| Titel: | Ueber die Verkupferung gläserner und porzellanener Gefäße auf galvanischem Wege; von Dr. L. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXVI., S. 132 | 
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                        XXVI.
                        Ueber die Verkupferung gläserner und
                           porzellanener Gefäße auf galvanischem Wege; von Dr. L. Elsner.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes, 1847, 6te Lieferung.
                        Elsner, über die Verkupferung gläserner und porzellanener Gefäße
                           auf galvanischem Wege.
                        
                     
                        
                           In der neueren Zeit sind über diesen Gegenstand einige Mittheilungen durch Hrn. Dr. Mohr (im polytechn.
                              Journal Bd. CIII S. 361) veröffentlicht
                              worden, worin derselbe unter andern anführt, daß auf der
                              Industrie-Ausstellung zu Paris im Sommer 1844 gläserne und porzellanene
                              Geschirre sich vorgefunden hätten, welche mit metallischem Kupfer überzogen waren,
                              und zwar Kolben, Retorten, Abdampfschalen, Röhren etc.; an den Schalen war der
                              metallische Ueberzug zum Losmachen. Es verdient jedoch bemerkt zu werden, daß
                              Glaskolben mit Kupfer galvanisch überzogen auch auf der Berliner
                              Gewerbe-Ausstellung 1844 ausgestellt waren. Da der Gegenstand von technischem
                              Interesse ist, so stellte Hr. Dr. Mohr einige Versuche an, um derartige Gefäße mit Kupfer zu überziehen,
                              deren Resultate er mitgetheilt hat. Er machte die Gefäße dadurch leitend, daß er
                              dieselben mit Copalfirniß überzog, und denselben, wenn er noch nicht ganz trocken
                              geworden war, entweder mit Blattgold überzog, oder auf demselben durch
                              Wasserstoffgas reducirtes Kupfer oder feines Messingfeilig aufpinselte; das beste
                              Resultat wurde mittelst
                              Bronzepulver erhalten. Die Verkupferung selbst geschah mittelst eines einfachen
                              Thonzellen- oder eines Trommel- (Blasen-) Apparats und
                              Kupfervitriol-Lösung. Die Verkupferung entsprach allen Anforderungen der
                              Praxis, nur bei den Porzellanschalen löste sich der Kupferüberzug ab. In den mit
                              Kupfer überzogenen Gefäßen konnten Flüssigkeiten zum Kochen erhitzt und destillirt
                              werden, und zwar über freier Weingeistflamme und über lebhaftem freien
                              Holzkohlenfeuer; nur bei den porzellanenen Abdampfschalen löste sich der Ueberzug in
                              Form einer Calotte ab, weßhalb nach Mohr's Meinung eine
                              Verkupferung für solche Schalen minder gut anzuwenden ist.
                           Ich stellte Versuche an, um den Copalfirniß und das Bronzepulver durch minder
                              kostspielige Substanzen zu ersetzen, besonders aber suchte ich das Verfahren auf die
                              Art abzuändern, daß der Kupferüberzug auch auf den Porzellanschalen festhaftend
                              bleibt, wenn in denselben Flüssigkeiten zum Kochen erhitzt werden, was gerade für
                              diese Art Gefäße von technischer Bedeutung ist.
                           Statt des Copalfirnisses wurde der von mir schon früher für die galvanischen
                              Vergoldungen mitgetheilte Firniß angewandt, welcher aus zwei Theilen Asphalt und
                              einem Theile Mastix durch Zusammenschmelzen bereitet wird. Die Masse wird durch
                              Wärme in Terpenthinöl aufgelöst, so daß die Lösung Syrupsconsistenz hat. Mit einer
                              solchen wurden mittelst eines Pinsels die Oberflächen der Gefäße überzogen, und auf
                              den noch nicht völlig fest gewordenen Ueberzug wurde nun, statt Bronzepulver, fein
                              gepulverter Graphit aufgepinselt, und hierdurch die Oberfläche leitend gemacht.
                              Hierauf wurden die Gefäße in eine concentrirte Kupfervitriollösung eingelegt, und
                              mit dem Zinkpol eines Daniell'schen Elements verbunden;
                              der Draht vom Kupferpole war mit einem Kupferblech verbunden, welches gleichfalls in
                              die Kupfervitriol-Lösung eintauchte. Auf diese Weise wurden Retorten, Kolben,
                              Porzellanschalen mit Kupfer galvanisch überzogen; nur bei letztern löste sich der
                              Kupferüberzug als Calotte ab, wenn Flüssigkeiten in den Schalen erhitzt wurden, bei
                              allen übrigen Gefäßen saß derselbe so fest, daß er, ohne sich zu lösen, das stärkste
                              Reiben mit Sand vertrug, ebenso ließ er sich feilen und Poliren, und zeigte die
                              schöne rothe Farbe des galvanisch reducirten Kupfers.
                           Da es aber besonders von praktischer Bedeutung ist, daß der Kupferüberzug auch auf
                              Porzellanschalen fest hafte, damit in solchen Schalen über freiem Feuer
                              Flüssigkeiten gekocht und eingedampft werden können, so wurde nach mehreren
                              Versuchen nachstehende Methode dem Zwecke völlig entsprechend gefunden. Die äußeren
                              Oberflächen der Schalen wurden durch Aetzen mittelst flußsaurer Dämpfe rauh gemacht und auf dieselben
                              alsdann Graphit aufgestäubt und fest aufgepinselt. Bei kleinen Schalen geschah die
                              Entwickelung der flußsauren Dämpfe in bleiernen Schalen, auf deren Boden ein Gemenge
                              von gepulvertem Flußspath und Schwefelsäure gebracht worden war; größere Schalen
                              wurden auf die Art rauh gemacht, daß dieselben mit einem Brei aus Flußspathpulver
                              und Schwefelsäure überzogen wurden; nach der Einwirkung einiger Stunden wurde der
                              Brei mit Wasser abgespült und auf die nun rauh gewordene Oberfläche der Graphit
                              aufgetragen. Wurden nun so vorgerichtete Gefäße auf galvanische Weise überkupfert,
                              so haftete der Kupferüberzug völlig fest, selbst wenn Flüssigkeiten in denselben
                              über freiem Feuer zum anhaltenden Kochen erhitzt wurden. Daß auch Glasgeräthe aller
                              Art auf dieselbe Weise durch Flußspathdämpfe rauh gemacht werden können, bedarf
                              keiner besondern Erwähnung. Es können also auch ohne irgend einen vorher
                              angewendeten Firnißüberzug Glasgefäße und Porzellan mittelst Graphitpulvers leitend
                              gemacht werden, um sie mit Kupfer zu überziehen. Es kommt bisweilen vor, daß sich
                              auf den Graphitüberzug durchaus kein Kupfer niederschlägt, selbst nach vielen Tagen
                              nicht, obgleich alle übrigen Bedingungen eines guten Gelingens vorhanden sind.
                              Dieser Uebelstand tritt allemal dann ein, wenn das Graphitpulver längere Zeit an der
                              Luft gelegen hat, oder wenn dasselbe mit schweißigen Fingern berührt worden ist. In
                              einem solchen Fall hat man nur nöthig dasselbe auszuglühen, wodurch es seine völlige
                              Leitungsfähigkeit wieder erlangt. Auch ist zu empfehlen, sowohl Schalen als Kolben
                              und Retorten auf einen zu einem Ringe gebogenen kupfernen Leitungsdraht zu stellen,
                              was vortheilhafter ist als letzteren nur in einem Punkte mit ersteren in Berührung
                              zu bringen.
                           Man kann sich auf demselben Wege auch Schalen von Kupfer
                              darstellen, wenn man eine Porzellanschale als Modell benutzt, dieselbe mit dem oben
                              genannten Firniß überzieht, sie durch Graphit leitend macht, und alsdann auf diesen
                              Ueberzug einen starken Kupferniederschlag sich galvanisch absetzen läßt. Erhitzt man
                              alsdann die Schale, so löst sich der Kupferüberzug in der. Form der angewandten
                              Porzellanschale ab. Um die innere Fläche solcher galvanisch niedergeschlagenen
                              Kupferschalen recht blank zu erhalten, ist es anzurathen, statt Graphit Bronzepulver
                              zu nehmen, oder metallisches Kupfer in Form eines feinen Pulvers, welches man
                              erhält, wenn eine verdünnte Kupfervitriol-Lösung durch hineingestelltes
                              metallisches Zink zerlegt wird. Man kann die so erhaltenen Kupferschalen inwendig
                              stark galvanisch vergolden oder versilbern, und sich auf diese Art zu mancherlei
                              chemischem Gebrauche nützliche Gefäße darstellen. Auf diesem Wege dargestellte
                              Kupferschalen kann man sehr zweckmäßig zu Wasserbädern und Sandbädern anwenden, da
                              bekanntlich Gefäße von Kupfer weit weniger durch Dämpfe mancherlei Art angegriffen
                              werden, als dieß bei Gefäßen aus Eisenblech der Fall ist.
                           
                        
                           Nachschrift.
                           Um die Einwirkung der flußsauren Dämpfe auf die Oberfläche der Gefäße zu befördern,
                              nachdem dieselben mit einem dicken Brei aus gepulvertem Flußspath und concentrirter
                              Schwefelsäure überstrichen worden sind, bringt man die Gefäße in einen Raum, welcher
                              eine Temperatur von 12 bis 15° R. hat, und läßt sie etwa 24 Stunden der
                              Einwirkung des Breies ausgesetzt; nach dieser Zeit wird letzterer mit Wasser
                              abgespült, wo sich die Oberfläche matt zeigen wird. Sollte die Oberfläche noch nicht
                              rauh genug erscheinen, so wird die Operation wiederholt.
                           Hr. Philipp theilt mir mit, daß er schon vor mehreren
                              Jahren irdene Blumentöpfe mit Kupfer galvanisch überzogen habe, indem er dieselben
                              mit Graphit leitend gemacht hatte; die erhabenen Verzierungen auf den genannten
                              Gefäßen hatte er dann galvanisch vergoldet oder versilbert, wodurch die Töpfe ein
                              sehr angenehmes Aeußere zeigten und möglicherweise später ein Gegenstand der
                              Industrie werden dürften; der Metallüberzug saß so fest, daß er Feilen und Poliren
                              vertrug. Die Operation der Verkupferung geschah also: In ein Gefäß wurde Salzlösung
                              gegossen, in diese ein Zinkcylinder eingesetzt, welcher den Thoncylinder umgab, der
                              gleichfalls in die Salzlösung eingesenkt wurde; in letzterem befand sich die
                              Auflösung von Kupfervitriol, in welche der Gegenstand, mit dem Zinkcylinder durch
                              einen Kupferdraht verbunden, eintauchte. Diese Anordnung hat den Vortheil, daß der
                              Gegenstand gleichzeitig von allen Seiten gleichmäßig mit Kupfer sich bedeckt,
                              während bei der gewöhnlich angewandten Anordnung der Zusammenstellung der Gegenstand
                              öfters seine Stellung wechseln muß, damit er überall gleichförmig sich überziehe;
                              dasselbe fand auch Mohr bei seinen Versuchen, indem er
                              außerhalb die Kupferlösung und in den Thoncylinder
                              die Salzlösung goß.