| Titel: | Einfache Bereitung des Chloroforms; von G. Reich; | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XXIII., S. 125 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIII.
                        Einfache Bereitung des Chloroforms; von G. Reich;
                        Aus dem Gewerbevereins-Blatt der Provinz Preußen,
                              									1848 Nr. 2.
                        Reich, über einfache Bereitung des Chloroforms.
                        
                     
                        
                           Das Chloroform, Formylchlorid, von Soubeiran 1831 als Ether bichlorique, von Liebig
                              									1832 als Chlorkohlenstoff entdeckt, wurde von Dumas 1834
                              									näher untersucht und durch denselben seine Zusammensetzung erkannt. Unter den vielen
                              									Bereitungsweisen empfiehlt Böttger mit Recht die
                              									leichteren, nämlich essigsauren Verbindungen, nach ihm gleiche Theile essigsaures
                              									Natron und käuflichen Chlorkalks, in einer eisernen Retorte der Destillation zu
                              									unterwerfen. Da nun aber der käufliche Chlorkalk sehr häufig mehr oder weniger
                              									freies Chlor enthält und dieses der Ausbeute oft bedeutenden Eintrag thut, ja es
                              									vorkommt, daß man gar kein Chloroform erhält, wenn ein bedeutender Ueberschuß von
                              									Chlor vorhanden ist, oder der Chlorkalk bereits zersetzt war, so habe ich
                              									vorgezogen, statt des käuflichen Chlorkalks, unterchlorigsaures Natron anzuwenden,
                              									dessen Bereitung auch im Vorhergehenden beschrieben worden ist. Gleiche
                              									Gewichtstheile, zwei Pfund essigsaures Natron und zwei Pfund unterchlorigsaures
                              									Natron werden nämlich in einer eisernen, zweckmäßiger porzellanenen Retorte bei
                              									starkem Feuer der Destillation unterworfen, und zwar bei gehöriger Abkühlung so
                              									lange, bis keine Flüssigkeit mehr übergeht. Das gewonnene Destillationsproduct
                              									besteht aus einer geringen Menge, 5 bis 6 Quentchen Chloroform und je nachdem das
                              									essigsaure und unterchlorigsaure Natron mehr oder weniger Feuchtigkeit enthält, 12
                              									bis 14 Unzen Aceton mit Wasser. Ersteres liegt wegen seiner specifischen Schwere
                              									unten auf dem Boden der Vorlage. Beides wird sorgfältig von einander getrennt, und
                              									in dem wässerigen Aceton löst man 4 bis 6 Unzen unterchlorigsaures Natron auf, gießt
                              									diese Auflösung in eine geräumige Glasretorte und destillirt bei vollständiger
                              									Abkühlung so lange als noch Aceton übergeht. Man leitet die Destillation so, daß man
                              									anfangs vorsichtig eine schwache Erwärmung durch  eine Spirituslampe mit
                              									doppeltem Luftzug veranlaßt, welche dann aber auf einmal verstärkt werden muß. Ist
                              									die Destillation gehörig geleitet, so erhält man als Destillationsproduct eine
                              									bedeutende Quantität Chloroform und Aceton. Nachdem das Aceton von dem Chloroform
                              									getrennt ist, nimmt man mit ersterem eine nochmalige Destillation mit
                              									unterchlorigsaurem Natron vor. Gewöhnlich geht bei dieser Destillation neben dem
                              									Chloroform noch unzersetztes Aceton über, welches man, wenn dessen Quantität
                              									unbedeutend ist, von dem Chloroform getrennt, bis zur nächsten Bereitung aufbewahren
                              									kann. Das auf diese Weise erhaltene Chloroform, dessen Quantität 8 bis 10 Unzen
                              									beträgt, wird, um es vollständig rein zu erhalten, entweder über etwas gebrannte
                              									Magnesia oder Kalk rectificirt. Sollten sich andere Chlorverbindungen gebildet, und
                              									diese mit dem Chloroform übergegangen, dasselbe verunreinigt haben, so ist es
                              									zweckmäßig, das Chloroform mit concentrirter Schwefelsäure zu schütteln, um die
                              									fremden Chlorverbindungen dadurch zu zersetzen. Die Schwefelsäure bildet sehr bald
                              									eine untere Schicht und das sich darauf befindende Chloroform wird dann mit einer
                              									gläsernen Pipette abgenommen, und wie schon erwähnt, über etwas gebrannte Magnesia
                              									rectificirt. Nöthig ist noch zu bemerken, daß, wenn man das Chloroform tagelang mit
                              									concentrirter Schwefelsäure in Berührung läßt, es ebenfalls durch dieselbe zersetzt
                              									wird.
                           Auch aus Holzgeist, welchen man mit gleichen Theilen Wasser mischt, erhält man durch
                              									Destillation mit unterchlorigsaurem Natron eine bedeutende Ausbeute von Chloroform.
                              									Deßgleichen durch eine einfache Destillation des käuflichen Aceton mit
                              									unterchlorigsaurem Natron. Hiebei ist die Vorsicht zu beachten, daß das nach dem
                              									starken Erhitzen der Retorte zuerst übergegangene Destillat mit einer gleichen Menge
                              									Wasser gemischt wird, um das in dem Destillate gelöste Chloroform abzuscheiden. Die
                              									von dem Chloroform abgeschiedene acetonhaltige wässerige Flüssigkeit kann ebenfalls
                              									bis zur nächsten Bereitung aufbewahrt bleiben. Aus 4 Unzen reinem Aceton erhält man
                              									bei gehöriger Leitung der Destillation gewöhnlich 5 bis 5½ Unzen Chloroform,
                              									welches über gebrannte Magnesia rectificirt werden muß.