| Titel: | Verfahren Porzellan, Fayence etc. mit Farben zu bedrucken, welches sich Frederick Collins und Alfred Reynolds im Charter-house-square, Grafschaft Middlesex, am 14. März 1848 patentiren ließen. | 
| Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. LXIV., S. 338 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIV.
                        Verfahren Porzellan, Fayence etc. mit Farben zu
                           								bedrucken, welches sich Frederick
                              									Collins und Alfred
                              									Reynolds im Charter-house-square, Grafschaft Middlesex, am
                           									14. März 1848 patentiren
                           								ließen.
                        Aus dem London Journal of arts, Oct. 1848, S.
                              									188.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Collins' u. Reynolds' Verfahren Porzellan, Fayence etc. zu
                           								bedrucken.
                        
                     
                        
                           Die Patentträger präpariren das gewöhnliche Uebertragpapier (chinesisches oder
                              									Josephpapier) auf die Art, daß sie es zwei- oder dreimal mit einem dünnen
                              									Kleister überbürsten, welchen man durch Auflösen von 6 Gewichtstheilen Stärkmehl, 2
                              									Th. arabischem Gummi und 1 Th. Alaun in heißem Wasser erhält; man läßt jeden
                              									Ueberzug ganz trocken werden, ehe man die nächste Schicht anbringt. Wenn die letzte
                              									Schicht trocken ist, wird das Papier gewalzt) man passirt es nämlich  unter starkem Druck zwischen
                              									zwei glatten Walzen, um ihm eine feste und ebene Oberfläche zu ertheilen.
                           Wir setzen den Fall, man wolle einen Ziegel von Porzellan oder Fayence im
                              									Biscuitzustande mit einem Muster Fig. 13 bedrucken,
                              									welches aus Blau, Roth und Gelb besteht, wofür also drei Druckformen (in Holz, Stein
                              									oder Zink gravirt) erforderlich sind, nämlich a, Fig. 14, für
                              									das Blau; b, Fig. 15, für das Roth;
                              									und c, Fig. 16, für das Gelb.
                              									Die blaue Farbe wird zuerst mit der Form a auf die
                              									präparirte Seite des Uebertragpapiers gedruckt; dann die rothe Farbe mit der Form
                              										b und zuletzt die gelbe Farbe mit der Form c; man legt hierauf das Papier mit seiner bedruckten
                              									Seite, während die Farben noch feucht sind, auf den Biscuitziegel und drückt es
                              									gelinde auf, um das Muster zu übertragen: wenn die Farben auf dem Ziegel
                              									eingetrocknet sind, wird das Uebertragpapier befeuchtet und abgehoben: der Ziegel
                              									kann dann in den AbbrennofenWollte man das bedruckte und wieder getrocknete Biscuit unmittelbar (durch
                                    											Eintauchen) glasiren, so würde zwar der Grund, aber keineswegs die durch den
                                    											Firniß fettgewordenen bedruckten Stellen Glasur ansaugen. Es ist daher
                                    											nothwendig, den fetten Firniß vorher durch Hitze zu zerstören. Das Feuer
                                    											soll hiebei: eben nur den Firniß abbrennen, ohne jemals so weit zu steigen,
                                    											daß eine chemische Einwirkung der Farbe auf das Biscuit eintritt. Diese
                                    											Regulirung übernimmt ein neuerdings in England eingeführter Ofen (hardening or drying-kiln) mit der
                                    											vollkommensten Sicherheit zur großen Erleichterung der Fabrikanten und zwar
                                    											ohne Kosten für Brennstoff, da man allein die von den Brennöfen abfallenden
                                    											Einders benutzt. Der fragliche Ofen ist ein Biereck von der Größe eines
                                    											mittleren Zimmers, oben überwölbt. Durch eine Thüre am Boden wird ein
                                    											eiserner Kasten, ein beweglicher Windofen, auf einer Eisenbahn in die Mitte
                                    											des Raumes geschoben. In den vier Ecken gehen Röhren durch das Gewölbe bis
                                    											nahe zum Boden nieder, die sich zu jenem Windofen wie eben so viele Essen
                                    											verhalten und das Feuer der brennenden Cinders nach den Seiten ansaugen,
                                    											also vertheilen. In der Mitte der Decke ist ein kurzes Rohr angebracht.
                                    											Dieses und die vier anderen sind an ihren äußeren Mündungen mit Klappen
                                    											versehen, und zwar so, daß die mittlere Klappe mit jeder der vier Ecken
                                    											durch Hebel in Verbindung steht. Diese Hebel gestatten das Schließen jener,
                                    											nur durch Oeffnen dieser und umgekehrt. Man beginnt nun damit, den Raum so
                                    											dicht voll Geschirr zu setzen als möglich, die glühenden Cinders
                                    											einzufahren, die Thüre zu verstreichen und die Klappen in Bereitschaft zu
                                    											setzen. Die Mittelklappe wird nämlich durch eine im Ofen befindliche
                                    											Bleistange geschlossen gehalten; folglich sind die in den vier Ecken offen.
                                    											Das Feuer schreitet in seiner Wirkung langsam von unten nach oben vor, es
                                    											entweicht ein dichter, häßlich riechender Qualm, bis endlich die Hitze jene
                                    											an der Decke befindliche Bleistange ergreift und abschmilzt. Sogleich
                                    											springt die Mittelklappe auf und die vier Eckklappen fallen zu und
                                    											verstopfen den Zug; das Feuer erstickt, während der Rest des Qualms durch
                                    											das Mittelloch entweicht. Nach gehöriger Ventilation kann man die Geschirre
                                    											ausfahren, um sie wie gewöhnlich zu glasiren. (Knapp's Lehrbuch der chemischen Technologie, 1847, Bd. I S. 557.) gebracht und hernach
                              									glasirt und gebrannt werden.
                           Soll dasselbe Muster, während die Farben noch feucht sind, auf glasirtes Porzellan
                              									oder Fayence, oder auf Glas übertragen werden, so müssen letztere zuvor mit dem
                              									gewöhnlichen Firniß überzogen werden;  nachdem dieser Ueberzug trocken ist, wird das bedruckte
                              									Uebertragpapier aufgedrückt und nachdem die Farben trocken geworden sind, durch
                              									Netzen beseitigt.
                           Eine andere Methode das bedruckte Uebertragpapier anzuwenden, besteht darin, daß man
                              									die Farben auf demselben eintrocknen läßt, dann den Ziegel mit dem Firniß überzieht,
                              									und wenn derselbe nahezu trocken ist, das Papier mit seiner bedruckten Seite auflegt
                              									und gelinde andrückt; nachdem dann der Firniß trocken geworden ist, wird das
                              									Uebertragpapier durch Netzen beseitigt. Man kann aber auch das Uebertragpapier, auf
                              									welchem die Druckfarben eingetrocknet sind, mit einer Firnißschicht schwach
                              									überbürsten und nachdem dieselbe nahezu trocken geworden ist, wie vorher
                              									verfahren.
                           Ein anderes Verfahren das Muster zu erzeugen und zu übertragen, ist folgendes: man
                              									trägt mittelst einer Walze bloß Oel oder Firniß auf die Druckform a auf, druckt dieselbe auf das Uebertragpapier auf,
                              									bestäubt es mit pulverförmiger blauer Farbe (wischt die überflüssige ab) und läßt
                              									das Oel oder den Firniß eintrocken; auf ähnliche Weise wird die rothe und gelbe
                              									Farbe angebracht und nachdem sie alle drei ganz trocken sind, verfährt man weiter,
                              									wie es oben für das Uebertragpapier beschrieben wurde, auf welchem man die flüssigen
                              									Druckfarben eintrocknen ließ.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
