| Titel: | Beschreibung einer Dampfmaschine von 30 Pferdekräften, mit verbundenen Cylindern, construirt vom Civilingenieur James Sims in Redruth (England). | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XLV., S. 263 | 
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                        XLV.
                        Beschreibung einer Dampfmaschine von 30
                           								Pferdekräften, mit verbundenen Cylindern, construirt vom Civilingenieur James Sims in Redruth
                           								(England).
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jun. 1848,
                              									S. 306.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Sims' Dampfmaschine mit verbundenen Cylindern.
                        
                     
                        
                           Diese Dampfmaschine, welche in der Fabrik des Hrn. F. Arour in Elbeuf arbeitet, ist in Fig. 1 im verticalen
                              									Durchschnitt und Fig. 2 in einer Seitenansicht dargestellt. Sie besteht aus zwei Cylindern
                              									von ungleichem Durchmesser, welche übereinander stehen, nämlich dem Cylinder A, der mit einem Mantel B
                              									versehen ist, um die Temperatur des Dampfes unter dem großen Kolben nicht sinken zu
                              									lassen, und dem Cylinder C, dessen Rauminhalt nur den
                              									vierten Theil des größeren Cylinders beträgt. Die Kolbenstange D ist mit zwei Kolben versehen, von denen der eine E in dem großen, der andere F in dem kleinen Cylinder arbeitet, G
                              									Verbindungsröhre der Maschine mit dem Condensator H. l Luftpumpe, J Speisepumpe,
                              										K Kaltwasserpumpe. a
                              									Ventil, durch welches der Dampf aus dem Kessel über den Kolben F des oberen Cylinders gelangt, b Canal oder Röhre, durch welche der Dampf aus dem oberen Cylinder C, nachdem derselbe durch das Ventil c getreten ist, in den unteren Raum des Cylinders H kommen kann. d Röhre,
                              									welche die Verbindung des Raumes zwischen beiden Kolben und der Saugröhre G, also dem Condensator H
                              									herstellt. e Klappe oder Ventil zum Absperren der
                              									Saugröhre.
                           Der Dampf tritt von dem Kessel aus direct auf den Kolben F, wenn das Ventil a offen ist. Zu gleicher
                              									Zeit ist aber auch der große Cylinder in Verbindung mit dem Condensator H. Hat der kleine Kolben seine tiefste Stellung
                              									erreicht, so wird die Verbindung mit dem Kessel unterbrochen, ebenso wie die des
                              									großen Cylinders mit dem Condensator, und der sich expandirende Dampf gelangt nun
                              									unter den großen Kolben, so daß auf diese Weise nun beide ihre rückgängige Bewegung
                              									machen. Der Raum zwischen beiden Kolben ist beständig mit dem Condensator in
                              									Verbindung, so daß, wenn die Kolben nicht gehörig dampfdicht wären, dieß nur Verlust
                              									an Brennmatial zur Folge hätte, aber den Gang der Maschine nicht stören könnte.
                           Vortheile dieses Systems. Es ist bei demselben nur ein Parallelogramm nöthig, und die Condensation ist
                              									vollständiger, da nicht,  wie gewöhnlich, auf je zwei Cylinder voll Dampf ein Kolbenhub der Luftpumpe
                              									kommt, sondern auf jeden Cylinder voll Dampf ein Hub.
                           Nachtheile. Zu den Nachtheilen dieses Systems muß man die
                              									unregelmäßige Geschwindigkeit rechnen, welche nothwendig aus der verschiedenen
                              									Wirkung des Dampfs beim Abwärtsgehen des Kolbens und bei seinem Emporsteigen
                              									hervorgehen muß, und welche man durch ein größeres Schwungrad wieder ausgleichen
                              									muß. Ferner ist es sehr schwierig, die beiden Cylinder vollkommen concentrisch zu
                              									stellen. Läßt der kleine Kolben Dampf durch, so gelangt derselbe direct zum
                              									Condensator, ohne irgend eine Leistung verrichtet zu haben, während derselbe bei den
                              									zweicylinderigen Maschinen noch durch Expansion arbeitet.
                           Die beschriebene Maschine ist mit zwei Kesseln versehen, welche abwechslungsweise
                              									gebraucht werden. Der erste, ein sogenannter Cornwallis-Kessel, wurde von dem
                              									englischen Mechaniker geliefert, und hat 1,75 Met. Durchmesser, und eine Länge von
                              									9,75 Meter. Die Feuerung befindet sich innerhalb desselben, und zwar in einer Röhre
                              									von einem Meter Durchmesser.
                           Die Zeichnung Fig.
                                 										3 stellt einen Längen-Durchschnitt dieses Kessels nach der Linie
                              										A B
                              									Fig. 4 vor.
                              										Fig. 4 ist
                              									ein horizontaler Durchschnitt desselben und zwar nach der Linie C D
                              									Fig. 3.
                           Fig. 5 Ansicht
                              									des Kessels von vorne.
                           Fig. 6
                              									verticaler Querdurchschnitt nach der Linie E F in Fig. 3, Fig. 7 zweiter
                              									Querschnitt nach der Linie G H.
                           A, A Mauerwerk, in welchem
                              									der Kessel liegt. B innere cylindrische Feuerröhre, in
                              									welcher der Rost C sich befindet, D Aschenfall oder Aschenraum. E Schürthüre,
                              										F Thüre vor dem Aschenraum. G Kessel, in welchem die Feuerröhre liegt. H
                              									Dampfhut.
                           Der zweite Kessel, welcher später angeschafft wurde, hat wegen unzulänglicher
                              									Räumlichkeit Siederöhren. Der erste hat, wenn nur die Hälfte der Feuerröhre
                              									gerechnet wird, eine Heizfläche von 52 Quadratmetern. Bei dem zweiten findet sich,
                              									wenn der halbe Kessel und die ganzen Siederöhren zusammengerechnet werden, eine
                              									Heizfläche von 38 Quadratmetern. Da die Maschine als mit einer Kraft von 30 Pferden
                              									verkauft wurde, so kommt beim ersten Kessel auf die Pferdekraft eine Heizfläche von
                              									1,73 Met., bei dem zweiten dagegen von 1,26 Met.
                           Seitdem diese beiden Kessel in Gebrauch sind, haben alle vergleichenden Versuche,
                              									welche in Bezug auf Brennmaterial-Verbrauch angestellt wurden, ein constantes
                              									Resultat gegeben. Der Verbrauch von Brennmaterial verhielt sich nämlich, unter sonst
                              									gleichen Umständen, immer  wie 8 : 11, so daß also der Kessel mit Siederöhren beinahe die Hälfte mehr
                              									verbraucht, als der Kessel mit inwendiger Feuerung.
                           Seit letzterer in Gebrauch ist, mußten mit demselben häufig Reparaturen vorgenommen
                              									werden, und zwar in Folge eines Ereignisses, welches der Nachlässigkeit des Heizers
                              									zuzuschreiben ist. Derselbe ließ nämlich den Wasserstand im Kessel so sinken, daß
                              									der obere Theil der Heizröhre blos lag und rothwarm wurde. Ihre Erneuerung machte
                              									viele Schwierigkeit, woran wahrscheinlich die Unerfahrenheit der Kesselschmiede
                              									Schuld ist, welche auf eine größere Ausdehnung der inneren Röhre als des
                              									Kesselkörpers hätten rechnen sollen.
                           Der Dampfhub ist bei diesem Kessel nicht an der geeignetsten Stelle, da er sich
                              									gerade über dem Herde befindet, wo das Wasser am stürmischsten aufkocht, wodurch
                              									unvermeidlich mit dem Dampfe auch Wasser fortgerissen wird. Dieser Uebelstand wurde
                              									im vorliegenden Falle jedoch wenig merklich, wegen des großen Durchmessers und der
                              									aufrechten Stellung der Dampfröhre. Diese gußeiserne Röhre hat nämlich einen
                              									Durchmesser von 20 Centimetern.
                           Protokoll über einen Versuch, welcher mit
                                 										dem dynamometrischen Zaum an der oben beschriebenen Maschine gemacht
                                 									wurde.
                           Am 14. Dec. 1845 stellte ich auf Verlangen des Hrn. Arour
                              									folgenden Versuch mit der erwähnten Dampfmaschine an, um die Quantität Steinkohlen
                              									zu ermitteln, welche stündlich für die Pferdekraft consumirt wird. Am 13. Dec., als
                              									am Abend vorher, wurde der zaum an eine liegende Welle angelegt, welche durch zwei
                              									Stirnräder mit der Schwungradachse in Verbindung stand. Das Rad auf der
                              									Schwungradachse hatte 164 Zähne, dasjenige auf der Achse des Zaumes dagegen 69. Der
                              									Hebelarm hatte von der Mitte der Welle aus gemessen, bis zu der Schnur, an welche
                              									die Gewichte gehängt wurden, in horizontaler Richtung eine Länge von 3 Meter.
                              									Nachdem der Zaum so vorgerichtet war, daß er gehörig oscilliren konnte, sich nicht
                              									erwärmte und keine Stöße veranlaßte ließ man ihn einige Zeit lang in Thätigkeit, und
                              									heizte den Kessel, ohne irgend eine Notiz zu nehmen, dabei fort, um abzuwarten, bis
                              									alles sich im normalmäßigen Zustande befände.
                           Ein Zähler war auf der Achse des Zaumes angebracht, um die Anzahl der Umdrehungen
                              									anzugeben, und zum genauen Abwiegen der Kohle waren ebenfalls Vorbereitungen
                              									getroffen. Um 1 Uhr 43.Minuten, als alles in gehörigem Gange war, und gerade frisch
                              									nachgeheizt werden sollte, um den Dampfdruck im Kessel zu erhalten, fing man an  von der abgewogenen
                              									Kohle zu nehmen. Im nämlichen Augenblicke setzte man die Zeiger des Zählers auf
                              									Null, und brachte eine Secundenuhr in Gang, deren Zeiger bisher auf Null erhalten
                              									worden waren.
                           Man beobachtete nun von dieser Zeit an mit Aufmerksamkeit den Gang der genannten
                              									Maschine, und notirte von 15 zu 15 Minuten den Wasserstand und die Dampfspannung im
                              									Kessel, deßgleichen die Anzahl Umdrehungen, welche die Zaumachse vom Anfange des
                              									Versuches an gemacht hatte. Um 4 Uhr 26 Minuten beendigte man unter ganz gleichen
                              									Umständen wie beim Anfange des Versuches, in Bezug auf die Feuerung, Wasserstand und
                              									Dampfspannung im Kessel die Operation, mit deren regelmäßigem Verlaufe man ganz
                              									zufrieden seyn konnte.
                           1) Der mittlere Dampfdruck im Kessel betrug 2,42
                              									Atmosphären.
                           2) Die mittlere Geschwindigkeit der Zaumachse betrug 45,2
                              									Umdrehungen inder Minute.
                           3) Der Verbrauch von guten Steinkohlen war für den ganzen
                              									Versuch 103,50 Kilogr., was stündlich 35,89 Kilogr. ausmacht.
                           4) Das an das Ende des Zaumhebels angehängte Gewicht betrug 100
                              									Kilogr.
                           Aus diesen Daten geht hervor, daß die Maschine eine Kraft von 18,93 Pferden ausübte.
                              									Vergleicht man nun dieses Resultat mit dem Kohlenverbrauch, so ergibt sich, daß
                              									stündlich für die Pferdekraft 1,89 Kilogr. Steinkohlen erforderlich waren.
                           Dieses Resultat ist an und für sich schon sehr merkwürdig, da ich in dem Departement
                              									der untern Seine keine Dampfmaschine traf, deren Brennmaterialverbrauch so
                              									außerordentlich gering gewesen wäre.
                           Die von dem Zaume angegebene Kraft von 18,93 Pferden, war jedoch nicht die ganze
                              									Kraft, welche die Maschine während des Versuchs ausübte; denn da Hr. Arour täglich für seine Fabrik eine ungeheure Menge
                              									Wasser braucht, so mußte statt einer gewöhnlichen Pumpe zum Bedienen des
                              									Condensators und zum Speisen des Kessels, eine Pumpe von 40 Centimeter Durchmesser
                              									und 68 Centim. Hub angehängt werden, welche per Secunde
                              									ungefähr 1,297 Liter Wasser aus einer Tiefe von 13 Meter schöpft, und folglich zu
                              									ihrem Betriebe eine Kraft von wenigstens 3,74 Pferden erheischt. Nimmt man nun mit
                              									den meisten Constructeuren an, daß 12 Liter kaltes Wasser per Pferdekraft zum Condensiren und Speisen des Kessels bei einer guten
                              									Maschine hinreichen, so ergibt sich, daß wenn die Kaltwasser-Pumpe auf die
                              									nöthigen Dimensionen reducirt worden, wäre, sie nur 0,78 Pferdekraft in Anspruch
                              									genommen haben würde, und daß also die an die Maschine des Hrn. Arour angehängte Pumpe 2,96 Pferdekräfte mehr
                              									brauchte.
                           
                           Dieser für die Maschine selbst nicht nöthige Mehrverbrauch von Kraft muß deßhalb noch
                              									zu den vom Zaume angegebenen 18,93 Pferdekräften addirt werden, um die Leistung der
                              									Maschine während des Versuches vollständig zu haben. Die Totalwirkung der Maschine
                              									ist also 21,89 Pferdekräfte zu 75 Kilog. 1 Meter hoch in der Secunde gehoben.
                              									Vergleicht man diese Kraft mit der stündlich verbrannten Kohlenmenge, so findet man,
                              									daß der wirkliche Kohlenverbrauch für die Pferdekraft per Stunde nur 1,63 Kilog. beträgt.
                           Der unterzeichnete Ober-Ingenieur bestätigt, daß er im Departement der untern
                              									Seine noch keine Maschine geprüft habe, welche weniger als 2,50 Kilog. Steinkohlen
                              									stündlich per Pferdekraft verbraucht, und daß folglich
                              									die Hrn. Aroux in Elbeuf gehörende Maschine mit
                              									sogenannten combinirten Cylindern nicht mehr als zwei Drittel des Brennmateriales
                              									erfordert, welches die beste auf Brennmaterial-Verbrauch untersuchte Maschine
                              									im Departement der untern Seine stündlich verzehrt.
                           Rouen, den 23. Januar 1846.
                           
                              Saint-Léger.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
