| Titel: | Ueber Firnisse und Firnißfarben der siccativen Oele, insbesondere des Leinöls; von Apotheker L. C. Jonas. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XCIV., S. 391 | 
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                        XCIV.
                        Ueber Firnisse und
                           								Firnißfarben der siccativen Oele, insbesondere des Leinöls; von
                           								Apotheker L. C. Jonas.
                        Aus dem Archiv der Pharmacie,
                           								Bd. LII S. 155.
                        Jonas, über Firnisse und Firnißfarben der
                           								siccativen Oele.
                        
                     
                        
                           Es ist eine ausgemachte Erfahrung, daß nur diejenigen
                              									Bleiweißanstriche längere Zeit weiß sich erhalten, wo die
                              									Oelfarbe aus einer Verbindung des Firnisses mit einem reinen
                              									Weißen Bleioxyd (hydrat) hervorgehen; Bleiweiße dagegen, aus
                              									mehr oder weniger basischem essigsauren und kohlensauren
                              									Bleioxyd bestehend, einen grauen und nach einiger Zeit leicht
                              									gelb werdenden Anstrich liefern, was nur durch einen Ueberzug
                              									von irgend einem Lack für eine längere Zeit beseitigt wird,
                              									jedoch die Bildung derselben nicht aufhebt.
                           Ich habe früher über die Bildung einer kautschukartigen Materie,
                              									welche durch Abbrennen der siccativen Oele und Kochung der so
                              									erhaltenen Massen mittelst verdünnter Salpetersäure entstehen,
                              									bekannt gemacht; dieser Abbrennungsproceß auf andere Fette
                              									angewendet, lieferte interessante Erscheinungen, deren
                              									Veröffentlichung später erfolgen soll. Versuche der Art im
                              									Kleinen und ohne große Gefahr anzustellen, bediene ich mich des
                              									Aethers oder des wasserfreien Alkohols, worin ich die nicht
                              									flüchtigen Oele löse oder mische und durch Anzünden nebst
                              									Unterstützung einiger Wärme die Verbrennung in einer Schale nach
                              									Belieben bewerkstellige und so ziemlich farblose Massen von dem
                              									angewandten farblosen Oele erziele. Mohn- und Nußöl so
                              									abgebrannt, geben einen vorzüglichen Firniß für den
                              									Porträtmaler. Inwieweit dieser Abbrennungsproceß überhaupt im
                              									allgemeinen ganz neue Resultate für manche organische
                              									zusammengesetzte Substanz gewährt, überlasse ich der weiteren
                              									Untersuchung der Chemiker; er verdient jedenfalls einer größeren
                              									Beachtung, als man diesem Gegenstände bisher zuwendete.
                           Noch erlaube ich mir in Bezug auf die sogenannten Oelfarben
                              									überhaupt eine kleine Bemerkung, die vielleicht vielen Nutzen
                              									gewährt; nämlich die siccativen Oele gehen mit anderen Oxyden
                              									der Schwermetalle, wie sie mit denen der Leichtmetalle Seifen
                              									bilden, ebenfalls constante Verbindungen ein und zwar so, daß
                              									wenn man dieß praktisch auf Oelfarbenbereitung anwendet, jedes
                              									Metalloxydhydrat in feuchtem Zustande mit dem bezüglichen Firniß
                              									vermischt, eine Firnißfarbe bildet. Man hat nur nöthig beide
                              									Ingredienzien passend zu vereinigen und mit Wasser auszuwaschen.
                              									Daß auf diese Art Firnißanstrichfarben von der möglich feinsten Beschaffenheit nur entstehen können, die auf
                              									mechanischem Wege durch Reibung nie hervorgehen, liegt auf der
                              									Hand. Man hat durch solche rein chemische Verbindungen noch
                              									einen anderen Vortheil, daß man, wie bei den Chromfarben, dem
                              									chromsauren Bleioxyd, die Farben nüanciren kann. Wird jenen
                              									Chromsäureverbindungen mehr oder weniger ein Alkali oder
                              									Salpetersäure in ihrer Leinölverbindung zugesetzt, so ist man im
                              									Stande jeden Farbenton hervorzurufen, ohne daß die Farbe als
                              									Farbe und der Anstrich darunter leiden.