| Titel: | Ueber den Firniß der Buchdrucker und Papiertapeten-Fabrikanten; von Dr. Franz Varrentrapp. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XVI., S. 75 | 
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                        XVI.
                        Ueber den Firniß der Buchdrucker und
                           Papiertapeten-Fabrikanten; von Dr. Franz Varrentrapp.
                        Aus den Mittheilungen des Gerwerbvereins für
                           Braunschweig, 1847, S. 190.
                        Varrentrapp, über den Firniß der Buchdrucker und
                           Papiertapeten-Fabrikanten.
                        
                     
                        
                           Die Buchdrucker können bekanntlich keinen durch Bleiglätte verdickten Firniß
                              gebrauchen, er ist zu zähe und verschmiert die Lettern. Sie bedürfen aber einer
                              starken Farbe, vollkommen gleichartig und consistent. Das bloß zu der hinreichenden
                              Dicke gekochte Leinöl liefert aber schon einen zu zähen Firniß, der nicht leicht
                              genug von den Lettern losläßt und sich nicht mit scharfen Rändern auf das Papier
                              anheftet. Man pflegt deßhalb wohl bisweilen den Firniß nicht ganz so dick zu kochen
                              und durch geschmolzenes Colophonium, was in den eben so heißen Firniß eingerührt
                              wird, die gewünschte Consistenz zu erreichen. Das Loslassen der Farbe von den
                              Lettern, eine verminderte Zähigkeit der durch sorgfältigste Mengung mit gebranntem
                              Kienruß erzeugten Druckerschwärze, erzielen die Drucker aber jetzt nach dem Vorgange
                              der Engländer am sichersten durch einen kleinen Zusatz von Harzseife oder
                              gewöhnlicher Seife. Die
                              Farbe wird dadurch kurz, wie man sich ausdrückt, sie verliert an der Eigenschaft,
                              Faden zu ziehen, sie ist weniger zähe und doch eben so dick. Die mit möglichst wenig
                              Wasser zerlassene Seife wird in den warmen Firniß, bevor er mit dem Kienruß gemengt
                              wird, eingerührt oder die ganz fein geschabte Seife durch Erwärmen in dem Firniß
                              vertheilt; englisches Leinöl soll an und für sich weniger zähen, kürzeren Firniß
                              liefern.
                           Für blaue und namentlich rothe Buchdruckerfarben kann man keinen hinreichend dicken
                              Firniß so farblos kochen, daß er der Farbennuance nicht schadete, sie erscheinen,
                              mit gewöhnlichem Firniß angerieben, schmutzig, aber selbst wenn man gebleichten
                              Firniß benutzen wollte und könnte, so werden die Farben doch nicht schön. Man kocht
                              deßhalb einen möglichst hellen Firniß, der nicht so überaus stark zu seyn braucht,
                              verdickt denselben durch helles Colophonium und setzt etwas Seife zu. Die Farben
                              erhalten dadurch etwas Glanz und ein viel schöneres Ansehen.
                           Um auf Papiertapeten und dergleichen Tuchschererwolle oder Gold zu befestigen, bedarf
                              man einer Art Firniß, die von Vielen für mit Bleiweiß abgeriebenen, mit Glätte
                              gekochten Leinölfirniß, mit Terpenthinöl verdünnt, gehalten wird. Es ist dieß aber
                              vielmehr ein Leinölbleipflaster in Terpenthinöl gelöst. Sehr viele Versuche, einen
                              solchen Firniß darzustellen, ziemlich wenig gefärbt und ohne die Eigenschaft, durch
                              das dünne, wenig geleimte Tapetenpapier durchzuschlagen, mißlangen, bis endlich
                              folgendes Verfahren ein vollkommen genügendes Resultat gab. Das Leinöl wird zu einem
                              schwachen Firniß in 2 bis 3 Stunden bei nicht über 160° R. gehender
                              Temperatur gekocht, alsdann mit ätzender Kali- oder Natronlauge zu einer
                              Seife gekocht, wobei darauf zu sehen ist, daß nicht viel überschüssiges Alkali
                              angewendet werde, oder man salzt die Seife aus, trennt die Lauge, löst die Seife
                              wieder in viel Wasser, und versetzt dieß so lange als sich ein Niederschlag bildet,
                              mit Bleiessig.Den Bleiessig bereitet man durch Lösen von einem Pfund Bleizucker
                                    (essigsaurem Bleioxyd) in 5 Pfd. heißem weichen
                                    Wasser (Regenwasser), Hinzuschütten von einem Pfund recht fein geriebener Bleiglätte und täglichem acht bis
                                    zehnmaligem Umschütteln der in wohlverschlossener Flasche befindlichen
                                    Mischung. Nach drei bis vier Tagen ist er fertig. Es bildet sich eine harzige Masse, die auf dem Wasser schwimmt und sich
                              zusammenballt; man knetet sie in heißem Wasser aus, drückt sie gut aus und löst sie
                              in so viel Terpenthinöl, daß eine für den Drucker passende Farbe gebildet wird.