| Titel: | Ueber die Bereitung des unter dem Namen Turnbull's Blau bekannten Berlinerblau; von R. Warington. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XLI., S. 211 | 
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                        XLI.
                        Ueber die Bereitung des unter dem Namen Turnbull's Blau bekannten Berlinerblau; von R. Warington.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr.
                              1849.
                        Warington, über die Bereitung des Turnbull's Blau.
                        
                     
                        
                           Im Handel kommen (in England) unter der Benennung Egyptian
                                 blue, cerulean blue, blaue Farben vor, welche in ihren Eigenschaften oft
                              beträchtlich von einander abweichen und wovon einige sich durch ihre Schönheit
                              auszeichnen. Die Schwierigkeit diese blauen Farben jedesmal von gleichförmiger
                              Nüance zu erzielen, hat vielen Fabrikanten beträchtliche Verluste zugezogen, was
                              mich veranlaßte, einige Versuche über diesen Gegenstand anzustellen.
                           Das sogenannte Turnbull's Blau, welches das Haus Turnbull und Ramsay in Glasgow
                              bereitet, ist außerordentlich schön; ich habe verschiedene Methoden versucht es
                              mittelst Eisenoxydsalzen darzustellen, konnte aber nie ein Präparat erhalten,
                              welches in Glanz und Schönheit mit jenem den Vergleich ausgehalten hätte. Ich
                              oxydirte dann die Eisenoxydulsalze auf verschiedene Weise, erhielt aber eben so
                              wenig ein genügendes
                              Resultat, als wenn ich das Eisenoxydulsalz mit rothem Blutlaugensalz
                              (Ferridcyankalium) zersetzte, anstatt das Eisenoxydsalz mit gelbem Blutlaugensalz
                              (Ferrocyankalium).
                           Im Verlauf meiner Versuche ergaben sich zwei Thatsachen, welche mich endlich zum
                              gewünschten Ziele führten. Die eine besteht darin, daß der Niederschlag, welchen
                              eine Auflösung von gelbem Blutlaugensalz in einer Auflösung des Eisenoxydulsalzes
                              hervorbringt, eine große Verwandtschaft zum Sauerstoff besitzt; die andere besteht
                              darin, daß man sich zuerst den Niederschlag, welchen gelbes Blutlaugensalz in einem
                              Eisenoxydulsalz hervorbringt, verschaffen muß, um in der Verbindung denjenigen
                              Aggregatzustand der Molecule zu erzielen, welcher ein Blau von schöner Farbe und dem
                              gewünschten Glanz bei der nachherigen Behandlung desselben mit Oxydationsmitteln zu
                              geben vermag. Die Zusammensetzung dieses Niederschlags, des weißen Berlinerblau,
                              wurde von mehreren Chemikern genau bestimmt und entspricht der Formel
                           2 (Cy³ Fe) + Fe³ + K
                             oder Cy⁶ Fe⁵ + K;
                           es entsteht durch die Zersetzung von 2 Aequivalenten
                              Blutlaugensalz mit 3 Aeq. Eisenvitriol, wobei sich schwefelsaures Kali und weißes
                              Berlinerblau bildet.
                           Es fragt sich nun, welche chemische Wirkung stattfindet, während die Farbe sich
                              dunkelt oder bei der Behandlung dieser Verbindung mittelst oxydirender Agentien. Es
                              scheint, daß dabei das in dem weißen Berlinerblau enthaltene Aequivalent Kalium in
                              Kali verwandelt wird, welches sich sogleich mit einer Säure verbindet und so
                              ausgeschieden wird. Folgende Substanzen bewirken die Oxydation der weißen Verbindung
                              sehr gut: 1) doppelt-chromsaures Kali; 2) chlorsaures Kali; 3) auflösliche
                              Eisenoxydsalze und 4) eine Auflösung von Chlorkalk.
                           Wenn man sich des doppelt-chromsauren Kalis bedient, darf man von demselben
                              nur ein Drittel Aequivalent anwenden, weil dieses Salz drei Aequivalente Sauerstoff
                              abgeben kann. Von chlorsaurem Kali reicht ein Aequivalent zur Oxydation hin, wenn
                              man ihm soviel Salzsäure zusetzt als nöthig ist um dieses Salz zu zersetzen und die
                              Chlorsäure frei zu machen. Die Benutzung des Chlorkalks bietet Schwierigkeiten dar,
                              weil sich bei der Anwendung von Eisenvitriol oder Schwefelsäure viel Gyps bildet.
                              Unter den Eisenoxydsalzen gibt das schwefelsaure Eisenoxyd als Oxydationsmittel die
                              besten Resultate. Es ist von demselben bloß ein Aequivalent für ein Aequivalent
                              Sauerstoff nöthig und es entsteht eine hinreichende Menge freier Schwefelsäure, um
                              sich mit dem Kaliumoxyd
                              zu verbinden, nachdem das Eisen durch das weiße Berlinerblau zu Oxydul reducirt
                              worden ist.
                           Um den Eisenvitriol in schwefelsaures Eisenoxyd zu verwandeln, kann man entweder
                              doppelt-chromsaures Kali oder chlorsaures Kali viel vortheilhafter anwenden
                              als Salpetersäure; nur muß man genug Schwefelsäure zusetzen, daß sie einerseits
                              alles erzeugte Eisenoxyd in Auflösung erhalten und andererseits mit der desoxydirten
                              Chromsäure Chromalaun bilden kann; das chlorsaure Kali hingegen muß mit der zu
                              seiner Zersetzung erforderlichen Menge Salzsäure versetzt werden. Da der
                              Eisenvitriol ein halbes Aequivalent Sauerstoff erfordert, um in schwefelsaures
                              Eisenoxyd überzugehen, so reicht zu dieser Umwandlung ein Sechstels Aequivalent
                              doppelt-chromsaures Kali oder ein Zehntel Aequivalent chlorsaures Kali mit
                              dem nöthigen Säurezusatz aus. Wenn die oxydirende Auflösung mit chlorsaurem Kali
                              bereitet worden ist, kann diese Auflösung, nach der Oxydation des weißen
                              Berlinerblau, mit (gelbem) Blutlaugensalz für eine neue Operation niedergeschlagen
                              werden; bedient man sich des doppelt-chromsauren Kalis, so wird das Chromoxyd
                              bis zu einem gewissen Grad durch das Blutlaugenfalz gefällt und trägt zum Glanz der
                              erzeugten Farbe bei.
                           Man muß das weiße Berlinerblau aus einer verdünnten Auflösung niederschlagen, um ein
                              gleichförmiges Product von dem geeigneten Aggregatzustand zu erhalten. Mit beiläufig
                              seinem zehnfachen Gewicht Wasser erhält man ein sehr gutes Resultat.