| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. , S. 235 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Erfahrungen mit Holzrädern bei
                              									Eisenbahnwagen.
                           In der neuesten Zeit hat man die Holzräder (auf eine
                              									eigenthümliche Art angefertigt, welche im polytechn. Journal Bd.
                                 									CII S. 266 beschrieben wurde) in England vorzüglich bei schnell
                              									gehenden Wagenzügen und namentlich bei Wagen erster Classe
                              									angewandt, weil sie mehr Sicherheit als die eisernen Räder gegen
                              									Stoß und Bruch bei Erzitterung gewähren und mit viel weniger
                              									Geräusch gehen. Nach einem Bericht in der
                              									Eisenbahn-Zeitung, 1847 Nr. 45, hat sich nun aber bei
                              									längerm Gebrauch an diesen Rädern ein Umstand gezeigt, welcher
                              									es rathsam macht von deren Anwendung abzustehen. Es hat sich
                              									nämlich gezeigt, daß die Reifen, wenn sie in Folge der Abnutzung
                              									unrund geworden sind, nicht bis zu einer so weiten Gränze
                              									nachgedreht werden können, als dieß bei den eisernen Rädern
                              									stattfindet. Sobald nämlich der Reif
                              									des Holzrades bis auf eine Stärke von 7/8 Zoll reducirt ist,
                              									bietet er nicht mehr genügenden Widerstand gegen die
                              									vorkommenden Stöße, er schwingt in verticaler Richtung, zieht
                              									sich in ovale Form, veranlaßt dadurch ein allmähliches Entstehen
                              									von Spielraum in den anfänglich fest zusammengepreßten
                              									Holzverbindungen und das Rad wird lose und unsicher. Bei
                              									eisernen Rädern kann man dagegen die Reifen bis auf eine Stärke
                              									von 1/2 Zoll abdrehen Mit Anwendung von Holzrädern ist daher
                              									eine nicht geringe Steigerung der Betriebskosten der Eisenbahnen
                              									verbunden.
                           
                        
                           Vaucher's Antifrictions-Metall
                              									für Radbüchsen, Zapfenlager etc.
                           Hr. Dulong, Oberingenieur der
                              									Eisenbahn von Paris nach Sceaux, theilte der Société
                                 										d'Encouragement seine Beobachtungen über die Legirung
                              									aus drei Metallen mit, welche der Baron Vaucher erfand und in Frankreich sich patentiren
                              									ließ.
                           
                              „Diese Legirung ist wesentlich verschieden von dem
                                 										Antifrictionsmetall der HHrn. Grafton und Goldsmith
                                 										(polytechn. Journal Bd. XCVI S. 81), obgleich das Zink
                                 										ebenfalls ihr vorherrschender Bestandtheil ist. Vaucher's Legirung hat keine
                                 										unwandelbare Zusammensetzung, sondern man ändert dieselbe
                                 										nach den Zwecken ab, wozu sie bestimmt ist; ihre Farbe ist
                                 										graulichweiß; sie hat mehr Glanz als Zink und etwas
                                 										weniger als Zinn; ihr Bruch zeigt einen sehr starken
                                 										Metallglanz und eine blätterige Krystallisation, sehr
                                 										ähnlich derjenigen des Zinks. Sie ist leicht zu bearbeiten,
                                 										nimmt eine schöne Politur an und fühlt sich merklich fettig
                                 										an; ihre Harte und Dehnbarkeit sind nicht gleichbleibend,
                                 										sondern variiren mit dem Verhältniß ihrer Bestandtheile;
                                 										ihre Schmelzbarkeit, welche ebenfalls von der
                                 										Zusammensetzung abhängt, stimmt ziemlich mit derjenigen des
                                 										Zinks überein.
                              
                           
                              Dieser großen Schmelzbarkeit verdankt die neue Legirung die
                                 										meisten ihrer schätzbaren Eigenschaften; dieselbe gestattet
                                 										nämlich zu vielen Zwecken das Formen in Sand durch den
                                 										Schalenguß zu ersetzen, so daß alle Handarbeit erspart wird,
                                 										welche das Ueberarbeiten der in Sand gegossenen Artikel
                                 										erfordert. Für Zapfenlager, Radbüchsen etc. gestattet diese
                                 										Schmelzbarkeit der Legirung, das Metall in dünner Schicht
                                 										mit ihr zu überziehen, so daß ein ähnliches Resultat erzielt
                                 										wird, wie durch die Einsatzhärtung, nämlich eine harte
                                 										Oberfläche und eine hämmerbare Hülse; dadurch lassen sich
                                 										solche Gegenstände sehr wohlfeil herstellen und in
                                 										brauchbarem Zustand unterhalten, weil man bloß die reibende
                                 										Oberfläche zu erneuern braucht, ohne das ganze Stück zu
                                 										ersetzen.
                              
                           
                              Um sicher zu seyn, daß sich der Ueberzug wegen seiner
                                 										geringen Dicke nicht ablöst, verzinnt man das zu
                                 										überziehende Stück; wenn es aus Bronze besteht, kann man es
                                 										mit der Metalllegirung selbst verzinnen, nachdem man seine
                                 										Oberfläche zuvor erneuert hat.
                              
                           
                              Da Vaucher's Legirung so
                                 										leichtflüssig ist, so hat man auch keine Blasen zu
                                 										befürchten und kann sich mittelst des Schalengusses die
                                 										Kruste der gegossenen Stücke erhalten, welche dann viel
                                 										dauerhafter sind, weil ihre Oberfläche immer viel härter als
                                 										das Innere ist.
                              
                           
                              Für Radbüchsen, Zapfenlager etc. gewährt Vaucher's Legirung endlich noch
                                 										den großen Vortheil, daß sie die Achsen conservirt und
                                 										überhaupt alle eisernen Theile welche sich gegen sie
                                 										reiben.
                              
                           
                              Die Versuche mit der neuen Metalllegirung, welche seit acht
                                 										Monaten auf der Eisenbahn von Paris nach Sceaux fortgesetzt
                                 										wurden, ergaben: 1) daß die Wagenbüchsen für Personenwagen
                                 										dadurch um mehr als die Hälfte wohlfeiler hergestellt werden
                                 										können; 2 daß die Büchsen nach dem Durchlaufen von 10,000
                                 										Kilometer keine merkliche Abnützung zeigten; 3) daß die
                                 										Achsenspindeln sich in solchen Büchsen vollkommen
                                 										conserviren und daß man auch viel weniger Schmiere braucht
                                 										als bei den bronzenen Büchsen.
                              
                           Anstatt neue Büchsen anzuschaffen, lassen wir jetzt die
                                 										abgenutzten bronzenen Büchsen innen mit Vaucher's Legirung überziehen; in
                                 										kurzer Zeit werden alle unsere Räder mit diesen neuen
                                 										Büchsen versehen seyn.“ (Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									November 1847, S. 664.)
                           
                        
                           Ueber die Verhinderung der Krustenbildung
                              									in Dampfkesseln.
                           Hrn. Chair in Toulon wurde bekanntlich
                              									im J. 1837 von der Société
                                 										d'Encouragement eine goldene Medaille für seine
                              									Entdeckung zuerkannt, daß der Thon die Krustenbildung in den
                              									Dampfkesseln verhindert. Derselbe theilte unlängst dieser
                              									Gesellschaft mit, daß Hr. Roux,
                              									Befehlshaber der Dampfcorvette „Caiman“
                              									sehr gute Resultate bei der Anwendung des Thons erhielt, indem
                              									seine Kessel nach dreimonatlichem Heizen vollkommen rein
                              									blieben. (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement, Octbr.
                              									1847.)
                           Solcher Thon darf aber durchaus keinen Sand beigemengt enthalten,
                              									weil derselbe vom Dampf mechanisch in den Cylinder mitgerissen
                              									werden kann, wo er dann diesen und den Kolben ausschleifen
                              									würde. Die Redact.
                           
                        
                           
                           Die neuen Nachtlichter von Didier in Paris.
                           Der Ausschuß der Société
                                 										d'Encouragement empfiehlt die neuen Nachtlichter des
                              									Hrn. Didier (rue du Faubourg Saint-Honoré, Nr. 4 in
                              									Paris) als sehr zweckmäßig und bequem; sie sind jedoch etwas
                              									theurer als die gewöhnlichen Nachtlichter.
                           Die allerdings sehr wohlfeilen gewöhnlichen Nachtliche mit
                              									Dochten welche in Kork eingesetzt sind, bieten nicht die
                              									wünschenswerthe Reinlichkeit dar; bisweilen brennen sie auch
                              									schlecht und verzehren sich mitten in der Nacht.
                           Hr. Didier setzt seine Nachtlichter
                              									aus 4 Theilen Talg (vorzugsweise Hammelstalg) und 1 Theil
                              									Stearin zusammen; in der Mitte bringt er einen mit Wachs
                              									getränkten Docht aus gebleichtem Werggarn an, welcher unten in
                              									drei bis vier Zweige getrennt ist, so daß die Verbrennung nicht
                              									nur ununterbrochen sondern auch gleichförmig stattfinden muß;
                              									die untere Oberfläche des Nachtlichts überzieht er mit einer
                              									Schicht Wachs; endlich klebt er rings um das Nachtlicht herum
                              									eine Papierhülse.
                           Man stellt diese Nachtlichter in eine Untertasse, in welche man
                              									vorher ein wenig Wasser (beiläufig eine halbe Linie hoch)
                              									gegossen hat. Eine solche Nachtkerze verzehrt sich in 8–9
                              									Stunden und gibt eine genügende, gleichförmige und geruchlose
                              									Flamme da der Stoff derselben durch Schmelzen flüssig wird, so
                              									ertheilt er dem Papier die nöthige Durchsichtigkeit für den
                              									Durchgang des Lichts. Uebrigens kann man diese Hülse durch ein
                              									Rohr aus mattem Glas ersetzen.
                           Hr. Didier verkauft diese Nachtlichter
                              									für 3 Fr. 60 Cent. per Kilogramm; da 48 auf das Kilogramm
                              									treffen, so kostet jedes 7 1/2 Cent., also stündlich nicht einen
                              									ganzen Centime. Sie kommen folglich beiläufig um die Hälfte
                              									höher zu stehen als die gewöhnlichen Nachlichter, andererseits
                              									aber auch um mehr als die Hälfte wohlfeiler als die Nachtlicher
                              									aus Wachs. (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement Oct. 1847, S.
                              									594.)
                           
                        
                           Erzeugung eines grünen Goldglanzes auf
                              									Leder, von L. Lanzenberg.
                           Um dem Leder einen grünen Goldglanz, wie wir ihn an den
                              									Flügeldecken der spanischen Fliegen und anderer Käfer
                              									wahrnehmen, zu geben, überstreicht man das auf einem Tische
                              									glatt ausgebreitete weißgahre Leder mit einer Lösung von Leim
                              									oder Gummi arabicum, oder auch mit einer Lösung von Alaun, oder
                              									Potasche, oder Weinstein, und reibt dann die Oberfläche so lange
                              									mit gemahlenem Blauholz, bis die gewünschte Farbe zum Vorschein
                              									kommt. Der Glanz wird noch erhöht, wenn man das Leder nach der
                              									ersten Operation mit Blut bestreicht und abermals mit
                              									Blauholzpulver frottirt. Das zu diesem Zweck anzuwendende
                              									Blauholz muß aber vorher, mit Wasser angefeuchtet, so lange an
                              									einem mäßig warmen Orte stehen, bis eine Gährung desselben
                              									eingetreten ist, in Folge welcher es erst den schillernden Glanz
                              									erlangt, den man dann auf das Leder überträgt. Das Trocknen und
                              									weitere Bearbeiten des Leders erfolgt auf die gewöhnliche Weise.
                              									(Aus den Brevets d'Invention, 1847,
                              									durch das polytechn. Centralbl., 1847, S. 1096.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zum Versilbern des
                              									Glases.
                           Hr. Choron, Prof. der Chemie am Lyceum
                              									zu St. Denis (Insel Bourbon), hat der franz. Akademie der
                              									Wissenschaften folgendes Verfahren hiezu mitgetheilt:
                           1) Man breitet eine Schicht von einer Auflösung salpetersauren
                              									Silbers in Weingeist (von 38° Tralles) auf der zu
                              									versilbernden Fläche aus; 2) man setzt diese Schicht dem
                              									Ammoniakgas aus, bis sie auf der Oberfläche des Glases
                              									krystallisirt; 3) endlich taucht man das so vorbereitete Glas in
                              									eine Auflösung von salpetersaurem Silber in Weingeist, welche
                              									mit Gewürznelkenöl versetzt ist.
                           Die ganze Schwierigkeit besteht darin, das geeignetste Verhältniß
                              									zwischen den Bestandtheilen dieser Auflösung zu treffen. (Technologiste, Novbr. 1847.)
                           
                        
                           
                           Fortschritte in einzelnen Zweigen der
                              									brittischen Industrie.
                           Prof. Dumas hielt in der Versammlung
                              									des Ausschusses der Société
                                 										d'Encouragement, deren Präsident er gegenwärtig ist, am
                              									24. Novbr. v. J. einen Vortrag über die Gegenstände, welche
                              									Während seines letzten Aufenthalts in England und Schottland
                              									seine Aufmerksamkeit besonders fesselten.
                           Dünger. Den Dünger, welchen man in
                              									diesen Ländern vorzugsweise anwendet, erhält man aus Knochen
                              									oder Fleisch-Ueberresten, die man mit Schwefelsäure
                              									vermischte, welche ihre Zersetzung bewirkt und sie in
                              									schwefelsauren und phosphorsauren Kalk verwandelt; die
                              									Landwirthe nehmen diese Zubereitung der Knochen selbst vor (man
                              									vergl. darüber polytechn. Journal Bd. CV S. 388). Uebrigens
                              									fabricirt man besondere Düngersorten für die verschiedenen
                              									Bodenarten und Culturen, z.B. Getreide, Kartoffeln etc. Thomas
                              										Richardson in Newcastle betreibt
                              									hauptsächlich die Düngerfabrication.
                           Kautschukröhren für Wasser- und
                                 										Gasleitungen. Aus dem mit Schwefel behandelten,
                              									sogenannten vulcanisirten Kautschuk verfertigt man
                              									Leitungsröhren für das Leuchtgas; das Gas wird mittelst dieser
                              									Röhren überallhin geleitet und zu zahlreichen industriellen
                              									Operationen angewandt. Dieselben Kautschukröhren benutzt man
                              									auch zum Fortleiten von Flüssigkeiten; anstatt der Hähne
                              									versieht man sie mit einer Art hölzerner Zangen, die man an der
                              									erforderlichen Stelle anbringt und schließt, um das Auslaufen
                              									der Flüssigkeiten aufzuhalten. Man trifft im Handel solche
                              									Röhren von allen Größen zu den verschiedensten Zwecken an. Aus
                              									vulcanisirtem Kautschuk verfertigt man auch Treibriemen für
                              									Maschinen, Ventile für Tintenzeuge, welche sich beim Einführen
                              									der Schreibfeder öffnen und beim Herausziehen derselben wieder
                              									schließen, so daß die Tinte gegen die Berührung der Luft
                              									verwahrt bleibt.
                           Gaslampen. Das Gas wird jetzt immer
                              									mehr auch zum Beleuchten der Privatwohnungen angewandt; die
                              									Nachtheile, welche ein zu starkes Licht für die Augen
                              									verursacht, vermeidet man dadurch, daß man die Lampen in den
                              									Zimmern sehr hoch anbringt. Asphyxien und Explosionen finden bei
                              									dieser Beleuchtung höchst selten statt, weil die
                              									Gaserzeugungs-Apparate, die Verbindungsröhren und Hähne
                              									sehr sorgfältig verfertigt sind und das Gas vollkommen gereinigt
                              									ist.
                           Fabrication von Blutlaugensalz ohne
                                 										thierische Substanzen. Das Verfahren zur Fabrication
                              									von Cyankalium ohne Anwendung thierischer Substanzen, bloß durch
                              									die Einwirkung des atmosphärischen Stickstoffs auf Kohle und
                              									Kali, wurde von den HHrn. Possoz und
                              										Boissière in Frankreich
                              									entdeckt und dann in England eingeführt, wo es bereits in sehr
                              									großem Maaßstab angewandt wird (man vergl. die in England
                              									patentirte Verfahrungsart im polytechn. Journal Bd. XCV S. 293
                              									und Bd. CIV S. 446). Ungeheure Quantitäten von Blutlaugensalz
                              									kommen jetzt zu dem mäßigen Preis von 3 Francs per Kilogramm in
                              									den Handel; das getrocknete Blut, welches früher zur
                              									Blutlaugensalz-Fabrication unentbehrlich war, kommt nun
                              									der Landwirthschaft für Dünger zu gut. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									Nov. 1847, S. 671.)
                           
                        
                           Lowitz'scher Cement.
                           Nach D. J. Stumpf ist dieser Cement
                              									bei den Mainzer Festungsbauten als Auftrag auf die
                              									Casemattengewölbe, wie auch zum Schutz von Holz gegen das
                              									Durchdringen von Feuchtigkeit benutzt und sehr bewährt befunden
                              									worden. Er besteht aus 65 Theilen Kreide, 34 Theilen Colophonium
                              									und 1 Theil Terpenthinöl. Das Golophonium wird geschmolzen, die
                              									Kreide und das Terpenthinöl unter beständigem Rühren dazu
                              									gemischt und hierauf die Masse auf Blechtafeln ausgegossen,
                              									worauf sie schnell erhärtet. Bei der Anwendung dieses Cementes
                              									im Bauwesen werden 60 Pfd. davon in einem Kessel geschmolzen und
                              									120 Pfd. reiner trockener Sand nebst 5 Maaß Steinkohlentheer
                              									darunter gerührt. Diese Masse wird mit Mauerkellen aufgetragen
                              										und in beliebiger Dicke breit gestrichen; sie ist bindend und
                              									wird fast so hart wie Stein, ohne jedoch leicht brüchig zu seyn.
                              									(Monatsblatt des Gewerb-Vereins für das Großherzogthum
                              									Hessen, 1847, Nr. 5.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Mittel das Ausbleichen
                              									oder Vertilgen der Schriftzüge auf Documenten zu entdecken, von
                              										Chevallier und Lassaigne.
                           Die Verfälschung beschriebener Papiere durch Ausbleichen der
                              									Schrift ist (in Frankreich) auf einen hohen Grad von
                              									Vollkommenheit gebracht worden. Ein Untersuchungsrichter zeigte
                              									uns ein Document, welches als verfälscht betrachtet wurde und
                              									worauf durch Behandlung desselben mit geeigneten Reagentien
                              									nichts zum Vorschein gebracht werden konnte, während durch ein
                              									bis jetzt geheim gehaltenes Verfahren die alten Schriftzüge
                              									wieder erschienen.
                           Wir untersuchten mit der größten Sorgfalt ausgebleichtes
                              									gestempeltes Papier, worauf die alte Schrift durch jenes
                              									Verfahren wieder zum Vorschein gebracht worden war, und kamen
                              									dadurch auf den richtigen Weg. Wir überzeugten uns nämlich, daß
                              									dieses Papier eine gelbe Farbe angenommen hatte und nicht mit
                              									einer Flüssigkeit behandelt worden war, woraus wir schließen
                              									mußten, daß die gelbe Farbe desselben durch ein Erwärmen
                              									entstand, welches so weit getrieben wurde, daß das Papier sich
                              									nicht verkohlen, sondern bloß gelb färben konnte. Durch Versuche
                              									mit ausgebleichten Documenten überzeugten wir uns auch bald, daß
                              									wir Recht hatten; solche Papiere nämlich, auf welchen weder in
                              									Gallapfelauszug, noch in einer Auflösung von Blutlaugensalz eine
                              									Schrift zum Vorschein kam, lieferten beim Erwärmen Züge, welche
                              									man lesen konnte.
                           Damit die Operation gelingt, muß man folgendermaßen verfahren:
                              									man macht in einem Ofen Gluth in geeigneter Menge an und hält
                              									dann das zu untersuchende Papier an das Feuer, indem man sich so
                              									stellt, daß es nicht verbrennen, sondern nur eine zarte rostgelbe Farbe annehmen kann; war
                              									auf demselben eine alte Schrift ausgebleicht, so erscheint sie
                              									wieder. (Journal de Chimie
                                 										médicale, Nov. 1847, S. 581.)
                           
                        
                           Ueber den Zuckerstoffgehalt der
                              									Runkelrüben, von Barreswil und Michelot.
                           Die von Pelouze im Jahr 1831
                              									beobachtete und von Peligot
                              									bestätigte Thatsache, daß die gesunde Runkelrübe nur
                              									krystallisirbaren Zucker enthält, hat sich auch uns bewährt.
                              									Unsere Beobachtungen wurden mit Wurzeln von verschiedenem Alter,
                              									von der Bildung der Würzelchen an bis zur Blüthezeit,
                              									angestellt. Das Mengenverhältniß des Zuckerstoffs wurde in sehr
                              									kurzen Zwischenräumen bestimmt.
                           Die analytischen Resultate ergaben, wie Hr. Pelouze schon beobachtet hatte, daß der
                              									Zuckerstoffgehalt nicht nur nach den Varietäten, sondern auch
                              									bei einer und derselben Runkelrübensorte nach einer Menge von
                              									Umständen verschieden ist. So bewirkt z.B. der Einfluß von Regen
                              									oder Trockne einen solchen Unterschied, daß das Gewicht der
                              									Runkelrübe durch Verlust oder Aufsaugung von Wasser in Zeit von
                              									8 Tagen um 25–30 Proc. differirt.
                           Aus unseren zahlreichen Versuchen geht hervor, daß der
                              									Zuckergehalt der (in der Erde gekeimten) sehr kleinen
                              									Runkelrüben wirklich sehr verschieden ist, von demjenigen der
                              									etwas starken Rüben und daß er in beinahe constantem Verhältniß
                              									steht zur Menge trockner Substanz, gleichviel wie groß die
                              									Wurzel sey. Ein sechsmonatlicher Aufenthalt in Silos (freilich
                              									während eines trocknen Winters) verändert die chemische
                              									Beschaffenheit der Runkelrüben gar nicht und hat auf ihren
                              									Zuckergehalt keinen merklichen Einfluß. Endlich bleibt die
                              									Zuckermenge, welche im Samen null ist und in den jungen Wurzeln
                              									beständig zunimmt, in den Mittlern und großen Rüben stationär
                              									bis zur völligen Reife und nimmt dann während der ganzen Periode
                              									der zweiten Vegetation immer ab. (Comptes
                                 										rendus, 1847, 2tes Sem. Nr. 6.)
                           
                        
                           
                           Bonnet's Verfahren das Blut zum
                              									Gerinnen zu bringen.
                           Hr. Bonnet, welcher das Blut der
                              									Pariser Schlachthäuser zu Dünger verarbeitet, theilte der Société
                                 										d'Encouragement seine Verfahrungsarten mit, wodurch er
                              									das Blut zum Gerinnen bringt und es austrocknet; der
                              									Beschreibung waren Proben beigelegt 1) von reinem geronnenen
                              									Blut, wie man es unmittelbar erhält und welches für sich mit der
                              									größten Leichtigkeit abtropft, ohne daß man es auszupressen
                              									braucht; 2) solches geronnenes und dann ausgetrocknetes
                              									Blut.
                           Das Blut kommt fast augenblicklich zum Gerinnen, wenn man es mit
                              									salzsaurem Eisenoxyd versetzt, welches auf folgende Weise
                              									bereitet ist:
                           100 Theile Englischroth und 80 Theile Salzsäure werden vermischt
                              									und zusammen gekocht, indem man sie 25 bis 30 Minuten lang gut
                              									umrührt. Man braucht von diesem Präparat nur beiläufig 5 bis 8
                              									Proc. vom Gewicht des Bluts anzuwenden, je nachdem letzteres 6
                              									oder 8° am Aräometer zeigt, um unmittelbar das fragliche
                              									Product zu erhalten. (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement, Jul. 1847.)
                           
                        
                           Ueber die stickstoffhaltigen Substanzen
                              									des Mehls.
                           Die Erwartungen, welche man sich von der Auffindung des Legumins
                              									(Pflanzencaseins) machte, um durch sie die Verfälschung des
                              									Weizenmehls mit dem Mehl von Hülsenfrüchten aufzudecken, haben
                              									sich durch Filhol's Versuche nicht
                              									bestätigt, indem das Weizenmehl oft sehr große Mengen
                              									auflöslichen Caseins enthält, die von Essigsäure leicht, vom
                              									dritten Phosphorsäure-Hydrat aber nicht gefallt werden.
                              									In noch viel größerer Menge als in den Körnern ist dieser Stoff
                              									in den Keimen aller Getreidearten vorhanden Eben so im
                              									Türkischkorn, dessen Keime bis 22 Proc. Oel enthalten. Filhol's Versuche ergaben ferner, daß
                              									beinahe alle stickstoffhaltigen Körper pflanzlichen Ursprungs in
                              									mehr oder weniger langer Zeit das Amygdalin in Bittermandelöl zu
                              									verwandeln vermögen; ein Aufguß von Getreidemehl thut dieß in
                              									5–6 Tagen, ein Aufguß von Türkischkorn in 3–4
                              									Tagen, Bohnenmehl entwickelt anfangs einen Übeln Geruch,
                              									welchem nach 10–12 Tagen ein sehr reiner
                              									Bittermandelölgeruch folgt. Das in Folge der Keimung entwickelte
                              									Diastas scheint der Erzeugung des Synaptas (des Stoffes, welcher
                              									obige Umwandlung bewirkt) Einhalt zu thun. Kleber bewirkt die
                              									Umbildung, jedoch langsam. Von Legumin befreiter Bohnenaufguß,
                              									mit Rohrzucker und Kreide vermengt, nahm nach 20 Tagen ganz
                              									deutlich den Geruch des Meerrettigöles an. Durch Gährenlassen
                              									von Maismehl wurde eine kleine Menge Phocensäure erhalten. (Annales de Chimie et de Physique.
                              									Octbr. 1847.)
                           
                        
                           Traubenkerne statt Kaffee.
                           Das von Professor Pickel zu Würzburg
                              									vorgeschlagene Kaffeesurrogat, durch Zubereitung und Verwendung
                              									der Traubenkerne, hat in Folge der von Hrn. Musca in Klingenberg zuerst
                              									versuchten Nachahmung einen so allgemeinen Beifall gefunden, daß
                              									daselbst beinahe kein anderer Kaffee mehr getrunken wird.
                              									(Landw. Zeitschr. für Sachsen.)