| Titel: | Ueber das Klären der Weine mit Hausenblase; von Bussy. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XXVIII., S. 147 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber das Klären der Weine mit Hausenblase; von
                           Bussy.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr.
                              1300.
                        Bussy, über das Klären der Weine mit Hausenblase.
                        
                     
                        
                           Die wichtige Operation des Klärens der Weine behufs ihrer bessern Conservirung,
                              wodurch sie die so beliebte Durchsichtigkeit und Klarheit erhalten, kann, wenn sie
                              mißbraucht wird, den Geschmack des Weins auch sehr schwächen, welcher dadurch matt
                              wird; der Wein ist dann nicht mehr so gesund und conservirt sich nicht mehr so gut;
                              vorzüglich häufig ist dieß bei den wenig Gerbestoff enthaltenden Burgunderweinen der
                              Fall, während die an Gerbestoff so reichen Bordeauxweine wiederholte Klärungen
                              vertragen. Der hiebei vorgehende Proceß besteht nämlich darin, daß die dem Wein
                              zugesetzte Gallerte (Thierleim) sich mit dem in ihm in wandelbarer Menge enthaltenen
                              Gerbestoff verbindet; darnach ist begreiflich, wie sehr diejenigen fehlen, welche,
                              wenn der Wein durch einmaliges Klären nicht hell wird, dasselbe zum zweiten-
                              oder gar zum drittenmal vornehmen. Offenbar können, wenn das Verfahren das erstemal
                              wegen Unzulänglichkeit des im Wein enthaltenen Gerbestoffs fruchtlos war, die
                              Wiederholungen nicht nur keinen Vortheil gewähren, sondern müssen, indem sie einen
                              fremdartigen Körper, einen zersetzenden Stoff, in den Wein bringen, das Uebel noch
                              vergrößern.
                           Gleichwohl beschränkt sich das Klären nicht auf die bloße Erzeugung einer im Wein
                              unlöslichen Verbindung, sondern diese Verbindung reißt in dem Augenblick, wo sie
                              sich bildet, auf mechanische Weise, gleichsam wie ein Netz dessen Maschen sich
                              zusammenziehen, die im Wein schwebenden und seine Durchsichtigkeit
                              beeinträchtigenden Materien mit sich, und dieß ist eigentlich der beabsichtigte
                              Nutzeffect.
                           Um nun bei dem an Gerbestoff selten hinlänglich reichen Burgunderwein die so beliebte
                              Klärung mit Vortheil möglich zu machen, schlägt Hr. Vergnette vor, dem Weine einerseits so viel Gerbestoff, andererseits so
                              viel Gallerte zuzusetzen, als zur Erzeugung des Niederschlags und somit zur
                              gewünschten Erhellung des Weines erforderlich ist.
                           Uebrigens ist das Zusetzen von Gerbestoff zu den Weinen auf Anrathen des Apothekers
                              François bei den weißen Weinen schon lange in
                              Anwendung. Es hat bei diesen, in der Regel nur Spuren von Gerbestoff enthaltenden
                              Weinen, den Zweck die unter dem Namen des Spinnens
                              bekannte Krankheit derselben zu verhüten oder sie zu heilen. Diese Krankheit, durch
                              welche die Weine schwer und spinnend (fadenziehend) werden, rührt von einer
                              ursprünglich in ihnen enthaltenen stickstoffhaltigen Substanz her, welche wie
                              Gallerte durch den Gerbestoff niedergeschlagen wird.
                           Als dazu taugliche Gerbestoffarten bezeichnet Hr. Vergnette drei: 1) den aus Galläpfeln durch die bekannten
                              Verfahrungsweisen gewonnenen reinen Gerbestoff; 2) den Gerbestoff aus dem Catechu,
                              welcher durch Behandlung desselben mit Alkohl, Abdampfen der alkoholischen Lösung
                              und Wiederauflösen in Wasser dargestellt werden könnte; 3) endlich den in den
                              Traubenkernen selbst enthaltenen Gerbestoff. Ueber letztern sagt er Folgendes:
                           
                              „Die Traubenkerne enthalten eine sehr bedeutende Menge Gerbestoff, welcher
                                 zum Klären des Weins leicht verwendbar ist. Der Kern besteht aus einem
                                 Samenhäutchen, welches eine knochenartige Hülle umschließt, worin der von einer
                                 feinen Haut umgebene eigentliche Kern enthalten ist. Versuche die ich deßhalb
                                 anstellte, überzeugten mich, daß die Traubenkerne sehr viel Gerbestoff
                                 enthalten, dessen Sitz beinahe ausschließlich das äußere Samenhäutchen ist; daß
                                 Wasser und Wein bei 12° R. nur wenig von diesem Gerbestoff auflösen; im
                                 nicht gegohrnen Traubensaft ist derselbe unauflöslich. Der Aufguß dieser Kerne
                                 mit siedendem destillirtem Wasser liefert eine braungelbe Flüssigkeit, welche
                                 alle Eigenschaften eines Galläpfelaufgusses besitzt. Der mit solcher geklärte
                                 Wein bekommt durchaus keinen fremdartigen Geschmack.“
                              
                           
                              „Um mit Traubenkernen eine Gerbestofflösung zu bereiten, braucht man sie
                                 nur mit siedendem Wasser aufzugießen; nach 24 Stunden reibt man die Kerne unteruuter dem Wasser mit der Hand, um die sie umhüllenden Samenhäutchen
                                 bestmöglich zu zertheilen. Ist dieß geschehen, so schüttet man das Ganze in
                                 einen kupfernen Kessel und erhitzt eine oder zwei Stunden lang bei 80° R.
                                 im Wasserbad. Der größte Theil des Gerbestoffs ist dann im Wasser aufgelöst; man
                                 seiht nun den Aufguß durch und vermischt ihn mit einem gleichen Volum Weingeist.
                                 Auf Flaschen gezogen, läßt sich diese Flüssigkeit beliebig lange aufbewahren;
                                 nur müssen die Flaschen im Keller umgelegt werden. Vor dem Gebrauch muß sie
                                 umgeschüttelt werden, weil sonst etwas Gerbestoff in dem vom Weingeist im Aufguß
                                 erzeugten Bodensatz zurückbleiben könnte. Wenn man den Aufguß sogleich anwendet,
                                 ist es überflüssig ihn mit Weingeist zu vermischen. Beim Klären des Weines wird,
                                 wie gesagt, zuerst die Gerbestofflösung in das Faß geschüttet und nachdem alles
                                 gut gemischt ist, der Thierleim wie gewöhnlich zugesetzt.