht Schienen e bewirkt,
                              									welche letztere vorzugsweise dazu bestimmt sind, die Reihe der
                              									Stampfer zu beiden Seiten einzuschließen. Die mittleren Balken
                              										c, c dienen den Daumenwalzen zur
                              									Unterlage, während die unteren a, a
                              									die Walzen tragen, auf welche die zu stampfende Leinwand
                              									aufgebäumt wird. Als unmittelbare Lager für diese Walzen sind in
                              									die unteren Balken eiserne Schienen f,
                                 										f eingelassen, in deren oberer Seite an den geeigneten
                              									Stellen die unteren Hälften der Lager, nämlich halbkreisförmige
                              									Ausschnitte sich befinden. Die oberen Hälften (Deckel) dieser
                              									Lager bleiben ganz weg, weil die Walzen bei der Arbeit häufig
                              									aus- und eingelegt werden müssen.
                           Die Leinenwalzen
                              									g, g sind von Buchenholz gearbeitet,
                              									an beiden Enden mit eisernen Zapfen versehen, welche in die
                              									vorhin erwähnten Lager eingelegt werden und sich in denselben
                              									sowohl drehen, als auch zugleich in eine rück- und
                              									vorgehende Bewegung versetzen lassen. Auf den vorderen Zapfen
                              									sitzen die Räder h, h von 13
                              									Zähnen.
                           Die Daumenwelleni, i sind mit zwei Reihen hölzerner
                              									Daumen k, k versehen, deren jede in
                              									einer langgezogenen Schraubenlinie gerade eine Windung um die
                              									Welle beschreibt, so daß allemal zwei Daumen einander
                              									gegenüberstehen, und jeder Stampfer während eines Umgangs der
                              									Welle zweimal gehoben wird. Eigenthümlich und gewiß recht
                              									zweckmäßig ist die Art wie die Daumen mittelst Schraubenbolzen
                              									an der Welle befestigt sind: man sehe Fig.
                                 									3. Bei dieser Befestigungsart nämlich ist es ein Leichtes
                              									in jedem Augenblick einen etwa lose gewordenen Daumen durch
                              									Anziehen der Schraubenmuttern wieder fest zu machen, oder einen
                              									abgenutzten durch einen neuen zu ersetzen. Die langen Zapfen an
                              									der Vorderseite der Daumenwellen tragen die Schrauben ohne Ende
                              										I, mit einfachem Gewinde; die
                              									Zapfen an der Hinterseite dagegen sind mit conischen Rädern
                              									ausgestattet, welche durch ein einfaches Vorgelege von dem
                              									Wasserrad ihre Drehung erhalten.
                           Die Stampferm, m stehen ihrer 30 in einer Reihe
                              									unmittelbar neben einander zwischen den Schienen e, e; sie sind von Buchenholz,
                              									halten 4 Zoll im Quadrat und etwa 5 1/2 Fuß in der Länge, wiegen
                              									also etwa 24 Pfd. Die untere Bahn ist flach und wohl geglättet,
                              									nur die Kanten sind ein wenig abgerundet. Die Heblatten n, n gehen quer durch die Stampfer
                              									und stehen auch an der von der Daumenwelle ab gekehrten
                              									Seite vor. Auf dieser Seite liegen, unter den Heblatten der
                              									ganzen Stampferreihen her, die Balken o, welche mit Ketten an den Enden der Hebel p, p befestigt sind und dazu dienen
                              									die sämmtlichen Stampfer, wie dieses bei dem jedesmaligen
                              									Umlegen der Leinenwalzen erforderlich ist, mit einemmal zu heben
                              									und außer WirksamkeitWirsamkeit zu sehen. Fig.
                                 									4, 5 u.
                              										6
                              									zeigen den Mechanismus zur Drehung, so wie zum Rück- und
                              									Vorschieben der Leinenwalzen. Die verticale Welle q läuft zwischen dem obern, an dem
                              									Balken b befestigten Lager r und dem untern, auf dem Fußboden
                              									des Arbeitslocals angeschraubten Lager 8. Diese Welle enthält
                              									das Rad t von 12 Zähnen, welches mit
                              									der Schraube ohne Ende l in Eingriff
                              									steht und dadurch gedreht wird. Weiter unten sitzt auf derselben
                              									Welle die Schraube ohne Ende u von
                              										doppeltem Gewinde und noch weiter
                              									unten eine excentrische Scheibe v.
                              									Diese letztere ist dazu bestimmt, die rück- und
                              									vorschiebende Bewegung der Leinenwalze zu bewerkstelligen, indem
                              									sie einen Schlitten w, der in Fig. 7 und 8 im
                              									Auf- und Grundriß, in Fig. 9
                              									von der Seite des Zapfens aus gesehen, abgebildet ist, in
                              									Bewegung setzt. Dieser Schlitten besteht aus einer horizontalen
                              									Stange, welche sich an beiden Enden in runde Zapfen x, x endigt, die in den Stützen y, y sich hin- und herbewegen
                              									lassen und enthält die Arme z, z,
                              									zwischen denen das Excentricum sich dreht, so wie die verticalen
                              									Lager α, α. Eine in
                              									diesen Lagern liegende Welle β,
                                 										β enthält zwei Räder, deren eins γ von 23 Zähnen und
                              									verhältnißmäßig sehr bedeutender Breite, mit der Schraube ohne
                              									Ende u in Eingriff steht, wodurch
                              									also die Welle β langsam
                              									umgetrieben wird. Das zweite Rad dieser Welle δ (nur in Fig. 4
                              									und 5
                              									deutlich sichtbar) von 13 Zähnen ist zu beiden Seiten mit
                              									Scheiben ε belegt, welche
                              									vorspringende Ränder bilden. Wenn nun, wie aus Fig. 5
                              									ersichtlich, die Räder h der
                              									Leinenwalzen auf die Räder δ
                              									gelegt sind, so befinden auch sie sich zwischen den Rändern und
                              									müssen die hin- und herschiebende Bewegung des ganzen
                              									Schlittens mitmachen und der Leinenwalze mittheilen. Man sieht
                              									also daß die verticale Welle q der
                              									Leinenwalze eine hin- und herschiebende Bewegung mittelst
                              									des Excentricums und eine drehende mittelst der Schraube ohne
                              									Ende ertheilt. Daß die Weite des Hin- und Herschubs der
                              									Breite der Stampfer gerade gleich ist, wurde bereits
                              									erwähnt.
                           Berechnet man nun, nach der Anzahl der Zähne der verschiedenen
                              									Räder, das Drehungsverhältniß der Walzen, so ergibt sich
                              									Folgendes: Einem jeden Umgang der Leinenwalze entsprechen 149
                              									1/2 Umgänge der Daumenwelle, also 299 Stöße eines jeden
                              									Stampfers, so daß den Umfang der mit Leinen bewundenen Walze zu
                              									etwa 67 Zoll angenommen, dieselbe bei jedem Stoß der Stampfer
                              									um beinahe 1/1 Zoll in drehender
                              									Bewegung fortrückt. Da ferner die Walzen sich während eines
                              									Umgangs sehr nahe 12 1/4mal hin- und herschieben, so
                              									beträgt für jeden Stoß der Stampfer die seitliche Bewegung der Walze etwa 1/3 Linie.
                           Die ganze Maschine ruht mit den unteren Balken auf gemauerten
                              									Unterlagen über einer etwa 2 Fuß tiefen Grube oder Vertiefung,
                              									damit die Arbeiter beim Auf- und Abbäumen der Leinwand
                              									bequem auf den als Bänken angebrachten Brettern neben den Walzen
                              									sitzen können.
                           
                        
                           Beschreibung der Seif- oder
                                 										Hobelmaschine.
                           Fig. 10 und 11
                              									zeigen diese Maschine im Aufriß, Fig.
                                 										12 im Grundriß. In dem hölzernen Gestell a, a liegen auf Querriegeln drei,
                              									aus eichenen Bohlen gebildete Rinnen oder Tröge b, b, deren beide Seitenwände
                              									unmittelbar über dem untern Boden ovale Löcher c, c enthalten, durch welche bei der
                              									Arbeit das Leinen quer hindurchgezogen wird. Innerhalb einer
                              									jeden der Rinnen liegt eine Bohle d,
                                 										d, welche mittelst des gleich zu beschreibenden
                              									Mechanismus hin- und hergezogen wird und dabei das
                              									langsam unter ihr fortgezogene Leinen gewaltsam reibt, zu
                              									welchem Zweck noch sowohl in die Böden der Tröge, als auch in
                              									die untere Seite der Reibebretter gezahnte oder gefurchte
                              									Bretter e, e von Weißbuchenholz
                              									eingelassen sind, wie sich am deutlichsten aus dem Durchschnitt
                              										Fig.
                                 										13 ergibt.
                           Eine mit drei Krummzapfen versehene verticale Welle f, f, welche wieder durch irgend ein
                              									angemessenes Vorgelege mit dem Wasserrad in Verbindung steht,
                              									bewirkt mittelst der Verbindungsstangen n die hin- und hergehende Bewegung der
                              									Reibbretter.
                           Da nun die Leinwand während der Bearbeitung zwischen den
                              									gefurchten Brettern langsam fortgezogen werden muß, so geht sie
                              									nach dem Austritt aus den Löchern der Tröge zwischen zwei in
                              									einander greifende gefurchte hölzerne Walzen g, g, deren eine mit einem großen
                              									Rad h von 144 Zähnen versehen ist,
                              									welches in eine Schraube ohne Ende an der verticalen Welle
                              									eingreift, deren andere dagegen mit ihren Zapfen in
                              									verschiebbaren Lagern i, i liegt,
                              									und durch Gewichte k, k gegen die
                              									erstere Walze angedrückt wird, um das Leinen festzuhalten und
                              									fortzuziehen. Die zu beiden Seiten der Tröge angebrachten Rollen
                              										m, welche an der einen Seite
                              									unter, an der andern Seite dagegen über den Löchern c, c liegen, sind dazu bestimmt, die
                              									Fortbewegung der Leinwand durch die Löcher der Tröge zu
                              									erleichtern; l ist der unter der
                              									Maschine stehende Kasten zur Aufnahme des Seifenwassers.
                           
                        
                           
                           Beschreibung der Waschhämmer.
                           Fig. 15 zeigt die Maschine von der Seite, Fig. 14 von hinten angesehen. Es ist eine Maschine zu
                              									vier Hämmern, von welchen in Fig.
                                 										14 der eine zur Linken weggelassen ist. Die
                              									Einrichtung des Gerüstes a bedarf
                              									keiner Erläuterung; der untere Raum, in welchem die Hämmer
                              									arbeiten, wird durch einen vielfach durchlöcherten Boden b, b gebildet, dessen innere
                              									Krümmung der äußern Krümmung der Hämmer entspricht, und der auf
                              									den unteren Schwellen c, c des
                              									Gerüstes befestigt ist; die Vorderseite dagegen durch einen
                              									starken, an der Innenseite cylindrisch ausgehöhlten Baum d. Die seitliche Begränzung wird
                              									durch Bretter e, Fig.
                                 										16, gebildet, welche zwischen dem Boden und der
                              									Vorderwand eingesetzt und durch Keile f befestigt werden, so daß sie durch das Wegnehmen
                              									dieser Keile sich leicht entfernen lassen. Eine solche
                              									Seitenwand ist auch in der Mitte der Maschine zwischen dem
                              									ersten und zweiten Hammerpaar angebracht, so daß solchergestalt
                              									Abtheilungen entstehen, in deren jeder allemal zwei Hämmer
                              									arbeiten.
                           Die Form der Hämmer geht aus der Zeichnung hervor; der größern
                              									Stabilität wegen ist zwischen dem Helm oder Stiel und dem
                              									vordern, der Bahn nahe gelegenen Theil des Kopfs eine Stütze h angebracht. An dem hintern Ende
                              									dagegen ist eine starke, nach unten gekehrte Heblatte i in den Hammer eingelassen. Eine in
                              									der Abbildung weggelassene starke Daumenwelle, welche durch eine
                              									einfache Radverbindung von dem Wasserrad umgetrieben wird, liegt
                              									unterhalb der ganzen Reihe der Waschhämmer, natürlich mehr der
                              									hintern Seite nahe und setzt vermittelst starker Daumen die
                              									Hämmer mit der Geschwindigkeit in Bewegung, daß jeder in der
                              									Minute 30 Stöße gibt. k, k ist ein
                              									langer Trog, aus welchem während der Arbeit durch kleine Löcher
                              									beständig reines Quellwasser auf die Leinwand fließt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
