| Titel: | Ueber das Probiren des Braunsteins; von Adolph Bobierre. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. CVII., S. 448 | 
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                        CVII.
                        Ueber das Probiren des
                           								Braunsteins; von Adolph Bobierre.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1847, Nr. 1190.
                        Bobierre, über das Probiren des
                           								Braunsteins.
                        
                     
                        
                           Wer Braunsteinsorten nach der von Gay-Lussac in seiner Abhandlung über
                              									Chlorometrie (polytechn. Journal Bd. LX S. 146) beschriebenen
                              									Methode auf ihren Gehalt probirt hat, weiß mit welcher
                              									ängstlichen Vorsicht man operiren muß, um den Verlust einiger
                              									Blasen Chlorgas zu vermeiden, wodurch das Resultat der Prüfung
                              									ungenau würde. Durch eine anscheinend unbedeutende Abänderung
                              									oder Verbesserung jener Probirmethode habe ich diese
                              									Fehlerquelle vermieden und ich glaube daher mein Verfahren
                              									besonders im Interesse der Chlorkalk-Fabrikanten
                              									veröffentlichen zu müssen.
                           Bekanntlich besteht Gay-Lussac's Apparat in einem kleinen Kolben
                              									zum Auflösen des Braunsteins, in einer gebogenen Röhre und
                              									endlich in einem Kolben von beiläufig einem halben Liter
                              									Rauminhalt, welcher mit einem langen Halse versehen ist und
                              									worin die Auflösung des erzeugten Chlorgases stattfinden muß.
                              									Nun ist es, wie gesagt, sehr schwierig nach diesem Verfahren ein
                              									stets übereinstimmendes Resultat zu erhalten, wenn man nicht
                              									sehr geübt ist oder eine sehr concentrirte alkalische Auflösung
                              									anwendet.
                           Nicht Jedermann ist aber mit zarten chemischen Manipulationen
                              									vertraut; andererseits habe ich oft bemerkt, daß ein Ueberschuß
                              									von Kali im Wasser des Kolbens eine Chlorauflösung gibt, welche
                              									die arsenikalische Probeflüssigkeit, anstatt ihre blaue Farbe
                              									schnell in Hellgelb zu verwandeln, nacheinander von Blau in
                              									Grün, von Grün in Grünlichgelb, von Grünlichgelb in Dunkelgelb,
                              									endlich von Dunkelgelb in Hellgelb übergehen macht und zwar
                              									durch so viele Farbenabstufungen, daß man unmöglich den
                              									richtigen Zeitpunkt treffen kann, wo man aufhören muß, um den
                              									Grad des chlorometrischen Maaßgläschens abzulesen. Durch
                              									folgendes sehr einfache Mittel vermeidet man diesen
                              									Uebelstand.
                           Man bringt zwischen den kleinen Kolben worin der Braunstein
                              									aufgelöst wird, und den Kolben worin sich das Chlorgas auflösen
                              									muß, eine Waschflasche von beiläufig 5 Deciliter Inhalt; in
                              									letztere gießt man etwa 3 Deciliter einer Auflösung von
                              									Aetzkali, welche 10 Proc. Kali enthält. Der langhalsige Kolben
                              									enthält schwach alkalisirtes Wasser und die Operation wird wie
                              									gewöhnlich ausgeführt. Alle Chlorblasen, welche sich im
                              									Fläschchen nicht verdichten sollten, müssen sich nothwendig im
                              										Kolben vollständig auflösen und dieses Verfahren liefert daher
                              									so genaue Resultate, daß selbst wenig geübte Personen mittelst
                              									desselben vollkommen übereinstimmende Braunsteinproben machen
                              									können.