| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. , S. 75 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber ein einfaches Mittel, das Ausweichen
                              									der Wagenräder aus den Schienen auf den Eisenbahnen zu
                              									verhindern; von Crelle.
                           Dieses Ausweichen der Wagenräder verursacht, wie es die Erfahrung
                              									gelehrt hat, die schwersten, und auch wohl die häufigsten
                              									Unfälle Achsen- und Radbrüche, Schäden durch das Feuer
                              									und durch das Springen von Kesseln und Dampfröhren sind weniger
                              									gefährlich und weniger häufig. Gerade gegen die größte Gefahr,
                              									des Ausweichens der Räder aus den Schienen, ist aber jetzt auf
                              									Eisenbahnen der Schutz so gering und so unzureichend, daß es
                              									Fälle gibt, wo der Unfall nothwendig entstehen muß, und daß zu verwundern ist, daß
                              									er nicht noch öfter vorkommt. Der
                              									einzige Schutz gegen das Uebel besteht jetzt allein in den 1,
                              									höchstens 1 1/2 Zoll hohen Spurkränzen der Wagenräder, und wenn
                              									irgendwo bei dem Stoß zweier Schienenstücke das eine über, oder auch neben das andere vorspringt, oder eine Schiene stark
                              									abhängig sich gesenkt hat, so kann es, da die Wagen, auch auf
                              									schnurgrader Bahn niemals geradlinig, sondern immer in einer
                              									langgestreckten Schlangenlinie fortrollen, sehr wohl kommen, daß
                              									der Spurkranz eines Rades auf den Kopf der Schiene
                              									hinaufgesprengt wird, wo er dann auch unfehlbar an der äußeren
                              									Seite der Schiene von ihr hinunterrollt.
                           Nun gibt es, diesen Unfall zu verhindern, ein sehr einfaches,
                              									vollkommen sicheres und verhältnismäßig wenig kostbares Mittel,
                              									was auch schon, z.B. bei Dublin, angewendet
                              									worden ist. Es besteht in hölzernen
                                 										Schutzschienen, die man längsaus, parallel mit den
                              									eisernen Schienen und zwischen denselben, auf das Grundwerk der
                              									Bahn befestigt. Der Aufsatz des Obengenannten, der in Kurzem
                              									gedruckt und nebst der Zeichnung öffentlich bekannt gemacht
                              									werden wird, weist im Einzelnen nach, auf
                                 										welche Weise die Schutzschienen angebracht werden
                              									müßten, damit sie die verschiedenen Bedingungen für ihre
                              									Leistungen erfüllen. Sie dürfen nämlich den Lauf der Räder, so
                              									lange dieselben in den eisernen Schienen bleiben, durchaus nicht
                              									hindern oder hemmen, sondern müssen nur dann erst von den Rädern
                              									berührt werden, wenn ein Spurkranz auf die eisernen Schienen
                              									hinaufgelangt ist, und dann die Räder in die Bahn zurücktreiben.
                              									Dabei müssen sie so stark und fest seyn, daß kein jemals hier
                              									vorkommender Seitendruck sie wegschieben kann. Die
                              									Schutzschienen bestehen in 6 Zoll breiten und 8 Zoll hohen
                              									Hölzern, die auf die Enden von Querhölzern aufgekämmt werden,
                              									welche ihrerseits in die Quer-Unterlagen der Bahn
                              									eingekämmt und in dieser Einkämmung durch Schraubenbolzen
                              									festgehalten werden, auf welche Weise keine Gewalt vermag sie
                              									aus ihrer Stellt zu rücken, während sie so hoch über die
                              									eisernen Schienen emporragen, daß die Räder niemals über sie
                              									hinwegspringen können, so daß sie also, so angeordnet, in der
                              									That einen vollkommen sichern Schutz
                              									gewähren.
                           Der Aufsatz berechnet, daß die Kosten dieser Schutzschienen, die
                              									sich auch sehr wohl an schon vorhandenen Eisenbahnen anbringen
                              									lassen, die durchschnittlichen Kosten einer Eisenbahn um etwa 5
                              									Proc. erhöhen, daß ihre Erhaltungskosten etwa 2 pro mille der Baukosten der
                              									Eisenbahn wegnehmen würden und daß, wenn z.B. der Reinertrag
                              									einer Eisenbahn 5 Proc. des Anlage-Capitals beträgt,
                              									dieser Ertrag entweder um 4 1/2 pro
                                 										mille vermindert werden würde, oder daß, wenn die
                              									Verminderung nicht stattfinden soll, die Fahrpreise um 9 Proc.
                              									erhöht werden müssen. Das letztere ist aber auch ohne alles
                              									Bedenken vollkommen zuläßlich, und es ist gewiß nicht zu
                              									fürchten, daß deßhalb die Benutzung der Eisenbahn abnehmen
                              									würde. Sie würde eher zunehmen. Denn, wenn z.B. Jemand jetzt für
                              									eine 20 Meilen lange Fahrt 1 1/2 Thaler bezahlt, wird er auch
                              									gewiß mit Freuden noch 4 Sgr. mehr zahlen, wenn er nun
                              									versichert ist, nicht mehr verstümmelt oder gar getödtet zu
                              									werden. Die Eigenthümer der Eisenbahnen aber würden, während
                              									ihre Einnahme sich nicht vermindert,
                              									noch den Gewinn haben, daß ihnen dann weniger Wagen durch
                              									Unfälle zerbrochen werden, während die Verstümmelung und Tödtung
                              									von Menschen, die sich abwenden läßt,
                              									nicht mehr ihr Gewissen belastet. Auch noch die Unfälle von
                              									Achsen- und Radbrüchen würden die hölzernen
                              									Schutzschienen mildern. Der Aufsatz des Verfassers ermahnt daher
                              									dringend an die Benutzung dieses sichern Schutzmittels. (Aus dem Bericht über die
                              									Verhandlungen der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften zu
                              									Berlin, durch Böttger's polytechn.
                              									Notizblatt, 1847, Nr. 20.)
                           
                        
                           Isolirung der Drähte elektrischer
                              									Telegraphen.
                           Wie öffentliche Blätter melden, fallen die Versuche, welche die
                              									preußische Regierung gegenwärtig über die zweckmäßigste
                              									Einführung elektro-magnetischer Telegraphen anstellen
                              									läßt, höchst günstig für das Legen der Drahte unter der Erde in
                              									Hüllen von Gutta-percha aus, so daß wahrscheinlich alle
                              									Staatstelegraphen in dieser Art angelegt werden. Man braucht
                              									alsdann die Eisenbahndämme nicht mehr dazu zu benutzen, sondern
                              									kann sich der Chausseen bedienen, unter deren Pflaster die
                              									Leitung gesicherten Raum findet und keine besondere Bewachung
                              									nöthig hat. Wenn die von Lieutenant Siemens erfundene Isolirung der Drähte unter der Erde
                              									sich bewährt, so können dadurch alle bedeutenden Städte mit der
                              									Hauptstadt leicht verbunden werden, und es kann eine
                              									telegraphische Briefverbindung stattfinden, deren Wichtigkeit
                              									für Handel und alle Lebensverhältnisse von großartigster
                              									Bedeutung seyn muß.
                           
                        
                           
                           Ueber das Oeffnen der Flaschen.
                           Nicht selten haften Glasstopfen durch die in dem Schlusse
                              									festgesetzten verschiedenen Stoffe so stark, daß man sie mit der
                              									einfachen Kraft der Hand nicht losmachen kann. Würde man an
                              									einen solchen Stopfen eine Zange oder Hebel anbringen, um ihn
                              									mit Gewalt zu lösen, so liefe man Gefahr, den Griff vom Stopfen
                              									abzubrechen. Man muß deßhalb aus der Dicke der Verbindungsstelle
                              									beider ungefähr beurtheilen, wie stark man drehen dürfe, ohne
                              									Gefahr zu laufen, das erwähnte Unglück anzurichten. Geht der
                              									Stopfen in dieser Art nicht los, so muß man andere Mittel
                              									anwenden Das wirksamste ist hiebei unstreitig das rasche
                              									Erwärmen des Halses in einer kleinen Weingeiststamme. Es beruht
                              									darauf, daß der Hals der Flasche, der zuerst erwärmt wird, sich
                              									auch zuerst ausdehnt, wodurch sein Volum sich vergrößern muß.
                              									Der Stopfen aber, der sich noch nicht ausdehnt, wird seine
                              									Dimensionen behalten und sich in den erweiterten Oeffnungen
                              									drehen lassen. Man hat deßhalb dahin zu sehen, daß die Erwärmung
                              									des Halses möglichst rasch geschehe, damit die Wärme nicht Zeit
                              									habe, auch in den Stopfen überzugehen und diesen ebenfalls
                              									auszudehnen. Zu diesem Zweck halte man den Hals der horizontal
                              									gehaltenen Flasche unmittelbar in die volle Flamme einer kleinen
                              									Weingeistlampe mit einfachem Dochte, und drehe sie rasch in
                              									dieser Lage um ihre Achse, um alle Stellen gleichförmig zu
                              									erwärmen. Nach einigen Secunden versucht man mit einer
                              									kraftvollen Drehung, ob sich der Stopfen gelöst habe, was in den
                              									meisten Fällen stattfindet. Gelingt es nicht zum erstenmal, so
                              									führe man den Hals schnell wieder in die Flamme, und versuche
                              									nach einigen Augenblicken wieder zu drehen, oder man schlage mit
                              									einem hölzernen Messerstiele von unten an den Griff des
                              									Stopfens. Löst sich der Stopfen, so lasse man ihn so lange von
                              									der Flasche, bis der Hals wieder vollkommen erkaltet ist; ohne
                              									dieß könnte er durch Zusammenziehung des Halses sich noch einmal
                              									klemmen. Ist der Inhalt der Flasche brennbar, so gebrauche man
                              									die kleine Vorsicht, ein Gefäß mit Wasser bei der Hand zu haben;
                              									man kann nämlich nicht wissen, durch welchen Zufall die Flasche
                              									zerbrechen und ihr Inhalt in Flammen gerathen möchte. Wäre der
                              									Inhalt Aether, so ist die Operation sehr gefährlich, man dürfte
                              									sie nur im Freien versuchen, die Flasche selbst in einem nassen
                              									Tuche fassen, und reichliches Wasser in offenen Gefäßen daneben
                              									stehen haben. In diesem Falle wäre statt der Spirituslampe Wohl
                              									besser, kochend heißes Wasser, was man aus einem Gefäße mit
                              									dünnem Ausguß über den Hals der Flasche gießen würde. In allen
                              									anderen Fällen ziehe ich die Spirituslampe vor, schon weil sie
                              									besser disponibel ist. Den Hals durch Reiben mit einem mehrmal
                              									umschlungenen Bindfaden zu erhitzen, ist minder bequem,
                              									erfordert (wenn man das eine Ende des Fadens nicht irgendwo
                              									befestigt) die Hülfe zweier Menschen, und die Wirkung dehnt sich
                              									auch in der Breite nicht so vollständig aus, wie die einer
                              									Flamme oder des heißen Wassers. (Mohr's Lehrbuch der pharm. Technik, S. 298.)
                           
                        
                           Die Bereitung des Hämatinon der Alten
                              									wieder entdeckt.
                           Die Bereitung des Hämatinon der Alten ist wieder gefunden und
                              									zwar dem höheren Standpunkt der heutigen Wissenschaft und
                              									Technik gemäß, ohne die Beschränkung, welche die alten Künstler
                              									sich haben gefallen lassen müssen. Man verdankt diese für das
                              									technische Kunstgebiet wichtige Entdeckung Hrn. Dr. Max Pettenkofer, außerord. Mitglied der k. bayer. Akademie
                              									der Wissenschaften und Assistent bei dem k. Hauptmünzamte in
                              									München. Er hat der genannten Akademie die Ergebnisse seiner
                              									Forschungen und Untersuchungen mitgetheilt, und man konnte sich
                              									von der vollkommenen Lösung der Aufgabe durch Vergleichung der
                              									vorgelegten Proben mit dem antiken Hämatinon auf das genügendste
                              									überzeugen.
                           Plinius beschreibt im 26sten Capitel des 36sten Buches seiner
                              									Naturgeschichte eine bei den Alten für Speisegefäße (ad escaria vasa) und viele andere
                              									Zwecke beliebte Glasmasse, als totum
                                 										rubens vitrum atque non translucens, hämatinon
                                 										appellatum (als ein durch und durch rothes,
                              									undurchsichtiges Glas, Blutroth genannt). Ueber die Darstellung
                              									desselben weiß der unermüdliche und harmlose Niederschreiber so
                              									vieler technischen Fabeln nichts anzugeben. Was man davon in
                              									Pompeji bisher vorfand und bei uns zu sehen bekam, ist theils in
                              									Mosaikfußböden, theils in den Wandmauern eingefügt, theils in
                              									losen Klumpen gefunden worden. Der Bruch ist vollkommen
                              									muschlig, weßhalb es Plinius auch dem Obsidian zu vergleichen
                              									scheint (in tincturae genere
                                 										obsidianum); es ist härter als gewöhnliches Glas,
                              									welches leicht davon geritzt wird, und nimmt darum eine sehr
                              									feurige Politur an; an sehr dünnen Kanten ist es schwach
                              									durchscheinend mit carminrother Farbe; die Farbe steht zwischen
                              									Mennig- und Zinnoberroth; das specifische Gewicht ist
                              									3,5. Sobald man es auf gewöhnliche Weise schmelzt, so wird es
                              									grünlichschwarz, und die schöne, feurige rothe Farbe wird durch
                              									keinen Zusatz mehr hergestellt. Man erhält durch Zugabe
                              									desoxydirender Substanzen höchstens ein trübes Braunroth. Die
                              									neuere technische Chemie kennt ein ähnliches Verhalten bei der
                              									Bereitung des rothen Ueberfangglases. Die Analyse, und wäre sie
                              									noch so genau, gibt keinen AufschlußAnfschluß, sondern vermehrt für den ersten Augenblick nur unser
                              									Erstaunen und unsere Verlegenheit, was die Arbeiten von Lampadius und andern über den
                              									Gegenstand beweisen. Es ist ein ähnlicher Fall wie beim
                              									Aventuringlase. In einigen Mosaikfabriken Italiens fertigt man
                              									zwar Porporino, aber dieses ist dem antiken sowohl in der Farbe
                              									als auch in andern physikalischen Eigenschaften, sowie in der
                              									chemischen Zusammensetzung durchaus unähnlich. Das schönste neue
                              									Porporino soll mit Gold gefärbt seyn; es kostet, wie es in
                              									Stücken von der Größe einer Haselnuß bis zu einer großen
                              									Mannsfaust im Handel vorkommt, durcheinander das Pfund 25
                              									Gulden; wäre mithin nie für eine allgemeine Verwendung zu
                              									gebrauchen; das antike hingegen enthält als färbenden
                              									Bestandtheil nur Kupferoxydul, kein Zinnoxyd, und käme
                              									wenigstens zwanzigmal wohlfeiler zu stehen. Eine Fläche von 4000
                              									Quadratfuß, 1/
                              									Decimalzoll dick, würde kosten: von neuem Porporino 500,000 fl.;
                              									vom antiken aber nur 20,000 fl., angenommen das specifische
                              									Gewicht beider sey gleich.
                           Die bisherigen Versuche das Hämatinon der Alten nachzubilden,
                              									mußten schon deßhalb mißlingen, weil die meisten in der
                              									Voraussetzung, es handle sich um eine Glasfritte, nicht um einen Glasfluß, gemacht wurden. Was Lampadius und andere Chemiker zu Stande brachten, wird
                              									von der Schönheit der antiken Stücke so weit überstrahlt, daß
                              									neben diesen jene Producte gar nicht mehr roth, sondern nur
                              									schmutzigbraun erscheinen.
                           Nachdem Dr. Pettenkofer mehrere antike Stücke mit
                              									übereinstimmenden Resultaten analysirt hatte, ging er an die
                              									Synthese, die ihm aber so lange nicht gelang, bis er das
                              									eigenthümliche Princip entdeckte, worauf die Bildung des
                              									Hämatinons der Alten wesentlich beruht; dieses Princip war
                              									bisher völlig ungekannt in der Wissenschaft und auch ohne alle
                              									Anwendung in der Glastechnik. Das Princip kann überdieß nicht
                              									bloß auf rothe, sondern auch auf alle anderen zum Glasfärben
                              									benützbaren Farben angewendet werden; es liefert mit allen
                              									Producte von ausgezeichneter Schönheit. Der Erfinder hat bereits
                              									bloß mit Kupferoxydul ein Lackroth dargestellt, welches das
                              									schönste antike Porporino weit überstrahlt. Dieses ausnehmend
                              									schöne Product wird wohl zunächst in größerer Quantität erzeugt
                              									werden, und somit die Erfindung bei ihrem Wiedereintritt ins
                              									Leben sich sogleich eine Stufe über ihre Vergangenheit stellen.
                              									Es hat sich nämlich Se. Maj. der König von Bayern, als ihm die
                              									verschiedenen Proben vorgelegt wurden, ungeachtet alle einzelnen
                              									sowie die ganze Erfindung sich seines warmen Beifalls zu
                              									erfreuen gehabt, in Bezug auf specielle Anwendung bei einem in
                              									Bau begriffenen großartigen Kunstdenkmal, für das erwähnte
                              									lackrothe Purpurin ausgesprochen. Die Wirkung im Großen, wenn
                              									ganze Nischen oder Wandflächen mit diesem Material bekleidet
                              									seyn werden, muß ohne Vergleich zauberhaft seyn; denn es ist als
                              									läge unter dem Glanz und der Farbe eine tiefe Gluth, von welcher
                              									Glanz und Farbe ausströmen.
                           Durch diese neue Erfindung sind sehr viele Hindernisse beseitigt
                              									worden, welche bisher bei Ausschmückung von Prachtgebäuden sich
                              									oft sehr fühlbar gemacht haben.
                           Die Glasporphyre können unter gewissen Cautelen jeder
                              									Manipulation unterworfen werden, welche Glas überhaupt verträgt.
                              									Es lassen sich Platten vom Umfange der größten Spiegelplatten
                              									gießen, welche nur geschliffen und polirt zu werden brauchen, um
                              									z.B. als prachtvolles Wandgetäfel, Tischplatten etc. zu dienen.
                              									Sie lassen sich auch mit den Pfeifen zu Gefäßen verarbeiten.
                           
                           Für Mosaikarbeiten scheint die Sache von höchster Wichtigkeit zu
                              									seyn. Die möglichen Nüancen in den verschiedenen Farben sind
                              									unbegränzt.
                           Was Dauer und Festigkeit anlangt, so wird nichts dagegen zu
                              									erinnern seyn. Die Glasporphyre sind wirkliche Glasflüsse (nicht
                              									etwa Glasfritten, wie man vom antiken Purpurino häufig, aber
                              									irrig angibt); sie enthalten bedeutende Mengen Kieselerde,
                              									weßhalb sie weniger dem Verwittern ausgesetzt sind, als manche
                              									andere schon bekannte farbige undurchsichtige Glasflüsse; sie
                              									widerstehen den stärksten Mineralsäuren; sie sind viel härter
                              									als gewöhnliches Glas, welches mit Leichtigkeit davon geritzt
                              									wird; sie ertragen raschen Temperaturwechsel viel leichter als
                              									gewöhnliches Glas. Ein treffliches Zeugniß für die
                              									Unverwüstlichkeit dieses Kunstproductes gewährt auch das
                              									Aussehen der in Pompeji zu Tag geförderten, wenigstens achtzehn
                              									Jahrhunderte alten Stücke.
                           Man kann bei Hrn. Dr. Pettenkofer in München nicht nur
                              									Proben von allen Farben einsehen, sondern auch von ihm
                              									erhalten.
                           
                        
                           Sehr haltbare Feuerversilberung; von J. F.
                              										Hessenberg.
                           Man befeuchtet die wohl gereinigte und polirte Oberfläche des zu
                              									versilbernden Metalls mittelst eines Pinsels mit etwas
                              									Salzwasser und bestreut sie gleichmäßig mit dem weiter unten
                              									beschriebenen Pulver Nr. 1, so daß dieses eine Lage bildend,
                              									darauf hängen bleibt. Hierauf bringt man den Gegenstand zwischen
                              									gut glühende Kohlen undnnd erhitzt ihn bis zur Rothgluth, löscht in reinem
                              									siedenden Wasser ab, oder in solchem, welches etwas Kochsalz
                              									oder Weinstein gelöst enthält, und behandelt ihn dann mit der
                              									Kratzbürste. Er erscheint nun bereits versilbert. Diese erste
                              									Operation ist die wichtigste, weil dabei das schmelzende Silber
                              									in das Stück eindringen und es empfänglich für den folgenden
                              									Auftrag machen muß.
                           Man trägt nun von neuem gleichmäßig mit einem Pinsel auf, dießmal
                              									aber den unten beschriebenen Teig Nr. 2, glüht bis zur
                              									Kirschrothhitze, löscht in siedendem Wasser ab und kratzt in
                              									kaltem.
                           So fährt man fort, bis man, das erstemal ungerechnet, noch
                              									vier- bis fünfmal aufgetragen hat, wo dann das Stück
                              									hinreichend versilbert ist, mattweiß erscheint und zuletzt
                              									mittelst des Polirstahls seinen Glanz erhält.
                           
                              Nr. 1. Pulver für den ersten
                                    											Auftrag.
                              Man löse Silber in Salpetersäure, fälle es in bekannter Weise
                                 										mit Kupferblech, wasche den Silberniederschlag gut aus und
                                 										trockne ihn. Von diesem Silberpulver nimmt man 1 Theil,
                                 										ferner 1 Theil Chlorsilber und 2 Theile gereinigten und
                                 										calcinirten (entwässerten) Borax. Man mengt diese
                                 										Ingredienzien gut durcheinander, reibt sie in einem
                                 										Porzellanmörser recht fein und läßt sie endlich durch ein
                                 										Haarsieb laufen.
                              
                           
                              Nr. 2. Teig für die folgenden
                                    											Aufträge.
                              Gleiche Theile Silberpulver, gereinigten Salmiak, reines
                                 										Kochsalz, Zinkvitriol und reine Glasgalle werden gut
                                 										gemischt und fein gerieben, und mit etwas destillirtem, auch
                                 										etwa mit äußerst wenig Gummi versetztem Wasser teigartig
                                 										angemacht, so daß man es mit einem Pinsel aufnehmen und
                                 										auftragen kann.
                              Auf diese Weise versilberte Gegenstände zeigen, wenn man sie
                                 										durchbricht, daß das aufgetragene Silber ins Kupfer förmlich
                                 										eingedrungen ist, was dieß Verfahren als sehr solid aufs
                                 										beste empfiehlt.
                              Abgenutzte Stellen oder ganze Stücke lassen sich leicht
                                 										ausbessern oder herstellen, da man nur einen neuen Auftrag
                                 										auf die schadhafte Stelle oder das ganze Stück zu geben
                                 										braucht. Auch schwarz angelaufene Gegenstände können stets
                                 										auf diese Weise leicht wieder hergestellt werden. (Böttger's polytechn. Notizblatt,
                                 										1847, Nr. 20.)
                              
                           
                        
                           
                           Bereitung einer grünen Farbe, die als
                              									Grund beim Bronziren gebraucht werden kann.
                           Nach Müller in Chemnitz verfertigt man
                              									dieselbe auf folgende Weise: man löst Seife in kochendem Wasser
                              									auf, setzt eine beliebige Menge Kupfervitriollösung hinzu, gießt
                              									dann die über dem sich bildenden Niederschlag stehende
                              									Flüssigkeit ab, und wäscht diesen Niederschlag in heißem Wasser
                              									mehrmals aus. Die so erhaltene Kupferseife wird im trockenen
                              									Zustand auf gewöhnliche Art mit Terpenthinöl abgerieben, um zum
                              									Anstrich fertig zu seyn, auf welchen hierauf Bronzepulver
                              									gestreut wird. (Deutsche Gewerbezeitung, 1847, S. 389.)
                           
                        
                           Ueber das Färben des Elfenbeins.
                           Das Färben oder Beizen des Elfenbeins, welches mit Billardbällen,
                              									Spielmarken, Schachfiguren u.s.w. vorgenommen wird, stimmt mit
                              									dem Färben der Knochen beinahe vollkommen überein. Unter den
                              									zahlreichen Vorschriften hiezu sind folgende nach K. Karmarsch ganz zuverlässig:
                           1) Schwarze Farbe. Man legt das
                              									Elfenbein mehrere Stunden lang in eine verdünnte Auflösung des
                              									krystallisirten salpetersauren Silberoxyds (Höllensteins),
                              									welche keine überschüssige Säure enthält, worauf es beim Liegen
                              									durch die Einwirkung des Tageslichtes eine schwarze, etwas ins
                              									Grüne ziehende Farbe annimmt. Eine tief und schön schwarze Farbe
                              									erhält man, wenn das Elfenbein zuerst in einem durch Leinwand
                              									geseihten Blauholzabsude, und dann in Eisenvitriollösung oder
                              									essigsaurer Eisenoxydlösung gekocht wird.
                           2) Blaue Farbe. Schwefelsaure
                              									Indigauflösung, welche man mit Wasser verdünnt hat, erzeugt eine
                              									schöne blaue Farbe auf dem Elfenbeine, wenn man dieses in der
                              									Flüssigkeit liegen läßt, bis die verlangte Schattirung zum
                              									Vorschein kommt. Ist die Auflösung zu concentrirt, so greift die
                              									freie Schwefelsäure das Elfenbein an, erweicht es, und macht
                              									dessen Oberfläche uneben und rauh.
                           3) Grüne Farbe. Diese wird erhalten,
                              									wenn man das blaugefärbte Elfenbein einige Augenblicke in sehr
                              									verdünnte Zinnauflösung (Zinnchlorür), und dann in eine rein
                              									durchgeseihte heiße Abkochung von Gelbholz legt.
                           4) Gelbe Farbe. Man legt das Elfenbein
                              									einige Minuten lang in Wasser, dem man etwas Zinnsalzlösung
                              									zugemischt hat, dann sogleich im heißen Gelbholzabsud, welchen
                              									man durch Leinwand filtrirt hat. Die Farbe wird orange, wenn man
                              									dem Gelbholze bei der Abkochung ein wenig Fernambukspäne
                              									zusetzt. Eine sehr schöne und zugleich am Lichte nicht
                              									ausbleichende gelbe Farbe liefert das chromsaure Bleioxyd,
                              									welches auf dem Elfenbeine erzeugt wird, indem man letzteres
                              									zuerst in einer Auflösung von chromsaurem Kali, dann aber in
                              									Bleizuckerlösung kochen läßt. Um eine schöne hellgelbe Farbe
                              									hervorzubringen, reicht es auch schon hin, das Elfenbein 12 bis
                              									18 Stunden lang in der concentrirten Auflösung des neutralen
                              									chromsauren Kali liegen zu lassen.
                           5) Rothe Farbe Wird das Elfenbein,
                              									nachdem es einige Minuten mit sehr verdünnter Zinnsalzlösung
                              									gebeizt worden ist, in ein kochend heißes, filtrirtes Decoct von
                              									Fernambukholz gelegt, so nimmt es eine vortreffliche rothe Farbe
                              									an, welche man durch Zusatz von Cochenille beim Absieden des
                              									Holzes noch verschönern kann. Gelbholz zieht die Farbe desto
                              									mehr ins Gelbe, je mehr man davon dem Fernambukholze zusetzt.
                              									Legt man das roth gefärbte Elfenbein in eine sehr schwache
                              									Auflösung von Potasche, so wird es kirschroth.
                           6) Violette Farbe. Diese wird
                              									erhalten, wenn man zuerst die obige Beize von Zinnsalzlösung,
                              									und dann einige Augenblicke lang einen heißen Blauholzabsud
                              									anwendet. Ist der letztere mit Wasser verdünnt, so entsteht Lilas. Wird das violett gefärbte
                              									Elfenbein in Wasser gelegt, welchem man einige Tropfen
                              									Salpetersäure beigemischt hat, so wird es schön purpurroth.
                           
                           Ueber das Färben im allgemeinen ist zu bemerken, daß dasselbe am
                              									besten vor dem Poliren vorgenommen wird. Das Elfenbein nimmt im
                              									polirten Zustande die Farben weniger gut an, und das
                              									nachfolgende Poliren nutzt die Oberfläche nicht so sehr ab, daß
                              									die Farben darunter Schaden leiden könnten. Doch müssen die
                              									Stücke nach dem Färben schon völlig wieder getrocknet seyn, wenn
                              									man sie polirt. Wenn die Farbe steckig ausgefallen ist, so läßt
                              									sich dieser Fehler oft dadurch ziemlich verbessern, daß man
                              									durch Reiben mit feingepulverter Kreide die dunkelsten Stellen
                              									blasser macht und dann noch einmal färbt. Wenn zum Färben eine
                              									heiße Flüssigkeit angewendet worden ist, so muß das Elfenbein
                              									nach dem Herausnehmen unmittelbar in kaltes Wasser gelegt
                              									werden, denn diese Stücke reißen sehr leicht, wenn jene Vorsicht
                              									vernachlässigt wird. (Prechtl's
                              									technologische Encyklopädie, Bd. V S. 257.)
                           
                        
                           Neues Verfahren das Uebergähren der
                              									Branntweinmeische zu verhindern.
                           Bisher hat man als eines der besten Mittel, das Uebergähren der
                              									Branntweinmeische zu verhindern, einen Zusatz von Haferschrot
                              									oder von Hafermalzschrot beim Einmeischen der Kartoffeln
                              									erkannt, wodurch die Meischwürze dünnflüssiger und als Folge
                              									davon der Schaum an der Oberfläche der Jährenden Meische weniger
                              									zähe wird, demnach leichter zerfließt. Ein anderes, bloß
                              									mechanisch wirkendes Mittel, ist seit einigen Jahren in der
                              									Branntweinbrennerei zu Blansko in Mähren in Anwendung. Es
                              									gründet sich auf die Betrachtung, daß der aufsteigende
                              									übergehende Schaum aus Blasen besteht, die mit kohlensaurem Gase
                              									gefüllt sind, und daß, wenn man diese Blasen öffnet, das Gas
                              									daraus entweicht und als Folge davon der Schaum niedersinkt. Das
                              									Oeffnen der Blasen aber geschieht durch Zerschneiden derselben,
                              									indem man dem aufsteigenden Schaume mehrere, auf dem Rande der
                              									Gährbottiche aufliegende, parallel neben einander in gleichen
                              									Abständen befindliche Schneiden (Messer) entgegensetzt, welche
                              									auch von Holz seyn können. Sowie die Schaumblasen an die
                              									Schneiden ankommen und angedrückt werden, platzen sie, entleeren
                              									ihren Gasinhalt und der Schaum sinkt zusammen.
                           Diese Messer lassen sich in einen Rahmen zusammenfassen, und ihr
                              									Auflegen auf den Gährbottich ist nur im Zustande der sogenannten
                              									steigenden Gährung der Meische nothwendig.
                           Auch Spitzen, in Form von Rechen, wären dazu wohl anwendbar. (Balling's Bericht über die
                              									Fortschritte der zymotechnischen Wissenschaft undnnd Gewerbe, S. 166.)