| Titel: | Ueber Schneider's Schwefelsäure-Fabrication ohne Anwendung von Bleikammern und Salpetersäure; von Payen. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. LXXXVIII., S. 362 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXVIII.
                        Ueber Schneider's Schwefelsäure-Fabrication ohne Anwendung von Bleikammern und Salpetersäure; von Payen.
                        Der Société d'Encouragement in Paris am 16ten Februar 1848 erstatteter Bericht.
                        Aus dem Moniteur universel, 1848, Nr. 1217.
                        Payen, über Schneider's Schwefelsäure-Fabrication ohne Anwendung von Bleikammern und
                           								Salpeter.
                        
                     
                        
                           Hr. Schneider hat der Société
                                 										d'Encouragement eine interessante Abhandlung über das
                              									Geschichtliche und die Fortschritte der
                              									Schwefelsäure-Fabrication eingereicht.
                              									Er zeigt darin an, daß es ihm gelungen sey ein im Großen
                              									anwendbares System zu ermitteln, wodurch man die bei der
                              									Verbrennung des Schwefels entstandene schwefliche Säure ohne
                              									alles Zwischenmittel mit dem Sauerstoff der Luft verbinden und
                              									vollständig in Schwefelsäure verwandeln kann. Durch die
                              									Untersuchungen mehrerer Chemiker, in der letzten Zeit
                              									insbesondere durch die schönen Versuche des Hrn. Kuhlmann, wurde es außer allen
                              									Zweifel gesetzt, daß sich der Sauerstoff der Luft unter dem
                              									Einfluß poröser Körper (Platinschwamm, Bimsstein) direct mit der
                              									schweflichen Säure zu Schwefelsäure verbinden läßt; bis jetzt
                              									fehlte es aber gänzlich an einem Verfahren, um diese Reaction
                              									mit Vortheil zur Bereitung der Schwefelsäure im Großen anwenden
                              									zu können.
                           Hr. Schneider erbot sich vor dem
                              									Comité (der Société
                                 										d'Encouragement) für chemische Künste den Versuch in
                              									einem aus Blei verfertigten Apparat, welcher ein Modell seiner
                              									neuen Construction ist, zu wiederholen. Dieses Anerbieten wurde
                              									angenommen und die Mitglieder des Comité's untersuchten
                              									sorgfältig die sinnreiche Einrichtung dieses Apparats, welcher
                              									ihnen den Bedingungen der Ausführbarkeit im Großen zu
                              									entsprechen schien. Um dessen Wirksamkeit gehörig prüfen zu
                              									können, gesellte sich das Comité zwei junge Chemiker bei,
                              									welche die Operationen während eines ganzen Tages verfolgten.
                              									Zuerst wurde der vom Erfinder zubereitete Bimsstein in den
                              									einzelnen Behältern vertheilt; man brachte bloß Wasser in die
                              									verschiedenen Gefäße, worin die Gase und Dämpfe circuliren
                              									mußten. Nachdem dann alle Oeffnungen der verschiedenen Gefäße
                              									durch hydraulische Absperrungen verschlossen worden waren,
                              									zündete man den Schwefel an und die Verbrennung wurde ohne
                              									Unterbrechung fortgesetzt; gegen 5 Uhr Abends wurden alle
                              									gesäuerten Flüssigkeiten gesammelt und vermischt, um ein
                              									durchschnittliches Muster davon zu erhalten. Hr. Peligot überzeugte sich bei dessen
                              									Untersuchung, daß es keine Stickstoffverbindung enthielt.
                           Durch Sättigung dieser Flüssigkeit nach vorausgegangenem Kochen
                              									überzeugten wir uns, daß die Gesammtmenge der Säure sich dem
                              									Maximum nähert, welches man durch die jetzt gebräuchlichen
                              									Verfahrungsarten in den Schwefelsäure-Fabriken erzielt.
                              									Zwei Tage später wurde ein ähnlicher Versuch angestellt und
                              									lieferte fast dieselben Resultate.
                           Wir müssen hieraus schließen:
                           1) daß man nach Schneider's Methode
                              									die Schwefelsäure ohne Beihülfe von Salpetersäure oder eines
                              									salpetersauren Salzes fabriciren kann;
                           
                           2) daß sich die Säuremenge, welche man mit einem bestimmten
                              									Gewicht Schwefel erhält, dem in den Fabriken jetzt erzielten
                              									Maximum nähert und jedenfalls viel mehr beträgt, als man bisher
                              									bei Versuchen im Kleinen ohne den Einfluß der porösen Körper zu
                              									erzielen vermochte;
                           3) da das Comité die Methode nicht kennt, wodurch dem
                              									Bimsstein im erforderlichen Grade das Vermögen ertheilt wird,
                              									die schwefliche Säure mit dem Sauerstoff der Luft zu verbinden,
                              									so muß es sich darauf beschränken, die Behauptung des Erfinders
                              									zu erwähnen, daß seine Zubereitungsart des Bimssteins sehr
                              									geringe Kosten verursacht.
                           Das Comité, welches Schneider's
                              									Apparat und Versuche mit großem Interesse sah, hofft, daß dessen
                              									Verfahren einen glücklichen Einfluß auf die Fabrication der
                              									Schwefelsäure, eines der gebräuchlichsten und wichtigsten
                              									chemischen Producte, haben wird; es schlägt daher vor, daß dem
                              									Erfinder für seine wichtige Mittheilung der Dank der Société
                                 										d'Encouragement ausgedrückt und seine Abhandlung vollständig oder auszugsweise im Bulletin veröffentlicht werde.