| Titel: | Verbesserungen an Eisenbahnwagen, worauf sich Charles de Bergue, Ingenieur in London, am 5. Jan. 1848 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. LXXII., S. 419 | 
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                        LXXII.
                        Verbesserungen an Eisenbahnwagen, worauf sich
                           									Charles de Bergue,
                           								Ingenieur in London, am 5. Jan. 1848 ein Patent
                           								ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Aug. 1848,
                              									S. 97.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Bergue, Verbesserungen an Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Den Gegenstand meiner Erfindung bildet
                           1) eine verbesserte Constructionsmethode der Achsenhalter und Achsenbüchsen der
                              									Eisenbahnwagen;
                           2) die Construction gewisser Theile in Verbindung mit Kautschukfedern für
                              									Eisenbahnwagen;
                           3) ein verbesserter Buffer-Apparat.
                           Fig. 31 zeigt
                              									die Seitenansicht desjenigen Theils eines Eisenbahnwagens, welcher den Achsenhalter,
                              									die Achsenbüchse und einen Theil des unteren Rahmens, an den sie befestigt sind,
                              									darlegt.
                           Fig. 32 ist
                              									ein Querschnitt dieser Vorrichtung durch die Linie z,
                              										z
                              									Fig. 31.
                           Fig. 33 ein
                              									Horizontaldurchschnitt nach der Linie y, y in Fig. 31 und 32;
                           Fig. 34 ein
                              									anderer Horizontaldurchschnitt nach der Linie w, w in Fig. 31 und 32.
                           A, A, A, Fig.
                                 										31, 32 und 33, ist ein Theil des Seitengestells eines Eisenbahnwagens. B, B, B, B sind die hölzernen Theile dieses
                              									Achsenhalters; sie bestehen aus zwei Stücken harten Holzes von gleicher Dicke, wie
                              									das Gebälke des Seitengestells A, A, und sind vermittelst vier flacher schmiedeiserner Schienen C, C, C, C, wovon zwei an der äußeren und zwei an
                              									der inneren Seite des Gestells A angebracht sind und
                              									vermittelst der Bolzen a, a
                              									an dieses befestigt. Um jedoch dem Achsenhalter in der Längenrichtung des Wagens
                              									eine größere Stärke zu geben, sind zu beiden Seiten des Gestells A zwei gußeiserne Platten D,
                              										D mit Hülfe von vier Schraubenbolzen a′, a′
                              									befestigt. Diese Platten sind mit Vertiefungen zur Aufnahme der flachen
                              									Eisenschienen C, C versehen,
                              									und da die letzteren genau anschließend in diese Vertiefungen Passen, so folgt, baß
                              									jede Platte die beiden Schienen C, C verbindet, indem sie dieselben fest erfaßt. Die Mitte
                              									und der untere Theil dieser Platten bilden, wie Fig. 32 zeigt, ein dünnes
                              									kreisrundes Gehäuse E, E,
                              									zum Schutz der Kautschukfeder. Von b aus erstreckt sich
                              									das harte Holz abwärts ungefähr  1⅛ Zoll weit zwischen die flachen Eisenschienen;
                              									diese Hervorragungen bilden die Schieber, gegen welche die gußeiserne Achsenbüchse
                              									wirken soll. Die Achsenbüchse G besitzt an jeder Seite
                              									zwei senkrechte Flanschen d, d; diese bilden an beiden Seiten eine Rinne, in welche der Schieber genau
                              									paßt.
                           Diese Achsenbüchse ist mit einer Fettbüchse e und diese
                              									mit einem Blechdeckel f versehen; am Boden der
                              									Fettbüchse, genau über der Mitte des Achsenhalses, ist eine kleine Pfanne angebracht
                              									zur Aufnahme der verticalen Tragachse H. Letztere ist,
                              										Fig. 32,
                              									in Verbindung mit einer Kautschukfeder und Fig. 39 in Verbindung mit
                              									einer Stahlfeder dargestellt. Die Achse H trägt das über
                              									ihr lastende Wagengewicht vermittelst einer Feder, welche, wie Fig. 32 zeigt, aus Ringen
                              									von vulkanisirtem Kautschuk und zwischengelegten Scheiben J, J besteht. Eine dieser Scheiben J ist Fig. 36 im Grundriß und
                              										Fig. 37
                              									in der Seitenansicht abgebildet. Die conischen Mitten dieser Platten bestehen aus
                              									einer leichtflüssigen Metallcomposition, welche bei 164 bis 252° Reaumur
                              									schmilzt. Ich nehme zu diesem Zweck 2 Theile Zink und 1 Theil Blei. Die aus
                              									Eisenblech geschnittene Scheibe, aus deren Mitte ein Loch geschlagen ist, kommt in
                              									eine eiserne Form, in welche man die erwähnte Metallcomposition fließen läßt; diese
                              									bildet sofort die conische Mitte mit dem Loch, durch welches die Achse oder
                              									Leitspindel geht. Fig. 35 stellt die aus zwei Theilen bestehende gußeiserne Form im
                              									Durchschnitte dar; g ist das Loch, durch welches das
                              									geschmolzene Metall in die Form gegossen wird.
                           Die Figuren
                                 									38, 39
                              									und 40
                              									enthalten eine Modification der oben beschriebenen Achsenhalter in Verbindung mit
                              									elliptischen Stahlfedern. Die Figuren 41, 42 und 43 zeigen eine
                              									andere Modification solche hölzerne Achsenhalter zu verfertigen und zu verbinden.
                              									Das harte Holz geht hier, wie die Seitenansicht Fig. 41 zeigt, bis an die
                              									untere Seite des Gestells A und hat, wie in Fig. 31, mit
                              									diesem gleiche Dicke, nur ist es zu beiden Seiten mit Hülfe der beiden Eisenplatten
                              										K, K an das Wagengestell
                              									befestigt. Diese Platten sind ungefähr ¼ Zoll dick und mit dem zwischen ihnen
                              									befindlichen Holze durch Schraubenbolzen a, a auf das festeste verbunden, so daß dadurch ein sehr
                              									starker und sicherer Achsenhalter entsteht. Die an beiden Seiten des Achsenhalters
                              									festgeschraubten in ihrer Mitte auswärts gekrümmten Eisenblechplatten L, L. dienen zum Schutz der
                              										Fig. 42
                              									im Durchschnitt dargestellten Tragfeder.
                           Was meinen Buffer-Apparat anbelangt, so kann dieser an dem Untergestell eines
                              									Gepäckwagens angebracht werden, den ich zwischen dem Tender und den Passagierwagen
                              									einschalte. Die Widerstand leistenden  beweglichen Theile desselben kann man durch einen Raum
                              									von 8 Fuß und mehr wirken lassen, und seine Widerstandskraft von 1 bis zu 16 Tonnen
                              									steigern.
                           Fig. 44 stellt
                              									den in Rede stehenden Apparat im Verticaldurchschnitt,
                           Fig. 45 im
                              									Grundrisse,
                           Fig. 46 in der
                              									Seitenansicht und
                           Fig. 47 in der
                              									Endansicht dar. Gleiche Buchstaben beziehen sich in diesen Figuren auf gleiche
                              									Theile.
                           A, A sind zwei Längenbalken,
                              									welche durch die Querstücke B, B und die hölzernen Streben C, C mit einander verbunden sind und miteinander ein
                              									Untergestell von etwas stärkeren Dimensionen, als das der gewöhnlichen
                              									Eisenbahnwagen, bilden. D, D
                              									sind die Achsenhalter; E, E
                              									die Achsen; F, F die Räder.
                              									Die Bufferstangen H, H sind
                              									von Schmiedeisen und hohl, um mit dem möglichst geringen Gewichte die erforderliche
                              									Stärke zu vereinigen; sie ragen ungefähr um 4 Fuß über beide Enden des Wagens
                              									hinaus. Um sie an den Stellen, wo sonst die Neigung sich zu biegen am stärksten seyn
                              									würde, d. h. in der Nähe der Bufferhülsen G, G, zu verstärken, läßt man sie durch schmiedeiserne
                              									Röhren J, J treten; diese
                              									Röhren sind so ausgebohrt, daß die Bufferstangen frei, aber genau anschließend in
                              									ihnen gleiten können. Sie passen in die Bufferhülsen und in die Querstangen B, B so, daß sie im Fall
                              									einer Collision ins Innere des Untergestells zurücktreten können. K, K sind vier kreisrunde
                              									Bufferscheiben mit hohlen Hülsen in ihrer Mitte, mit deren Hülfe sie an die
                              									Bufferstangen H, H
                              									festgeschraubt werden. An diese Bufferscheiben sind die eisernen Querbäume L, L, welche die Enden der
                              									Bufferstangen verbinden, befestigt. M, M sind kurze solide Bufferstangen, welche frei in den
                              									Hülsen der Scheiben K, K
                              									gleiten und durch die Muttern, welche dicht an eine Schulter an den inneren Enden
                              									geschraubt sind, verhindert werden ganz herauszutreten. Diese kurzen Stangen sind,
                              									wie die gewöhnlichen Buffers, mit runden eisernen Scheiben und hölzernen Köpfen
                              									versehen, doch werden zwischen diese Scheiben und die Scheiben K noch einige Ringe von vulcanisirtem Kautschuk mit
                              									zwischenliegenden Blechplatten eingefügt, um die elastische Nachgiebigkeit des
                              									Apparats zu erhöhen. N, N
                              									sind zwei schmiedeiserne Zahnstangen, deren jede an eine zu der nämlichen Seite des
                              									Wagengestells gehörige Bufferstange befestigt ist. Die zu je zwei gegenüberliegenden
                              									Bufferstangen gehörigen Zahnstangen sind, wie Fig. 46 zeigt, so
                              									angeordnet, daß sie für ein schmiedeisernes Getriebe o,
                              									welches gleichzeitig in beide Stangen greift, einen hinreichenden Raum zwischen sich
                              										 lassen. Q ist eine quer über das Gestell sich erstreckende
                              									schmiedeiserne Achse, in deren Mitte ein gußeisernes, an seiner Peripherie
                              									abgedrehtes und polirtes Frictionsrad R′
                              									befestigt ist. Zu beiden Seiten dieses Rades sind die gußeisernen Platten S, S angeordnet; diese sind
                              									in ihrer Mitte mit Büchsen versehen, worin die Achsenhälse frei rotiren können. Die
                              									schmiedeisernen Streben T, T, mit Schultern und Schraubenmuttern an beiden Enden, verbinden die Platten
                              										S, S mit einander. Vier
                              									an diese Platten geschraubte flache eiserne Schienen U,
                              										U, welche mit ihren andern Enden an die Querstücke
                              										B, B befestigt sind,
                              									haben den Zweck, der an der Achse Q stattfindenden
                              									Torsion einen Widerstand entgegenzusetzen und die Platten S, S in der Fig. 44 dargestellten
                              									Lage zu erhalten. Zwei metallene Frictionsbänder V, V sind mit dem einen Ende an den unteren Querbolzen und,
                              									nachdem sie das Frictionsrad ungefähr 1¼mal spiralförmig umschlungen haben,
                              									mit dem andern Ende an die verticalen Arme der um den dritten Querbolzen drehbaren
                              									Hebel X, X befestigt. Mit
                              									Hülfe von Schraubenmuttern läßt sich die Spannung dieser Frictionsbänder reguliren.
                              										Y, Y ist eine kleine in
                              									den beiden flachen Schienen U gelagerte Achse, an deren
                              									einem Ende ein Hebelarm Z befestigt ist, welcher sich
                              									nach einer den Hebeln X entgegengesetzten Richtung
                              									dreht. Diese Achse enthält in ihrer Mitte einen kleinen gußeisernen Block mit einer
                              									Hervorragung, woran die einen Enden der flachen Stahlfedern a, a geschraubt sind, während die andern Enden
                              									der letzteren gegen die Enden der horizontalen Arme der Hebel X, X drücken. Die Achse c enthält ein gußeisernes Excentricum b mit
                              									mehreren Löchern am Umfange. Eines dieser Löcher, die in verschiedenen Abständen von
                              									der Achse durchgebohrt sind, nimmt einen schmiedeisernen Zapfen auf, welcher an
                              									seinem Ende eine kleine Frictionsrolle d enthält; diese
                              									wirkt gegen die untere Seite des Hebels Z, wenn die
                              									Achse c in Rotation gesetzt wird. Der Zapfen kann in das
                              									eine oder das andere der erwähnten Löcher gesteckt werden; je weiter er von dem
                              									Centrum entfernt ist, desto größer die Wirkung.
                           Die Excentricumachse c wird von der Hauptwelle Q aus vermittelst eines Räderwerks in Bewegung gesetzt,
                              									das hinsichtlich der Durchmesser und der Anzahl der Zähne so berechnet ist, daß,
                              									wenn die Buffers gegen die Bufferhülsen einwärts getrieben werden, ihre Totalwirkung
                              									der Excentricumachse ungefähr eine Viertelsdrehung ertheilt, und dadurch die
                              									Frictionsrolle d, wie die Punktirung in Fig. 46 andeutet, beinahe
                              									in eine verticale Lage bringt. Die Anordnung dieses Räderwerks ist folgende. Ein an
                              									der Hauptwelle Q sitzendes schmiedeisernes Getriebe e von 17 Zähnen greift in das Rad f von 118 Zähnen,  welches an dem einen Ende der Achse g festgekeilt ist. An dem andern Ende dieser Achse,
                              									jedoch innerhalb des Gestells S, S befindet sich ein anderes Getriebe h von 25
                              									Zähnen, welches mit dem an der Excentricumachse befindlichen Rade i von 50 Zähnen im Eingriff steht. j, j sind Ketten, welche mit
                              									dem einen Ende an die Zugstangen befestigt sind, und an dem andern Ende sich in zwei
                              									Arme theilen. Die letzten Glieder dieser Arme sind nach beiden Seiten horizontal in
                              									einem Schlitze der Verbindungsstangen L verschiebbar,
                              									damit sie sich von selbst nach den verschiedenen Curven der Bahn in die richtige
                              									Zuglinie stellen. In Folge dieser Einrichtung wird die Zugkraft der Maschine den
                              									Bufferapparat stets ausgedehnt erhalten.
                           Wenn nun in Folge der Wirkung der Zahnstangen gegen die Getriebe o, die Welle Q in der
                              									Richtung des Pfeils Fig. 44 umgetrieben wird, so legen sich in Folge der gleichzeitigen
                              									Einwirkung des Excentricums gegen den Hebel Z die
                              									Frictionsbänder V, V dicht
                              									um die Peripherie des Frictionsrades R′ und
                              									veranlassen eine kräftige Bremsung im Gegensatz zu dem Drucke gegen die Bufferköpfe.
                              									Je weiter aber die Buffer einwärts geschoben werden, desto dichter legt die auf den
                              									Hebel Z wirkende Frictionsrolle d das Metallband um das Frictionsrad und steigert dadurch allmählich die
                              									Reibung und somit den Widerstand des Apparates, bis das Trägheitsmoment des
                              									Wagenzuges überwältigt ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
