| Titel: | Der Lange'sche luftdichte Ofenverschluß. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. LXXX., S. 335 | 
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                        LXXX.
                        Der Lange'sche luftdichte Ofenverschluß.
                        Aus der deutschen
                           								Gewerbezeitung, 1847 Nr. 7.
                        Mit Abbildungen auf Tab. V.
                        Lange's luftdichter Ofenverschluß.
                        
                     
                        
                           Hr. Lange, welcher auf die
                              									Verfertigung und den Verkauf seiner luftdichten Ofenthüren in
                              									Berlin (Neanderstraße Nr. 34) etablirt ist, hat auf eine
                              									sinnreiche und einfache Weise den vollkommen luftdichten
                              									Verschluß der Ofenthüren bewerkstelligt, ohne daß die zu
                              									dichtenden Flächen abgeschliffen sind, wie bei der Vorrichtung
                              									von Beeck in Königsberg (beschrieben
                              									S. 260 in diesem Bande des polytechnischen Journals), welche
                              									Operation offenbar mit Kosten verbunden ist, ohne daß doch die
                              									absolute Dichtung, weil sich Theilchen zwischen die Flächen
                              									setzen können, schlechterdings verbürgt erscheint. Lange bewirkt seinen Verschluß durch
                              									das Einlegen einer mit einer elastischen unzerstörbaren Masse
                              									angefüllten Nuth in einer vorspringenden Rand-Nuthe und
                              									Feder-Schluß; die Zusammensetzung der Masse ist sein Geheimniß. Fig.
                                 										32 zeigt seine Thür von der Seite angesehen, alle drei
                              									Flügel aufgemacht. Fig.
                                 										33 ist ein Durchschnitt, alle drei Flügel geschlossen.
                              										a ist ein viereckiger Rahmen aus
                              									Gußeisen, der mit seinem schmälern Theile in den Ofen fest und
                              									luftdicht eingemauert wird. Aus dem Durchschnitt ersieht man
                              									dessen Stärke und innere Form. b ist
                              									die gewöhnliche Eintragthür fürs Brennmaterial, ebenfalls von
                              									Gußeisen mit schmiedeisernen Angeln und Hängen; beim Wirbel wird
                              									sie geöffnet. Diese Thür wird so lange gebraucht als
                              									Brennmaterial nachgelegt wird. Will man inzwischen damit
                              									einhalten, und ist das Feuer so weit niedergebrannt, daß man, um
                              									die Wärme im Ofen zusammenzuhalten, den Zugang der äußern Luft
                              									zum Feuer absperren will: so schließt man die Thür c, die, wie im Durchschnitt Fig. 33, zu sehen, rings im Viereck herum mit einer
                              										Nuth versehen ist, die sich in einen hervortretenden Rand des
                              									Rahmens fest einlegt, da sie mit oben erwähnter Masse ausgefüllt
                              									ist, und eine Schraube bei e mit
                              									einem viereckigen Kopf durch einen aufgesetzten Schlüssel in
                              									eine in das Gußeisen des Rahmens eingeschnittene Mutter
                              									eingeschraubt wird. Behält man diesen Schlüssel an sich, so ist
                              									ohne denselben die Thür nicht zu öffnen, was in manchen Fällen
                              									nicht ohne Vortheil ist; wir erinnern nur an Oefen, die durch
                              									Unberufene der Ueberheizung ausgesetzt sind, z.B. in Fabriken,
                              									Krankenhäusern, Casernen etc. c ist
                              									eine Messingthür die bei f
                              									eingeklinkt wird und das Ganze elegant abschließt. In der Regel
                              									hat die Thür eine lichte Oeffnung von 8 und 10 Zoll. Bei
                              									Verwendung dieser Thür fällt die sogenannte Ofenklappe im Rohre
                              									ganz weg. Bei Ofenfeuerungen ohne Rost genügt eine einzige Thür,
                              									bei Rostfeuerungen muß aber eine Doppelthür angewendet werden,
                              									die Lange ebenfalls liefert, und die
                              									zugleich die Oeffnung zur Eintragung des Brennmaterials und den
                              									Luftzutritt unterm Rost luftdicht absperrt. Am nützlichsten
                              									anwendbar ist die Lange'sche Ofenthür
                              									bei den für größere Räume sehr zweckmäßigen sogenannten Berliner
                              									Oefen, in die mit einemmale eine Menge Brennstoff eingetragen
                              									wird, dessen Wärme die große Thonmasse des Ofens aufsaugt und
                              									sie nach und nach wieder aushaucht. Für kleine eiserne
                              									Kanonen-, Füll- und Kohksöfen hingegen, welche die
                              									Wärme rasch an die Zimmerluft abgeben, und, sobald das Feuer
                              									ausgebrannt ist, wieder kalt sind, nützt weder Ofenklappe noch
                              									luftdichte Ofenthür. Derartige Oefen sind jedoch nur dort
                              									ziemlich allgemein, wo ausschließlich Stein- und
                              									Braunkohlen, sowie deren Kohks gebrannt werden. Unbezweifelt
                              									aber halten dieselben die Wärme nicht gut zusammen. Diese
                              									Eigenschaft und zugleich diejenige rascher Heizung besitzen
                              									unstreitig diejenigen Oefen, welche unten von starker
                              									feuerfester Thonmasse (welche zugleich die erforderliche hohe
                              									Temperatur im Heizraum befördert), und oben von leichtem
                              									Eisenguß gebaut sind. Diese Materialvertheilung, abgesehen davon
                              									daß sie streng den Forderungen der Gesetze der Wärme entspricht,
                              									trägt auch zur Veredelung der Ofenformen bei. Das massigere
                              									Material muß jederzeit die Grundlage bilden; die eisernen
                              									leichten Formen werden sich auf massigem Thonpiedestal frei und
                              									anmuthig erheben. Solche Oefen werden durch den Lange'schen Ofenverschluß
                              									vollkommen.
                           Ueber das Einsetzen und die Behandlung der
                                 										luftdichten Ofenthür und die damit verbundene
                              									Zimmerheizung theilt Hr. Lange
                              									folgende Bemerkungen mit: 1) Eine luftdichte Ofenthür muß
                              									sorgfältig und fest eingesetzt und darf beim Gebrauch nicht lose
                              									werden. 2) Während des Einsetzens muß in die Schraubenmutter ein
                              									Kork oder hölzerner Pflock eingeschoben werden, damit kein
                              									Lehm eindringen kann. 3) Wenn der Ofen neu gesetzt wird, so darf
                              									die Verschlußthür nicht eher zugeschroben werden, als bis der
                              									Ofen völlig ausgetrocknet ist. Auch ist es gut wenn während der
                              									Sommerzeit die Verschlußthür um einige Züge zurückgeschoben
                              									wird, damit die Masse, die in der Nuth befindlich ist, nicht an
                              									dem Eisen oxydirt. 4) Es darf keine Klappe in der Rauchröhre
                              									seyn, und wo solche noch an einem Ofen befindlich ist, wird der
                              									Stiel auf irgend eine Weise befestigt, damit die Röhre nicht
                              									verschlossen werden kann. 5) Die Verschlußthür kann, sobald das
                              									Brennmaterial sich aufgelöst hat, auch noch früher, ohne alle
                              									Gefahr des Erstickens, zugeschroben werden, und es hängt die
                              									Wirkung der Heizung nur von dem frühen oder späten Verschließen
                              									ab. Vorzüglich zweckmäßig ist die Verschlußthür an einem Ofen,
                              									der vom Zimmer aus geheizt wird (sogenannter Windofen); sie kann
                              									aber auch, um Brennmaterial zu ersparen, zum Ofen angewendet
                              									werden der von außen geheizt wird. 7) Die Verschlußthür kann
                              									nicht nur an Oefen von Kacheln, sondern auch an eisernen Oefen
                              									angebracht werden. 8) Wenn die Masse in der Nuth der
                              									Verschlußthür auf irgend eine Weise beschädigt ist, so wird
                              									erstere, sowie auch die Nuth mit Wasser befeuchtet und
                              									ausgebessert, dann im feuchten Zustande angeschroben, damit die
                              									Feder sich darin bildet und muß zurückgeschroben stehen bleiben,
                              									bis die Masse getrocknet ist.
                           Bei vergleichenden Versuchen welche der rühmlichst bekannte
                              									Techniker Major Blesson in Berlin
                              									anstellte, hat sich folgendes ergeben: 1) der Ofen, nach Lange'scher Art verschlossen, behält
                              									seine Hitze weit länger bei, als wenn man ihn mit der Klappe
                              									absperrt; 2) die Lange'sche Thür kann
                              									im vollen Brande verschlossen werden, ohne daß der mindeste
                              									Geruch im Zimmer entsteht. Das Holz brennt nicht weiter, sondern
                              									erlischt und verkohlt, so daß die vollkommene Luftdichtigkeit
                              									sich augenscheinlich zeigt, und 3) die Wärmehaltung und die
                              									Ersparniß an Brennmaterial bei einem Ofen gewöhnlicher
                              									Construction (mit wagerechten Zügen) kommt völlig derjenigen des
                              									russischen Guschenofens gleich; endlich 4) haben solche
                              									Verschlußthüren nach dreijährigem Gebrauch nicht die mindeste
                              									Ausbesserung erfordert, die Polsterung in der Nuth war nach
                              									dieser Zeit noch eben so elastisch und es hatte sich nicht der
                              									mindeste Uebelstand herausgestellt.
                           Durch den Lange'schen Ofenverschluß
                              									ist also eine viel gleichförmigere Heizung mit Ersparniß an
                              									Brennmaterial bewirkt und die absolute Unmöglichkeit
                              									hergestellt, daß eine Erstickung durch Kohlendampf entsteht.
                           
                        
                     
                  
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