| Titel: | Bericht über Soleil's verbesserten Saccharimeter (Zuckergehaltsmesser); der Société d'Encouragement erstattet von Ed. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. LXXXIV., S. 343 | 
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                        LXXXIV.
                        Bericht über Soleil's verbesserten Saccharimeter
                           								(Zuckergehaltsmesser); der Société d'Encouragement erstattet von Ed.
                              									Becquerel.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              								Sept. 1847, S. 545.
                        Mit Abbildungen aus Tab. V.
                        Soleil's verbesserter Sacharimeter.
                        
                     
                        
                           Die chemische Analyse ist in vielen Fällen zu umständlich oder zu
                              									schwierig, als daß der Techniker mittelst derselben über die
                              									Güte mancher Substanzen schnell ein Urtheil abzugeben vermöchte;
                              									sind aber gewisse physische Eigenschaften dieser Substanzen
                              									leicht zu ermitteln, so liefern sie ihm einen sichern
                              									Anhaltspunkt zur Beurtheilung des Werthes der Handelsproducte.
                              									Im polarisirten Lichte nun besitzt man ein Agens, auf welches
                              									die Elementarbestandtheile gewisser Substanzen so einwirken, daß
                              									die hervorgerufenen einfachen Reactionen die Erkennung der
                              									chemischen Constitution dieser Substanzen möglich machen; wir
                              									sprechen hier von den zuerst von Hrn. Arago am Quarz beobachteten Erscheinungen, die dann
                              									von Hrn. Biot genauer studirt wurden.
                              									Es beziehen sich diese Erscheinungen auf die nachher so benannte
                              										Rotation (Drehung) der Polarisationsebene. Da Hr. Biot entdeckte, daß gewisse feste,
                              									flüssige und gasförmige Substanzen dieselben Eigenschaften
                              									besitzen wie der Quarz, und da die Drehung in einem und
                              									demselben Körper stets proportional ist der Quantität der im
                              									Wege des Lichtstrahls liegenden thätigen Partikelchen, so folgt
                              									daraus, daß man die Messung des Drehungswinkels benutzen kann,
                              									um die Quantität, und in manchen Fällen auch die Qualität der zu
                              									analysirenden Substanzen zu ermitteln. Unter den Materien welche
                              									das Vermögen besitzen, die Polarisationsebene zum Drehen zu
                              									bringen, zeichnen sich vorzüglich die verschiedenen Zuckerarten
                              									aus, deren Vorhandenseyn leicht nachgewiesen werden kann und
                              									welche, je nach ihrer Natur, eine Drehung bald zur Rechten, bald
                              									zur Linken geben. Um aber von dieser physischen Eigenschaft als
                              									Untersuchungsmittel in der Technik Gebrauch machen zu können,
                              									muß man Apparate anwenden, mittelst deren man die Rotation
                              									schnell und richtig finden kann, ohne daß derjenige, welcher die
                              									Versuche anstellt, große Kenntnisse in der Physik zu besitzen
                              									braucht.
                           Dieses war der Zweck, welchen sich der Optiker Soleil vorsetzte, als er den
                              									vorliegenden Apparat construirte. Wir haben uns auf die Prüfung dieses Apparats als Meßapparat zu beschränken und uns
                              									zu überzeugen ob er als solcher allen Anforderungen
                              									entspricht.
                           Das Princip, welches Hrn. Soleil bei
                              									der Construction dieses Instrumentes leitete, findet in der
                              									Physik häufige Anwendung; es ist das Princip der Compensation
                              									(gegenseitigen Aufhebung). Um dasselbe in diesen Fällen
                              									anzuwenden, bringt man auf den Weg welchen das polarisirte Licht
                              									zu machen hat, den zu untersuchenden Körper und setzt dann
                              									zwischen diesen Körper und den Analysator eine andere thätige
                              									Substanz, welche in umgekehrtem Sinne wirkt und deren Dicke man
                              									so lange abändert, bis die Wirkungen sich aufheben; wenn
                              									letztere Substanz sich immer gleich bleibt, so kann man ihre
                              									Dicke als Maaß der Rotation nehmen. Statt also das
                              									Rotationsvermögen des zu analysirenden Körpers direct zu messen,
                              									compensirt man seine Wirkung durch diejenige einer andern, als
                              									Einheit angenommenen, thätigen Substanz; die von Hrn. Soleil dazu benutzte Substanz ist der
                              									Quarz. Die Compensation ist nur dann möglich, wenn der
                              									analysirte Körper und die Substanz, auf welche man alle
                              									Wirkungen bezieht, gleiche Zerstreuung haben; ist dieß nicht der
                              									Fall, so kann die Compensation nicht stattfinden; nun hat aber
                              									Hr. Biot bewiesen, daß die meisten
                              									Körper, insbesondere aber Quarz und Zucker, nahezu gleiches
                              									Zerstreuungsvermögen haben und einander ziemlich ausgleichen
                              									können. Es folgt hieraus, daß man bei Proben zu technischen
                              									Zwecken von dem Princip ausgehen kann: Zucker und Quarz haben
                              									gleiche Zerstreuung und bei geringen Dicken findet eine
                              									möglichst vollkommene Compensation statt.
                           Das Princip der Compensation ist sehr einfach, aber seine
                              									praktische Anwendung bot Schwierigkeiten dar, welche von Soleil durch seine Platte mit zwei
                              									Rotationen gehoben wurden, die den Gebrauch seines Apparats so
                              									leicht und bequem macht. Ehe ich die Vorzüge und Mängel dieses
                              									Instruments auseinandersetze, will ich es kurz beschreiben.
                           Man kann den Apparat als aus drei verschiedenen Theilen bestehend
                              									betrachten: 1) dem Polarisator; 2) der Röhre welche die zu
                              									analysirende Flüssigkeit enthält; 3) dem Analysator.
                           Der Polarisator besteht zunächst vorne aus einem gewöhnlichen
                              									doppelt-strahlenbrechenden Prisma aus isländischem Spath
                              									mit hinreichend großem Brechungswinkel; man entfernt es
                              									hinlänglich von dem am Vordertheil befindlichen Diaphragma
                              									(Blende), so daß ein einziges Bild, das außergewöhnliche
                              									fortbesteht, während das zweite außerhalb des Gesichtsfelds
                              									geworfen wird; dieses Prisma wird zum Theil achromatisirt durch
                              									ein Prisma aus Crownglas, dessen Hauptfunction ist, den polarisirten Strahl in die Achse des Apparats zurückzuführen.
                              									Nach dem doppelt-strahlenbrechenden Prisma kömmt die
                              									Platte mit zwei Rotationen; sie besteht aus zwei Quarzplatten
                              									mit entgegengesetzter Drehung, welche so neben einander gesetzt
                              									sind, daß ihre Trennungsfläche vertical und parallel zur Achse
                              									des Apparats ist; sie ist auf den Seiten welche zu den in das
                              									Instrument dringenden Lichtstrahlen perpendiculär sind,
                              									vollkommen bearbeitet und hat genau 7,5 Millimeter oder die
                              									Hälfte, also 3,75 Millimeter Dicke. Da die Rotation eines
                              									Quarzblättchens von 1 Millimeter Dicke für den Mittlern gelben
                              									Strahl 24° beträgt, so kommen auf das Blättchen von 7,5
                              									Millim. 180° Rotation, und auf dasjenige von 3,75 Millim.
                              									Dicke 90°; diese Rotation entspricht in beiden Fällen der
                              									violettartigen Farbe, der s. g. Durchgangsfarbe. Nach Soleil ist die Dicke von 3,75 Millim. die
                              									zweckmäßigste; doch gibt auch die von 7,5 Millim. sehr gute
                              									Resultate. Aehnliche Töne würde man durch Quarzdicken erhalten
                              									welche Multipla von 3,75 Mill. sind; dann wären die Töne aber
                              									mit Weiß gemengt und gäben weniger gute Resultate.
                           Nach dem Polarisator kömmt die Röhre welche die zu analysirende
                              									Substanz enthält; es ist dieß eine Röhre von sehr dickem Glas,
                              									in einem messingenen Cylinder befestigt; an den beiden Enden ist
                              									sie so abgeschliffen, daß zwei parallele Glasplatten genau
                              									anpassen.
                           Der dritte Theil des Apparats, der Analysator, besteht erstens
                              									aus dem Compensator von Quarz. Um denselben herzustellen, nimmt
                              									man eine Quarzplatte von ungefähr dem Maximum der Dicke, die man
                              									erhalten will, gleichviel ob mit einer Drehung nach Rechts oder
                              									nach Links, durchschneidet sie schief, so daß zwei
                              									gleichwinklige Prismen entstehen und bearbeitet diese Prismen
                              									durch gleichzeitiges Abschleifen ihrer Flächen; hierauf legt man
                              									diese beiden Prismen aufeinander und bildet durch ihre
                              									Vereinigung eine einzige Platte mit parallelen Flächen; mittelst
                              									eines gezahnten Stängchens kann man sie auf ihren schiefen
                              									Flächen verschieben; durch diese Bewegung wird also die Dicke
                              									der Compensationsplatte verändert, ohne daß ihre äußern Seiten
                              									aufhören parallel zu seyn. Vor diese beiden Prismen klebt man
                              									eine Platte von gleicher Dicke und entgegengesetzter Rotation,
                              									so daß bei normaler Stellung des Systems der zwei Prismen die
                              									Wirkungen sich compensiren und die Gesammtwirkung Null ist.
                              									Bewegt man aber die Zahnstange in der einen oder andern
                              									Richtung, so erhält das System der zwei Prismen oder die
                              									Rotationsplatte das Uebergewicht und der Compensator kann einen
                              									Ueberschuß von Rotation zur Rechten oder Linken geben,
                              									entsprechend einer Quarzdicke welche von Null bis zur Dicke der
                              										beiden Prismen variiren kann. Man richtet es so ein, daß 1
                              									Millim. Quarz einer horizontalen Linear-Bewegung des
                              									Compensators von ungefähr 25 Millim. entspricht, und da auf der
                              									Scala 1/4 Millim. leicht abgeschätzt werden kann, so läßt sich
                              									die Dicke des Quarzes bis auf 1/100 Millim. schätzen. Der
                              									Compensator wird so am Apparat befestigt, daß er vollkommen
                              									senkrecht zur Achse des Lichtstrahls ist, und zur Bequemlichkeit
                              									entspricht die Horizontal-Bewegung der Prismen zur
                              									Rechten oder Linken der Rotation in demselben Sinne, welche die
                              									Initialbuchstaben K, L anzeigen.
                              									Nach dem Compensator kömmt ein gewöhnliches
                              									doppelt-brechendes Prisma, welches das Bild vom
                              									Diaphragma des Polarisators abdoppelt und im Gesichtsfeld die
                              									zwei Bilder wahrzunehmen gestattet. Vor diesem Prisma befindet
                              									sich ein kleines Galiläi'sches
                              									Fernglas, um die Bilder in den Abstand ihrer deutlichen
                              									Erscheinung zu bringen, welcher der Platte mit zwei Drehungen
                              									entspricht.
                           Alle Theile des Apparats sind sehr sorgfältig zusammengefügt,
                              									weil der Compensator nur dann genaue Werthe angibt, wenn er
                              									immer perpendiculär zu dem in den Apparat dringenden
                              									Strahlenbüschel ist. Die Abweichungen, welche die
                              									Temperatur-Veränderungen in der Drehung des Quarzes vom
                              									Compensator verursachen könnten, sind für nichts
                              									anzuschlagen.
                           In der Hauptsache besteht also der Hergang darin, daß sich das
                              									Licht in dem ersten doppelt-brechenden Prisma polarisirt;
                              									wegen der Anordnung des Prisma's dringt aber nur ein einziger
                              									Lichtbüschel nach der Achse des Apparats hindurch; das so
                              									polarisirte Licht geht durch die Platte mit zwei Drehungen
                              									hindurch, sodann durch die auf seinem Wege befindliche mit
                              									Flüssigkeit gefüllte Röhre und wird alsdann, nachdem es durch
                              									den auf Null gestellten Compensator gegangen, in dem
                              									doppelt-brechenden Prisma des Analysators abgedoppelt. Da
                              									jedes Bild, welches dieses Prisma erzeugt, durch die
                              									Nebeneinanderstellung zweier theilweiser Bilder gebildet wird,
                              									die von den Platten mit entgegengesetzter Rotation herrühren, so
                              									wird, wenn die Substanz eine unwirksame ist, der Compensator auf
                              									Null steht und die Hauptquerschnitte des doppeltbrechenden
                              									Analysator- und des Polarisator-Prisma's parallel
                              									sind, dann die Farbe eines jeden (Bildes) eine gleichförmige
                              									seyn; wenn aber die Substanz eine wirksame ist, so wird sich
                              									ihre Wirkung jener von einem der Theile der Platte mit zweierlei
                              									Drehungen beifügen und der Wirkung des andern Theils entziehen,
                              									folglich verändern sich die Farben der einzelnen Bilder. Es geht
                              									daraus hervor, daß wenn man den Compensator in der einen oder
                              									andern Richtung, welche die entgegengesetzte von der Drehung der
                              									wirksamen Substanz ist, in Gang setzt, man bald jedes Bild
                              									wieder zu derselben Farbe zurückführen wird und der Gang des
                              									Compensators wird die Quarzdicke repräsentiren, welche in der
                              									Rotation der wirksamen Substanz äquivalent ist. Die wesentlich
                              									neuen Theile des Apparats sind also die Platte mit zwei
                              									Drehungen und der Compensator auf welchem der Zuckergehalt der
                              									Auflösung gemessen wird.
                           Um den Analysator auf Null zu stellen, bringt man zuerst den
                              									Compensator auf Null, und mittelst einer Führungsschraube kann
                              									man dem doppelt-brechenden Prisma des Analysators eine
                              									Rotationsbewegung um die Achse des Apparats in der einen oder
                              									andern Richtung geben, durch welche Bewegung die Gleichheit der
                              									Farbe in den beiden Theilen der Bilder leicht herbeigeführt
                              									wird.
                           Wenn der Apparat vom weißen Licht beleuchtet wird und die zu
                              									analysirende Substanz farblos ist, so ist die Farbe des einen
                              									Bildes Violett und die des andern Bildes die gelbe
                              									Ergänzungsfarbe; wenn man sich aber künstlichen Lichtes, z.B.
                              									einer Lampe bedient, so findet, weil das
                              									Zerstreuungs-Vermögen des Zuckers und des Quarzes
                              									ziemlich gleich ist, die Compensation doch noch statt; je
                              									homogener das Licht ist, desto geringer ist auch die
                              									Empfindlichkeit des Apparats, denn mittelst eines Strahles von
                              									einfacher Farbe gäbe der Gang des Compensators nicht mehr zu
                              									einer Verschiedenheit der Farbe in den Theilen der Bilder, wohl
                              									aber zu einer Verschiedenheit der Intensität Veranlassung. Es
                              									ist also vortheilhaft, mit dem weißen Licht zu operiren; doch
                              									gibt auch eine Lampe sehr gute Resultate, vorzüglich wenn man
                              									sich eines Quarzplättchens und eines Nicol'schen Prisma's bedient, wovon weiter unten die
                              									Rede ist.
                           Ein Hauptvortheil des neuen Saccharimeters besteht darin, daß man
                              									sich nur durch die Farbenveränderung zweier Theile eines und
                              									desselben Bildes leiten läßt, während man beim directen Messen
                              									der Rotation gar keinen Vergleichungspunkt hat und wenn die
                              									Farbe des beleuchtenden Lichts sich ändert, Correctionen
                              									vornehmen muß, welche dieser Untersuchung ihre Einfachheit
                              									benehmen.
                           Noch einen Vortheil gewährt der Apparat, daß er unabhängig ist
                              									von der Farbe der Flüssigkeit, mit welcher der Versuch
                              									angestellt wird; man setzt nämlich beständig eine merkliche
                              									Farbe dadurch wieder zusammen, daß man gefärbte Gläser vor den
                              									Polarisator bringt, oder besser, indem man am Vordertheil des
                              									Apparats ein Quarzplättchen und ein Nicol'sches Prisma anbringt. Dieser Zusatz ist von
                              									sehr großem Nutzen, indem man die verschiedenen Farben der
                              									Bilder durch Drehen des Nicol'schen
                              									Prisma's verändern und, wenn für eine Farbe die Compensation hergestellt ist, untersuchen kann, ob dieß auch für alle
                              									andern der Fall ist. Wenn man so verfährt, so gelangt man,
                              									sowohl mit weißem Licht als mit demjenigen einer Lampe, an eine
                              									schmutzige Lilasfarbe eines der Bilder, welche außerordentlich
                              									empfindlich ist und durch die geringste Bewegung des
                              									Compensators in Grün oder in Roth übergeht.
                           Wir sagten oben, daß der Compensator ganz perpendiculär zur Achse
                              									des Apparats seyn muß; von welcher Wichtigkeit dieß sey, ist
                              									leicht einzusehen; der Quarz-Compensator hat nämlich die
                              									Eigenschaft, eine große Länge der Flüssigkeit durch eine sehr
                              									kleine Dicke des Quarzes zu compensiren; wäre er nicht
                              									vollkommen perpendiculär, so würde also der Gang des Apparats
                              									die Drehung der Flüssigkeit nicht genau angeben. Der Apparat Soleil's ist übrigens gut construirt;
                              									die Röhre, welche Flüssigkeit enthält, ist 200 Millimeter lang
                              									und der Compensator kann nur eine zwischen 0 und 2 Millimeter
                              									enthaltene Quarzdicke geben; in manchen Fällen dürften diese
                              									Dimensionen nicht die zweckmäßigsten seyn; doch können stets
                              									andere Röhren und andere Compensatoren an deren Stelle gesetzt
                              									werden.
                           Ein Uebelstand welcher diesem neuen Instrument zum Vorwurf
                              									gemacht werden kann, ist, daß die in dem Analysator
                              									stattfindenden zahlreichen Reflexionen sehr viele Bilder
                              									erzeugen, welche zugleich mit den zwei Hauptbildern sich zeigen;
                              									allerdings sind sie sämmtlich viel weniger intensiv als das
                              									entsprechende Hauptbild; wenn man aber die Farbenveränderungen,
                              									z.B. des violetten Bildes untersucht, so verhindern das gelbe
                              									Hauptbild und die dasselbe begleitenden Nebenbilder die
                              									Netzhaut, ebenso empfindlich zu seyn, als wenn das gelbe Bild
                              									weggeblieben wäre. Um diesem Uebelstand zu begegnen, muß man
                              									sich von dem Ocular etwas zurückziehen und mittelst eines (am
                              									Ende einer Messingröhre, die an den Apparat gepaßt werden kann,
                              									angebrachten) Diaphragma's bloß auf das Bild sehen das die
                              									Farbenveränderungen geben muß.
                           Wir wollen nun die Empfindlichkeit des Apparats und seine
                              									Fehlergränzen untersuchen. Bei der Compensation kann man sich
                              									höchstens um 1/100 Millimeter Quarzdicke irren; verdoppeln wir
                              									diese Zahl, so hat man 2/100 Millimeter, was 1/2 Grad Drehung
                              									für den gelben Strahl entspricht; dieß ist die äußerste Gränze
                              									an welche man gelangt, wenn man die Rotation mit einem
                              									doppelt-brechenden Prisma mißt. Wenn die Zuckerlösungen
                              									röthlich sind, wird die Gränze niedriger.
                           Die Rotation von 1 Millimeter Quarz ist für das äußerste Roth
                              									ungefähr 15°, für das mittlere Gelb 24° und für
                              									das äußerste Violett 47°; ferner wenden 27
                              									Millimeter geschmolzen gedachten Candiszuckers in gleichem Grade
                              									die Polarisationsebene gegen Rechts, wie 1 Millim. in demselben
                              									Sinne rotirenden Quarzes. Wenn eine Auflösung von Candiszucker
                              									in Wasser 1/100 Gewichtstheil Zucker enthält, so würde eine 200
                              									Millimeter lange, mit dieser Flüssigkeit gefüllte Röhre durch
                              									0,063 Millimeter Quarz compensirt werden; da nun mittelst des
                              									Apparats 0,01 Millimeter Quarzdicke noch geschätzt werden kann,
                              									so folgt daß in der 200 Millim. langen Röhre ungefähr 0,0015 (15
                              									Zehntausendstel) oder 1 1/2 Tausendstel des Zuckergewichts in
                              									der Auflösung noch meßbar sind.
                           Unsere Normalauflösungen bereiteten wir durch Auflösen
                              									krystallisirbaren Zuckers in Wasser, wozu nicht über 30 Gramme
                              									Zucker für 100 Cubikcentimeter Lösung, also 23 Gewichtsprocente
                              									derselben, angewandt wurden, weil der beinahe 2 Millimeter dicke
                              									Compensator nicht gestattete darüber
                              									hinauszugehen. Hierauf überzeugten wir uns durch Bestimmung der
                              									Zuckermenge vermittelst der Rotation und durch Vergleichen der
                              									erhaltenen Zahlen mit jenen der ursprünglichen Wägungen, daß sie
                              									nur um 2 ganze Decigramme von einander abweichen können, daß
                              									aber auch dieser Fehler, wenn man sehr sorgfältig verfährt und
                              									die Mittelzahlen nimmt, kleiner ausfällt. Operirt man mit
                              									16–20 Gr. Zucker und einer 200 Millim. langen Röhre, so
                              									kann sich also ein Fehler von höchstens 1/100 des Zuckergewichts
                              									ergeben; bei kleinern Mengen kann der Fehler freilich größer
                              									ausfallen, er ließe sich aber durch Anwendung einer längern
                              									Röhre wieder ausgleichen.
                           Wir färbten Zuckerlösungen von bekanntem Gehalt mittelst eines
                              									sehr geringen Zusatzes von Chromsäure gelblich und erhielten
                              									unter Beobachtung der angegebenen Vorsichtsmaßregeln dasselbe
                              									Resultat wie mit den nämlichen aber ungefärbten Lösungen.
                           Kurz, der Saccharimeter von Soleil ist
                              									bei nicht schwieriger Behandlung sehr empfindlich, so daß auch
                              									Personen die mit physikalischen Versuchen nicht vertraut sind,
                              									das Rotations-Vermögen sogar etwas gefärbter
                              									Zuckerlösungen mit hinlänglicher Genauigkeit messen können.
                           
                        
                           Beschreibung des
                                 									Saccharimeters.
                           Die Abbildungen welche der früheren Beschreibung dieses
                              									Instruments (im polytechn. Journ. Bd. CIV S. 284) beigegeben
                              									waren, enthielten die den Compensator und das Prisma in Bewegung
                              									setzenden Mechanismen etc. nicht. Jetzt, wo das Instrument seine
                              									letzten Vervollkommungen erhalten hat, wollen wir diese Lücke
                              									ergänzen.
                           
                           Fig. 1 das mit allen seinen Stücken versehene und auf
                              									sein Gestell gesetzte Instrument.
                           Fig. 2 dasselbe von oben gesehen.
                           Fig. 3 Längendurchschnitt in der Richtung der
                              									Röhrenachse, auf der Linie AB
                              									Fig. 2.
                           Fig. 4 Querdurchschnitt auf der Linie CD
                              									Fig. 1.
                           Fig. 5 Horizontaldurchschnitt auf der Linie EF, Fig.
                                 									4, vom Gelenk des Instruments auf seinen Fuß.
                           Fig. 6 System von Zahnrädern womit das Prisma
                              									umgedreht wird.
                           Fig. 7 Verticaldurchschnitt auf der Linie GH, Fig.
                                 									3, des Knopfs welcher den Compensator in Bewegung
                              									setzt.
                           Fig. 8 Horizontaldurchschnitt desselben und der
                              									Quarzprismen.
                           Fig. 9 Durchschnitt und Vorderansicht des den
                              									Analysator enthaltenden Fernglases.
                           Fig. 10 Ring des Analysators.
                           Fig. 11 Polarisirendes Prisma.
                           Fig. 12 doppelt-strahlenbrechendes Prisma,
                              									Analysator genannt.
                           Fig. 13 Violett gefärbte Scheibe.
                           Fig. 14 Gelb gefärbte Scheibe.
                           Fig. 15 halb blaue, halb rothe Scheibe.
                           Fig. 16 halb orangegelbe, halb grüne Scheibe.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben
                              									Gegenstände.
                           a Gestell (Fuß) des Instruments; b Gelenk, auf welchem es in
                              									verschiedenem Grade geneigt werden kann; c Flügelmutter die man fest anzieht, um das Instrument
                              									auf seinem Bewegungscentrum unbeweglich zu machen; d Schraube womit seine Drehung um
                              									den Fuß a aufgehalten wird; e Beschläg des Instruments; f Röhre von dickem Glas, welche in
                              									dem Cylinder g steckt und die
                              									Zuckerflüssigkeit enthält; h
                              									Drahtfeder im Innern der Röhre i, um
                              									die Röhre j festzuhalten; k Analysator aus einem
                              									doppelt-strahlenbrechenden Prisma bestehend; l Knopf, um die Bewegung des
                              									Fernglases m aufzuhalten; n Auszug und Ocular; o Compensator, aus zwei länglichen
                              									Quarzprismen bestehend, welche sich mit Scheitel und Basis
                              									einander gegenüber befinden, p
                              									Beschlag des Compensators; q
                              									graduirte Scala; r Nonius; s Knopf, dessen Achse mit einem
                              									Getriebe t versehen ist, welches in
                              									eine Zahnstange u eingreifend und in
                              									eine andere ähnliche Zahnstange, die der Nonius trägt, die
                              									graduirte Scala und den Nonius des Compensators in
                              									entgegengesetztem Sinne verschiebt; v doppelt-brechendes Prisma, Polarisator
                              									genannt; x Platte mit doppelter
                              									Rotation; y
                              									Nicol'sches Prisma; z Oeffnung in gewissem Abstand vom
                              									Polarisator; a' Knopf mit einer
                              									horizontalen Stange, die ein gezahntes Rad b' trägt, welches in ein anderes Rad
                              										c' eingreift, um das Fernglas
                              										d' drehen zu können; e' Knopf, mittelst dessen man die
                              									Röhre i in ihre Dille zurückgehen
                              									macht, wenn man die Röhre g
                              									herausziehen will; f'
                              									Quarzplättchen, senkrecht zur Achse des Instruments, hinter dem
                              									Prisma y angebracht; g' Führungsschraube, um dem
                              									Analysator eine rotirende Bewegung um die Achse des Apparats zu
                              									geben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
