| Titel: | Neuconstruirte Schneidkluppe von Hrn. Joh. Haag, Civilingenieur in Kaufbeuren (Bayern). | 
| Autor: | Johannes Haag | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXXV., S. 178 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXV.
                        Neuconstruirte Schneidkluppe von Hrn. Joh. Haag, Civilingenieur in
                           Kaufbeuren (Bayern).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Haag's Schneidkluppe.
                        
                     
                        
                           Die von Hrn. Haag angegebene und mit dem Namen
                              Circular- oder Retsch-Kluppe belegte Vorrichtung zum Schneiden von
                              Schrauben unterscheidet sich von den gewöhnlichen zweibackigen Stielkluppen mit
                              conisch eingelegten Backen dadurch, daß der eigentliche Kluppenkörper cylindrisch
                              (dosenförmig) ist, und daß der Hebel, womit die Kluppe bewegt oder gedreht wird,
                              nicht aus einem Stücke mit der Schneidkluppe besteht, sondern sich nach der einen
                              oder andern Richtung um die Kluppe drehen läßt, wobei der Kluppenkörper die
                              Drehungsachse für den Hebel oder Stiel abgibt. Das Mittel, wodurch der Kluppenkörper
                              bei der Bewegung in der einen Richtung mit dem Stiele verbunden wird, ist dasselbe,
                              welches bei dem längst bekannten sogenannten Eckenbohrer und einigen
                              Schraubenpressen angewandt wurde, nämlich ein Sperrrad mit Sperrklinke. Hiedurch
                              wird die kreisförmig absetzende Bewegung des Kluppenstieles in eine kreisförmige,
                              jedoch mit Unterbrechungen für den Kluppenkörper verwandelt. Der Vortheil, welchen
                              diese Einrichtung in manchen Fällen darbietet, ist der, daß man zum Anschneiden
                              eines Gewindes nicht wie bei den gewöhnlichen Kluppen Platz haben muß, um eine oder
                              mehrere ganze Umdrehungen mit der Kluppe um die zu schneidende Schraube machen zu
                              können, sondern daß bei einer Bewegung des Kluppenstieles um nur wenige Grade eine
                              Schraube schon ausführbar ist. Soll z.B. in einem Behälter eine Schraube
                              nachgeschnitten werden, welche nahe an einer Ecke steht, so kann dieß mit der
                              gewöhnlichen Kluppe nicht geschehen, bei Anwendung der von Haag abgeänderten Kluppe aber leicht. Dasselbe ist der Fall, wenn eine
                              Reihe von Schrauben in einem Fundamente befestigt sind, und nachgeschnitten werden
                              sollen. Ebenso kann man an heberförmig gebogene Eisenstangen oder Röhren Gewinde
                              anschneiden, oder dieselben aufzubiegen oder gerade zu richten, was besonders beim
                              Anfertigen von Röhrenleitungen für Heißwasser-Heizungen von großem Vortheile
                              ist.
                           Die Dimensionen der Kluppe sind so, daß man an jeden Cylinder, welcher nur auf einem
                              Umkreis von 2 Zoll Halbmesser frei steht, ein Gewinde anschneiden kann.
                           
                        
                           Beschreibung der Kluppe.
                           Fig. 31
                              stellt dieselbe von oben gesehen dar; Fig. 32 von der Seite,
                              wobei jedoch der Kluppenkörper als Durchschnitt gezeichnet ist. Fig. 33 ist ein Schlüssel
                              zum Drehen der Stellschrauben.
                           A ist der cylindrische Kluppenkörper, welcher auf seiner
                              halben Höhe mit Zähnen versehen ist. Die Backen sind in denselben auf gewöhnliche
                              Weise eingelegt, und durch eine Deckplatte an Ort und Stelle erhalten. Durch die
                              Stellschrauben a, a werden sie beim Gebrauche der Kluppe
                              gegen einander gedrückt. Ueber den dünneren Theil des Kluppenkörpers ist das
                              ringförmige Ende des Stieles B gesteckt, und vor dem
                              Herunterfallen durch die Scheibe C geschützt. Der Stiel
                              der Kluppe kann sich auf diese Weise um den Kluppenkörper drehen. D ist eine Sperrklinke, welche bei der Drehung des
                              Stieles nach der einen Richtung den Kluppenkörper mitnimmt, bei der Bewegung in der
                              anderen Richtung aber über die Zähne überspringt. Ein Riegel und eine Feder bringt
                              sie immer wieder in ihre ursprüngliche Stellung. Soll die Kluppe sich
                              entgegengesetzt drehen, so darf nur die Sperrklinke D
                              übergeschlagen werden.Hr. Haag liefert solche Kluppen auf Bestellung zu
                                    den billigsten Preisen.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
