| Titel: | Bereitung des wolframsauren Natrons und Anwendung desselben statt der Zinnpräparate als Beizmittel in der Wollenfärberei; von Robert Oxland, Chemiker in Plymouth. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXXIX., S. 187 | 
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                        XXXIX.
                        Bereitung des wolframsauren Natrons und Anwendung
                           desselben statt der Zinnpräparate als Beizmittel in der Wollenfärberei; von Robert Oxland, Chemiker in
                           Plymouth.
                        Aus dem London Journal of arts, April 1848, S.
                              192.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Oxland, über die Bereitung des wolframsauren Natrons und Anwendung
                           desselben als Beizmittel in der Wollenfärberei.
                        
                     
                        
                           Das wolframsaure (scheelsaure) Natron kann (nach der Patentbeschreibung des Erfinders
                              vom 2. Sept. 1847) statt der verschiedenen Zinnpräparate in der Wollenfärberei als
                              Beizmittel entweder für sich allein oder in Verbindung mit Säuren angewandt werden;
                              in letzterm Falle löst man es vorher in einer mehr als hinreichenden Menge Wasser (1
                              Loth wolframsaures Natron in 1 1/4 Pfd. Wasser) auf und setzt dann Säure zu bis
                              alles Alkali gesättigt und noch etwas überschüssige Säure vorhanden ist.Die Wolframsäure, aus einem wolframsauren Salze mit Säuren abgeschieden, ist
                                    ein citronengelbes zartes Pulver, welches im Wasser unauflöslich ist.A. d. R. Um Wolle zu färben, kocht man sie zuerst in einer Auflösung welche auf
                              angegebene Art mit Salpetersalzsäure bereitet ist und hierauf in der Färbeflotte;
                              oder die Auflösung kann auch mit der Flotte vermischt und das Tuch darin gekocht
                              werden, ohne alle andere Vorbereitung als das gewöhnliche Reinigungsverfahren; mit
                              Blauholz erhält man bei dieser Behandlung eine violette Farbe, welche bei
                              fortgesetztem Kochen in Schwarz übergeht.
                           Zur Bereitung des wolframsauren Natrons benutzt der Patentträger das Wolfram (das im
                              Mineralreich vorkommende wolframsaure Eisen- und Manganoxydul); wo man
                              Tungstein (wolframsauren Kalk) haben kann, verwendet man ihn statt des Wolframs und
                              behandelt ihn auf dieselbe Art. Das Wolfram kommt theils allein, theils in
                              Gesellschaft von ZinnerzenDas Wolfram findet sich ziemlich häufig auf Zinnerzlagerstätten im
                                    Erzgebirge, auf Gängen im Grauwackengebirg zu Straßberg und Neudorf am Harz
                                    etc.A. d. R. vor. Wenn man die Zinnerze anwendet, wird das Erz auf gewöhnliche Weise
                              vorbereitet bis es zum Schmelzen hergerichtet ist; nachdem dann das Erz getrocknet
                              worden ist, vermengt man es mit soviel calcinirter Soda als dem Wolfram äquivalent
                              ist, welches das Erz beigemengt enthält: angenommen z.B. das Erz enthalte 20 Proc.
                              Wolfram, so sind in 100 Theilen desselben 15 Theile Wolframsäure, für welche 3 1/2
                              Theile kohlensaures Natron das chemische Aequivalent bilden; benutzt man daher eine
                              käufliche Soda welche 50 Proc. Alkali enthält, so sind von derselben 7 Theile
                              erforderlich. Mit dem Gemenge von Erz und Soda wird der unten beschriebene Ofen
                              beschickt. Man kann statt der Soda auch 8 Theile feinpulverisirtes Glaubersalz, mit
                              dem vierten Theil seines Gewichts Kohlenpulver vermengt, anwenden; die Beschickung
                              im Ofen muß dann aber längere Zeit der Hitze ausgesetzt werden, nämlich bis gar
                              keine Verbrennung mehr sichtbar ist.
                           Die aus dem Ofen gezogene Beschickung besteht aus dem ursprünglichen Zinnoxyd, dem
                              auflöslichen wolframsauren Natron, ferner Eisen- und Manganoxyd nebst etwas
                              Kieselerde. Das wolframsaure Salz wird daraus auf folgende Weise durch Auslaugen
                              gezogen: Man stellt drei hölzerne Kufen von etwa 5 Fuß Höhe und 3 Fuß Weite neben
                              einander; unter jeder ist ein Gefäß von dem dritten Theil ihres Inhalts, welches die
                              aus dem Zapfenloch in der Seite jeder Kufe auslaufende Flüssigkeit aufnimmt; in
                              jeder Kufe ist ferner vor dem Zapfenloch ein Filter angebracht, aus etwas Stroh oder
                              Werg bestehend, über welche man ein mit Löchern versehenes Metallblech legt und
                              durch einige reine Steine niederhält. Die erste Kufe wird zum Theil mit Wasser
                              gefüllt und dann werden die Beschickungen aus dem Ofen in erkaltetem Zustande
                              hineingebracht, bis die Kufe nahezu voll ist; man füllt dieselbe dann ganz mit
                              Wasser und läßt sie etwa eine halbe Stunde lang stehen; hierauf wird der Zapfen
                              theilweise gezogen, damit die klare Auflösung von wolframsaurem Natron in das unten
                              befindliche Gefäß abläuft; aus letzterm kommt sie in Pfannen, worin man sie bis zur
                              Bildung einer Salzhaut abdampft, worauf man sie in Kühlgefäßen krystallisiren läßt.
                              Die erste Kufe, aus welcher Flüssigkeit abgezapft wurde, wird mit frischem Wasser wieder
                              angefüllt; wenn die abgezogene Flüssigkeit in derselben nur noch 17°
                              Baumé zeigt, bringt man sie nicht mehr in die Abdampfpfannen, sondern
                              verwendet sie statt bloßen Wassers zum Auslaugen einer neuen Portion calcinirter
                              Masse in der zweiten Kufe; letztere hält man beständig mit der Flüssigkeit gefüllt
                              welche von der ersten abläuft, bis diese Flüssigkeit nur noch 1 1/2 bis 2°
                              Baumé zeigt; sobald die Flüssigkeit in dem Untersatz der zweiten Kufe nur
                              noch 17° Baumé zeigt, benutzt man sie auf angegebene Art zum Auslaugen
                              frischer calcinirter Masse in der dritten Kufe u.s.f.
                           Fig. 5 ist ein
                              Längendurchschnitt des Calcinirofens, Fig. 6 ein
                              Querdurchschnitt und Fig. 7 ein horizontaler Durchschnitt desselben. a ist eine Eisenplatte, in zwei Stücken gegossen, welche die Sohle des
                              Ofens bildet; sie ist 9 Fuß lang, am weitesten Theil 6 Fuß breit, und 1 Zoll dick;
                              die Flamme und erhitzten Gase von der Feuerstelle b
                              streichen über sie und circuliren dann unter ihr, ehe sie in den Schornstein c treten. Die Beschickung wird in den Ofen durch das
                              Loch d gebracht; abgezogen wird sie durch eine Oeffnung
                              in der Sohlenplatte (die man während des Calcinirens durch eine Eisenplatte e geschlossen erhält) in den darunter befindlichen
                              gewölbten Behälter f. Je nachdem das Erz grob oder fein
                              gemahlen ist, enthalten die Beschickungen 6 bis 10 Ctnr. desselben; wenn der Ofen
                              immer in der Rothglühhitze erhalten wird, kann man in 24 Stunden 8 Beschickungen
                              abziehen.
                           Der Patentträger gibt auch noch zwei Methoden an, um aus dem wolframsauren Natron
                              metallisches Wolfram zu gewinnen. Die erste besteht darin, das wolframsaure Natron
                              mit kalter Salzsäure zu digeriren, die erhaltene Auflösung zu beseitigen und den
                              Rückstand noch so oft mit Salzsäure zu behandeln, bis alles wolframsaure Natron
                              zersetzt ist; die zurückbleibende Wolframsäure wird mit kaltem Wasser ausgewaschen
                              und dann auf Ziegelsteinen getrocknet; um sie zu Metall zu reduciren, vermischt man
                              sie dann mit rohem Oel oder Theer oder feinem Kohlenpulver, bringt das Gemenge in
                              einen mit Kohle gefutterten Tiegel und setzt es etwa eine Stunde lang einer starken
                              Rothglühhitze aus. Die zweite Methode besteht darin, das wolframsaure Natron mit
                              feinem Kohlenpulver zu vermengen und das Gemenge in einem mit Kohle gefutterten
                              Tiegel etwa eine Stunde lang einer starken Rothglühhitze auszusehen; die
                              Wolframsäure wird dann zu Metall reducirt und das Natron welches mit ihr verbunden
                              war, in kohlensaures Natron verwandelt, welches man durch Auslaugen der Masse
                              gewinnt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
