| Titel: | Bericht des Hrn. Silvestre über die doppelten Theaterperspectiven oder Lorgnetten des Hrn. Lebrun. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. CI., S. 422 | 
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                        CI.
                        Bericht des Hrn. Silvestre über die doppelten
                           								Theaterperspectiven oder Lorgnetten des Hrn. Lebrun.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jan.
                              								1848, S. 9.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Lebrun's doppelte
                           								Theaterperspectiven.
                        
                     
                        
                           Das doppelte Theaterperspectiv des Hrn. Lebrun, Mechaniker in Paris (rue Grenetat No. 4), unterscheidet sich wesentlich von
                              									den allgemein gebräuchlichen. Bekanntlich hat bei letzteren ein
                              									sehr einfacher Mechanismus, der sich in der Säule befindet,
                              									welche die beiden Körper des Instrumentes trennt, den Zweck, die
                              									Ocular- von den Objectivgläsern zu entfernen, welche
                              									dabei genau parallel zu einander bleiben sollen. Letzteres wird
                              									in der That aber nur selten durch diesen Mechanismus erreicht;
                              									da nämlich die Bewegung den beiden Auszugsröhren nur durch einen
                              									einzigen beweglichen Quersteg mitgetheilt wird, so muß, um das
                              									Instrument beständig centrirt zu erhalten, dieser Quersteg stets
                              									dieselbe Lage gegen die optischen Achsen beibehalten. Diese
                              									Bedingung kann aber nur dann erfüllt werden, wenn sich die
                              									beiden Auszugsröhren ohne alle Reibung in den Perspectivkörpern
                              									bewegen, oder mit einer sehr schwachen und vollkommen gleichen Reibung. Im ersten Falle gibt der
                              									Quersteg dem geringsten Drucke nach und die Gläser sind nicht
                              									mehr gehörig centrirt; während im zweiten Falle das Instrument
                              									zwar mehr Festigkeit hat, aber, da es fast unmöglich ist den
                              									beiden Auszugröhren in den Perspectivkörpern vollkommen gleichen
                              									Widerstand zu geben, dessenungeachtet den gleichen Fehler
                              									behält. Gewöhnlich findet nämlich eine Verschiebung nur an dem
                              									einen Ende des Quersteges statt und die optischen Achsen sind
                              									deßhalb nicht mehr parallel.
                           
                           Da außerdem der Durchmesser des horizontalen Rädchens, durch
                              									welches der Mechanismus in Bewegung gesetzt wird, von der
                              									gegenseitigen Entfernung der beiden Oculare und von dem
                              									Durchmesser der Perspectivkörper abhängig ist, so ist die Folge,
                              									daß in sehr vielen Fällen das Rädchen zu klein wird und von den
                              									Fingern nicht mehr gehörig erfaßt werden kann, weßhalb denn auch
                              									das Instrument schwierig für das Auge einzustellen ist.
                           Hr. Lebrun half diesen Uebelständen
                              									durch folgendes sinnreiche Mittel ab.
                           Zwischen den beiden Perspectivkörpern befindet sich ein
                              									Scheibchen oder Rädchen, welches sich nicht wie bei den
                              									gewöhnlichen Doppel-Lorgnetten um eine Achse dreht, die
                              									parallel zu den optischen Achsen liegt; sondern die Achse
                              									desselben ist senkrecht zur Richtung des Perspectives. Auf jedem
                              									Ende der Achse, auf deren Mitte das Scheibchen befestigt ist,
                              									befindet sich ein gezahntes conisches Rad mit einem Winkel von
                              									45°. Diese verticalen Räder greifen in ganz ähnliche,
                              									deren Achsen aber mit den Perspectivachsen zusammenfallen; an
                              									letztere sind Schraubenmuttern gelöthet, durch welche der untere
                              									Theil der Auszugsröhren geht, welche deßhalb auf ihrer
                              									Oberfläche mit Gewindegängen versehen sind.
                           Dreht man das Rädchen, so schraubt man die beiden Auszugsröhren,
                              									welche oben mit dem beweglichen Querstege fest verbunden sind,
                              									entweder weiter in die Muttern hinein oder aus denselben heraus,
                              									und diese Bewegung geht gleichmäßig und regelmäßig an einem wie
                              									an dem andern Perspective vor sich, weil die beiden
                              									Auszugsröhren zu gleicher Zeit und unabhängig von einander der
                              									Wirkung des Mechanismus ausgesetzt sind.
                           Aus dem bisher Angeführten geht ferner hervor, daß die Lorgnette
                              									Stabilität besitzt, und daß die Auszugsröhren einen gewissen
                              									Druck, ja sogar schwache Stöße aushalten können, ohne daß die
                              									wesentlichen Eigenschaften des Instrumentes dadurch
                              									beeinträchtigt werden.
                           Ferner ist begreiflich, daß man in allen Fällen dem Rädchen, da
                              									seine Achse senkrecht auf der Rohrachse steht, einen solchen
                              									Durchmesser geben kann, daß der Mechanismus sich leicht und
                              									ruhig bewegen läßt.
                           Dazu ist noch zu bemerken, daß Lebrun
                              									eine ganz besondere Sorgfalt auf die Fabrication seiner Gläser
                              									verwendet, so daß seine Lorgnetten nicht nur dauerhaft, sondern
                              									auch ausgezeichnet gut sind.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildung.
                           Fig. 12 zeigt eine solche Doppel-Lorgnette,
                              									bei welcher die Entfernung der beiden Perspective nicht
                              									verändert werden kann.
                           
                           A horizontale Achse, auf deren Mitte
                              									sich ein Rädchen befindet, mittelst dessen den beiden
                              									Winkelrädern B, B, welche auf den
                              									Enden der Achse A befestigt sind,
                              									eine Bewegung ertheilt wird. Diese Winkelräder sind mit zwei
                              									andern horizontalen C, C im
                              									Eingriff; letztere sind aus einem Stücke mit zwei Muttern, durch
                              									welche die Schrauben D, D gehen, von
                              									denen die eine ein linkes, die andere ein rechtes Gewinde hat.
                              										E, E Körper der Perspective. F, F Auszugsröhren, welche mit den
                              									Schrauben D, D versehen sind und
                              									sich in den Muttern O hin und her
                              									verschieben lassen. G Quersteg,
                              									welcher die beiden Auszugsröhren vereinigt. H, H Ränder an den oberen Enden der
                              									Auszugsröhren. I Rädchen, um die
                              									Auszugsröhren in Bewegung zu sehen. J Quersteg, welcher die beiden Perspectivkörper in
                              									gleicher Entfernung erhält. K, K
                              									Hülsen, um die Schrauben D, D sicher
                              									in der Mitte zu erhalten. L, L
                              									Schrauben, welche auf den Quersteg J
                              									drücken. M Steg, welcher die unteren
                              									Enden der Perspectivkörper E, E
                              									vereinigt. N Schrauben, durch welche
                              									dieser Steg befestigt ist. O, O
                              									Muttern, durch welche die Schrauben D,
                                 										D gehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
