| Titel: | Ueber Papierfabrication und die den Mechanikern Johann Steiner und Joh. Mannhardt in München patentirten neuen Knotenfänger; mitgetheilt durch E. H. Schlarbaum, Mechaniker. | 
| Autor: | E. H. Schlarbaum | 
| Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. I., S. 1 | 
| Download: | XML | 
                     
                        I.
                        Ueber Papierfabrication und die den Mechanikern
                           									Johann Steiner und
                           									Joh. Mannhardt in
                           									München patentirten neuen Knotenfänger; mitgetheilt durch
                           									E. H. Schlarbaum,
                           								Mechaniker.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Steiner's und Mannhardt's Knotenfänger für
                           								Papierfabrikanten.
                        
                     
                        
                           Ehe der in den Holländern fertig bearbeitete und später mit Leim, Farbstoffen etc.
                              									gehörig versetzte flüssige Papierstoff (Zeug) in diejenigen Theile der
                              									Papiermaschinen geleitet wird, welche das Wasser davon entfernen und ihn nach und
                              									nach zu einem trockenen und haltbaren Papiere umbilden, wird er gewöhnlich noch
                              									durch besondere reinigende Apparate geführt, die bestimmt sind, diejenigen
                              									Unreinigkeiten zu entfernen, welche durch die vorangegangenen Proceduren nicht
                              									beseitigt werden konnten. Hieher gehört:
                           a) der
                                 										Sandfang, eine mehr oder weniger große, etwas geneigte Fläche mit geripptem
                              									Boden, über welchen der „Zeug“ sanft dahinfließt und der allen
                              									Sand und ähnliche Unreinigkeiten, welche im Wasser niedersinken, festhalten und
                              									entfernen soll;
                           b) der
                                 										Knotenapparat, welcher bis jetzt sehr verschiedenartig und nach sehr
                              									divergirenden Systemen construirt wurde und die knotenartigen Körper aus Leinenstoff
                              									entfernen soll, die der Wirkung der Holländer entgangen waren.
                           Diese beiderlei Unreinigkeiten zu entfernen, hat man nicht ohne Grund zwei
                              									verschiedene Vorrichtungen angewendet; die physikalischen Eigenschaften des kleinen
                              									und schwereren Sandkornes sind von denen des voluminöseren, im Wasser schwimmenden
                              									Leinenknotens so sehr verschieden, daß eine einzige Vorrichtung zur Entfernung
                              									beider nicht wohl genügt, zumal da eben jene physikalischen Eigenschaften die
                              									alleinigen Mittel bieten, durch welche man sie aus der Masse entfernen kann.
                           
                           Die Nothwendigkeit, beide Körper aus der Masse zu entfernen, ist eine unerläßliche,
                              									wenn das fertige Fabricat einigermaßen schön seyn soll. Während der Sand, namentlich seine feineren Bruchstücke, zuweilen in
                              									der Dicke des Papiers sich verborgen hält und nur in den gröberen Papiersorten als
                              									Körner hervortritt, dafür aber überall wo er vorkömmt, durch schnelles Abschleifen
                              									der Werkzeuge, mit welchen solche Papiere geschnitten werden, sowie durch
                              									Stumpfmachen der auf dem Papiere benutzten Schreibfedern sich kundgibt und das
                              									schöne makellose Weiß des Papiers eben nicht fördert, ist dagegen der Knoten eine noch viel gefährlichere Unreinigkeit. Jeder
                              									Papierknoten nämlich, welcher mit der Masse in die Maschine übergeht, bildet auf dem
                              									fertigen Papier eine mehr oder minder hervortretende, aber immer sichtbare Erhöhung,
                              									die selbst auf einem nur mittelmäßigen Schreibpapier schlechterdings nicht vorkommen
                              									sollte, welche man aber dessenungeachtet auf sehr zahlreichen Papiersorten findet.
                              									Bei Beurtheilung der Qualität, Feinheit und Glätte des Papiers weilt das Auge
                              									sogleich auf diesem Fehler, der bei Benutzung desselben, durch Spritzen der Federn,
                              									Flecke etc. sehr bald und höchst verdrießlich sich erweist.
                           Als die Apparate zur Entfernung der Knoten noch in ihrer Kindheit und sehr
                              									unvollkommen waren, sahen sich sehr viele Fabrikanten, vorzugsweise wegen dieses
                              									Fehlers, veranlaßt, das fertige und in Bogen zerschnittene Papier vor dem Falzen und
                              									Verpacken noch einer besondern Revision und Verbesserung zu unterwerfen. Wie
                              									unzuverlässig und ungenügend diese Operation bleiben mußte, springt eben so sehr in
                              									die Augen, als daß dadurch der Preis dieses nur nothdürftig ebenen Papiers um ein
                              									Namhaftes sich erhöhen mußte. Veranlassung genug, um die Fabrikanten zur Auffindung
                              									solcher Mittel anzuspornen, durch welche auf möglichst einfache und billige Art die
                              									Knoten so vollständig als möglich zurückgehalten werden könnten.
                           Am nächsten lag hiebei wohl die Anwendung des gewöhnlichen Siebes, durch dessen
                              									Maschen die feinere Masse ungehindert durchfließen konnte, während die Knoten, als
                              									voluminösere Körper, zurückbleiben mußten. Diese Vorrichtung, unvollkommen wie sie
                              									war, bewährte sich auch, in einigen Beziehungen wenigstens, während in anderen immer
                              									noch viel zu wünschen übrig blieb.
                           So erkannte man z. B. bald, daß das gewöhnliche Sieb, aus runden Messingdrähten in
                              									entsprechender Feinheit gewoben, durchaus nicht angewendet werden dürfe, weil die
                              									sich einander nähernden runden Oberflächen des Drahtes eine Art Trichter bilden, in
                              									welchem die Knoten und Fasern sich nach und nach festklemmen und die
                              									Durchflußöffnung 
                              									verstopfen müssen. Da zugleich die Nothwendigkeit des Auswechselns gröberer oder
                              									feinerer Siebe, je nach der Qualität des Papiers, unaufhörlich sich geltend macht,
                              									und dieß eine verhältnißmäßig große Zahl solcher Vorrichtungen erheischt, so suchte
                              									man beide Uebelstände dadurch zu beseitigen, daß man Siebapparate aus einzelnen
                              									Messingstäben zusammenstellte, die im Kleinen etwa den Querschnitt der bei
                              									Dampfkesselfeuerungen gewöhnlichen Roststäbe hatten. Diese Siebstäbe, mit ihren
                              									Enden und wohl auch in der Mitte fest gegeneinander gepreßt, ließen zwischen innen,
                              									je zwei eine kleine Spalte offen, und aller Papierstoff, der die obere, engste
                              									Oeffnung passirt hatte, fand unter derselben einen sich immer mehr erweiternden Raum
                              									zum ungehinderten Durchfließen, während alle Körper, welche größer waren als die
                              									Spalte weit, auf der Fläche des Siebes zurückbleiben mußten. Die größere oder
                              									geringere Weite der Spalten wurde je nach dem Bedürfniß durch dünnere Metallplatten
                              									geregelt, welche an den Enden der Stäbe zwischengelegt wurden.
                           Aber auch diese Vorrichtung, welche namentlich in England ziemlich allgemein
                              									angewendet ist und auch in den Papierfabriken Deutschlands die verbreitetste seyn
                              									dürfte, war nicht frei von empfindlichen Mängeln. So z. B. zeigte die Erfahrung, daß
                              									das Verengen und Erweitern der Spalten, sowie die völlige Gleichheit derselben, ganz
                              									besonders tüchtige und sorgfältige Arbeiter erfordert, und daß die mindeste
                              									Unachtsamkeit in dieser Beziehung, wegen einer einzigen weiteren Stelle zwischen den
                              									Stäben, die Veranlassung von zahlreich durchschlüpfenden und das Papier
                              									verunreinigenden Knoten seyn kann. Ueberdieß war die Vorrichtung wegen ihres
                              									ziemlich bedeutenden Gewichtes an Messing nicht billig und erforderte beim
                              									jedesmaligen Verstellen großen Zeitaufwand.
                           Um den letztern zu vermindern, wendeten einige Fabrikanten dünne Metallplatten an,
                              									entweder eine von der ganzen Größe des benöthigten Siebes, oder mehrere von
                              									geringerem Flächeninhalt, welche an die Stelle der einzelnen Stäbe eingelegt wurden
                              									und feine Spalten mit einer Circularsäge eingeschnitten enthielten. Hiebei waren nun
                              									aber so viel Siebplatten nöthig, als man verschiedene Durchflußweiten verlangte,
                              									indem jede mit etwas weiteren Einschnitten versehen war. Derartige Siebplatten sind
                              									mehrfach in der Schweiz angewendet worden, aber auch sie haben ihre Mängel. Unter
                              									letztere gehört die Schwierigkeit, sie angemessen einzulegen und gehörig dicht zu
                              									befestigen; manche Fabrikanten helfen sich dadurch, daß sie ganze Einsatzkästen mit
                              									fest eingelötheten Siebplatten anwenden, aber auch dieß hat neben dem gesteigerten
                              									Anchaffungspreis  sein
                              									Uebel, indem sich die dünnen an den Rändern festgelötheten Platten, welche mit den
                              									Schnitten ihren inneren Halt verloren haben, sehr gerne verziehen und jede
                              									Verschiebung der Streifen in verticaler Richtung eine Unregelmäßigkeit und
                              									Ungleichheit in der Weite des Schnittes herbeiführt. Nächstdem war auch der innere,
                              									von der Säge ziemlich rauhe Querschnitt in der Blechdicke und diese selbst wenig
                              									geeignet, um ein williges Durchschlüpfen des faserigen Papierzeugs zu begünstigen;
                              									das Festsetzen von Masse zwischen den Spalten und allgemaches Verstopfen der Siebe
                              									waren daher keine seltenen Erscheinungen.
                           Ein allgemeiner Hauptfehler aller dieser verschiedenen Methoden der Knotenentfernung
                              									war aber der, daß sich durch den Druck des nachströmenden und durchfließenden
                              									Papierzeugs und Wassers die zurückgehaltenen Knoten gern auf die Spalten selbst
                              									legten, und folglich immer diejenigen Stellen einnahmen, welche zur weiteren
                              									Wirksamkeit des Apparates frei und offen bleiben sollten. Damit der Papierzeug in
                              									steter Unruhe bleiben muß und keine Ablagerungen von Leinenstoff bilden kann, wird
                              									diesen Siebvorrichtungen gewöhnlich eine ununterbrochene, schwache Erschütterung
                              									mitgetheilt, in deren Folge sich der Papierzeug auf der Siebfläche ununterbrochen
                              									hin und her bewegt. Dieß bewirkt nun zwar, daß die Knoten gelegentlich von der einen
                              									Spalte auf die andere hinüberrollen und das Sieb um ein Geringes länger offen
                              									bleibt, aber es hat auch den Nachtheil, daß diejenigen Knoten, welche nur wenig
                              									größer sind als die Spalten, zuletzt doch irgend eine zufällig etwas weitere
                              									Oeffnung sich aussuchen, die ihnen den Durchgang gestattet, zumal da sie durch die
                              									hin- und herrollende Bewegung eher kleiner als größer werden.
                           Diese fortgesetzten Erschütterungen, bei den verschiedenen Papiermaschinen auf ganz
                              									verschiedene Art, aber nach ähnlichem Principe angewendet, erweisen sich nebenbei
                              									noch insofern vortheilhaft, als sie das Durchschlüpfen des Leinenstoffes
                              									erleichtern, indem die auf dem Siebe ausgebreitete Wasser- und Papiermasse
                              									mit einem gewissen Momente auf die Durchflußöffnungen wirkt, und einzelne Fasern,
                              									welche etwa haften bleiben oder sich niederlegen wollten, mit einiger Gewalt
                              									losgespült werden.
                           Ein gleicher Effect, das Losreißen und Hindurchspülen der Fasern, würde erreicht
                              									werden, wenn die Quantität des in einer gewissen Zeit durchlaufenden Stoffes, also
                              									die Druckhöhe über dem Siebe vermehrt werden könnte, und es leuchtet ein, daß bei
                              									einem solchen zunehmenden Druck und lebhafteren Abfließen auch die Leinenfaser
                              									weniger kurz seyn  dürfte,
                              									daher ein um so haltbareres Papier erzeugt würde, ein Papier, bei welchem lediglich
                              									die Weiße und Reinheit der Faser, sowie die größere oder geringere Dicke der Lage
                              									die Qualität bedingen würde, während die Länge der Faser, ein wesentliches Moment
                              									für die Haltbarkeit des Papiers, auf den Gang der Maschine keinen bedeutenden
                              									Einfluß mehr hätte. Leider ist aber die Gränze, welche dem Fabricate bei Vermehrung
                              									der Druckhöhe über dem Siebe gestattet ist, bereits erreicht und dennoch zur
                              									Erlangung des obigen Zieles bei Weitem nicht genügend. Die Wassermasse, mit welcher
                              									der Papierstoff verdünnt werden müßte, um ihm eine solche größere Druckhöhe zu
                              									geben, und die nachher allerdings leicht abfließen würde, wäre dann wenigstens bei
                              									Schreibpapier mit einem verhältnißmäßig größeren Quantum Leim zu versetzen, daher
                              									der Kostenpunkt einer solchen Maßregel entgegensteht, wenn man auch annähme, daß das
                              									bedeutend vermehrte Quantum Wasser, welches auf die nöthige Höhe gehoben werden
                              									müßte, ganz umsonst zu erlangen wäre.
                           Der gute Wille der Fabrikanten: die Haltbarkeit der Maschinenpapiere zu erhöhen, fand
                              									demnach bei den bisher angewendeten Maschinen seine unübersteiglichen Hindernisse;
                              									der aufmerksame Beobachter gelangte aber zu der Folgerung, daß, um ein inniger
                              									verfilztes, haltbareres Papier aus verhältnißmäßig längeren Fasern zu erzeugen, es
                              									vor Allem wirksamer Mittel bedürfe, um diese letzteren durch die
                              									Knotenreinigungsapparate zu führen.
                           Wenn auf die früher angegebene Weise ein Theil der Knoten durch ihr Umherrollen und
                              									schließliches Durchschlüpfen, der Wirksamkeit des Apparates gänzlich entging und das
                              									Papier nothwendigerweise dadurch verunreinigt werden mußte, so wurde ein anderer,
                              									und allerdings der gefährlichere Theil der Knoten dennoch durch jenen Apparat
                              									zurückgehalten. Letztere sammelten sich aber auf der Fläche des Siebes nach und
                              									nach, und zwar im Verhältniß zu der Güte und Feinheit des angewendeten Rohstoffs und
                              									der Wirksamkeit der Holländer, früher oder später so an, daß dadurch die Summe des
                              									offenen Querschnittes sich (der verstopfenden, den nutzbaren Raum einnehmenden
                              									Knoten wegen) vermindern mußte, wodurch natürlich auch die Dicke des Papiers sich
                              									veränderte und ungleiches Fabricat erzeugt wurde. Die mit der Führung der
                              									Papiermaschinen betrauten Arbeiter müssen in solchen Fällen auf die Reinigung des
                              									Siebes und Entfernung der Knoten denken; man pflegt diese Operation gewöhnlich
                              									mittelst einer kleinen Bürste zu erledigen, mit welcher man quer über die Siebstäbe
                              									fahren und die Knoten gewissermaßen zusammenkehren muß, bis sie in irgend einer Ecke
                              										 des Siebs aufgenommen
                              									und entfernt werden können. Dabei kann die Maschine ganz ungestört fortarbeiten. Bei
                              									dem Druck aber, welchen die Bürste auf einen Theil der Knoten und namentlich auf
                              									diejenigen ausüben muß, die halb und halb schon zwischen den Spalten sich
                              									festgeklemmt haben, wird ein sehr namhafter Theil davon völlig durchgedrückt; auf
                              									diese Weise wird das nothgedrungene Reinigen der Siebvorrichtung eine Procedur,
                              									durch welche die ärgsten Fehler in das Papier kommen; lange Zeit nach demselben, oft
                              									½ bis 1 Stunde später, gehen noch Knoten mit in die Papiermaschine über,
                              									welche lediglich bei diesem Reinigen des Siebes durchgeschlüpft seyn können.
                           Es geht aus dem Angeführten hervor, daß die bisherigen Vorrichtungen zur Entfernung
                              									der Knoten noch keineswegs den Grad von Vollkommenheit erlangt haben, welchen die
                              									sich täglich mehrenden Ansprüche an Güte und Billigkeit des fertigen Fabricates
                              									erheischen; als Beweis dafür dient auch, daß fast jede Papierfabrik einen
                              									verschiedenen, mehr oder weniger vollkommenen Weg eingeschlagen hat, um jene Knoten
                              									zu entfernen, und die hiebei sich geltend machenden ganz verschiedenen Ansichten und
                              									Systeme, sowie die Unsicherheit in der Wahl und Construction der nöthigen Apparate,
                              									deutet eben auf die bisherige Unzulänglichkeit dieses Theils der Papiermaschinen,
                              									während alle übrigen Theile derselben ihre Functionen so schön und erfolgreich
                              									vollziehen.
                           Diese Umstände haben den Mechanikus Joh. Steiner in
                              									München, und später in Verbindung mit ihm den rühmlich bekannten Mechanikus Mannhardt veranlaßt, auf ein verbessertes System von
                              									Knotenreinigungsmaschinen zu denken. Zahlreiche Versuche und Opfer führten endlich
                              									zu einem in hohem Grade lohnenden Resultate, so daß die Erfindung als eine durchaus
                              									gelungene seit einiger Zeit in praktische Anwendung gekommen ist und sich vollkommen
                              									bewährt hat.
                           In den größeren deutschen Bundesstaaten, Preußen, Bayern etc., sind bereits Patente
                              									für die neue Maschine erlangt; eben so in Frankreich; für Oesterreich dürfte das
                              									Patent ebenfalls in kurzer Zeit eingehen; für England schweben deßfallsige
                              									Unterhandlungen.
                           Die Erfinder adoptirten bei ihrem System von dem bisherigen Verfahren nur den
                              									Grundsatz:
                           a) daß zur Entfernung der Knoten
                              									die Siebvorrichtung noch die einfachste und vortheilhafteste bis jetzt bekannte
                              									Vorrichtung sey; daß aber
                           b) bei derselben niemals ein aus
                              									dicken oder dünnen Drahtstäben gefertigtes Sieb angewendet werden dürfe, weil die
                              									Rundungen  der Drähte
                              									Trichter bilden, worin sich die Knoten und Fasern theils festsetzen, theils
                              									umschlingen, jedenfalls aber feststopfen.
                           Von hier ab gingen die Erfinder ihren eigenen Weg, auf welchem sie, von der
                              									Beobachtung geleitet, zu den Schlußfolgerungen kamen, daß:
                           1) die einfachen Wirkungen der Schwere bloß genügen, um einen Papierstoff mit sehr
                              									kurzgeschnittenen Fasern reinigen zu können, daß aber, wenn man längere Fasern
                              									anwenden und daher haltbareres Papier unbeschadet dessen Feinheit erzeugen will, zum
                              									Sieben und Reinigen wirksamere Mittel, etwa eine besondere Kraft, erforderlich
                              									seyen;
                           2) ein horizontales Sieb immer früher oder später der Verstopfung unterworfen seyn
                              									wird, weil sich alle Unreinigkeiten auf dessen Spalten legen, und daß Mittel erdacht
                              									werden müßten, welche den Knoten selbstthätig von der nutzbaren Stelle entfernen und
                              									an einer Stelle ablagern, von wo aus er nicht mehr in die reine Papiermasse gelangen
                              									kann.
                           Daß im Verlaufe der Lösung dieser Aufgaben eine ganz andere Maschine entstehen mußte,
                              									wird Jedermann einleuchten, und besonders dem Mechaniker, welcher aus Erfahrung
                              									weiß, wie sehr die Grundidee einer Maschine und die Auffassung ihrer Functionen auf
                              									die Constructionsart ihrer Theile influirt.
                           Um die sub No. 2 angegebene Aufgabe zu lösen, wurde
                              									gefolgert, daß wenn ein horizontales Sieb den schädlichen Ablagerungen am meisten
                              									unterworfen sey, ein verticales dieß am wenigsten seyn
                              									müsse; hieraus entstand der verticale Siebcylinder, welcher seinerseits wieder die
                              									Mittel bot, den sub No. 1 angegebenen Punkt der Aufgabe
                              									zu lösen. In seinem Centrum nämlich ließ sich eine drehende Bewegung anbringen,
                              									durch welche der durchzusiebenden Masse eine Centrifugalkraft mitgetheilt und sie so
                              									gleichsam durch das Sieb gequirlt werden konnte.
                           Die nach diesen flüchtig skizzirten Grundideen construirte und nun seit einem halben
                              									Jahr in täglichem Gange befindliche Maschine ist nicht allein frei von den Mängeln
                              									der älteren Knotenapparate, sondern hat auch noch zu der mühe- und
                              									kostenfreien Erreichung zahlreicher Nebenvortheile geführt, daher sie für alle
                              									Betheiligten von hohem Werth ist. Ueber ihre bisherigen Leistungen theile ich im
                              									Folgenden ein amtlich ausgestelltes Zeugniß mit; die hohe Ehrenhaftigkeit der
                              									Männer, welche dieses Zeugniß ausstellten, sowie der Beifall, welchen die Erfindung
                              									bei zahlreichen rationellen Fabrikanten von Ruf, namentlich Hrn. G. P. Leinhaas, Director der Patent-Papierfabrik in
                              									Berlin, Gustav Schäuffelen in Heilbronn, Zuber in Rixheim im Elsaß etc. fand, dürfte verbürgen,
                              									daß sich die Anwendung der patentirten Maschinen allgemein und schnell verbreiten
                              									wird, sobald die Zeitereignisse einen  neuen Aufschwung der Industrie irgend begünstigen werden.
                              									Es ist dieß um so mehr zu erwarten, da die Erfindung mit ihren Vortheilen auch
                              									denjenigen Fabrikanten zugänglich bleibt, welche jetzt noch Handpapier, also ohne
                              									Maschinen, fabriciren.
                           Zeugniß.
                           Die Unterzeichneten verfügten sich auf den Wunsch des Hrn. Mechanikus Steiner aus München am heutigen Tage in die Papierfabrik
                              									der HHrn. Ehner und Comp.
                              									hieselbst, um eine von etc. Steiner erfundene, ihm
                              									privilegirte und in seiner Werkstätte ausgeführte Knotenreinigungsmaschine zu prüfen
                              									und zu begutachten.
                           Die Maschine wurde sowohl im Zustande der Ruhe, als auch während ihres Ganges in
                              									allen Details genau und wiederholt untersucht, und übereinstimmend das Urtheil
                              									gefällt, daß ihre Construction solid, sehr einfach, ökonomisch, sinnreich und
                              									zweckmäßig sey. Der Gang war ein sehr ruhiger und alle seine Ergebnisse konnten
                              									leicht übersehen und ohne Mühe oder Zeitverlust geleitet und corrigirt werden.
                           Die Vortheile, wodurch die patentirte Maschine vor allen in der Papierfabrication
                              									bisher angewendeten Vorrichtungen sich auszeichnet, bestehen, wie aus der
                              									Construction sowohl als aus fortgesetzter Beobachtung auf evidente Weise hervorgeht,
                              									zunächst in Folgendem:
                           1) Der Hauptzweck der Maschine, das Zurückhalten der Knoten, wird vollständiger
                              									erreicht als bei allen bisherigen Vorrichtungen, und daher ein besseres Papier und
                              									viel weniger Ausschuß erzeugt.
                           2) Die Knoten sammeln sich an einem durchaus unschädlichen Orte, und können fast ohne
                              									Verlust an Zeit oder Papierstoff leicht aus der Maschine entfernt werden.
                           3) Ungeachtet der größeren Wirksamkeit der Maschine in Betreff der Knoten, kann wegen
                              									der sehr sinnreich angeordneten Siebvorrichtung dennoch ein viel längerer Stoff
                              									verarbeitet werden, woraus wieder folgt, daß
                           a) die Holländer mehr Rohstoff und
                           b) die Maschine mehr fertiges Fabricat in gleicher Zeit
                              									fertigen können, während
                           c) das Papier wegen der längeren Fasern eine viel größere
                              									Haltbarkeit und daher höheren Werth erlangen muß.
                           4) Das Verstellen der Siebvorrichtung behufs Anfertigung gröberer oder feinerer
                              									Papiersorten ist eine sehr leichte und einfache Operation,  welche von jedem nur
                              									einigermaßen brauchbaren Arbeiter schnell und zuverlässig verrichtet werden
                              									kann.
                           5) Die obigen Vortheile in ihrer Vereinigung haben die Production von durchaus
                              									tadelfreiem Papier so erhöht, daß nach zweimonatlichem Gange der Maschine im
                              									Durchschnitt täglich etwa 2 bayerische Centner Mehrertrag angenommen werden kann,
                              									wie aus den Fabrikbüchern hervorgeht.
                           Unter diesen Umständen macht es den Unterzeichneten ein besonderes Vergnügen, die
                              									Erfindung des Hrn. Steiner allen rationellen
                              									Papierfabrikanten bestens anzuempfehlen; auch ermächtigen sie ihn, vorliegendes
                              									Zeugniß zum Zwecke weiterer Verbreitung seiner Maschine beliebig zu benutzen.
                           Die mitunterzeichneten Papierfabrikanten F. Ehner und Comp. erklären sich auch gern bereit, die von ihnen
                              									erworbene Maschine besichtigen zu lassen, und werden alle Aufschlüsse in Betreff
                              									derselben mit Vergnügen ertheilen.
                           Augsburg, den 15. April 1848.
                           
                              Friedrich Ehner und Comp.,Papierfabrikanten.
                              
                           
                              C. Reichenbach,Mechaniker und
                                 										Maschinenfabrikbesitzer.
                              
                           
                              C. Walther,Professor der prakt.
                                 										Mechanik, der Maschinenkunde u. des Maschinenzeichnens.
                              
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 1, 2 und 3 sind in 1/15
                              									der richtigen Größe ausgeführt, Fig. 4 aber in ⅛
                              									der Ausführung. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren gleiche Theile.
                           a, a sind die Wände eines aus starken Bohlen bestehenden
                              									hölzernen Kastens, von etwas mehr als der ganzen Breite der Papiermaschine. In Fig. 1 ist der
                              									mittlere Theil der vorderen Wand herausgebrochen gedacht, damit man die inneren
                              									Theile besser erkenne.
                           b, b sind zwei besondere
                              									gußeiserne Seitenwände, welche die erforderlichen Einrichtungen haben um unter
                              									Anderem die bewegenden Organe bequem anbringen zu können, und die zugleich die Füße
                              									der ganzen Maschine bilden.
                           
                           c, c, c sind drei Cylinder, welche in der Mittellinie des Kastens feststehen;
                              									jeder dieser Cylinder ist aus 42 einzelnen Ringen gebildet, die in Fig. 4 in größerem
                              									Maßstabe sich zeigen.
                           d, d sind die Grundringe
                              									jener Cylinder; in denselben sind sechs eiserne Stangen fest eingeschraubt und so
                              									gestellt, daß die genau gleichen Löcher aller Ringe in jeder Verwechselung fleißig
                              									darauf passen. Jede Erweiterung oder Verengung der Spalte zwischen den Ringen wird
                              									bewirkt, indem man kleine dünne Messingplättchen, welche zu dem Ende gehörig sortirt
                              									und mit Nummern versehen sind, auf jeden Stab zwischen je zwei Ringe steckt. Die
                              									ganze Anzahl der Siebringe wird oben mit dem Schlußkranze e, e geschlossen und durch kleine Mütterchen
                              									auf den Stangen fest zusammengedrückt.
                           f, f sind verticale Achsen in
                              									der Mitte eines jeden Cylinders, auf welchen
                           g sternförmige, kupferne oder hölzerne Körper befestigt
                              									werden.
                           h, h, h sind flache kupferne oder messingene Gefäße, mit eben so vielen
                              									Oeffnungen versehen als die Schaufelsterne g Strahlen
                              									haben. Bei Fig.
                                 										1 und 2 ist dieses Gefäß in der Mitte theils geschnitten, theils abgehoben
                              									gedacht, damit man die Form des Schaufelsterns deutlicher sehe.
                           i, i, i sind Canäle, am oberen Ende mit Vorrichtungen zum Abstellen versehen,
                              									welche den zu verarbeitenden Papierstoff aus
                           k, dem gemeinsamen Hauptcanal, in die Gefäße h und daher zwischen die Schaufeln der Sterne in die
                              									Cylinder führen. In den Canal k wird der Papierstoff auf
                              									irgend eine beliebige Weise geführt, sey es daß er denselben aus dem Sandfange oder
                              									mittelst besonderer Schöpfräder empfange.
                           l, l, l sind Kurbeln an den oberen Enden der Schaufelsternachsen f.
                           m sind damit verbundene Gestänge.
                           n ist ein beweglicher Kurbelstift, welcher excentrisch in
                              									dem Schwungrädchen
                           o gesetzt, den Kurbeln nach Bedürfniß eine mehr oder
                              									weniger hin- und hergehende Bewegung ertheilt.
                           p die verticale,
                           q die horizontale Achse;
                           r die Zapfenlager,
                           s die conischen Verzahnungen,
                           t die Riemscheiben, wovon eine lose und die andere fest
                              									ist,  sind sämmtlich
                              									Organe zur Bewegung des Apparates und an und für sich verständlich.
                           u sind ähnliche Organe; sie dienen um
                           v zwei im Kasten um ihre Mitte beweglichen Wellen eine
                              									kurze drehende Bewegung zu ertheilen, wodurch
                           w, die angemessen ausgeschnittenen und mit Löchern
                              									versehenen Rührbretter sich auf- und nieder bewegen und den im Kasten
                              									enthaltenen gereinigten (d. h. durch die Siebcylinder
                              									getriebenen) Papierstoff in steter Bewegung erhalten, so daß er keine Ablagerungen
                              									von Zeug bilden kann.
                           x, x sind Schieber, von denen
                              									sich auf dem Grunde jedes Cylinders einer befindet, welcher täglich ein- oder
                              									mehreremal auf einen Augenblick geöffnet werden muß, um die im unteren Theil des
                              									Cylinders angesammelten Knoten zu entfernen.
                           y, y, y sind die nothwendigen Gestänge und Griffe hiezu, und z ist die breite Abflußöffnung des in die eigentliche
                              									Papiermaschine eintretenden Stoffes; sie wird je nach Höhe und Breite dieser
                              									Maschine an passender Stelle des Holzkastens eingeschnitten.
                           Nach dem Vorangegangenen und mit Hülfe der Zeichnungen ist es leicht sich ein
                              									deutliches Bild von der Wirksamkeit des Knotenfängers zu machen. Der durch k, i, h in g eingetretene Papierstoff wird durch g, dem Schaufelstern, in eine centrifugal hin-
                              									und hergehende Bewegung gebracht. Alle wässerigen und feinen faserigen Stoffe finden
                              									sogleich ihren Ausweg in den feinen Spalten des Siebcylinders, während die
                              									Leinenknoten an der inneren, ebenen Fläche des Cylinders nach und nach herabsinken,
                              									bis in den Grundring d, ohne durchschlüpfen oder in den
                              									Durchflußspalten haften zu können. Unten angelangt, und im Laufe der Zeit während
                              									der Bewegung des von oben her sich immer erneuernden und nach unten zu sich
                              									vermindernden Stoffes ruhig abgelagert, werden sie in passenden Zwischenräumen durch
                              									kurzes Oeffnen des Schiebers, unbeschadet des Fortganges der Maschine, entfernt.
                           Die durchtretende, gereinigte Papiermasse füllt bald den Kasten, in welchem sie durch
                              										w sanft hin und her gerührt und in steter Bewegung
                              									erhalten wird, ohne eine unruhige Oberfläche zu bekommmen. Genugsam gestiegen,
                              									fließt dann die Masse sanft und ohne jede Schwankung durch z in die Maschine über, um sie schließlich als fertiges Papier zu
                              									verlassen.
                           Alle ferneren Aufschlüsse über die Maschine sind von dem Mechanikus Mannhardt in München zu erlangen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
