| Titel: | Selbstwirkender Oelapparat für Eisenbahnwagen, Dampfschiffe und Maschinen aller Art; von F. Busse, Bevollmächtigter der Leipzig-Dresdener-Eisenbahncompagnie. | 
| Autor: | Friedrich Busse [GND] | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. IV., S. 6 | 
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                        IV.
                        Selbstwirkender Oelapparat für Eisenbahnwagen,
                           Dampfschiffe und Maschinen aller Art; von F. Busse, Bevollmächtigter der
                           Leipzig-Dresdener-Eisenbahncompagnie.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Busse's selbstwirkender Oelapparat für Eisenbahnwagen, Dampfschiffe
                           und Maschinen aller Art.
                        
                     
                        
                           Seitdem ich im Jahre 1844 angefangen hatte die fehlerhafte und schädliche
                              Palmöl-Soda-Schmierung der Eisenbahnwagen abzuschaffen und dafür die
                              Oelschmierung mit großem Nutzen, namentlich in Beziehung auf
                                 Zugkraft, eingeführt habe, hat man diese Verbesserung in mancherlei, oft
                              sehr mangelhaften Nachahmungen angewendet und deßhalb auch häufig keine so
                              befriedigenden Resultate erlangt, wie solche von mir erreicht worden sind;
                              namentlich hat man meistens unverhältnißmäßig viel Oel verbraucht. So hat man
                              Dochte, durch Federn oder Balanciers gegen die Achsenhülse drückend und andere
                              Vorrichtungen angewendet, allein alle diese Mittel sind nicht sicher genug und
                              versagen den Dienst bei der geringsten Beschädigung, welche leicht und oft genug
                              eintritt; die unmittelbare Folge davon ist das Heißlaufen der Achsen, oft auch
                              Beschädigung der Achsenhülse.
                           Das sicherste Mittel bleibt jedenfalls der von mir im polytechn. Journal Bd. XCV S. 163 und Bd. CII S. 95 angegebene Mittelring (Oelring)
                              am Achsenhalse (Fig. 30), welcher niemals in Unordnung kommen kann, wenn er richtig
                              construirt ist. Ich habe hier viele mit diesem Ringe versehene Achsen auf der Bahn,
                              von denen mehrere mit einer Oelung über 3000 Meilen durchfahren haben.
                           Da man sich jedoch, wie es scheint, zur Einführung dieses Mittelringes noch nicht
                              entschließen kann, so vortheilhaft sich derselbe auch erwiesen hat, die Achsen an
                              den in Gebrauch befindlichen Wagen und Maschinen allerdings diesen Mittelring nicht
                              haben, so trachtete ich dahin, die Vortheile desselben auf geeignete Weise auch für
                              die Achsen des alten Systems mit Sicherheit zu erlangen.
                           Ich habe nun eine wohlfeile, einfache, bei allen ältern Achsenbüchsen anwendbare
                              Vorrichtung erfunden und seit länger als einem Jahre schon erprobt, welche mit
                              Leichtigkeit und äußerst geringen Kosten jeder Achse und jeder Maschinenwelle
                              angefügt werden kann, nicht in Unordnung geräth, keiner besondern Aufsicht bedarf
                              und z.B. bei den schnell laufenden Eisenbahnwagen eine so sichere Schmierung
                              bewirkt, daß damit versehene Wagen über 1000 Meilen durchfuhren ohne eine Ergänzung
                              der ursprünglichen
                              Füllung bedurft zu haben, welche aus 4 Loth gewöhnlichem Rüböl für jede Achsenbüchse
                              besteht, welches bei Frostwetter durch Zumischung von Terpenthinöl flüssig erhalten
                              wird.
                           Diese Vorrichtung besteht in der Hauptsache aus einem Schwimmer von Kork (einem
                              gewöhnlichen Weinflaschenkork), welcher sich unter dem Achsenhalse oder dem
                              Wellzapfen dreht, und ist wie folgt herzustellen: Bei Eisenbahnwagen wird nach Fig. 25, 26, 27 die
                              Unterschraube der Achsenbüchse hinten mit einem 1 Zoll hohen Querdamme a versehen, von welchem nach vorne hin zwei eben so hohe
                              Leisten oder Rippen b eingegossen werden, so daß eine
                              etwa 1 1/4 Zoll breite Rinne f sich bildet, in welche
                              ein cylindischer gewöhnlicher Flaschenkork c, etwa 1
                              Zoll dick und 2 Zoll lang, oder auch zwei dergleichen etwas kürzere eingelegt
                              werden. Diese Korke dürfen jedoch nicht zu dick seyn, damit solche nicht vom
                              Achsenhalse gepreßt werden. Wenn diese Unterschale nun nach bekannter Art unter den
                              Achsenschenkel befestigt und durch die Oeffnung mit Oel e gefüllt wird, so treibt dieses den Kork beständig gegen den Achsenhals
                              d und es wird so durch diesen mit Oel überzogenen,
                              unter dem Achsenhalse sich drehenden Kork unausgesetzt das Oel der aus Hartblei um
                              die Achse gegossenen Achsenpfanne g aufs vollkommenste
                              mitgetheilt. Eine solche Unterschale, wie sie hier angewendet wird, wiegt 13 Pfd.
                              und kostet in hiesiger Eisengießerei 21 Sgr. Besser ist es jedoch meine neue
                              Achsenbüchse (Fig.
                                 30) mit oder ohne den Oelring in Anwendung zu bringen, da solche einen
                              festern Oelverschluß mittelst des von mir construirten Falzes darbietet.
                           Es versteht sich von selbst, daß je tiefer man den Oelraum unter dem Korkschwimmer
                              macht, und um so viel Oel mehr in diesen Raum bringt, man auch eine um so viel
                              längere gute Wirksamkeit des Schwimmers erhält, weil sich der Schlamm, nachdem er
                              die beiden Seitenräume gefüllt hat und in das Oelgefäß f
                              tritt, dann längere Zeit zu Boden senken kann ohne den Kork in seiner Function zu
                              hindern. Ich wiederhole hier, daß die Achsenhälse mit dem Oelringe, Fig. 30, auch in dieser
                              Beziehung die größere Sicherheit und mehr Vortheil gewähren, weil der Ring auch
                              dann, wenn das Oel sich verdickt hat, dieses verdickte Oel immer noch aufnimmt und
                              den Achsenhals bei jeder Temperatur auf das vollkommenste schmiert. Diese
                              Construction bleibt unter allen Umständen natürlich die beste bei Einrichtung neuer
                              Achsen.
                           Auch die mit Dochten in Balanciers oder Federn eingerichteten Achsenbüchsen kann man,
                              mit Anwendung meines Systems, weit sicherer benutzen, wenn man anstatt jener theuern
                              Vorrichtungen den Korkschwimmer in geeigneter Form in die Oelbehälter bringt.
                           
                           Ebenso vortheilhaft wirkt dieser Apparat für stehende Maschinen aller Art. Ich lasse
                              z.B. nach Fig.
                                 28 und 29 in die bei h zwei Zoll dicke Pfanne eines
                              sechszölligen Wellzapfens k eine Vertiefung i eingießen oder einschneiden, welche 1 3/4 Zoll tief, 1
                              1/8 Zoll breit und 2 1/2 Zoll lang ist. In diese Vertiefung lege ich den etwa 2 Zoll
                              langen und 1 Zoll dicken Kork, darauf die Welle und fülle durch die seitwärts in die
                              Pfanne geschnittene kleine Rinne m die Vertiefung mit
                              Oel. Diese so vorgerichtete Pfanne wird nun durch den schwimmenden, immerfort an dem
                              Wellzapfen liegenden Kork beständig mit Oel gespeist, was so lange in guter Ordnung
                              gehen wird, bis die Pfanne sich um 3/4 Zoll abgenutzt hat und die Welle den Kork
                              dann niederdrückt. Construirt man aber die Pfanne gleich anfänglich so, daß die
                              Vertiefung für den Kork durch die Grundfläche der Pfanne hindurch tritt, wie es
                              durch die Punktirung n angedeutet, so kann auch die
                              Abnutzung keinen Einfluß auf die Wirksamkeit des Schwimmers ausüben. Ich habe diese
                              Vorrichtung bei den kleinsten Wellzapfen mit Erfolg angewendet, die nur so viel Raum
                              gewährten um Schwimmer von 1/8 Zoll eintragen zu können.
                           Wie hoch nun die durch meine Erfindung zu erlangenden Vortheile anzuschlagen sind, darüber bedarf es wohl kaum einer Berechnung;
                              doch möge beispielsweise eine solche hier folgen, wobei jedoch die durch die
                              Oelschmierung überhaupt zu erlangende Ersparniß von etwa 20 Proc. Zugkraft außer
                              Zurechnung bleibt.
                           Auf der Rheinischen Eisenbahn wurden im Jahr 1846 898,938 Wagenmeilen durchfahren,
                              wozu 36,583 Pfd. gelbe Wagenschmiere à 19 Pf.,
                              also für 1930 Thlr. 23 Sgr. verbraucht wurden. Angenommen nun, daß meine mit 4 Loth
                              Oel gefüllten Achsenbüchsen durchschnittlich nur 1000 Meilen durchfahren, wie
                              Beispiele genug vorliegen, so ergibt sich auf 900,000 durchfahren vierräderige
                              Wagenmeilen ein Verbrauchsquantum von 450 Pfd. Oel zu 13 Pf. per 100 Pfd., also 58
                              Thlr. 15 Sgr. oder etwa nur 1/33stel jener Ausgabe. Die Ersparniß wäre demnach 1872
                              Thlr. 8 Sgr. jährlich, was zu 4 Proc. ein Capital von etwa 47,000 Thlr.
                              repräsentirt, wovon nur ein geringer Theil zur ersten Einrichtung der Achsenbüchsen
                              zu verwenden seyn würde, denn die Umwandlung einer Achsenbüchse nach meiner Angabe
                              kostet hier nur 1/2 oder 5/6 Thlr., einschließlich meines Honorars, was ich zu 1/3
                              Thlr. pro Achsenbüchse oder pro Pfanne mir hiermit bedinge, wovon ich jedoch 25 Proc. den Unterstützungscassen nach der in meinem
                              Circular vom 1 Jan. 1847 (polytechn. Journal Bd.
                                 CIV S. 401) ausgesprochenen Weise überlasse.
                           
                           Ich habe noch hinzuzufügen daß man, wie ich früher schon erwähnt habe, während der
                              frostfreien Periode, diese Unterschalen anstatt des Oeles auch mit Wasser oder
                              Seifenwasser füllen kann. Die so mit Seifenwasser versorgten Achsen laufen ebenfalls
                              sehr gut, allein es ist bei obigem geringen Oelverbrauch wenig Nutzen dabei, da die
                              Füllung mit Wasser, der Verdunstung wegen, mehr Aufsicht bedarf, während die Füllung
                              mit Oel monatelang in guter Ordnung bleibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
