| Titel: | Ueber die Bestandtheile der Schlacken, welche beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter gebildet werden, und über deren Benützung. Von Dr. Max Pettenkofer, Universitäts-Professor in München. | 
| Autor: | Dr. Max Josef Pettenkofer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LXXIII., S. 357 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber die Bestandtheile der Schlacken, welche
                           beim Schmelzen des Scheidegoldes mit Salpeter gebildet werden, und über deren Benützung.
                           Von Dr. Max Pettenkofer,
                           Universitäts-Professor in München.
                        Pettenkofer, über die Bestandtheile der Schlacken vom Schmelzen des
                           Scheidegoldes mit Salpeter.
                        
                     
                        
                           In einer früheren Abhandlung über die Affinirung des Goldes und über die große
                              Verbreitung des Platins (polytechn. Journal Bd.
                                 CIV S. 118 etc.) habe ich auf die Bestandtheile der beim Schmelzen des
                              Scheidegoldes mit Salpeter gebildeten Schlacken hingewiesen. Diese haben bald ein
                              grau-braunes, bald ein grau-grünes Ansehen, sind auf dem Bruche bald
                              mehr bald weniger glasig, und zeigen sehr häufig an jener Fläche, welche auf dem
                              Goldkönige aufliegt, eine dünne mattgelbe Goldhaut. – Für sich im hessischen
                              Tiegel geschmolzen, sind sie selbst durch sehr starke Hitze nicht in dünnen Fluß zu
                              bringen, so daß nach dem Erkalten und Zerschlagen des Tiegels nur eine geringe
                              Ansammlung des Goldes am Boden desselben bemerkbar ist, das meiste aber sich in
                              kleinen Körnern durch die ganze Schlacke zerstreut findet. – An der Luft
                              ziehen die Schlacken allmählich Feuchtigkeit an, in Folge ihres Gehaltes an Kali
                              – und zerfließen zu einer sehr ätzenden Lauge unter Hinterlassung einer
                              bedeutenden Menge eines grauen Pulvers. Mit Wasser übergossen, geht diese Trennung
                              in einen auflöslichen und unauflöslichen Theil viel rascher unter Temperaturerhöhung
                              vor sich. Die Schlacken enthalten außer dem Kali des Salpeters sowohl Metalle,
                              welche bei der vorangehenden Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure wohl
                              chemisch verändert werden, aber als unlösliche Verbindungen beim Waschen des Goldes
                              in geringer Menge zurückbleiben (schwefelsaures Bleioxyd, Schwefelkupfer,
                              basisch-schwefelsaures Eisenoxyd); als auch Bestandtheile des Tiegels, in
                              welchem die Schmelzung vorgenommen wird (Kieselerde, Thonerde, Kalk etc.); als auch
                              Metalloxyde, welche sich erst durch Einwirkung des schmelzenden Salpeters auf die
                              regulinischen Bestandtheile des pulverigen Scheidegoldes erzeugen (Goldoxyd,
                              Platinoxyd, Palladiumoxyd, Osmiumsäure). – Zum Theil enthalten sie auch
                              geringe Mengen feiner Goldkörner und etwas Silber, welche durch die große Zähigkeit
                              der Schlacken verhindert werden mit dem Goldregulus zusammenzufließen.
                           Wendet man auf 16 Theile Scheibegold 1 Theil Salpeter an (dieses Verhältniß hat sich
                              in der königl. Scheidungsanstalt in München als das beste bewährt, so bleibt das
                              Gewicht der erhaltenen Schlacken immer dem Gewichte des angewendeten Salpeters
                              ziemlich gleich, obschon der Salpeter bei der Operation seinen ganzen Gehalt an
                              Salpetersäure (54 Proc.) verliert. Hieraus ist ersichtlich, daß das zurückbleibende
                              Kali in bedeutendem Maaße mit Bestandtheilen theils aus dem Scheidegold, theils aus
                              dem Tiegel beladen seyn muß. In der Mehrzahl der Fälle stammt die größere Hälfte der
                              mit dem Kali verbundenen Bestandtheile aus der Substanz des Tiegels, die kleinere
                              Hälfte aus dem Scheidegolde. Aber diese kleinere Hälfte besteht vorzüglich aus Gold
                              und Platin.
                           Nach mehrjährigen Erfahrungen an hiesiger Scheidungsanstalt erleidet das wohl
                              getrocknete Scheidegold durch das Zusammenschmelzen mit 6,2 Proc. Salpeter im
                              Durchschnitte 2 Proc. Verlust oder Abgang (auf 25 Mark 8 Loth), manchmal etwas mehr
                              – selten weniger – und die Hälfte dieses Abganges ist, wie aus meinen
                              gleich anzuführenden Bestimmungen hervorgeht, reines Gold. Um über die Größe des
                              Abganges auch in kleineren Verhältnissen eine Erfahrung zu gewinnen, wurden 236
                              Gram. Scheidegold (aus Kronenthalern gewonnen, und zur Entfernung des Silbers mit
                              saurem schwefelsaurem Natron behandelt) mit 15 Gram. Salpeter innig gemengt und
                              geschmolzen. Der erhaltene Goldkönig wog 232,0 Gramme. – Die Schlacken wurden
                              mit Wasser ausgelaugt. Die kalische Lösung enthielt kein Gold – was mithin
                              alles in dem in Wasser unlöslichen Theile der Schlacken enthalten seyn mußte. Diese
                              wogen getrocknet 10,9 Gramme und gaben bei der Probe mit geschmolzenem Bleizucker
                              einen Blick von 2,606 Grammen, welcher nach zwei übereinstimmenden Proben 1,990
                              Gramme Gold enthielt. Der ganze Schmelzabgang betrug 1,69 Proc. – und das
                              darin enthaltene Gold betrug 0,84 Proc. – mithin die Hälfte vom Ganzen.
                           Man kann somit annehmen, daß in den 236 Grammen Scheidegold 233,990 Gramme reines
                              Gold enthalten waren. Berechnet man hieraus den Goldabgang durch die Operation des
                              Schmelzens mit Salpeter auf 100 Gold, so erhält man 0,85 Proc. Abgang.
                           Wie hier im Kleinen, so wurde auch ein Versuch im Großen verfolgt. Die ganze
                              Scheidung enthielt 80 Mark = 18708 Grammen Gold. Das Gewicht der ausgelaugten und
                              getrockneten Schlacken war 659 Gramme, und diese enthielten nach zwei
                              übereinstimmenden Proben 230,514 Gramme Gold. Auf 100 Theile Gold beträgt der
                              Salpeterschmelzabgang 1,25 Proc.
                           Eine andere Scheidung, in welcher sich 78 Mark 3 Loth = 18286 Grammen Gold befanden,
                              erlitt durch das Schmelzen mit Salpeter einen Abgang von 0,67 Proc., indem sich in den Schlacken nach
                              zwei übereinstimmende Proben 123,205 Gramme Gold befanden.
                           Nehmen wir aus diesen drei eben angeführten Versuchen das Mittel, so ergibt sich
                           
                              
                                   I.
                                 0,85
                                 
                              
                                  II.
                                 1,25
                                 
                              
                                 III.
                                 0,67
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 2,77 : 3 = 0,92
                                 
                              
                           als arithmetisches Mittel für 100 Theile zum Schmelzen
                              verwendetes Gold.
                           In runden Zahlen ausgedrückt verliert man durch das Schmelzen des Scheidegoldes mit
                              Salpeter (angenommen, daß man die Schlacke nicht weiter benütze) von dem in Arbeit
                              genommenen Golde durchschnittlich 1 Gewichtsprocent. Eine Anstalt, welche jährlich
                              nur 800 Mark Feingold scheidet, wird 8 Mark in die Schlacken treiben – ein
                              Werth von wenigstens 3040 fl. – Von diesem Golde wurde nach den bisherigen
                              Verfahrungsarten im günstigsten Falle die Hälfte wieder gewonnen, wie sich unten bei
                              näherer Betrachtung der Benützungsarten der Schlacken ergeben wird.
                           So gering der durchschnittliche Platingehalt des Scheidegutes (1–8
                              Hunderttausendstel) und des daraus erhaltenen Goldes (1–2 Tausendstel) ist,
                              so sehr findet es sich in den Schlacken, die sich beim Schmelzen des Scheidegoldes
                              mit Salpeter bilden, angereichert; denn in der Regel wird der ganze Platingehalt des
                              Scheibegutes in die Schlacken getrieben. Ist nämlich das Scheidegold bereits soviel
                              als möglich vom Silber befreit, so entgeht kein Platin der oxydirenden Wirkung des
                              Salpeters, wie ich schon in meiner frühern Abhandlung über diesen Gegenstand
                              bewiesen habe.Mein früherer Vorschlag, die letzten 2 bis 3 Proc. Silber vom Scheidegold
                                    durch Behandlung mit saurem schwefelsaurem Natron in der Glühhitze, anstatt
                                    durch mehrmaliges Abkochen mit concentrirter Schwefelsäure zu entfernen, hat
                                    in der hiesigen Scheidungsanstalt bleibend Eingang gefunden. Man braucht
                                    nach dieser Methode weniger Zeit und Schwefelsäure, und erzielt viel
                                    leichter und sicherer feines Gold. Man ist deßhalb auch nicht mehr an so
                                    bestimmte und enge Gränzen bei Legirung des Scheidegutes wie früher
                                    gebunden. Eine Verunreinigung des Kupfervitriols durch Glaubersalz ist
                                    bisher (seit 2 Jahren) noch nicht beobachtet worden, was bei der geringen
                                    Menge Glaubersalz, welche hiezu erforderlich ist, vernünftigerweise auch gar
                                    nicht befürchtet werden konnte. Es soll ja nicht etwa der ganze Silbergehalt
                                    des Scheidegutes dadurch in schwefelsaures Silberoxyd umgewandelt werden,
                                    sondern nur die letzten beim Golde zurückbleibenden Antheile, welche durch
                                    kochendes Schwefelsäurehydrat entweder nur sehr schwierig oder selbst gar
                                    nicht mehr angegriffen werden. Wer mithin behauptet, durch die von mir
                                    empfohlene Methode leide die Reinheit des Kupfervitriols, der
                                    ist ebenso im Irrthum, wie derjenige welcher behauptet, die von mir
                                    empfohlene Methode sey weder eine Verbesserung, noch etwas Neues. Es ist
                                    allerdings nichts Neues, und jeder weiß es, der nur die Rudimente der Chemie
                                    erlernt hat, daß das Silber von sauren schwefelsauren Alkalien angegriffen
                                    wird, so gut als von kochender Schwefelsäure und Salpetersäure; ebenso weiß
                                    jeder, daß fein vertheiltes Silber von Eisenchloridlösung augenblicklich
                                    unter Bildung von Eisenchlorür in Chlorsilber, und das Silber in Berührung
                                    mit schmelzendem Schwefel momentan in schwarzes Schwefelsilber übergeht.
                                    – Aber als etwas Neues erschien mir's, daß es einen Zustand des
                                    Silbers gibt, in dem es weder von Salpetersäure, noch von Schwefelsäure,
                                    noch von Eisenchloridlösung, noch von schmelzendem Schwefel angegriffen
                                    wird. – Ich habe diesen Zustand des Silbers zuerst aufgedeckt, und
                                    kann auch die Mittel, wodurch dieser auffallende Zustand aufgehoben wird,
                                    als etwas Neues betrachten. – So unerwartet als es ist, daß Silber in
                                    diesem Zustande weder mit schmelzendem noch mit gasförmigem Schwefel zu
                                    Schwefelsilber sich verbindet, ebenso unerwartet ist es auch, daß es durch
                                    saures schwefelsaures Natron zu schwefelsaurem Silberoxyde umgewandelt wird.
                                    So gut nämlich die sonst so große Affinität zwischen Silber und Schwefel,
                                    eben so gut könnte auch die Affinität zwischen Silber und dem zweiten
                                    Aequivalent Schwefelsäure des sauren schwefelsauren Natrons aufgehoben
                                    seyn.
                              
                           
                           Nach den Resultaten der oben angeführten drei Schmelzungen (einer kleineren und zwei
                              größeren) läßt sich aus dem Platingehalte der Schlacken mit Sicherheit das relative
                              Verhältniß des Platins zur Gesammtmenge des Goldes berechnen.
                           I. Die 10,9 Gramme Schlacken von der Schmelzung der 236 Gramme
                              Kronenthaler-Scheidegold enthielten 0,401 Gramme Platin.
                           II. Die Schlacken der oben erwähnten 80 Mark Gold, welche aus einer gewöhnlichen
                              Scheidung güldischer Posten stammten, enthielten 19,65 Gramme Platin.
                           III. Die Schlacken von 78 Mark 3 Loth Gold, gleichfalls aus einer Scheidung
                              gewöhnlicher güldischer Posten stammend, enthielten 20,825 Gramme Platin.
                           Nach diesen Daten berechnen sich auf 100 Theile Gold
                           
                              
                                 bei
                                   I.
                                 0,171
                                 Platin
                                 
                              
                                 
                                  II.
                                 0,098
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 III.
                                 0,116
                                 „
                                 
                              
                           Arithmetisches Mittel dieser drei Versuche 0,128.
                           Man ersieht, daß das Gold aus den Kronenthalern das meiste Platin enthält. Dieß
                              bestätigen auch noch andere zahlreiche Erfahrungen, die ich an der hiesigen
                              Scheideanstalt zu machen Gelegenheit hatte, und deren ich schon früher Erwähnung
                              gethan.
                           Wie sehr sich dieser an sich so geringe Platingehalt in den Schlacken im Verhältnisse
                              zu dem darin enthaltenen Golde vermehrt, und zwar dadurch, daß alles Platin und nur
                              ein Theil des Goldes (etwa 1 Proc. vom Ganzen) in die Schlacken geht, möge aus
                              folgender Tabelle ersehen werden, welche die Resultate angibt, wie sie bei Untersuchung der ausgelaugten
                              Salpeter-Schlacken verschiedener Goldschmelzungen erhalten wurden:
                           
                              
                                 
                                 100 Theile mit Wasserausgelaugte
                                    Schlackenenthalten:
                                 Verhältniß zwischenGold und Platin.
                                 Verhältniß zwischendem in der
                                    ganzenScheidung enthaltenenGold und Platin.
                                 
                              
                                 
                                 Gold.
                                 Platin.
                                 
                                 
                                 
                              
                                   I.
                                 18,25
                                 6,81
                                 100 : 37,3
                                 100 : 0,171
                                 
                              
                                  II.
                                 34,98
                                 2,80
                                 100 :   8,0
                                 100 : 0,098
                                 
                              
                                 III.
                                 29,26
                                 4,90
                                 100 : 16,7
                                 100 : 0,116
                                 
                              
                                 IV.Die Zusammensetzung der ganzen Scheidung wurde bei diesem Falle nicht
                                          aufgezeichnet.
                                 20,45
                                 3,24
                                 100 : 15,8
                                 –
                                 
                              
                           Der geringste Platingehalt des Goldes in der Schlacke betrug
                              hienach 8 Proc., der höchste mehr als das vierfache.
                           Obschon auf die gleiche Menge Scheidegold immer gleichviel Salpeter genommen wird
                              (auf 1 Loth Gold 1 Loth Salpeter), so ist doch der Gehalt der verschiedenen
                              ausgelaugten Schlacken an Gold sehr verschieden ausgefallen, und zwar aus drei
                              Gründen: einmal weil verschiedene Mengen fein vertheilten Goldes in den Schlacken je
                              nach der Dauer der Schmelzung, dem Hitzgrade und der Masse, die auf einmal
                              geschmolzen wird, suspendirt bleiben; und dann weil nach der Größe des Tiegels im
                              Verhältniß zur Goldmasse vom Kali verschiedene Quantitäten Kieselerde und Thonerde
                              aufgelöst werden, welche das Mengenverhältniß der andern Schlackenbestandtheile
                              natürlich herabdrücken müssen; und drittens weil verschieden große Mengen von
                              schwefelsaurem Blei, basisch-schwefelsaurem Eisenoxyd, von Schwefelkupfer
                              etc. je nach der Zusammensetzung des Scheidegutes, oder der Dauer und Zahl der
                              Abkochungen, beim Golde zurückbleiben.
                           Werden große Mengen Gold auf einmal mit Salpeter im Tiegel geschmolzen, so ist der
                              relative und absolute Goldgehalt der Schlacken immer viel größer, als wenn man von
                              der nämlichen Mengung von Scheidegold und Salpeter kleinere Quantitäten schmilzt.
                              Die Hauptursache davon
                              ist die große Zähigkeit der gebildeten Schlacken, die von dem eingemengten
                              Goldoxyd- und Platinoxydkali herrührt, und welche das Niedersinken der
                              kleineren Goldkörnchen und deren Zusammenschmelzen mit dem Goldkönige sehr
                              verlangsamt. Bei der gewöhnlichen Form der hessischen Schmelztiegel beträgt die Höhe
                              der Schlackenschichte von 25 bis 30 Mark Gold und eben so vielen Lothen Salpeter oft
                              einen Zoll, bei kleineren natürlich weniger: in gleich großen Tiegeln stehen die
                              Höhen der Schlackenschichten von verschiedenen Quantitäten der Beschickung im
                              Kubikverhältnisse. Wenn daher 25 Mark Scheidegold eine 10 Linien hohe Schlacke
                              geben, so werden 20 Mark Gold, in einem Tiegel von gleichen Dimensionen geschmolzen,
                              ceteris paribus eine Schlacke von 5,1 Linie, eine
                              fast nur halb so hohe, geben.
                           Hieraus erklärt sich auch jene Erscheinung, welche die Scheider das Aufziehen des
                              Goldes durch die Schlacken nennen. Schmilzt man nämlich größere Quantitäten
                              Scheidegold mit Salpeter und trennt nach dem Erkalten die Schlacke von dem
                              Goldkönige, so zeigt sie fast immer an ihrer Berührungsfläche mit der letztern eine
                              ziemlich dicke Goldhaut. Behandelt man diese mit Wasser, so zerfällt sie zu einem
                              Pulver, welches größtentheils aus feinen Körnchen regulinischen Goldes besteht.
                           Man sagt gewöhnlich die Schlacke ziehe Gold in die Höhe, und daher diese Haut
                              (gleichsam als löse sich vom Regulus beim Erstarren Gold ab, und bliebe an den
                              Schlacken kleben): aber es ist nach dem vorher Gesagten leicht ersichtlich, daß
                              diese Goldhaut davon herrührt, daß in der zähen Schlacke noch fortwährend feine
                              Goldkörnchen niedersinken, nachdem die Temperatur schon unter den Schmelzpunkt des
                              Goldes gesunken ist, welche mithin weder unter sich, noch mit dem Goldkönige
                              zusammenfließen können: denn diese Schlacken, obwohl nie in dünnen Fluß zu bringen,
                              bleiben doch bis zur Rothgluth herab weich, und für feste schwere Körper, wie
                              regulinisches Gold, durchdringlich. Das Auftreten dieser Erscheinung hängt
                              wesentlich von der Menge des geschmolzenen Goldes ab. Will man sich z.B., ehevor man
                              das gesammte Scheidegold einer Campagne schmilzt, mit einer kleinen Probe von 1 bis
                              1 1/2 Mark von der Feine des Goldes überzeugen, was in der Regel von den Scheidern
                              nicht verabsäumt wird, so beobachtet man beim Schmelzen dieser Proben fast nie in
                              der Schlacke aufgezogenes Gold, während das nämliche Gold in Partien von 20 bis 26
                              Mark geschmolzen, dieses Phänomen in hohem Grade zeigt. Kleine Partien bleiben aber
                              hinlänglich lange im Fluß, bis durch die verhältnißmäßig dünne Schlacke alles
                              regulinische Gold niedergesunken und mit dem Ganzen verschmolzen ist; bei größeren
                              Partien verlängert sich der Weg des Niedersinkens durch die dickere Schlackenschichte
                              bedeutend, und der Schmelzer läßt das Metall im Verhältnisse nicht lange genug im
                              Fluß. – Man könnte allerdings ein vollständiges Sinken des Goldes erzielen,
                              wenn man den Fluß des Metalles gehörig lang unterhalten würde; aber dieses ist aus
                              einem andern Grunde den Schmelzern nicht zu empfehlen; die größere Quantität von
                              freiem Kali kann leicht den Tiegel so angreifen, daß er durchfressen wird und Metall
                              sammt der goldreichen Schlacke ausfließen läßt. Wo man Feingold erzielen muß, ist
                              ein ganz vollständiges Sinken aller regulinischen Theilchen in den fließenden
                              Metallkönig geradezu nachtheilig. Spuren von Silber enthält selbst das mit saurem
                              schwefelsaurem Natron behandelte Scheidegold noch, da sich im Großen das Auswaschen
                              des schwefelsauren Silberoxydes nie so vollständig ausführen läßt, wie bei einem
                              analytischen Versuche im Kleinen. Diese Silbertheilchen bleiben vermöge ihrer feinen
                              Vertheilung und des leichten specifischen Gewichts gerne mit etwas Gold in den
                              Schlacken suspendirt, und gehen nur sehr langsam in den fließenden Metallkönig ein.
                              Diese meine Ansicht wird sowohl durch den constanten Silbergehalt der
                              Salpeterschlacken, als auch durch die in der Praxis feststehende Erfahrung
                              unterstützt, daß die Schmelzung kleiner Proben, bei denen die Schlacken nie Gold
                              aufgezogen haben, im Feingehalte immer hinter größern Schmelzungen ein und desselben
                              Scheidegoldes, wo die Schlacken sogenanntes aufgezogenes Gold enthalten, um 1 selbst
                              2 Tausendstel zurückbleiben, weil bei diesen kleinen Proben sich alle regulinischen
                              Theilchen, mithin auch das Silber, aus der Schlacke in den Goldkönig gesenkt
                              haben.
                           In der hiesigen Anstalt nimmt man deßhalb keinen Anstand, das Scheidegold einer
                              größeren Scheidung für Feingold zu schmelzen, wenn auch die davon genommene kleine
                              Probe nur 999 oder 998 Tausendstel Feine ausweist. Die Metallkönige aus größern
                              Schmelzungen (wo die Schlacken noch aufgezogenes Gold enthalten) erweisen sich in
                              der großen Mehrzahl der Fälle dennoch als fein.
                           Es geht daraus die praktische Regel hervor, daß man, um unnöthigen Schmelzabgang zu
                              vermeiden, und dennoch Feingold zu erhalten, nie mehr, aber auch nicht viel weniger
                              als 20 Mark Scheidegold auf einmal mit Salpeter in den Tiegel bringen soll.
                           Jene Schlacken, welche kein Gold aufgezogen enthielten, hat man bisher in der Praxis
                              als ziemlich werthlos angesehen. Ich habe jedoch schon in meinem ersten Aufsatze
                              gezeigt, welch bedeutende Mengen Gold im nichtmetallischen Zustande sie nebst Platin
                              enthalten. Offenbar enthalten sie sowohl das Gold als das Platin im oxydirten
                              Zustand – als Goldoxyd und Platinoxyd. Mehrere Versuche, die Oxydationsstufe der mit Wasser
                              ausgelaugten und getrockneten Schlacken, durch Desoxydation in einem Strome
                              trockenen Wasserstoffgases und durch Wägung des gebildeten Wassers zu bestimmen,
                              gaben keine übereinstimmenden Resultate: 1) wegen theilweiser nicht zu beseitigender
                              Beimengungen regulinischen Goldes, die sich beim Trocknen in höherer Temperatur
                              (Oelbade) bilden; 2) wegen der Schwierigkeit des Entfernens der letzten
                              Wasserantheile aus den mit Wasser behandelten Schlacken durch Trocknen bei
                              niedrigeren Temperaturen, etwa bei 100 oder 130° C.
                           Ich werde übrigens bei anderer Gelegenheit in Bälde diese Frage zu erledigen
                              versuchen. Ich habe nämlich gefunden, daß sich ein Goldpurpur in Farbe viel feuriger
                              und prächtiger als alle bisherigen darstellen läßt, welcher keinen durch Wasserstoff
                              reducirbaren Körper, als das Oxyd des Goldes enthält. Zersetzt man eine neutrale
                              Goldchloridlösung durch Bittererde in der Art, daß man 2 oder 3 Aequivalente davon
                              mehr, als zur Bildung von Chlormagnesium und Goldoxyd erforderlich sind, anwendet,
                              trocknet ein und erhitzt das Gemenge bis etwa 400° C., so erhält man ein
                              leichtes, prächtig violettrothes Pulver, was nach dem Auswaschen des unzersetzten
                              Chlormagnesiums und nach vollständigem Entfernen alles Wassers bei höherer
                              Temperatur, sich sehr vortrefflich zur Bestimmung der Oxydationsstufe eignet, welche
                              das Gold in Berührung mit starken Salzbasen in höhern Temperaturen anzunehmen fähig
                              ist. Ich hoffe dadurch auch die noch immer offene Frage über die Constitution des
                              Goldpurpurs der Entscheidung nahe zu bringen.
                           
                        
                           Benutzungsart der Salpeterschlacken zur
                                 Gewinnung des darin enthaltenen Goldes und Platins.
                           Die bisherige Benützungsart dieser Schlacken habe ich in meiner ersten Abhandlung
                              bereits angeführt, wenigstens diejenige Methode, welche in der hiesigen Anstalt eine
                              Reihe von Jahren hindurch befolgt worden war. Sie bestand darin, daß die Schlacken
                              in einem eisernen Mörser mit Wasser zu einem Brei zerstoßen und darnach durch
                              Schlämmen die größere Quantität des darin im regulinischen Zustande enthaltenen
                              Goldes gewonnen wurde. Das abgeschlämmte grauliche Pulver ließ man sedimentiren,
                              trocknete es, und unterwarf es mit anderm goldhaltigen Gekrätze aus der
                              Scheideanstalt dem Amalgamations-Verfahren. Die Nachtheile dieses Verfahrens
                              liegen nun klar vor Augen, nachdem man die Bestandtheile dieses abgeschlämmten
                              grauen Pulvers und
                              dessen Verhalten gegen Quecksilber kennt. (Man vergleiche meine erste Abhandlung.)
                              Quecksilber vermag das Gold hieraus eben so wenig auszuziehen als aus Goldpurpur, da
                              es nur das nicht oxydirte Gold aufnimmt. Zugleich wird
                              bei der sehr großen Leichtigkeit des grauen Pulvers, durch dessen äußerst langsames
                              Sedimentiren ein großer Verlust herbeigeführt, indem über die bald mehr, bald minder
                              große Reihe von Amalgamirkübeln ein ziemlich rascher Wasserstrahl fließt. Man wird
                              deßhalb auch in dem Amalgamationsrückstande, im sogenannten Krätz-Nachsande,
                              bei weitem nicht alles Gold wieder erhalten, wo es ohnehin an Werth sehr verloren
                              haben würde, da die Kosten der Bleiarbeit, wodurch diese Rückstände zu gut gemacht
                              werden, bedeutend sind.
                           Es ist mir keine verlässige Angabe darüber bekannt, wie in andern Scheibeanstalten
                              des In- und Auslandes diese Salpeterschlacken bisher benützt worden sind.
                              – Auf keinen Fall waren die Methoden viel besser, als die oben beschriebenen,
                              weil bei völliger Gewinnung des Goldes auch das in beträchtlicher Menge in den
                              Schlacken vorhandene Platin hätte müssen zugleich gewonnen werden. Der Platingehalt
                              dieses Goldes wäre so bedeutend gewesen, daß er sich durch die physikalischen
                              Eigenschaften, welche er dem Golde ertheilt, schon bei bloßem Ansehen würde kund
                              gegeben haben. – Im Durchschnitte berechnet sich aus obiger Tabelle der
                              Platingehalt des in den Schlacken befindlichen Goldes auf 12 Proc.; aber schon 2 bis
                              3 Procente sind hinreichend, um die Farbe des Goldes fast bis zur Unkenntlichkeit zu
                              verändern.
                           Ich werde im Nachfolgenden zwei Methoden beschreiben, wovon ich aber die eine (die
                              erstere) gleich von vornherein als nicht sehr praktisch verwerfe. – Ich
                              beschreibe dieselbe aber dennoch, weil sie sehr nahe liegt, sehr plausibel scheint,
                              von mir bereits versucht worden ist, und leicht auch von andern versucht werden
                              könnte, ich aber nicht die indirecte Veranlassung seyn will, daß Jemand die
                              nämlichen negativen Erfahrungen mache, die mich bereits eines Besseren belehrt
                              haben.
                           I. Die Schlacken werden gestoßen mit Wasser behandelt, um alles darin Lösliche
                              aufzulösen, der Rückstand durch Decantiren ausgewaschen und in einem gußeisernen
                              Kessel gelinde getrocknet. Die wässerige Lösung enthält neben Kali u.s.w. auch
                              jederzeit, obschon sehr geringe Mengen, Platinoxyd, welches, wie leicht einzusehen,
                              nur mit vielen Umständlichkeiten gewonnen werden kann. Ich habe beobachtet, daß
                              diese wässerige alkalische Lösung auch öfter Spuren von Goldoxyd enthält, und zwar
                              dann, wenn der Schmelzproceß nicht so lange fortgesetzt worden ist, bis aller
                              Salpeter (auch das daraus entstehende salpetrigsaure Salz) vollständig zersetzt war.
                              – Es ist bereits bekannt, daß wenn man salpetersaures Kali in einem goldenen
                              Gefäße geschmolzen hat, sich dieser Salpeter mit gelber Farbe in Wasser löst, und
                              daß aus der angesäuerten Lösung Eisenvitriol Gold ausfällt. – In der Mehrzahl
                              der Fälle habe ich jedoch keinen Goldgehalt in der wässerigen Lösung der
                              Salpeterschlacken gefunden.
                           (Ich habe versucht, ob es sich der Mühe lohne, den größeren Theil des regulinischen
                              Goldes abzuschlämmen, da ich voraussetzte, es könnte platinfrei erhalten werden,
                              fand aber durch den Versuch meine Vermuthung nicht bestätigt, indem das verschlämmte
                              Gold nach dem Schmelzen 3,8 Proc. Platin enthielt. Der relative Platingehalt des
                              abgeschlämmten Theiles zeigte sich allerdings sehr vermehrt. – Die
                              Platinverbindung in den Schlacken bleibt überhaupt viel länger schwebend, als die
                              entsprechende Gold-Verbindung, was sich am deutlichsten zeigte, als ich das
                              von regulinischem Golde Abgeschlämmte abermals durch Schlämmen in zwei Partien
                              trennte – eine schwerere und leichtere.
                           
                              
                                 Die schwerere enthielt
                                 19,2 Proc. Gold und
                                 
                              
                                 
                                   2,0    „    
                                    Platin.
                                 
                              
                                 Die leichtere hingegen
                                 13,0    „    
                                    Gold und
                                 
                              
                                 
                                   5,2    „    
                                    Platin.
                                 
                              
                           Man ersieht übrigens aus diesen Daten, daß durch Schlämmen eine nur einigermaßen
                              nutzbare Trennung von Gold und Platin nicht im mindesten zu erzielen ist. Es ist
                              deßhalb das beste, aus dem ganzen in Wasser unlöslichen Rückstande der
                              Salpeterschlacken ohne alle weitere Behandlung Gold und Platin gleichzeitig zu
                              gewinnen.)
                           Aus dem in Wasser unlöslichen Rückstande kann, wie ich schon in meiner ersten
                              Abhandlung erwähnte, das Platin theilweise mit Salzsäure als Platinchlorid erhalten
                              werden, aber nur der geringere Theil; um den größern Theil des Platins und das Gold
                              in Lösung zu erhalten, muß man Königswasser – Salpetersalzsäure –
                              anwenden. Bei der Behandlung mit Säure wird die Kieselerde, welche die ausgelaugten
                              Schlacken neben Thonerde, Kali u.s.w. enthalten, im amorphen, gelatinösen Zustande
                              aus ihren Verbindungen mit den Basen ausgeschieden, wodurch das Auswaschen größerer
                              Massen auf unüberwindliche praktische Schwierigkeiten stößt. Ueberdieß bildet sich
                              bei Behandlung mit Salpetersalzsäure sehr schwer lösliches Kaliumplatinchlorid.
                           Um nun die Ausscheidung der Kieselerde im gelatinösen Zustande zu verhindern und die
                              Entfernung alles Kalis vor der Behandlung mit Salpetersalzsäure zu ermöglichen, wird
                              das getrocknete Pulver im gußeisernen Kessel mit englischer Schwefelsäure
                              befeuchtet, bis man einen zähen Brei erhält. Man bringt nun den Kessel über ein Holz- oder
                              Kohlenfeuer, und erhitzt so lange, bis alle Dämpfe von überschüssiger Schwefelsäure
                              verjagt sind. Nach dem Erkalten bemerkt man, daß sich das Ansehen des Pulvers sehr
                              verändert hat. Es ist etwas compacter geworden als zuvor; es sinkt nun im Wasser
                              ziemlich schnell zu Boden; die Farbe ist von Grau fast in Schwarz übergegangen.
                              Nimmt man das Erhitzen mit SO₃ in einer Retorte vor, und condensirt das
                              Uebergehende in eine abgekühlte Vorlage, so ergibt das Destillat jederzeit die
                              deutlichsten Reactionen auf Osmium. Die wesentlichsten Vorgänge bei dieser Methode
                              sind: daß erstens durch Einwirkung der Schwefelsäure bei erhöhter Temperatur die
                              Kieselsäure von ihren Basen getrennt wird, aber nicht im gelatinösen, sondern im
                              compacten Zustande (wie man die geglühte amorphe Kieselerde kennt) und schwefelsaure
                              Salze gebildet werden; daß ferner auch das Gold- und Platinoxyd von den
                              Körpern, denen es sein Bestehen verdankt (vorzüglich Kali) getrennt, aber bei dieser
                              erhöhten Temperatur sogleich zu regulinischem Golde und Platin zersetzt wird (daher
                              die dunkle Farbe nach Behandlung mit Schwefelsäure). – Kocht man nun unter
                              Zusatz von etwas Schwefelsäure in einem kupfernen oder bleiernen Kessel, so werden
                              schwefelsaures Kali und schwefelsaure Thonerde mit noch einigen andern mehr zufällig
                              vorhandenen schwefelsauren Salzen (worunter schwefelsaures Silberoxyd nie fehlt)
                              aufgelöst, und der Rückstand besteht im Wesentlichen aus Kieselerde, aus Gold und
                              Platin. (Unlösliche schwefelsaure Salze, z.B. schwefelsaures Bleioxyd, als zufällige
                              Beimengungen.) Die bereits mit Wasser erschöpften Salpeterschlacken verlieren durch
                              die Behandlung mit Schwefelsäure und darauffolgendes Auskochen durchschnittlich 28
                              Proc. an Gewicht. – Dieser Rückstand nun wird in großen, etwas conischen, mit
                              Deckeln versehenen Porzellanschüsseln mit Königswasser behandelt; er liefert
                              auflösliches Gold- und Platinchlorid, und die Kieselerde bleibt als
                              vollkommen unlösliches weißes Pulver zurück, welches zur vollständigen Entfernung
                              der beiden Metallchloride sehr anhaltend und sorgsam gewaschen werden muß. Die
                              Waschwässer werden durch Abdampfen eingeengt und den concentrirten Metalllösungen
                              beigegossen.
                           Um das Gold zu fällen, benutzt man Eisenvitriol oder Eisenchlorür. Die Fällung wird
                              in der Art vorgenommen, daß die Auflösung von Gold- und Platinchlorid, wie
                              auch die Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenchlorür gegen 70°
                              C. erwärmt werden. Man gießt die Eisensolution in die Goldsolution, und zwar in
                              anfangs sehr geringen Portionen, da ein großer Ueberschuß von unzersetztem
                              Königswasser vorhanden ist, und anfangs eine sehr stürmische Entwickelung von Stickoxydgas
                              stattfindet. Man fährt so lange mit dem Zusatze des treffenden Eisensalzes fort, bis
                              alles Gold gefällt ist, bis nämlich eine abfiltrirte Probe durch Eisenchlorür nicht
                              mehr getrübt wird. Das Fällen des Goldes bei erhöhter Temperatur gewährt den
                              Vortheil, daß sich das Gold nicht als Pulver, sondern in compacten Klumpen
                              abscheidet, die dann sehr leicht durch Waschen und Decantiren rein erhalten werden
                              können. In der Lösung befindet sich nun alles Platin. Die Lösung ist durch die
                              Waschwässer zu verdünnt, um eine Fällung als Platinsalmiak mit Vortheil versuchen zu
                              können. Man fällt deßhalb durch regulinisches Eisen in der Wärme alles Platin als
                              Platinmohr, welcher sorgfältig gewaschen wird. Mit dem Platin fällt immer auch etwas
                              Palladium nieder (auch mit dem Golde fällt bereits etwas Palladium nieder), und
                              häufig auch Kupfer, welches theilweise in den Schlacken, theilweise auch im
                              Eisenvitriol enthalten seyn kann. Um diese beiden Metalle zu entfernen, kocht man
                              den Platinmohr anfangs mit reiner (von Salzsäure freier) verdünnter, später mit
                              reiner concentrirter Salpetersäure aus. Der so gereinigte Platinmohr wird in
                              Königswasser gelöst, und die concentrirte Lösung mit Salmiak, wie bekannt, gefällt,
                              und der erhaltene Platinsalmiak weiter zweckdienlich behandelt.
                           Ich bearbeitete nach dieser Methode 21 Mark mit Wasser ausgelaugte Salpeterschlacken
                              und habe hiebei folgende Uebelstände bemerkt:
                           1) ist es eine höchst zeitraubende Operation, jene geringe Quantitäten Platin und
                              Gold, welche beim anfänglichen Auslaugen der Schlacken in die alkalische Lösung
                              übergehen, wieder zu gewinnen – man müßte sie denn ganz opfern und
                              wegschütten. Um sie zu gewinnen, muß man die Lauge mit Salzsäure übersättigen, und
                              Gold und Platin durch regulinisches Eisen fällen. – Verdünnt man die Lauge
                              nicht bis zu einem sehr bedeutenden Grade, so wird beim Ansäuern häufig
                              gallertartige Kieselsäure ausgeschieden, die alle Operationen wieder höchst
                              beschwerlich und unangenehm macht;
                           2) ist das mit Schwefelsäure geglühte Pulver nach dem Kochen und Auswaschen immerhin
                              noch sehr voluminös durch die bedeutende Quantität Kieselerde, welche dem Gewichte
                              des enthaltenen Goldes und Platins in der Regel gleichkommt, oder es sogar
                              übersteigt. Man muß, um nicht mit einem steifen Breie zu arbeiten, große Quantitäten
                              Königswasser nutzlos zufügen. Das Auswaschen des gebildeten Gold- und
                              Platinchlorids wird so erschwert und verlangsamt, daß sich gegen das Ende immer
                              wieder etwas Goldchlorid zersetzt, und regulinisches Gold bei der lockern Kieselerde
                              zurückbleibt. – Als ich das Waschen des rückbleibenden Kieselerdepulvers so lange fortgesetzt
                              hatte (selbst unter zeitweisem Zusatze von etwas Königswasser), bis das abgedampfte
                              Filtrat keinen Rückstand mehr ließ, so ergab sich beim Ansieden mit geschmolzenem
                              Bleizucker und Soda etc. dennoch auf 100 Theile Kieselerde 1 Theil Gold –
                              eine Menge die zu groß war, um vernachlässigt zu werden. – Die Kieselerde
                              (mehr als 8 C. Mark an Gewicht) mußte deßhalb noch der Bleiarbeit unterworfen, und
                              das erhaltene Werkblei abgetrieben werden.
                           Ich gehe nun zur Beschreibung der zweiten Methode über, welche ohne besondere
                              praktische Schwierigkeiten ausgeführt werden kann, und den ganzen Gehalt an edlen
                              Metallen liefert.
                           II. Die Schlacken von mehreren Schmelzungen (in der hiesigen Scheideanstalt läßt man
                              sie von einem ganzen Jahre zusammenkommen) werden in einer kupfernen oder eisernen
                              Schale gesammelt. Ehevor man sie zu Gute machen will, wägt man sie und übergießt sie
                              dann mit so viel Wasser, daß sie zu einem dünnen Breie zerfallen können. Dieses
                              Zerfallen geht verhältnißmäßig langsam vor sich – 16 bis 20 Pfd. Schlacken
                              bedürfen 8 bis 12 Tage, bis sie sich zu einem Breie zerrühren lassen, selbst wenn
                              man sie in Digestionswärme stellt. – Diesem Breie mengt man mit Vortheil auch
                              jene feinen Goldkörnchen sammt Tiegelmasse bei, welche vom Inneren der Wände der
                              hessischen Tiegel, in denen die Schmelzung vorgenommen worden, abgekratzt werden.
                              Man mengt dann innig mit diesem Breie gepulverte Bleiglätte, gepulverten rohen
                              Weinstein, trockenes kohlensaures Natron (Sel de Soude)
                              und Glaspulver, und zwar in folgendem Verhältnisse:
                           
                              
                                 auf
                                 8
                                 Theile
                                 trockene Schlacken
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 „
                                 Bleiglätte,
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 Weinstein,
                                 
                              
                                 
                                 4
                                 „
                                 Soda,
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 „
                                 Glaspulver,
                                 
                              
                           und trocknet dieses Gemenge in einem kupfernen oder eisernen
                              Kessel ein, zuletzt unter Aufrühren mit einer Spatel, da es sich gerne fest an die
                              Wandungen anlegt. – Das getrocknete Gemenge wird nach und nach in einem
                              rothglühenden Tiegel eingetragen und bei allmählich verstärktem Feuer
                              niedergeschmolzen.
                           Der Zweck der Mischung und der Proceß beim Schmelzen bedarf kaum einer Erklärung. Der
                              Endzweck der ganzen Operation ist, einen Bleikönig darzustellen, welcher alle edlen
                              Metalle, so sich in was immer für einem Zustande in den Schlacken befinden,
                              vollständig in sich aufgenommen hat. Der Weinstein dient als Reductionsmittel sowohl
                              für die Bleiglätte als
                              auch für die in den Schlacken enthaltenen Oxyde. Die Soda wird hauptsächlich in
                              kieselsaures Natron verwandelt. Ein Zusatz von Glaspulver ist deßhalb rathsam, damit
                              nicht von dem Ueberschuß an Alkalien, der sich in dieser Mischung befindet, die
                              Tiegel zu sehr angegriffen, oder selbst durchfressen werden; die Quantität dieses
                              Zusatzes ist übrigens so gewählt, daß dadurch die Leichtflüssigkeit der Schlacke
                              nicht wesentlich beeinträchtigt wird.
                           Nachdem die ganze Masse gehörige Zeit sich in ruhigem Flusse befunden, hebt man den
                              Tiegel aus dem Feuer, und läßt erkalten. Man hüte sich übrigens, den Tiegel noch
                              warm zu zerschlagen, da das Blei unter der dicken Schlacke sehr lange flüssig
                              bleibt, und beim Zerschlagen leicht ein namhafter Verlust erlitten werden könnte.
                              Beim Zerschlagen muß sich die Schlacke ganz gleichförmig geflossen zeigen, und man
                              darf keine einzelnen darin vertheilten Metallkörner beobachten. Sie ist in der Regel
                              graulich gefärbt. Um sich zu überzeugen, daß alle edlen Metalle im Bleikönige sich
                              angereichert haben, kann man nach der Methode der Erzproben 10–15 Gramme
                              dieser Schlacken auf edle Metalle untersuchen. Ich habe in drei Fällen nur mehr
                              unbedeutende Spuren von Gold darin gefunden, welche mit gutem Gewissen
                              vernachlässigt werden konnten.
                           Das erhaltene Werkblei wird auf einem Treibherde abgetrieben – der Blick im
                              Tiegel geschmolzen und gekörnt. – Das Gekörnte bringt man in eine geräumige
                              tubulirte Glasretorte, setzt diese in ein Sandbad ein, bringt eine passende Vorlage
                              an, welche mit einem Abzugsrohre versehen ist, und gießt Königswasser nach Bedarf
                              durch den Tubulus nach. Durch gelindes Erwärmen beschleunigt man die Auflösung.
                              – Die während der Auflösung entwickelten Dämpfe von Untersalpetersäure und
                              Chlor reißen jederzeit nicht unbeträchtliche Mengen von aufgelöstem Golde und Platin
                              mit sich fort, wovon sich jedoch der größte Theil in der Vorlage sammelt. Ist die
                              Auflösung beendigt, so erwärmt man den Inhalt der Retorte noch so lange, bis alle
                              Salpetersäure ausgetrieben ist, wobei man die Gold- und Platinlösung
                              beträchtlich concentriren kann. Man wird jederzeit einen nicht unbedeutenden
                              Niederschlag von Chlorsilber und Chlorblei beobachten. – Nach dem Erkalten
                              gießt man den Inhalt durch ein Papierfilter in eine geräumige Porzellanschale,
                              wäscht die auf dem Filter befindlichen unlöslichen Chloride mit warmem Wasser aus,
                              und erwärmt die vereinigten Filtrate im Wasserbade, wozu jeder Kessel, welcher etwas
                              größer ist als die Porzellanschale, benützt werden kann, und mischt so lange von einer erwärmten Lösung
                              von schwefelsaurem Eisenoxydul oder Eisenchlorür bei, als noch Gold niedergeschlagen
                              wird.
                           Nach einiger Zeit der Ruhe hat sich alles Gold in Klumpen auf dem Boden der Schale
                              angesammelt. Die klare Lösung läßt sich leicht abgießen, und das Gold wird sodann so
                              lange mit heißem Wasser gewaschen, als die Waschwässer noch auf Eisen reagiren.
                              Darnach wird das Gold getrocknet und mit etwas Salpeter im hessischen Tiegel
                              zusammengeschmolzen.
                           Der so erhaltene Goldkönig wird sich jederzeit als fein bei der Probe erweisen. Der
                              Zusatz von einer geringen Menge Salpeter (etwa auf 32 Theile Gold 1 Theil Salpeter)
                              ist deßhalb nothwendig, weil der Eisenvitriol auch jederzeit etwas Palladium mit dem
                              Golde präcipitirt, was aus der geringen Menge Schlacke leicht gewonnen werden
                              kann.
                           Mit der vom Gold abgegossenen Lösung werden die Waschwässer vereinigt, und in der
                              Wärme mit regulinischem Eisen gefällt. Die hiedurch präcipitirten Metalle (der bei
                              weitem größten Menge nach aus Platin bestehend) werden nach dem Waschen mit
                              Salpetersäure ausgekocht, um alle darin löslichen Metalle zu entfernen, der
                              Rückstand in Königswasser gelöst, und das Platinchlorid als Platinsalmiak gefällt,
                              welcher dann auf Platin nach bekannten Verfahrungsweisen verarbeitet werden
                              kann.
                           Ich habe größere Quantitäten Platin zu Blech u.s.w. verarbeitet. Obwohl die Wollaston'sche Methode im allgemeinen bekannt ist, so
                              halte ich es doch nicht für nutzlos, sie hier kurz anzuführen und mit einigen
                              Bemerkungen zu begleiten. Der Platinsalmiak, welcher zur Darstellung des
                              Platinschwammes verwendet wird, muß möglichst frei von Iridium seyn. Ein
                              iridiumhaltiger Platinschwamm liefert jederzeit ein sprödes, unter dem Hammer und
                              der Walze gerne reißendes Metall. Solcher Platinschwamm muß so lange in Königswasser
                              gelöst und mit Salmiak wieder gefällt werden, bis nach dem Auswaschen reiner
                              Platinsalmiak zurückbleibt. Von diesem wird bei gelinder Temperatur der Salmiak und
                              das Chlor abgetrieben, welche Operation am zweckmäßigsten in einer Retorte mit
                              weitem Tubulus vorgenommen wird. Der sehr lockere Platinschwamm wird mit
                              concentrirter Salpetersäure gekocht, ausgewaschen, und anfangs zwischen den Fingern,
                              zuletzt in einem Reibschale mit hölzernem Pistille unter Wasser zerrieben. Das
                              Zerreiben muß sehr vorsichtig und langsam vorgenommen werden, um so wenig als
                              möglich metallglänzender Plättchen von Platin zu erhalten. Hat man einen ziemlich
                              feinen Brei erhalten, so wirft man diesen in ein feines Messingsieb, welches in
                              einer Porzellanschüssel mit destillirtem Wasser steht, und siebt das zartere Pulver unter Wasser durch.
                              Was in dem Siebe bleibt, wirft man abermals in die Reibschale und zerreibt es, so
                              lange man noch pulveriges Platin erhält, unter zeitweisem Absieben desselben. Die
                              zuletzt übrig bleibenden Plättchen werden für eine künftige Auflösung in
                              Königswasser bei Seite gestellt, da sie zur übrigen Masse gebracht und mit ihr
                              weiter behandelt, die gewöhnlichste Ursache abgeben daß die Ductilität des Platins
                              weniger entsprechend wird. Das feine Pulver läßt man sedimentiren, gießt das
                              darüberstehende Wasser ab und füllt den nassen Brei, ihn gleichsam vertheilend, in
                              gußeiserne hohle Formen, welche auf einer Unterlage aus gehärtetem Stahle aufliegen,
                              und in welche ein gut schließender gußeiserner oder stählerner Stempel (oder Pfaffe)
                              eingedrückt werden kann. Das Pressen kann man durch den Druck einer kräftigen
                              hydraulischen Presse, oder vortheilhafter, besonders gegen das Ende, unter einer
                              kräftigen Wurfmaschine ausführen. – Anfangs muß sehr langsam gepreßt werden,
                              damit sich das Platinpulver in der Form gleichmäßig vertheilen kann. Was die Gestalt
                              der Formen anlangt, möchte ich der viereckigen vor der hohen cylindrischen bei
                              weitem den Vorzug geben, da jene viel leichter ein gleichmäßiges und vollständiges
                              Zusammenpressen zulassen. Der ausgestoßene, bereits sehr cohärente Preßkuchen wird
                              in einem bedeckten hessischen Tiegel eine Stunde lang in starkem Weißfeuer einer
                              Esse oder eines guten Windofens geglüht, weißglühend aus dem Tiegel genommen, auf
                              einem Amboß nach allen Seiten gut durchgehämmert, abermals im Tiegel weißglühend
                              gemacht und wieder gehämmert, bis das Stück auf allen Seiten gehörig durchgegerbt
                              und gestaut ist. Zuletzt hämmert man das Stück im weißglühenden Zustande zu einem
                              dicken Bleche aus, welches durch Bestreuen mit einem Gemenge aus gleichen Theilen
                              calcinirtem Borax und Potasche, Erhitzen und Ablöschen in kaltem Wasser, von den der
                              Oberfläche anhängenden Unreinigkeiten gereinigt wird. Man kann es nun ohne Gefahr
                              unter die Walze bringen und beliebig weiter verarbeiten. – Es ist nicht
                              vortheilhaft, eine geringere Quantität Platin als ein halbes Kilogramm auf einmal zu
                              pressen, weil das Stück sonst auf dem Amboß zu schnell erkaltet, und der so
                              wichtigen Operation des Schweißens dadurch unübersteigliche Schwierigkeiten in den
                              Weg treten. Das Schweißen und Hämmern des Platins kann jeder geschickte Grobschmied
                              ausführen. – Der Umfang der Preßform muß zur Quantität des Platins so
                              bemessen werden, daß das zusammengepreßte Stück wenigstens einen halben bayerischen
                              Zoll Höhe erhält. – Ich habe aus dem so von mir bearbeiteten Platin Blech,
                              Draht, Tiegel, Schalen und Löffel anfertigen lassen. Um Platinfolie (z.B. für galvanische Batterien)
                              anzufertigen, legt man einen Streifen Platinblech zwischen zwei glühende
                              Kupferplatten, und läßt jenen mit diesen zu beliebigen Dimensionen auswalzen. Um das
                              Ankleben des Platins am glühenden Kupfer, während es durch das Walzwerk geht, zu
                              verhindern, genügt es, dasselbe zuvor anbrennen, d. i. oberflächlich oxydiren zu
                              lassen. Ich habe auf diese Weise aus 65–70 Grammen Platin Platinfolien von
                              mehr als einem halben Quadratschuh Fläche auf einem hiesigen Kupferhammer herstellen
                              lassen. Schließlich muß ich noch bemerken, daß sich das Platin behufs der
                              Anfertigung von Hohlwaaren (z.B. Tiegel) weniger gut für Bearbeitung auf der
                              Drehbank (für das Drücken) als für das Aufziehen mit dem Hammer eignet.