| Titel: | Dynamometer zur Ermittelung der Kraft, welche einzelne Arbeitsmaschinen verbrauchen; von Ed. Schinz. | 
| Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XLIV., S. 243 | 
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                        XLIV.
                        Dynamometer zur Ermittelung der Kraft, welche
                           								einzelne Arbeitsmaschinen verbrauchen; von Ed. Schinz.
                        Aus der Eisenbahnzeitung, 1848 Nr.
                              								39.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Shinz's Dynamometer.
                        
                     
                        
                           Es fehlte bisher noch an einer einfachen Vorrichtung, die Kraft zu ermitteln, welche
                              									jede einzelne Maschine einer größern Fabrik absorbirt, oder den Kraftverbrauch
                              									verschiedener Systeme von Maschinen, welche den nämlichen Zweck erfüllen,
                              									festzustellen. Der von mir erfundene neue Dynamometer ist eben so einfach in seinem
                              									Princip als bequem bei seinem  Gebrauche und liefert Resultate, deren Genauigkeit nicht
                              									leicht auf eine andere Weise erreicht werden dürfte.
                           Es seyen A und B (Fig. 18) zwei
                              									Achsen, welche die Zahnräder A, M und B, N von gleichem Durchmesser und gleichen Riemscheiben
                              									tragen. Die Welle A wird mit der Triebachse der Fabrik,
                              									die Welle B mit der zu untersuchenden Maschine durch
                              									Riemen in Verbindung gesetzt, und zwar so, daß die Bewegung in der Richtung der
                              									Pfeile erfolgt. Die Verbindung der Achsen A und B wird durch das Zahnrad C
                              									vermittelt, welches in die Räder A, M und B, N in M und N eingreift und dessen Achse mit den Achsen A und B in einer
                              									horizontalen Ebene liegt.
                           Es erhellt aus dieser Anordnung, daß die Achse C außer
                              									ihrem eigenen Gewichte und demjenigen des Rades C den
                              									Druck ½ Q zu tragen hat, den das Rad A, M in M auf die Peripherie
                              									von C ausübt, plus den
                              									gleichen Druck ½ Q den C in N auf das Rad B,
                                 										N ausübt. Kennt man diesen Druck und multiplicirt ihn mit der
                              									Umfangsgeschwindigkeit der Räder, so erhält man die durch den Dynamometer
                              									übertragene Kraft in Pfundfußen (das ist in Pfunden einen Fuß hoch gehoben) oder,
                              									durch 510 dividirt, in Pferdekräften.
                           Die Umfangsgeschwindigkeit ermittelt man leicht, indem man die Anzahl der Umgänge mit
                              									der Peripherie des Theilkreises multiplicirt und durch die Zeit der Beobachtung (in
                              									Secunden) dividirt.
                           Den Druck auf die Achse C findet man durch directes
                              									Wiegen, indem man deren Lager an den einen Arm eines Waagebalkens anhängt, während
                              									der andere Arm eine Waagschale zur Aufnahme der Gewichte und überdieß noch eine
                              									kleine Federwaage zur Ausgleichung kleinerer Differenzen sowie zur Verminderung der
                              									Schwankungen trägt. Die kleinen Schwankungen, welche die Achse C oberhalb und unterhalb der Ebene A B machen kann (im Ganzen 3–4 Linien), üben auf
                              									das Resultat keinen Einfluß aus.
                           Fig. 19 und
                              										20 in
                              									⅛ der natürlichen Größe stellen einen Dynamometer vor zur Ermittelung der
                              									Kraft, welche solche Maschinen erfordern, zu deren Betrieb Riemen bis zu 2½
                              									Zoll Breite erforderlich sind. Die größte Kraft, welche auf die 15zölligen
                              									Riemscheiben ausgeübt wird, übersteigt alsdann 144 Pfd. nicht. Es müssen daher die
                              									Zähne der Räder einem Druck von 15/12 144 = 180 Pfd. widerstehen, und da die
                              									Schnelligkeit im Theilkreise 10 und mehr Fuß betragen kann, so sind die Räder mit
                              									schraubenförmigen Zähnen versehen, welche 1½ Linien hoch und 2½,
                              									Linien stark sind, so daß ein Ausbrechen derselben nicht zu befürchten ist.
                              									Bekanntlich nutzen sich solche Räder nicht ab.
                           
                           Nennt man Q den Druck auf das Rad C, n die Anzahl der Umgänge des Rades A in der Zeit t, so ist die
                              									übertragene Kraft K = Qrπn/t oder
                              									wenn man die vermehrte Reibung der Achsen B und C in Rechnung bringt,
                           k = 0,988 Q r π n/t, für r = ½ Fuß,
                           k = 1,552 Q
                              									n/t.
                           Der Hebelarm, an dem die Achse C hängt, hat eine Länge
                              									von 1 Fuß. Der Hebelarm der Waagschale ist 1′,611 = 1′ 7″
                              									4″′, der Hebel der Federwaage 2′,417 = 2′ 5″
                              									0″′, es wird somit
                           
                              
                                 
                                    Q
                                    
                                 = 1,611 P + 2,417 p
                                 
                              
                                 
                                 = 1,611 (P + 1½ p)
                                 
                              
                           wenn P das Gewicht auf der
                              									Waagschale, p die Spannung der Federwaage bedeutet.
                              									Substituirt man diesen Werth von Q in Ausdruck von k, so wird
                           k = 1,611 × 1,552 × (P + 1½ p) n/t
                           k = 2,5 (P + 1½ p) n/t Pfundfuße, oder
                           k =
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 110, S. 244
                              Pferdekräfte.
                              
                           Zur Ermittelung der Umgänge ist auf der Achse A ein
                              									Zähler angebracht. Derselbe besteht aus einer Schraube ohne Ende, die in zwei
                              									Zahnräder von 25 und 24 Zähnen eingreift und somit 600 Umgänge angibt.
                           Soll nun die Kraft ermittelt werden, welche zum Betriebe einer gegebenen Maschine
                              									erforderlich ist, so wird die Achse A mit der Triebwelle
                              									in Verbindung gesetzt und die Rotationstara des Apparates gesucht, das ist die
                              									Reibung der Achsen C und B,
                              									welche für alle Schnelligkeiten constant bleibt und also dazu dienen kann, den
                              									Zustand des Instrumentes zu prüfen. Dann wird der Riemen auf die Riemscheibe der
                              									Achse B und die lose Rolle der Arbeitsmaschine geworfen
                              									und die Reibung derselben ermittelt. Die zur Ueberwindung dieser Reibung
                              									erforderliche Kraft ist bei gleicher Spannung der Riemen sehr annähernd derjenigen
                              									gleich, welche der Riemen von der Triebwelle zur Maschine erfordert. Endlich wird
                              									die Maschine in Gang gesetzt und die ganze verwendete Kraft bestimmt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
