| Titel: | Ueber das flüssige Stickstoffoxydul; von J. Dumas. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LXXIV., S. 373 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber das flüssige Stickstoffoxydul; von
                           J. Dumas.
                        Aus den Comptes rendus, 1848, Bd. XXVII S.
                              463.
                        Dumas, über das flüssige Stickstoffoxydul.
                        
                     
                        
                           Hr. Natterer in Wien hat eine
                              Druckpumpe construirt (beschrieben im polytechn. Journal Bd. XCVII S. 268), durch welche man die Gase
                              in flüssigen Zustand comprimiren und sich mit Leichtigkeit flüssige Kohlensäure und
                              flüssiges Stickstoffoxydul verschaffen kann. Ich habe mir ein solches Instrument
                              verschafft und es insbesondere zur Darstellung des tropfbaren Stickstoffoxyduls
                              angewandt; ich erkannte bald, daß bei seinem Gebrauche mehrere Vorsichtsmaßregeln
                              beachtet werden müssen, um sowohl mit Schnelligkeit und Sicherheit zu operiren, als
                              auch das Stickstoffoxydul in großer Menge wohlfeil zu verdichten.
                           Da diese Flüssigkeit das Mittel darbietet eine außerordentliche
                                 Kälte hervorzubringen und sie überdieß sehr leicht handzuhaben ist, so will
                              ich kurz meine Erfahrungen über dieselbe anführen.
                           Das Hauptstück des Apparats, das Gasreservoir, bietet so, wie es in Wien angefertigt
                              wurde, nach meiner Meinung nicht genug Widerstand dar; ich habe es daher mit einer
                              Hülle aus Schmiedeisen versehen, welche 800 Atmosphären Druck aushalten kann;
                              außerdem habe ich das Reservoir fortwährend mit Eis umgeben, den Stiefel der Pumpe
                              mit Wasser umspülen lassen und sogar die Kolbenstange beständig mit kaltem Wasser
                              benetzt.
                           
                           Man vermeidet hiedurch jede Veränderung des Leders am Kolben oder Ventil, in Folge
                              der bei der Compression entstehenden Wärme oder durch Oxydation von Seite des
                              Gases.
                           Mit dieser Vorsicht kann man in zwei Stunden 200 Liter Gas in das Rohr pumpen, wovon
                              der zwanzigste Theil hinreicht, um einen Druck von 30 Atmosphären hervorzubringen,
                              bei welchem die Condensation anfängt. Der Rest des Gases wird verflüssigt; 100 Liter
                              können nahezu 200 Gramme Flüssigkeit liefern.
                           Damit die Operation gut gelingt, muß das Gas absolut trocken und auch so rein als
                              möglich seyn. Ich stelle es wie gewöhnlich aus salpetersaurem Ammoniak dar und lasse
                              es nach vorhergegangenem Trocknen in Behälter aus undurchdringlichem Zeug treten,
                              aus denen es in die Druckpumpe geht. Ein Kilogramm salpetersauren Ammoniaks genügt.
                              Einmal comprimirt, kann das flüssige Gas ein bis zwei Tage in dem Rohr sich
                              conserviren; doch leidet das Ventil davon ein wenig. Oeffnet man den Hahn des
                              Reservoirs, so entweicht das Gas, gefriert anfangs zum Theil und fließt dann flüssig
                              aus.
                           Der feste Theil gleicht dem Schnee: er schmilzt auf der Hand, verflüchtigt sich sehr
                              schnell und läßt die Stelle stark verbrannt zurück. Der flüssige Theil, die bei
                              weitem größere Menge, von der man mit Leichtigkeit 40–50 Gramme auf einmal
                              erhalten kann, in einem Glase aufgefangen, erhält sich eine halbe Stunde und länger
                              an der freien Luft. Um die Flüssigkeit bequem beobachten zu können, fange ich sie in
                              offenen Glasröhren auf, welche in Gefäße gestellt sind, auf deren Boden sich
                              Bimsstein, mit Schwefelsäure befeuchtet, befindet; auf diese Weise bleiben die
                              Röhren lange vollkommen durchsichtig.
                           Das flüssige Stickstoffoxydul ist farblos, sehr beweglich und vollkommen
                              durchsichtig. Jeder Tropfen, welcher auf die Haut fällt, verbrennt sie stark. Das
                              Gas, welches sich ununterbrochen durch ein langsames Kochen aus ihm entwickelt,
                              besitzt alle Eigenschaften des Stickstoffoxyduls.
                           Metalle bringen, wenn sie in die Flüssigkeit fallen, das zischende Geräusch des
                              glühenden Eisens im Wasser hervor. Quecksilber bringt dasselbe Zischen hervor,
                              gefriert augenblicklich und bildet eine harte, spröde, silberweiße Masse.
                           Gewöhnliche Schwefelsäure und concentrirte Salpetersäure gefrieren auf der Stelle,
                              wenn sie mit dieser Flüssigkeit gemischt werden. Aether und Alkohol mischen sich
                              jedoch ohne zu gefrieren. Wasser gefriert augenblicklich, veranlaßt aber ein so heftiges
                              Verdampfen der Flüssigkeit, daß eine wirkliche Explosion entsteht, welche gefahrvoll
                              seyn würde, wenn man nur einige Gramme davon auf einmal eingießen würde.Gießt man flüssiges Stickstoffoxydul in eine rothglühende Platinschale, so
                                    nimmt es nach Despretz sogleich den
                                    sphäroidischen Zustand an und verflüchtigt sich langsam. Wahrscheinlich
                                    zeigen dieses Verhalten alle comprimirten Gase, welche die Eigenschaft haben
                                    unter dem atmosphärischen Druck flüssig zu bleiben. (Comptes rendus, Januar 1849, Nr. 5.)