| Titel: | Ueber eine analytische Eigenschaft der geistigen und milchsauren Gährung und ihre Anwendung zum Studium der Zuckerarten; von Dubrunfaut. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. LXXXV., S. 351 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber eine analytische
                           								Eigenschaft der geistigen und milchsauren Gährung und ihre Anwendung
                           								zum Studium der Zuckerarten; von Dubrunfaut.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, Oct. 1847, S.
                              								169.
                        Dubrunfaut, über die Eigenschaft der geistigen
                           								und milchsauren Gährung der Zuckerarten.
                        
                     
                        
                           Im Jahr 1830 fand ich, daß der Rohrzucker, ehe er in geistige
                              									Gährung übergeht, eine Umwandlung erleidet, wodurch er dem
                              									Traubenzucker ähnlich wird.
                           Diese Beobachtung wurde dann von mehreren Gelehrten und
                              									hauptsächlich durch die von Biot
                              									entdeckte optische Reaction bestätigt.
                           Das Studium der geistigen Gährung durch optische Beobachtungen
                              									wurde seitdem von Mitscherlich und
                              										Soubeiran fortgesetzt, die sich
                              									aber auf die Nachweisung beschränkten, daß die verschiedenen
                              									gährungsfähigen Zuckerarten, mit Ausnahme des Rohrzuckers,
                              									während der Gährung ihre ursprüngliche Drehungsrichtung nicht
                              									verändern.
                           Bei sorgfältiger Wiederholung dieser Versuche kam ich zu
                              									folgenden Resultaten:
                           Wenn man eine Auflösung von umgesetztem Zucker, deren auf die
                              									Temperatur von 13° C. reducirte Rotation (Drehung) man
                              									gemessen hat, in Gährung versetzt, so verändert sich die Drehung
                              									der Lösung so lange nicht, als noch etwa 3/5 des Zuckergewichts
                              									nicht in Alkohol verwandelt sind. Dieß ist leicht zu ermitteln
                              									durch Abziehen von Portionen der gährenden Flüssigkeit, welche
                              									man zu gleicher Zeit optischen Beobachtungen und der
                              									Destillation unterzieht, um den Gang der Alkoholerzeugung
                              									gegenüber den im Drehungsvermögen entstandenen Veränderungen zu
                              									bemessen.
                           
                           Von diesem Zeitpunkte an, d.h. nachdem ungefähr 3/5 des in
                              									Behandlung befindlichen Zuckers durch ihr Aequivalent Alkohol
                              									ersetzt sind, bemerkt man daß die Drehung Veränderungen in ihrer
                              									Intensität erleidet; wenn man diese durch Sexagesimalgrade des
                              										Biot'schen Apparats ausgedrückten
                              									Veränderungen mit den zu gleicher Zeit erzeugten und durch Grade
                              									des Gay-Lussac'schen
                              									Alkoholometers ausgedrückten Alkoholmengen vergleicht, so findet
                              									man, daß wenn sich der Alkohol in arithmetischer Progression
                              									entwickelt, die Abnahme der Abweichungsgrade nahezu eine
                              									geometrische Progression bildet.
                           Diese einfache optische Analyse der geistigen Gährung des
                              									umgesetzten (durch geeignete Behandlung mit Schwefelsäure
                              									veränderten) Zuckers rechtfertigt die Annahme, daß dieser Zucker
                              									kein einfacher sey, sondern aus verschiedenartigen mit
                              									entgegengesetzten Drehungen begabten Bestandtheilen
                              									zusammengesetzt ist. Diese Folgerung wird durch rein chemische
                              									Reactionen, wie ich unten zeigen werde, auch bestätigt.
                           Um Weitläufigkeiten zu vermeiden, werde ich die eigenthümliche
                              									Art der soeben beschriebenen geistigen Gährung geistige Wahlgährung (fermentation alcoolique
                                 										élective) nennen.
                           Stellt man einen ähnlichen Versuch mit Zuckern an, welche, wie
                              									der reine Traubenzucker (aus Trauben), chemisch einfach zu seyn
                              									scheinen, so findet man, daß in allen Stadien der Gährung die
                              									Verminderungen der Abweichungsgrade proportional sind den in
                              									derselben Zeit erzeugten Alkoholsmengen; auch hier ist die
                              									optische Reaction vollkommen im Einklang mit den rein chemischen
                              									Verfahrungsweisen, um die einfache Natur des dem Versuche
                              									unterworfenen Körpers festzustellen.
                           Vermengt man absichtlich einfache Zuckerarten und verfolgt in
                              									diesen Gemengen das Fortschreiten der geistigen Gährung zugleich
                              									mit der Abnahme der Drehung, so bemerkt man gar keine durch
                              									diese Reaction bewirkte Analyse, d.h. gleiche Mengen erzeugten
                              									Alkohols entsprechen in allen Stadien der Gährung gleichen
                              									Drehungsabnahmen. Die geistige Gährung bemächtigt sich sonach in
                              									gleicher Art und Weise der vermengten Zuckerarten, ohne für die
                              									eine oder die andere eine bemerkliche Vorliebe zu zeigen.
                           Dasselbe Verfahren, auf Gemenge in bekannten Verhältnissen von
                              									reinem krystallisirtem Traubenzucker und umgesetztem Zucker
                              									angewandt, beweist auch, daß die beiden Zuckerarten zu gleicher
                              									Zeit in die geistige Gährung übergehen; in allen Stadien dieser
                              									Gährung zersetzen sie sich in proportionalen Mengen, welche
                              									jenen des Gemenges entsprechen.
                           Letztere Resultate welche ich, ungeachtet der Schwierigkeiten die
                              									ihre Bestätigung durch den Versuch hat, für richtig halte,
                              									stimmen keineswegs mit den Erscheinungen überein, die der
                              									umgesetzte Zucker unter gleichen Umständen darbietet.
                           Die optische Analyse dieser Erscheinungen zeigt nämlich, daß der
                              									erste zuckerartige Stoff, welcher sich bei der Gährung des
                              									umgesetzten Zuckers zersetzt, ein in optischer Beziehung
                              									neutraler Zucker ist. Sie zeigt ferner, daß der sich zuletzt
                              									zersetzende ein Zucker mit starker Drehung nach Links ist.
                              									Endlich zeigt sie, daß die zwischen diesen beiden Endpunkten
                              									sich zersetzenden Zuckerstoffe ein gemischtes Drehvermögen
                              									besitzen und wahrscheinlich Gemenge in wandelbarem Verhältnisse
                              									sind, von neutralem und stark nach Links rotirendem Zucker.
                           Diese verschiedenen Zuckerarten oder Gemenge von Zucker besitzen
                              									also offenbar ein verschiedenes Gährungsvermögen, da die
                              									Reactionen die sie äußern, Erscheinungen sind, welche sich immer
                              									in derselben Ordnung und mit einer Kraft darbieten, die keine
                              									meßbaren Unterschiede wahrnehmen läßt. Alle Arten des
                              									Traubensaftes und des Saftes reifer Früchte (Soubeiran's Chulariose, Baudrimont's Carpomel etc.) verhalten
                              									sich bei der geistigen Gährung wie der umgesetzte Zucker und
                              									scheinen also mit ihm identisch zu seyn.Honig, der geistigen Gährung unterworfen, zeigt anfangs
                                    											eine Zunahme der Drehung nach Links, was dem
                                    											Vorhandenseyn von Rohrzucker und dessen Umsetzung durch
                                    											das Ferment zuzuschreiben ist. Von da an aber nimmt die
                                    											Gährung des Honigs denselben Verlauf wie die des
                                    											umgesetzten Zuckers. Nur gegen das Ende der Gährung geht
                                    											die Drehung in die nach Rechts über; so daß der sich
                                    											zuletzt zersetzende Honig ein nach Rechts ablenkender
                                    											Zucker ist, dessen noch nicht bekannte Natur eine
                                    											besondere Untersuchung erheischt.
                              								
                           Alle diese hinlänglich concentrirten Zuckersäfte geben mit der
                              									Zeit einen reichlichen Niederschlag von vollkommen
                              									charakterisirtem Glucos mit Drehungsvermögen nach Rechts
                              									etc.
                           Mehrere Gelehrte, namentlich Mitscherlich und Soubeiran,
                              									reihten diese Erscheinung der von Biot bei den Trauben beobachteten an. Den Fruchtzucker
                              									nämlich, sowie den umgesetzten Zucker als einen einfachen Zucker
                              									betrachtend, nahmen sie an, daß die Krystallisationskraft diesen
                              									nach Links ablenkenden Zucker in nach Rechts ablenkendes Glucos
                              									verwandle.
                           Folgende Beobachtungen, deren Richtigkeit ich verbürge, scheinen
                              									diese Theorie zu entkräften.
                           Wenn man einen Fruchtsyrup oder Syrup von umgesetztem Zucker,
                              									nachdem man vorher seine Drehung nach Links genau gemessen, sich
                              									selbst überläßt, und dieselbe Drehung, nachdem der Syrup so fest
                              									wie möglich geworden ist, wieder mißt, so findet man, daß die
                              									Ablenkung des vorsichtig wieder aufgelösten
                              									Gemenges sich nicht verändert hat. Nimmt man andererseits eine
                              									Portion solchen festgewordenen Syrups und trennt mittelst der
                              									Presse den festen Theil vom flüssigen, so wird man finden, daß
                              									der feste Theil aus nach Rechts ablenkendem Traubenzucker
                              									besteht, während der flüssige Theil, besonders geprüft, eine
                              									Zuckerart ist, die weit stärker nach Links ablenkt, als der
                              									ursprüngliche Syrup, und diese Abweichung nach Links hat gerade
                              									um so viel zugenommen als die ganze Abweichung in
                              									entgegengesetzter Richtung beträgt, welche durch das entfernte
                              									Glucos hervorgebracht wurde.
                           Wie ich es auch anstellen mochte, konnte ich in dem umgesetzten
                              									Zucker keine Krystallisation in der Art zuwege bringen, daß das
                              									dem Gemenge eigenthümliche Drehungsvermögen sich verändert
                              									hätte.
                           In Folge dieser Thatsachen kann daher nicht angenommen werden,
                              									daß das Glucos welches sich aus dem Syrup von umgesetzten Zucker
                              									oder aus Fruchtsäften durch Krystallisation ausscheidet, nicht
                              									schon fertig gebildet in den Säften vorhanden sey; nur gestattet
                              									die von mir bei der Gährung dieser Säfte beobachtete
                              									Wahlreaction auch die Annahme nicht, daß das Glucos sich darin
                              									im Zustand der bloßen Vermengung mit dem nach Links drehenden
                              									Zucker befinde.
                           Bereitet man mit umgesetztem Zucker eine gährungsfähige
                              									Flüssigkeit von solcher Stärke, daß sie 0,10 reinen Alkohol
                              									erzeugen kann, unterbricht man die Gährung, wenn sich in
                              									derselben 0,08 Alkohol entwickelt hat, und dampft darauf die
                              									Flüssigkeit ab, um den Alkohol abzuscheiden und den nicht
                              									zersetzten Syrup zur Syrupsconsistenz zu bringen, so erhält man
                              									einen sehr zuckerigen Syrup, welcher bei gleicher Dichtigkeit
                              									und der Temperatur von 14° C. die Polarisationsebene
                              									dreimal stärker nach Links ablenkt, als der umgesetzte Zucker
                              									selbst.
                           Dieser Zucker verliert ein Viertheil von seinem Drehungsvermögen,
                              									wenn er von + 14° auf + 52° C. Temperatur
                              									übergeht. Sich selbst überlassen, krystallisirt er nicht; er
                              									geht bald in geistige Gährung über; durch Kochen in Wasser und
                              									durch Alkalien ist er wohl veränderlich, aber weniger als das
                              									krystallisirte Glucos.
                           Unter gewissen Umständen bildet er mit Kalk ein basisches, in
                              									Wasser nur wenig auflösliches Salz; in Alkohol von 90
                              									Centesimalgraden ist er sehr auflöslich, doch mehr in der Wärme
                              									als in der Kälte. Aus dem unveränderten Saft von Früchten kann
                              									er durch geeignete Behandlung mit Kalk, Bleioxyd oder Alkohol
                              									leicht ausgezogen werden.Durch dieselbe Behandlung kann zugleich die durch Wahlgährung angedeutete
                                    											neutrale Verbindung isolirt werden, und es ist zu
                                    											vermuthen, daß sie mit einer ähnlichen,
                                    											von Mitscherlich zuerst
                                    											kennen gelehrten Zuckerart identisch sey. Ich habe
                                    											nämlich bei diesen Zuckern mehrere Eigenschaften
                                    											gefunden, die sie gemein haben und gebe hier nur die
                                    											merkwürdigste davon an. Bei einer Temperatur von
                                    											13–14° C. sind beide neutral, während sie
                                    											bei höherer Temperatur nach Links und bei niederer nach
                                    											Rechts ablenken.
                              								
                           
                           Das Verhalten dieses Zuckers in der geistigen Gährung, welche bei
                              									ihm in schwachem Grad die Wahlreaction hervorruft, die sich
                              									durch die optischen Erscheinungen zu erkennen gibt, gestattet
                              									uns nicht ihn als einfach zu betrachten; vielmehr hat man allen
                              									Grund anzunehmen, daß er, wie der im Vorstehenden bezeichnete
                              									Zucker, aus zwei Zuckerarten von entgegengesetzter Drehung
                              									besteht, wovon eine Glucos ist.
                           Die Milchsäuregährung bringt bei den verschiedenen Zuckerarten
                              									ähnliche Reactionen hervor, wie die oben hinsichtlich der
                              									geistigen Gährung beschriebenen.
                           Verfolgt man nämlich den Gang der milchsauren Gährung der
                              									Zuckerarten und vergleicht die Säureentwickelung, welche man
                              									durch Sättigung mißt, mit dem gleichzeitigen Verschwinden des
                              									Zuckers, das man durch die Abnahme der Drehung der gährenden
                              									Flüssigkeit bestimmt, so findet man bei dem krystallisirten
                              									Glucos, daß gleiche Mengenverhältnisse Säure, die sich in allen
                              									Stadien der Gährung entwickeln, gleichen Winkelabweichungen an
                              										Biot's Apparat, folglich auch
                              									gleichen Mengenverhältnissen Glucos entsprechen. Es liegt darin
                              									ein neuer Beweis für die Einfachheit des krystallisirten
                              									Glucos.
                           Wenn man den umgewandelten Zucker oder ihm ähnliche Zuckerarten
                              									der milchsauren Gährung unterzieht, so bemerkt man
                              									Folgendes.
                           Hat man es mit einer zuckerigen Flüssigkeiten zu thun, die unter
                              									gewissen Umständen um 24 Sexagesimalgrade nach Links ablenkt, so
                              									nimmt die Drehung, sobald die Milchsäuregährung beginnt, statt
                              									schwächer zu werden wie man vermuthen sollte, zu, und steigert
                              									sich im Verhältniß zur erzeugten Säure, bis sie endlich
                              									36° L.L. bedeutet links, R. rechts. erreicht. Alsdann bleibt sie stehen und wenn man einige
                              									Zeit zuwartet, so hat der Zucker zu gähren aufgehört; er ist nun
                              									eine Zuckerart mit starker Drehung zur Linken geworden, deren
                              									Eigenschaften den vorher beschriebenen analog sind.
                           Man kann diese Erscheinungen dadurch erklären, daß man annimmt,
                              									daß die in der sauren Gährung des Fruchtzuckers verschwundene
                              									Zuckerart zur Rechten ablenkendes Glucos sey, und daß das
                              									Mengenverhältniß desselben ausgedrückt werde durch die Ablenkung
                              									am Ende, minus jener am Anfang, also durch 36° L.
                              									– 24° L. = 12° R.L. bedeutet links, R. rechts.
                              								
                           
                           Untersucht man die Menge der bei diesem Versuche entwickelten
                              									Säure, so wird man sie genau derjenigen entsprechend finden,
                              									welche von einer Menge Glucos herrührt, die besonders gegohren
                              									hat und unter denselben Umständen um 12° R. ablenkt.
                           Es scheint sonach aus diesen Thatsachen hervorzugehen, daß die
                              									Milchsäuregährung, wie die Krystallisation, die Eigenschaft
                              									besitzt, von dem umgesetzten Zucker reines Glucos abzuscheiden;
                              									nur scheint sie davon eine viel größere Menge abzusondern.
                           Ein nicht minder bemerkenswerthes Ergebniß meines Versuches ist
                              									die Verzögerung der Milchsäuregährung und daß dabei der Links
                              									ablenkende Zucker ganz unangetastet bleibt.
                           Doch muß diese Untersuchung noch fortgesetzt werden, was ich mir
                              									auch vorbehalte.
                           Die Eigenschaft des umgesetzten Zuckers und der von ihm
                              									abgeleiteten neutralen oder Links ablenkenden Zuckerarten, durch
                              									Temperaturveränderungen regelmäßige und constante Veränderungen
                              									in ihrem Drehungsvermögen zu erleiden, liefert uns fernere
                              									Aufschlüsse über die vorliegende Frage.
                           Ich habe oben schon angegeben, daß der umgesetzte Zucker, indem
                              									er von + 14° auf + 52° Temperatur übergeht, die
                              									Hälfte seines Drehungsvermögens einbüßt. Eine Lösung desselben,
                              									welche bei 14° C. eine Winkelablenkung von 24° L.
                              									zeigt, würde also bei 52° C. die Polarisationsebene nur
                              									mehr um 12° L. ablenken; derselbe hätte demnach durch
                              									diese Temperaturerhöhung 12° L. verloren. Derselbe Syrup
                              									nun verliert, der Milchsäuregährung unterworfen, wie oben
                              									bemerkt wurde, eine Menge Glucos welche um 12° R.
                              									ablenkt; seine Drehung steigert sich so bis auf 36° L.,
                              									und in diesem Zustand verliert der Syrup, bei seinem Uebergang
                              									von 14° auf 52° C. ein Drittheil seines
                              									Drehungsvermögens, d. i. 12° L.; diese Veränderung ist
                              									demnach mit der bei der Milchsäuregährung stattfindenden
                              									identisch.
                           Diese Thatsachen scheinen die von mir aufgestellte Ansicht zu
                              									bestätigen, daß nämlich die Milchsäuregährung des umgesetzten
                              									Zuckers aus dieser Verbindung einen nach Rechts ablenkenden
                              									Zucker abscheidet, welcher ebenso wie das Glucos in seinem
                              									Drehvermögen durch Temperatur-Veränderungen nur sehr
                              									wenig oder gar nicht afficirt wird und daß die Substanz, welche
                              									im umgesetzten Zucker mit der Temperatur constant bleibende
                              									Drehungs-Veränderungen erleidet, vollständig mit dieser
                              									Eigenschaft in der Verbindung bleibt, welche, meinen Versuchen
                              									zufolge, der Umsetzung bei der milchsauren Gährung
                              									widersteht.
                           Die aus Vorstehendem abzuleitenden Schlüsse sind folgende:
                           
                           1) Der umgesetzte Zucker und die ihm ähnlichen, der Traubensaft,
                              									Fruchtsaft etc., sind keine chemisch-einfachen
                              									Zuckerarten, sie können nicht durch Krystallisation in Glucos
                              									umgewandelt werden, wie behauptet wurde; dieser Act kann nur
                              									einen gewissen Antheil von wohl charakterisirtem Glucos daraus
                              									abscheiden, und das Rotationsvermögen der Mutterlauge nach Links
                              									vermehrt sich um das ganze entgegengesetzte Drehungsvermögen des
                              									abgeschiedenen Glucos.
                           2) Es kann vom umgesetzten Zucker durch verschiedene
                              									Verfahrungsweisen ein unkrystallisirbarer Zucker erhalten
                              									werden, welcher unter andern charakteristischen Eigenschaften
                              									auch ein Drehungsvermögen nach Links besitzt, welches bei
                              									14° C. dreimal so groß ist als jenes des umgesetzten
                              									Zuckers bei derselben Temperatur. Es scheint dieser Zucker noch
                              									nicht auf einen solchen Grad der Reinheit gebracht worden zu
                              									seyn, daß man ihn als einfach betrachten könnte.
                           3) Die Untersuchung der geistigen Gährung des umgesetzten Zuckers
                              									mittelst der Destillirgeräthschaft und des optischen Apparats
                              									ergibt, daß dieser Zucker kein einfacher ist. Der zuerst
                              									verschwindende Zucker nämlich ist in optischer Hinsicht
                              									vollkommen neutral, der zuletzt verschwindende hingegen ist ein
                              									unkrystallisirbarer Zucker mit starker Drehung nach Links.
                           4) Die Milchsäuregährung bewirkt ebenfalls eine Art Zerlegung des
                              									umgesetzten Zuckers; nur äußert sich ihre anfängliche Wirkung,
                              									statt an einer neutralen Substanz, wie bei der geistigen
                              									Gährung, an dem Glucos, welches in dem umgesetzten Zucker fertig
                              									gebildet zu präexistiren scheint.
                           5) Bei bloßen Zuckergemengen angewandt, scheint die geistige
                              									Gährung keine zerlegenden Reactionen hervorzubringen. Die
                              									Umwandlungen finden bei den vermengten einfachen Zuckern wie bei
                              									den getrennten Zuckerarten statt, ohne Wahl und Vorzug, und die
                              									Mengen der beiden in allen Stadien der Gährung sich zersetzenden
                              									Zuckerarten stehen zu einander stets in demselben Verhältniß wie
                              									in dem Gemenge.