| Titel: | Ueber die zweckmäßigsten Verfahrungsweisen zur Anfertigung von Sicherheitspapieren, insbesondere die von Grimpé angegebene Methode. Von Thenard, Pelouze, Regnault und Dumas. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LIX., S. 296 | 
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                        LIX.
                        Ueber die zweckmäßigsten Verfahrungsweisen zur
                           Anfertigung von Sicherheitspapieren, insbesondere die von Grimpé angegebene Methode. Von Thenard, Pelouze, Regnault und Dumas.
                        Aus den Comptes rendus, Dec. 1848, Nr.
                              23.
                        Ueber die Anfertigung von Sicherheitspapieren insbesondere
                           Grimpé's Verfahren.
                        
                     
                        
                           Die genannten Mitglieder der von der Akademie der Wissenschaften ernannten Commission
                              für Sicherheitspapiere und Sicherheitsdinten, mit ihrer Aufgabe zu Ende gelangt,
                              beabsichtigen in Folgendem die Akademie von ihren Resultaten in Kenntniß zu setzen.
                              Seit mehreren Jahren von der Regierung zur Theilnahme an den von ihr dazu ernannten
                              Commissionen berufen, waren sie im Stande, die Fortschritte, welche die Lösung
                              dieses Problems Schritt für Schritt und Tag für Tag in den Händen geschickter
                              Künstler machte, zu verfolgen. Sie versäumten dabei nichts, was zur Beseitigung der
                              sich entgegenstellenden Schwierigkeiten behülflich seyn konnte; aber auch nichts, um
                              das Grundprincip, welches die Akademie schon vor mehr als zehn Jahren dafür
                              festgestellt hat, bei allen Schwierigkeiten seiner Ausführung aufrecht zu
                              erhalten.
                           In der That wurden auch alle Hindernisse, welche sich dem von der Commission als das
                              beste betrachteten Verfahren entgegenstellten, besiegt, und überdieß hat die
                              Erfahrung gezeigt, daß jenes Verfahren wirklich das einzige ist, welches die
                              nothwendige Bürgschaft leistet. Die Arbeit war eine mühsame und lange dauernde, denn
                              schon am 13. Febr. 1826 zog der Justizminister die Akademie über die Mittel zu
                              Rathe, um den vielen Verfälschungen amtlicher und nichtamtlicher Schriften zu
                              begegnen und den Staatsschatz vor dem ihm durch das betrügerische Bleichen des
                              bereits gebrauchten Stempelpapiers zugehenden Schaden zu schützen.
                           Nach langen Untersuchungen veröffentlichte die Commission in einem Berichte vom 6.
                              Jun. 1831Polytechn. Journal Bd. XLIV S.
                                       117. zwei Verfahrungsarten, die gleich zweckmäßig das Bleichen des Stempelpapiers
                              unausführbar machten und deren eines wenigstens den Schriftverfälschungen große
                              Hindernisse entgegensetzte.
                           
                           Die Akademie, welche sich die Ansichten der Commission aneignete, schlug der
                              Regierung vor, die Anwendung einer unauslöschlichen Dinte vorzuschreiben oder doch
                              zu empfehlen, welche sowohl die Versuche der Fälscher als die Kunstgriffe der
                              Bleicher des Stempelpapiers vereiteln müßte. Diese nicht zu theure Dinte, die aus
                              Tusche bereitet wird, welche man mit verdünnter Salzsäure in einem solchen
                              Verhältniß anrührt, daß die Flüssigkeit eine Dichtigkeit von 1010 erhält, widersteht
                              in der That recht gut allen chemischen Agentien und sogar den
                              Austilgungs-Versuchen rein mechanischer Natur, sofern nur die Schrift tief
                              genug ins Papier gedrungen war.
                           In Erwägung jedoch, wie schwer es ist, alle Personen, welche sich Stempelpapiers zu
                              bedienen haben, zum Gebrauch einer bestimmten Dinte zu bringen, empfahl die Akademie
                              andererseits, in die Mitte jedes Bogens Stempelpapier mit gewöhnlicher
                              auslöschlicher Dinte eine Vignette zu drucken, welche verschwände, wenn man
                              versuchte das Papier behufs eines nochmaligen Gebrauchs zu bleichen.
                           Die Regierung widmete diesen Vorschlägen hinsichtlich ihrer Ausführung die größte
                              Aufmerksamkeit. Eine von den HHrn. Colmont, Finanz-Inspector, und Cordier, Domänen-Inspector, an den Finanzminister eingereichte
                              vortreffliche Arbeit, ddo. 18. Jul. 1836 weist nach, daß
                              die von der Akademie vorgeschlagene Vignette in auslöschlicher Dinte sowohl mittelst
                              einer in Relief gravirten Holzform, als mittelst gewöhnlicher typographischer
                              Charaktere leicht anzubringen ist.
                           Um dieselbe Zeit waren die Regierung und Akademie mit Vorschlägen beschäftigt, welche
                              dahin gingen, ein Papier in Anwendung zu bringen, dessen Zeug unsichtbare Agentien
                              enthielt, die aber den die Dinte entfärbenden Agentien gegenüber empfindlich waren,
                              so daß das Papier durch letztere stark gefärbt wird. Neben diesem System tauchte
                              bald ein anderes auf, welches darin bestand, jeden Bogen Papier aus zwei dünnen
                              Blättern zusammenzusetzen und zwischen dieselben eine mit gewöhnlicher Dinte
                              gedruckte Vignette zu bringen, welche unter dem Einfluß der gewöhnlichen
                              Bleich- oder Fälschungsmittel zugleich mit der Schrift verschwindet.
                           Zwei neue BerichtePolytechn. Journal Bd. LXVI S.
                                       303. vom 6. Febr. 1837 und 13. März desselben Jahres setzten die Regierung und
                              das Publicum von den Resultaten unserer weitern Untersuchungen über diese verschiedenen
                              Systeme in Kenntniß.
                           Die mit chemischen Agentien getränkten Papiere wurden nicht gutgeheißen. Die meisten
                              derselben, sowohl die gleich anfangs vorgeschlagenen, als die später in großer
                              Anzahl empfohlenen, enthalten Cyaneisenverbindungen; sie werden dadurch allerdings
                              gegen die gewöhnlichen Bleich- und Schriftfälschungsmittel empfindlich; wenn
                              die Cyaneisenverbindungen aber unlöslich sind, so ist es gar nicht unmöglich
                              Substanzen zu finden, welche die Dinte zum Verlöschen bringen, ohne die Farbe der im
                              Papier verborgenen Vignette zu verändern. Sind hingegen die Cyaneisenverbindungen
                              auflöslich, so gelingt es immer, die empfindliche Substanz zu beseitigen noch ehe
                              die Schrift verlischt, und nachdem die Auswaschung oder Fälschung geschehen ist, sie
                              neuerdings in den Papierzeug zu bringen.
                           Da ferner ein in das Papier gebrachtes Agens unter dem Einfluß der mehr oder minder
                              feuchten Luft eine langsame Wirkung ausüben kann, durch welche das Papier in wenig
                              Jahren eine große Veränderung in seinen Eigenschaften erleidet, so müßte man, bevor
                              man ein solches Agens zur Anwendung empfehlen wollte, sich erst durch eine sehr
                              lange fortgesetzte Probe überzeugen, daß in dieser Hinsicht nichts zu befürchten
                              ist.
                           Endlich erhöhen die Cyaneisenverbindungen, welche die empfindlichsten, und folglich
                              auch die wirksamsten Agentien sind, schon in geringer Dosis die Brennbarkeit des
                              Papiers so sehr, daß es oft wie Zunder brennt.
                           Aus allen diesen Gründen verwarf die Commission im Jahr 1837 die Anwendung dieser Art
                              Papiere. Trotz der mannichfaltigsten und beharrlichsten Versuche konnte seitdem
                              keiner der vielen Beantrager dieses Systems die eben erwähnten triftigen Einwürfe
                              beseitigen.
                           Um dieselbe Zeit verwarf die Verwaltungs-Commission ihrerseits das aus zwei
                              übereinandergelegten Blättern bestehende Papier mit in seiner Dicke verborgener,
                              auslöschlicher Vignette. Sie überzeugte sich nämlich, daß es aufgehen könne,
                              entweder von selbst, oder durch leicht anwendbare mechanische Mittel. Sie überzeugte
                              sich ferner, daß die Schrift auf der Oberfläche des Papiers ausgelöscht werden kann,
                              ohne daß man an die innere Vignette gelangt. Es wurden solche Papiere durch die
                              gewöhnlichsten lithographischen Verfahrungsweisen leicht nachgemacht. Endlich fand
                              die Commission in der Verfertigungsweise solcher Papiere nicht die Gewähr der
                              Festigkeit und Dauerhaftigkeit, die man bei Stempelpapier zu beanspruchen berechtigt
                              ist.
                           Seitdem wurde jedoch das Papier mit innern Vignetten mit Vortheil von Gesellschaften
                              oder Handelshäusern benutzt, welche sich um letztere Bedenklichkeiten nicht zu
                              kümmern haben und denen wenig daran liegt, ob das von ihnen für Wechsel, Anweisungen
                              etc. verwendete Papier Hand- oder Maschinenpapier, mit Stärke oder Gallerte
                              geleimt, ob es mehr oder weniger dünn, fest, oder dauerhaft sey. Solches Papier, in
                              sehr dünnen, schwach geleimten Blättern dargestellt, wird überdieß von der Dinte
                              besser durchdrungen und erschwert also die Fälschung. Das System, auf welchem seine
                              Verfertigung beruht, ist aber für Stempelpapier nicht anwendbar, weil die Regierung
                              bisher mit Recht darauf beharrte, daß festes, von Hand geschöpftes, mit Gallerte
                              geleimtes Papier dazu genommen werde, damit die Acten viele Jahre lang aufbewahrt
                              werden können.
                           Die Untersuchungen der akademischen Commission fielen mit einer Veränderung in der
                              Papierfabrication zusammen, was einen scheinbaren Widerspruch veranlaßte zwischen
                              den aus ihrem ersten Berichte und den aus den spätern gezogenen Schlüssen. Zur Zeit
                              der ersten Berichterstattung wurde nämlich das im Handel vorkommende Papier
                              größtentheils noch auf die alte Weise verfertigt; es war sonach von Hand geschöpft
                              und mit Gallerte (Thierleim) geleimt. In ein solches Papier dringt saure Tuschdinte
                              tief ein und gibt wahrhaft unauslöschliche Züge. Die Akademie konnte also mit Recht
                              dessen Anwendung empfehlen. Bald aber kam das mit Stärke und Harzthonerde geleimte
                              Maschinenpapier wegen seines niedern Preises in allgemeinen Gebrauch. In dieses neue
                              Papier dringt die saure Tuschdinte schlecht ein und die Schrift kann daher durch
                              Waschungen und mechanische Mittel leicht ausgetilgt werden. Umsonst versuchte man
                              statt der sauren eine alkalische Flüssigkeit zum Anrühren der Tusche zu nehmen; die
                              in den Bureaux der Finanzverwaltung versuchte Anwendung dieser beiden Dinten zeigte
                              bald, daß ihnen nicht mehr Vertrauen geschenkt werden kann, als der gewöhnlichen
                              Schreibdinte.
                           Durch die Verbreitung des Maschinenpapiers wurde man also genöthigt, die Anwendung
                              einer unauslöschlichen Dinte aufzugeben. Es blieb folglich nichts übrig, als die vom
                              Publicum und der Regierung gewünschte Sicherung in der Anwendung einer äußerlich
                              angebrachten auslöschlichen Vignette zu suchen, dem einzigen Mittel, welches bisher
                              jedem Fälschungsversuche trotzte. In Folge einer Preisausschreibung des damaligen
                              Finanzministers Lacave-Laplagne wurden von den HHrn. Zuber, Knecht und Beurges schätzenswerthe Vorschläge zur
                              Ausführung dieses Verfahrens gemacht; allein die Commission erklärte das Problem,
                              wenigstens durch die damals eingesandten Papiere, nicht für gelöst.
                           
                        
                           Grimpé's Verfahren.
                           Seitdem hat Hr. Grimpé
                              die Idee der Akademie so glücklich realisirt, daß die von ihm dargestellten Papiere
                              als absolut unnachahmlich zu betrachten sind. Er versuchte eine mikroskopische
                              Vignette anzufertigen, welche sich über die ganze Papierfläche verbreitet, die aus
                              so zarten Lineamenten besteht, daß dieselben aus freier Hand nicht nachgeahmt werden
                              können, und mit auslöschlicher Dinte gedruckt ist, daher von allen Agentien
                              angegriffen wird welche die Schrift verändern, und die überdieß selbst von der
                              geschicktesten Hand durch keinerlei Druckverfahren wiederhergestellt werden
                              kann.
                           Die ersten Versuche des Hrn. Grimpé erhielten die vollkommene Gutheißung Ihrer Commission
                              und alle Versuche, an die Stelle dieses Systems ein anderes zu bringen, haben dieses
                              erste Urtheil nur bestätigt.
                           Nicht als hätte das erste Verfahren des Hrn. Grimpé gar keine Veränderung erfahren; im
                              Gegentheil machte er sich alle Bemerkungen und Rathschläge zunutze und veränderte
                              oft gänzlich die Einzelnheiten der Ausführung; so wurde ein den Anforderungen der
                              Regierung oder des Publicums besser entsprechendes Product erhalten, dessen
                              Anfertigung rasch, regelmäßig und auf wohlfeile Weise geschieht, während die
                              Grundlage des Systems immer dieselbe blieb.
                           Es besteht dieses Verfahren darin, das Papier auf beiden Seiten mit einer allgemeinen
                              Vignette zu bedecken, die mittelst eines Cylinders in auslöschlicher Dinte
                              aufgedruckt wird.
                           Die Art der Zeichnung (des Musters), die Art der Gravirung des Cylinders, die
                              Beschaffenheit der Dinte, des Papiers, waren seit eilf Jahren Gegenstand
                              fortwährender Besprechungen und Bemühungen, an welchen sich auch mehrere
                              Commissions-Mitglieder betheiligten.
                           Zur Erzeugung des gemusterten Grundes (der allgemeinen Vignette) eignet sich am
                              besten ein Kupfercylinder, auf den man, wie bei Anfertigung der Walzen für den
                              Kattundruck, die betreffenden Figuren mittelst eines molettirten Stahlcylinders
                              übergetragen hat.
                           
                           Nachdem man die verschiedensten geometrischen Figuren als Bestandtheile der Vignette
                              versucht hatte, wie concentrische Kreise, Sechsecke etc. sprachen sich alle
                              Meinungen für die Annahme mikroskopischer Sterne aus, mit welchen die der Akademie
                              vorliegenden Papiere bedeckt sind. Diese Figur stellte der Reproduction von Hand die
                              unübersteiglichsten Hindernisse entgegen.
                           In Bezug auf die absolute Gleichheit dieser verschiedenen Sterne, brauchen wir nur zu
                              sagen, daß sie das Product eines einzigen Stahlstempels sind, auf welchem sich nur
                              ein einziger solcher Stern befindet, der von dem geschicktesten, mit den genauesten
                              Instrumenten versehenen Künstler gravirt ist. Dieser gehärtete Stempel wird auf dem
                              Umfang eines Cylinders von nicht gehärtetem Stahl so oft nacheinander eingepreßt,
                              bis dessen ganzer Umfang gravirt ist. Dieser erste Cylinder wird nun gehärtet, um
                              andere, nicht gehärtete Stahlcylinder mit ihm durch Pressen graviren zu können.
                              Letztere werden wieder gehärtet und gegen Kupferwalzen gepreßt, welche also mit
                              gleichen und zum Bedrucken des Papiers sich vollkommen eignenden Sternen bedeckt
                              wird. Die Identität dieser Sterne ist eine absolute, wie aus ihrer Erzeugung schon
                              hervorgeht.
                           Bei seinen ersten Versuchen gravirte Hr. Grimpé die zum Druck bestimmten Walzen vertieft; jetzt werden
                              sie in Relief gravirt. Dieser anscheinend unbedeutende Unterschied bedarf einer
                              besondern Erklärung, denn er ist wirklich von den wichtigsten Folgen.
                           Die Commission suchte immer den Grundsatz aufrecht zu erhalten, daß bei einem
                              Sicherheitspapier mit Vignetten, solche von Hand nicht nachahmbar seyn dürfen und
                              mittelst einer, mit der gewöhnlichen ganz übereinstimmenden Dinte aufgedruckt werden
                              müssen, so daß jeder Versuch einer Einwirkung auf die Schrift nothwendig auch eine
                              Veränderung der Vignette nach sich ziehen müßte und diese immer sichtbar bliebe, in
                              Folge der Unmöglichkeit die einmal zerstörte oder veränderte Zeichnung
                              wiederherzustellen.
                           Nun ging aus unzähligen Versuchen folgender Satz hervor, aus welchem die Technik
                              zweifelsohne großen Nutzen ziehen wird.
                           Der Druck eines zarten Dessins kann mit einer wässerigen Dinte nur mittelst eines
                              Reliefstiches geschehen; zu allen vertieften Gravuren in zarten Zügen ist eine fette
                              Dinte (Druckfarbe) erforderlich. Zum Drucke mit Reliefwalzen eignet sich aber die
                              gewöhnliche Dinte in allen Fällen vollkommen.
                           
                           Wirklich mußte Hr. Grimpé, so lange er vertieft gravirte Walzen anwandte, mit
                              Firniß verdickte auslöschliche Dinten gebrauchen, welche also, in diesem Punkte
                              wenigstens, von der gewöhnlichen Schreibdinte abwichen; sobald er aber die
                              Reliefstiche eingeführt hatte, konnte er ohne allen Anstand die gewöhnliche Dinte
                              anwenden. Damit war also dem Wunsche der Commission genügt.
                           Einige Mitglieder der Commission glaubten nach reiflicher Prüfung dem Stempelamt
                              anrathen zu müssen, bei in der Bütte geschöpften, mit thierischer Gallerte geleimtem
                              Papier stehen zu bleiben, welches wegen der Rippen und der mangelhaften Zertheilung
                              des Zeugs immer etwas ungleich ist. Sehr lange wurden uns von Hrn. Grimpé dagegen so plausible
                              Einwürfe gemacht, daß unsere Ueberzeugung hätte erschüttert werden müssen, wenn sie
                              minder fest begründet gewesen wäre. Die Erfahrung verschaffte uns aber Recht. Hr.
                              Grimpé druckt
                              gegenwärtig auf Stempelpapier eben so gut und besser vielleicht als auf endloses
                              Papier. Die runzlige Oberfläche des Handpapiers bietet kein wirkliches Hinderniß
                              dar, und wenn das Auflegen des Papiers unter dem Druckcylinder einige Kosten
                              verursacht, welche beim endlosen Papier vermieden würden, so verdient der Vortheil,
                              ein durch 400jährige Anwendung erprobtes Papier zum Verbrauch zu liefern, doch auch
                              einige Beachtung.
                           Damit ist also der Zweck erreicht, dessen Erfüllung wir unablässig und mit einer
                              Ausdauer verfolgten, die wir nicht bereuen: ohne nämlich an der Beschaffenheit des
                              Papiers etwas zu verändern, überdecke man seine beiden Oberflächen mit einer von
                              Hand nicht nachahmbaren Zeichnung, die nicht auf Stein übergetragen werden, nicht
                              nachgedruckt werden kann und mittelst einer mit der Schreibdinte ganz identischen
                              Dinte aufgetragen ist.
                           Es versteht sich, daß diese Vorschrift bei ihren verschiedenen Anwendungen einige
                              unerläßliche Ergänzungen erhalten muß.
                           Die Verfertigung des Stempelpapiers anbelangend, schlagen
                              wir vor:
                           1) Ein Büttenpapier mit einem eigenthümlichen feingemusterten Wasserzeichen (filigrane) zu verfertigen, welches sich über die ganze
                              Fläche des Bogens ausbreitet, so daß durch das Ausbleichen der Vignetten kein
                              Bruchstück des Stempelpapiers in gewöhnliches Papier verwandelt werden kann;
                           2) die beiden Oberflächen dieses Papiers mit einer mikroskopischen Vignette (einem
                              Grunde von mikroskopischen geometrischen Figuren) zu bedrucken, über welcher eine
                              artistische Vignette (eine größere deutlich in die Augen fallende Figur) ausgebreitet ist, deren
                              Verbindung mit der mikroskopischen Vignette (dem gemusterten mikroskopischen Grunde)
                              dem Zufall überlassen worden war und daher absichtlich
                              nicht wieder erzeugt werden kann;
                           3) außerdem soll das Stempelpapier noch an der linken Seite jedes Bogens eine
                              Randeinfassung von unzerstörbarer Dinte erhalten, während alle übrigen Verzierungen
                              mit zerstörbarer Dinte dargestellt wurden.
                           Solches durch sein Filigran ausgezeichnetes Stempelpapier kann nicht mehr mit dem
                              gewöhnlichen Papier verwechselt werden; es kann wegen der Verbindung der
                              geometrischen mit der künstlerischen Vignette nicht mehr nachgeahmt werden; es ist
                              gegen theilweise Fälschung durch seine geometrische Vignette geschützt; es gestattet
                              keine totale Fälschung wegen der unzerstörbaren Randverzierungen.
                           Unterdessen war auch die Lithographie in den Kampf eingetreten und sie trug zur
                              allmählichen Besiegung der Schwierigkeiten nicht wenig bei. Die HHrn. Knecht, Quinet und Lemercier legten nacheinander sehr hübsche und
                              der Aufmunterung würdige Producte vor.
                           So lange sich die Lithographie ihres gewöhnlichen Verfahrens bediente, konnte sie nur
                              fette oder Firniß-Dinten anwenden; sobald sie sich aber in Relief gravirter
                              Steine bediente, stand ihr auch die gewöhnliche Schreibdinte zu Gebot. Somit kann
                              die Lithographie auf jedwedem Papier Abzüge einer sehr feinen mit der gewöhnlichen
                              wässerigen Dinte gedruckten Zeichnung liefern. Aber die Lithographie besitzt noch
                              kein mechanisches Verfahren, mittelst dessen sie eine und dieselbe Figur in
                              unbestimmter Anzahl völlig identisch auf den Stein bringen könnte.
                           Wohl aber kann man mittelst der Lithographie die Oberfläche des Papiers für Actien,
                              Wechsel, Anweisungen etc. zu sehr billigem Preis mit künstlerisch ausgeführten
                              Vignetten von angenehmer Gesammtwirkung bedrucken, die dabei so reich an Details
                              sind, daß ihre Veränderung von Hand sehr schwierig wäre. Kaufleute, die solche
                              Papiere mit Vignetten versehen, und dieselben in der Regel in unauslöschlicher Dinte
                              drucken lassen, würden in lithographischen Vignetten mit auslöschlicher Dinte ohne
                              alle Kosten eine wahrhafte Sicherung finden.