| Titel: | Ueber elektrische Telegraphen und das Institut der Telegraphen-Compagnie in London. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. CIII., S. 426 | 
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                        CIII.
                        Ueber elektrische Telegraphen
                           								und das Institut der Telegraphen-Compagnie in
                           								London.
                        Im Auszug aus dem Civil Engineer and Architect's Journal,
                              								Jan. 1848, S. 9.
                        Ueber elektrische Telegraphen und das Institut
                           								der Telegraphen-Compagnie in London.
                        
                     
                        
                           Die Elektro-Telegraphie erhält in England jetzt eine immer
                              									größere Verbreitung und die sie betreibende Compagnie hat ihr
                              									Netz schon so weit ausgedehnt, daß bereits sechzig größere
                              									Städte durch dieselbe in Verbindung gesetzt sind. Wir übergehen
                              									das Geschichtliche und Statistische ihrer Einführung in dem uns
                              									vorliegenden Artikel und entnehmen daraus was das Technische und
                              									den Nutzen derselben anbelangt.
                           Die von Hrn. Hunt angelegte Station in
                              									der Hauptstadt ist vortrefflich gelegen; es sind nur einige
                              									Minuten Wegs von ihr zur Bank, Stocksbörse, königl. Börse, zu
                              									Lloyds und den meisten Banken, Assecuranz-Bureaux; kurz
                              									sie liegt im Herzen der Geschäftswelt. Etwas entfernter davon
                              									sind die Zeitungsbureaux, Regierungsbureaux, Parlamentshäuser
                              									u.s.f.
                           
                           Das Princip des Cooke-Wheatstone'schen Telegraphen, dessen sich
                              									die Gesellschaft bedient, so wie sie sich aller übrigen
                              									Erfindungen im Bereiche der Telegraphie zu bedienen berechtigt
                              									ist, beruht bekanntlich auf der von Professor Oersted im Jahr 1819 gemachten
                              									Entdeckung, daß eine magnetisirte Nadel sich in rechten Winkeln
                              									zu einem Drahte zu stellen strebt, durch welchen ein
                              									elektrischer Strom geht. Durch die Bewegungen einer solchen
                              									Nadel (eines Zeigers) an einem Zifferblatt (einer Scheibe) wird
                              									ein Alphabet gebildet, welches dazu dient, die Nachrichten
                              									mitzutheilen.
                           Bei den anders eingerichteten Telegraphen wird eine Scheibe zum
                              									Umdrehen gebracht, auf welcher sich Buchstaben oder Zeichen
                              									befinden, was vermöge der Eigenschaft des weichen Eisens
                              									bewerkstelligt wird, durch einen elektrischen Strom, den man
                              									durch einen spiralförmig darum gewundenen Draht gehen läßt,
                              									temporär magnetisch zu werden. Derselben Vorrichtung bedient man
                              									sich bei allen Apparaten, um das Allarmzeichen zu geben, welches
                              									anzeigt daß der Telegraph in Thätigkeit gesetzt wird. Die
                              									Telegraphen in den Vereinigten Staaten, in Frankreich und
                              									Preußen sind nach diesem Scheibensystem; in Baden bediente man
                              									sich des Highton'schen Telegraphen.
                              									Die meisten Telegraphen in England sind
                              									Zeiger-Telegraphen, derjenige in Süd-Devonshire
                              									ist ein Scheibentelegraph und derjenige im Bor Tunnel hat die
                              										Nott-Gamble'sche
                              									Einrichtung.
                           Die Scheibentelegraphen werden entweder durch eine galvanische
                              									Batterie oder durch die magnet-elektrische Maschine (mit
                              									permanentem Magnet) in Bewegung gesetzt. Bei diesen Telegraphen
                              									sind nur zwei Drähte erforderlich; einer für den Telegraph
                              									selbst und einer für die Allarmglocke. Die Zeigertelegraphen zu
                              									Handelszwecken bedürfen hingegen dreier Drähte, nämlich zweier
                              									Zeigerdrähte für den Telegraph und eines Drahts für die
                              									Allarmglocke.
                           Gegenwärtig hat die Telegraphen-Compagnie für jede
                              									Hauptstation zwei Drähte gelegt; diese Drähte sind von Eisen
                              									(Nr. 8 des Drahtmaaßes) und haben einen Sechstelzoll
                              									Durchmesser. Dieselben sind galvanisirt und kommen sehr wohlfeil
                              									zu stehen; sie wiegen nämlich 38 Pfd. (engl.) per hundert Yards
                              									oder 480 Pfd. per (engl.) Meile. Dieser Draht ist in Längen von
                              									je 1/4 Meile zusammengeschweißt. Die Drähte sind an Pfählen in
                              									Abständen von 45 bis 55 Yards befestigt; alle Viertelmeilen, wo
                              									sie sich miteinander verbinden, ist ein stärkerer Pfahl
                              									angebracht. Die Drähte werden durch eine einfache Vorrichtung
                              									gespannt erhalten. Dieses Verfahren, die Drähte über Pfähle zu
                              									ziehen, welches im Jahr 1842 zuerst eingeführt wurde, ist sehr
                              									ökonomisch und läßt eine ausgedehnte Anwendung
                              									des Systems zu, da jetzt überall, wo sich Pfähle errichten
                              									lassen, Drähte gespannt werden können; wenn die Bevölkerung
                              									einmal daran gewöhnt ist, so kann man die Telegraphenlinien auf
                              									Stadt- und Landstraßen mit derselben Sicherheit ziehen,
                              									wie die Gaslampen jetzt dem Publicum bloßgestellt werden; dieß
                              									indessen jetzt schon zu verlangen, wäre zu viel. Nach dem Brett-Little'schen System käme
                              									die Legung wahrscheinlich viel wohlfeiler zu stehen als
                              									jetzt.
                           Anfänglich wurden die Drähte mit Seiden- oder
                              									Baumwollengarn und dann mit Pech, Harz, Kautschuk oder sonst
                              									einer nichtleitenden Substanz überzogen und in irdenen Röhren,
                              									hölzernen Deicheln oder in eisernen Röhren eingeschlossen. Auch
                              									Asphalt wurde zur Umhüllung der Drähte vorgeschlagen. Die
                              									bedeutenden Kosten, welche alles dieß verursacht, waren eines
                              									der Hindernisse der Verbreitung solcher Telegraphen. Man hält es
                              									gegenwärtig nicht mehr für nöthig die Telegraphendrähte in
                              									Röhren einzuschließen, damit man nicht zu denselben gelangen
                              									kann, und sicherlich werden mit der Zeit die wenigen jetzt noch
                              									existirenden derartigen Drahtleitungen auf Pfähle
                              									übertragen.
                           Hinsichtlich der Anzahl der Drähte ist schon große Ersparung
                              									eingetreten. An dem frühesten Instrument (zu Slough) waren 5
                              									Nadeln (Zeiger) und für jede ein doppelter Draht. Der Umstand,
                              									daß die Erde den Dienst der halben Kette verrichten kann, machte
                              									auf einmal die Hälfte der Drähte entbehrlich; durch allmähliche
                              									Verbesserungen ging die Anzahl der Nadeln auf vier, drei und
                              									zwei, für manche Zwecke sogar auf eine herunter. Auf diese Weise
                              									sind, wo im Jahr 1842 für eine Station zwölf Drähte erforderlich
                              									waren, jetzt zwei ausreichend, während die Kosten in einem noch
                              									viel größern Verhältniß sich vermindert haben, indem die Drähte
                              									galvanisirt statt mit Baumwolle und Seide umwickelt sind, und in
                              									der Luft schweben, statt in Röhren eingeschlossen zu seyn.
                              									Vielleicht bedient man sich später eines leichtern Drahts,
                              									wodurch das System unendlich an Ausdehnung gewinnen würde; man
                              									kann dasselbe jetzt ohnedieß nur als in seiner frühesten
                              									Kindheit befindlich betrachten.
                           Die Instrumente deren sich die Compagnie bedient, sind Cook-Weadstone'sche, mit
                              									einfachem oder doppeltem Zeiger; den letzteren wird der Vorzug
                              									gegeben. Beide beruhen auf demselben Princip, nur ist letzteres
                              									System das Doppelte des erstem. Aeußerlich zeigt der
                              									Zwei-Zeiger-Telegraph zwei Zeiger, welche wie
                              									Uhrzeiger an einem Zifferblatt hängen. Jeder dieser Zeiger ist
                              									das Doppelstück eines andern innerhalb des Instruments, hinter
                              									dem Zifferblatt befindlichen; dieser letztere ist der wirkliche
                              									Zeiger. Dieser Zeiger steckt in einem leichten, hohlen Rahmen
                              										von Holz oder Metall, um welchen zwei Lagen feinen
                              									Kupferdrahts gewickelt sind, der mit Seide oder Baumwolle
                              									überzogen oder isolirt ist. Dazu sind ungefähr 200 Yards Draht
                              									von 1/130 Zoll Durchmesser erforderlich. Dieser Spiraldraht
                              									steht mit einer elektrogalvanischen Batterie in Verbindung. Bei
                              									dem Zeiger-Telegraph ist es eine große Schwierigkeit, den
                              									Schwingungen des in Bewegung gesetzten Zeigers Einhalt zu thun.
                              									Man suchte diesen Zweck dadurch zu erreichen, daß man dem
                              									unteren Gliede des Zeigers mehr Ausdehnung und Gewicht gab.
                           Unterhalb des Zifferblatts befindet sich ein Griff, mittelst
                              									dessen die Verbindung der Batterie mit den Leitungsdrähten
                              									hergestellt oder aufgehoben, und somit der Zeiger in Bewegung
                              									gesetzt werden kann, welcher, je nach dem Weg den der Strom
                              									nahm, zur Rechten oder Linken abgelenkt wird.
                           Bei dem Instrument mit zwei Zeigern wird das Alphabet durch die
                              									Hervorbringung und Wiederholung von dreierlei Combinationen
                              									gebildet. Wenn die Zeiger parallel stehen, kann der Zeiger
                              									Rechts oder Links, oder beide zugleich, oder beide abwechselnd
                              									in Bewegung gesetzt werden; je nachdem dieß ein, zwei, drei oder
                              									viermal geschieht, erhält man eine große Anzahl Buchstaben oder
                              									anderer Zeichen. Der Doppelzeiger hat das vor dem einfachen
                              									voraus, daß bei vielen Combinationen beide Griffe mit einander
                              									in Bewegung gesetzt werden; bei andern Telegraphen von
                              									einfacherer Construction wäre dieses Ersparniß (an Zeit) noch
                              									größer.
                           Da der Zeiger selbst ein Magnet ist, so ist er durch die freie
                              									Elektricität der Atmosphäre bei gewissen Zuständen derselben
                              									Störungen unterworfen, so daß seine Thätigkeit sehr
                              									unzuverlässig ist, und obwohl deßwegen schon mehrere
                              									Modificationen und Verbesserungen versucht wurden, so sind damit
                              									doch noch nicht alle Einwürfe beseitigt. Damit der Zeiger nicht
                              									zu weit seitwärts schwingt, sind ihm auf beiden Seiten durch
                              									Stifte Gränzen gesetzt. Unlängst waren einmal alle Telegraphen
                              									Englands auf so lange Zeit abgelenkt, daß die Mittheilungen eine
                              									gänzliche Unterbrechung erlitten.
                           Zu bemerken ist, daß die Verbindung durch das Instrument hindurch
                              									hergestellt ist, welches selbst einen Theil der Verbindungskette
                              									ausmacht. Auf jeder Station der Eisenbahn muß sich ein solches
                              									Instrument befinden; doch kann man, wo die Correspondenz
                              									unbedeutend ist, mehrere Instrumente mit denselben Drähten in
                              									Thätigkeit setzen; natürlich aber nicht zu gleicher Zeit auf
                              									beiden Stationen, sondern es kann immer nur eine Station zu
                              									einer gewissen Zeit den Telegraph benutzen. Wo die
                              									Correspondenz bedeutender ist, müssen für jede Station sowohl
                              									besondere Drähte, als besondere Instrumente vorhanden seyn.
                              									Gegenwärtig besteht noch der Uebelstand, daß wenn ein Instrument
                              									eine Störung erleidet, welcher Fall nicht selten eintritt, die
                              									ganze Linie darunter leidet.
                           Wo mehrere Instrumente in einer Drahtlinie sich befinden, hat man
                              									den Vortheil gleichzeitige Mittheilungen machen zu können. So
                              									können im nächsten Jahr Vorträge im Parlament durch einen
                              									Beamten in Lothbury zu gleicher Zeit auf 60 Stationen hin
                              									gemeldet werden, und in nicht ferner Zeit kann also ein Beamter
                              									tausend Untergeordneten in einem Augenblick Instructionen
                              									ertheilen, was alles von der Presse je Geleistete übertrifft.
                              									Auf dieselbe Art können die Preise gewisser Waaren und
                              									Fabricate, welche an verschiedenen Orten vorzugsweise producirt
                              									werden, bekannt gemacht werden.
                           Die Glocke oder Allarmvorrichtung ist gegenwärtig noch ein
                              									wesentlicher Theil des telegraphischen Systems. Sobald dieselbe
                              									in Bewegung gesetzt wird, ist dieß dem Telegraphenwärter das
                              									Zeichen daß er eine Botschaft erhält. Doch ist es die Frage, ob
                              									die Glocke in Zukunft bei großen Telegraphen-Stationen
                              									nöthig seyn wird, wo Wärter Tag und Nacht im Dienst und die
                              									Instrumente vielleicht beständig im Gebrauche sind. Die
                              									Lärmglocke kann durch den Telegraphendraht oder durch einen
                              									besondern Draht in Thätigkeit gesetzt werden; erstere
                              									Einrichtung hat den Fehler, daß wenn der Wärter nach Beendigung
                              									seiner Mittheilung seine Lärmglocke nicht in der Kette läßt,
                              									diese Glocke nicht mehr in Wirksamkeit gesetzt werden kann, und
                              									das einzige Mittel seine Aufmerksamkeit zu erregen ist dann, daß
                              									er zufällig die Thätigkeit der Zeiger gewahr wird. Es ist daher
                              									besser, für die Lärmglocke einen besondern Draht zu haben. Die
                              									Lärmglocke wird in Thätigkeit versetzt, indem man zwei Stücke
                              									weichen Eisens, die zu einem Hufeisen-Magnet geformt und
                              									mit einem Spiralgewinde von feinem, mittelst Seide oder
                              									Baumwolle isolirten Kupferdraht überzogen sind – in oder
                              									außer Verbindung setzt. Wenn dieses Hufeisen magnetisch wird, so
                              									zieht es eine Armatur von weichem Eisen all sich, welche sich an
                              									einer Welle bewegt und dadurch einen Haken frei macht, der das
                              									Schlagwerk in Bewegung setzt. Früher war die Einrichtung so, daß
                              									der Magnet unmittelbar auf den Hammer der Glocke wirkte. In der
                              									letzten Zeit wurden an den Allarmglocken bedeutende
                              									Verbesserungen angebracht.
                           Des Telegraphs mit einfachem Zeiger bedient man sich manchmal für
                              									Eisenbahnzwecke, wo man nur einer beschränkten Anzahl von
                              									Zeichen bedarf; zu allen andern Zwecken aber bedient man sich
                              									des Doppelzeigers; der Unterschied der Kosten ist nicht
                              									so groß, daß er die Anwendung eines weniger wirksamen
                              									Instruments rechtfertigen könnte. Da aber beim Gebrauche des
                              									Instruments mit Doppelzeiger einem der Drähte ein Unfall
                              									begegnen könnte, so wird den Wärtern das Signalisiren mit
                              									einfachem Zeiger ebenfalls gelehrt, so daß auch auf diese Weise
                              									Mittheilungen gemacht werden können. Sollte durch Beschädigung
                              									einer Drahtlinie die Communication mit einem Orte auf einer
                              									Bahnstrecke unterbrochen seyn, so kann dieselbe bis zur
                              									Wiederherstellung der Drähte, über andere Orte welche in
                              									Verbindung mit dem Orte und London blieben und mit denen man
                              									eine Kette herstellt, fortgesetzt werden; der Zeitverlust ist
                              									dabei von gar keinem Belang.
                           Die Zeichengebung hat schon große Veränderungen erfahren. Früher
                              									benutzte man Combinationen von Zeichen, die ganze Worte
                              									ausdrückten; man ging dann von diesem Verfahren wieder ab, weil
                              									die buchstabenweise Mittheilung eine größere Sicherheit gewährt.
                              									Gegenwärtig aber bedient sich die Compagnie wieder der Signale
                              									oder ganzer Worte, und zwar nach Whishaw's System, mit bestem Erfolge. Jeder Gegenstand
                              									der Rhederei, der Stocksbörse, der Marktproducte etc. hat seine
                              									Terminologie; für diese kann man sich, wie in der Stenographie,
                              									der Zeichen bedienen. Solche specielle Zeichen anzuwenden ist
                              									das Verdienst des Whishaw'schen
                              									Systems, während die frühern Erfinder zu sehr generalisirten.
                              									Doch gibt es viele Correspondenz-Gegenstände, welche
                              									keine solchen terminologischen Zeichen (Arbitraries) zulassen.
                           Nach Whishaw's System hat man für jede
                              									Art von Mittheilungen besondere Classen von Zeichen, z.B. für
                              									Schifffahrt, Pferderennen, Actienpreise, Getreidepreise u.s.f.
                              									Ehe man die Nachricht zu geben beginnt, verkündet ein Signal,
                              									welcher Classe von Zeichen man sich bedient. Es ist
                              									einleuchtend, daß auf diese Weise sehr an Zeit gewonnen wird. In
                              									der Folge können die Beamten einer telegraphischen Station die
                              									Arbeit unter sich nach den Gegenständen vertheilen, wodurch die
                              									Mittheilungen an Genauigkeit und Schnelligkeit noch gewinnen
                              									werden. Zu größerer Sicherheit läßt die Compagnie gegen einen
                              									erhöhten Preis die Nachrichten zweimal geben; es wird hiemit
                              									möglichen Irrthümern durch den Geber oder Empfänger der
                              									Nachricht begegnet, die hier eben so gut stattfinden können, wie
                              									in der Presse durch Druckfehler.
                           Der geringste Preis für eine Nachricht ist gegenwärtig 1/2 Crown
                              									(2 1/2 Shill.); dafür werden 30 Worte 30 (engl.) Meilen weit
                              									gegeben. Dieser Preis wird jedoch mit der Zeit ermäßigt werden.
                              									Die doppelte Anzahl Worte und Meilen kostet natürlich das
                              									Doppelte.
                           Die Compagnie übernimmt jedoch weder für die Geschwindigkeit der
                              									Mittheilung, noch für eine durch die Beschaffenheit des Wetters
                              									oder der Apparate verursachte Verspätung die Verantwortlichkeit.
                              									Zur Zeit ist der Einfluß des elektrischen Zustands der
                              									Atmosphäre auf die Maschinen oft ziemlich bedeutend.
                           Die Geschwindigkeit, mit welcher Nachrichten gegeben werden
                              									können, ist geringer als man glauben könnte; die Ursache hievon
                              									ist die Anwendung des Zeiger-Telegraphen. Wenn die Worte
                              									durch Buchstaben gegeben werden, telegraphirt man zur Zeit in
                              									der Minute 6 Worte; durch stenographische Zeichen aber kann man
                              									in der Minute 70 Worte mittheilen. Rasch lesen kann man in der
                              									Minute 280 Worte. Professor Morse
                              									gibt im Maximum 117, durchschnittlich 99 Zeichen. Mit der Zeit
                              									können die Zeichen sicherlich schneller gegeben werden; Bain verspricht deren 1000 in der
                              									Minute.
                           Die Telegraphen-Compagnie ist nicht Besitzerin der
                              									Eisenbahn-Telegraphen, sondern betreibt dieselben
                              									pachtweise; es bleibt ihr aber nach Abzug des Gehalts der
                              									Beamten und der Erhaltungskosten noch ein schöner Gewinn, und
                              									sie hat noch nicht Drähte genug, um alle Aufträge ohne Aufschub
                              									zu befriedigen.
                           Die Länge der bis jetzt von der Compagnie hergestellten Linien
                              									beträgt über 2300 engl. Meilen.
                           Von den 60 Städten, unter denen die Verbindung hergestellt wird,
                              									kömmt jede, welche über 100,000 Seelen zählt, in directe
                              									Verbindung mit London. 30 Städte sind bereits mit einander
                              									verbunden; eben so die Haupt-Seehäfen, Fabrikorte und
                              									mehrere Badeorte.
                           Die Telegraphen durch das Meer anbelangend, ist ihre
                              									Ausführbarkeit unbestreitbar; der große Versuch wird zwischen
                              									Dover und Calais gemacht werden. Hiedurch sind dann die zwei
                              									großen Weltstädte des westlichen Europas in Verbindung gesetzt.
                              									Diese Verbindung kann dann fortgesetzt werden bis Wien, und die
                              									Correspondenz zwischen London und Ostindien kann später durch
                              									die telegraphische Verbindung mit Marseille und Trieft geführt
                              									werden.
                           Die englische Admiralität hat trotz des guten Erfolgs des
                              									Experiments bei Slough die elektrische Telegraphie sich noch
                              									wenig für ihre Schiffsstationen zunutze gemacht; sicher ist dieß
                              									aber in Zukunft zu erwarten, da die mechanischen Telegraphen
                              									(Semaphoren) bei Nacht und Nebel gar nicht, und überhaupt nur
                              									während eines Fünftheils des Jahres brauchbar sind.
                           Der Einfluß welchen die Elektrotelegraphie auf das ganze Leben,
                              									z.B. auf den Handel, durch gleichzeitige Mittheilung der Preise
                              									aller Producte und Waaren nach allen Richtungen, dann auf die
                              									Politik durch schnelle Mittheilung wichtiger
                              									Vorfälle, Reden, der Wahlresultate, und auf die Presse etc. hat,
                              									stellt dieselbe hinsichtlich ihrer Wichtigkeit für Verkehr und
                              									Fortschritt noch über Eisenbahnen und Dampfschifffahrt. Auch der
                              									Justiz und Polizei verspricht die Telegraphie großen Nutzen zu
                              									gewähren, durch die Schnelligkeit der Mittheilung, wenn ein
                              									Individuum die Flucht ergriffen hat und durch Verhöre die man
                              									gleichzeitig an entlegenen Orten vornehmen kann; es müssen nur
                              									gültige Formen hiezu festgestellt werden.