| Titel: | Die eiserne Röhrenbrücke über den Conway-Meerbusen in England. | 
| Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. LXXIII., S. 402 | 
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                        LXXIII.
                        Die eiserne Röhrenbrücke über den
                           								Conway-Meerbusen in England.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Die eiserne Röhrenbrücke über den Conway-Meerbusen in
                           								England.
                        
                     
                        
                           Eine der großartigsten Schöpfungen in der Technik, durch welche das in industrieller
                              									Beziehung so allgewaltige England aufs neue zeigt, wie bewunderungswürdig groß seine
                              									Macht ist und wie weit die Riesenbauten aller vergangenen Jahrhunderte überflügelt
                              									werden durch die Schöpfungen der Jetztzeit, eine solche ist anerkanntermaßen wohl
                              									der seit zwei Jahren beharrlich fortgesetzte Brückenbau, durch welchen die Insel
                              									Anglesea an der Westküste von Wales mit dem englischen Eisenbahnnetze in Verbindung
                              									gebracht werden soll. Es ist nicht allein das Großartige eines solchen Plans, das
                              									die Bewunderung der Mit- und Nachwelt in so hohem Grade verdient, sondern
                              									vorzugsweise auch die Kühnheit der hiefür erdachten Mittel, und für die Techniker im
                              									Maschinenbau und Baufach kommt noch hinzu, daß dadurch die praktische Ausführbarkeit
                              									eines ganz neuen und in mannichfacher Beziehung äußerst vortheilhaften
                              									Ueberbrückungssystems auf eine großartige Weise dargethan werden wird.
                           Die Insel Anglesea ist von der englischen Küste an der zur Ueberbrückung ausgewählten
                              									Stelle durch eine Meerenge von etwa 970 Fuß Breite geschieden. In der Mitte zwischen
                              									beiden Ufern liegen die Britannia-Klippen, welche nur bei sehr niedriger Ebbe
                              									aus dem Meere hervorsehen. Auf diese Klippen nun wird ein massenhafter Mittelpfeiler
                              									von 230 Fuß Höhe errichtet, während an beiden Küsten entsprechend hohe Uferpfeiler
                              									und von diesen noch weitere 250 Fuß entfernt die Schlußmauern der Eisenbahndämme
                              									aufgeführt werden. Ueber diese vier gewaltigen Oeffnungen und in schwindelnder Höhe
                              									— denn unten ziehen die Seeschiffe und Meereswogen vorüber — werden
                              									neben einander je zwei aus schmiedeisernen Platten vierkantig zusammengenietete  Röhren gelegt, von
                              									solchen Dimensionen, daß sie nicht nur ihr eigenes Gewicht zu tragen und der Gewalt
                              									der Stürme zu widerstehen vermögen, sondern auch noch die schwersten Eisenbahnzüge
                              									durchpassiren lassen können, ohne daß irgend eine bedenkliche Schwankung wahrnehmbar
                              									würde.
                           Obwohl die Techniker Englands schon Jahrhunderte lang vielfache Gelegenheit sowie die
                              									materiellen Mittel fanden, ihren schöpferischen Geist durch immer neue, großartigere
                              									Unternehmungen fortzubilden und zu schärfen, so ist die Britannia-Brücke über
                              									den Menai-Canal doch ein zu riesiges und kostbares Werk, als daß nicht sehr
                              									umfassende Prüfungen und Versuche vorangehen mußten, um die vollkommene
                              									Ausführbarkeit der Unternehmung außer allen Zweifel zu stellen. Hr. Rob. Stephenson, dem wir neben andern technischen
                              									Errungenschaften von hohem Werthe, auch diesen Fortschritt in der Baukunst
                              									hauptsächlich bankendanken, und der mit den hervorragendsten Rotabilitäten der Baufächer die
                              									ausgedehntesten Verhandlungen und strengen Prüfungen aller hiemit zusammenhängenden
                              									Pläne bewirkte, hatte im Vereine mit diesen dennoch die Nothwendigkeit anerkannt,
                              									vor der Ausführung jenes Riesenplanes eine Reihe allmählich an Umfang zunehmender
                              										praktischer Versuche voranzuschicken, damit die dabei
                              									zu gewinnenden Erfahrungen diesem Wunderwerk des 19ten Jahrhunderts zu gute kommen
                              									könnten und der Ruf wie die Mittel der dabei Betheiligten nicht compromittirt
                              									werde.
                           So entstanden bald eine beträchtliche Zahl von schmiedeisernen Röhrenbrücken, für
                              									gewöhnliche Landstraßen und Canäle sowohl als auch besonders für Eisenbahnen, und
                              									alle erwiesen die beachtungswerthen Vortheile dieses neuen Systems und
                              									bewahrheiteten die Folgerungen ihrer Erfinder. Es würde zu weit führen, wenn in
                              									diesen Blättern alle jene kleineren Vorarbeiten ausführlich abgehandelt werden
                              									sollten, und da derselben an einigen andern Orten, namentlich in der
                              									Eisenbahnzeitung Nr. 12 vom 20. März 1848 schon gedacht wurde, so gehen wir lieber
                              									zu der speciellen Beschreibung eines kürzlich beendeten und vollkommen gelungenen
                              									größeren Brückenbaues über, welcher, wenn auch viel zu großartig, um noch als eine
                              										„Probe“ betrachtet werden zu können, doch immer nur ein
                              									Vorläufer der noch viel größern Britannia-Brücke ist. Wir meinen die
                              									Röhrenbrücke über die Conway-Bucht an der Westküste von Wales.
                           Die im Bau begriffene Eisenbahn von Chester (in England) nach Holyhead (auf Anglesea)
                              									berührt bei dem Städtchen Conway den gegen 1 engl. Meile tief eingeschnittenen
                              									Meerbusen gleichen Namens, welcher theils der Stadt, theils der Terrainverhältnisse
                              									wegen an einer Stelle 
                              									von 394 Fuß Breite nach dem neuen System zu überbrücken beschlossen ward. Auf die
                              									vorangegangenen befriedigenden Resultate aller kleineren Versuche bauend, wurde die
                              									Ausführung dieser Röhrenbrücke muthig begonnen und so schnell gefördert, daß die
                              									Aufstellung schon im vergangenen Frühjahr erfolgen konnte, und später, im Laufe des
                              									Sommers, haben dann die Versuche und Probefahrten im Innern des Rohres
                              									stattgefunden. Dieselben haben so überaus befriedigende Resultate geliefert, daß die
                              									Unternehmung als durchaus gelungen betrachtet werden darf, und aller zukünftige
                              									Brückenbau, nicht allein rücksichtlich des Britannia-Viaducts, sondern auch
                              									ganz im Allgemeinen für jeden Architekten, hat dadurch einen mächtigen Fortschritt
                              									zur weiteren Vollkommenheit auf eine Weise gethan, die jeder Bedenklichkeit, jedem
                              									Zweifel den Boden entwindet und die Schranken der Architektur um ein Beträchtliches
                              									zurückweichen macht vor dem schaffenden Geiste des Menschen.
                           Da die Ehester-Holyhead-Eisenbahn für zwei Geleise eingerichtet wird,
                              									ein einziges Rohr aber stets einer einseitigen Belastung
                              									unterworfen seyn würde, wenn die Züge auf dem einen oder andern Bahngeleise
                              									hindurchrollen, so hat sich als das Oekonomischere der Bau von zwei besonderen
                              									Eisenröhren ergeben, die auf den gemeinschaftlichen Uferpfeilern parallel neben
                              									einander liegen. Was sonach in unserer Beschreibung die Construction und Aufstellung
                              									des einen Brückenrohrs betrifft, bezieht sich in seinem ganzen Umfange auch auf das
                              									zweite, dessen völlige Beendigung und Errichtung noch erfolgen soll.
                           Die Arbeiten bei dieser Ueberbrückung zerfallen ihrer Natur nach in drei wesentlich
                              									von einander verschiedene Theile: die Anfertigung des
                              									eisernen Rohres, die Versetzung desselben von dem
                              									Anfertigungsorte an die Baustelle, und die Erhebung
                              									desselben bis zum Niveau des Eisenbahndammes. Wir werden diese Abtheilungen der
                              									leichteren Uebersicht wegen auch in unserer Beschreibung beibehalten.
                           Die Anfertigung des eisernen
                                 									Rohres.
                           Die ganze Länge desselben beträgt 412 Fuß, einschließlich jener 8 Fuß an jedem Ende,
                              									mit denen es im Mauerwerk der Brückenpfeiler aufliegt. Außen an den Enden ist
                              									dasselbe 22¼ Fuß hoch, in der Mitte dagegen 25½ Fuß. Die lichte Höhe
                              									im Innern ist 18½ Fuß am Ende und 19¾ Fuß in der Mitte. Die äußere
                              									Breite des ganzen Rohres beträgt 14 Fuß.
                           Fig. 1 unserer
                              									Zeichnung gibt in A die äußere Ansicht einer Seitenwand
                              									des Rohres; jede derselben ist aus walzeisernen Platten von 8 und resp. 4 Fuß Länge
                              									und 2 Fuß Breite fest zusammengenietet. Diese  Blechplatten haben gegen die Mitte des Rohrs (in seiner
                              									Länge gemessen) eine Dicke von ½ während sie gegen die beiden Enden hin sich
                              									allmählich verstärken und bis auf ⅝ zunehmen. Die Vereinigung der einzelnen
                              									Platten wurde nicht durch gewöhnliches Uebereinandernieten bewirkt, sondern durch
                              									ein an der inneren und äußeren Seite aufgenietetes
                              										„Doppelwinkeleisen“, in der Weise wie Fig. 5 es andeutet.
                              									Hiedurch wurde sowohl eine angemessene Steifigkeit in die Seitenwandung gebracht,
                              									als auch die tragende Eisenmasse in eine einzige verticale Ebene gelegt.
                           Die obere und untere Wandung des Rohres empfing noch eine weitere Verstärkung, welche
                              									man in dem Querdurchschnitt Fig. 2 erkennt; dieselbe
                              									besteht an der oberen Seite aus einer Anzahl der ganzen Länge nach fortlaufenden 21
                              									Zoll hohen Rippen von ½ bis ¾ Zoll starkem Walzeisen, welche durch
                              									gewalztes Winkeleisen, entsprechende Unterlagsstreifen und gewöhnliche Nieten, mit
                              									einer zweiten Deckplatte fest verbunden, eine Art kleinerer Röhren A, b, A, b bilden. Die untere Wandung erhielt zwar eine
                              									geringere Anzahl solcher Rippen, dafür aber auch doppelte Böden und Deckplatten auf
                              									der ganzen Länge des Rohrs, und dieselbe innige Verbindung aller Eisenplatten durch
                              									auf beiden Seiten angenietetes Eckeisen. Hiedurch bildeten sich in gleicher Weise
                              									wie oben die unteren Röhren A, c, A, c.
                           Nachdem wir hier in der Kürze die Bauart des Rohres angegeben haben, und die übrigen
                              									Theile der Zeichnung für eine spätere Erklärung uns vorbehalten, berichten wir, daß
                              									das dergestalt projektirte Rohr aus den einzelnen, vorher gehörig zugeschnittenen
                              									und gleichmäßig gelochten Platten und Winkeleisen unmittelbar an der Seeküste und
                              									nicht weit von der zu überbrückenden Stelle zusammengenietet wurde, wie dieß beim
                              									Bau größerer Kesselschmiedarbeiten und besonders von eisernen Schiffen immer der
                              									Fall ist. Zu diesem Zweck war ein starkes Gerüst angemessen erbaut und sammt der
                              									Uferstelle so eingerichtet, daß an sechs in der Länge des ganzen Rohrs gleichmäßig
                              									vertheilten Orten große, flache Schiffsgefäße, von 500 Tonnen Tragfähigkeit jedes,
                              									bei niederm Wasserstande bequem untergeführt werden konnten.
                           Ehe indessen das beendete Rohr von dem Bauplatze entfernt wurde, mußten seine beiden
                              									Enden sowohl für die Auflage im Brückenpfeiler, als auch besonders für die
                              									vorzunehmende Hebung angemessen verstärkt werden. Für ersteren Zweck geschah dieß,
                              									als das Rohr theilweise noch nicht geschlossen war, durch Annieten von gußeisernen
                              									Verstärkungen A, d, A, d, Fig. 1, 2 und 3, welche eben so lang
                              									gemacht wurden, als das Rohr aufliegen sollte. Um dagegen das Rohr seiner Zeit
                              									sicher angreifen  und
                              									heben zu können, wurde eine Art gußeiserner Ausfütterung, ebenfalls auf die Länge
                              									von 8 Fuß angebracht, deren Einrichtung wir aus Fig. 2 entnehmen. Sie
                              									besteht nämlich aus A, e, Querlagern, welche mit den
                              									Verstärkungen A, d fest verbolzt wurden, und deren
                              									Mitten nur 2 Fuß von einander entfernt liegen. Gegen sie und gegen die Verstärkungen
                              										A, d wurden aber auch die Seitenwände A, f fest verbolzt, und diese unter sich wieder durch
                              									die eisernen Deckbalken A, g, A, g verbunden, so daß das
                              									Ganze einen in sich und mit dem Rohre fest vereinigten Körper bilden mußte. In den
                              									Seitenwänden A, f waren zugleich in angemessenen
                              									Entfernungen passende Einschnitte reservirt, um die Tragbalken A, h, A, h, Fig. 2 und 3, anbolzen und festkeilen
                              									zu können.
                           Nachdem das Rohr auf diese Weise vollendet und die Brückenpfeiler zur Aufnahme
                              									desselben gehörig vorbereitet waren, wurde zur
                           
                              Versetzung des Rohres
                              
                           geschritten. Sowie die zunehmende Ebbe es erlaubte, wurden die
                              									oben erwähnten sechs Schiffe unter das Rohr geführt, und die nächstfolgende Fluth
                              									hob es sanft und gleichmäßig von seinem Balkengerüste ab, so daß das Ganze nur einen
                              									einzigen, ruhig schwimmenden Körper bildete. So auf dem Wasser dahintreibend, wurde
                              									es ohne Mühe und Zeitaufwand an die eigentliche Baustelle und in seine richtige
                              									Lage, obwohl viel tiefer, gebracht, und dort, wieder mit der zunehmenden Ebbe, ohne
                              									alle gewaltsamen Erschütterungen niedergelegt.
                           Nachdem dieß auf so höchst bewunderungswürdig einfache und sinnreiche Art glücklich
                              									bewirkt worden war, mußte nun schließlich zur
                           
                              Erhebung des Rohres
                              
                           und zum Untermauern desselben, sowie zum Fertigmachen der
                              									Pfeiler geschritten werden.
                           In ziemlich genauer Uebereinstimmung mit dem Voranschlage hatte sich durch die
                              									einzeln zur Ablieferung und Verwendung kommenden Eisenquantitäten das Gesammtgewicht
                              									des Rohres auf die ungeheure Summe von 26,000 Cntr. gestellt. Einen so schweren
                              									Körper auf die sonst wohl übliche Weise durch Schrauben oder ähnliche mechanische
                              									Hülfsmittel zu heben, wäre nicht allein ein ungemein theures und vielen Zeitaufwand
                              									beanspruchendes Unternehmen gewesen, namentlich da man nur die beiden kurzen Enden
                              									am Ufer dafür hätte verwenden können, während die Mitte, der unbeständigen
                              									Wasserfläche wegen, gar nicht zu benutzen war, sondern auch theilweise gänzlich
                              									unausführbar, da die Räume, wo die  Winden möglicherweise hätten angesetzt werden können,
                              									viel zu beschränkt dafür waren und wenn irgend möglich frei bleiben sollten zum
                              									successiven Höhermauern des Pfeilers. Unter diesen Umständen entschloß man sich, den
                              									Hebapparat über dem Rohr auf den um so viel zu erhöhenden
                              									Brückenpfeiler anzulegen, und wählte als das billigste und vortheilhafteste Mittel
                              									zum Heben dieses enormen Gewichtes den hydraulischen
                                 										Druck.
                           Dem Hebapparat zur Basis dienen zunächst zwei starke gußeiserne Unterlagen A, i; quer über diese wurden erst die langen Träger A, k, und dann die kürzeren A,
                                 										I gelegt; auf diese letzteren kam nun der eigentliche Träger A, m zu stehen, welcher den hydraulischen Druckcylinder
                              									umschließen und tragen sollte. Der Cylinder, dessen inneren und äußeren Durchmesser
                              									wir besonders in Fig. 3, dem Durchschnitt, deutlich erkennen, erhielt das zum Heben
                              									erforderliche Wasser durch das ⅜ Zoll weite kupferne Injectionsrohr A, p, das dicht bei seiner Mündung in den Cylinder, noch
                              									mit einem besonderen, auf der Zeichnung nicht angegebenen Ventile ausgestattet war,
                              									zur Sicherheit für den möglichen Fall, daß das Rohr reißen oder undicht werden
                              									könnte. In dem 18⅜ Zoll weiten Cylinder bewegte sich nun der Preßkolben A, o, auf dessen oberem Ende wieder der Querbalken A, q sicher aufgesetzt war. Dieser Querbalken empfing
                              									eine Art Führung durch die schmiedeisernen Säulen A, r,
                              									die einestheils im Cylinder A, n und oben in einem
                              									besonderen Querbalken A, s angemessen befestigt
                              									waren.
                           An den so eingerichteten Hebapparat wurde nun die zu hebende Last auf folgende Weise
                              									angehängt. Der Querbalken A, q hatte an jeder Seite,
                              									außerhalb der führenden Säulen, hinreichend weite, flache, verticale Löcher; über
                              									jedem derselben befand sich eine Art Zange, welche, aus Kurbel, verzahnten Rädern,
                              									linken und rechten Schraubenspindeln und zwei starken Becken bestehend, gegen die
                              									Köpfe (A, o) der mehrfach zusammengesetzten
                              									Schienenketten fest angedrückt und so zum unwandelbaren Aufhängungsmittel gemacht
                              									werden konnte. Weiter unten, unmittelbar über dem Träger A,
                                 										I befand sich noch eine zweite Zange A, t,
                              									genau derselben Art. Die Schienenkette, welche auf ihrer ganzen Länge abwechselnd
                              									aus 7 und 8 Stück flachen Eisenstangen von 6 Fuß Länge, 7 Zoll Breite und 1¼
                              									Zoll Dicke bestand, befestigte sich mit ihrem Kopfe B
                              									gegen den oberen Tragbalken A, h, und ging dann mit
                              									verringerter Zahl Kettenschienen herunter bis zum zweiten Tragbalken, wo sie sich
                              									mit dem untersten Kopfe, B, d einhängte.
                           Die Pumpwerke, welche an jedem der beiden Ufer zur Ingangbringung dieser kolossalen
                              									Apparate erforderlich waren, wurden durch  zwei besondere Dampfmaschinen in Bewegung gesetzt, welche
                              									auf den Pfeilern an den für das zweite Rohr reservirten Stellen sehr passenden Platz
                              									fanden. Jede dieser Dampfmaschinen hatte einen Cylinder von 17 Zoll Durchmesser und
                              									16 Zoll Hub, durch dessen Kolben zwei Druckpumpen in Bewegung gesetzt wurden von 16
                              									Zoll Länge und 1 1/16 Zoll Durchmesser.
                           Die Höhe, auf welche das Rohr mittelst dieser Vorrichtungen gehoben werden mußte,
                              									betrug etwas mehr als die Länge von 4 Kettengliedern, daher etwa 4½ Fuß. Dieß
                              									wurde nun auf folgende Weise bewerkstelligt. Mit den Zangen A, t wurde zunächst der oberste Kopf von allen Ketten festgespannt,
                              									während die unteren Zangen A, u weit geöffnet waren, so
                              									daß der zweite Kopf frei hindurch gehen konnte. Die Pumpen begannen hierauf zu
                              									spielen und hoben das Rohr allmählich so hoch, daß der dritte Kettenkopf über der
                              									unteren Zange sich befand; diese Höhe erreicht, wurde diese Zange geschlossen, die
                              									obere dagegen geöffnet, und da das Gewicht jetzt nicht mehr an dem Preßkolben hing,
                              									sondern von den untern Zangen getragen wurde, so durfte das Wasser aus dem Cylinder
                              									abgelassen und der Kolben in seiner anfänglichen Stellung 6 Fuß tief herunter
                              									gelassen werden. Hiedurch kam aber die obere Zange unter den zweiten Kettenkopf zu
                              									stehen; dieser ward nun auf gleiche Weise wie der oberste eingespannt, der dritte
                              									dagegen losgelassen und dasselbe Spiel wie vorher wiederholt, und so fort bis das
                              									Rohr hoch genug gehoben war.
                           Das beschriebene Verfahren war so glücklich erdacht und mit so vielem Erfolge und
                              									ohne allen Unfall angewendet, daß wenn die Action des Rohrhebens die einzige Arbeit
                              									dabei gewesen wäre, man kaum 2 Stunden ununterbrochener Arbeit bedurft haben würde,
                              									um die erforderliche Höhe von 24½ Fuß zu erreichen. Gleichzeitig mit dem
                              									Höhersteigen des Rohrs mußte aber auch der Lagerplatz im Brückenpfeiler an jedem
                              									Ende nachgemauert werden, und diese 24 Fuß hohen, 8 Fuß langen und 14 Fuß breiten
                              									Mauerwerke erforderten 4 Tage zu ihrer völligen Beendigung, in welchen aber noch die
                              									Zeit mitbegriffen ist, welche zur Aufstellung von beweglichen Trag- und
                              									Hängewerken erforderlich war, deren ausführliche Beschreibung wir nicht übergehen
                              									dürfen.
                           Bei einem eisernen Rohr von 412 Fuß Länge mußte nämlich die gebührende Rücksicht auch
                              									auf die Ausdehnung durch die Wärme genommen werden. Die Differenz der Längen dieses
                              									Rohrs, bei strenger Winterkälte und großer Sommerhitze gemessen, beträgt in diesem
                              									Falle nach genauer Rechnung nicht weniger als 8½ Zoll. Damit sich nun jedes
                              									Ende 4¼ Zoll bequem hin- und herbewegen könne, wurde dasselbe  auf eine Art Walzwerk
                              									gelegt, dessen Einrichtung aus den Fig. 1, 2 und 3 deutlich entnommen
                              									werden kann.
                           Unmittelbar auf das Mauerwerk wurde, zuerst eine eichene, 3 Zoll dicke Holzbedielung
                              										B, c gelegt, damit die Last auf einem einigermaßen
                              									nachgiebigen, sanft tragenden Körper ruhe. Auf diese kam an jeder Seite eine
                              									gußeiserne, 4 Zoll starke und 6 Fuß breite Platte B, d
                              									mit angemessenen Rändern; auf jeder derselben bewegte sich alsdann ein besonderer
                              									eiserner Nahmen B, e, der 12 Paar schmiedeiserne Walzen
                              									enthielt und mit einer zweiten Gußplatte B, f bedeckt
                              									war. Auf dieser Platte B, f liegen nun die Enden des
                              									Rohres und werden sich nach den Forderungen der Temperatur ihre angemessenste Lage
                              									selber suchen.
                           Um aber diesen Walzen nicht gar so viel Last zu geben und auch sonst wohl dem Rohr zu
                              									Hülfe zu kommen, daß es sich besser trage und die obere Wandung nicht zu schwer auf
                              									die Seitenwände drücke, wurde noch eine Art bewegliches Hängewerk angewendet, dessen
                              									Basis die miteingemauerten Träger B, g bilden. Ueber
                              									diesen Trägern, deren Zahl aus den uns vorliegenden Plänen und Materialien leider
                              									nicht ersichtlich ist, liegen lange, mit einer glatten Hohlkehle versehene
                              									gußeiserne Betten, in welchen, durch einen schmiedeisernen Rahmen geführt, auf jeder
                              									Seite sechs messingene Kugeln von 6 Zoll Durchmesser laufen. Diese Kugeln sind mit
                              									der ebenfalls hohl ausgekehlten Schiene B, k bedeckt,
                              									auf welcher dann die starken Querbalken B, I ruhen.
                              									Solcher Querbalken sind ebenfalls sechs, und an jedem Ende derselben ist das
                              									viereckige Rohr mittelst der stach angenieteten Schrauben B,
                                 										m getragen. Durch stärkeres oder schwächeres Anziehen der Schraubenmuttern
                              									kann sonach das Gewicht des Rohres auf die oben und unten tragenden Walzen
                              									angemessen vertheilt werden.
                           Wir zweifeln keinen Augenblick, daß es allen technisch gebildeten Lesern dieses
                              									Journals wahrhafte Freude gemacht haben dürfte, in der Construction der
                              									Conway-Brücke und der genialen Weise ihrer Ausführung so vielfache schöne
                              									Ideen kennen zu lernen.
                           Mit gebührender Rücksicht auf die weiteren Fortschritte dieser in mehr als einer
                              									Beziehung hochwichtigen Unternehmungen, werden wir auch ferner unsere Leser auf das
                              									vollständigste davon benachrichtigen, und sind überzeugt, daß dieses Vorführen
                              									großartiger Unternehmungen nur heilsam zurückwirken könne auf die industrielle
                              									Entwickelung des eigenen Vaterlandes.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
