| Titel: | Apparate um Steinkohlengas von größerer Reinheit und Leuchtkraft als das bisherige zu erzeugen, worauf sich George Holworthy Palmer, Ingenieur in Westbourne Villas, Middlesex, am 17. April 1847 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. LII., S. 285 | 
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                        LII.
                        Apparate um Steinkohlengas von größerer Reinheit
                           								und Leuchtkraft als das bisherige zu erzeugen, worauf sich George Holworthy Palmer, Ingenieur in Westbourne
                           								Villas, Middlesex, am 17. April 1847 ein Patent
                           								ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Jun. 1848 S.
                              								337.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Palmer's Apparate um Steinkohlengas zu reinigen.
                        
                     
                        
                           Das Gas wird in Retorten erzeugt, welche mit sogenannten Regeneratoren in Verbindung
                              									sind. Die Construction der Oefen ist so, daß nicht nur die Retorten auf eine
                              									gleichförmige Temperatur gebracht werden, welche hinreicht, die Steinkohlen mit dem
                              									geringsten Aufwand von Brennmaterial in einer gegebenen Zeit zu verkohken, sondern
                              									auch die Regeneratoren auf eine Temperatur erhitzt werden, welche für ihren Zweck
                              									— die Bestandtheile des aus den Retorten kommenden Leuchtgases mittelst Wärme
                              									inniger zu verbinden, ohne daß fester Kohlenstoff niedergeschlagen wird —
                              									hinreicht. Auf diese Art soll man nach der Behauptung des Erfinders aus demselben
                              									Gewicht Steinkohlen mehr Gas und überdieß solches von größerer Leuchtkraft erhalten,
                              									während bei allen bisherigen Verfahrungsarten ein größeres Gasvolum zu erzielen
                              									— durch Verkohksen bei hoher Temperatur in bloßen Retorten oder mit Beihülfe
                              									von Zersetzungsapparaten für den Theer und das Oel — von der Leuchtkraft des
                              									Gases mehr geopfert wurde als der Zunahme seines Volums entsprach.
                           Die Construction der Oefen und Züge für die Retorten und
                              										Regeneratoren ist aus Fig. 5 bis 10 ersichtlich. Der
                              									Kubikinhalt jedes Regenerators (auf je eine Retorte ist einer vorhanden) darf nicht
                              									über zwei Drittel vom Kubikinhalt der Retorte betragen. Die Retorten werden nur auf
                              									die bei Tag sichtbare helle Kirschrothgluth und die Regeneratoren auf die bei Tag
                              									sichtbare dunkle Rothgluth erhitzt. Fig. 5 ist ein senkrechter
                              									Durchschnitt, und Fig. 6 ein Vorderaufriß (jede Figur zeigt die Hälfte einer
                              									Retortenreihe); Fig.
                                 										7 ist ein Längendurchschnitt; Fig. 8 ein Grundriß einer
                              									der Retorten, woraus man die Oeffnung ersieht, durch welche die Flamme aufsteigt;
                              										Fig. 9 ein
                              									Querdurchschnitt der oberen Retorte. Fig. 10 ein
                              									Querdurchschnitt der Regeneratoren. Gleiche Buchstaben bezeichnen gleiche Theile.
                              										a, b, c Retorten. d, e, f Regeneratoren, in
                              									welche das Gas aus den Retorten zieht; in jenen sind  Metallbleche angebracht, um die
                              									Fläche des Heizmediums zu vergrößern. g, g die Oefen. h, h die Zuglöcher, durch welche die Flamme von den Oefen
                              									aufsteigt. Die Flammen oder Verbrennungsproducte ziehen zuerst über die zwei unteren
                              									Retorten, dann durch die Canäle i, i in den Canal der Regeneratoren d und f, wo sie sich vereinigen und über die
                              									obere Retorte c streichen; sie erhitzen hierauf den
                              									Regenerator e und entweichen endlich durch die oberen
                              									Züge in den Schornstein. m, m sind die Säcke, worin sich die festen Niederschläge sammeln, woraus sie
                              									an den mit Stöpseln verschlossenen Oeffnungen der Züge abgelassen werden. Mit l, l sind überhaupt alle
                              									Zug- oder Schaulöcher in Fig. 6 bezeichnet. k, k sind die Ziegel, womit
                              									die Retorten da überzogen sind, wo sie die Flamme bespült. Bei diesem Setzen der
                              									Retorten fällt die Feuerbrücke weg; die Flamme steigt direct von den Oefen an der
                              									Vorderseite der Retorten durch die zwei Seitenöffnungen h, h auf; damit der Boden der unteren Retorten
                              									stark genug erhitzt werden muß, liegen sie etwa 3 Zoll hoch auf Querziegeln, wobei
                              									die Flamme hinreichend auf ihren Boden wirken kann.
                           Behufs des Condensirprocesses, nämlich um das Gas von
                              									Theer und flüchtigem Oel, dem Ammoniak und seinen Verbindungen zu reinigen, werden
                              									drei Apparate angewandt:
                           1) Das rohe Gas zieht von den Regeneratoren durch die Sattelröhren und die
                              									horizontale Vorlage in den sogenannten mechanischen
                                 										Präcipitator. Fig. 11 ist ein
                              									senkrechter Durchschnitt und Fig. 12 ein Grundriß
                              									desselben. a, a sind die
                              									durchlöcherten rotirenden Fächer, welche das Gas in der Kammer b, b in Bewegung setzen. Die
                              									Achse derselben geht durch eine geneigte Ebene d, d, unter welcher das Gas nach seinem Austritt aus dem
                              									Rohr x, x durch den Theer
                              									streicht. e, e ist eine mit
                              									der genannten verbundene Kammer, welche ein Schlangenrohr g, g enthält, um das Gas, nachdem es aus der
                              									Kammer b durch das Rohr f
                              									entwich, abzukühlen; zu diesem Zweck wird das Rohr durch Wasser abgekühlt, welches
                              									von der Röhre h, h beständig
                              									oben in die Kammer e, e
                              									eintritt und an deren Boden durch das Rohr j ablauft.
                              									Diese Röhren h und j sind
                              									der kurze und lange Schenkel eines Hebers, von welchem die Kammer e, e ein Theil ist; jeder
                              									Schenkel ist mit einem Hahn oder Ventil versehen, um mit dem Wasserzufluß zum Körper
                              										e die Verbindung herzustellen oder abzuschneiden.
                              									Oben auf dem Rohr h ist ein Wasserbehälter angebracht,
                              									um den Körper des Hebers zu füllen ehe man ihn in Thätigkeit setzt; während des
                              									Füllens werden die Ventile oder Hähne p, p abgesperrt und die Luft entweicht durch das Rohr s. — m (Fig. 12) ist
                              									eine auf der Kammer e befestigte Luftpumpe; dieselbe  wird, sowie der
                              									durchlöcherte Rührapparat, durch das aus dem langen Schenkel j abfließende Wasser in Bewegung gesetzt, welches ein kleines Wasserrad
                              									treibt, das durch Winkelräder, Rollen und einen Riemen mit der Pumpe verbunden ist.
                              									Die Luftpumpe dient um die geringe Menge Luft zu beseitigen, welche sich sonst
                              									ansammeln und den Heber unwirksam machen würde. Alle verdichteten Producte, welche
                              									sich im Kühlrohr g ansammelten, fließen durch das Rohr
                              										n in die Kammer c,
                              									deßgleichen die in der Rührkammer b verdichteten
                              									Substanzen; endlich treten dieselben an der Oeffnung r
                              									über der punktirten Linie in einen dazu vorhandenen Behälter aus. Damit das Gas
                              									nicht durch die Oeffnung in der geneigten Ebene blasen kann, wo die Rührerachse
                              									durchgeht, steckt letztere in einem Rohr z, welches auf
                              									diese Ebene geschraubt und hoch genug ist, um den Druck des Gases zu überwinden.
                              									Oben geht die Rührerachse nicht durch eine Stopfbüchse, sondern durch einen
                              									hydraulischen Verschluß, aus einer umgekehrten Schale t
                              									bestehend, die in das Wasser taucht, welches in dem concentrischen Raum des
                              									kreisförmigen Gefäßes v enthalten ist.
                           2) Aus diesem Apparat gelangt das Gas in die sogenannten Ammoniak-Thürme, worin es durch Ammoniakflüssigkeit gewaschen wird,
                              									welche in Regenform mittelst durchlöcherter Platten zertheilt wird; es gibt an diese
                              									Flüssigkeit den größten Theil des Ammoniaks ab, das es noch enthält.
                           3) Von diesen Thürmen gelangt das Gas in die Dampfkammern,
                              									um mehrmals mit reinem Wasserdampf behandelt zu werden. Das erste Dampfvolum wird
                              									mit dem im Gas enthaltenen Ammoniak und dessen Verbindungen verdichtet, bevor das
                              									Gas mit dem zweiten Dampfvolum gemischt wird und so fort.
                           Fig. 13 ist
                              									ein Grundriß und Fig. 14 ein senkrechter Durchschnitt der Ammoniak-Thürme,
                              									Dampfkammern und Condensatoren, zu einem einzigen Apparat verbunden. Das Gas nimmt
                              									in den Ammoniak-Thürmen 1, 2, 3 den durch die Pfeile angedeuteten Lauf; es
                              									tritt in jeden am Boden ein und oben aus; von ihnen zieht es in die Dampfkammern 4,
                              									5 und 6.
                           In jeder Kammer wird das Gas mit ungefähr seinem gleichen Volum Dampf vermischt; das
                              									Gemisch zieht aus der ersten Dampfkammer in deren Verdichtungskammer, worin der
                              									Dampf zu Wasser condensirt wird, welches das im Gas zurückgebliebene Ammoniak (sowie
                              									dessen Verbindungen) großentheils mitreißt. Die permanenten Gase strömen aus dem
                              									Verdichter Nr. 1 in die Dampfkammer Nr. 2, wo sie wieder mit Dampf gesättigt werden,
                              									um dann in den Verdichter Nr. 2  zu gelangen; nach Wiederholung dieser Operation verliert
                              									das Gas im Verdichter Nr. 3 alles rückständige Ammoniak nebst einem Theil des
                              									Schwefelwasserstoffs: alle diese Flüssigkeiten sollten so schnell als sie sich
                              									bilden in Behälter ablaufen, welche durch einen hydraulischen Verschluß gesperrt
                              									sind, damit die Dämpfe nicht zurückkehren und sich wieder mit dem Gas verbinden
                              									können.
                           a, a, Fig. 13 und 14, sind die
                              									Dampfröhren, mit Hähnen versehen, um das mit dem Gas in jeder Kammer zu verbindende
                              									Dampfvolum reguliren zu können. Bei b zieht der
                              									Wasserdampf vom Kessel ein. c, c, c sind die drei erwähnten Verdichter mit
                              									den Ein- und Austrittsröhren für die Dampfkammern und Verdichter. d ist ein Reservoir, in welches die Ammoniakflüssigkeit
                              									durch das Rohr e gepumpt wird; dasselbe ist durch zwei
                              									oben und an den Seiten befestigte Platten f, f abgetheilt, welche nur wenige Zoll über dem Boden
                              									endigen und bis zur punktirten Linie durch flüssiges Ammoniak abgesperrt sind. Damit
                              									das Gas, wie oben erklärt, von einem Thurm zum andern strömen muß, ist jeder
                              									derselben mit einem Rohr g versehen, welches ihn mit dem
                              									soeben erwähnten Reservoir verbindet und in letzterm bis zur punktirten Linie
                              									hinaufreicht, an welcher das flüssige Ammoniak durch das Rohr g in den respectiven Thurm lauft; indem es durch die durchlöcherte Platte
                              										n auf den Boden jedes Thurms fällt, wascht es das
                              									Gas und entzieht ihm Ammoniak. Damit sich in jeder Abtheilung des
                              									Speise-Reservoirs der Druck ausgleicht, verbinden Luftröhren h, h, h die Thürme und Speise-Kammern.
                           Anstatt der in Fig.
                                 										14 abgebildeten Thürme kann man auch solche anwenden, welche, wie Fig. 15 zeigt,
                              									mittelst mehrerer durchlöcherter Platten abgetheilt sind; hiebei strömt das Gas von
                              									der unteren Kammer in die obere durch die Röhren w und
                              									entweicht endlich am Rohr y.
                           Aus diesem Apparat gelangt das Gas in die gewöhnlichen Kalkmaschinen mit trockenem
                              									Kalkhydrat. (Wenn die Siebe mit frischem Kalk beschickt werden müssen, blast man
                              									mittelst eines Centrifugalgebläses erhitzte Luft ein, um das Gas durch angebrachte
                              									Ventile auszutreiben und die Operation dadurch zu erleichtern.)
                           Aus den Kalkmaschinen gelangt das Gas in die Gasometer und kann vor seinem Uebergang
                              									in die Leitungsröhren nöthigenfalls noch naphthalisirt werden. Dazu benutzt man
                              									ähnliche Filtrir-Thürme, wie sie oben beschrieben wurden, durch welche man
                              									Steinkohlenöl strömen läßt. Für diese Operation muß jedoch das Gas vorher die
                              									niedrigste Temperatur angenommen haben, welcher es in den Hauptleitungen ausgesetzt
                              										 ist, weil sich
                              									sonst ein Theil des im Gas suspendirten Oeldampfs wieder verdichten würde.
                           Sollte die Leuchtkraft des Gases zu groß oder die Abscheidung des in ihm enthaltenen
                              									Oeldampfs gewinnbringend seyn, so kann man es in den Thürmen mit thierischen oder
                              									vegetabilischen Oelen oder mit gereinigtem Theer behandeln, um das Steinkohlenöl
                              									daraus zu absorbiren und zu gewinnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
