| Titel: | Versuche, welche im Jahr 1846 über den Einfluß des Kochsalzes auf den Getreidebau angestellt wurden; von Dubreuil, Fauchet und J. Girardin. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. LXXXII., S. 386 | 
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                        LXXXII.
                        Versuche, welche im Jahr 1846 über den Einfluß
                           des Kochsalzes auf den Getreidebau angestellt wurdenwurdeu; von Dubreuil, Fauchet und J.
                              Girardin.
                        Aus den Comptes rendus, März 1848, Nr.
                              10.
                        Versuche über den Einfluß des Kochsalzes auf den
                           Getreidebau.
                        
                     
                        
                           Folgende Versuche wurden auf dem, zum Gute des Hrn. Fauchet gehörigen, Bois-Guillaume mit
                              drei Abtheilungen Landes angestellt. Die Erde desselben, ein Thonkalk-Boden,
                              ergab bei der Analyse nur Spuren von salzsauren Salzen.
                           Jede Abtheilung wurde wieder in 10 Parzellen, jede von einem Are, getheilt. Alle
                              Abtheilungen wurden, nachdem sie mit 35 Kubikmeter Dünger per Hektare, was einer
                              halben Düngung entspricht, gedüngt worden waren, mit russischem Getreide angesäet.
                              Es wurde mit jeder Abtheilung wie folgt verfahren.
                           Am 10. März 1846 wurde auf den Parzellen 1, 3, 5, 7 und 9 der ersten Abtheilung
                              natürliches Steinsalz zu 1, 2, 3, 4 und 5 Kilogr. ausgestreut; die dazwischen
                              liegenden Parzellen 2, 4, 6, 8 und 10 erhielten nichts.
                           Am 27. April 1846 wurde auf den Parzellen 1, 3, 5, 7 und 9 der zweiten Abtheilung
                              ebenfalls Salz in derselben Quantität von Hand ausgestreut.
                           Die dritte Abtheilung hatte nur 8 Parzellen, jede zu einem Are. Die Parzellen 1 und 8
                              erhielten nichts. Auf den Parzellen 3, 4, 5, 6 und 7 wurden am 27. April 100 Liter
                              Wasser, welches 1–5 Kilogr. Salz enthielt, ausgebreitet. Auf der 2ten
                              Parzelle wurden am 8. Mai 100 Liter Wasser verbreitet, das mit 14 Liter ammoniakalischen Wassers aus
                              Gasanstalten von 4° am Aräometer versetzt und mit 3 Decilitern Schwefelsäure
                              gesättigt worden war.
                           Beinahe zwei Monate lang wurde kein Unterschied im Wachsthum aller Parzellen
                              beobachtet. Von da an aber gewannen die Abtheilungen, welche Salz erhalten hatten,
                              ein schöneres Aussehen und, nachdem das Getreide seine mittlere Höhe erreicht hatte,
                              war alles gesalzene von kräftigerm Wachsthum, die Blätter dunkler, größer, die
                              Aehren voller. Die Parzellen 5 und 7 der ersten Abtheilung, welche 3–4
                              Kilogr. Salz erhalten hatten, waren von allen die schönsten. Beim Herannahen der
                              Reife legten sich die gesalzenen Parzellen um. Noch besser wären die Resultate
                              wahrscheinlich ausgefallen, wenn kein (Stall-) Dünger angewandt worden wäre,
                              und wenn das Getreide sich nicht umgelegt hätte, wären mehr Körner erhalten
                              worden.
                           Auf der 2. und 3. Abtheilung war der Unterschied zwischen den Parzellen weniger
                              auffallend als bei der ersten. Das Getreide, außer dem welches ammoniakalisches
                              Wasser erhalten hatte, hatte sich nicht umgelegt. Die letzten Tage des Julius wurde
                              zur Ernte geschritten. Für das Getreide und die Umstände unter welchen wir unsere
                              Versuche anstellten, ergaben sich folgende Resultate:
                           1) Das Salz, im Verhältniß von 2–3 Kilogr. per Are, oder 200–500
                              Kilogr. per Hektare angewandt, erhöhte den Ertrag der Ernte.
                           2) Das erfolgreichste Quantum des in festem Zustande verbreiteten Salzes war 4
                              Kilogr. per Are, oder 400 Kilogr. per Hektare.
                           3) Das zur Erzeugung von Stroh günstigste Mengenverhältniß ist 4–5 Kil. per
                              Are oder 400–500 Kil. per Hektare.
                           4) Das zur Körnererzeugung günstigste Mengenverhältniß ist 3–4 Kil. per Are
                              oder 300–400 Kil. per Hektare.
                           5) Der Einfluß des Salzes ergab sich hinsichtlich des Strohs und der Körner als
                              ziemlich gleich; wenn aber das Verhältniß von 4 Kil. Salz per Are überschritten
                              wird, entwickelt sich das Stroh verhältnißmäßig besser als die Körner und veranlaßt
                              auf einem Grund, welcher in dem angegebenen Verhältnisse schon gedüngt war, das
                              Umlegen des Getreides.
                           6) Bei dem gegenwärtigen Preise des Salzes in Frankreich (40 Frank per 100 Kil.)
                              ergibt sich in der Regel ein Verlust, wenn man von dem höheren Ertrag der
                              Getreidefelder in Folge der Salzdüngung den Mehrbetrag der Auslagen für Salz in Abzug bringt, und
                              jedenfalls ist der Nutzen dieses Düngmittels so unbedeutend, daß er zur Anwendung
                              des Salzes nicht verlocken kann. Der Verlust beträgt zwischen 13 und 150 Fr. per
                              Hektare, trotz des höhern Ertrags.
                           7) Den Preis des Salzes zu 20 Fr. per 100 Kil. angenommen, ergibt sich bei der
                              Verwendung von 300–400 Kil. per Hektare bei dem im Winter ausgestreuten Salz
                              ein Nutzen von 61–78 Fr., bei dem im Frühjahr verbreiteten Salz von
                              5–30 Fr.
                           8) In Auflösung zum Begießen im Frühjahr angewandt, hatte das Salz ebenfalls einen
                              größeren Ertrag der Ernte, an Stroh sowohl als an Korn, zur Folge, und zwar war das
                              ergiebigste Quantum 5 Kil. per Are oder 500 Kil. per Hektare.
                           Das Erdreich bei diesem Versuch war minder reich, als dasjenige der beiden ersten
                              Abtheilungen, weßhalb sich auch das Getreide nicht umlegte; dieß erklärt auch, warum
                              bei dieser dritten Abtheilung das größte Quantum Salz das beste Resultat
                              lieferte.
                           Da das Salz 40 Fr. per 100 Kil. kostet, so gewinnt man, wenn man es nur im Verhältniß
                              von 200–300 Kil. per Hektare anwendet, 10–60 Fr.; ein größeres Quantum
                              brächte Verlust.
                           Salz zu 20 Fr. per 100 Kil. würde in jedem Mengenverhältniß Nutzen gewähren, und zwar
                              bei 200–300 Kil. 75–100 Fr. per Hektare; bei 400–500 Kil. nur
                              35–40 Fr.
                           9) Mit Schwefelsäure gesättigtes ammoniakalisches Wasser im Verhältniß von 1400 Liter
                              per Hektare, welche 21 Fr. 60 Cent. kosten, lieferte jenen des Salzes im Verhältniß
                              von 400 Kil. beinahe gleichkommende Resultate; bei diesem Preise wäre aber Verlust
                              damit verbunden.
                           Wir behalten uns vor diese Versuche fortzusetzen.