| Titel: | Das Plauer Dampfschiff, jetzt genannt der Alban, oder geschichtliche Darstellung seines Baues und Beschreibung der eigenthümlichen Construction desselben und seiner Räder; von Dr. Ernst Alban. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XV., S. 82 | 
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                        XV.
                        Das Plauer Dampfschiff, jetzt genannt der Alban,
                           								oder geschichtliche Darstellung seines Baues und Beschreibung der eigenthümlichen
                           								Construction desselben und seiner Räder; von Dr. Ernst Alban.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I und II.
                        (Fortsetzung von S. 32 des vorigen
                           								Hefts.)
                        Alban, Beschreibung der Construction des Plauer
                           								Dampfschiffs.
                        
                     
                        
                           Nun endlich zu den Rädern. Man sollte diese Vorrichtung
                              									eigentlich keine Räder nennen; denn sie hat nicht die mindeste Aehnlichkeit damit.
                              									Paßlicher wäre vielleicht der Name: kreisende Ruder,
                              									indessen der Name thut nichts zur Sache, daher mögen sie immerhin Räder genannt
                              									werden.
                           Es war schon im Jahre 1823 und 1824, als ich auf die Idee dieser Ruder oder Räder
                              									kam. Der große Kraftverlust, den die gewöhnlichen Räder beim Eintreten ins Wasser
                              									und bei ihrem Austreten aus demselben erleiden, wurde eben so allgemein anerkannt,
                              									als die Ueberzeugung sich geltend machte, daß ihre Construction und Wirkung als die
                              									einzige Ursache der unangenehmen zitternden, und dem Bau der Schiffe so schädlichen
                              									Bewegung ihres Körpers angesehen werden müsse. Der Winkel, unter dem die Schaufeln
                              									ins Wasser treten, ist ein sehr ungünstiger, eben so der beim Austreten derselben.
                              									Denkt man sich die bei diesem Ein- und Austauchen hervorgebrachte Kraft
                              									derselben in eine Linie verkörpert, so geht diese vom Mittelpunkte der Schaufeln,
                              									und zwar im rechten Winkel aus, und weicht als solche bedeutend von derjenigen
                              									Richtung ab, in welcher das Schiff bewegt werden soll. Nur dann erst, wenn die
                              									Schaufeln bei ihrer tiefsten Tauchung senkrecht stehen, trifft diese Linie mit der
                              									Richtung der Schiffsbewegung zusammen. Beim Ausheben der Schaufel bringt dieser
                              									Uebelstand aber noch einen Nachtheil, der fast noch größer als der eben genannte
                              									ist. Die Schaufeln 
                              									nehmen nämlich eine gewisse Menge Wasser mit sich in die Höhe, und erschöpfen theils
                              									durch Bewegung dieses bedeutenden Gewichtes einen großen Theil Kraft, theils aber
                              									erregen sie auch einen heftigen Wasserschwall hinter den Rädern, und verursachen so
                              									ein unangenehmes Getöse, welches, in Verbindung mit der zitternden Bewegung des
                              									Schiffs, die ihr Eintreten und Austreten in so unvortheilhaften Richtungen zur Folge
                              									hat, den Passagieren oft sehr lästig fällt. Da nämlich beim Eintreten ins Wasser
                              									jede Schaufel das Schiff zu heben strebt, sucht jede aushebende Schaufel dasselbe
                              									wieder niederzudrücken, und aus diesem Zwiespalt der Bewegung und ihrer Richtung und
                              									der Richtung der wirkenden Kraft muß ein ungünstiges Resultat für den sanften und
                              									ruhigen Gang des Schiffes hervorgehen.
                           Man fühlte lange schon diesen Kraft und Schiff zerstörenden Nachtheil und fühlt ihn
                              									noch täglich, aber ohne im Ganzen viel an kräftige Maßregeln dagegen zu denken. In
                              									neuerer Zeit hat man zwar durch mancherlei Schaufelconstructionen der Sache eine
                              									bessere Wendung zu geben gesucht, auch viel Versuche mit schwingenden Schaufeln
                              									gemacht, die mehr senkrecht ins Wasser eintauchen und aus demselben austreten, und
                              									zu ihrer senkrechten Haltung viele Mechanismen vorgeschlagen und patentiren
                              										lassenMan findet solche Räder in vielen deutschen und ausländischen Zeitschriften
                                    											in Menge aufgeführt und abgebildet, unter andern folgende:W. Thorold's Räder. Repertory of arts, Manufact. and Agriculture,
                                    											Aug. 1823, pag. 140; polytechn. Journal Bd. XII S.
                                       												30.Ein verbessertes Ruderrad
                                       												imMechanics' Magazine, No. 164, pag. 376; polytechn. Journal Bd. XXII S.
                                       												366.W. Parr's Räder Repertory of Patent-Inventions, Jan.
                                    											1827, pag. 1; polytechn. Journal Bd. XXIII S.
                                       												393.Desselben Räder. London Journal of arts, Octbr. 1847, pag. 70; polytechn. Journal Bd. XXVII S.
                                       												120.J. Oldham's Räder. London Journal of arts, Septbr. 1827, pag. 1; polytechn. Journal Bd. XXVII S.
                                       												341.Steven's verbesserte Räder.
                                    												Repertory of Patent-Inventions,
                                    											August 1828, pag. 72. London Journal of arts, Jul. 1828, pag. 223. Mechanics' Magazine, 19. Jul.
                                    											1828, Nr. 258. Register of arts, No. 38, pag. 209; polytechn. Journal Bd. XXIX S.
                                       												405.W. Busk, Vorrichtung zum
                                    											Treiben der Schiffe. London Journal of arts,
                                    											Oct. 1828, pag 21; polytechn. Journal Bd. XXXI S.
                                       												171.P. Steenstrup's Räder. Register of arts, No. 40, pag. 242; polytechn. Journ. Bd.
                                       													XXXI S. 172.Christie's Räder. Register of arts and Journal of
                                       												Patent-Inventions, No. 62, pag.
                                    											209; polytechn. Journal Bd. XXXI S. 345.W. Stead's Räder. Repertory of Patent-Inventions, Oct.
                                    											1829, pag. 584; polytechn. Journal Bd. XXXVII S.
                                       												257.W. Poole's Räder. London Journal, Oct. 1829, pag. 33; polytechn. Journal Bd. XXXV S.
                                       												89.King William's Räder. Register of arts, P. XXIX, pag. 140; polytechn.
                                    											Journal Bd. XXXV S. 348.W. Rickett's Räder. Mechan. Magazine, No. 346, 27. März, pag. 57; polytechn. Journal Bd. XXXVI S.
                                       												257.C. Harsleben's Räder. London Journal, No. 25, pag. 31; polytechn. Journal Bd.
                                       													XXXIX S. 291.J. Murdock's Räder. Register of arts, August 1831, pag. 155; polytechn. Journal Bd. XLII S.
                                       												170.T. Rontree's Räder. Mechan. Magazine, No. 431, pag. 82; polyt. Journal Bd. XLIII S.
                                       												416.C. Anderson's Räder. Register of arts, Mai 1832, pag. 102; polyt. Journal Bd. XLVI S.
                                       												252.E. Galloway's Räder. Repertory of Patent-Inventions, Jul.
                                    											1832, pag. 7; polytechn. Journal Bd. XLVI S.
                                       												255.J. Hardwick's Räder. Repertory of Patent-Inventions, Jun.
                                    											1834, pag. 341; polytechn. Journal Bd. LIII S.
                                       												12.T. Sunderland's Räder. London Journal, Jul. 1834, pag. 289; polytechn. Journal Bd. LIV S.
                                       												83.G. Carter's Ruderräder. Repert. of Patent-Inventions, Jan. 1835,
                                    												pag. 3; polytechn. Journal Bd. LV S.
                                       												242.A. Symington's Räder. Mechan. Magazine, No. 601, pag. 338; polytechn. Journal Bd. LVII S.
                                       												261.Jos. Field's Räder. London Journal, Dec. 1835, pag. 240; polytechn. Journ. Bd. LX S.
                                       												269.E. Galloway's Räder. Repertory of Patent-Invent., Mai 1836,
                                    												pag. 290; polytechn. Journal Bd. LXI S.
                                       												429.H. Hickworth's Räder. Mechan. Magazine, No. 679, pag. 322; polytechn. Journal Bd. LXII S.
                                       												270.S. Hall's Räder. Repert. of Patent-Inventions, Mai 1837,
                                    												pag. 227; polyt. Journal Bd. LXIV S.
                                       												403.J. Spurgin's
                                    											Rudervorrichtung. Repert. of
                                       												Patent-Invent., April 1838, pag.
                                    											203; polytechn. Journal Bd. LXVIII S. 249.J. P. Holebroock's Räder.
                                    												London Journal of arts, Novbr. 1838, pag. 61; polytechn. Journal Bd. LXXI S.
                                       												114.W. J. Gifford's Räder. Repert. of Patent-Inventions, Jan. 1839,
                                    												pag. 33; polytechn. Journal Bd. LXXII S.
                                       												181.H. Vint's Räder. London Journal, Mai 1839, pag. 123; polytechn. Journal Bd.
                                       													LXXIII S. 96.Hall's Ruderräder. Mechanics' Magazine, No. 813, pag. 402; polyt. Journal Bd. XXXVII S.
                                       												246.Grandjean's Räder,
                                    											polytechn. Journal Bd. LXXIV S. 40.W. H. Heginbotham's
                                    											Rudervorrichtung. London Journal, Oct. 1839, pag 79; polytechn. Journal Bd. LXXVI S.
                                       												98.R. Essex's Räder. London Journal, März 1839, pag. 422; polytechn. Journal Bd. LXXVI S.
                                       												174.S. Hall's Räder. Repert. of Patent-Inventions, Mai 1840,
                                    												pag. 259; polyt. Journal Bd. LXXVII S.
                                       												85.D. Napier's Räder und
                                    											Treibapparat. Repert. of
                                       												Patent-Inventions, Jun. 1842, pag. 355; polytechn. Journal Bd.
                                       													LXXXV S. 172.R. D. Chatterton's Räder.
                                    												Repert. of Patent-Inventions, März
                                    											1844, pag. 140; polytechn. Journal Bd. XCII S.
                                       												161.J. Carter's Schaufelräder.
                                    												Repert. of Patent-Inventions, Jan.
                                    											1847, pag. 1; polytechn. Journal Bd. CIV S.
                                       												165.Morgan's Räder. Thom. Tredgold the steam engine, its invention and
                                       												progressive inprovement etc. plat. XXIV, Fig. 1 and
                                       													2, plat. LXXII and LXXII, a.Seaward's Räder. T. Tredgold the steam engine etc. plat. XXIV Fig.
                                          													3 and 4., man scheint dadurch aber wenig weiter gekommen zu  seyn. Im Allgemeinen
                              									wird der bessere Effect dieser Räder noch immer sehr in Zweifel gezogen, und man
                              									möchte fast glauben, daß sie mehr gebaut würden, um den lästigen Wasserschwall
                              									hinter den Rädern und das Zittern der Schiffe zu heben, als um einen größern
                              									Nutzeffect zu erzielen.
                           
                           Als ich zuerst von diesen Rädern hörte, leuchteten mir sogleich ihre großen Vortheile
                              									ein, aber ich glaubte auch bald den Grund zu erkennen, warum sie bei ihrer
                              									bisherigen Einrichtung noch keinen bessern Effect geben und geben können. Dieser ist
                              									nach meiner Ueberzeugung allein in dem Umstande ausgesprochen, daß man die Anzahl
                              									der Schaufeln in einem Rade über die von zwei hinaus gehen läßt, und dadurch
                              									Retardationen von Seiten einzelner Schaufeln, vorzüglich der eben ein- und
                              									austauchenden bewirkt, die jenem Kraftverluste vollkommen die Waage halten, den die
                              									gewöhnlichen Räder aus den oben angegebenen Ursachen erleiden. Ich muß mich hier
                              									deutlicher erklären.
                           Wenn die Richtung der Kraft bei den gewöhnlichen Rädern senkrecht auf die Schaufel
                              									steht, so muß dieß auch bei den schwingenden Schaufeln der Fall seyn, und weil hier
                              									diese Richtung immer genau mit der der Bewegung des Schiffes zusammenfällt, so
                              									erklärt sich die bessere Wirkung solcher Schaufeln. Die Schaufeln gehen schneidend
                              									ins Wasser, dringen daher leicht in dasselbe ein, und drücken kein Wasser nach
                              									unten, suchen das Schiff also auch nicht zu heben. Beim Ausheben treten sie eben so
                              									scharf und leicht aus dem Wasser, werfen daher kein Wasser auf, und drücken also das
                              									Schiff auch nicht nieder, daher ist ihre Wirkung bedeutend sanfter und ruhiger, und
                              									es entsteht hinter ihnen fast gar kein Wasserschwall.
                           Steht nun aber die Richtung der Kraft auf die Schaufeln senkrecht, und die Peripherie
                              									des Rades, d. h. diejenige, welche die Achsen der schwingenden Schaufeln enthält,
                              									legt in gleichen Zeiten gleiche Räume zurück, wie es bei einem solchen Rade der Fall
                              									ist, taucht man ferner diese Räder in derjenigen Tiefe ein, die Figur 7, Tab. I, darstellt (und sie ist die gewöhnliche Tiefe
                              									bei den bisher angewandten Rädern mit schwingenden Schaufeln, weil man die Schaufeln
                              									bei ihnen immer gerne etwas weniger lang aber breiter baut), so werden die Schaufeln
                              									in der Richtung ihrer Kraft sehr ungleiche Räume durchlaufen. Die Ungleichheit
                              									dieser Räume kann man nicht besser gegen einander vergleichen, als wenn man die
                              									Schaufeln alle nach oben verlängert, bis sie den Querdurchmesser  des Rades durchschneiden, und
                              									so viel Zeitabschnitte auf die Umdrehung des Rades als Schaufeln und alle, wie schon
                              									bemerkt, gleich annimmt. Man vergleiche hier Fig. 7, Tab. I, wo ein Rad mit 14 Schaufeln abgebildet ist,
                              									und eben so viel Zeitabschnitte angenommen sind. Man hat dann für den ersten
                              									Zeitabschnitt i k vom beginnenden Eintauchen der
                              									Schaufel an gerechnet, die Linie a b, für den zweiten
                              										b c, für den dritten c
                                 									d, für den vierten d e etc. Bei Abschätzung der
                              									verschiedenen Länge dieser Linien wird es sogleich klar, daß die Schaufel in der
                              									Richtung der Kraft nur a b zurückgelegt hat, während die
                              									Peripherie des Rades von a nach i fortschritt; von b nur nach c gelangte, während jene Peripherie nach i nach k ging; nur von c nach d sich fortbewegte,
                              									während letztere den Weg von k nach l zurücklegte etc. Nun findet sich ferner, daß, da vom
                              									ersten Eintauchen der Schaufel i an die Wirkung dieser
                              									beginnt, und sie bis k hin fast schon ganz eingetaucht
                              									ist, folglich allmählich schon ihre ganze Fläche dem Wasser entgegenstellt, ihre
                              									Geschwindigkeit in Absicht auf ihre fortschiebende Kraft nur gleich b c, von k nach l = c d und von l nach m = d e ist, also immer mehr zunimmt, während sie allmählich
                              									wieder bis nach p hin abnimmt. Vergleichen wir nun b c mit d e und d e mit e f, so zeigt sich,
                              									daß die Geschwindigkeit der Schaufel im ersten Zeitraume ihres Eintauchens und bei
                              									ihrem Austauchen nicht viel über halb so groß ist, als bei ihrem Fortschreiten von
                              										d nach e. Da aber die
                              									Geschwindigkeit gewöhnlicher Wasserräder, hier also d e
                              									zu der des Schiffs sich wenigstens wie 3 zu 2 verhält, so ist klar, daß von b nach c und von f nach g die Schaufeln nicht
                              									die Geschwindigkeit des Schiffes haben, folglich retardirend wirken, die Bewegung
                              									des Schiffes in der beabsichtigten Geschwindigkeit also offenbar hindern.
                           Dieser große Uebelstand wird fast noch fühlbarer, wenn mehr Schaufeln im Rade sind,
                              									als die in Fig.
                                 										7 angegebenen, und bleibt selbst dann noch, wenn die Zahl der Schaufeln
                              									auf vier, oder gar auf drei reducirt wird, ja so lange, als noch zwei Schaufeln
                              									zugleich im Wasser sind, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man solche Räder
                              									mit vier und drei Schaufeln in Fig. 8 und 9 gehörig betrachtet, und
                              									in beiden Figuren die Linien a b und b c als die Linien der Kraft mit einander vergleicht.
                              									Dieser Uebelstand wird noch nachtheiliger wirken, wenn die Schaufeln tiefer ins
                              									Wasser tauchen als in der Zeichnung angegeben ist.
                           Es ist also durchaus nöthig, daß wenn schwingende Schaufeln alle Vortheile gewähren
                              									sollen, die man sich von ihnen verspricht, ihre Schaufeln völlig unabhängig von
                              									einander durchs Wasser gehen müssen, und  dieß geschieht allein dann, wenn nur zwei Schaufeln
                              									angewendet werden. Hier ist stets die eine Schaufel schon über Wasser, während die
                              									andere eintaucht.
                           Ich muß hier auch noch eines andern Umstandes erwähnen, welcher der Wirkung der
                              									Schaufelräder mit vielen schwingenden Schaufeln Hindernisse in den Weg legt. Es
                              									findet nämlich zwischen den Schaufeln, während sie in Absicht auf die Linie der
                              									Kraft fortwährend einander näher treten, und sich wieder von einander entfernen,
                              									eine nachtheilige Querströmung des Wassers statt. Man vergleiche hier wieder Fig. 7, Tab. I. Da der Zwischenraum zwischen den Schaufeln i und k bei der Fortbewegung
                              									des Rades nach der durch den Pfeil bezeichneten Richtung sich allmählich bis in die
                              									Mitte zwischen l und m hin
                              									erweitert, und von da bis nach o hin wieder verengert,
                              									so muß das Wasser während dieser Erweiterung und Verengerung der Zwischenräume von
                              									allen Seiten zwischen die Schaufeln und zwar abwechselnd, und mit nicht geringer
                              									Geschwindigkeit und in keinen unbedeutenden Massen ein- und austreten; ein
                              									Umstand, der gewiß manche große Uebelstände herbeiführt, indem er widernatürliche
                              									Strömungen des Wassers im Bereich des Rades bedingt, die gewiß ihr Theil dazu
                              									beitragen, die Wirkung der Schaufeln zu schwächen und erschütternde Stöße auf
                              									dieselben auszuüben.
                           Die Arbeit solcher Räder wird aber, wenn nur zwei Schaufeln angewendet werden, eine
                              									ganz eigenthümliche werden müssen, um den vorgesteckten Zweck zu erreichen. Ihre
                              									peripherische Bewegung kann nicht mehr eine gleichmäßige seyn, d. h. ihre Peripherie
                              									in gleichen Zeiten nicht gleiche Räume durchlaufen, sondern diese wird beim Stemmen
                              									der Schaufeln gegen das Wasser während ihres Durchganges durch dasselbe jeden
                              									Augenblick ihre Geschwindigkeit verändern, wird beim Eintauchen der Schaufeln am
                              									schnellsten seyn, und dann bis zur Hälfte ihres Durchganges durchs Wasser allmählich
                              									an Geschwindigkeit abnehmen, von da aber wieder allmählich zunehmen, bis die
                              									Schaufeln wieder das Wasser verlassen, und dann endlich wieder eben so groß als bei
                              									ihrem Eintritte ins Wasser werden. Diese Veränderlichkeit in der Geschwindigkeit
                              									zeigt sich nur an der Peripherie des Rades, keineswegs in der Linie der Kraft oder
                              									der Wirkung der Schaufeln. Untersucht man diese, so durchlaufen in derselben die
                              									Schaufeln immer in gleichen Zeiten gleiche Räume, und die Veränderungen in der
                              									Geschwindigkeit der Peripherie treten in die Verhältnisse i
                                 										k, k l, l m, so
                              									daß, während die Schaufel in der Linie der Kraft den Weg b
                                 										c zurücklegt, die Peripherie von l nach k geht u. s. w.
                           
                           Die Geschwindigkeit der Schaufeln wird sich hiernach immer genau nach dem
                              									Widerstande, den sie im Wasser finden, accomodiren, und dieser zugleich wieder von
                              									der jedesmaligen Kraft der Maschine bestimmt werden, die, da sie eine einfache ist,
                              									wegen Anwendung einer Kurbel eine veränderliche (in Absicht auf ihre Wirkung auf das
                              									Rad) seyn muß. Ein Glück indessen, daß diese Veränderlichkeit mit der des
                              									Widerstandes an den Schaufeln in so genauem Einklange steht. Geht die Kurbel über
                              									die todten Punkte, ist die Kraft der Maschine also Null, so befinden sich beide
                              									Schaufeln über Wasser. Der letzte Antrieb der Maschine, deren Kraft beim Austritte
                              									der Schaufel aus dem Wasser noch nicht Null ist, verbunden mit der Schwungkraft der
                              									schweren Räder, befördert den schnellen Uebergang der Kurbel über die todten Punkte
                              									und der Räder über die Horizontale; nach dem Uebergange über die todten Punkte wird
                              									aber der neue, gleich nach diesem Uebergange wieder wachsende Antrieb von Seiten der
                              									Maschine den Eintritt der Schaufeln ins Wasser dermaßen fördern, daß diese gleich
                              									wieder mit der nöthigen Geschwindigkeit (der Geschwindigkeit i k) und mehr eintauchen, um einen Druck gegen das Wasser auszuüben.
                              									Dieser Druck wird anfangs ein geringerer seyn als später, weil die Schaufel erst
                              									nach und nach ganz eintaucht, und ihre volle Fläche gegen das Wasser stemmt. In dem
                              									Maaße als so der Widerstand steigt, fast in demselben Verhältnisse nimmt die Kraft
                              									der Maschine zu, und wird bis zur größten Höhe gesteigert, wenn die Schaufeln ihren
                              									tiefsten Stand haben, also von l und m fortrücken. Von nun an haben alle Vorgänge in
                              									umgekehrter Ordnung statt. Mit der allmählichen Abnahme der Kraft der Maschine
                              									steigt die Schaufel wieder aus dem Wasser, ihr Widerstand gegen dasselbe vermindert
                              									sich also in einem günstigen Verhältnisse zur Kraft der Maschine. Tritt endlich die
                              									Schaufel ganz aus dem Wasser heraus, so dient der letzte Antrieb der Maschine wieder
                              									dazu, die Räder mit der Kurbel schnell über die todten Punkte zu bringen, und in
                              									dieser Weise geht das Spiel in einer wunderbar regelmäßigen Weise fort. Last und
                              									Kraft stehen in jedem Augenblicke in einem günstigen Verhältnisse zu einander, und
                              									es ist jede Bedingung zu einem schnellen Uebergang der Kurbel über die todten Punkte
                              									und der Räder über die Horizontale vorhanden.
                           Da ich eine Maschine mit Expansion anwenden wollte, so traf ich die Einrichtung, daß
                              									die Schaufeln schon während des Ueberganges der Maschine über die todten Punkte oder
                              									über die Horizontale der Räder um einen Theil des zu beschreibenden Kreises und zwar
                              									um 15 Grade der Stellung der Dampfmaschinenkurbel im todten Punkte voraus waren.  Diese Einrichtung hatte
                              									den Vortheil, daß der Widerstand der Ruder im Wasser der Expansionsmaschine, deren
                              									Kolben seinen Weg mit ungleicher Kraft zurücklegt, mehr angepaßt wurde. Die größte
                              									Wirkung des Kolben wurde auf solche Weise nämlich mehr zusammengebracht mit dem
                              									tiefsten Stande der Schaufeln im Wasser, also derjenigen Stellung, in welcher sie
                              									den meisten Widerstand findet.
                           Aus diesen genau detaillirten Vorgängen bei dem Betrieb und der Wirkung dieser Räder
                              									lassen sich nun mehrere wichtige Folgerungen ziehen, die bereits sämmtlich durch
                              									eine längere Erfahrung als richtig erwiesen sind.
                           1) Es ist zur Bewegung und Ingangerhaltung dieser Räder nur eine einfache
                              									Dampfmaschine nöthig, ja es darf sogar nur eine einzige angewandt werden, weil durch
                              									eine doppelte der schöne Einklang zwischen Last und Kraft mehr oder weniger
                              									aufgehoben, und alle Verhältnisse in den Bewegungen verrückt würden. Hiedurch wird
                              									der Bau solcher Rudervorrichtungen und ihrer bewegenden Kraft sehr vereinfacht, und
                              									die Triebkraft in ihrer Anwendung von vielen Unannehmlichkeiten befreit, welche die
                              									Anwendung doppelter Maschinen in ihrem Gefolge hat.
                           2) Den Rädern kann eine viel größere Tauchung gegeben werden, und Veränderungen in
                              									der Tiefe der Tauchung (etwa bei größerer Belastung des Schiffes) bringen den
                              									Nachtheil nicht, den sie bei den gewöhnlichen Rädern haben, ja sind eher von
                              									Vortheil. Die Räder des hiesigen Dampfschiffes tauchen fast bis zur Hälfte ihres
                              									Halbmessers ein, wenn das Schiff mittelmäßig belastet ist, und das, ohne den
                              									Nutzeffect der Räder zu vermindern. Selbst bei tieferer Tauchung arbeiten sie noch
                              									vortheilhaft, ja fast noch vortheilhafter, indem man durchaus keine merkliche
                              									Verminderung in der Geschwindigkeit des Schiffes wahrnimmt. Dieser Umstand gibt den
                              									Rädern eine sehr wichtige Bedeutung.
                           3) Die Räder können einen viel kleinern Durchmesser als die gewöhnlichen haben, ohne
                              									an Effect einzubüßen. Sie werden dann nur einen schnellern Gang der Maschine
                              									erfordern — ein Gegenstand, der bei Anwendung von Hochdruckmaschinen nach
                              									Anleitung meines Werkes darüber durch die Erfahrung als völlig ohne Nachtheil
                              									herausgestellt ist. Die Räder unseres Dampfschiffes hier haben, von Schwingungsachse
                              									zu Schwingungsachse der Schaufeln gemessen, nur einen Durchmesser von 7 Fuß 3 Zoll.
                              									Mit größern Rädern hätte dieses Schiff durch die niedrigen Brücken gar nicht fahren
                              									können, ein Schiff mit gewöhnlichen Rädern wäre hier also gar nicht ausführbar
                              									gewesen.
                           4) Man kann die Räder leicht ganz außer Thätigkeit und Einfluß auf das Schiff und
                              									seinen Gang bringen, wenn man sie horizontal stehen  läßt. Dieser Vortheil ist bei
                              									Untiefen und in Canälen oft sehr wichtig, wenn man zu nahe an die Böschung heran
                              									muß, oder die Landungsplätze seicht sind. Er tritt aber dann noch vorzüglich in die
                              									Augen und ist vorzugsweise von günstigem Einflusse, wenn ein Schiff zugleich
                              									Segelschiff ist, und man bei gutem und günstigem Winde Brennmaterial ersparen, und
                              									ohne Dampf, allein mit Segeln, fahren will.
                           5) Die Räder bieten dem Wasser und dem Grunde seichter Canäle nur immer scharfe
                              									Flächen dar, diese schneiden leicht in den Grund ein, ohne für das Schiff und sich
                              									selbst Gefahr herbeizuführen, und den Grund so sehr aufzuwühlen, als es bei andern
                              									Rädern der Fall ist. Bei unsern hiesigen Canälen wird das Fahrwasser an den
                              									Böschungen, Stockwerken, Bollwerken und Landungsplätzen oft so seicht, daß die dem
                              									Lande zugekehrten Räder bei niedrigem Wasserstande keine 18 Zoll Wasser haben. Die
                              									Räder dringen dann leicht in den Grund ein, und nur einigemal ist das Blech der
                              									Schaufeln verbogen worden, als sie auf Grundsteine stießen. Nie haben die Räder
                              									selbst aber Schaden dabei genommen. Im Herbste des vorletzten Jahres war das Wasser
                              									nach dem ungewöhnlich trockenen Sommer in den Canälen an manchen Stellen oft so
                              									seicht, daß die Räder nahe an den Ufern fortwährend in den Grund eingriffen, und die
                              									Schaufeln durch die vielerfahrne Reibung dabei ordentlich polirt wurden. Fürchtete
                              									der Steuermann unter solchen Umständen Nachtheil für die Räder, so wurden sie
                              									horizontal gestellt, und das Schiff über die Stellen, die zum Glücke immer nur kurz
                              									waren, weggeschoben.
                           6) Die Räder können viel stärker als die gewöhnlichen gebaut werden, weil sie so sehr
                              									einfach sind, und man ihnen einen kleinern Durchmesser geben kann. Aus diesen
                              									Gründen haben sie auch weniger Gewicht. Die Räder unseres Schiffes sind
                              									außerordentlich stark. Selbst bei den schwersten Stürmen und dem größten
                              									Wellendrange ist noch nie etwas davon in Unordnung gekommen. Wie vielen
                              									Ausbesserungen sind dann immer gewöhnliche Räder ausgesetzt, und in welche Gefahr
                              									kommt das Schiff, wenn die Räder unbrauchbar werden. Auf meinen Ueberfahrten von
                              									Hamburg nach London und zurück gingen, selbst bei gutem Wetter, immer einige
                              									Schaufeln verloren.
                           7) Die Räder gehen sehr sanft durchs Wasser; man sieht und hört fast gar keinen
                              									Brudel hinter denselben, das Schiff geht ruhig, zittert nicht, und man fühlt nur bei
                              									der Wirkung der einzelnen Schaufeln ein augenblickliches aber sehr sanftes
                              									Vorwärtsschieben, ganz in der Art, wie bei Anwendung gewöhnlicher Ruder auf kleinern
                              									Fahrzeugen. Wie wenig unangenehm, wie unmerklich aber auch dieses sey, beweist der
                              										 Umstand, daß man bei
                              									schnellster Fahrt an jeder Stelle unseres Schiffes, ein Glas mit irgend einem
                              									Getränke gefüllt, hinsetzen kann, und nie einen Tropfen aus demselben überschweppern
                              									sehen wird, selbst wenn man es bis an den obersten Rand vollgeschenkt hat.
                           8) Die Räder sind weniger dem Einflusse einer bewegten See und einem stürmischen und
                              									hohen Wellendrange ausgesetzt als andere Räder. Alle diese den Gang gewöhnlicher
                              									Räder so sehr störenden, oft momentan zum Stillstand bringenden Potenzen treffen
                              									hier nur immer einzelne Schaufeln; und diese accommodiren sich leichter nach
                              									demselben, als eine größere Anzahl derselben hinter einander und in verschiedenen
                              									Stellungen stehend, worauf also auch der Einfluß jener Potenzen in größerer
                              									Ausdehnung und mit verschiedenartigerem Widerstande einwirken muß. So z. B. werden
                              									die hintern Schaufeln durch ihren schiefen Stand nach oben getrieben, während die
                              									vordern nach unten gedrückt werden. Dadurch entsteht eine zerrende Bewegung
                              									derselben, welche die verschiedenen Theile des eingetauchten Rades auseinander zu
                              									reißen und zu trennen strebt. Tauchen diese Räder bei großem Wellendrange auch
                              									momentan bis an die Achse ein, so ist ihre Arbeit deßwegen doch nicht bedeutend
                              									gestört, und gewöhnlich habe ich sie, bei Stürmen und hohem Wellendrange von der
                              									Seite, ihre Bewegung fast ganz regelmäßig fortsetzen sehen, wenn die Wellen zu
                              									Zeiten auch oft so unter die Räderkasten schlugen, daß sie die untere Oeffnung
                              									derselben ganz schlossen, und einen Luftdruck darin erzeugten, der die Luken
                              									derselben mit großer Gewalt aufschlug, und (wie es verschiedenemale vorgekommen ist)
                              									aus ihren Angeln schleuderte und über Bord warf. Selbst bei Stürmen hat das Schiff
                              									nur immer wenig von seiner Geschwindigkeit eingebüßt, und es kam oft kaum eine
                              									Stunde später zurück.
                           Es sind dieß alles Punkte von ungemeiner Wichtigkeit, die jedem Dampfschiffbaumeister
                              									in die Augen springen, und ihn unfehlbar für das Princip dieser Räder oder der
                              									kreisenden Ruder einnehmen dürften, vorzüglich dann, wenn er noch über einen Einwurf
                              									beruhigt wird, der mir oft gegen diese Räder gemacht wurde, und auf welchen auch
                              									freilich großes Gewicht zu legen ist.
                           Man hat mir nämlich oft bei Betrachtung meiner Räder und bei Beobachtung ihrer
                              									ruhigen und doch kräftigen Wirkung, die allenthalben Anerkennung fand, und das
                              									Interesse aller Kunstverständigen sehr in Anspruch nahm, die Frage vorgelegt, ob sie
                              									auch wohl ganz die Triebkraft entwickelten, welche gewöhnliche Räder bei Anwendung
                              									einer gleichen Maschinenkraft äußern. Man stellte eine befriedigende Antwort dadurch
                              									sehr in Zweifel, daß man annahm, meine Räder wirkten nicht gleichmäßig,  nicht anhaltend, nicht stetig
                              									genug, nur in bestimmten Intervallen, und eine solche Triebkraft könne sich nicht so
                              									vortheilhaft zeigen, als die gleichmäßig und stetig fortwirkende. Ich erlaube mir
                              									diese Ansicht durch folgende Gegenbemerkungen zu erschüttern:
                           1) Eine einfache Dampfmaschine wirkt auch nicht gleichmäßig auf gewöhnliche Räder,
                              									selbst wenn wir auch annehmen, daß die Schwungkraft der Räder ihr sehr zu Hülfe
                              									komme. Man hört und sieht dieß gleich, wenn man auf einem Dampfschiffe mit einfacher
                              									Maschine fährt. Diejenigen Schaufeln, die durchs Wasser gehen, wenn die Maschine
                              									über die todten Punkte eilt, schlagen das Wasser weit kraftloser als diejenigen, die
                              									bei günstigerer Stellung der Dampfmaschinenkurbel arbeitend auftreten. Selbst das
                              									Geräusch und der Wasserschwall hinter den Rädern sind dabei sehr verschieden, und
                              									dennoch haben solche Schiffe oft dieselbe Geschwindigkeit anderer, die mit doppelten
                              									Maschinen arbeiten. Die Nordamerikaner, die hinsichtlich des Dampfschiffbaues sich
                              									doch auszeichnen, wenden viele einfache Maschinen an, und verbinden da, wo sie sich
                              									doppelter bedienen, diese in neuerer Zeit selten unter einander. Sie haben für jedes
                              									Rad Eine Maschine, und jede Maschine wirkt für sich ganz selbstständig auf das Rad
                              									ihrer Seite, und dennoch arbeiten die Schiffe vortrefflich, fahren mit
                              									ungewöhnlicher Geschwindigkeit. Selten dürfte es sich hier doch wohl treffen, daß
                              									die Maschinen zufällig gerade so wirken sollten, wie zwei gekuppelte Maschinen. Sehr
                              									häufig werden die Hube derselben gleichzeitig erfolgen müssen, und in diesem Falle
                              									können beide Maschinen durchaus keinen Vorzug vor einer einfachen haben, welche die
                              									doppelte Kraft jeder einzelnen derselben besitzt.
                           2) Die Wasser- und Schwimmvögel, sowie manche Fische rudern auch in
                              									Intervallen. Ihre Weise sich durchs Wasser zu treiben hat mit meinen Rudern viele
                              									Aehnlichkeit, und doch sehen wir, daß sie mit großer Geschwindigkeit vorwärts
                              									kommen, wenn sie einige Kraft anwenden. Die Muskeln zur Bewegung ihrer Schwimmfüße
                              									und Flossen sind verhältnißmäßig lange so stark nicht, als diejenigen, wodurch
                              									Flugvögel ihre Flügel bewegen, ein Beweis, daß der Schöpfer hier keine so große
                              									Kraft nöthig hielt; und haben wir nicht tausend Ursachen, unsern Schöpfer als den
                              									vollkommensten und weisesten Baumeister anzusehen? — Suchen wir ihn nicht in
                              									so viel andern Dingen treu nachzuahmen, und können wir sagen, daß wir dabei
                              									getäuscht wurden?
                           3) Unsere gewöhnlichen Ruderböte geben ferner ein lebendiges Beispiel, wie energisch
                              									eine in längern Intervallen arbeitende Triebkraft schwimmende Körper doch
                              									fortzutreiben vermag. Mit welcher Geschwindigkeit  bewegen oft wenige Ruderer
                              									einen Kahn durchs Wasser, und in welchen langen Intervallen erfolgt hier das
                              									Einschlagen der Ruder. Sind diese ja doch oft doppelt, ja dreifach so lang als bei
                              									meinen Rudern.
                           4) Die Intervalle in den Aeußerungen der Triebkraft sind aber auch so erstaunlich
                              									kurz, daß sie fast gar nicht in Betracht kommen. Die Kurbel eilt mit solcher
                              									Geschwindigkeit über die todten Punkte, daß das Eintauchen der folgenden Schaufel
                              									sogleich wieder nach dem Austauchen der vorher durchs Wasser gegangenen erfolgt, die
                              									Wirkung also fast eine continuirliche ist. Die Geschwindigkeit der Bewegung der
                              									Räder in diesen Zeitmomenten erklärt sich genügend aus dem Umstande, daß die Last
                              									darin zu einem minimo wird, indem die Räder dann völlig
                              									leer gehen. Ich habe hier noch darauf aufmerksam zu machen, welchen günstigen
                              									Einfluß dieses schnelle Uebereilen der todten Punkte auf die Kraft der Maschine üben
                              									muß, insoferne das Ab- und Zuströmen der Dämpfe im Cylinder dadurch auf eine
                              									ungewöhnliche Weise beschleunigt wird, was vorzüglich in Absicht auf die Exhaustion
                              									von bedeutendem Gewichte ist.
                           5) Dürften directe vergleichende Versuche, die ich über die verschiedene Triebkraft
                              									gewöhnlicher und meiner Räder bei gleichem Bewegungsmomente anstellte, hier
                              									vorzüglich den Ausschlag geben.
                           Es war ungefähr im Jahre 1836, als ich in Klein-Wehnendorf, meinem früheren
                              									Wohnorte, zwei Modelle baute, von denen eines ein gewöhnliches Rad mit 12 Schaufeln,
                              									das andere mein Rad darstellte. Das gewöhnliche Rad hatte ungefähr 8 Zoll
                              									Durchmesser, war 3 Zoll breit und seine Schaufeln waren 1 Zoll breit. Die
                              									Verhältnisse der einzelnen Theile desselben hatte ich nach vorliegenden Zeichnungen
                              									bekannter besserer Räder genommen. Dieses Rad war von Weißblech und auf eine sauber
                              									gedrehte eiserne Welle mit möglichst dünnen Zapfen aufgezogen, und lief mit größter
                              									Leichtigkeit in messingenen kleinen Lagern. Mein Rad hatte von Schwingungsachse zu
                              									Schwingungsachse der Schaufeln ungefähr nur 6 Zoll Durchmesser. Die Schaufeln waren
                              									3 Zoll lang und 2 Zoll breit, und seine übrige Einrichtung war ganz so, wie die
                              									Räder des Plauer Dampfschiffes, jedoch schwangen die Schaufeln in ihren Lagern und
                              									die excentrischen Stangen mit ihren Scharnieren mit ziemlicher Friction, so daß ein
                              									wenigstens dreimal so schweres Gewicht dazu gehörte, es leer in Bewegung zu setzen,
                              									als bei dem andern Modelle erforderlich war, auch war es hinsichtlich der Stellung
                              									des excentrischen Zapfens noch von viel unvollkommnerer Einrichtung als die hiesigen
                              									Schiffräder. Dieses Rad war auch auf einer eben so fleißig  gearbeiteten Welle wie das
                              									andere befestigt und drehte sich in gleichen Lagern.
                           Die beiden Räder mit ihren Wellen waren an zwei gleich langen Armen (von 2 Fuß Länge)
                              									einer hohen stehenden Welle aufgezogen, die bis an die Decke des Zimmers reichte,
                              									und unten auf einer Pinne in Messing, oben mit einem abgedrehten Zapfen in einem
                              									messingenen Lager sich drehte. Die Wellen der Räder gingen bis an die größere
                              									stehende Welle des Apparates heran, und hatten kleine Spillen von gleichem
                              									Durchmesser, auf welchen eine feine Schnur aufgewickelt war, die zu dem obern Ende
                              									der großen stehenden Welle hinaufgeleitet wurde, und hier über eine gedrehte
                              									hölzerne Rolle sich schlug, die mit feinen gedrehten Zapfen in messingenen Büchsen
                              									lief. Beide Schnüre wurden hier, nachdem jedes über seine Rolle geleitet war,
                              									vereinigt und durch eine Rolle abwärts gezogen, die wie ein kleiner
                              									Flaschenzugkloben gebaut war, und an welcher eine Waagschale hing, in welche man
                              									Gewichte legen konnte. Beide Räder wurden auf diese Weise durch vollkommen gleiche
                              									Umstände in Bewegung gesetzt. Der kleine Kloben diente dazu, die Zeit der möglichen
                              									Bewegung beider Räder durch dasselbe Gewicht etwas zu verlängern. Die Arme der
                              									stehenden Welle mit den beiden Rädern drehten sich in einer runden Cisterne mit
                              									Wasser, und die Räder waren mit ihren Wellen so daran aufgehangen, daß sie in das
                              									Wasser der Cisterne tauchten, und zwar jedes in der für es nöthigen Tiefe. Die
                              									Schaufeln meines Rades wurden so lange vergrößert, daß beide Räder bei Anwendung
                              									gleicher Gewichte gleiche Umgänge machten, bei beiden das Kraftmoment also völlig
                              									gleich war. Auf diese Weise erhielten die Schaufeln meines Rades die zuletzt
                              									angegebene Größe. Zuerst versuchten wir jedes der Räder einzeln, und bei diesem
                              									Versuche zeigte sich, daß die stehende Welle des Apparates bei der Anwendung meines
                              									Rades, dem man seine Ungelenkigkeit und seine größere Reibung deutlich anmerkte,
                              									schneller umgetrieben wurde als durch das gewöhnliche Rad. Oft wiederholte Versuche
                              									gaben immer dasselbe Resultat. Mein Rad ließ dabei das Wasser der Cisterne
                              									vollkommen in Ruhe, setzte es wenigstens nur in eine geringe schaukelnde Bewegung,
                              									während das gewöhnliche Rad bei jedem Versuche uns so naß spritzte, daß wir
                              									demselben so viel möglich aus dem Wege gehen mußten. Um ein recht vollkommen
                              									entscheidendes Resultat herbeizuführen, schlug ich nun die Schnüre um die Spillen
                              									der Radwellen in solcher Richtung, daß beide Räder, gleichzeitig in Umtrieb gesetzt,
                              									einander entgegen arbeiten mußten, also sich um den Preis stritten, und hier zeigte
                              									es sich zum Erstaunen aller Zuschauer, daß mein Rad dem gewöhnlicheu nicht allein
                              									vollkommen die  Stange
                              									hält, sondern es sogar mit ziemlicher Geschwindigkeit gegen den Strom antrieb.
                           Dieser Versuch war entscheidend, nicht allein wegen des Uebergewichtes meines Rades
                              									hinsichtlich seiner Triebkraft, sondern auch hinsichtlich der nöthigen Dimensionen
                              									seiner Schaufeln. In Folge dieses Experimentes war mein Vertrauen zu einem
                              									glücklichen Gelingen meiner Räder bei ihrer Ausführung im Großen so gestärkt und
                              									befestigt, daß ich die Zeit kaum erwarten konnte, wo mir eine günstige Gelegenheit
                              									würde, sie im großen Maaßstabe zu versuchen. Man hat hier den Schlüssel, weßhalb ich
                              									diesen Schiffbau mit so warmem Interesse angriff und verfolgte, und weßhalb ich ihm
                              									so viele Opfer, sowohl in Beziehung auf mein Ehrgefühl als auf meine Casse brachte,
                              									der unsäglichen Mühseligkeiten und Gefahren, die ich dabei übernahm, nicht einmal zu
                              									gedenken.
                           Aber ich sollte auch in Mitte des Baues noch eine schöne und erhebende Anregung
                              									finden, und meine Ueberzeugung über das Gelingen der Räder noch mehr gekräftigt und
                              									gestärkt werden. Mein Freund Viek aus Sultz schrieb mir
                              									nämlich, daß er, um nach seinem lange gehegten Wunsch, ein Dampfschiff nach meinem
                              									Plane zu bauen, einen vergleichenden Versuch mit meinen Rädern an einem gewöhnlichen
                              									kleinen Kahne gemacht habe, welcher sehr zu Gunsten meiner Räder ausgefallen sey.
                              									Sein Bericht lautete nämlich dahin, daß ein Mann, meine Räder in Umtrieb setzend,
                              									den Kahn mit derselben Geschwindigkeit bewegt habe, als zwei Männer an gewöhnlichen
                              									Rädern es bei gleicher Anstrengung vermocht hätten, und daß dieß Experiment und
                              									seine Resultate ihn um so mehr in Erstaunen gesetzt hätten, als meine Räder, von
                              									einem dortigen Schmied angefertigt, nur sehr schlecht ausgeführt wären und große
                              									Reibung verursacht hätten.
                           Als Hr. Tischbein aus Buchau im vorletzten Herbste bei
                              									einer Durchreise durch Plau die Güte hatte, unser Schiff hier zu besehen und eine
                              									Probefahrt darauf zu machen, zweifelte auch er an der gehörigen Triebkraft meiner
                              									Räder und schlug vor, noch zwei unbewegliche Schaufeln zu nehmen. Das hiesige
                              									Directorium, welches in den Ausspruch großes Vertrauen setzte, forderte mich später
                              									verschiedenemale auf, diesen Plan durchzusetzen; aus oben angegebenen Gründen konnte
                              									ich aber durchaus nicht damit einverstanden seyn, vorzüglich da nur Eine
                              									Dampfmaschine vorhanden war, und ich würde meine Hand nie dazu bieten können,
                              									insoferne meine Ueberzeugung von dem völligen Mißlingen dieser Veränderung so gewiß
                              									ist, als ich mir bewußt bin, beim Bau meiner Räder nach richtigen Principien,
                              									unterstützt durch entscheidende Versuche,  verfahren zu seyn. Dieß hat sich auch später vollkommen
                              									bestätigt, als die Direction nach der Ablieferung des Schiffes an die
                              									Dampfschifffahrtsgesellschaft, im letzten Frühlinge, und zwar bald nach dem Beginnen
                              									der regelmäßigen Fahrten, gegen meinen Willen, eigenmächtig, an jedem Rade noch zwei
                              									unbewegliche, aber nur höchstens 1 Fuß tief tauchende Schaufeln anbringen ließ. Da
                              									das Schiff zu dieser Zeit oft früher als im verflossenen Herbste ankam, so glaubte
                              									das Directorium sich berechtigt, dieses Resultat allein der Wirkung der neuen
                              									Schaufeln beizulegen, während es die Folge eines bessern Zustandes der Maschine und
                              									des Schiffskörpers war, den man möglichst vom Kraute befreit hatte. Die Maschine
                              									wurde nämlich während der Wintermonate genau nachgesehen und restaurirt, und die
                              									Lage der Wasserradwellen, die nach den Rädern zu bedeutend verrückt war, berichtigt.
                              									Zwei Probefahrten, die ich mit dem Schiffe machte, um mir eine reine Ueberzeugung
                              									über den wahren oder eingebildeten Einfluß der neuen Schaufeln zu verschaffen, und
                              									von denen die eine vor dem Ansetzen der neuen Schaufeln stattfand, entschieden
                              									durchaus nicht zu Gunsten dieser. Ich legte die Reise ohne dieselben bei widrigem
                              									stürmischem Wetter und häufigem Schneegestöber und Regen in kürzerer Zeit zurück,
                              									als bei Anwendung der neuen Schaufeln, während doch der Versuch mit letztern bei dem
                              									günstigsten Wetter und unter den vortheilhaftesten Umständen vorgenommen und von
                              									Seiten des Steuermanns und des übrigen Schiffspersonals alles aufgeboten wurde,
                              									dieser wichtigen Verbesserung des Schiffs Anerkennung, und dem Directorium den Sieg
                              									über mich zu verschaffen. Später gegen den Sommer und Herbst hin ist diese meine
                              									Ueberzeugung noch gewisser bei mir geworden, insoferne als das Schiff in dem Grade,
                              									als es wieder mehr mit Kraut bewuchs, der Wasserstand in den Canälen wieder sank und
                              									seine Maschine in ihrer vollkommenen Wirkung wieder etwas nachließ, trotz der neuen
                              									Schaufeln ganz auf seinen alten Zustand zurückkam, ja noch gegen damals an
                              									Geschwindigkeit offenbar verlor. In Beilage II. habe ich
                              									die Resultate meiner Beobachtungen in den zwei Fahrten niedergelegt, die ich
                              									nachzulesen bitte.
                           Was können zwei solche unbewegliche Schaufeln auch für Nutzen schaffen, die in
                              									solchen Momenten durchs Wasser gehen, wo die Dampfmaschine wenig oder gar keine
                              									Wirkung äußert, die im Gegentheile alle Nachtheile feststehender Schaufeln mit
                              									tiefer Tauchung bei kleinem Durchmesser des Rades auf diese Räder übertragen? Die
                              									Schwungkraft der Räder mußte hier alles thun, dazu sind die Räder aber nicht schwer
                              									genug und das Hauptgewicht derselben liegt zu nahe am Centrum derselben; auch
                              									bezweifle ich sehr, daß der große Nachtheil dadurch aufgehoben  werden kann, der aus der
                              									Retardation der schwingenden Schaufeln erwächst, die nun in den ersten Momenten des
                              									Eintritts und in den letzten des Austrittes nicht die nöthige Geschwindigkeit
                              									erlangen können, welche nach den gegebenen Erläuterungen über die eigenthümliche
                              									Wirkung derselben von so großem und wichtigem Einflusse ist. Gewiß kann nicht
                              									geläugnet werden, daß der Uebergang der Räder über die todten. Punkte hier auf eine
                              									sehr schädliche Weise verzögert werden müsse. Und dieser Nachtheil wäre gewiß auch
                              									noch bemerkbarer geworden, als er es nun wirklich ist, wenn die Direction, von der
                              									ein Mitglied hier vorzüglich durchgreifend und anordnend auftrat, nicht den für die
                              									Räder ersprießlichen Fehler begangen hätte, für diese unbeweglichen Schaufeln mit
                              									ihren Armen einen weit kleineren Radius zu nehmen, als an den schwingenden Schaufeln
                              									von mir genommen war. Dieser Radius war beinahe um ⅓ kürzer, die
                              									Geschwindigkeit, womit der mittlere Theil der Schaufeln durchs Wasser ging, war
                              									folglich fast um ⅓ geringer als die der schwingenden Schaufeln. Die festen
                              									Schaufeln konnten also schon aus diesem Grunde gar keine Wirkung in Absicht auf die
                              									Fortbewegung des Schiffes thun. Sie wirkten im Gegentheil offenbar retardirend,
                              									während sie das nothwendige schnelle Eintauchen meiner Schaufeln etwas verhinderten.
                              									Daß dem so sey, bestätigte der Umstand, daß nach Einsetzung und kurzem Gebrauche der
                              									unbeweglichen Schaufeln alle Arme meiner Schaufeln in der Nabe des Rades schnell
                              									hinter einander los wurden. Da nämlich nun die eintauchenden schwingenden Schaufeln
                              									nicht mit der gesetzlichen Geschwindigkeit in das Wasser eindrangen, so erhielten
                              									sie von der Rückseite in dem Augenblicke des Eintauchens einen Stoß, der in
                              									Verbindung mit dem gleich nachher auf die Vorder- oder Treibseite wirkenden
                              									Wasserdruck ein stetes Hin- und Herrütteln der Arme in ihrer Nabe bewirkte,
                              									was die baldige Lösung derselben zur Folge hatte. Diesen doppelten Stoß hört man
                              									auch sehr deutlich, wenn man genau aufmerkt, auch drückt er sich in manchen Theilen
                              									des Schiffes durch ein eigenthümliches Zittern des Schiffskörpers aus, welches sonst
                              									nicht zu bemerken war. Der Erfolg dieser ganzen Verbesserung war also total
                              									illusorisch, zu geschweigen, daß die Räder nun noch um so viel schwerer wurden, und
                              									das Schiff tiefer eindrückten, daß sie mehr Wind fingen, da die festen Schaufeln
                              									wegen ihrer radialen Stellung in allen Stellungen der Luft ihre ganze Fläche
                              									darboten, daß der Wasserschwall hinter den Rädern größer wurde, und daß endlich die
                              									Maschine langsamer ging, und deßhalb das Ausblasen der Dämpfe in den Schornstein in
                              									längern Intervallen geschah, daher nicht so kräftig auf den Zug des Ofens wirkte,
                              									daß aus diesem Grunde 
                              									der Kessel nicht so gut Dampfspannung als früher hielt, und die Zwischenräume
                              									zwischen den Röhren sich verschlammten.
                           Es folge nun endlich die nähere Beschreibung der Räder.
                           Bei denselben kann die Welle nicht gut durchgehen, sondern ihr äußeres Ende muß
                              									völlig frei bleiben, damit die excentrische Bewegung dort ohne Hinderniß stattfinden
                              									kann. Man hat zwar bei andern schwingenden Schaufelrädern andere excentrische
                              									Bewegungen als die meinigen, diese scheinen mir aber alle complicirter und weniger
                              									sicher, auch geben sie viel mehr Reibung, was vorzüglich seine Schattenseiten hat,
                              									da alle solche excentrische Mechanismen der Wirkung des Wassers ausgesetzt sind. Man
                              									vergleiche hier die Räder von Seaward und Morgan in Thomas Tredgold's steam
                                 										engine, its invention and progressive inprovement, an investigation of its
                                 										principles and its application to navigation, manufactures and railway's
                                 										etc., Tab. LXXXI, LXXXII und LXXXIIa, wo man selbige sehr instructiv
                              									abgebildet sieht.
                           Um die Beschreibung meiner Räder gehörig zu verstehen, nehme man Fig. 3 und 4
                              									Tab. II zu Hülfe, von denen Fig. 3 eines der Räder
                              									unseres Schiffes in seiner vordern Ansicht, Fig. 4 dasselbe von hinten
                              									angesehen vorstellt. In beiden Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben gleiche
                              									Gegenstände.
                           a ist hier die Welle. Sie läuft in Lagern um, die, wie
                              									ich oben schon angegeben habe, auf einem Vorsprunge ruhen, der vor der äußern Fläche
                              									des Schiffes beinahe um 1 Fuß vorsteht. Daher rücken die Lager mehr in den
                              									Mittelpunkt der Räder, dahin, wo ihre Naben liegen. Der Zweck dieser Maaßregel wird
                              									jedem Mechaniker einleuchten, ohne daß ich ihn anführe. Die Naben b sind von Gußeisen, und sicher und stark in derjenigen
                              									Form gegossen, wie sie die Figuren bezeichnen. Der rund um dieselben herumgegossene
                              									Ring c dient zur Verstärkung und Stützung der beiden
                              									cylindrischen Fortsätze d und e derselben, welche die Arme f der Räder
                              									aufnehmen. Sie springen nach zwei Seiten, einander gerade gegenüberliegend, vor, und
                              									die Arme sind darin festgegossen in der Weise, wie es bei Locomotivrädern mit den
                              									Speichen derselben geschieht. Die Arme f selbst sind
                              									cylindrisch und von 3¼ Zoll dickem Rundeisen. Damit sie gehörige Haltung in
                              									den Fortsätzen d und e der
                              									Naben erhalten und sich in denselben nicht drehen können, sind diese Fortsätze von
                              									gehöriger Länge, und die Arme sind an dem Theile, mit dem sie in den Naben stecken,
                              									an mehreren Stellen ihrer Oberfläche uneben gemacht und mit Einschnitten versehen.
                              									Jeder Arm trägt ein starkes Querhaupt g von Gußeisen in
                              									der in der Figur bezeichneten Form. Dieses ist mit seinem mittlern, nach unten
                              									cylindrisch verlaufenden Vorsprunge h auf den  Armen durch Nuth und Keil und
                              									überdieß noch durch ein starkes Niet befestigt, welches durch beide Theile getrieben
                              									ist, und auf beiden Seiten des Vorsprungs so weit vorsteht, daß man es im Falle der
                              									Noth lösen und herausschlagen kann. Diese Querhäupter sind nicht allein der Stärke
                              									wegen, sondern auch aus dem Grunde so schwer und massiv gegossen, um den Rädern den
                              									nöthigen Schwung zu geben, und so der Dampfmaschine über die todten Punkte zu
                              									helfen. Da indessen, wie oben gezeigt worden, die Räder durchaus nicht mit gleicher
                              									peripherischer Geschwindigkeit in allen Zeiten ihres Umlaufs arbeiten dürfen, so ist
                              									ersichtlich, daß die ihnen durch das Gewicht der Querhäupter gegebene Schwungkraft
                              									genau ihre Gränze haben müsse. Bei den Rädern unseres Schiffes scheine ich Größe und
                              									Schwere der Querhäupter getroffen zu haben; denn die Bewegung ist genau wie sie seyn
                              									soll. Das Gesammtgewicht der vier Querhäupter meiner Räder beläuft sich auf 480
                              									Pfund, und die Entfernung ihres Schwerpunktes vom Centrum der Welle beträgt
                              									26½ Zoll.
                           Auf der obern Fläche der Querhäupter, so viel möglich nach den Enden derselben hin,
                              									stehen die geschmiedet eisernen starken Stützen i und
                              										k, die oben durchbohrt sind, und in denen sich die
                              									Schwingungsachsen der Schaufeln mit diesen drehen. Sie gehen durch die Querhäupter
                              									und haben unten ein Gewinde, vermittelst dessen sie nach Vorschraubung einer Mutter
                              									fest an die Querhäupter angeschroben und befestigt werden, indem ein Satz an ihnen
                              									sich gegen die Querhäupter stützt, und Nuth und Feder an dem diese durchdringenden
                              									Zapfen ein Drehen desselben verhüten. Die Schwingachsen der Schaufeln sind in der
                              									Mitte flach und haben auf beiden Seiten Drehzapfen, womit sie sich in den Stützen
                              									drehen. Der Durchmesser dieser Drehzapfen beträgt 2 Zoll und ihre Länge 2½
                              									Zoll. Die Schaufeln, aus viertelzölligem Eisenbleche bestehend, sind an den flachen
                              									Theil der Schwingachsen genietet, so daß die Achse in die Mitte derselben fällt; sie
                              									sind 2½ Fuß lang, 20 Zoll breit und füllen den Raum zwischen Querhäuptern und
                              									Stützen sehr genau aus, was, wie die Erfahrung ergeben hat, sie gegen diese Theile
                              									beinahe als Scheren wirken, und das Rad und die Schaufeln sehr leicht und vollkommen
                              									vom Kraute befreien läßt, wenn das Schiff, wie hier auf den Seen im Sommer häufig
                              									vorkommt, durch felbiges steuern muß. Ich muß bekennen, daß ich, bevor ich
                              									Erfahrungen über diese merkwürdige Thatsache gemacht hatte, in Absicht auf meine
                              									Räder und ihre schwingenden Schaufeln sehr bange vor diesem Kraut war, indem ich
                              									fürchtete, daß dasselbe sich um die Schaufeln und die Wellen, Querhäupter und
                              									Stützen wickeln, und die Drehung der Schaufeln  etc. hindern möchte. Zu meiner großen Verwunderung fand
                              									sich aber, daß diese Räder sich sehr leicht und schnell davon befreiten, indem die
                              									Schaufeln es an den Querhäuptern und Stützen abschnitten und es so in kleinere Enden
                              									theilten, die nun leicht von den Rädern abfielen. Früher hatte ich mir immer
                              									Vorwürfe gemacht, die Ränder der Schaufeln so nahe an diesen Theilen vorübergehen zu
                              									lassen, nach dieser interessanten Erfahrung hatte ich aber Ursache, mit dieser
                              									Maßregel sehr zufrieden zu seyn.
                           Die Zapfen der Schwingachsen, und die Löcher der Stützen, worin sie sich drehen, sind
                              									eingesetzt und gehärtet, damit sie sich nicht bald abnutzen; auch habe ich dafür
                              									gesorgt, daß die Reibungsflächen für beide nicht zu klein sind, um diesen Zweck noch
                              									gewisser zu erreichen.
                           Für das gehörige Schmieren der Zapfen habe ich folgende Vorkehrungen getroffen. In
                              									den Löchern der Stützen sind inwendig, und zwar in der Mitte, ringförmige
                              									Vertiefungen angebracht, worin sich Fett halten kann. Diese hängen mit einer innern
                              									Erweiterung um die Schmierlöcher zusammen. Die Schmierlöcher sind groß und mit einem
                              									Gewinde versehen, in welches eine starke Schraube eingeschroben werden kann. Die
                              									Schmiere, von der Consistenz des Schweineschmalzes, wird in diese Schmierlöcher mit
                              									dem Finger so fest eingedrückt, daß sie wo möglich in die innere Erweiterung um das
                              									Schmierloch herum und in die ringförmige Vertiefung der Stütze dringt, und alle
                              									sammt dem Schmierloche ausfüllt. Dann wird die Schraube eingeschroben, die nun die
                              									Schmiere so vollkommen in alle Zwischenräume der Zapfen und der Löcher in den
                              									Stützen einpreßt, daß sie allenthalben nach außen hervorquillt. Eine solche
                              									Einrichtung leistet vortreffliche Dienste.
                           Bei Anfertigung der Räder war es immer meine größte Sorge, ob sie beständig im Wasser
                              									arbeitend, gehörig Fett in ihren Scharnieren und Lagern halten würden. Es leuchtete
                              									mir sogleich ein, daß gewöhnliches Baumöl hier als Schmiere nicht ausreichen, sich
                              									nicht halten würde, sondern vom Wasser bei seinem flüssigen Zustande bald weggespült
                              									werden müßte. Meine Vermuthung, daß eine dickere Schmiere besser ausdauern würde,
                              									fand durch die Erfahrung ihre volle Bestätigung. Ich vermischte anfangs Baumöl mit
                              									Talg und fein geschlämmten Bleierz (Graphit), indem ich die beiden ersten
                              									zusammenschmolz, dann das Bleierz unter gutem Umrühren hinzuthat, wobei ich das
                              									Ganze während des Erkaltens immer in Agitation erhielt, um das zu zeitige
                              									Niedersinken des Bleierzes zu verhindern. Da ich aber nirgends reines Bleierz ohne
                              									sandige Beimischung auftreiben konnte, und das Schlämmen desselben immer viel
                              									Zeitaufwand kostete, so ließ ich dasselbe ganz weg,  und es zeigte sich, daß Baumöl
                              									und Talg allein hinreichende Dienste thun. Die Mischung muß nach dem Erkalten die
                              									Consistenz des Schweineschmalzes haben, und deßhalb kann man auch im Falle der Noth
                              									gutes reines Schweineschmalz statt der genannten Mischung anwenden, ein Mittel,
                              									welches fast allenthalben und zu jeder Zeit zu haben ist. Im heißen Sommer, wo
                              									selbst das Wasser eine höhere Temperatur annimmt, würde vielleicht ein Zusatz von
                              									Talg zum Schweineschmalz, sowie in kalter Jahreszeit eine Beimischung von Baumöl
                              									gute Dienste thun. Ueberhaupt ist es sehr zu rathen in jeder Jahreszeit dahin zu
                              									sorgen, daß die Consistenz der Schmiere immer so ziemlich eine gleiche bleibe.
                           Diese Schmiere der Räder hat bei weitem alle meine Erwartungen, übertroffen. Wie
                              									gesagt, das nöthige Lubrificiren der einzelnen beweglichen Radtheile, der Scharniere
                              									und Lager hatte mir früher beim Bau der Räder immer viele Sorge gemacht, und ich war
                              									sehr bange gewesen, daß ich keine Schmiere finden würde, die unter Wasser gehörig
                              									Stand halte. Daher hatte ich vollkommen Ursache, mich über dieses Resultat zu
                              									freuen; denn wenn ich auch überzeugt seyn konnte, daß selbst bei wegfallender
                              									Möglichkeit, eine anhaltende und regelmäßige Lubrification zu bewirken, eine
                              									Erhitzung der reibenden Flächen wegen steter Kühlung durch das Wasser hinreichend
                              									vermieden würde, und keine so große Abnutzung als unter andern Umständen, wo die
                              									Erhitzung der Lager durch die größere Reibung gerade den Hauptausschlag gibt,
                              									stattfinden, und der Schade nicht so groß als bei Landmaschinen werden könne, zumal
                              									Wasser auch eine Art Schmiere für sehr harte Reibungsflächen darstellt, so war ich
                              									doch immer zweifelhaft, ob nicht gerade dieser Umstand dem Principe meiner Räder
                              									entgegenstehe, und dasselbe in der Praxis als unausführbar darstellen, wenigstens
                              									eine unangenehme Musik, ein öfteres Pfeifen der Scharniere und Lager zur Folge haben
                              									würde. Die genannte Schmiere hält sich mehrere Tage an den Rädern, und scheint vom
                              									Wasser gar nicht angegriffen zu werden; denn oft sah ich sie in einer dünnen Lage in
                              									der Nachbarschaft der Scharniere Tagelang ohne Veränderung abgelagert, in derselben
                              									Dicke und Form ohne alle Veränderung bestehend. Eine Untersuchung der Lager und
                              									Scharniere zeigte sie nach längerm Gebrauche als in bester Schmiere arbeitend, und
                              									nie ist ein Pfeifen oder Knarren an denselben gehört worden. Die Räder haben in
                              									jeder Beziehung bewiesen, daß sie leicht und mit wenig Reibung gingen, und es ist
                              									noch gar keine Abnutzung an ihnen bemerkt worden.
                           Doch nun nach solcher langen, aber doch auch nöthigen, einen sehr  wichtigen Gegenstand
                              									behandelnden Abschweifung, endlich zur weitern Beschreibung der Räder oder
                              									kreisenden Ruder zurück.
                           Einer der Zapfen der Schwingachse der Schaufeln, und zwar der äußern, ragt über die
                              									Stütze bedeutend (2½ Zoll) hervor, und auf denselben ist ein Hebel geschoben,
                              									der einer Kurbel gleicht, indem er an seinem entgegengesetzten äußersten Ende eine
                              									eingeschrobene Warze m, wie jene trägt. Er ist auf den
                              									Zapfen der Schwingachse durch Nuth und Keil wohl befestigt, und steht im rechten
                              									Winkel gegen die Schaufelfläche, und zwar nach hinten. Zwischen seiner Warze und
                              									einem excentrischen, an das äußere feste Stück der Räderkasten angeschrobenen
                              									Zapfen, ist die Verbindungsstange n beweglich
                              									eingeschoben, die das Ende des Hebels immer in einer bestimmten Stellung gegen
                              									diesen excentrischen Zapfen erhält, wenn das Rad sich dreht. Der excentrische Zapfen
                              										o ist ebenfalls der Warze einer Kurbel ähnlich und
                              									die Verbindungsstange auf selbiger, sowie auf die Warze des Hebels l mit einem Loche, demjenigen in den Stützen l und k ähnlich, geschoben,
                              									auch befindet sich an jedem der auf diese Weise entstandenen Scharniere eine gleiche
                              									Schmiervorrichtung wie an der Stütze. Da die Verbindungsstangen beider Hebel l, deren jede Schwingachse der Schaufeln natürlich einen
                              									trägt, beide auf einem und demselben excentrischen Zapfen sich umdrehen, so liegen
                              									ihre Enden beide hinter einander, und daher ist die zuvorderst liegende
                              									Verbindungsstange auf ihrem Hingange zu ihrem Hebel, der mit dem der andern Schaufel
                              									eine vollkommen gleiche Lage hat, etwas gekröpft, wie bei p zu sehen ist. Sämmtliche Scharniere zwischen Hebel, Verbindungsstangen
                              									und excentrischen Zapfen sind von geschmiedetem Eisen, ihre Löcher und Zapfen
                              									eingesetzt, und auf ihrer reibenden Oberfläche glashart gemacht.
                           Anfangs stellte ich den excentrischen Zapfen gegen das Rad so, daß er in einer
                              									horizontalen Linie lag, die durch den Mittelpunkt der Achse der Räder ging, und die
                              									man sich auf demjenigen starken, an den Räderkastenduchten befestigten, einem
                              									gezahnten Träger gleichen, Querstücke gezogen denke. Auf dieser Linie deutete ich
                              									nun den Achsenmittelpunkt der Räder an, nahm die Entfernung vom Mittelpunkt der
                              									Schwingachse bis zum Mittelpunkt der Warze des auf derselben befestigten Hebels, und
                              									trug diese von dem angedeuteten Mittelpunkte der Radachse auf die horizontale Linie,
                              									und zwar in der Richtung nach hinten auf. Der gefundene Punkt war der für den
                              									excentrischen Zapfen. Diese Einrichtung, die als solche eine Schwingung der
                              									Schaufeln rund um ihre Achse herum bewirkte, hatte aber den Nachtheil, daß sie Stöße
                              									im  Rade in den Momenten
                              									verursachte, wo die Kurbel der Dampfmaschine über die todten Punkte ging, und in
                              									welchem Augenblicke die Hebel mit den Verbindungsstangen in eine horizontale Linie,
                              									also in eine Stellung traten, die man füglich die todten Punkte der Räder nennen
                              									könnte, insofern als in denselben der excentrische Zapfen auf die Hebel und durch
                              									sie auf die Schaufeln nicht drehend einwirken kann. Um hier deutlicher zu werden,
                              									betrachte man Fig.
                                 										10, Tab. I, die das Verhalten des Rades und
                              									seiner verschiedenen Theile gegen einander in 8 verschiedenen Umdrehungsmomenten mit
                              									bloß einfachen Linien andeutet. Die ganz ausgezogenen Linien zeigen hier die eben
                              									angeführte Stellung der Theile in den todten Punkten der Räder, die punktirten
                              									Linien stellen hier aber theils den Kreis, den die Schwingachsen der Schaufeln
                              									beschreiben, und der den Punkt r zum Mittelpunkte hat,
                              									theils den punktirten Kreis g
                              									m
                              									i vor, der aus dem Mittelpunkte h des excentrischen Zapfens gezogen ist, theils endlich 6 verschiedene
                              									andere Stellungen der Schaufeln, der Hebel und der Verbindungsstangen vor.
                           Betrachte ich nun zuerst die Stellung dieser Theile in den todten Punkten der Räder
                              									näher, so sind a und b die
                              									Schwingachsen der Schaufeln c, d und e, f, a, g ist der zu der Schaufel
                              										i, d gehörige Hebel; g, h die Verbindungsstange
                              									zwischen dem Hebel a, g und
                              									dem excentrischen Zapfen h; b, i ist der Hebel der Schaufel e, f, und h, i die Verbindungsstange
                              									zwischen h und i. Bei
                              									näherer Beleuchtung dieser verschiedenen, zu jeder Schaufel gehörigen gleichen
                              									Theile und ihrer Stellung wird man sogleich finden, daß beide Verbindungsstangen g, h und h, i hier in einer Linie
                              									liegen, ihr Schub oder Zug auf g und i, also in Absicht auf Drehung der Schaufel unwirksam
                              									sey und sich, da diese Punkte in der Richtung der Schwingachsen a und b liegen, allein auf
                              									einen Druck gegen a und b
                              									beschränken muß. Dieser Stand der Theile trägt mit der der Bläuelstange der
                              									Dampfmaschinen, die in den todten Punkten die Kurbel in der Richtung der großen
                              									Wellenachse gestellt findet, ein durchaus gleiches Gepräge. Die Bläuelstange kann in
                              									diesen Stellungen nicht zur Drehung der Kurbel wirksam seyn, sondern ihr Schub oder
                              									Zug ist allein gegen diese Welle gerichtet, die aber unverrückbar liegt. Da nun die
                              									Hebel und die Verbindungsstangen ein gewisses Gewicht haben, und die Scharniere g, h und i nie mit solchem Fleiße gearbeitet werden können und
                              									dürfen, daß nicht einiger Spielraum für eine geringe Bewegung nach k und l bleibe, so sucht
                              									jenes Gewicht die Theile in die Stellung k und l zu bringen, und bringt sie wirklich dahin, und diese
                              									Bewegung ist mit einem kleinen hörbaren Stoße und einer namhaften Erschütterung in
                              									diesen Theilen verbunden. Dieser  Stoß ist der vorhin von mir erwähnte, und nun, wie ich
                              									hoffe, verständlich erklärt.
                           Doch wir gehen zur weitern Betrachtung der Bewegung des Rades über. Gesetzt, man
                              									drehe das Rad in der Richtung des Pfeiles, so werden die beiden Schaufeln c, d und e, f allmählich in die
                              									nächsten punktirten und mit A und B bezeichneten Stellungen übergehen. Dann ist in der Stellung A, m, n die Schaufel, o ihre Schwingungsachse, o, p der Hebel und h, p die Verbindungsstange;
                              									in der Stellung B, q, r die andere Schaufel, s
                              									ihre Schwingungsachse, s, t
                              									ihr Hebel und h, t die
                              									Verbindungsstange. Man sieht hier die Schaufeln in der senkrechten Stellung
                              									beharren, indem die Verbindungsstangen h, p und h, t die Punkte p und t in gleicher Entfernung von h halten. In der Stellung C und D und E und F erfolgt ein gleiches. Schaufeln, Hebel und
                              									Verbindungsstangen sind hier erkennbar, daher ich sie nicht mit Buchstaben weiter
                              									bezeichnet habe. Ziehen wir einen Kreis um h, wozu die
                              									Verbindungsstange den Halbmesser gibt, so bemerken wir, daß sämmtliche
                              									Einlenkungspunkte der Verbindungsstangen an den Hebeln in dieser Kreislinie liegen.
                              									Diese Einlenkungspunkte rotiren also excentrisch, gegen den Kreis gehalten, den der
                              									Mittelpunkt der Schwingungsachsen beschreibt, und der Kreis, den sie beschreiben,
                              									hat zum Mittelpunkt den excentrischen Zapfen h.
                           Hat man diese Figur richtig verstanden, so wird die andere (Fig. 11) keine weiteren
                              									Schwierigkeiten haben. Sie bezeichnet diejenige Maßregel, die ich nahm, jenen Stoß
                              									zu vermeiden, der beim Uebergange der Räder über die todten Punkte sich zeigte,
                              									sowie die wichtigen Resultate, die daraus hervorgingen. Diese Maßregel bestand in
                              									folgendem: ich legte den excentrischen Zapfen um ein weniges näher ans Centrum des
                              									Schwingungsachsenkreises (Fig. 10, v) heran, um den neunten Theil näher als vorher, d. h.
                              									ich theilte die Entfernung zwischen beiden Mittelpunkten der Kreise in 9 Theile und
                              									legte den excentrischen Zapfen um 1 Theil näher an den Mittelpunkt des
                              									Schwingungsachsenkreises, und um 1/16 dieser Entfernung unter der durch beide Punkte
                              									gezogenen Linie. Diese Maßregel, so unbedeutend sie auch schien, veränderte doch
                              									plötzlich die ganze Scene. Um mich hier besser zu verstehen, vergleiche man Fig. 11, in
                              									der man die Schaufeln, die Hebel und die Verbindungsstangen in ihrer Stellung leicht
                              									erkennt, indem sie allein mit ausgezogenen Strichen, alles übrige punktirt angegeben
                              									ist. Diese Figur stellt das Rad in eben den 8 verschiedenen Stellungen dar, wie in
                              										Fig. 10,
                              									und die nun bewirkte große Veränderung in der Stellung der Schaufeln und der dazu
                              									gehörigen Theile. Bei Betrachtung dieser 8  Stellungen fällt, obgleich alle Bewegungen nach demselben
                              									Princip der Excentricität erfolgen, vorzüglich folgendes auf:
                           1) die untern durchs Wasser gehenden Schaufeln verlieren ein wenig an ihrer
                              									senkrechten Stellung, dafür aber nehmen alle außer Wasser befindlichen Schaufeln
                              									eine günstigere Stellung gegen die Luft an, die sie bei den schnellen Umschwingungen
                              									des Rades verdrängen müssen;
                           2) die Schaufeln machen während der Umdrehung des Rades keine volle Umdrehung, wie in
                              										Fig. 10,
                              									sondern schwingen hin und her, wobei die Verbindungsstangen und Hebel der Schaufeln
                              									nie in Eine Linie kommen, wirkliche todte Punkte also eigentlich gar nicht gegeben
                              									sind. Die an den Schaufeln in der Figur gezeichneten Pfeile drücken die Richtung
                              									ihrer Bewegung in jeder Stellung aus, und stellen deutlich vor Augen, wie die
                              									Schaufeln in der Hälfte der Stellungen vorwärts sich drehen, während sie in der
                              									übrigen Hälfte der Stellungen auf ihren ersten Standpunkt zurückkehren.
                           Die Einlenkungspunkte der Verbindungsstangen liegen auch hier in der Peripherie eines
                              									Kreises, der um den excentrischen Zapfen geschlagen ist, während die Centra der
                              									Schaufelschwingungsachsen einen gleichen um den Mittelpunkt der Radachse
                              									beschreiben. Welche Aehnlichkeit im Principe beider Räder, des in Fig. 10 und des in Fig. 11
                              									bezeichneten, und doch welche verschiedene Resultate hinsichtlich der Bewegungen der
                              									einzelnen Theile derselben, durch eine kleine unbedeutend scheinende Verrückung des
                              									excentrischen Zapfens hervorgebracht!? Welche Aufforderung für den Baumeister
                              									solcher Räder, den excentrischen Zapfen so fest zu stellen, daß auch nicht die
                              									geringste Verrückung desselben stattfinden könne, und für den Maschinenmeister das
                              									Schmieren der Scharniere des Rades und des excentrischen Zapfens immer gewissenhaft
                              									zu besorgen, damit diese sich nicht auslaufen, und eine Unrichtigkeit und
                              									Unsicherheit in ihren Bewegungen entstehe.
                           Um aber die Gewalt, die auf den excentrischen Zapfen wirkt, möglichst zu vermindern
                              									und dadurch seine Stellung mehr zu sichern, dürfte es anzuempfehlen seyn, den Hebeln
                              									für die Schaufeln eine gehörige Länge zu geben. Diese muß wenigstens so groß seyn,
                              									als die Breite der Schaufeln, und ist Raum dazu vorhanden, wird es gerathen seyn,
                              									sie noch mehr zu vergrößern. Auf welche Weise bei längern Hebeln dem excentrischen
                              									Zapfen eine Erleichterung, vorzüglich bei Ein- und Austauchen der Schaufeln
                              									gebracht werde, brauche ich meinen Kunstverwandten wohl nicht besonders zu
                              									erläutern, da sie sich aus den einfachen Gesetzen des Hebels zur Genüge erklärt.
                           
                           Was die übrigen Größenverhältnisse der Räder und ihrer verschiedenen Theile betrifft,
                              									so kann ihr Durchmesser, d. h. die Entfernung von einem Schwingungsmittelpunkte zum
                              									andern, nach meinem Dafürhalten wenigstens um ein Drittel, ja unter Umständen um die
                              									Hälfte kleiner seyn, als der Durchmesser gewöhnlicher Räder, von Mitte der Schaufel
                              									zu Mitte der gegenüberliegenden gemessen. Günstig scheint es mir, meinen Rädern
                              									statt eines größern Durchmessers mehr Umgänge zu geben, weil dann die Schaufeln
                              									öfter wirksam sind, und die Intervallen kürzer werden, auch haben kleinere Räder den
                              									Vortheil eines günstigern Verhältnisses ihres Durchmessers zum Hube der Maschine.
                              									Diese Schaufelräder eignen sich also vorzüglich für Hochdruckmaschinen, deren Kolben
                              									man eine größere Geschwindigkeit und seinen Huben einen schnellern Wechsel geben
                              									kann. Es verschwinden bei solcher Anordnung dann ganz die großen Räderkasten
                              									gewöhnlicher Dampfschiffe, und diese erhalten ein gefälligeres Ansehen.
                           Da die Räder auch bei einem bedeutenden Tiefgange vortheilhaft arbeiten, so sind
                              									größere Wellen für sie nicht so schädlich, als für gewöhnliche Räder, selbst wenn
                              									sie einen bedeutend geringern Durchmesser als diese haben. Unser hiesiges
                              									Dampfschiff hat dieß in hohem Grade bestätigt, indem sehr hohe Wellen, selbst dann,
                              									wenn sie das Schiff in die Flanken treffen, und die Räder bis zur Achse einzutauchen
                              									zwingen, ihrer regelmäßigen Arbeit wenig Eintrag thun.
                           
                              (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
