| Titel: | Ueber die Scheidung des Nickels und Kobalts; von Justus Liebig. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. LXXIX., S. 371 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber die Scheidung des Nickels und Kobalts; von
                           Justus
                              Liebig.
                        Im Auszug aus den Annalen der Chemie und
                                 Pharmacie, Febr. 1846, S. 244.
                        Liebig, über die Scheidung des Nickels und Kobalts.
                        
                     
                        
                           Professor H. Rose hat
                              neuerdings eine Methode zur Scheidung des Nickels von Kobalt beschrieben (polytechn.
                              Journal Bd. CV S. 269), welche die seither
                              angewandten an Genauigkeit und namentlich an Leichtigkeit der Ausführung übertrifft;
                              für manche Fälle dürfte ihr die folgende mit Nutzen an die Seite gestellt werden
                              können.
                           Das zur quantitativen Scheidung bestimmte Gemenge der beiden Oxyde wird mit Blausäure
                              und sodann mit Kali versetzt und erwärmt, bis alles gelöst ist. Reines, von
                              cyansaurem Kali freies Cyankalium kann, wie sich von selbst versteht, zu demselben
                              Zwecke angewandt werden. Die Auflösung ist rothgelb, sie wird zum Sieden erhitzt, um
                              die freie Blausäure zu entfernen; hiebei geht unter Wasserstoffentwickelung die
                              Kobaltcyanürverbindung in Kobaltidcyankalium über, das Nickel ist in der Auflösung
                              als Nickelcyankalium enthalten.
                           Wenn der warmen Auflösung jetzt aufgeschlämmtes reines Quecksilberoxyd zugesetzt
                              wird, so wird alles Nickel theils als Oxyd, theils als Cyanür gefällt, das
                              Quecksilber tritt an die Stelle des Nickels. War die Flüssigkeit vor dem Zusatz des
                              Quecksilberoxyds neutral, so wird sie nach dem Kochen mit diesem Oxyd alkalisch.
                           Der entstehende Niederschlag ist anfänglich grünlich, beim Ueberschuß des
                              Quecksilberoxyds nimmt er eine schmutzig gelbgrauliche Farbe an. Alles Nickel ist in
                              diesem Niederschlag enthalten und außerdem der Ueberschuß des zugesetzten
                              Quecksilberoxyds. Nach dem Auswaschen und Glühen bleibt reines, von Kobalt völlig
                              freies Nickeloxyd zurück.
                           Die mit Quecksilberoxyd behandelte Flüssigkeit enthält alles Kobalt als
                              Kobaltidcyankalium; zur Bestimmung des Kobalts übersättigt man die Flüssigkeit mit
                              Essigsäure und fällt sie mit einer Auflösung von Kupfervitriol. Diese Fällung muß
                              kochend geschehen und der Niederschlag in der Flüssigkeit eine Zeitlang im Sieden
                              erhalten werden, weil er sonst kalihaltig und schleimig bleibt, was das Auswaschen
                              erschwert.
                           Der Niederschlag ist Kobaltidcyankupfer, er enthält auf 3 Aeq. Kupfer 2 Aeq. Kobalt;
                              bei der Behandlung desselben mit Kali erhält man Kupferoxyd, während
                              Kobaltidcyankalium gelöst bleibt und es läßt sich aus der Menge des Kupferoxyds indirect die Menge des
                              Kobalts bestimmen.
                           Will man das Kobalt direct bestimmen, so wird der Niederschlag geglüht und nach der
                              Zerstörung des Cyans in Salzsäure unter Zusatz von einigen Tropfen Salpetersäure
                              gelöst. Durch die Auflösung leitet man einen Strom Schwefelwasserstoff, entfernt
                              damit das Kupfer und schlägt jetzt nach minutenlangem Sieden, um den
                              Schwefelwasserstoff auszutreiben, das Kobalt durch kochende Kalilauge nieder. Der
                              Niederschlag von Kobaltoxydul muß zur Entfernung des Kalis anhaltend gewaschen
                              werden. Nach dem Trocknen wird er geglüht und gewogen und aus einem Theil des
                              geglühten Oxydes durch Reduction mit Wasserstoffgas das Kobalt bestimmt und auf die
                              ganze Menge berechnet.
                           Alle diese Operationen sind mit großer Leichtigkeit und ohne Verlust zu
                              bewerkstelligen.
                           Es versteht sich von selbst, daß die ganze Methode in hohem Grade vereinfacht wird,
                              wenn man das Gewicht beider Oxyde oder der beiden durch Wasserstoffgas reducirten
                              Metalle ermittelt hat und nur den Nickelgehalt desselben bestimmt. Die
                              weitläuftigeren Operationen, welche zur quantitativen Bestimmung des Kobalts
                              angestellt werden müssen, fallen alsdann hinweg.
                           Nach diesem Verfahren wurden Bestimmungen ausgeführt, welche nichts zu wünschen übrig
                              lassen; so fand Hr. Lehmann
                              bei einer Analyse des Nickelcyankaliums für das krystallisirte Salz 22,62 und für
                              das wasserfreie Salz 24,65 Proc. Nickel, während die berechneten Mengen respective
                              22,54 und 24,49 sind. Aus 100 Grammen Kobaltidcyankalium erhielt er 17,07 Gram.
                              Kobalt, während die Theorie 17,9 gibt; bei einer anderen Analyse erhielt er 17,29.
                              Aus einem Gemenge von Kobalt und Nickel erhielt er 48,47 Kobalt und 50,24 Nickel; es
                              waren respective 49,45 und 50,55 gemengt worden.
                           Die indirecte Bestimmung des Kobalts aus der Menge des Kupfers in dem
                              Kupferniederschlag scheint nicht minder genaue Resultate zu geben.
                           Wie man leicht bemerkt, ist die Differenz in der Kobaltbestimmung weit größer als die
                              der Nickelbestimmung, was zum Theil vielleicht daher rührt, daß das Atomgewicht des
                              Kobalts etwas niedriger ist, als man seither angenommen hat; ich lasse darüber
                              Versuche mit reinstem Kobalt anstellen.
                           Ich glaube nicht, daß irgend eine andere Methode die eben beschriebene an Genauigkeit
                              und Leichtigkeit der Ausführung übertrifft.
                           
                           Das mit Quecksilberoxyd gereinigte Kobaltidcyankalium ist, im Kleinen krystallisirt,
                              beinahe weiß, im Großen schwach gelblich. Das Kobaltidcyanammonium ist auch in
                              großen Krystallen ganz farblos. In dem mit Quecksilberoxyd gefällten Nickeloxyd läßt
                              sich selbst durchs Löthrohr keine Spur Kobalt nachweisen.
                           Wenn das Gemenge von Nickel- und Kobaltoxyd mit Blausäure und sodann mit
                              Ammoniak versetzt und zum Sieden erhitzt wird, so erhält man Kobaltidcyanammonium
                              und Nickelcyanammonium. Versetzt man diese Auflösung mit Schwefelammonium und
                              Schwefel, so entsteht eine dunkelschwarze Flüssigkeit, die bei längerem Kochen
                              vollkommen farblos und klar wird, während sich Schwefelnickel abscheidet. Die hievon
                              abfiltrirte Flüssigkeit ist nickelfrei, aber neben dem Kobaltidcyanammonium ist
                              jetzt Schwefelcyanammonium darin enthalten. Auch diese Methode ist vielleicht für
                              manche Fälle anwendbar, doch habe ich über ihre Sicherheit keine bestimmten Belege
                              anzuführen.
                           Was die Reduction des Kobalts aus dem Oxyd durch Wasserstoff betrifft, so bemerke
                              ich, daß das Metall nach dem Erkalten im Wasserstoffstrom nicht an die Luft gebracht
                              werden kann, ohne sich pyrophorisch zu entzünden; eine Spur von Nickel raubt dem
                              Kobalt diese Entzündlichkeit.