| Titel: | Verbesserungen an Gasmessern, worauf sich Samuel Clegg, Civilingenieur in London, am 20 April 1848 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. IX., S. 27 | 
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                        IX.
                        Verbesserungen an Gasmessern, worauf sich
                           Samuel Clegg,
                           Civilingenieur in London, am 20 April 1848 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Nov. 1848, S. 298.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Clegg's Verbesserungen an Gasmessern.
                        
                     
                        
                           Es ist ein bekanntes Gesetz, daß die Ausflußmengen einer und derselben Flüssigkeit
                              durch verschiedene Oeffnungen und unter gleichem Druck den Querschnitten dieser
                              Oeffnungen proportional sind. Es seyen die Querschnitte zweier Oeffnungen gegeben.
                              Wenn nun die Quantität des durch die eine Oeffnung strömenden Leuchtgases bekannt
                              ist, so läßt sich nach obigem Gesetz auch die Quantität des durch die andere
                              Oeffnung und mithin auch die Totalquantität des durch beide Oeffnungen strömenden
                              Gases berechnen. Auf dieses Princip gründet sich der zu beschreibende Gasmesser,
                              dessen Zweck ist, die Quantität des durch eine dieser beiden Oeffnungen und zwar
                              durch die kleinere strömenden Gases zu messen. Ich gehe nun zur Beschreibung des
                              Gasmessers selbst über. Die Meßtrommel eines sogenannten nassen Meters besteht, wie
                              bei meinem im Jahr 1815 patentirten Originalmeter, aus einem hohlen concentrischen
                              Ring und Deckel. Die im Wasser um eine Achse rotirende Trommel besitzt mehrere
                              Abtheilungen, die das Gas der Reihe nach füllt um gemessen zu werden.
                           Fig. 25
                              stellt den hydraulischen Gasmesser mit Hinweglassung der vorderen Platte des
                              Zeigerwerks im Aufrisse, und Fig. 26 mit Hinweglassung
                              des Deckels im Grundrisse dar. Fig. 27 ist ein Aufriß
                              der Kammer eines trockenen Gasmessers mit den regulirenden Diaphragmen und Fig. 28 ein
                              Grundriß derselben. Der innere Kreis C, C
                              Fig. 25 und
                              26 der
                              Trommel ist mit Hülfe der Scheidewände S, S und der an
                              die Achse der Trommel befestigten Hinterplatte T, T
                              wasserdicht gemacht, so
                              daß wenn der Meter bis auf eine gewisse Höhe mit Wasser gefüllt ist, die Trommel
                              beinahe schwimmen würde, wenn sie nicht sonst unterstützt wäre. Es findet somit
                              wenig oder gar keine Reibung an der Achse statt; diese wasserdichte Kammer bildet
                              eine meiner Verbesserungen.
                           Das Gas tritt in das Metergehäuse durch die Röhre K und
                              vertheilt sich, nachdem es durch ein Ventil gegangen – welches wenn der Meter
                              hinreichend gefüllt ist, auf die gewöhnliche Weise durch einen Schwimmer geöffnet
                              wird – in zwei Ströme, indem es durch die Röhre C
                              und B' fließt. Der letztere Strom wird gemessen und
                              tritt sodann durch die Oeffnung N aus dem Deckel der
                              Trommel. Wenn nun diese Gasmenge bekannt ist, so ist auch die durch die andere
                              Oeffnung M strömende Gasmenge bekannt, und die Summe
                              beider Quantitäten wird durch das gewöhnliche Zeigerwerk markirt werden.
                           Es ist jedoch wichtig, daß die Ausströmung des Gases durch diese beiden Oeffnungen
                              N und M stets unter dem
                              gleichen relativen Drucke stattfinde. Nun ist das durch N ausströmende Gas durch die Trommel gegangen, folglich ist der
                              ursprüngliche Druck, womit das Gas in den Meter getreten ist, um soviel reducirt
                              worden, als nöthig ist, um die Trommel in Bewegung zu setzen. Es sey z.B. diese
                              Reduction gleich einer Wassersäule von 1/10 Zoll, so wird, wenn der ursprüngliche
                              Druck einer Wassersäule von 4/10 Zoll entspräche, das Gas mit 3/10 Zoll Druck durch
                              N strömen, und wenn das Gas ohne Hinderniß durch M strömen würde, so würde dieses mit dem ursprünglichen
                              Drucke von 4/10 d.h. mit 1/10 Druck mehr als durch N
                              geschehen; diese Verschiedenheit des Druckes würde die Messung ungenau machen. Zur
                              Ausgleichung des Druckes dient der nunmehr zu beschreibende Apparat.
                           E und H sind zwei hohle
                              unten offene Gefäße oder Hüte, die an ihren untern Theilen mit einander verbunden
                              und durch das Wasser abgesperrt sind. Sie oscilliren frei um eine gemeinschaftliche
                              Achse X. An dem Hut H ist
                              ein die beiden Oeffnungen M und N bedeckender Schieber V dergestalt befestigt,
                              daß er diese Oeffnungen verschließt oder öffnet, je nachdem der Hut steigt oder
                              sinkt. In diese Hüte gehen die Röhren A und B, und das Gas strömt mit dem nämlichen Drucke hinein,
                              wie das in den Meter strömende Gas, z.B. mit 4/10 Druck, so daß die regulirenden
                              Hüte, wenn sie gleiches Gewicht und gleiche Abstände von ihrer Achse X hätten, einander balanciren würden. Ueber dem Hut E ist ein anderes größeres unten offenes und durch
                              Wasser abgesperrtes Gefäß G unbeweglich befestigt.
                              Dieses steht bei F mit der Metertrommel oder besser mit
                              dem Deckel derselben in Communication.
                           
                           Die Wirkung dieser regulirenden Hüte ist folgende. Der Druck des Gases in den Hüten
                              E und H ist, wie oben
                              angenommen wurde, 4/10, der Druck zur Bewegung der Trommel 1/10; alsdann beträgt der
                              Gasdruck in dem festen Gefäß G 4/10 – 1/10 =
                              3/10. Ich habe bereits bemerkt, daß das gemessene Gas durch die Oeffnung N gleichfalls mit 3/10 Druck austritt. Da nun der
                              Gasdruck in den Hüten E und H = 4/10 und in dem Gefäß G = 3/10 ist, so
                              wird das Gleichgewicht der Hüte gestört und der Hut H
                              hat ein Bestreben = 1/10, niederzusinken; dieses Bestreben entspricht nämlich dem
                              Unterschiede zwischen den Pressionen gegen die innere und äußere Fläche des Hutes
                              E. Die durch die Bewegung des Hutes H regulirten Oeffnungen M
                              und N werden in Folge seines Niedersinkens zum Theil
                              geschlossen und der Druck des durch dieselben strömenden Gases wird um 1/10 reducirt
                              erscheinen, so daß nun das Gas durch beide Oeffnungen M
                              und N mit den gleichen relativen Geschwindigkeiten
                              strömt, indem die Ausströmungen den Querschnitten proportional sind.
                           Angenommen, die Meßtrommel erfordere zu ihrer Bewegung einen Druck von 2/10 anstatt
                              1/10 Zoll Wassersäule, und der ursprüngliche Druck sey immer 4/10, so wird der
                              Gasdruck in dem Deckel der Trommel und in dem festen Hut G gleich 2/10 seyn. Das Gas tritt aus der Oeffnung N gleichfalls mit einem Druck von 2/10, und da der Unterschied des Druckes
                              zwischen dem Inneren der Hüte E und H und dem Aeußeren des Hutes E 2/10 ist, so wird der Hut H mit einer Kraft
                              von 2/10 niederzusinken streben, und somit werden auch in diesem Fall, und ebenso
                              für jeden andern Druck, die Geschwindigkeiten, womit das Gas durch M und N entweicht,
                              ausgeglichen. Sollte in Folge irgend einer Störung die Notation der Meßtrommel eine
                              Hemmung erleiden, so wirken die regulirenden Hüte, welche die Gasströmung durch die
                              Oeffnungen N und N
                              ausgleichen, in der Art, daß sie das Gas gänzlich von den Brennern absperren. In
                              Folge des Stillstehens der Trommel kann nämlich nur so viel Gas als zur Füllung
                              einer Kammer gehört, eintreten und der Druck wird in allen Gefäßen der gleiche seyn.
                              Nun ist aber der Hut H schwerer als der Hut E, und da er durch keine Differenz des Druckes afficirt
                              wird, so sinkt er in Folge seiner Schwere herab, schließt die Oeffnungen M und N und sperrt somit die
                              Communication mit den Brennern ab.
                           Das nämliche Princip der Messung läßt sich auf trockene Gasmesser anwenden. Die Figuren 27 und
                              28
                              stellen in dieser Hinsicht die Einrichtung dar, der ich den Vorzug gebe. Das in den
                              Meter tretende Gas theilt sich, wie bei dem beschriebenen Wassermeter in zwei
                              Ströme, wovon der eine zu
                              messende Strom durch die Röhe A in den Meter tritt; die
                              Messung geschieht mit Hülfe der bekannten bei trockenen Gasmetern eingeführten
                              Diaphragmen. Der andere Strom gelangt durch die Röhre B
                              in die Kammer C, in welcher zwei dünne durch einen Hebel
                              F mit einander verbundene Platten oder Diaphragmen
                              D und E angeordnet sind.
                              Diese Platten sind an die obere Seite der Kammer befestigt, und können sich in einer
                              gewissen Ausdehnung frei auf- und niederbewegen. Der Hebel F oscillirt um den Punkt G,
                              so daß, wenn das Diaphragma D in die Höhe steigt, das
                              andere E sinkt, und umgekehrt. An die Platte des
                              Diaphragma's E ist eine Stange H befestigt, welche vermittelst eines Schiebventils I zwei Oeffnungen K und L ganz auf dieselbe Weise wie die beiden Oeffnungen N und M des oben beschriebenen Wassermeters
                              öffnet oder verschließt. Ueber dem Diaphragma D befindet
                              sich eine Kammer O, welche mit dem Meter durch die Röhre
                              P und mit der schmalen Oeffnung L durch die Röhre Q in
                              Communication steht. Durch die letztere vereinigt sich das gemessene Gas mit dem
                              ungemessenen oder neutralen Gas und strömt nach den Brennern. Das Gas entströmt
                              durch die beiden Oeffnungen K und L mit gleichem Drucke, so daß, wenn die Querschnitte beider Oeffnungen und
                              die Quantität des durch die kleinere Oeffnung L
                              strömenden Gases bekannt sind, auch das Totalquantum des durch beide strömenden
                              Gases registrirt werden kann. Die Ausgleichung des Druckes oder der Geschwindigkeit,
                              womit das Gas aus diesen Oeffnungen tritt, findet auf gleiche Weise wie bei dem
                              beschriebenen Wassermeter statt.
                           *      *      *
                           Wir fügen obiger Beschreibung des verbesserten Clegg'schen
                              Gasmessers nachfolgende Bemerkungen des Hrn. Schiele,
                              Directors der Frankfurter Harzgasfabrik, bei.
                           
                              „Das in Rede stehende Clegg'sche Patent liefert
                                 einen weitern Beweis für den unerschöpflichen sinnreichen Erfindungsgeist des
                                 Patentträgers. Eine wirkliche Verbesserung seines Gasmessers von 1815 scheint
                                 mir jedoch nur in dem hohlen luftdichten inneren Ring der Trommel zu liegen,
                                 welcher der Achse das Gewicht der Trommel abnimmt und dasselbe auf das Wasser
                                 als Schwimmer überträgt und somit die Reibung wesentlich vermindert. Der
                                 Gedanke, nur einen Theil des Gases durch die hydraulische Schnecke direct zu
                                 messen und den zugleich durch eine Oeffnung von bekannter Capacität streichenden
                                 andern Theil mit zu registriren, ist zwar so originell und sinnreich, daß man
                                 mit Vergnügen die
                                 schöne Zusammenstellung dieses Kunstwerkes betrachtet; demungeachtet ziehe ich
                                 Cleggs einfachen Gasmesser von 1815 bei weitem
                                 vor. Denn erstens sehe ich den Vortheil der neuen Zusätze, mit Ausnahme des
                                 zuerst bezeichneten, nicht ein, und zweitens sind der arbeitenden Theile, die
                                 genau justirt seyn müssen, hier weit mehr, als bei der alten Art; es ist also
                                 auch weit mehr Veranlassung zu ungenauer Bemessung bei der geringsten
                                 Veränderung der Justirungen, die, wie dem Praktiker bekannt ist, sehr leicht
                                 ohne äußere Veranlassung oder ohne von außen bemerkt zu werden, eintreten
                                 kann.“
                              
                           
                        
                     
                  
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