| Titel: | Ueber Construction magnetischer Uhren und Telegraphen; von Hrn. Glaesener, Professor der Physik an der Universttät in Lüttich. | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XLVIII., S. 277 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber Construction magnetischer Uhren und
                           								Telegraphen; von Hrn. Glaesener, Professor der Physik an der Universttät in
                           								Lüttich.
                        Aus den Comptes rendus, März 1848, Nr.
                              								12.
                        Glaesener, über Construction magnetischer Uhren und
                           								Telegraphen.
                        
                     
                        
                           Elektrische Uhr ohne Batterie. Um einen
                              									magnet-elektrischen Strom von solcher Stärke zu entwickeln, daß eine
                              									elektrische Uhr oder ein Telegraph durch die Bewegung einer nach der mittlern Zeit
                              									regulirten Uhr in Gang gesetzt werde, mußte ich folgende zwei Bedingungen erfüllen:
                              									1) das die Magnetpole berührende Eisen sehr schnell heran- und wieder
                              									hinwegzuführen; und 2) dieses nach jeder Secunde oder nach je fünf Secunden
                              									regelmäßig zu thun.
                           
                           Nun ist aber der Gang des Hemmungsrades einer Uhr zu langsam und überdieß viel zu
                              									schwach, selbst wenn die Gewichter der Uhr verdoppelt oder verdreifacht werden, um
                              									das Berührungseisen von den Polen des anzuwendenden Magnets lostrennen zu können. Um
                              									diese Schwierigkeit zu besiegen, kam ich auf den Gedanken, die chemischen,
                              									physiologischen und physischen Wirkungen, welche man durch Lostrennung des
                              									Berührungseisens von beiden Polen zugleich und nachheriges plötzliches
                              									Zurückfallenlassen desselben hervorbringt, mit jenen zu vergleichen, die man erhält,
                              									wenn man das eine Ende des Berührungseisens an den einen Magnetpol mittelst eines
                              									Scharniers befestigt und am andern Ende eine Metallstange anbringt, die man mittelst
                              									eines, an der horizontalen Achse befestigten und durch eine Kurbel in rotirende
                              									Bewegung gesetzten Excentrics schnell hebt und wieder fallen läßt.
                           Die Wirkungen habe ich nun in beiden Fällen gleich gefunden, wenigstens konnte ich
                              									zwischen den beiden Resultaten keinen merklichen Unterschied finden; und doch war
                              									die Kraft, welche man aufwenden mußte, um das Berührungseisen aufzuheben, wenn es
                              									mit einem Ende an einem der Magnetpole befestigt war, eine viel geringere, als im
                              									andern Fall. Nach diesem Princip construirte ich nun meine Uhr, meine
                              									Uebertragvorrichtung (transmetteur) und meinen
                              									magnet-elektrischen Apparat, welcher in seiner Zusammensetzung und
                              									Construction einfacher und in seinen Wirkungen kräftiger ist als alle
                              									bisherigen.
                           Um das Berührungseisen rasch an die Pole des Magnets zu führen und dann wieder zu
                              									entfernen, befestige ich den Magnet, dessen Pole mit zwei elektrischen Spulen aus
                              									1300 Meter Kupferdraht von 1 Millimeter Dicke umgeben sind, auf ein vor und ein
                              									wenig über der Uhr befindliches Bret, so daß das Berührungseisen, welches bei der
                              									Anziehung des Magnets durch sein Scharnier zurückgehalten wird, sich in verticaler
                              									Stellung befindet. Vor dem Hemmungsrad brachte ich eine horizontale Achse an, die
                              									einen geraden, gegen den Horizont geneigten Hebel trägt, der von einem Führer
                              									gehalten wird; das eine Ende dieses Hebels ging unter die Radzähne, am anderen aber
                              									war ein Hammer befestigt. Jeder Zahn des Rads erhob den Hebel, welcher, gleich
                              									darauf wieder zurückfallend, auf die an der Verlängerung des Berührungseisens
                              									befestigte Stange stark aufschlug und dadurch jenes von einem der Pole (zum Theil
                              									auch. vom andern) lostrennte; einen Augenblick darauf erzeugte sich ein
                              									Elektromagnet, das Berührungseisen fiel vermöge seines Gewichts wieder zurück und
                              									wurde vom Magnet bis zur Berührung angezogen, wodurch ein neuer Magnet erzeugt wurde
                              									und so fort.
                           
                           Auf diese Weise construirte ich eine elektrische Uhr, welche Stunden, Minuten und
                              									Secunden sehr genau anzeigte und wieder eine andere, nur je 5 Secunden angebende.
                              									Solche Uhren können, einmal geregelt, ganze Jahre fortgehen, ohne daß an ihnen etwas
                              									gerichtet zu werden braucht, wenn nur die Hauptuhr richtig geht.
                           Neuer Uebertrager für Telegraphen mit den Buchstaben des
                                 										Alphabets. — Ich bediene mich des Magnets wie bei meiner Uhr, zur
                              									Entwicklung des elektrischen Stroms; ich hebe das Berührungseisen und lasse es
                              									wieder fallen mittelst eines Excentrics mit zwei Zähnen, welches durch eine Kurbel
                              									in Bewegung gesetzt wird. An der Achse des Excentrics ist ein Rad mit zwölf Zähnen
                              									befestigt, welches in ein anderes mit vierundachtzig Zähnen eingreift, das sich zur
                              									Seite auf einer isolirten Achse befindet, an welcher auch ein Zeigerblatt mit den 28
                              									Buchstaben des Alphabets steckt, welche vorüberziehen, wenn die Kurbel successive
                              									vor einem fixen Zeiger vorüber gedreht wird. Wenn ein Buchstabe vorüber ist, kann
                              									die Kurbel sich um etwa 60 Grad drehen, ehe ein anderer Buchstabe vorüberkömmt.
                              									Hierdurch erhält der Gang des Zeigers mehr Sicherheit. Uebrigens geht die Bewegung
                              									so leicht und sanft vor sich und die Buchstaben lassen sich so bequem ablesen, daß
                              									der von mir vorgeschlagene Uebertrager in dieser dreifachen Beziehung der bisherigen
                              									Einrichtung vorzuziehen ist.
                           Gleichzeitiger Uebertrager derselben Depeschen in zwei oder
                                 										mehreren verschiedenen Richtungen. — Man befestigt auf das weiche
                              									Berührungseisen zwei elektrische Spulen wie beim Magnet und erzeugt durch die
                              									Bewegung des Apparats einen Strom in den Spulen des Berührungseisens und einen
                              									anderen in derjenigen des Magnets; jeder dieser Ströme setzt einen Telegraphen in
                              									Gang. Auf diese Weise läßt sich auch von einer Centralstation die Zeit andern
                              									Eisenbahnstationen mittheilen. Man kann drei solche Apparate nebeneinander
                              									aufstellen und mittelst desselben Apparats in einem Augenblick sechs elektrische
                              									Ströme entwickeln. Auch zu Längenbestimmungen ließe sich dieser Apparat benützen. Es
                              									lassen sich durch eine elektrische Spule physische Wirkungen hervorrufen und zu
                              									gleicher Zeit durch eine andere Spule chemische; so auch elektrische Wirkungen mit
                              									schwachen Strömen und andere mit sehr intensiven Strömen.
                           Der Apparat, dessen ich mich zu diesen drei verschiedenen Zwecken bediene, gibt so
                              									starke Zersetzungen, daß ich durch den Clarke'schen
                              									niemals solche erhalten konnte. Man kann mehrere einfache Apparate auf demselben
                              									Brette vereinigen; z. B. die Drähte von 2, 3, 4, 6  elektrischen Spulen auf
                              									verschiedene Weise verbinden und so Wirkungen hervorbringen, welche mit keinem
                              									andern magnet-elektrischen Apparat erzielt werden können.
                           Entbehrlichmachen der Drahtfeder bei elektrischen Uhren und
                                 										Telegraphen. — Wenn man an beide Seiten der als Motor dienenden
                              									Eisenplatte zwei gleiche Elektromagnete anlegt und den elektrischen Strom
                              									abwechselnd bald in den einen, bald in den andern Elektromagnet leitet, so wird
                              									dadurch die Drahtfeder entbehrlich. Dazu muß man aber einen dritten Draht anwenden,
                              									was bei Telegraphen etwas kostspielig wäre; man gewinnt bei dieser Weglassung nicht
                              									nur hinsichtlich der Sicherheit im Gang des Zeigers, sondern auch dadurch, daß der
                              									Strom den Widerstand der Feder nicht mehr zu überwinden hat. Ich erhielt eine Uhr
                              									ohne Feder vier Tage lang im Gang und die Treibplatte blieb mit den Elektromagneten
                              									nie in Berührung.