| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. , S. 151 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Terresinschwellen für Eisenbahnen; vom Erfinder Fr. Busse, bevollmächtigter Betriebsdirector der
                              									Leipzig-Dresdener Eisenbahn.
                           In meinen Circularen vom 10. Junius und 20. October 1847Man vergl. polytechn. Journal Bd. CV S. 232. habe ich
                              									versprochen, von Zeit zu Zeit über die Versuche zu berichten, welche mit den von mir
                              									erfundenen Terresinschwellen für
                              									Eisenbahnen angestellt worden sind.
                           Ich habe in dem zweiten Circular gesagt, daß die damals schon vorliegenden Ergebnisse
                              									mich berechtigen, die in meinem ersten vom 10. Jun. 1847 ausgesprochenen Erwartungen
                              									als völlig erreichbar zu betrachten.
                           
                           Dasselbe kann ich nur wiederholen und bestätigen, obwohl ich weit entfernt bin zu
                              									glauben, daß diese für das Eisenbahnwesen so unermeßlich wichtige Angelegenheit
                              									jetzt schon auf der höchsten Stufe der Vollkommenheit stehe. Vielmehr hat in Folge
                              									der bisherigen Erfahrungen die Fabrication dieser Schwellen schon manche
                              									Verbesserungen erfahren und wird deren ferner noch erhalten können.
                           In der Hauptsache aber steht fest, daß an dem völligen Gelingen durchaus nicht zu
                              									zweifeln ist, und daß die von mir angedeuteten, allerdings kolossalen Vortheile für
                              									die Eisenbahnverwaltungen zu erreichen sind. Ich darf diese Vortheile zu 1500 bis
                              									3000 Thlr. per Meile jährliche Ersparniß gegen die bisherigen Unterhaltungskosten füglich
                              									anschlagen. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß bei den Terresinschwellen wegen
                              									ihrer großen Auflagerungsfläche und ihrer Schwere das sogenannte Nachstopfen oder
                              									Justiren gar nicht erforderlich scheint, wodurch eine bedeutende Summe an den Unterhaltungskosten zu ersparen seyn wird, die bei
                              									vorstehender Angabe gar nicht in Anrechnung gebracht ist
                           Die Wichtigkeit der Sache an sich ist nicht zu verkennen, und ich wiederhole deßhalb
                              									auch mein Anerbieten, hieher entsendete Arbeiter in Allem genau unterrichten zu
                              									wollen, was ich selbst in dieser Angelegenheit erfahren und demgemäß verändert oder
                              									verbessert habe.
                           Bis jetzt hat erst eine einzige Bahnverwaltung einen Arbeiter zum Unterricht mir
                              									zugesendet.
                           Außerdem scheint man von dieser wahrhaften Lebensfrage der Eisenbahnen noch wenig
                              									oder gar nicht Notiz genommen zu haben, wohl aber hat man mich vielfältig gefragt:
                              									warum ich nicht erst längere Erfahrungen abgewartet habe,
                              									bevor ich den Gegenstand der Oeffentlichkeit übergeben? Diese bekannte
                              									Lieblingsfrage der leidigen Schwerfälligkeit beantwortet sich leicht selbst,
                              									besonders wenn man bedenken will, daß gerade diese Erfahrungen nur durch öffentliche
                              									Versuche zu erlangen sind, und ich deßhalb leicht die Priorität meiner Erfindung
                              									hätte verlieren können (wie Beispiele genug vorliegen), wenn ich solche nicht gleich
                              									anfänglich der Oeffentlichkeit und Ehrenhaftigkeit der Eisenbahnverwaltungen und wer
                              									sonst davon Nutzen ziehen mag, übergeben hätte, wie es auch von mir geschehen
                              									ist.
                           Patentschutz habe ich nur in Sachsen und Oesterreich nachgesucht und erhalten.
                              									Solchen in den übrigen 36 deutschen Staaten besonders nachzusuchen, ist in jeder
                              									Beziehung zu abschreckend, und ich habe deßhalb vorgezogen, der Oeffentlichkeit mein
                              									Eigenthum unter öffentlich ausgesprochenen Bedingungen
                              									anzuvertrauen.
                           Die in die Bahn verlegten Terresinschwellen haben sich zum Theil gut gehalten, zum
                              									Theil haben sich an denselben einige in der Fabrication begründete und leicht zu
                              									beseitigende Mängel in mechanischer Beziehung gezeigt, wie es in der Natur der Sache
                              									liegt. Auf den ersten Hieb fällt kein Baum.
                           Die nach späteren Erfahrungen und Verbesserungen fabricirten Schwellen haben noch
                              									keine Spur mechanischer Zerstörung gezeigt. Sollten sich dergleichen etwa dennoch
                              									zeigen, so sind auch die Mittel vorhanden, sie zu beseitigen. Von Zerstörung durch
                              									Fäulniß oder durch atmosphärische Einflüsse kann natürlich nicht wohl die Rede
                              									seyn.
                           Die ebengedachten Mängel, die ich mit einer der großen Wichtigkeit des Gegenstandes
                              									angemessenen Aufmerksamkeit beobachtete, sind nur mechanische und von um so
                              									geringerer Bedeutung, als solche überdieß und hauptsächlich nur in der
                              									Ungeschicklichkeit der Arbeiter begründet waren, wovon ich aufs vollständigste und
                              									namentlich dadurch mich überzeugen konnte, daß ich bei genauer Untersuchung fand,
                              									daß, früheren Erfahrungen entgegen, die Verbindung der Terresinmasse mit den
                              									Holztheilen theilweise sich mangelhaft zeigte, was nur durch erwiesene
                              									Nachlässigkeit der Arbeiter entstanden war, denn bei den älteren, von mir selbst
                              									angefertigten Schwellen zeigt sich diese Verbindung vollkommen fest und
                              										haltbar.Durch Anführung dieses Umstandes habe ich nur beweisen wollen, wie
                                    											gefaͤhrlich es ist, Sich durch mißlungene Versuche oder durch
                                    											mißliebige Bemerkungen von weiterer Fortsetzung derselben abyalten zu
                                    											lassen. Wie oft und werthvolle Entdeckungen aus Mangel an Beharrlichkeit
                                    											oder durch entmuthigende Einflüsse untergegangen.
                           
                           In Folge dieser gemachten Erfahrungen, zugleich aber auch um den gedachten
                              									Nachlässigkeiten vorzubeugen, habe ich
                           1) die Zusammensetzung des Terresin durch einige Zusätze bedeutend verbessert;
                           2) den Holztheilen eine zweckmäßigere Construction gegeben;
                           3) die Verbindung der Holztheile in sich und mit der Masse mehr gesichert und
                           4) die Schwellen überhaupt massenhafter, d. h. breiter und schwerer gemacht, da
                              									dieses in jeder Beziehung als vortheilhaft sich zeigt.
                           Von der Beschaffenheit der Materialien und deren nach ihren Qualitäten zu
                              									ermittelnden richtigen Mischungsverhältnissen, sowie von den gehörigen
                              									Manipulationen bei Anfertigung der Schwellen hängt das Gelingen ab. Es ist deßhalb
                              									um so mehr zu wünschen, daß die Bahnverwaltungen, welche sich für diesen
                              									belangreichen Gegenstand interessiren, Arbeiter hieher senden, um die Materialien,
                              									die Art der Schmelzung, die Anlage der Feuerung, die Anfertigung der Formen, die
                              									Füllung derselben, die Werkzeuge und alle Eigenthümlichkeiten der Fabrication durch
                              									die Arbeit selbst kennen zu lernen. Ein ganz gewöhnlicher Handarbeiter bedarf nur
                              									einige Tage, um Alles vollkommen zu begreifen. Dieser Weg ist sicher und auch der
                              									wohlfeilste.
                           In Bezug auf die formen und die Fabrication überhaupt beziehe ich mich auf meine
                              									früheren Circulare, überdieß aber will ich noch eine möglichst specielle
                              									Beschreibung hier folgen lassen, über die Verfahrungsweise, welche ich jetzt bei
                              									Anfertigung der Terresinschwellen in Anwendung bringe. Außerdem gebe ich auch die
                              									hiesige Kostenberechnung über 100 Stück Terresinschwellen von 18 Zoll Breite, nach welcher jeder Sachverständige sich
                              									leicht eine Calculation nach seinen örtlichen Verhältnissen aufstellen kann, wobei
                              									jedoch wohl zu berücksichtigen ist, daß die hier berechneten Schwellen von einer
                              									Breite sind, wie sie in Holz gar nicht oder doch nur mit einem enormen
                              									Kostenaufwande anzuschaffen seyn würden. Welchen Werth aber Schwellen von solcher
                              									Breite für die Stabilität der Fahrgeleise haben und welche Vortheile daraus für die
                              									Unterhaltung der Bahn, der Maschinen, der Wagen und sonst in jeder Beziehung
                              									entspringen, darüber ist wohl keine weitere Erläuterung erforderlich.
                           Bei Anfertigung der Schwellen verfahre ich wie folgt:
                           Eine Pfanne von starkem Eisenblech. 8 Fuß lang, 2 Fuß breit und 1 Fuß tief, wird so
                              									eingemauert, daß der Boden derselben nicht unmittelbar vom Feuer berührt wird, damit
                              									die Masse während der Mischung mit dem Kies nicht theilweise zu heiß oder verbrannt
                              									und dadurch spröde und schlecht werde. Man erlangt das durch eine Unterlage von
                              									Ziegelsteinen, die zugleich die Feuerzüge bildet, auf welche die Pfanne gesetzt
                              									wird. Wenn die Ziegel einmal durchhitzt sind, gebraucht man nur wenig Feuerung, um
                              									die Pfanne immer in gleichmäßiger Hitze zu erhalten.
                           Wenn vier bis sechs Mann mit zwei oder drei solchen
                              									Pfannen arbeiten, so wird die Fabrication um so wohlfeiler, denn während ein Theil
                              									der Arbeiter die fertige Masse in die Formen schlägt, bereiten die übrigen neue
                              									Portionen in den andern Pfannen.
                           Das Holzgerippe wird, die obere Seite nach unten, in die Form festgeschraubt oder
                              									festgekeilt, damit dasselbe während des Einstampfens der Masse nicht aus der Lage
                              									gerückt wird oder emportritt, wodurch die Oberfläche der Holzköpfe unrichtig in der
                              									Masse stehen und die Schiene eine falsche Lage erhalten würde.
                           Die Masse wird ganz heiß aus der Pfanne in die Form nach und nach eingeschüttet, mit
                              									schweren eisernen Spaten überall an die Holztheile festgestoßen und nach völliger
                              									Füllung mit schweren Stampfen dicht und glatt geschlagen. Man kann auch die Schwelle
                              									in der Mitte weniger hoch und dafür an den beiden Köpfen um so höher machen, was
                              									auch eine von den vielen Verbesserungen ist, die diese Fabrication noch erfahren
                              									wird.
                           Die Erfahrung hat gelehrt, daß es gut ist die Schwelle möglichst lange in der Form zu
                              									lassen, um auszukühlen; es ist deßhalb räthlich, eine genügende Anzahl Formen
                              									anzuschaffen, was übrigens wenig kostet.
                           Nachdem die Schwelle erkaltet und aus der Form geworfen worden ist, wird die
                              									Oberfläche der Holzköpfe nochmals mit heißer Terresinmasse (ohne Kies), die mit
                              									etwas Theer, Oel und Harz verdünnt ist, überstrichen, um jede Einwirkung der Luft
                              									abzuhalten. Alsdann lasse ich solche mit Kalk weiß anstreichen, um die Einwirkung
                              									der Sonnenhitze von denselben abzuhalten, bis sie in die Erde gelegt werden.
                           
                           Die Formen werden aus Holz angefertigt und mit Eisen beschlagen. Ich habe jetzt
                              									dergleichen aus Kesselblech anfertigen lassen, die mit Aussparungen von Holz
                              									außerordentlich gute Dienste thun und unverwüstlich erscheinen.
                           Die Befestigung der Schienen oder Schienenstühle geschieht mit Schrauben, wie ich in
                              									meinem ersten Circular schon angegeben habe. Diese Schrauben haben sich sehr gut
                              									gehalten; jetzt lasse ich solche auch vorher verzinken, wodurch sie für immer gegen
                              									den Rost geschützt sind. Meine sehr einfache und wohlfeile Methode der Verzinkung
                              									des Eisens theile ich gern Jedem mit, dem damit gedient ist, doch ist diese
                              									Verzinkung nicht durchaus nöthig, denn die seit länger als einem Jahre in der Bahn
                              									liegenden unverzinkten Schrauben lassen sich sehr leicht ausziehen. Diese
                              									eigenthümlich geschnittenen Befestigungsschrauben liefert gut und billig die Fabrik
                              									von Funcke und Hueck in Hagen
                              									in Westphalen, auf Verlangen auch verzinkt nach meiner
                              									Methode, die ich denselben mitgetheilt habe.
                           Nach der Befestigung der Schienen lasse ich nochmals nachsehen, ob irgend eine
                              									Spaltung oder Verletzung der Holzköpfe stattgefunden, und solche in diesem Falle mit
                              									etwas verdünnter Masse verstreichen. Uebrigens hat sich diese Nothwendigkeit noch
                              									niemals gezeigt, da die Schraube in der Regel das Bohrloch vollkommen verschließt
                              									und eine Spaltung des Holzes nur in ganz besondern Fällen eintritt. Jedenfalls aber
                              									ist es, wenn auch nicht nöthig, doch recht gut, die Holzköpfe auf diese Weise mit
                              									verdünntem Terresin zu verstreichen.
                           Noch habe ich eines Versuchs zu erwähnen, nach welchem, wie es scheint, die Lage der
                              									Schienen auf den Schwellen ganz ungemein gewinnt. Ich
                              									habe nämlich ein kleines, mit verdünntem Terresin überstrichenes Stückchen Brett von
                              									etwa ½ Zoll Dicke, in der Breite der Schwelle und 8 bis 12 Zoll lang, auf die
                              									Stelle gelegt, wo die Schiene oder der Schienenstuhl angebracht wird, die Schiene
                              									darauf gebracht und mittelst der Schraube mit dem Holzkopfe verbunden. Diese dünne
                              									Holzunterlage bildet gleichsam ein Bett für die Schiene, äußert einen auffallend
                              									wohlthätigen Einfluß auf den sanften Gang der Wagen, schützt nebenbei die Schwelle
                              									und dürfte sich durch Verminderung der Reparaturkosten an Maschinen und Wagen, an
                              									den Schienenstößen und Schwellen reichlich bezahlt machen. Die Kosten dafür betragen
                              									½ bis höchstens 1 Neugr. per Schwelle, und ich
                              										kann diese Verfahrungsweise sehr empfehlen.
                           Herstellungskosten in Leipzig von 100
                              										Stück Terresinschwellen.
                           
                              
                                 
                                 A. Die
                                       												Holzgerippe von Brettern und Latten:
                                 
                              
                                 32
                                 Bretter 18′ lang, 3″ breit und 1″ dick à 2½ Ngr
                                 2
                                 Thlr.
                                 20
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 25
                                 Bretter 18′ lang, 6″ breit und 1″ dick à 5 Ngr.
                                 4
                                 Thlr.
                                 5
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 400
                                 Latten 7′ lang 1″ Quadrat à
                                    											½ Ngr.
                                 6
                                 Thlr.
                                 20
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 13
                                 Thlr.
                                 15
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 B. Terresinmasse
                                 56
                                 Thlr.
                                 5
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 C. Diverse:
                                 
                              
                                 Feuermaterial
                                 4
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 Nägel
                                 1
                                 Thlr
                                 —
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitslohn à 3 Ngr. per Schwelle
                                 10
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 15
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 84
                                 Thlr.
                                 20
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 D. Ausbedungenes Honorar von 2½ Sgr. per
                                    											Schwelle laut meinem Circular vom 10. Juni 1847:
                                 
                              
                                 a)
                                 für die Unterstützungscassen oder Pensionsfonds der das Honorar zahlenden
                                    											Eisenbahnverwaltung 20 Proc. von 2½ Sgr. oder 5 Pfennige pro Schwelle
                                 1
                                 Thlr.
                                 20
                                 Ngr.
                                 —
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                              
                                 b)
                                 für die Unterstützungscasse der Leipzig-Dresdener Eisenbahn 5 Proc.
                                    											oder 1¼ Pfg.
                                 —
                                 Thlr.
                                 12
                                 Ngr.
                                 5
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 c)
                                 für meinen Antheil 75 Procent von 2½ Ngr. oder 18¾
                                    											Pfg.
                                 6
                                 Thlr.
                                 7
                                 Ngr.
                                 5
                                 Pfg.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 8
                                 Thlr.
                                 10
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 93
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 E. Insgemein:
                                 
                              
                                 für
                                 Abnutzung der Formen und Werkzeuge und sonstige zufällige
                                    											Ausgaben, um eine runde Summe zu machen
                                 7
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Totalsumme für 100 Schwellen
                                 100
                                 Thlr.
                                 —
                                 Ngr.
                                 
                              
                           Also höchstens 1 Thlr. für eine Schwelle, welche 8 Fuß lang, 18 Zoll am Fuße und 12
                              									Zoll oben breit und 6 Zoll hoch ist. Eine Schwelle von Eichenholz in gleichen
                              									Dimensionen will man hier nicht für 2½ Thlr. liefern.
                           
                        
                           Ueber den Heber, von Person.
                           Einen Heber zu construiren, welcher nachzieht, wenn man die Flüssigkeit auslaufen
                              									läßt welche bloß den langen Schenkel füllt, ist ein gewöhnliches Problem, dessen
                              									Lösung man aber nirgends findet. Peclet gibt davon eine
                              									Lösung in seinem Traité de Physique, welche unrichtig
                              									ist; indem er mit a, b, c die Längen der drei Schenkel des Hebers bezeichnet,
                              									wovon einer horizontal ist und die zwei anderen vertical, findet er für die Länge,
                              									welche das Nachziehen der Flüssigkeit bewirken kann,
                           c > 2a + b.
                           Man kann mittelst Quecksilber leicht den Irrthum nachweisen, nämlich einen Heber
                              									construiren, welcher die vorhergehende Bedingung erfüllt und nicht nachzieht. Die
                              									wahre Bedingung des Nachziehens ist
                           c > a + Textabbildung Bd. 110, S. 155
                           worin H die Höhe der Flüssigkeit
                              									bezeichnet, welche dem atmosphärischen Druck das Gleichgewicht hält. (Comptes rendus, Septbr. 1848, Nr. 13.)
                           
                        
                           Ueber die Probe einer Kanone aus geschmiedetem Eisen; von Jobard.
                           Man hat unlängst zu Brüssel eine Sechspfünder-Kanone aus geschmiedetem Eisen
                              									probirt, von welcher man glaubte, daß sie viel dauerhafter seyn müsse als die
                              									Kanonen aus Gußeisen und noch mehr als diejenigen aus Bronze; es hat sich aber bei
                              									der Probe das Gegentheil herausgestellt.
                           Mit Ausnahme des wissenschaftlich gebildeten Directors der k. Gießerei glaubte
                              									Jedermann, daß das geschmiedete Eisen in allen Fällen eine größere Zähigkeit und
                              									Sicherheit darbieten müsse als die geschmolzenen Metalle. Die Kanone widerstand aber
                              									den gesetzlich vorgeschriebenen Proben für gußeiserne Kanonen keineswegs, sie
                              									zersprang beim 52sten Schuß mit einer Ladung von 6 Pfd. Pulver und 6 Kugeln. Wegen
                              									der Zähigkeit des geschmiedeten Eisens hätte man vermuthen sollen, daß sie nur
                              									zerreißen würde, sie verhielt sich aber im Gegentheil wie eine gußeiserne Kanone und
                              									zersprang in neun Stücke, welche die krystallinische Textur des Gußeisens zeigten,
                              									obgleich die Kanone aus vortrefflichem nervigem Stabeisen verfertigt war.
                           
                           Man hat sich in der neuesten Zeit durch zahlreiche Beobachtungen überzeugt, daß das
                              									geschmiedete Eisen in Folge der Erschütterung seiner Molecüle bei verschiedenen
                              									technischen Anwendungen eine wesentliche Veränderung erleidet, so daß die besten
                              									Wagenachsen nach einer gewissen Zeit umgeschmiedet werden müssen, um den faserigen
                              									Zustand wieder zu gewinnen, welchen sie durch den Gebrauch verloren haben.
                           Es ließ sich daher wohl voraussehen, wie auch der Director der Gießerei nicht anders
                              									erwartete, daß durch das Schießen, als einer der heftigsten Erzitterungen, die
                              									Kanonen von geschmiedetem Eisen noch schneller in den krystallmischen Zustand
                              									übergehen würden als die gewöhnlichen Maschinentheile, wie es der Fall war. Man
                              									hielt die beziehungsweise Leichtigkeit der Kanonen aus geschmiedetem Eisen für einen
                              									großen Vortheil; wenn aber die Leichtigkeit ein Vortheil für den Transport ist, so
                              									ist sie ein großer Mißstand für das Schießen, wegen der geringeren Trägheit; die
                              									Laffette wurde auch in zahlreiche Stücke durch den Rückstoß zertrümmert. Allerdings
                              									haben im spanischen Kriege geschmiedete Kanonen sehr gute Dienste geleistet; sie
                              									hielten aber immer nur die gewöhnliche Ladung aus. Dasselbe wäre der Fall bei
                              									Kanonen aus Roheisen von der ersten Schmelzung; sie werden aber niemals den
                              									gewaltsamen Proben widerstehen, welche die Kanonen aus halbirtem Roheisen aushalten,
                              									besonders nach den glücklichen Mischungsverhältnissen, in deren Besitz die k.
                              									Gießerei zu Lüttich allein seit langer Zeit zu seyn scheint, weßhalb sie aus allen
                              									Ländern, und sogar aus England, Bestellungen erhält.
                           Obgleich manche Kanonen von geschmiedetem Eisen außerordentliche Proben aushielten,
                              									so scheint man sich doch wegen der Unsicherheit der Fabricationsart, welche von
                              									einem mehr oder weniger intensiven Feuer abhängt, im Allgemeinen nicht auf dieselben
                              									verlassen zu können. (Moniteur industriel, 1848 Nr.
                              									1280.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen des Vanadiums in der Raffinirschlacke von
                              									Staffordshire; von I. Deck.
                           Ein ausgezeichneter englischer Eisenbahn-Ingenieur, welcher auf die zur
                              									Construction von Brücken etc. geeigneten Eisensorten eine besondere Aufmerksamkeit
                              									richtete, veranlaßte mich, eine Raffinirschlacke zu untersuchen, welche die
                              									Eigenschaft besitzt, dem Eisen, womit man sie vermischt, eine außerordentliche Dehnbarkeit zu ertheilen. Es gelang mir in derselben eine
                              									große Menge Vanadium zu entdecken, welches darin als Vanadinsäure-Silicat in
                              									Verbindung mit kleinen Mengen von Molybdän, Chrom und den gewöhnlichen Quantitäten
                              									von Phosphorsäure und Silicaten vorkommt. Bis jetzt hat man das Vanadium in keinen
                              									andern Schlacken gefunden, als in den (in Schweden) mit Taberger Erz erhaltenen,
                              									dessen Eisen wegen seiner Dehnbarkeit merkwürdig ist. Die erwähnte von mir (in Wöhler's Laboratorium in Göttingen) untersuchte Schlacke
                              									enthielt das Vanadium in viel größerem Verhältniß als es in der schwedischen
                              									Schlacke vorkommt, welche ich seitdem ebenfalls zu analysiren Gelegenheit hatte.
                              										(Chemical Gazette, 1848 Nr. 139.)
                           
                        
                           Analysen des hämmerbaren Eisens, welches man durch Cementiren
                              									des Gußeisens erhält; von Prof. Miller.
                           Die Resultate der Analysen waren in Kürze folgende: Der Gehalt an Kohlenstoff sowohl
                              									als an Silicium, wird durch das Cementiren wesentlich vermindert, obgleich von
                              									beiden noch immer mehr zurückbleibt als in gutem Stangeneisen. Ferner zeigt sich
                              									derjenige Theil des Kohlenstoffs, welcher in Säuren unauflöslich ist, vor und nach
                              									dem Hämmerbarmachen des Eisens durch Cementation ziemlich gleich, indem fast nur
                              									derjenige Theil des Kohlenstoffs verschwindet, welcher chemisch mit dem Metall
                              									verbunden und daher in einem solchen Zustande war, daß er sich mittelst der  Cementation leichter
                              									durch die ganze Masse verbreiten konnte. (Chemical
                                 										Gazette, 1848 Nr. 141.)
                           
                        
                           Ueber die Herstellung unnachahmlicher Werthpapiere; von C. Piil in Leipzig.
                           In der Regel werden solche Papiere, besonders Cassenanweisungen, auf ein dazu eigens
                              									verfertigtes Papier gedruckt, das man früher auch noch mit besonderen Wasserzeichen
                              									versah; doch glaube ich, man hat die Erfahrung gemacht, daß diese nichts nützen,
                              									indem sie sich leicht nachahmen lassen und mit der Länge der Zeit ohnehin so
                              									undeutlich werden, daß sie zuletzt fast ganz verschwinden; auch hat man beim
                              									Durchzählen größerer Summen nicht immer Zeit genug, um das Papier gegen das Licht zu
                              									halten und so zu untersuchen, inwieweit noch ein Gedanke von Wasserzeichen sichtbar
                              									geblieben ist. Da es außerdem Leuten, die Papiergeld nachmachen wollen, natürlich
                              									nicht auf die Qualität des Papiers, sondern nur darauf ankommt, daß die von ihnen
                              									gebrauchte Papiersorte der des Originals einigermaßen ähnlich ist, so gewährt keines
                              									der erwähnten Präservative Sicherheit gegen die Nachahmung. Die ebenfalls vielfach
                              									verwendete erhabene Prägung kann wohl kaum einen andern Zweck haben, als dem
                              									Papiergelde, so lange es noch neu ist, ein gefälliges Aussehen zu geben; vor
                              									Nachahmung kann sie durchaus nicht schützen, da es für einen nur irgend geschickten
                              									Graveur gar nicht schwer ist solche Stempel herzustellen, die Prägung selbst aber
                              									auch nach geringer Circulation so undeutlich wird, daß sie kein Kennzeichen mehr
                              									abgeben kann. Die in der letzten Zeit viel in Anwendung gebrachten Maschinenarbeiten
                              									sowohl als der Druck mit theils vertieften, theils erhabenen Platten und manchmal in
                              									zwei, drei und mehr Farben, gewährt wohl bis jetzt den sichersten Schutz gegen
                              									Nachahmung, denn diese erfordert unter solchen Umständen allerdings eine Vereinigung
                              									mehrerer Leute, welche in den verschiedenen Fächern erfahren sind, wenn eine dem
                              									Original nur einigermaßen entsprechende Nachbildung erreicht werden soll.
                           Da insofern die Nachahmung von Papieren durch dieses Verfahren in gewisser Weise
                              									verhindert wird, so würde letzteres seinen Zweck allerdings vollkommen erfüllen,
                              									wenn es sich allein darum handelte, Leute, die mit der Fabrication von Papiergeld
                              									vertraut sind, in den Stand zu setzen, falsche von ächten Producten zu
                              									unterscheiden, was sie auch gewiß jederzeit leicht können, da sie noch überdieß
                              									Kenntniß von geheimen Merkmalen besitzen, welche die Untersuchung noch erleichtern.
                              									Allerdings zeigt die Erfahrung daß falsches Papiergeld, wenn es Jemanden zu Gesicht
                              									kommt, der mit solchen Sachen zu thun hat, in der Regel sofort als falsch erkannt
                              									wird; auf der andern Seite hat die Erfahrung aber auch gezeigt, daß ein falsches
                              									Papier sehr lange circuliren kann, ehe die Entdeckung erfolgt — ein
                              									Uebelstand der unbedingt nicht vorkommen könnte, wenn das Publicum im Stande wäre,
                              									sich selbst ebenso zuverlässige und unfehlbare Kennzeichen der Aechtheit oder
                              									Falschheit eines Papiers leicht zu bilden, wie es bisher bei den Behörden der Fall
                              									war; und wenn es dahin gebracht ist, daß das größere Publicum, für welches ja das
                              									Papiergeld bestimmt ist, diese Fähigkeit besitzt, dann muß die Nachahmung und
                              									Verfälschung von Werthpapieren von selbst aufhören, indem der Producent sie dann
                              									nicht ohne augenblickliche Entdeckung ausgeben kann.
                           Hier findet also ein Mangel statt, und so lange diesem nicht abgeholfen ist, behalten
                              									die Fälscher noch ein offenes Feld, in welchem sie sich bewegen können, da sie ihre
                              									Producte natürlich nur bei solchen Leuten anzubringen suchen, die kein Urtheil
                              									darüber fällen können. Diese Lücke hoffe ich durch Herstellung eines Erzeugnisses
                              									ausgefüllt zu haben, dessen Zeichnung durch die bloßen Kräfte der Natur und nicht
                              									durch Kunst hervorgebracht ist, und zwar in solcher Weise daß Jedermann den
                              									Unterschied zwischen dem Aechten und dem möglicherweise Nachgemachten leicht
                              									ausfindig machen wird, indem die Zeichnung eine Menge charakteristischer Figuren
                              									darstellt, die sich dem Gedächtniß leicht einprägen lassen und deren Nachahmung in
                              									einer zur Täuschung nöthigen Treue durchaus nicht möglich ist. Kann man nun
                              									allerdings auch nicht verhindern daß der eine oder andere auf die Idee kommt,
                              									falsches Papiergeld  zu
                              									machen, so wird doch dem Nachahmer durch die schnelle Entdeckung jede Aussicht auf
                              									Erfolg benommen und die fruchtlosen Versuche werden deßhalb wahrscheinlich bald von
                              									selbst aufhören.
                           Das Ziel welches ich mir gesteckt hatte war also: Jedermann in den Stand zu setzen,
                              									ebenso leicht wie bisher Sachverständige eine Fälschung auf den ersten Blick zu
                              									erkennen Ich erreichte diesen Zweck dadurch, daß ich durch die Natur selbst
                              									hergestellte Krystallisationsfiguren auf einer Metallplatte so fixiren kann, daß sie
                              									sich in diese einatzen und in diesem Zustande unter der Kupferdruckplatte oder, wenn
                              									meine Erfindung, die Chemitypie, dabei angewendet wird, unter der Buchdruckpresse
                              									abdrucken läßt; und da die Natur sich nun bekanntlich in ihren Schöpfungen nie
                              									wiederholt, so ist es auch unmöglich, ein einmal vorhandenes Original zum zweitenmal
                              									so herzustellen, daß die Nachbildung die zur Täuschung nöthige Aehnlichkeit bekommt.
                              									Und deßhalb kann man, ohne befürchten zu müssen, die Nachahmung zu erleichtern, dem
                              									Publicum eine genaue Anleitung geben, auf welche Weise es ein Merkmal für sich
                              									herausfinden kann, indem es sich nämlich gewisse Figuren aussucht, die ihm als
                              									Merkmal dienen. Um dieß zu erleichtern, mußte ich die von der Natur selbst
                              									hervorgebrachten Krystallisationsfiguren so weit in meine Gewalt zu bekommen suchen,
                              									daß sie ansprechende und zweckmäßige Bilder darstellen, von denen aber auch das eine
                              									nicht vor dem andern hervortreten durfte, während das Ganze einen Wirrwar von
                              									Figuren darstellt. Es müßte nun jeder der ein solches Papier nachmachen wollte, um
                              									vor Entdeckung sicher zu seyn, die ganze Masse von Figuren genau wiedergeben, und da
                              									diese selbst auf dem Raume einer gewöhnlichen Banknote mehrere Tausend kleiner
                              									Gestalten enthält, die sich noch dazu in neuen Zusammenstellungen zeigen, je nachdem
                              									man das Papier dreht, so bin ich überzeugt daß Jeder, dem ein solches Product vor
                              									Augen kommt, leicht einsehen wird daß ein solcher Versuch ohne Erfolg bleiben
                              									muß.
                           Ich brauche wohl kaum noch zu bemerken, daß man hier mit einem Druck und einer Platte
                              									erreichen kann, was man bisher durch verschiedene Farben, Drucke und Platten zu
                              									erreichen suchte, nämlich die Verhinderung der Nachahmung, und ich halte es gerade
                              									für vortheilhaft, Werthpapiere, so weit es das gefällige Aussehen gestattet, mit
                              									einem einfachen Drucke herzustellen; denn je einfacher ein für das größere Publicum
                              									bestimmtes Product ist, desto eher heftet sich dessen Aufmerksamkeit auf einen
                              									bestimmten Gegenstand, der sich dann natürlich auch leichter auf längere Zeit im
                              									Gedächtniß bewahren läßt. Ich suche nun die von der Natur hervorgebrachten
                              									Zeichnungen in der Art durch mechanische Nachhülfe zu ordnen, daß sie eine Menge von
                              									Carricaturgesichtern bilden, und je länger man einen auf diese Weise erreichten
                              									Druck betrachtet, destomehr eigenthümliche Figuren wird man herausfinden, obgleich
                              									das Ganze sich beim Anblick als ein graues Bild ohne irgend bestimmte Zeichnung
                              									darstellt.
                           Es sind schon ähnliche von der Natur selbst hervorgebrachte Producte in Anwendung
                              									gebracht worden, keines der mir bekannt gewordenen aber entspricht dem von mir
                              									verfolgten Zwecke, indem sie keine solcher Figuren enthalten, daß man sich daraus
                              									ein Bild formen kann, bestimmt genug, um es längere Zeit im Gedächtniß zu
                              									bewahren.
                           Auf die besprochene Idee führte mich zunächst die Betrachtung gefrorner
                              									Fensterscheiben. Obgleich diese alle dem Gesetze der Wasserkrystallisation
                              									unterworfen sind, so zeigen sie sich doch in ihrer Erscheinung so verschieden, daß
                              									man leicht eine von allen andern unterscheiden kann, wenn auch die Kennzeichen
                              									welche sie abgeben nicht charakteristisch genug sind, um ein bestimmtes Bild zu
                              									bieten. Ich kann nun auch Blumen, Baumzweige etc., wie sie auf gefrorenen Scheiben
                              									erscheinen, durch mein Verfahren hervorbringen, doch habe ich die Darstellung gerade
                              									von Carricaturgesichtern gewählt, weil sich solche am leichtesten merken lassen,
                              									indem man ja leicht ein Gesicht mit einer langen Nase, einem schiefen Mund, einem
                              									spitzen Kinn etc. im Gedächtniß behält, das man nun in jedem Abdruck auf einer und
                              									derselben Stelle wiederfinden muß. Man hat daher nur nachzusehen, ob diese Figuren
                              									vorhanden sind, um sich von der Aechtheit eines Products zu überzeugen.
                           Aehnlich verhält es sich mit dem marmorirten Papier, welches durch Fettaugen auf
                              									einer Wasserfläche entsteht. Ich kann in ähnlicher Weise auf einer Wasserfläche sich
                              									bildende Fettaugen auf der Platte fixiren und sie in diese einätzen. Zwar gibt dieß
                              									ein ebenso unnachahmliches Product wie die Krystallisationsfiguren, und sieht  im Druck fast ganz wie
                              									Marmor aus, doch fehlt diesen Bildern das Charakteristische und man würde sie daher
                              									nur als ein zweites Präservativ anwenden können, indem man sie zu Hinter- und
                              									Unterdrucken benutzt, deren einzelne Drucke sich alle gleich bleiben, und dadurch zu
                              									gleicher Zeit ein hübsches marmorirtes Papier herstellt.
                           Mein Verfahren ist, glaube ich, nicht allein für Werthpapiere von Wichtigkeit, es
                              									könnte auch jeder Fabrikant, dem es darauf ankommt, seine Fabricate durch Anwendung
                              									desselben vor Nachahmung schützen, so daß man keine ähnliche Waaren unter seinem
                              									Namen verkaufen kann. Gewiß muß es jedem Fabrikanten lieb seyn, durch eine einfache
                              									Vignette, deren Kosten die anderer nicht bedeutend übersteigen, seinen Ruf schützen
                              									zu können, indem hier der Fall eintritt, daß man vielleicht im Stande ist, sein
                              									Fabricat täuschend nachzuahmen, Gleiches aber bei der Vignette nie stattfinden
                              									kann.
                           Ich bin also überzeugt, durch mein vorstehend mitgetheiltes Verfahren das Mittel
                              									aufgefunden zu haben, wodurch dem oben erwähnten Mangel abgeholfen wird, indem ich
                              									Jedermann in den Stand setze, auf dieselbe Weise und mit derselben Sicherheit, wie
                              									es bis jetzt nur den Behörden möglich war, ein falsches Werthpapier von einem ächten
                              									sofort unterscheiden zu können.
                           Hiezu macht die Redaction unserer Quelle folgende Bemerkungen, denen wir vollkommen
                              									beistimmen: der Redaction liegen mehrere Proben von Abdrücken von Platten vor, die
                              									von Hrn. Piil nach seiner Erfindung gefertigt sind, und
                              									die allerdings das Versprochene zu gewähren verheißen. Die Idee ist offenbar eine
                              									glückliche: eine einfach gedruckte Oberfläche voll lauter verwirrter Figuren zu
                              									erzeugen, deren örtliche besondere Stellung gegeneinander, nämlich irgend einer
                              									einzelnen Figur zu einer andern, sich auf den ersten Blick erkennen läßt; und welche
                              									Figuren einen so eigenthümlichen Charakter tragen, daß derselbe sehr schwer
                              									nachzuzeichnen und allenfalls ähnlich, keineswegs aber in seinem scharfen Gepräge,
                              									was die Hauptsache ist, umzudrucken ist. Das Urtheil von andern Kennern hat sich
                              									sehr günstig über die Sache ausgesprochen, und sie verdient also, daß man ihr eine
                              									ernste Aufmerksamkeit zuwende, in dieser Zeit, wo das Volk und seine
                              									Privatindustrie, die Vortheile, welche Creditpapiere gewähren können, mehr in die
                              									Hand bekommen wird und muß, in dieser Zeit, in der man ferner darauf hinwirken wird
                              									und muß, daß die Fabrikzeichen irgend einer Art nicht länger schmählich gefälscht
                              									werden, sondern in der alles darauf ankommt, durch Rechtlichkeit und strenge
                              									Gewissenhaftigkeit das Mißtrauen nach und nach zu vertilgen, welches sich gegen
                              									manchen deutschen Gewerbsartikel bei einheimischen und fremden Käufern eingedrängt
                              									hat.
                           Wir empfehlen daher die Erfindung des Hrn. Piil
                              									(Kunstanstalt von Hrn. C. H. Friedlein in Leipzig) allen
                              									Denen, die in ihrem Geschäft von unnachahmlichen Papieren Gebrauch machen können.
                              									Hr. Piil liefert die betreffenden Platten zu
                              									verhältnißmäßig billigen Preisen. (Deutsche Gewerbezeitung, 1848 Nr. 70.)
                           
                        
                           Verfahren angelaufenes Papier von Stockflecken zu reinigen;
                              									von Jul. Bockramm in Treptow.
                           Jeder, der es erfahren hat, wird wissen, wie unangenehm es ist, wenn im Sommer
                              									gefeuchtetes Papier lange steht und in Folge dessen anläuft. Das Anlaufen geschieht
                              									zwar nicht bei allen Papieren gleich früh, indem es hierbei sehr darauf ankommt, ob
                              									mehr oder minder mineralhaltiges Wasser bei der Fabrication verwendet worden. Ich
                              									glaubte früher, daß diesem Uebelstande durch häufiges Umschlagen stets begegnet
                              									werden könne, allein ich kam in diesem Sommer zu einer ganz andern Erfahrung. Meine
                              									Leute hatten weißes Schreibpapier zum Druck unter Händen. Es war eine Tabelle mit
                              									mehreren Ries Auflage. Sobald der schwarze Druck fertig war sollten blaue Querlinien
                              									noch übergedruckt werden. Alle Tage wurde das ausgedruckte Papier umschlagen, aber
                              									trotzdem begann es am vierten Tage schon anzulaufen. Ich ließ das Papier in den
                              									Keller setzen, aber auch dieß wollte der Entzündung nicht Einhalt thun, sondern die
                              									Flecke, welche von gelber, rother und grüner Farbe waren, vergrößerten und
                              									vermehrten sich täglich. Es schien mir schon Papier und Arbeit  gänzlich verloren zu seyn, als
                              									ich noch einige Versuche zu machen beschloß. Ich nahm Chlorwasser (Liquor ehlori) mit Brunnenwasser und zog einen Bogen
                              									durch, jedoch es half nichts, dann nahm ich Salmiakgeist (Liquor ammonii caustici) mit Brunnenwasser und zog wieder einen Bogen
                              									durch, jedoch wiederum vergeblich. Bei beiden Versuchen waren theilweise die Leimung
                              									und der Druck verletzt worden; ich kam daher auf den Gedanken durch Salz eine
                              									Gegenwirkung zu versuchen und nahm daher Salzsäure (Acidum
                                 										muriaticum) mit Brunnenwasser versetzt und ich erlangte bei der ersten
                              									Probe ein meine Erwartung übertreffendes Resultat, denn die Flecken waren
                              									verschwunden und der Bogen war zart und weiß wie ehedem, ohne an der Leimung oder am
                              									Druck verletzt zu seyn Die Mischung bestand aus einem Theile Salzsäure und 18
                              									Theilen Wasser und betrug bei dem nachfolgenden Experiment, welches mit 6 Ries
                              									Papier vorgenommen wurde, 1½ Pfd. Salzsäure (à
                              									Pfd. 4 Sgr.) und 27 Pfd. Brunnenwasser. Da es mir nicht an Bodenraum fehlte, so ließ
                              									ich jeden Bogen einzeln durch die gefüllte Feuchtmulde ziehen, abtrocknen und dann
                              									einzeln in starkem Luftzuge aufhängen und nach Verlauf einer Stunde schon völlig
                              									gereinigt und getrocknet abnehmen. In 12 Stunden hatten zwei hierbei angestellte
                              									Lehrlinge 6 Ries bearbeitet und war jede Spur der frühern Entzündung gänzlich
                              									verschwunden, und es gelang mir einen nicht unbedeutend werden könnenden Schaden
                              									vollständig abzulenken. (Journ. f. Buchdruckerkunst.)
                           
                        
                           Medicinische Kapseln aus Käsestoff; von Joseau.
                           Der Käsestoff, in dünnen Schichten angewandt, setzt dem durchdringendsten Geruch
                              									einen auffallenden Widerstand entgegen; überdieß wird dieser Körper mit der größten
                              									Leichtigkeit verdaut. Diese beiden Eigenschaften machen den Käsestoff sehr geeignet
                              									zum Einhüllen riechender Substanzen, sowohl um sie aufzubewahren, als um ihr
                              									Einnehmen zu erleichtern. Er scheint zu diesem Behufe den Vorzug vor der thierischen
                              									Gallerte zu verdienen, welche sich bei weitem nicht so leicht verdaut.
                           Man nimmt unreinen Käsestoff (frischen und mageren Käse), taucht ihn 20 Minuten lang
                              									in kochendes Wasser, preßt ihn stark, löst ihn in so viel Wasser und Ammoniak auf,
                              									daß man eine syrupartige Flüssigkeit erhält, setzt 1/10 vom Gewicht des Käsestoffs
                              									Zucker zu; dampft bis zur Trockne ab und pulverisirt den Rückstand.
                           Will man Pillen mit einem solchen Ueberzug versehen, so weicht man jenes Pulver in so
                              									viel Wasser auf, daß man einen dicken Schleim erhält; man befeuchtet die Pillen mit
                              									diesem Gemenge und wirft sie in das Pulver. Dieses Verfahren wiederholt man
                              									zwei- bis dreimal, um je nach der Stärke des Geruchs der Pillen einen mehr
                              									oder weniger dicken Ueberzug zu erzielen; nach dem letzten Befeuchten wirft man sie
                              									aber nicht mehr in das Pulver, sondern taucht sie in schwach angesäuertes Wasser;
                              									nach Verlauf einer Minute zieht man sie heraus und läßt sie trocknen. (Journal de Pharmacie, Juli 1848.)