| Titel: | Ueber die Bereitung der Schmelzfarben zur Porzellanmalerei; von A. Wächter. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LVII., S. 275 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Bereitung der Schmelzfarben zur
                           Porzellanmalerei;Hr. Prof. J. v. Liebig
                                 bemerkt über diese Schmelzfarben: „Die in dieser Abhandlung von Hrn.
                                    Dr. Wächter
                                    beschriebenen Farben für Porzellan sind nach einer mir mitgetheilten Probe
                                    von der größten Schönheit und leisten in der Reinheit des Farbentons und im
                                    Feuer alles, was nur erwartet werden kann.“
                                  von A.
                              Wächter.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Octoberheft 1848
                              und Januarheft 1849.
                        Wächter, über Bereitung der Schmelzfarben zur
                           Porzellanmalerei.
                        
                     
                        
                           Die Schmelzmalerei ist in ihrer Entwickelung hinter den Fortschritten der
                              Wissenschaft zurückgeblieben und hat bei weitem nicht den Grad von Vollkommenheit
                              erreicht, deren sie fähig ist. Sie bietet noch dem Künstler zu viel technische
                              Schwierigkeiten dar, um ein ergiebiges Feld für seine Bemühungen zu seyn und ihre
                              Producte haben aus diesem Grunde nicht den Rang in der Kunst inne, der ihnen der
                              Unvergänglichkeit und Lebhaftigkeit der Farben wegen gebührt. Die Ursache hiervon
                              liegt darin, daß die sichere Erzeugung guter Schmelzfarben ungeachtet der vielen
                              hierüber veröffentlichten Vorschriften doch nur das Geheimniß weniger ist. Die
                              Mittheilungen darüber in größeren Werken und Zeitschriften sind zu unvollständig und
                              zu unsicher, um genügende Anleitung zu geben. Selbst in dem sonst sehr schätzbaren
                              Traité des arts céramiques von Brogniart ist das Capitel über Farbenbereitung sehr wenig
                              befriedigend und gewiß keine rückhaltlose Mittheilung der in der königlichen
                              Manufactur zu Sèvres gesammelten Erfahrungen.
                           Es liegt nun im Interesse der Kunst sowie der Wissenschaft, daß möglichst viele
                              Kräfte an der Fortentwickelung der Schmelzmalerei arbeiten; so lange aber noch ein
                              jeder, der die Sache in Angriff nehmen will, genöthigt ist, sowie ich es war, als
                              ich anfing mich damit zu beschäftigen, die von andern bereits gemachten, jedoch
                              geheim gehaltenen Erfahrungen sich von neuem von Grund an zu erwerben, um nur erst
                              den gegenwärtigen Standpunkt der Empiriker zu gewinnen, wird der hierauf zu
                              verwendende Aufwand an Zeit und Mühe die meisten davon zurückschrecken und zum
                              großen Nachtheil der Fortentwickelung der Kunst besonders die wissenschaftlichen
                              Chemiker, denen so viel andere dankbarere Felder zur Bearbeitung offen liegen.
                           
                        
                           Die am meisten ausgebildete und in der größten Ausdehnung ausgeübte Branche der
                              Schmelzmalerei ist die Porzellanmalerei. Die Glasur des harten Feldspatporzellans
                              wirkt wegen ihrer Strengflüssigkeit weniger verändernd auf den Ton der
                              leichtflüssigen Schmelzfarben ein, als es bei der Malerei auf Glas, Email, Fayence
                              etc. der Fall ist. Die Farben zur Porzellanmalerei sind alle, nach dem Einbrennen, in ihrer Masse gefärbte Bleigläser, vor demselben aber die meisten nur Gemenge von einem
                              farblosen Bleiglase, dem Fluß und einem Farbkörper. Bei
                              den sogenannten Goldfarben, dem Purpur, Violet und Rosa,
                              sind die Farbkörper Goldpräparate, deren Bereitung bisher für besonders schwierig
                              und unsicher gehalten wurde. Das von mir zur Bereitung derselben angewendete
                              Verfahren ist folgendes:
                           
                              Heller Purpur.
                              5 Grm. Zinndrehspäne werden in kochendem Königswasser gelöst, die Lösung im
                                 Wasserbad so weit concentrirt, daß sie beim Erkalten fest wird. Das auf diese
                                 Weise bereitete, noch etwas überschüssige Salzsäure enthaltende Zinnchlorid wird
                                 in wenig destillirtem Wasser aufgelöst und mit 2 Grm. einer Zinnchlorürlösung
                                 von 1,700 spec. Gewicht vermischt, die durch Kochen von Zinndrehspänen im
                                 Ueberschuß mit Salzsäure bis zur genügenden Concentration erhalten wurde. Diese
                                 gemischte Zinnlösung wird in einen großen Glashafen gegossen und allmählich mit 10 Litern
                                 destillirten Wassers gemischt. Sie muß noch gerade so viel Säure enthalten, daß
                                 hierbei keine Trübung durch Ausscheiden von Zinnoxyd entstehen kann. Man
                                 überzeugt sich davon vorher, indem man einen Tropfen der gemischten
                                 concentrirten Zinnlösung mit einem Glasstab herausnimmt und in einem Uhrgläschen
                                 mit destillirtem Wasser mischt.
                              Zu der mit 10 Liter Wasser verdünnten Zinnlösung wird nun unter stetem Umrühren
                                 eine möglichst neutrale klare Auflösung von 0,5 Grm. Gold in Königswasser
                                 gegossen. Sie muß vorher im Wasserbad bis fast zur Trockne eingedunstet und
                                 hierauf mit Wasser verdünnt und an einem dunkeln Ort filtrirt gewesen seyn.
                              Nach Zusatz der Goldauflösung nimmt die ganze Flüssigkeit eine tief rothe Färbung
                                 an, ohne daß sich jedoch ein Niederschlag bildet; dieser scheidet sich sofort
                                 aus, wenn noch 50 Grm. Ammoniakflüssigkeit hinzugefügt werden. Sollte er aber
                                 sich hierbei noch nicht absetzen, was geschehen kann, wenn der Ammoniakzusatz zu
                                 groß im Verhältniß des Säuregehalts der Flüssigkeit gewesen ist, und in welchem
                                 Fall die Flüssigkeit eine tiefroth gefärbte Lösung darstellt, so erfolgt dieß
                                 sogleich bei Zusatz weniger Tropfen concentrirter Schwefelsäure.
                              Der Niederschlag setzt sich sehr schnell zu Boden und die überstehende
                                 Flüssigkeit muß sobald als möglich davon abgegossen und 5–6 mal hinter
                                 einander durch eine gleiche Menge frisches Brunnenwasser ersetzt werden. Nachdem
                                 er so hinreichend ausgesüßt ist, wird er auf einem Filter gesammelt, nach
                                 vollständigem Abtropfen des überschüssigen Wassers noch feucht mit einem
                                 silbernen Spatel heruntergenommen und auf einer mattgeschliffenen Glasplatte
                                 mittelst eines Spatels und Läufers, innig mit 20 Grm. vorher eben darauf mit
                                 Wasser sehr fein geriebenen Bleiglases gemischt. Dieses wird durch
                                 Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige mit 1 Theil Quarzsand und 1 Theil
                                 calcinirten Borax erhalten.
                              Das innige Gemenge von Goldpurpur und Bleiglas wird auf derselben Glasplatte, auf
                                 der es gemischt ist, in einem mäßig warmen Zimmer an einem vor Staub möglichst
                                 geschützten Orte langsam getrocknet und trocken noch mit 3 Grm. kohlensauren
                                 Silberoxyds vermengt und feingerieben.
                              Man erhält so circa 33 Grm. hellen Purpur von 0,5 Grm. Gold.
                              Das hier angegebene Verhältniß von Bleiglas und kohlensaurem Silber zum
                                 Goldpräcipitat gilt nur für einen bestimmten Hitzgrad, bei dem die Farbe auf dem
                                 Porzellan eingebrannt werden muß und welcher dem Schmelzpunkt des Silbers sehr
                                 nahe liegt.
                              
                              Soll die Farbe schon bei einem geringeren Hitzgrad ausbrennen, so muß die Menge
                                 des Bleiglases zum Golde größer, die des kohlensauren Silbers aber geringer
                                 seyn. Eben dasselbe gilt für die Bereitung des Purpurs für die Glasmalerei.
                              Die beste Purpurfarbe kann beim Einbrennen in der Muffel verdorben werden;
                                 geschieht dieß Einbrennen bei zu geringer Hitze, so bleibt die Farbe braun und
                                 matt, ist der geeignete Grad aber überschritten, so erscheint sie bläulich und
                                 blaß; reducirende und besonders saure Dämpfe, Dämpfe von Wißmuthoxyd etc. wirken
                                 ebenfalls nachtheilig darauf ein.
                              
                           
                              Dunkler Purpur.
                              Die klare und möglichst neutrale Auflösung von 0,5 Grm. Gold in Königswasser wird
                                 in einem Glashafen mit 10 Liter destillirten Wassers verdünnt und unter stetem
                                 Umrühren 7,5 Grm. der, wie oben angegeben, bereiteten Zinnchlorürlösung von
                                 1,700 spec. Gewicht hinzugegossen. Die Flüssigkeit färbt sich tiefbraunroth, der
                                 Niederschlag setzt sich aber erst auf Zusatz weniger Tropfen concentrirter
                                 Schwefelsäure ab. Die überstehende Flüssigkeit wird abgegossen und 5–6
                                 mal hintereinander durch eine gleiche Menge Brunnenwassers ersetzt; der so
                                 hinreichend ausgewaschene Niederschlag aus einem Filter gesammelt und nach
                                 Abtropfen des überschüssigen Wassers noch feucht mit dem Spatel abgenommen und
                                 ganz wie beim hellen Purpur beschrieben ist, auf der Glasscheibe mit 10 Grm. des
                                 obigen Bleiglases innig gemischt, ebenso getrocknet und trocken mit 0,5 Grm.
                                 kohlensauren Silbers vermengt und feingerieben, gibt circa 13 Grm. Dunkelpurpur.
                                 Das angegebene Verhältniß des Bleiglases und kohlensauren Silbers zum Gold gilt
                                 für denselben bestimmten Hitzgrad des Einbrennens, für den die Mischung des
                                 hellen Purpurs oben angegeben ist; für geringere Feuergrade, so wie für die
                                 Glasmalerei, muß die Menge des Bleiglases zum Golde vergrößert, die des
                                 Silbersalzes aber verringert werden.
                              
                           
                              Rothviolett.
                              Der Goldniederschlag von 0,5 Grm. Gold wird hierzu ebenso bereitet, wie zum
                                 Dunkelpurpur und wird dann, sobald er feucht vom Filter genommen ist, auf der
                                 Glasscheibe mit 12 Grm. eines Bleiglases innig gemischt, das durch
                                 Zusammenschmelzen von 4 Theilen Mennige mit 2 Theilen Quarzsand und 1 Theil
                                 calcinirten Borax bereitet ist, wie oben getrocknet und dann noch einmal, aber
                                 ohne Silberzusatz, auf der Glasscheibe feingerieben. Dieß Verhältniß des
                                 Bleiglases zum Golde gilt ebenfalls nur für den bestimmten Feuergrad, für den
                                 der helle und dunkle Purpur eingerichtet sind; ein geringerer Hitzgrad des
                                 Einbrennens in der Muffel erfordert ein größeres Verhältniß des Bleiglases. Ein
                                 geringerer Silberzusatz zu dieser Farbe verwandelt das Rothviolett in
                                 Dunkelpurpur und zur Glasmalerei angewendet gibt sie schon für sich einen guten
                                 Purpurton.
                              
                           
                              Blauviolett.
                              Derselbe Goldnieberschlag von 0,5 Grm. Gold, wie zum Dunkelpurpur und
                                 Rothviolett, wird feucht auf der Glasscheibe mit 10,5 Grm. eines Bleiglases
                                 innig gemengt, das durch Zusammenschmelzen von 4 Theilen Mennige und 1 Theil
                                 Quarzsand erhalten wird, dann ebenso wie die andern Farben langsam getrocknet
                                 und noch einmal auf der Glasscheibe feingerieben.
                              Ein geringerer Hitzgrad des Einbrennens der Farbe in der Muffel erfordert einen
                                 größern Zusatz von Bleiglas.
                              Dieß Blauviolett eignet sich ganz besonders zum Mischen mit blauer Farbe, durch
                                 die es weniger nachtheilig nüancirt wird, als das Rothviolett. Zur Glasmalerei
                                 ist es nicht anwendbar. Das wichtigste Moment zur Erhaltung guter Purpur-
                                 und violetten Schmelzfarben ist die feinste Vertheilung einmal des Goldes im
                                 Goldpräcipitat, dann des Goldpräcipitats im Bleiglase; letzteres bezweckt das
                                 Vermischen des noch feuchten Niederschlages mit dem Glas.
                              Durch Mischen des bellen Purpurs mit dunkel Purpur, desselben mit Rothviolett, so
                                 wie des Rothvioletts und dunkel Purpur in verschiedenen Verhältnissen, ist der
                                 Maler im Stande, alle möglichen Purpur- und Violetttöne zu erzeugen. Der
                                 helle Purpur ohne Silberzusatz verarbeitet gibt eine amaranthrothe Farbe, wie
                                 man sie meist auf alten Porzellanen aus dem vorigen Jahrhundert wahrnimmt, wo
                                 die eigenthümliche Eigenschaft des Silbers, die amaranthrothe Farbe in eine
                                 rosenrothe zu verwandeln, noch nicht bekannt gewesen zu seyn scheint. Dr. Richter, welcher im
                                 Anfang dieses Jahrhunderts die Farben für die königliche Porzellanmanufactur zu
                                 Berlin zubereitete, scheint es jedoch schon angewendet zu haben, denn sein
                                 Purpur hat, wie noch vorräthige bemalte Geschirre aus jener Zeit zeigen, eine
                                 sehr schöne Rosenfarbe.
                              
                           
                              Rosa.
                              1 Grm. Gold wird in Königswasser gelöst, die Lösung mit einer Auflösung von 50
                                 Grm. Alaun in 20 Liter Brunnenwasser vermischt, dann unter Umrühren 1,5 Grm.
                                 Zinnchlorürlösung von 1,700 spec. Gewicht hinzugefügt und hierauf soviel
                                 Ammoniakflüssigkeit hinzugegossen, bis alle Thonerde gefällt ist. Nachdem der
                                 Niederschlag sich abgesetzt hat, wird die überstehende Flüssigkeit abgegossen
                                 und durch eine gleiche Menge frischen Brunnenwassers circa zehnmal
                                 hintereinander ersetzt, dann derselbe auf einem Filter gesammelt und bei
                                 gelinder Wärme getrocknet. Er wiegt circa 13,5 Grm. und wird zur Darstellung der
                                 Schmelzfarbe mit 2,5 Grm. kohlensaurem Silberoxyd und 70 Grm. desselben
                                 Bleiglases, dessen Bereitung beim hellen Purpur beschrieben ist (2 Minium, 1
                                 Quarzsand, 1 calc. Borax) innig gemengt und auf der Glasscheibe
                                 feingerieben.
                              Die Farbe eignet sich nur zur Darstellung Heller Rosafonds auf Porzellan und kann
                                 nur in sehr dünner Lage aufgetragen werden; in stärkerer Lage scheidet sich das
                                 Gold metallisch aus und sie erscheint farblos.
                              Die sämmtlichen hier aufgeführten Goldfarben geben für sich im Tiegel geschmolzen
                                 nicht, wie man vermuthen könnte, roth- oder violettgefärbte Gläser,
                                 sondern schmutzig braune oder gelbliche Gläser, die durch metallisch
                                 ausgeschiedenes Gold und resp. Silber lebrig erscheinen. Ihren eigenthümlichen
                                 schönen Farbenton entwickeln sie nur, wenn sie in einer nicht zu starken Schicht
                                 auf der Porzellanglasur aufgeschmolzen werden; sie färben dieselbe durch und
                                 durch, wie ein damit gemaltes zerschlagenes Porzellanstück im Durchbruch
                                 deutlich zeigt. Ueberschreitet die Schicht eine gewisse Dicke, so scheidet sich
                                 das Gold und Silber regulinisch aus und sie werden dadurch entweder lebrig, wie
                                 die Purpur- und violetten Farben, oder farblos, wie das flüssigere
                                 Rosa.
                              
                           
                              Gelbe Schmelzfarben zur
                                    Porzellanmalerei.
                              Die gelben Farben zur Porzellanmalerei sind entweder
                                 durch Antimonsäure oder Uranoxyd gefärbte Bleigläser. Das dazu erforderliche
                                 antimonsaure Kali wird durch Verpuffen von 1 Theil seingeriebenen metallischen
                                 Antimons mit 2 Theilen Salpeters in einem hessischen Tiegel und Aussüßen des
                                 Rückstandes mit Wasser bereitet. Das Uranoxyd erhält man in der passendsten
                                 Beschaffenheit durch Erhitzen von salpetersaurem Uranoxyd bis zur vollständigen
                                 Austreibung der Salpetersäure.
                              
                           
                              Citronengelb.
                              8 Theile antimonsaures Kali, 2 1/2 Thl. Zinkoxyd, 36 Thl. Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 5 Thl. Mennige, 2 Thl. weißem Sand und 1 Thl. calcinirtem
                                 Borax bereitet) werden innig gemengt und in einem Porzellantiegel, der in einem
                                 hessischen Tiegel steht, so lange geglüht, bis der Inhalt in breiigen Fluß
                                 gerathen ist, dann mit einem Spatel herausgenommen, nach dem Erkalten gestoßen
                                 und auf einer Glasscheibe mit Läufer feingerieben. Wird die Farbe länger
                                 geschmolzen als zur vollständigen Vereinigung der Gemengtheile nothwendig ist,
                                 so wird die gelbe Farbe in eine schmutziggraue, durch Zerstörung des
                                 antimonsauren Bleis, umgewandelt.
                              
                           
                              Hellgelb.
                              4 Theile antimonsaures Kali, 1 Thl. Zinkoxyd, 36 Theile Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 8 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden
                                 gut gemengt, in einem hessischen Tiegel geschmolzen und nach dem Erkalten
                                 gestoßen und feingerieben.
                              Längeres Schmelzen ist bei Bereitung dieser Farbe von weniger nachtheiligem
                                 Einfluß, als bei der vorigen, wegen der Abwesenheit des borsauren Natrons in der
                                 Mischung des Bleiglases. Die Farbe selbst ist intensiver gelb als die vorige und
                                 eignet sich besonders gut zum Vermischen mit rothen und braunen Farben, gibt
                                 aber mit grüner Farbe gemischt weniger reine Töne als die vorige. Ihrer größeren
                                 Schwere wegen geht sie besser aus dem Pinsel als diese und läßt sich, ohne nach
                                 dem Einbrennen abzuspringen, in dickerer Lage als diese auftragen.
                              
                           
                              Dunkelgelb I.
                              48 Theile Mennige, 16 Theile Sand, 8 Theile entwässerter Borax, 16 Theile
                                 antimonsaures Kali, 4 Theile Zinkoxyd, 5 Theile Eisenoxyd (Caput mortuum) werden innig gemengt und in einem
                                 hessischen Tiegel bis zur vollständigen Vereinigung der Gemengtheile, aber nicht
                                 länger, geschmolzen. Längeres Schmelzen wirkt ebenso nachtheilig wie beim
                                 Citronengelb und verwandelt die goldgelbe Farbe in eine schmutzig gelbgraue.
                              
                           
                              Dunkelgelb II.
                              20 Theile Mennige, 2 1/2 Theile weißer Sand, 4 1/4 Theile antimonsaures Kali, 1
                                 Theil Eisenoxyd (Caput mortuum), 1 Theil Zinkoxyd
                                 werden gut gemengt und in einem hessischen Tiegel geschmolzen. Längeres
                                 Schmelzen ist hierbei von weniger nachtheiligem Einfluß, als bei der
                                 vorhergehenden Farbe; auf und neben diesem Dunkelgelb II. kann mit eisenrother
                                 Schmelzfarbe gemalt werden, ohne daß dasselbe zerstört oder nachtheilig nüancirt
                                 wird.
                              Für die Landschafts- und Figurenmalerei ist es von Wichtigkeit, die
                                 aufgeführten gelben Farben strengflüssiger herzustellen, um damit auf oder unter
                                 andern Farben malen zu können, ohne eine Auflösung des Gemalten durch die
                                 darüber oder darunter liegende Farbe befürchten zu müssen. Man ertheilt ihnen
                                 diese Eigenschaft durch Zusatz von Neapelgelb, welches zu diesem Zweck am besten
                                 durch starkes und anhaltendes Glühen eines Gemenges von 1 Theil Brechweinstein,
                                 2 Theilen salpetersauren Bleies, 4 Theilen abgeknisterten Kochsalzes in einem
                                 hessischen Tiegel und nachträgliches Aussüßen des zerkleinerten Glührückstandes
                                 mit Wasser bereitet wird. Durch Mischen dieses Neapelgelb mit Bleiglas erhält
                                 man ebenfalls brauchbare gelbe Farben, nur auf kostspieligerem Wege als oben
                                 angegeben. Ein gutes Gelb zur Landschaftsmalerei gibt zum Beispiel eine
                                 Vermischung von 8 Theilen Neapelgelb und 6 Theilen Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil
                                 calcinirtem Borax bereitet).
                              Die mit Antimon erzeugten gelben Schmelzfarben zeigen sich nach dem Einbrennen
                                 auf Porzellan, unter dem Mikroskop betrachtet, nicht als homogene, gelbgefärbte
                                 Gläser, sondern als ein Gemenge einer gelben durchscheinenden Substanz
                                 (antimonsaures Blei?) und eines farblosen Glases.
                              
                           
                              Urangelb.
                              1 Theil Uranoxyd, 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 8 Theilen
                                 Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden innig gemengt und auf einer
                                 Glasplatte mit Läufer feingerieben. Die Farbe eignet sich nicht zum Vermischen
                                 mit andern Farben, mit denen sie nur mißfarbige Töne erzeugt; zum Schattiren auf
                                 ihr dient Dunkelpurpur oder Violett.
                              
                           
                              Uranorange.
                              2 Theile Uranoxyd, 1 Theil Chlorsilber, 3 Theile Wißmuthglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 4 Theilen Wißmuthoxyd und 1 Theil krystallisirter
                                 Boraxsäure bereitet), werden innig gemengt und auf der Glasscheibe mit Läufer
                                 feingerieben. Das Orange eignet sich ebensowenig, wie das Gelb, zum Vermischen
                                 mit andern Farben. Nach dem Einbrennen auf Porzellan, unter dem Mikroskop
                                 betrachtet, zeigen die Uranfarben ein blaßgelb gefärbtes Glas, indem
                                 unverändertes Uranoxyd suspendirt ist; es ist also ein kleiner Theil des
                                 Uranoxyds im Schmelze gelöst.
                              
                           
                        
                           Grüne Schmelzfarben zur
                                 Porzellanmalerei.
                           
                              Blaugrün.
                              10 Theile chromsaures Quecksilberoxydul, 1 Theil chemisch reines Kobaltoxyd
                                 werden, um eine möglichst innige Vermengung herbeizuführen, auf einer
                                 Glasscheibe mit Läufer feingerieben, dann in einem an beiden Enden offenen
                                 Porzellanrohr bis zur vollständigen Austreibung des Quecksilbers geglüht. Das so
                                 erhaltene schön blaugrüne Pulver wird dann in einen Porzellantiegel geschüttet
                                 und der Deckel auf demselben mit Glasur aufgekittet. Der gefüllte Tiegel wird
                                 der stärksten Hitze des Porzellanofens, während eines Porzellanbrandes
                                 ausgesetzt, nach dem Erkalten der Inhalt durch Zerschlagen des Tiegels
                                 herausgenommen und zur Entfernung einer geringen Menge chromsauren Kalis mit
                                 Wasser ausgesüßt.
                              Man erhält so eine Verbindung von Chromoxyd und Kobaltoxyd zu nahe gleichen
                                 Aequivalenten verbunden, von der blaugrünen Farbe des Grünspans.
                              Die blaugrüne Schmelzfarbe besteht nun in einer Mischung von 1 Theil des
                                 Chromkobaltoxyds, 1/2 Theil Zinkoxyd, 5 Theilen Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil
                                 calcinirtem Borax bereitet), welche zusammen gemengt und auf der Glasscheibe
                                 feingerieben werden. Durch Vermischen dieses Blaugrüns mit Citronengelb können
                                 alle beliebigen Zwischentöne erzeugt werden. 1 Theil Blaugrün auf 6 Theile
                                 Citronengelb gibt ein schönes Grasgrün.
                              
                           
                              Dunkelgrün.
                              Chromsaures Quecksilber allein wird ebenso behandelt, wie beim Blaugrün das
                                 Gemenge desselben mit Kobaltoxyd, und 1 Theil des so erhaltenen, schön grünen
                                 Chromoxyds wird mit 3 Theilen desselben Bleiglases, wie beim Blaugrün angegeben,
                                 vermischt und auf der Glasscheide feingerieben.
                              
                           
                              Schattirgrün.
                              8 Theile chromsauren Quecksilbers und 1 Theil Kobaltoxyd werden innig gemengt und
                                 auf einer flachen Schale der stärksten Hitze des Porzellanofens während eines
                                 Porzellanbrandes ausgesetzt. Man erhält hierdurch ein Chromkobaltoxyd von grünlichschwarzer
                                 Farbe, das mit dem zweifachen Gewicht des beim Blaugrün angegebenen Bleiglases
                                 vermischt, eine strengflüssige schwarzgrüne Farbe zum Schattiren anderer grüner
                                 Farben liefert.
                              Betrachtet man dünne Splitter der auf Porzellan eingebrannten chromgrünen Farben
                                 unter dem Mikroskop, so nimmt man deutlich wahr, daß die Partikelchen des
                                 Chromoxyds oder Chromkobaltoxyds ungelöst in dem farblosen Bleiglase
                                 herumschwimmen.
                              
                           
                        
                           Blaue Schmelzfarben zur
                                 Porzellanmalerei.
                           
                              Dunkelblau.
                              1 Theil chemisch reinen Kobaltoxyds, 1 Theil Zinkoxyd, 1 Theil Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil Sand und 1 Theil calcinirtem
                                 Borax bereitet), 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen
                                 Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden gut gemengt und im
                                 Porzellantiegel bei mindestens dreistündiger Glühhitze geschmolzen, ausgegossen,
                                 zerkleinert und auf der Glasscheibe feingerieben. – Wenn diese Farbe
                                 langsam erkaltet, gesteht sie zu einem Haufwerk spießiger Krystalle. –
                                 Lange anhaltendes Schmelzen bei nicht zu hoher Temperatur ist nothwendig, um
                                 einen schönen Farbenton zu erlangen, daher sie am besten ausfällt, wenn sie
                                 während der Dauer eines Porzellanbrandes in der zweiten Etage des
                                 Porzellanofens, dem sogenannten Verglühofen, geschmolzen wird. So bewerkstelligt
                                 sich auch das Schmelzen der Bleigläser am zweckmäßigsten und billigsten.
                              
                           
                              Hellblau.
                              1 Theil Kobaltoxyd, 2 Theile Zinkoxyd, 6 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen
                                 von 2 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet), 1 1/2 Theile Bleiglas
                                 (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil weißem Sand und 1 Theil
                                 calcinirtem Borax bereitet) werden gut gemengt und wie beim Dunkelblau
                                 angegeben, geschmolzen.
                              
                           
                              Schattirblau.
                              10 Theile Kobaltoxyd, 9 Theile Zinkoxyd, 25 Theile Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet), 5
                                 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen Mennige, 1 Theil
                                 weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) werden gemengt und wie beim
                                 Dunkelblau angegeben worden, geschmolzen. – Die Farbe wird nur zum
                                 Schattiren auf oder unter den beiden angegebenen blauen Farben benutzt, wozu sie
                                 sich ihrer Strengflüssigkeit wegen besonders eignet.
                              
                           
                              Luftblau.
                              2 Theile Dunkelblau, 1 Theil Zinkoxyd, 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen
                                 von 4 Theilen Mennige und 1 Theil weißem Sand bereitet) werden innig gemengt und
                                 auf der Glasscheibe feingerieben. Die Farbe wird entweder rein, oder mit andern
                                 gemischt nur zum Malen des Himmels in Landschaften angewendet.
                              Die beschriebenen blauen Schmelzfarben zeigen sich nach dem Einbrennen auf
                                 Porzellan unter dem Mikroskop ebenfalls nicht als homogen blau gefärbte Gläser,
                                 sondern als Gemenge einer durchsichtigen blauen Substanz (kieselsaures
                                 Kobalt-Zinkoxyd?) und eines farblosen Glases.
                              
                           
                              Türkisblau.
                              3 Thle. chemisch reinen Kobaltoxyds und 1 Thl. reinen Zinkoxyds werden zusammen
                                 in Schwefelsäure gelöst, dann die wässerige Lösung von 40 Theilen Ammoniakalaun
                                 hinzugefügt, die gemischten Lösungen zur Trockne verdunstet und der Rückstand
                                 bis zur vollständigen Austreibung des Wassers erhitzt, dann gepulvert und in
                                 einem Tiegel einer mehrstündigen heftigen Rothglühhitze ausgesetzt. – Am
                                 schönsten fällt die Farbe aus, wenn sie während der Dauer eines Porzellanbrandes
                                 der Hitze des Verglühofens ausgesetzt wird. – Sie ist eine Verbindung von
                                 nahe 4 Aequivalenten Thonerde, 3 Aequivalenten Kobaltoxyd, und 1 Aequivalent
                                 Zinkoxyd, von schöner türkisblauer Farbe. – Andere
                                 Vermengungsverhältnisse der Oxyde, als die angegebenen, geben nicht so schön
                                 gefärbte Verbindungen. – Will man ihr einen grünlicheren Farbenton geben,
                                 so erreicht man dieß durch Einrühren von frisch gefälltem, feuchtem, chromsaurem
                                 Quecksilberoxydul in die oben beschriebene Lösung des Ammoniakalauns, Zinks und
                                 Kobalts. – Auf die oben angegebenen Mengen reicht 1/16 Theil chromsaures
                                 Quecksilber, auf den trocknen Zustand berechnet, aus.
                              Die türkisblaue Schmelzfarbe wird dargestellt durch Vermischen von 1 Theil
                                 Thonerdekobaltzinkoxyd, mit 2 Theilen Wißmuthglas (durch Zusammenschmelzen von 5
                                 Theilen Wißmuthoxyd und 1 Theil krystallisirter Boraxsäure bereitet).
                              
                              Die im Traité des arts céramique von
                                 Brogniart zur Darstellung der türkisblauen
                                 Schmelzfarbe mitgetheilte Vorschrift ist unrichtig, denn ein Bleiglas von der
                                 daselbst angegebenen Mischung (3 Theile Mennige, 1 Theil Sand, 1 Theil
                                 Boraxsäure) zerstört den türkisblauen Farbkörper beim Schmelzen vollständig und
                                 man erhält damit nur eine schmutzig blaugraue Farbe.
                              Bei Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten türkisblauen Schmelzfarbe mit dem
                                 Mikroskop, zeigt sie sich als ein Gemenge eines durchsichtigen blauen Körpers
                                 und eines farblosen Glases. – Der durchsichtige blaue Körper ist aller
                                 Wahrscheinlichkeit nach das beschriebene Thonerdekobaltoxyd, das für sich schon
                                 unter dem Mikroskop durchscheinend ist, dessen Durchscheinenheit aber durch das
                                 umgebende geschmolzene Wißmuthglas bis zur Durchsichtigkeit gesteigert wird,
                                 gleichwie die der Papierfaser durch Oel. – Dieselbe Bewandtniß hat es
                                 auch wohl mit dem mikroskopischen blauen Bestandtheil der andern blauen
                                 Schmelzfarben, der wahrscheinlich kieselsaures Kobaltzinkoxyd ist, denn dieses
                                 ist schon, für sich bereitet, ein rein blaues, unter dem Mikroskop
                                 durchscheinendes Pulver.
                              
                           
                        
                           Schwarze und graue Schmelzfarben zur
                                 Porzellanmalerei.
                           
                              Iridiumschwarz.
                              Iridiummetall, wie man es im Handel aus Rußland als feines graues Pulver bezieht,
                                 wird mit einem gleichen Gewicht abgeknisterten Kochsalzes gemengt und in einem
                                 Porzellanrohr, durch welches ein Strom von Chlorgas geleitet wird, schwach roth
                                 geglüht. Es verwandelt sich hierdurch ein Theil des Iridiums in
                                 Zweifachchloridnatrium, welches durch Wasser aus der geglühten Masse ausgezogen
                                 und von dem noch unveränderten Iridium getrennt wird. Die wässerige Lösung des
                                 Doppelsalzes mit kohlensaurem Natron zur Trockne eingedampft und dann mit Wasser
                                 extrahirt, hinterläßt schwarzes Iridiumsesquioxyd, das getrocknet und mit seinem
                                 doppelten Gewicht Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3
                                 Theilen weißem Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gemengt und auf
                                 einer Glasscheibe feingerieben wird. Das bei dem ersten Behandeln mit Kochsalz
                                 und Chlorgas unverändert gebliebene Iridium wird derselben Behandlung von neuem
                                 unterworfen.
                              
                           
                              
                              Iridiumgrau.
                              1 Theil Iridiumsesquioxydul, 4 Theile Zinkoxyd, 22 Theile Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem
                                 Borax bereitet) werden gut gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben. Die
                                 mikroskopische Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten iridiumhaltigen
                                 Schmelzfarben zeigt das Iridiumsesquioxyd unverändert in dem geschmolzenen
                                 klaren Bleiglase schwimmend. In der Unveränderlichkeit des Iridiumsesquioxyds
                                 beruht auch die Eigenschaft derselben, sich mit allen andern Schmelzfarben
                                 mischen zu lassen, ohne sie nachtheilig zu nüanciren, wie es mit den anders
                                 bereiteten grauen und schwarzen Schmelzfarben der Fall ist.
                              
                           
                              Schwarz, aus Kobalt und
                                    Mangan.
                              2 Theile entwässerten schwefelsauren Kobaltoxyds, 2 Theile entwässerten
                                 Manganvitriols, 5 Theile Salpeter werden gut gemengt und in einem hessischen
                                 Tiegel bis zur vollständigen Zersetzung des Salpeters rothgeglüht. Die geglühte
                                 Masse, mit Wasser ausgekocht, hinterläßt ein tiefschwarzes Pulver, eine
                                 Verbindung von Kobalt- und Manganoxyd. Ein Theil hiervon wird mit 2 1/2
                                 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Minium, 2 Theilen Sand
                                 und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gemengt und auf einer Glasscheibe
                                 feingerieben.
                              
                           
                              Grau, aus Kobalt und
                                    Mangan.
                              2 Theile des Kobaltmanganoxyds, 1 Theil Zinkoxyd, 9 Theile Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem
                                 Borax bereitet) werden gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben.
                              Diese schwarzen und grauen Schmelzfarben sind weit billiger herzustellen, als die
                                 aus dem Iridium bereiteten und stehen in der Farbe ihnen nicht nach, nur sind
                                 sie nicht so gut zum Vermischen mit andern Farben geeignet, verändern auch bei
                                 mehrmaligem Einbrennen ihren Ton etwas, was ihre Anwendung nicht so sicher
                                 macht.
                              Die mikroskopische Betrachtung der auf Porzellan eingebrannten Farben zeigt
                                 ebenfalls, daß das Kobaltmanganoxyd von dem schmelzenden Bleiglase nicht
                                 aufgelöst wird, sondern unverändert darin suspendirt ist.
                              In der Malerei braucht man noch ein strengflüssiges Schwarz, welches von darüber
                                 wegfallenden Farben im Schmelzen nicht angegriffen wird, das
                              
                           
                              
                              Unterarbeitungsschwarz.
                              5 Theile Blauviolett (aus Goldpurpur), 1 2/3 Theile Kobaltmanganoxyd, 1 2/3 Theil
                                 Zinkoxyd werden innig gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben.
                              
                           
                              Deckweiß.
                              1 Theil Mennige, 1 Theil weißer Sand und 1 Theil krystallisirte Boraxsäure werden
                                 gut gemengt und in einem Porzellantiegel geschmolzen. – Diese weiße
                                 Emaille hat die Eigenschaft, beim schnellen Erkalten, wenn man sie z.B. in
                                 Wasser ausgießt, ein farbloses klares Glas zu bilden, langsam erkaltet aber
                                 vollkommen weiß und undurchsichtig zu seyn. Durch Erhitzen des klaren Glases bis
                                 zur Schmelzhitze wird ihm seine Durchsichtigkeit wieder genommen und es wird
                                 undurchsichtig wie vorher. Es theilt diese Eigenschaft übrigens mit den
                                 Emaillen, deren Opacität durch Arseniksäure oder Wolframsäure hervorgebracht
                                 wird. – Die Undurchsichtigkeit wird hier vermutlich durch Ausscheidung
                                 von kieselsaurem Blei bewirkt, wie in den bekannten weißen Emaillen durch
                                 arseniksaures oder wolframsaures Kali, oder durch Zinnoxyd.
                              Dieselbe ist jedoch von unendlicher Feinheit, denn unter dem Mikroskop sieht man
                                 nur eine gelbliche Trübung des Glases, die selbst bei der stärksten Vergrößerung
                                 noch nicht einzelne Partikelchen unterscheiden läßt.
                              Das Weiß dient zum Markiren der lichtesten Stellen der Bilder, wo man nicht im
                                 Stande ist, dieselben durch Bloßlegen der weißen Oberfläche des Porzellans
                                 hervorzubringen, wird außerdem öfters in geringer Menge den gelben und grünen
                                 Farben zugemischt, um sie deckend zu machen.
                              
                           
                              Bleifluß.
                              Ein farbloses Bleiglas zum Ueberarbeiten über mattgebliebene Stellen der Malerei,
                                 sowie zum Vermischen mit zu strengflüssigen Farben, erhält man durch
                                 Zusammenschmelzen von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen weißem Sand und 1 Theil
                                 calcinirtem Borax.
                              
                           
                        
                           
                           Rothe und braune Schmelzfarben zur
                                 Porzellanmalerei aus Eisenoxyd.
                           
                              Gelbroth.
                              Entwässertes schwefelsaures Eisenoxyd wird auf einer Schale in einer offenen
                                 Muffel unter fortwährendem Umrühren mit einem eisernen Spatel so lange geglüht,
                                 bis der größte Theil der Schwefelsäure daraus entwichen ist und eine
                                 herausgenommene Probe mit Wasser auf einer Glastafel aufgestrichen, eine schöne
                                 gelbrothe Färbung zeigt; nach dem Erkalten wird das Eisenoxyd durch Auswaschen
                                 mit Wasser von noch unzersetztem schwefelsaurem Salz befreit und dann
                                 getrocknet. Zur Herstellung der Schmelzfarbe werden 7 Theile des gelbrothen
                                 Eisenoxyds mit 24 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen
                                 Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) gut gemengt und
                                 auf einer Glasscheibe feingerieben.
                              
                           
                              Braunroth.
                              Wird das Glühen des schwefelsauren Eisenoxyds so lange fortgesetzt bis zur
                                 völligen Austreibung der Schwefelsäure und bis eine herausgenommene Probe eine
                                 dunkelrothe Färbung zeigt, so erhält man ein zur braunrothen Schmelzfarbe
                                 geeignetes Eisenoxyd, mit dem im übrigen so verfahren wird, wie beim Gelbroth
                                 angegeben wurde.
                              
                           
                              Bläulichroth (Pompadour).
                              Glüht man das schwefelsaure Eisenoxyd noch stärker, so verliert es seine lockere
                                 Beschaffenheit, wird schwerer und nimmt eine bläulichrothe Farbe an. Diesen
                                 Zeitpunkt richtig zu treffen, wo das Eisenoxyd die gewünschte carminrothe Nüance
                                 angenommen hat, ist nicht leicht, da es bei diesen Feuersgraden sich sehr
                                 schnell verändert.
                              Die Schmelzfarbe daraus wird durch Vermischen von 2 Theilen purpurfarbnen
                                 Eisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen
                                 Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax dargestellt) und
                                 Feinreiben auf der Glasscheibe bereitet.
                              
                           
                              Kastanienbraun.
                              Diese Farbe, in verschiedenen Nüancirungen bis ins Schwarze, bekommt das
                                 Eisenoxyd bei noch höheren Hitzgraden, als zur Darstellung der rothen Farbentöne
                                 erforderlich waren und die Schmelzfarben bereitet man daraus durch Vermischen von 2 Theilen
                                 castanienbraunen Eisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von
                                 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet) und
                                 Feinreiben des Gemenges auf der Glasscheibe.
                              
                           
                              Chamoisfarbe.
                              1 Theil Eisenoxydhydrat (durch Fällen von Eisenoxydlösung mit Ammoniak bereitet),
                                 4 Theile Bleiglas (durch Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen
                                 Sand und 1 Theil calcinirtem Borax), werden gemengt und auf der Glasscheibe
                                 feingerieben.
                              Die Farbe wird nur in sehr dünner Lage aufgemalt und dient zur Erzeugung
                                 gelbbrauner Fonds.
                              
                           
                              Fleischfarbe.
                              1 Theil rothes Eisenoxyd, 4 Theile Dunkelgelb II, 10 Theile Bleiglas (durch
                                 Zusammenschmelzen von 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem
                                 Borax bereitet), werden gut gemengt und auf einer Glasscheibe feingerieben.
                              Die Farbe kann ebenfalls nur in dünner Lage verarbeitet werden; durch Vermischen
                                 mit Eisenroth, Luftblau oder Dunkelgelb II, läßt sie sich beliebig nüanciren.
                                 Das Roth der Wangen und Lippen wird mit dem Pompadourroth darauf gemalt.
                              Unter dem Mikroskop, nach dem Einbrennen auf Porzellan betrachtet, zeigen die
                                 aufgeführten Farben deutlich, daß das Eisenoxyd in dem klaren Bleiglase
                                 unverändert suspendirt ist; die Menge des von dem schmelzenden Bleiglase
                                 vielleicht gelösten ist wenigstens so klein, daß sie noch nicht merklich gefärbt
                                 hat.
                              
                           
                        
                           Verschiedene braune Schmelzfarben zur
                                 Porzellanmalerei.
                           
                              Hellbraun I.
                              6 Theile entwässerten Eisenvitriols, 4 Theile entwässerten Zinkvitriols, 13
                                 Theile Salpeter werden gut gemengt und in einem hessischen Tiegel bis zur
                                 vollständigen Zersetzung des Salpeters rothgeglüht; nach dem Erkalten wird der
                                 Tiegel zerschlagen, der Glührückstand herausgenommen und durch Kochen mit Wasser
                                 von seinen löslichen Theilen befreit. Es bleibt ein gelbbraunes Pulver, eine
                                 Verbindung von Zinkoxyd und Eisenoxyd zurück. Die Schmelzfarbe wird dargestellt
                                 durch Vermischen und Feinreiben von 2 Theilen des Zinkeisenoxyds mit 5 Theilen Bleiglas (das
                                 aus 12 Theilen Mennige, 3 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax durch
                                 Zusammenschmelzen bereitet wird).
                              
                           
                              Hellbraun II.
                              2 Theile entwässerten Eisenvitriols, 2 Theile entwässerten Zinkvitriols, 5 Theile
                                 Salpeter werden ebenso behandelt, wie bei Hellbraun I angegeben wurde und mit
                                 dem resultirenden Zinkeisenoxyd, von etwas hellerem Ton, auf gleiche Weise die
                                 Schmelzfarbe hergestellt.
                              
                           
                              Hellbraun III.
                              1 Theil entwässerten Eisenvitriols, 2 Theile entwässerten Zinkvitriols, 4 Theile
                                 Salpeter, werden auf gleiche Weise behandelt, wie Hellbraun I und Hellbraun
                                 II.
                              Die hellbraunen Farben, nach dem Einbrennen auf Porzellan unter dem Mikroskop
                                 betrachtet, zeigen die durchsichtigen Partikelchen des gelblichen Zinkeisenoxyds
                                 in dem farblosen Bleiglase suspendirt.
                              
                           
                              Bisterbraun I.
                              1 Theil entwässerten Manganvitriols, 8 Theile entwässerten Zinkvitriols, 12
                                 Theile entwässerten Eisenvitriols, 26 Theile Salpeter werden wie beim Hellbraun
                                 I angegeben behandelt, und das dunkelbraune Pulver, welches man erhält, eine
                                 Verbindung von Zinkoxyd, Eisenoxyd und Manganoxyd, mit dem 2 1/2 fachen seines
                                 Gewichts Bleiglas von derselben Mischung, wie beim Hellbraun I, vermischt und
                                 feingerieben.
                              
                           
                              Bisterbraun II.
                              1 Theil entwässerten Manganvitriols, 4 Theile entwässerten Eisenvitriols, 4
                                 Theile entwässerten Zinkvitriols, 12 Theile Salpeter werden behandelt wie
                                 Bisterbraun I. Die Farbe ist etwas dunkler.
                              
                           
                              Sepiabraun I.
                              1 Theil entwässerten Eisenvitriols, 1 Theil entwässerten Manganvitriols, 2 Theile
                                 entwässerten Zinkvitriols, 5 Theile Salpeter werden behandelt wie beim Hellbraun
                                 I angegeben und der so erhaltene graubraune Farbkörper mit seinem 2 1/2 fachen
                                 Gewicht des ebendaselbst angegebenen Bleiglases vermischt und feingerieben.
                              
                           
                              Sepiabraun II.
                              1 Theil calcinirter Eisenvitriol, 2 Theile calcinirter Manganvitriol, 6 Theile
                                 calcinirter Zinkvitriol, 10 Theile Salpeter werden wie beim Sepiabraun I
                                 behandelt und die Schmelzfarben aus dem erhaltenen Farbkörper auch ebenso
                                 gemischt.
                              
                           
                              Dunkelbraun I.
                              1 Theil entwässertes schwefelsaures Kobaltoxyd, 4 Theile entwässerter
                                 Zinkvitriol, 4 Theile entwässerter Eisenvitriol, 10 Theile Salpeter werden
                                 gemischt und wie beim Hellbraun I angegeben behandelt. Die auf diesem Wege
                                 erhaltene schön dunkelrothbraune Verbindung von Kobaltoxyd, Zinkoxyd und
                                 Eisenoxyd wird mit ihrem 2 1/2fachen Gewicht desselben Bleiglases, wie die
                                 vorhergehenden Farben, gemengt und feingerieben.
                              
                           
                              Chrombraun.
                              1 Theil Eisenoxydhydrat wird mit 2 Theilen chromsaurem Quecksilberoxydul gemischt
                                 und zur innigeren Vermengung auf der Glasscheibe feingerieben, dann auf einer
                                 Schale in der offenen Muffel bis zur vollständigen Austreibung des Quecksilbers
                                 rothgeglüht. Die so erzeugte dunkelrothbraune Verbindung vom Chromoxyd und
                                 Eisenoxyd wird mit ihrem dreifachen Gewicht Bleiglas (durch Zusammenschmelzen
                                 von 5 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil calcinirtem Borax bereitet),
                                 gemengt und auf der Glasscheibe feingerieben.
                              Nach dem Einbrennen auf Porzellan unter dem Mikroskop betrachtet, zeigen diese
                                 verschiedenen braunen Farben ebenfalls, daß die dunkelgefärbten Oxydverbindungen
                                 in dem Bleiglase nur suspendirt und nicht, oder doch nur in geringem Maaße
                                 aufgelöst sind. Die angegebene Bereitungsweise auf trockenem Wege für die
                                 gefärbten Oxydverbindungen, die den Körper der verschiedenen braunen Farben
                                 ausmachen, ist wohlfeiler und sicherer als die Präcipitation der gemischten
                                 Lösungen durch kohlensaures Natron und Calcination des ausgesüßten
                                 Niederschlags, wodurch man übrigens auch zum Ziel gelangt. Wollte man aber die
                                 einzelnen Oxyde statt ihrer Verbindung mit Bleiglas mischen, so würde man
                                 dadurch Farben erhalten, welche nicht rein durchgehen, d.h. nach dem Einbrennen
                                 in starker Lage auf Porzellan einen andern Farbenton als in dünner Lage zeigen,
                                 außerdem würden sie vor dem Einbrennen eine ganz andere Farbe besitzen, als sie
                                 nach demselben annehmen, was ihre Anwendung für den Maler unsicher macht.