| Titel: | Chemische Untersuchung mehrerer Sorten Abgangszinnes aus Altenberg und zweier Zinnsorten aus Peru; vom Prof. C. M. Kersten in Freiberg. | 
| Autor: | C. M. Kersten | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XIII., S. 25 | 
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                        XIII.
                        Chemische Untersuchung mehrerer Sorten
                           Abgangszinnes aus Altenberg und zweier Zinnsorten aus Peru; vom Prof. C. M. Kersten in
                           Freiberg.
                        Kersten's chemische Untersuchung mehrere Sorten von
                           Zinn.
                        
                     
                        
                           Wirft man einen prüfenden Blick in die Literatur über das Zinnmetall in chemischer
                              Beziehung in den letzten drei Decennien, so gelangt man zu der Ueberzeugung, daß
                              während dieses Zeitraumes über dieses wegen seiner nützlichen Eigenschaften im
                              bürgerlichen Leben vielfach angewendete Metall beinahe gar keine Versuche und
                              Beobachtungen angestellt worden sind. Insbesondere vermißt man noch immer auf
                              experimentale Beobachtungen begründete Erfahrungen über den Einfluß, den
                              verschiedene Metalle, wenn sie mit Zinn chemische Mengungen oder Verbindungen
                              eingehen, auf dessen Güte und Reinheit als Handelswaare äußern. Dagegen kann man die
                              Bemerkung nicht unterdrücken, daß die Eigenschaften und Verbindungen der erst in den
                              letzten Jahrzehnten entdeckten neuen Metalle, die jetzt lediglich ein rein
                              wissenschaftliches Interesse darzubieten vermögen, viel sorgfältiger und
                              gründlicher, als die des zu Moses Zeiten schon bekannten Zinns und einiger anderer
                              alten Metalle erörtert und untersucht worden sind.
                           Aus obigen Wahrnehmungen und aus dem Umstande, daß gegenwärtig noch alle Methoden
                              mangeln, durch welche man sich leicht und sicher auf chemischem Wege Aufschluß über
                              den respectiven Grad der Reinheit der im Handel vorkommenden Zinnsorten verschaffen
                              kann, dürfte vielleicht die Erscheinung motivirt seyn, daß die Zinn verarbeitenden
                              Techniker u.s.w. das Bedürfniß: wenigstens einige Anhaltspunkte und Momente für die
                              sichere und richtige Beurtheilung der verschiedenen Zinnsorten zu haben, lediglich durch sorgfältige Benutzung der physikalischen
                              Eigenschaften dieses Metalles und seiner Legirungen zu befriedigen suchen. Sie
                              schätzen daher den resp. Grad der Reinheit, Güte und des Preises des Zinnes alleinig
                              nach Glanz, Farbe, Gefüge, der Hämmerbarkeit, ferner nach dem eigenthümlichen
                              Knirschen beim Biegen und dem magnetischen Verhalten ab.
                           Diese Verhältnisse veranlaßten mich, auf die in Rede stehenden Untersuchungen eine
                              längere Zeit, als es sonst für diesen Zweck erforderlich gewesen wäre, zu verwenden,
                              da ich hiemit die Aufsuchung einer kurzen, leicht ausführbaren Zinnprobe auf nassem
                              Wege verknüpfte. Sind die hierüber gewonnenen Resultate bis jetzt noch nicht ganz
                              zur Befriedigung ausgefallen, so haben es wenigstens die längere Zeit fortgesetzten
                              Zinnuntersuchungen erwiesen, daß in den Altenberger Zinnsorten ein anderes Element,
                              als Eisen, Arsenik, Kupfer, wie zeither vermuthet wurde, nämlich Wißmuth, die minder
                              guten Eigenschaften dieses Metalles herabzieht und dasselbe verschlechtert. Da
                              nunmehr die Ursache der minderen Reinheit des sächsischen Zinnes nachgewiesen worden
                              ist, so glaube ich, daß man sich keiner Illusion hingäbe, wenn man hoffte, durch
                              Benutzung obiger Andeutungen bei den sächsischen Zinnhütten künftig möglicherweise
                              ein glänzenderes, geschmeidigeres Zinn zu erzeugen als gegenwärtig.
                           Bevor zur eigentlichen chemischen Untersuchung der mir hohen Ortes zugefertigten
                              Zinnsorten, geschritten werden konnte, durfte ich nicht unterlassen die folgenden
                              Fragen in den Kreis näherer Erörterungen zu ziehen:
                           1) Welche von den bekannten Metallen sind diejenigen, die nach älteren Beobachtungen
                              und Erfahrungen die Zinnsorten des Handels verunreinigen und verschlechtern, und
                           2) welche Metalle können in den Zinnsorten auf den Grund älterer Erfahrungen und aus
                              wahrscheinlichen Vermuthungen, sowie hinsichtlich des geognostischen Vorkommens des
                              Zinnsteins mit anderen metallischen Substanzen enthalten seyn, und sind daher die Körper, über deren Anwesenheit oder Abwesenheit bei
                              der chemischen Untersuchung jeder Zinnsorte Aufschluß erhalten werden muß.
                           Diese Metalle sind nun, nach den anerkannt zuverlässigsten chemischen und
                              metallurgischen Schriftstellern: Eisen, Arsenik, Kupfer, Antimon, Zink und in
                              seltenen Fällen Blei, Molybdän, Wolfram und wie von mir bei einer früheren
                              Untersuchung sächsischer Zinnsorten beobachtet wurde, auch Mangan.
                           In Betreff des Wißmuthgehaltes mancher Zinnsorten war ich vergebens bemüht in irgend
                              einer quantitativen Analyse mannichfacher Zinnsorten in der betreffenden älteren und
                              neueren Literatur Wißmuth als einen wirklichen BestandtheilVestandtheil aufgeführt zu sehen. Ferner fand ich Wißmuth nur bei einigen qualitativen
                              Zinnuntersuchungen erwähntPlattner's Löthrohrprobirkunst S. 483., indessen scheint der Wißmuthgehalt geringerer Altenberger Zinnsorten schon
                              mehreren Metallurgen, insbesondere dem verstorbenen Bergcommissionsrath Lampadius, bekannt gewesen zu seyn. So sagt derselbe in
                              dem Grundriß seiner Hüttenkunde: „In einzelnen Posten sächsischen Zinns
                                 zeigt sich auch wohl ein Wißmuthgehalt.“
                              
                           
                           Von den vorstehend genannten Metallen sollen sämmtliche, älteren Erfahrungen zufolge,
                              eine charakteristische, vorzugsweise nachtheilige Einwirkung auf die damit legirten
                              Zinnsorten ausüben; allein verfolgt und vergleicht man diese Angaben näher, so
                              gewahrt man bald, daß sie bisweilen im vollen Widerspruche zu einander stehen, und
                              großentheils wohl mehr auf muthmaßliche Voraussetzungen und Hypothesen statt auf
                              durch Waage und Gewicht constatirte Thatsachen und Versuche motivirt sind.
                           Ich erlaube mir nun dasjenige, was ich in Schriften über die Metalle, welche das Zinn
                              in seinen normalen Eigenschaften durch ihre Legirung damit verändern, verschlechtern
                              und verunreinigen sollen, gefunden habe, kurz anzuführen.
                           1) Eisen. Nach L. Gmelin soll
                              das Eisen das Zinn härter und magnetisch machen; nach Berthier's Angabe reicht eine geringe Menge Eisen hin, die Hämmerbarkeit
                              des Zinnes zu verringern, seine Weiße zu mindern und seine Härte zu vermehren.
                              – Das fernere Anführen Berthier's, daß die
                              kleinste Spur Eisen durch die Einwirkung des Eisens auf den Magnet sicher und genau
                              entdeckt werden könne, ist indessen nach meinen über diesen Gegenstand vielfältig
                              angestellten Beobachtungen unrichtig. Es zeigen dieß die später folgenden Analysen,
                              wo aus einigen Sorten Zinn der Eisengehalt der Wahrheit sehr nahe kommend,
                              ausgeschieden wurde, während sie als feines, durch Abschaben mit Bergkrystall
                              erhaltenes Pulver, unter Wasser von einem starken Magnete
                              nicht im entferntesten angezogen wurden.
                           2) Arsenik. Ein Arsenikgehalt von 0,5 Proc. reicht nach
                              Karsten schon hin, die Festigkeit des Zinns und seinen Glanz zu
                              vermindern und die silberweiße Farbe in eine weißgraue zu verändern. – Nach
                              Berzelius bildet Arsenik mit Zinn Legirungen, die
                              weißer, härter und klingender als reines Zinn sind, gleichfalls nach Berthier, wobei derselbe zugleich anführt, daß eine
                              Zinnsorte bei einem höheren Gehalte als 2 Proc. Arsenik wegen Mangels an Dehnbarkeit
                              nicht mehr zu bearbeiten sey. – Nach Mitscherlich
                              soll das gewöhnliche englische Blockzinn nur 0,1 Proc. Arsenik neben 0,2 Proc. Eisen
                              und 1 Proc. Kupfer enthalten.
                           3) Kupfer. Ein Kupfergehalt des Zinns, der bis 1 Proc.
                              steigt, macht nach Karsten das Zinn schon härter und
                              weniger geschmeidig, wirkt auch nachtheilig auf die Farbe des Zinnes, ohne indessen
                              den Glanz zu verändern. Kupfer wird, nach Privatmittheilungen, oft dem englischen
                              Blockzinn bis zur Höhe von 5 Proc. zugesetzt, um dasselbe härter zu machen.
                           
                           4) Antimon. Ein Gehalt von Antimon macht das Zinn, nach
                              Berthier, weniger dehnbar und härter als reines Zinn,
                              vermindert aber nicht seine weiße Farbe.
                           Karsten führt ebenfalls an, daß das Antimon den Glanz des
                              Zinnes nicht verändere, wenn die Beimischung nicht über 0,5 Proc. steigt; allein es
                              sey der Geschmeidigkeit des Zinnes fast noch mehr nachtheilig als die Verunreinigung
                              mit Eisen.
                           5) Blei. Es soll nach Karsten
                              einen schädlichen Einfluß auf die Farbe und den Glanz des Zinnes äußern und schon 1
                              Proc. Blei dem Zinne ein mattes Ansehen und eine sehr ms Graue spielende Farbe
                              ertheilen. Nach Berthier sind die Legirungen von Zinn mit
                              sehr wenig Blei härter und weniger weiß; einige Legirungen sind selbst
                              leichtflüssiger als reines Zinn.
                           6) Wolfram und Molybdän. Berthier hat Legirungen von Zinn
                              mit 10 Proc. Molybdän hergestellt, und ferner mit 12 Proc. Wolfram, welche denselben
                              Glanz und die Festigkeit wie reines Zinn besaßen. Ein Unterschied zwischen reinem
                              Zinn und Zinnlegirungen mit Wolfram oder Molybdän soll in der größeren
                              Strengflüssigkeit gelegen haben.
                           Aus diesen von Berthier sehr ausführlich angestellten
                              Versuchen dürfte zu folgern seyn, daß die höchst geringen Spuren von Molybdän und
                              Wolfram, welche unter gewissen Verhältnissen in den Altenberger geringeren
                              Zinnsorten enthalten sind, aller Wahrscheinlichkeit nach sich ganz indifferent und
                              ohne Einfluß auf die Eigenschaften dieser Zinnsorten verhalten dürften.
                           Nach dieser Aufstellung der fremden Metalle, welche die Zinnsorten des Handels in
                              mehr oder minderer Menge in ihrer Mischung enthalten, muß ich noch des Zinnoxyduls Erwähnung thun, welches nach mehreren Angaben
                              manchen Zinnsorten beigemengt seyn und dessen Eigenschaften verschlechtern soll.
                           Ausführlichere Nachrichten über diesen Gegenstand konnten nicht erlangt werden.
                           
                        
                           Specielle Analysen.
                           Diese zerfielen
                           1) in die qualitative Behandlung der Zinnsorten vor dem Löthrohre nach den Angaben
                              des Hrn. Prof. Plattner;
                           2) in qualitative Analysen auf dem nassen Wege;
                           3) in quantitative Analysen zur Ermittelung des wahren Zinngehalts der Zinnsorten,
                              des unlöslichen Rückstandes, welchen sie bei ihrer Auflösung in Chlorwasserstoffsäure hinterlassen und
                              ihres Eisengehaltes aus den vom Rückstande getrennten Auflösungen in
                              Chlorwasserstoffsäure.
                           
                        
                           I. Sogenanntes Abgangszinn vom
                                 Altenberger Zwitterstockwerke.
                           
                              1) Versuche vor dem
                                    Löthrohre.
                              Dieses Zinn schmolz leicht auf Kohle und wurde mit der Oxydationsflamme schnell
                                 in weißes Oxyd verwandelt. – Mit der Reductionsflamme erhitzt, blieb die
                                 Oberfläche des Zinnkügelchens hell, und es entwickelte sich ein kaum
                                 wahrnehmbarer undeutlicher Geruch nach Arsenik.
                              Wurde indessen der Probe ein Gemenge von Cyankalium und Soda zugefügt, so wurde
                                 der Geruch nach Arsenik zwar deutlicher, verschwand aber so schnell, daß man mit
                                 Sicherheit eine zwar wahrnehmbare, aber nicht mehr mit Sicherheit quantitativ zu
                                 bestimmende Spur von Arsenik annehmen konnte. Diese Beobachtung wurde durch die
                                 später angestellte Analyse dieses Zinnes auf nassem Wege bestätigt. Bei der
                                 Behandlung des Zinns auf Kohle mit der Reductionsflamme entstand ohnweit der
                                 Probe ein starker Beschlag von Zinnoxyd, und über diesem schlug sich ein dünner
                                 Beschlag an, der, nachdem er erkaltet war, eine zitronengelbe Farbe zeigte.
                                 Dieser Beschlag konnte aus Wißmuthoxyd und Bleioxyd bestehen. Um nun beide Oxyde
                                 zu unterscheiden, wurde der Beschlag auf Platindraht in Phosphorsalz aufgelöst
                                 und die erhaltene Perle auf Kohle mit Zinn reducirt. – Sie war warm
                                 farblos, erkaltet aber dunkelgrau. Demzufolge bestand der gelbe Beschlag aus Wißmuthoxyd.
                              2) Um das Zinn auf Wolfram zu prüfen, wurde ein Stückchen desselben auf Kohle
                                 neben einer Phosphorsalzprobe eingeschmolzen und die blaue Flamme nur auf
                                 letztere geleitet. Die Perle nahm eine bräunliche Farbe an und blieb auch nach
                                 dem Schmelzen am Platindrahte in der Oxydationsflamme blaßgelb. – Dieses
                                 Verhalten scheint eine Spur von Wolfram anzudeuten.
                              3) Das bei obiger Behandlung zurückbleibende Zinnkorn wurde mit einem Gemenge von
                                 100 Theilen Soda, 50 Th. Borax und 30 Th. Kieselerde so lange behandelt, bis nur
                                 noch ein kleines Körnchen zurückblieb. Es wurde mit Phosphorsalz auf Kohle in
                                 der Oxydationsflamme behandelt, wobei eine grüne Perle erhalten wurde, die durch
                                 Zinn eine dunkelrothe Farbe annahm.
                              
                              4) Borax gab mit Zinn im Reductionsfeuer auf Kohle geschmolzen, eine Perle,
                                 welche nach dem Erkalten eine vitriolgrüne Farbe hatte.
                              5) Molybdän konnte nicht aufgefunden werden.
                              Hienach sind die Nebenbestandtheile des Altenberger Abgangzinnes Wißmuth, Eisen, Kupfer und unbestimmbare Spuren von
                                 Arsenik und Wolfram.
                              
                           
                              2) Qualitative chemische
                                    Analyse.
                              Das in kleine Stücke zertheilte Zinn wurde in mäßig starker Chlorwasserstoffsäure
                                 aufgelöst. – Hiebei bleibt ein schwärzlich grauer Rückstand, welcher bei
                                 dem Reiben in einem Calcedonmörser Metallglanz annahm.
                              In diesem Rückstande mußten, mit Ausnahme von Eisen und Mangan, alle übrigen
                                 Unreinigkeiten des Zinns enthalten seyn, weil diese in Chlorwasserstoffsäure
                                 unlöslich sind.
                              Diese Metalle sind:
                              A. Molybdän; es ist in
                                 dieser letztgedachten Säure ganz unlöslich.
                              B. Wolfram. Dasselbe löst
                                 sich in Chlorwasserstoffsäure nach Berthier und de Luyart nicht im Geringsten auf.
                              Andere wollen aber eine spurweise Auflösung des Wolframs darin beobachtet
                                 haben.
                              C. Kupfer. Es zersetzt
                                 bekanntlich das Wasser nicht, daher ist es in heißer Chlorwasserstoffsäure
                                 unlöslich.
                              D. Wißmuth.
                                 Chlorwasserstoffsäure löst nur Spuren von Wißmuth unter geringer
                                 Wasserstoffentwickelung nach H. Rose auf. Nach Gmelin entwickelt dieses Metall mit kochender
                                 concentrirter Chlorwasserstoffsäure kein Wasserstoffgas.
                              E. Der Rückstand kann außer genannten Metallen noch
                                 Arsenik als braune Flocken oder als Arsenikeisen
                                 enthalten; indessen entweicht die größte Menge des Arseniks nach Wöhler in dem sich entbindenden Wasserstoffgase.
                              F. Spuren von Antimon.
                              
                                 a) Untersuchung der
                                       chlorwasserstoffsauren Auflösung des Zinns.
                                 1) Die Auflösung war farblos und erschien gelblich als sie eingedampft wurde.
                                    Hätte sie Wolfram enthalten, so müßte, da sie eisenhaltig war, das
                                    Zinnchlorür einen Stich ins Bläuliche gezeigt haben. 2) Verdünnte
                                    Schwefelsäure zu der Auflösung gesetzt, brachte auch nach längerem Stehen
                                    keine Trübung hervor – folglich enthielt diese Zinnsorte kein Blei.
                                 3) Es wurde durch einen Theil der Flüssigkeit Schwefelwasserstoffgas
                                    geleitet, so lange als noch ein brauner Niederschlag entstand. –
                                    Dieser bestand, wie seine weitere Untersuchung zeigte, nur allein aus
                                    Zinnbisulfuret oder Zinnsulfid. – Die von der Fällung desselben
                                    zurückgebliebene Flüssigkeit wurde mit Salpetersäure versetzt und
                                    concentrirt und hierauf die verdünnte Auflösung durch Aetzammoniak gefällt.
                                    Es entstand ein geringer brauner Niederschlag, welcher unter Abschluß der
                                    Luft abfiltrirt wurde. Die hiebei erhaltene Flüssigkeit wurde durch
                                    Schwefelwasserstoff-Ammoniak nicht gefällt, daher enthielt dieses
                                    Zinn kein Zink. – Das durch Ammoniak erhaltene Eisenoxydhydrat
                                    reagirte, mit Soda und Salpeter auf einem Platinbleche geschmolzen, sehr
                                    schwach, aber deutlich auf Spuren von Mangan.
                                 
                              
                                 b) Untersuchung des in
                                       Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rückstandes auf trockenem und nassem
                                       Wege.
                                 Dieser Rückstand bildet ein graues, mattes Pulver, das unter dem Polirstahle
                                    Metallglanz annimmt. Es wird von einem mittelstarken Magnete nicht im
                                    Geringsten angezogen. – Im Glaskölbchen über einer Spirituslampe
                                    erhitzt, sintert der Rückstand zusammen und bildet eine Masse von gelblicher
                                    grauer Farbe. Es erzeugen sich nur Spuren eines ganz geringen Sublimates von
                                    weißer Farbe. Ein Geruch ist bei diesem Versuche nicht bemerkbar.
                                 Bei dem Erhitzen in einer offenen Glasröhre erweicht der Rückstand zu einer
                                    gelben Masse, die bei starker Rothglühhitze zu braunen Tropfen schmilzt. Bei
                                    dem Erhitzen auf Kohle mittelst der Reductionsflamme schmilzt der Rückstand
                                    leicht zu spröden, nicht magnetischen Metallkörnern, kocht stark und gibt
                                    einen röthlich-gelben, nach dem Erkalten deutlich
                                    grünlich-gelben Beschlag, der am äußersten Ende weiß ist, und im
                                    Reductionsfeuer verschwindet. Mit Soda auf Kohle geschmolzen gibt der
                                    Rückstand spröde Metallkörner. Ein ganz schwacher Geruch nach Arsenik ist
                                    bei diesem Versuche wahrzunehmen. Mit Borax gibt der Rückstand in der Wärme
                                    ein grünes, nach dem Abkühlen blaues Glas. In Salpetersäure ist dieser
                                    Rückstand mit Leichtigkeit löslich und hinterläßt selten einen weißen
                                    Rückstand von Zinnoxyd oder Antimonoxyd, aber öfters kleine Spuren eines
                                    braunen Körpers, der wegen seiner außerordentlich geringen Quantität nicht
                                    weiter untersucht werden konnte.
                                 
                                 Die Lösung hatte einen Stich ins Blaue und kann daher nur Spuren von
                                    Kupferoxyd enthalten.
                                 Bei dem Verdünnen der möglichst neutralen Auflösung mit Wasser trübt sie sich
                                    sogleich und es scheidet sich ein weißer Niederschlag ab, welcher aus
                                    basisch salpetersaurem Wißmuthoxyd besteht. Schwefelwasserstoffgas und
                                    Schwefelammonium erzeugen braune Niederschläge. Mit einem Ueberschusse des
                                    letzteren digerirt, erleiden sie keine Veränderung. Durch Schwefelsäure wird
                                    die klare Lösung nicht gefällt; Aetz- und kohlensaures Ammoniak
                                    bilden weiße permanente hydratische Niederschläge. Die darüber stehenden
                                    Flüssigkeiten sind hellblau gefärbt, von einer Spur von Kupferoxyd.
                                 Von Schwefel konnte in dem Rückstande keine Spur sowohl auf trockenem als
                                    nassem Wege aufgefunden werden.
                                 Um den Rückstand auf einem Eisengehalt zu prüfen, wurden aus der
                                    salpetersauren Auflösung desselben Wißmuth und Kupfer gemeinschaftlich durch
                                    Schwefelwasserstoffgas gefällt. Den Niederschlag filtrirte man ab, worauf
                                    die Flüssigkeit zur Trockniß verdampft wurde. Es blieb eine weiße Salzmasse,
                                    die nach dem Auflösen weder durch Schwefelammonium, noch durch Aetz-
                                    und kohlensaure Alkalien gefällt wurde, folglich weder Eisen noch Mangan
                                    enthielt.
                                 Um den Rückstand auf Wolframsäure zu prüfen, wurde
                                    derselbe mit rauchender Salpetersäure und Chlorwasserstoffsäure behandelt,
                                    die Lösung verdampft und der Salzrückstand mit angesäuertem Wasser
                                    aufgenommen. Dieser löste sich mit Hinterlassung einer höchst geringen Menge
                                    eines gelblichen Pulvers auf, das nochmals mit Königswasser behandelt wurde.
                                    Als das Pulver ausgewaschen war, gab es mit Phosphorsalz im Oxydationsfeuer
                                    eine farblose, im Reductionsfeuer eine blutrothe Perle, die mit Zinn
                                    reducirt, blau wurde. Hiedurch wurde ein sehr kleiner Wolframgehalt in dem
                                    Rückstande bestimmt nachgewiesen.
                                 Zur Prüfung des Rückstandes auf einen
                                       Molybdängehalt wurde er mit dem dreifachen Gewichte Salpeter im
                                    Platinlöffel geschmolzen, und die geschmolzene Masse sodann mit Wasser
                                    ausgelaugt und von dem Rückstande abfiltrirt. Hierauf wurde sie in ein
                                    kleines Porzellanschälchen gebracht, mit Chlorwasserstoffsäure versetzt und
                                    erwärmt. Dann fügte man ihr ein Stückchen mit Chlorwasserstoffsäure
                                    gereinigtes Kupferblech zu; es entstand aber auch nach längerem Stehen auf
                                    einem warmen Orte keine blaue Färbung der Flüssigkeit.
                                 Es folgt daher, daß dieser Rückstand besteht: aus metallischem Wißmuth,
                                    Kupfer mit Spuren von Arsenik, Wolfram und Antimon. Er enthält dagegen weder
                                    Blei, Mangan, Eisen, Molybdän, noch Zink und Schwefel.
                                 Die Resultate, welche dieses Zinn mit dem Marsh'schen Apparate lieferte, zeigten, daß der größte Theil der sehr
                                    geringen Menge von Arsenik, womit es verunreinigt ist, mit dem Wasserstoffe
                                    bei der Behandlung des Zinns mit Chlorwasserstoffsäure als
                                    Arsenikwasserstoff entwickelt wird.
                                 
                              
                                 c) Quantitative
                                       Analyse.
                                 Man kann bekanntlich zwei verschiedene Methoden zu der quantitativen Analyse
                                    der Zinnsorten des Handels anwenden: nämlich
                                 1) die Zerlegung derselben mittelst Salpetersäure, und
                                 2) die Zerlegung durch concentrirte Chlorwasserstoffsäure.
                                 Die erste Methode beruht auf dem Umstande, daß concentrirte Salpetersäure mit
                                    metallischem Zinn, sogenanntes b Zinnoxyd oder
                                    Zinnsäure (Sn O²), welche in freier Salpetersäure beinahe unlöslich
                                    ist, bildet.
                                 Bestehen die Unreinigkeiten des Zinns nun bloß in Blei, Eisen, Zink und
                                    Mangan, so können diese Metalloxyde nach bekannten Methoden leicht aus der
                                    Auflösung geschieden werden und geben mit dem ungelösten geglühten
                                    Zinnoxyd-Hydrate, alles zu Metall reducirt, die Zusammensetzung des
                                    untersuchten Zinns richtig an.
                                 Enthält jedoch die zu prüfende Zinnsorte Kupfer, Antimon oder größere
                                    Antheile als Spuren von Eisen, so ist diese Methode nicht anwendbar und
                                    zweckentsprechend. Hat das Zinn Kupfer in seiner Legirung, und zwar über ein
                                    Procent, so erscheint das bei der Behandlung mit Salpetersäure entstandene
                                    b Zinnoxydhydrat anfänglich zwar
                                    gelblichweiß, indessen wird es aber bald an der Luft zeisiggrün und nach dem
                                    Glühen mehr oder weniger spangrün bis schwärzlichgrün, in Folge seines
                                    Kupfergehaltes.
                                 Zwar kann man dieses Oxydgemenge durch Erwärmen mit verdünnter Salpetersäure
                                    zerlegen, wie vorgeschlagen worden ist; indessen es bleibt stets in diesem
                                    Falle ein kupferhaltiges Zinnoxyd zurück.
                                 Angenommen, das Zinn enthält Antimon, so bleibt bei der Behandlung desselben
                                    mit Salpetersäure mit dem entstandenen Zinnoxyde ein Gemenge von Antimonoxyd
                                    und antimoniger Säure ungelöst, das sich selbst nach den Methoden von Chevillot und Gay-Lussac nicht leicht trennen läßt.
                                 Ferner treten noch zwei andere Uebelstände bei der Zerlegung antimonhaltigen
                                    Zinns mittelst Salpetersäure ein, nämlich, daß die letzten Antheile Antimons
                                    sich nicht vollständig oxydiren, oder daß eins
                                    der beiden
                                    Antimonoxyde, die leichter in Salpetersäure auflöslich sind als das b Zinnoxyd, sich darin theilweise wieder
                                    lösen.
                                 Sind die Zinnsorten eisenhaltig, so bekommt man auch bei mehrmaliger
                                    Behandlung des erhaltenen Zinnoxydes mit Salpetersäure kein weißes Zinnoxyd
                                    nach dem Glühen, denn das in der Auflösung enthaltene salpetersaure
                                    Eisenoxyd verwandelt sich bei dem Abdampfen in basisches Salz, das sich
                                    später in Salpetersäure nur unvollständig auflöst. Daher ist das bei
                                    Zinnanalysen erhaltene Zinnoxyd nach dem Glühen öfters mehr oder weniger
                                    kastanienbraun, ähnlich dem gepulverten eisenhaltigen Zinnsteine.
                                 Wenn Zinn Wolfram enthält, so bleibt dieses
                                    großentheils bei der Behandlung des Zinns mit Salpetersäure in dem Zinnoxyde
                                    metallisch zurück. Enthält das Zinn Molybdän, so
                                    wird dieses Metall bei Säureüberschuß in Molybdänsäure verwandelt, die nur
                                    wenig löslich in Wasser, ebenfalls wieder das Gewicht des erzeugten
                                    Zinnoxydes vermehrt und genaue Zinnbestimmungen aus seinem Gewichte
                                    verhindert.
                                 Die zweite Methode besteht darin, die Zinnsorten durch mäßig starke
                                    Chlorwasserstoffsäure in der Siedehitze zu zerlegen.
                                 Dieses Verfahren wendete Berthier bei der
                                    Untersuchung vieler Zinnlegirungen und Zinnhüttenabfälle an, hauptsächlich
                                    in der Absicht, dadurch Zinn von dem in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen
                                    Wolfram und Molybdän sicher zu trennen. Dieses Verfahren ist aber außerdem
                                    zugleich geeignet, die mehrsten Unreinigkeiten, welche die Handelszinnsorten
                                    nach den bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen enthalten, von dem Zinne
                                    abzuscheiden, und auf diese Weise deren wirklichen Gehalt an reinem
                                    Zinnmetall zu erfahren. C. Gmelin führt nämlich
                                    in der 4ten Auflage seines Handbuches der Chemie Bd. III S. 64 an:
                                    „die Verunreinigung des Zinns besteht in Arsenik, Antimon,
                                       Wißmuth, Zink, Blei, Eisen und Kupfer (Wolfram und Molybdän K.). Diese
                                       Metalle bleiben bei der Auflösung des Zinns in Chlorwasserstoffsäure
                                       größtentheils als schwarzes Pulver zurück,
                                       während sich das Zinn auflöst. Arsenik verflüchtigt sich in der
                                       Hauptsache mit dem Wasserstoffgase als Arsenikwasserstoffgas.Sehr wahrscheinlich auch Antimon als Antimonwasserstoffgos. Obige Angaben habe ich bis auf das angeführte Verhalten des
                                       Eisens und Mangans bestätigt gefunden. Das Eisen ging bei meinen
                                       Versuchen jedesmal bis auf eine Spur mit in die chlorwasserstoffsaure
                                       Zinnauflösung über, ferner auch Mangan, und zuweilen auch ein kleiner
                                       Antheil von Blei, welchen letzteren Umstand man aber, wie
                                       sogleich mitgetheilt werden wird, leicht beseitigen kann. Angenommen,
                                       die vorläufige Analyse einer Zinnsorte hätte einen Bleigehalt derselben
                                       sicher nachgewiesen, so prüft man die salzsaure Zinnoxydullösung mit
                                       einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure auf einen Bleigehalt. Zeigt
                                       sich kein Niederschlag, so ist alles Blei in dem unlöslichen Rückstande,
                                       bildet sich indessen ein Niederschlag, so sammelt man diesen und
                                       berechnet aus dem Gewichte des geglühten schwefelsauren Bleioxydes den
                                       aufgelösten Theil Blei. Wird nun aus der zurückgebliebenen Flüssigkeit
                                       das Zinnoxydul durch Schwefelwasserstoffgas als Zinnbisulfuret gefällt,
                                       dann die filtrirte Solution mit Salpetersäure versetzt und abgedampft,
                                       so werden durch Schwefelammonium die geringen Mengen von Eisenoxyd, und
                                       im Falle daß auch kleine Antheile von Mangan und Zink in dem Zinn wären,
                                       diese auch gefällt. Unter Zurechnung des Gewichtes der letztgedachten
                                       Niederschläge auf Metall zu dem Gewichte des in Chlorwasserstoffsäure
                                       unlöslichen, mehrgedachten schwarzen Rückstandes, erhält man nun in
                                       Summa das Gewicht sämmtlicher Unreinigkeiten, welche das Zinn enthielt.
                                       Dieses Gewicht, abgezogen von der zur Analyse angewendeten Zinnmenge,
                                       gibt dann den Gehalt an reinem Zinn an.
                                    
                                 In solchen Fällen, wo die Zinnlegirungen größere Mengen Blei enthalten,
                                    behandle ich diese mit Salpetersäure, scheide das entstandene Zinnoxyd von
                                    der Flüssigkeit ab, und fälle daraus das Bleioxyd durch Schwefelsäure, unter
                                    Anwendung der bekannten Vorsichtsmaßregeln.
                                 Da für die Bestimmung von Wolfram, Molybdän und Arsenik nach den Angaben in
                                    den Schriften von Berzelius, Rose und Rammelsberg noch bis jetzt alle Mittel fehlen, so kann die Natur und Beschaffenheit der
                                    schwarzen Rückstände, wenn sie diese Metalle enthalten, zwar ausreichend
                                    erkannt werden, allein die Menge eines jeden darin enthaltenen Metalles, das
                                    oft nur in den kleinsten Spuren auftritt, kann nicht quantitativ bestimmt
                                    werden.
                                 Zur quantitativen Ermittelung des Eisengehaltes
                                    der Zinnsorten ist es ohne Zweifel am sichersten, sie in Königswasser
                                    aufzulösen, und aus der filtrirten Auflösung Zinn, Kupfer, Blei, Wißmuth,
                                    Arsenik etc. als Schwefelmetalle gemeinschaftlich niederzuschlagen. Darauf
                                    wird die filtrirte Flüssigkeit noch einmal einem mehrstündigen Strome von
                                    Schwefelwasserstoffgas ausgesetzt, um die Versicherung zu erhalten, daß
                                    keines der angeführten Metalle in der Flüssigkeit mehr sey, worauf man diese
                                    mit starkem Chlorwasser erwärmt und das Eisenoxyd aus dem neutral gemachten
                                    Fluidum durch bernsteinsaures Ammoniak niederschlägt.
                                 
                                 Dieser Untersuchungsmethoden habe ich mich nun bei Untersuchung nachfolgender
                                    Zinnsorten bedient, in der Ueberzeugung, die für den technischen Zweck
                                    angemessenste Methode gewählt zu haben.
                                 
                              
                           
                        
                           I. Abgangszinn vom Altenberger
                                 Zwitterstockwerke.
                           Dieses Zinn wurde, wie alle folgenden Sorten, in sehr fein zertheiltem Zustande unter
                              Wasser von einem mäßig starken Magnete nicht angezogen. Um das erhaltene Stück von
                              allen Verunreinigungen bei dem Zerkleinern zu schützen, wurde dasselbe in einem
                              neuen hessischen Tiegel eingeschmolzen und dann in ein Gefäß mit Wasser, unter
                              Umrühren desselben, ausgegossen. Eben so verfuhr man bei den Zinnproben zu den
                              folgenden Analysen.
                           1) 10,000 Milligramme = 10 Gramme Abgangszinn wurden in einem hohen Glaskolben mit
                              mäßig starker Chlorwasserstoffsäure auf einem Sandbade bei 70–80° C.
                              erwärmt. Während dieser Operation wurde zur theilweisen Wiedergewinnung der
                              entweichenden salzsauren Dämpfe der Hals des Kolbens mit einem kleinen Glastrichter
                              bedeckt. Die Auflösung des Zinns erfolgte mit Wasserstoffgasentwickelung dem, wie
                              spätere Versuche mit dem Marsh'schen Apparate entschieden
                              nachwiesen, Arsenikwasserstoffgas in kleiner Menge beigemengt war. Es dauerte 12 bis
                              13 Stunden, bis die Auflösung so weit vorgeschritten war, daß sich aus dem
                              zurückgebliebenen grauen Pulver keine Bläschen von Wasserstoffgas mehr entwickelten.
                              Hierauf wurde die wasserhelle und farblose Auflösung, in der wegen ihrer
                              Farblosigkeit nur kleine Spuren von Kupfer und Wolfram enthalten seyn konnten, von
                              dem unauflöslichen grauen Rückstande decantirt und letzterer nun noch einmal mit
                              Salzsäure behandelt.
                           Diese Operation ist dringend nothwendig, damit man zu der Ueberzeugung gelangt, daß
                              der Rückstand keine Zinntheilchen mehr enthält. Man muß dabei den bei der ersten
                              Auflösung zurückgebliebenen Rückstand mit Chlorwasserstoffsäure von neuem
                              übergießen, den Kolben auf einem Sandbade erwärmen und mit einer scharfen Loupe
                              beobachten, ob sich aus dem aufgerührten Rückstande noch Gasblasen entwickeln.
                              Kleine Zinntheilchen werden nämlich sehr oft von dem sie umgebenden grauen
                              Rückstandspulver derartig eingehüllt, daß sie der ersten Einwirkung der
                              Chlorwasserstoffsäure widerstehen. Dadurch, daß mir dieser Umstand im Anfange meiner
                              Untersuchung unbekannt war, wurde sehr viel Zeit verloren. Unterläßt man die erwähnte
                              Vorsicht, so bleiben gewöhnlich kleine Zinnkörnchen im Rückstande und man bekommt
                              von diesem ein zu großes und demnach unrichtiges Gewicht. 10 Gram. Zinn lieferten
                              bei Versuch I. im Wasserbade bei 100° C. getrockneten Rückstand
                           
                              
                                 
                                 =
                                 0,180 Proc.
                                 
                              
                                 bei Versuch II.
                                 =
                                 0,200    „
                                 
                              
                                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                    Summa
                                 =
                                 0,380 Proc.
                                 
                              
                                    im Mittel
                                 =
                                 0,190    „
                                 
                              
                           folglich geben 100 Theile Abgangszinn 1,90 Proc.
                              unauflöslichen Rückstand. Diese Differenz in beiden Versuchen beträgt 20/10000, ist
                              aber sehr unbedeutend, wenn man erwägt, daß Spuren von unlöslichen Metallen in
                              Säuren häufig gelöst werden, wenn man die Metalle längere Zeit mit den Säuren bei
                              70° C. erhitzt; sogar schwefelsaurer Baryt ist nicht absolut unlöslich bei
                              der Erhitzung mit starken Säuren. Der Rückstand wurde in Königswasser aufgelöst und
                              die Auflösung qualitativ untersucht, wobei sich ergab, daß dieser aus Wißmuth, Kupfer und Spuren von
                              Arsenik und Wolfram
                              bestand. Der Rückstand wurde nicht vom Magnete angezogen, auch fand man in seiner
                              Auflösung kein Eisenoxyd und er war demnach ganz eisenfrei. Bei seiner Behandlung
                              mit Königswasser blieben kleine Theilchen eines schwarzen, glänzenden Rückstandes
                              zurück, der, mit chlorsaurem Kali im Platintiegel erhitzt, leicht verbrannte und aus
                              Kohle oder Graphit bestand.
                           2) Aus den chlorwasserstoffsauren Auflösungen wurde durch Einleiten von
                              Schwefelwasserstoffgas das Zinnoxydul als Zinnbisulfuret abgeschieden, die filtrirte
                              Flüssigkeit dann filtrirt, eingedampft, mit Salpetersäure versetzt und digerirt. Das
                              zu einem Volumen von circa 2 Unzen concentrirte Fluidum
                              erschien bloß schwachgelb, wurde mit Ammoniak versetzt und hierauf die kleine Menge
                              in ihm enthaltenen Eisenoxydes durch bernsteinsaures Ammoniak gefällt. Der
                              Niederschlag wurde geglüht und gab bei dem ersten Versuche
                           
                              
                                 
                                 =
                                 0,015 Proc.
                                 
                              
                                 bei dem zweiten Versuche
                                 =
                                 0,017    „
                                 
                              
                                                                   –––––––––––––––
                                 
                              
                                     in
                                    Summa
                                 =
                                 0,032    Proc.
                                 
                              
                                 rothes Eisenoxyd
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Mittel
                                    daraus
                                 =
                                 0,016    „
                                 
                              
                           Demnach gaben 10 Gram. Zinn 0,016 Gram. Eisenoxyd, welche, die Zusammensetzung des
                              rothen Eisenoxydes zu 70 Proc. metallischem Eisen angenommen, 0,110 Proc. Eisen
                              entsprechen.
                           
                           
                              
                                 100 Theile Altenberger Abgangszinn
                                    enthalten daher reines Zinnmetall
                                 97,830 Proc.
                                 
                              
                                 unlöslichen RückstandIn einem bei der Hüttenproductensammlung des met. Laboratoriums
                                          befindlichen Stücke, bezeichnet: Abgangszinn von Altenberger
                                          Zwitterstocks tiefen Erbstolln, betrug der in Chlorwasserstoffsäure
                                          unlösliche Rückstand nur 1,40 Proc. (Wißmuth, Kupfer, Wolfram, Arsenik
                                    und    Antimon)
                                   1,900    „
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,110    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 99,840 Proc.
                                 
                              
                           
                        
                           II. Peruanisches Zinn.
                           Diese Zinnsorte ist hart und spröde. Ihre Farbe ist graulichweiß und der Glanz
                              gering. In Gestalt eines feinen Pulvers wurde dieses Zinn unter Wasser vom Magnete
                              nicht angezogen.
                           
                              1) Versuche vor dem
                                    Löthrohre.
                              Auf Kohle schmilzt dieses Zinn ziemlich leicht, bedeckt sich im Oxydationsfeuer
                                 mit weißem Zinnoxyd unter Ausgabe eines schwachen Arsenikgeruches und gibt einen
                                 starken Beschlag von Antimon und Bleioxyd.
                              Borax bildet mit diesem Zinn, auf Kohle im Reductionsfeuer geschmolzen, eine
                                 Perle, welche nach dem Erkalten eine vitriolgrüne Farbe von einem Eisengehalte
                                 zeigt. Als man Phosphorsalz neben einem Zinnkügelchen auf Kohle auf diese Weise
                                 behandelte, daß nur die Schlacke bedeckt wurde, war keine braunrothe Färbung
                                 derselben zu bemerken; das Zinn enthielt daher kein
                                 Wolfram. Molybdän wurde nach den bereits mitgetheilten Verfahrungsweisen
                                 ebenfalls nicht gefunden.
                              Eisen und Kupfer wurden in diesem Zinn auf die früher mitgetheilte Weise in
                                 kleinen Mengen leicht erkannt.
                              
                           
                              2) Qualitative
                                    Untersuchung.
                              In concentrirter Chlorwasserstoffsäure ist dieses Zinn unter
                                 WasserstoffgasentwickelungDa die Kenntnisse über das Antimonwasserstoffgas noch sehr unvollständig
                                       und unsicher sind, so konnte dieses Gas in dem Wasserstoffgase nicht mit
                                       Sicherheit nachgewiesen werden, obgleich eine Einmengung davon sehr
                                       wahrscheinlich seyn dürfte. mit Hinterlassung eines schwarzen Rückstandes
                                 löslich. Aus der filtrirten chlorwasserstoffsauren Auflösung scheiden sich bei
                                 dem Erkalten nadelförmige durchsichtige Krystalle aus, die in Chlorblei
                                 bestehen.
                              Durch zugesetztes Wasser wird die Auflösung nicht getrübt, aber Schwefelsäure
                                 schlägt schwefelsaures Blei nieder. Behandelt man den schwarzen Rückstand mit
                                 Salpetersäure, so verwandelt sich die Hauptmasse desselben in eine gelblichweiße
                                 Substanz (antimonsaures Antimonoxyd), welche sich nach der Trennung von der
                                 kupferhaltigen Flüssigkeit schwierig in Chlorwasserstoffsäure löst. Aus dieser
                                 Lösung wird sie durch Wasser als weißes Oxyd und durch Schwefelwasserstoffgas
                                 orangefarben niedergeschlagen. Dieser Niederschlag ist in Schwefelammonium
                                 löslich und besitzt die übrigen Eigenschaften des Schwefelantimons.
                              Ein Theil der salpetersauren Flüssigkeit, welcher von dem antimonsauren
                                 Antimonoxyd abfiltrirt worden war, wurde mit kaustischem Ammoniak übersättigt.
                                 Es entstand eine lichte himmelblaue Färbung der Flüssigkeit durch aufgelöstes
                                 Kupferoxyd.
                              Schwefelsäure bewirkte in der salpetersauren Auflösung des Rückstandes keinen
                                 Niederschlag, folglich war alles Blei bei der Behandlung dieses Zinns mit
                                 Chlorwasserstoffsäure in die Auflösung übergegangen und der Rückstand war frei
                                 von Blei.
                              
                           
                              3) Quantitative Analyse.
                              1) 10 Gram. peruanisches Zinn wurden in Chlorwasserstoffsäure gelöst, der
                                 unlösliche schwarze Rückstand abfiltrirt, getrocknet und gewogen. Sein Gewicht
                                 betrug 0,376 Gram. und die Untersuchung vor dem Löthrohre bewies, daß der
                                 Rückstand nur aus Antimon, kleinen Antheilen von Kupfer und einer Spur Arsenik
                                 bestand.
                              2) Die chlorwasserstoffsaure Auflösung wurde, um das in Krystallen ausgeschiedene
                                 Chlorblei aufzulösen, mit heißem Wasser verdünnt und aus dieser Flüssigkeit das
                                 Bleioxyd durch schwefelsaures Natron gefällt. Der Niederschlag von
                                 schwefelsaurem Bleioxyd wog 0,392 Gram., welche gleich sind 0,276 Blei.
                              3) Zur Bestimmung des Eisens wurde jetzt aus der von 2) rückständigen Flüssigkeit
                                 alles Zinnoxyd durch Schwefelwasserstoffgas niedergeschlagen, und der
                                 Niederschlag abfiltrirt. Als hierauf nochmals durch die filtrirte Flüssigkeit
                                 Schwefelwasserstoffgas geleitet wurde, nahm sie eine opalisirende blaßgelbe
                                 Farbe an, und nach dem Erwärmen fiel eine unwägbare Spur einer gelben Substanz
                                 nieder, welche Schwefelarsenik enthielt.
                              4) Das von diesem abgeschiedene Fluidum wurde nun mit Salpetersäure angesäuert,
                                 erwärmt und concentrirt. Darauf fällte man aus ihr die darin enthaltenen Spuren
                                 von Eisenoxyd durch Ammoniak. Das geglühte Eisenoxyd wog 0,010 Gram., welche =
                                 0,07 Proc. Eisen entsprechen. 100 Theile peruanisches ungereinigtes Zinn bestehen daher
                                 aus:
                              
                                 
                                          Zinn
                                      93,50 Proc.
                                    
                                 
                                          Antimon
                                        3,76    „
                                    
                                 
                                    als unauflöslicher schwarzer Rückstand
                                       mit Spuren von
                                       Kupfer      und
                                       Arsenik
                                    
                                    
                                 
                                          Blei
                                        2,76    „
                                    
                                 
                                          Eisen
                                        0,07    „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,09 Proc.
                                    
                                 
                              Ich trage Bedenken dieses Zinn wegen seines hohen Antimon- und
                                 Blei-Gehaltes für ein unmittelbares Product der Reduction von Zinnerzen
                                 zu halten, glaube vielmehr, daß dieses Zinn eine künstliche Legirung sey, die in
                                 ihrer Zusammensetzung dem englischen Pewter sehr nahe kommt.
                              Das peruanische Zinn, welches ich im Jahre 1836 untersuchte, enthielt keine Spur,
                                 weder von Antimon noch von Blei, sondern allein unbestimmbare Mengen von Eisen
                                 und Kupfer.
                              
                           
                        
                           Bemerkungen.
                           Das gegenwärtig in Altenberg producirte Abgangszinn enthält also nach meiner
                              Untersuchung 97,85 Proc. reines Zinn. Bei einer Untersuchung einer gleichnamigen
                              Zinnsorte, welche ich unter dem 7. April 1836 dem hohen Oberbergamte einreichte,
                              betrug der Gehalt des damals erzeugten Abgangszinns an Zinn 97,88 Proc. Die
                              Differenz dieser beiden Analysenresultate ist demzufolge so gering, daß man annehmen
                              kann, der frühere reine Zinngehalt der Altenberger Zinnsorten sey damals und jetzt
                              ganz gleich gewesen; allein hieraus folgt noch nicht, daß die in dem damaligen Zinn
                              enthaltenen Substanzen, die seine Reinheit herabzogen, gegenwärtig noch dieselben
                              seyn müssen.
                           Der verstorbene Bergcommissionsrath Lampadius erhielt aus
                              Altenberger Steinzinn von den Jahren 1795 bis 1799 0,9 Proc. Arsenik, 0,71 Proc.
                              Eisen, und von mir wurde im Jahre 1836 der Eisengehalt des Neufanger Zinns von
                              Altenberg zu 1,2 Proc. gefunden, ferner in einem allerdings sehr harten grauen
                              Abgangszinn 1,9 Proc. Eisen und 0,4 Proc. Arsenik. Dagegen geben die oben
                              beschriebenen Untersuchungen Altenberger Zinns sehr geringe Mengen von Eisen, im
                              Vergleiche zu den früheren Analysen von Lampadius und
                              mir, gleichfalls auch nur unbestimmbare Spuren von Arsenik. Andererseits schied ich
                              aus den gegenwärtig in Altenberg producirten Zinnsorten nicht unbedeutende Mengen
                              von Wißmuth ab.
                           
                           Bei meinen früheren Untersuchungen fand sich dieses Metall bloß spurenweise in dem
                              Abgangszinn von Altenberg.
                           Diese Verminderung des Eisen- und Arsenik-Gehaltes in den geringeren
                              Sorten des Altenberger Zinns läßt sich – so scheint mir – ungezwungen
                              durch den Umstand erklären, daß man bei den früheren in Altenberg angestellten
                              Zinnschmelzversuchen – wie sich wenigstens aus den Schriften von Lampadius über diese Versuche ergibt – oftmals von
                              dem Principe ausgegangen zu seyn scheint, die beiden Metalle, Eisen und Arsenik, als die gefährlichsten
                              Feinde des Zinns, möglichst zu entfernen. Diese Absicht ist auch genügend erreicht
                              worden, denn das neuere Altenberger Zinn ist, in Rücksicht auf Eisen und Arsenik,
                              rein zu nennen, fast so rein wie die gewöhnlichen Sorten des englischen Zinns, die
                              nach Mitscherlich 1/5 Proc. Eisen, 1/10 Proc. Arsenik und
                              1 Proc. Kupfer enthalten.
                           Mittlerweile hat sich ein anderes Metall – Wißmuth – in das Altenberger
                              Zinn in neuerer Zeit hineingedrängt, das einen ähnlichen nachtheiligen Einfluß auf
                              dasselbe ausüben möchte, wie früher Eisen und Arsenik.
                           Wie sich Wißmuth als Legirungsmittel von Zinn verhält, darüber spricht sich Berzelius in seinem neuesten Lehrbuche, 11. Bd. 2,
                              folgendermaßen aus: „die Legirungen von Zinn und Wißmuth sind hart und
                                 spröde. Ein geringer Gehalt von Wißmuth vermehrt die Härte des Zinns.
                                 Chlorwasserstoffsäure löst daraus das Zinn auf, während Wißmuth als ein
                                 dunkelgraues Pulver zurückbleibt.“
                              
                           Durch diese Angaben wird man von selbst auf die Vermuthung gebracht, daß das Wißmuth,
                              das gegenwärtig in größerer Menge in den Altenberger Zinnerzen vorkommt, als vor
                              längerer Zeit, wo es sich nicht in bestimmbaren Mengen zeigte, dasjenige Metall sey,
                              welches vorzugsweise dermalen das Altenberger Zinn in seiner Reinheit herabziehe. Um
                              hierüber zu einer positiven Gewißheit zu gelangen, möchte es für das Interesse des
                              hierländischen Zinnhüttenwesens als wünschenswerth erscheinen, wenn Legirungen im
                              Kleinen aus reinem englischen Zinn (blok tin) mit
                              Wißmuth bis zu mehreren Procenten, in Abstufungen von 1/4 zu 1/4 Proc., dargestellt
                              werden könnten, deren physikalische und technische Eigenschaften durch einen
                              wissenschaftlich gebildeten Zinngießer genau zu ermitteln wären. Diese Versuche
                              lassen hoffen, daß man dabei wenigstens zu einer näheren Kenntniß der technischen
                              Eigenschaften der Wißmuthzinnlegirungen gelangen werde. Führten indessen die dabei
                              gemachten
                              Beobachtungen das Resultat herbei, daß das Wißmuth keine nachtheiligen Wirkungen auf
                              das Zinn äußere und von untergeordneter Wichtigkeit sey, so dürfte es in der That
                              eine schwierige Aufgabe seyn, mit Sicherheit auszumitteln, welches Element das
                              Altenberger Zinn minder anwendbar macht, als andere Zinnsorten.
                           Die Ausschöpfproben der Zinngießer sollen nach Vauquelin,
                                 Berzelius, Karsten und Anderen sehr gute Anhaltepunkte liefern, um die
                              Zinnsorten auf ihre Güte und Reinheit zu prüfen. Es ist mein unvorgreifliches
                              Dafürhalten, daß gewisse vom Chemismus ganz unabhängige, physikalische und noch
                              unerörterte Verhältnisse, wie z.B. der Temperaturgrad, welchen das Zinn im Momente
                              des Ausgießens zeigt, sehr wahrscheinlich einen nicht geringen Einfluß auf die
                              Beschaffenheit des erstarrten Zinns äußern dürften. Bei sehr starker Hitze vor dem
                              Ausgießen zeigt das Zinn nach dem Erstarren, nach Karsten, eine Art von Rothbrüchigkeit, d.h. es besitzt in den höheren
                              Temperaturen vor dem Schmelzen eine geringere Festigkeit. Ist das Zinn hingegen im
                              Augenblicke des Ausgießens zu schwach erhitzt, von welchem Zustande der matte Glanz
                              der von der Oxydhaut entblößten Oberfläche des Zinns den Beweis liefert, so bietet
                              es auch bei dem Erstarrungspunkte einen matten Glanz dar, und in der gewöhnlichen
                              Temperatur eine verminderte Festigkeit.
                           Nach der Beobachtung von Rudberg haben alle Legirungen von
                              Zinn und Wißmuth, mit Ausnahme der von BiSn³, zwei Erstarrungspunkte, den
                              Ausscheidungspunkt, wobei zuerst der Ueberschuß des Zinns oder Wißmuthes fest wird,
                              und den Erstarrungspunkt, wobei die ganze Masse fest wird. Ich glaube, daß man beim
                              Ausgießen des umgeschmolzenen Zinns von obigen Beobachtungen Rudberg's Gebrauch machen sollte.