| Titel: | Zubereitung des Weizenmehls, um ohne Anwendung von Hefe Brod mit demselben bereiten zu können; patentirt für Thomas Sewell, Chemiker in Carrington, Grafschaft Nottingham, am 18. Januar 1848. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XXIII., S. 114 | 
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                        XXIII.
                        Zubereitung des Weizenmehls, um ohne Anwendung
                           von Hefe Brod mit demselben bereiten zu können; patentirt für Thomas Sewell, Chemiker in
                           Carrington, Grafschaft Nottingham, am 18. Januar
                              1848.
                        Aus dem London Journal of arts, Nov. 1848, S.
                              256.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Sewell's Zubereitung des Weizenmehls zur Brodbereitung ohne
                           Hefe.
                        
                     
                        
                           Der Zweck des Patentträgers ist, aus dem Mehl ein Product zu bereiten, welches man
                              mehrere Wochen lang aufbewahren oder versenden kann, ohne daß es an Güte verliert
                              und das man nachher ohne Anwendung von Hefe zu Brod verarbeiten kann.
                           
                           Bekanntlich wird bei der Einwirkung von Salzsäure auf Natron-Bicarbonat alle
                              Kohlensäure des letztern frei, während sich das Natron mit der Salzsäure zu Kochsalz
                              verbindet. Wenn also diese beiden Körper in einer Teigmasse unter günstigen
                              Umständen auf einander wirken, so müssen sie dieselbe leicht oder schwammig
                              machen.
                           Bei der bisherigen Methode mittelst der genannten Substanzen den Teig aufgehen zu
                              machen, mußte aber der Mehlteig sogleich nacheinander mit jenen beiden Substanzen
                              versetzt und dann zu Brod verarbeitet werden.
                           Das Mehl aller Getreidearten enthält eine beträchtliche Menge Satzmehl oder
                              Stärkmehl, welches in seinem vollkommenen Zustande aus kleinen elastischen Bläschen
                              besteht, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind, welche das steifmachende Princip
                              der Stärke ist. Nun hat der Patentträger durch Versuche gefunden, daß, wenn man
                              Salzsäure, welche eine starke Verwandtschaft zur Feuchtigkeit hat, in Berührung mit
                              diesen Stärkemoleculen bringt, sie von denselben sogleich absorbirt und in einem
                              chemisch unthätigen Zustand zurückgehalten wird, daher man so behandeltes Mehl
                              mehrere Wochen lang aufbewahren oder von Stelle zu Stelle transportiren kann, um es
                              dann ohne Anwendung von Hefe zu Brod zu verarbeiten.
                           Er verfährt dazu auf folgende Weise: er bringt 280 Pfund (Avoirdupois-Gewicht)
                              feines Weizenmehl in einen Zuber oder ein kreisförmiges Gefäß, wie es in Fig. 9 im
                              Grundriß und in Fig. 10 im senkrechten Durchschnitt abgebildet ist; im Centrum desselben
                              befindet sich eine Welle, an deren Beschläg zwei gekrümmte Arme oder Wischer B und C angebracht sind;
                              wenn die Welle vom Motor aus in rotirende Bewegung gesetzt wird, rühren die Arme das
                              Mehl auf, dessen Oberfläche sich also beständig erneuert. Zwischen dem Arm B und dem Beschläg (der Welle) ist eine Oeffnung oder
                              ein freier Durchgang für das Mehl; an seinem äußern Ende besteht dieser Arm aus
                              einer biegsamen Substanz, z.B. Eisenblech, welche so gekrümmt ist, daß sie mit der
                              Peripherie des Zubers in Berührung zu bleiben strebt und daher das Mehl vorwärts
                              treibt. Der kürzere Arm C ist in unmittelbarer
                              Verbindung mit dem Beschläg der Welle und hat den Zweck, bei seiner rotirenden
                              Bewegung das Mehl vom Centrum des Zubers wegzutreiben, damit es mit dem Arm B in Berührung kommen muß; wenn man folglich den Apparat
                              in Bewegung setzt, wird das Mehl beständig vom Centrum des Zubers sich entfernen und
                              wieder zu demselben zurückkehren, daher sich seine Oberfläche beständig erneuert.
                              Die Höhe der Arme muß
                              immer geringer seyn als diejenige des Mehls im Zuber. Unmittelbar über der Welle A befindet sich ein gläsernes Gefäß D, welches an einem senkrechten Glasrohr von einem
                              Behälter E herabhängt, der auf geeignete Weise
                              unterstützt ist. In dem Behälter befindet sich die Salzsäure welche dem Mehl
                              einverleibt werden soll. Am untern Theil des Gesäßes D
                              ist eine Reihe radialer Röhren angebracht, welche mit dem Innern dieses Gefäßes
                              communiciren; diese Röhren haben 1/8 Zoll im Durchmesser und ihre äußeren Enden sind
                              conisch geformt, so daß ihre Oeffnung nur etwa 1/100 Zoll beträgt. Man gießt nun
                              eine Portion Säure in den Behälter, welche dann unter hinreichendem Druck aus den
                              Röhren von D ausläuft; vor dem Beschicken des Behälters
                              E setzt man aber das Mehl in Bewegung, damit die
                              Säure auf die beständig wechselnde Oberfläche desselben herabspritzt. Damit ja keine
                              Tropfen von Säure (wenn sich solche an der untern Fläche des Gefäßes D ansammeln sollten) herabfallen und das Mehl
                              zusammenballen können, ist eine Schale F über der Welle
                              A unmittelbar unter dem Gefäß D angebracht. Auf diese Weise werden obigem Quantum Mehl etwa 45 Unzen
                              (Avoirdupois-Gewicht) Salzsäure von 1,14 spec. Gewicht (welche beiläufig 28
                              Procent wasserfreie Säure enthält) einverleibt. Wenn die erforderliche Menge Säure
                              herabgespritzt ist, beseitigt man die rückständige durch Umkehren der Gefäße D und E; nachdem man dann
                              das Mehl noch einige Zeit in Bewegung erhielt, zieht man den Schieber G des Zubers auf, wo dann die fortdauernde rotirende
                              Bewegung der Arme das Mehl durch den Canal H hinab in
                              einen Sammelbehälter treibt; nachdem man es noch durch ein feines Sieb gebeutelt
                              hat, verpackt man es in Fässer.
                           Um solches Mehl zu Brod zu verarbeiten (was etwa fünf Wochen nach der beschriebenen
                              Zubereitung geschehen sollte), braucht man nur mit jedem Pfund desselben 63 Gran
                              feingepulvertes Natron-Bicarbonat innig zu vermengen und bei dieser
                              Gelegenheit auch eine Portion Kochsalz zuzusetzen. Das Gemenge wird dann mit kaltem
                              Wasser gut durchgeknetet und hierauf entweder sogleich – oder wenn man es
                              kalt erhält, innerhalb zweier Stunden – in den Backofen geschafft.
                           Wenn das mit Salzsäure imprägnirte Mehl vor dem Vermengen mit
                              Natron-Bicarbonat und dem Verbacken nicht längere Zeit aufbewahrt werden
                              soll, so verfährt man hinsichtlich des Einverleibens der Salzsäure wie es oben
                              beschrieben ist, anstatt aber das Mehl aus dem Zuber zu schaffen, siebt man unter
                              beständiger Bewegung desselben sogleich etwa 39 Unzen Natron-Bicarbonat nebst
                              der erforderlichen Menge Kochsalz hinein und schlägt das innige Gemenge durch ein feines Sieb, um es dann
                              mit kaltem Wasser zu kneten etc.
                           
                        
                     
                  
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