| Titel: | Ueber das Austrocknen des Holzes mittelst überhitzten Wasserdampfs; von Hrn. Violette. | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XL., S. 224 | 
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                        XL.
                        Ueber das Austrocknen des Holzes mittelst
                           								überhitzten Wasserdampfs; von Hrn. Violette.
                        Aus den Comptes rendus, Jul. 1848, Nr.
                              								2.
                        Violette, über das Austrocknen des Holzes mittelst überhitzten
                           								Wasserdampfs.
                        
                     
                        
                           Auf den ersten Blick wird Jedem der Vorschlag sonderbar erscheinen, das Holz mittelst
                              									Wasserdampf austrocknen zu wollen: die Sache erscheint aber natürlicher, wenn man
                              									bedenkt, daß der bei einer Temperatur von einigen Graden über 100° C.
                              									gebildete Wasserdampf noch ohne Wasserzusatz auf eine Temperatur von 200 bis
                              									250° C. erhöht wird, wo er dann nicht mehr gesättigt ist, sondern im
                              									Gegentheil viel Wasser auflösen und folglich dasjenige absorbiren kann, welches das
                              									Holz in Folge seiner erhöhten Temperatur fahren läßt. Bei diesem Verfahren das Holz
                              									auszutrocknen, zeigen sich eigenthümliche Erscheinungen.
                           Ich ließ mir von verschiedenen Holzarten — Eiche, Esche, Ulme, Nußbaum, Tanne
                              									— Stückchen von 1 Centimeter ins Gevierte und 2 Decimeter Länge zurichten,
                              									die ich einem Dampfstrom aussetzte, welcher bei ½ Atmosphäre Spannung erzeugt
                              									war und dessen Temperatur dann auf 125, 150, 175, 200, 225 und 250° C. erhöht
                              									wurde. Die zuvor gewogenen Holzproben wurden zwei Stunden lang einer dieser
                              									Temperaturen ausgesetzt und dann in gut verschließbare Gefäße gebracht; nach dem
                              									Erkalten wog ich sie wieder: der Gewichtsunterschied zeigte ihren Verlust beim
                              									Austrocknen an. Folgendes sind die Hauptergebnisse.
                           Der Verlust des Holzes nimmt constant mit den Temperaturen zu; bei Gleichheit der
                              									Temperatur ist er aber nach der Holzart verschieden: so beträgt er für die Ulme und
                              									Eiche ungefähr ⅓ ihres Gewichts bei der Temperatur von 175° C. und die
                              									Hälfte dieses Gewichts bei 250° C.; für Eschen- und Nußbaumholz
                              									beträgt er 1/5 bei 175° C. und 2/5 bei 250° C.; für die Tanne
                              									respective 1/6 und ⅓.
                           Bis zu 175° C. behält das Holz seine anfängliche Farbe; zwischen 175 und
                              									200° verändert sich dieselbe ein wenig; von da an wird seine Farbe
                              										bräunlichMan vergleiche des Verfassers Abhandlung über das Verkohlen des Holzes
                                    											mittelst überhitzten Wasserdampfs, S. 137 im vorhergehenden Heft des
                                    											polytechn. Journals. und bei 250° ist diejenige des
                              									Eichenholzes schon schwarz.
                           
                           Diese Farbenveränderung zeigt an, daß sich etwas Theer in der Holzmasse bildet,
                              									welcher ein kräftiges Conservirungsmittel für das Holz ist.
                           Sehr merkwürdig ist es, daß durch solches Austrocknen der Widerstand des Holzes gegen
                              									das Abbrechen viel größer wird, obgleich es im Gevierte bedeutend schwindet. Es gibt
                              									eine Temperatur, bei welcher der Widerstand das Maximum erreicht; dieselbe ist
                              									zwischen 150 und 175° C. für das Ulmenholz; zwischen 125 und 150° für
                              									die anderen Holzarten. Die Zunahme des Widerstands (gegen das Umbiegen und
                              									Abbrechen) beträgt ⅔ für die Esche, 5/9 für die Eiche, fast ½ für das
                              									Nußbaumholz, 2/5 für die Tanne und über ⅓ für die Ulme. Die Reihenfolge der
                              									Hölzer in Bezug auf den Widerstand (ihre relative Elasticität und Festigkeit) ändert
                              									sich auch nach der Temperatur.
                           Dieses Verfahren das Holz schnell auszutrocknen, überhebt den Staat und Privaten der
                              									Nothwendigkeit, zu gewissen Zwecken große Holzvorräthe zu halten; es ist sogar
                              									wahrscheinlich, daß das Holz in Folge der Annäherung seiner Fasern durch dieses
                              									außerordentliche Austrocknen für musikalische Instrumente schätzbare Eigenschaften
                              									erlangen muß, die man durch das freiwillige Austrocknen desselben in 30 bis 50
                              									Jahren nicht erzielt.