| Titel: | Neues Verfahren zur Bereitung des Chloroform, von Huraut und Laroque. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XLIX., S. 218 | 
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                        XLIX.
                        Neues Verfahren zur Bereitung
                           								des Chloroform, von Huraut und Laroque.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr. 1210.
                        Verfahren zur Bereitung des
                           								Chloroform.
                        
                     
                        
                           Das Chloroform, welches als Schmerzstiller bei chirurgischen
                              									Operationen den Schwefeläther verdrängt hat, dürfte in Zukunft
                              									auch in der Industrie verschiedene nützliche Anwendungen finden.
                              									Es ist nämlich ein gutes Auflösungsmittel für Kautschuk,
                              									Gummilack und Copal; andererseits löst es auch mit Leichtigkeit
                              									das Brom, Jod, die ätherischen Oele, vegetabilischen Alkalien,
                              									Fette etc. auf. Es schien uns daher wichtig zu seyn, daß man zur
                              									Bereitung dieses Products ein schnell ausführbares und wenig
                              									kostspieliges Verfahren besitzt; ein solches glauben wir durch
                              									unsere Abänderungen von Soubeiran's
                              									Methode zur Fabrication des Chloroform (beschrieben S. 72 in
                              									diesem Bande des polytechn. Journals) im wesentlichen erzielt zu
                              									haben.
                           Wir verfahren folgendermaßen: man bringt 35 Liter (oder
                              									Kilogramme) Wasser in eine Destillirblase, welche im Wasserbad
                              									steht und erwärmt dasselbe auf 29 bis 32° Reaumur; dann
                              									rührt man 5 Kilogr. gebrannten und zuvor mit Wasser abgelöschten
                              									Kalk hinein, ferner 10 Kilogr. käuflichen Chlorkalk. Hierauf
                              									gießt man 1 1/2 Liter (3 Kilogr. und 835 Gramme) Alkohol von
                              									85° Tralles hinzu, rührt gut um, lutirt den
                              									Destillirapparat und bringt die Flüssigkeit so schnell als
                              									möglich zum Kochen. Nach Verlauf von einigen Minuten erwärmt
                              									sich der Helm und wenn sich die Wärme bis zum Ende des Halses
                              									fortgepflanzt hat, vermindert man das Feuer; bald nimmt die
                              									Destillation einen raschen Verlauf und geht von selbst fort bis
                              									zum Ende der Operation. Aus dem Destillationsproduct sondert man
                              									das Chloroform auf gewöhnliche Art ab; anstatt aber die über ihm
                              									stehenden Flüssigkeiten zu destilliren, wie Hr. Soubeiran empfiehlt, bewahrt man sie
                              									zu einer andern Operation auf, die man sogleich vornimmt. Hiezu
                              									bringt man neuerdings in die Blase – ohne von ihrem
                              									Inhalt etwas herausgenommen zu haben – 10 Liter Wasser,
                              									und wenn die Temperatur der Flüssigkeit wieder auf 29 bis
                              									32° R. gekommen ist, setzt man 3 bis 4 Kilogr. Kalk und
                              										10 Kilogr. Chlorkalk zu; das Ganze wird sorgfältig gemischt
                              									und dann die chloroformhaltige Flüssigkeit von der
                              									vorhergegangenen Operation zugegossen, welche man nur mit einem
                              									Liter Alkohol versetzt hat. Man rührt um und beendigt die
                              									Operation auf oben angegebene Weise. Mit einer Blase von
                              									hinreichender Capacität kann man noch eine dritte und sogar eine
                              									vierte Operation vornehmen, indem man dieselben Quantitäten der
                              									Substanzen anwendet und auf angegebene Weise verfährt.
                           Indem wir so vier Operationen nacheinander vornehmen, erhalten
                              									wir durchschnittlich mit 4 1/2 Liter Alkohol von 85°
                              									Tralles:
                           
                              
                                 von der ersten
                                    											Destillation
                                    550 Gramme
                                 Chloroform;
                                 
                              
                                 von der
                                    											zweiten     „
                                   
                                    											640     „
                                       „
                                 
                              
                                 von der
                                    											dritten      
                                    											„
                                   
                                    											700     „
                                       „
                                 
                              
                                 von der
                                    											vierten      „
                                   
                                    											730     „
                                       „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,620 Gramme
                                 Chloroform.
                                 
                              
                           Bei diesem Verfahren kommt das Kilogramm Chloroform nicht über 14
                              									Francs zu stehen, wie folgende Berechnung ergibt:
                           
                              
                                 40 Kilogr. Chlorkalk zu
                                    											65 Fr.
                                 26 Fr.
                                  – Cent.
                                 
                              
                                 17 Kilogr. gebrannter
                                    											Kalk zu 5 Fr.
                                  –  
                                    											„
                                 85   „
                                 
                              
                                 4 1/2 Liter Alkohol von
                                    											85°, zu 75 Cent.
                                   3  „
                                 40   „
                                 
                              
                                 Brennmaterial
                                   1  „
                                 50   „
                                 
                              
                                 Abnutzung der Gefäße
                                    											und Arbeitslohn für einen halben Tag
                                   4  „
                                  –   
                                    											„
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 35 Fr.
                                 75 Cent.
                                 
                              
                           Bei unseren Versuchen haben wir beobachtet, was übrigens schon
                              									Hr. Soubeiran bemerkte, daß man um so
                              									mehr Chloroform erhält, je rascher die Operation geleitet wird.
                              									Deßwegen erwärmen wir das Wasser, bevor wir den gebrannten Kalk
                              									und den Chlorkalk darin zerrühren; das Aufschäumen, welches bei
                              										Soubeiran's Verfahren so
                              									beträchtlich ist, wird kaum merklich, wenn man im Wasserbad
                              									operirt und mit Zusatz von Aetzkalk. Ueberdieß enthält das nach
                              									unserer Methode dargestellte Chloroform kein Chlor, wenn die
                              									Operation gut geleitet worden ist.
                           Wenn man das Chloroform mittelst Holzgeist statt Alkohol
                              									bereitet, so erhält man zwar etwas mehr Product, aber dennoch
                              									ist dieses Verfahren weniger vortheilhaft, theils wegen des
                              									höheren Preises des Holzgeistes, theils wegen des unangenehmen
                              									Geruchs, welchen er dem Chloroform mittheilt.