| Titel: | Ueber eine Methode das Holz und andere Substanzen unverbrennlich zu machen; von Dr. Robert Smith in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LXXVII., S. 383 | 
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                        LXXVII.
                        Ueber eine Methode das Holz und andere Substanzen
                           unverbrennlich zu machen; von Dr. Robert Smith in Manchester.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Febr. 1849, S.
                              116.
                        Smith's Methode das Holz unverbrennlich zu machen.
                        
                     
                        
                           Wenn man bedenkt, wie groß die Anzahl der Materialien ist welche nicht brennen, und
                              wie klein dagegen die Anzahl derjenigen welche brennen, so muß man sich wundern daß
                              wir Häuser bauen, welche ohne beständige Ueberwachung der augenblicklichen
                              Zerstörung ausgesetzt sind; deßgleichen daß wir die See auf Schiffen befahren,
                              welche aus einer sehr brennbaren Substanz verfertigt sind und in denen man, wenn sie
                              durch Dampfkraft getrieben werden, überdieß ein starkes Feuer unterhalten muß. Ich
                              glaube daher, daß selbst ein kleiner Beitrag zur Kenntniß des Verfahrens die
                              Substanzen unverbrennlich zu machen oder zur Theorie des gesuchten Verfahrens,
                              willkommen seyn wird.
                           Kieselsaures Kali wurde als ein gutes Mittel zu diesem Zweck empfohlen; es ist ein
                              auflösliches Glas, von welchem sich erwarten ließ, daß es die Faser von Tuch oder
                              Holz überziehen und folglich gegen die Hitze schützen würde. Dieß thut es auch bis
                              auf einen gewissen Grad, wahrscheinlich auf dieselbe Art wie Steine, wenn man sie in
                              ein Holz- oder Kohlenfeuer bringt; sie nehmen Hitze auf, geben aber keine und
                              sind auch schlechte Leiter. Wenn das kieselsaure Kali als ein Glas zurückbliebe,
                              würde es auch durch Abhaltung der Luft wirken; dieß scheint aber nicht der Fall zu seyn, da es nach
                              einiger Zeit zu Pulver zerfällt.Diese Bemerkungen des Verfassers über das Wasserglas beweisen, daß er die
                                    Abhandlung seines Entdeckers (mitgetheilt im polytechn. Journal, 1825, Bd.
                                    XVII S. 465) nicht gelesen hat. Fuchs sagt a. a.
                                    O: „Wenn für Holz und andere brennbare Gegenstände von einem
                                       Schutzmittel gegen das Feuer die Rede ist, so darf man sich darunter
                                       keine Substanz denken, wodurch die Natur der brennbaren Körper so
                                       verändert oder die Kraft des Feuers so gelähmt werden könnte, daß seine
                                       Wirkung ganz aufgehoben würde. Es kann in dieser Hinsicht nur soviel
                                       bezweckt werden, daß, wenn ein brennbarer Körper mit einer
                                       unverbrennlichen Substanz überzogen oder imprägnirt wird, seine
                                       Entzündbarkeit dadurch mehr oder weniger herabgesetzt wird, so daß er
                                       dem Feuer einige Zeit Widerstand leisten und dieses sich nicht so
                                       schnell wie gewöhnlich fortpflanzen kann; damit ist zwar nicht alles,
                                       aber doch vieles gewonnen. Verschiedene Körper sind ihrer Natur nach
                                       geeignet diesen Dienst zu versehen, aber keiner scheint alle hiezu
                                       erforderlichen Eigenschaften in sich zu vereinigen wie das Wasserglas.
                                       Dasselbe übt nämlich keine nachtheilige Wirkung auf die brennbaren
                                       Körper aus und bildet – wenn es gehörig bereitet und angewandt
                                       wird – einen vollkommen zusammenhängenden
                                          und sehr dauerhaften Ueberzug, welcher durch die Atmosphärilien
                                       keine Veränderung erleidet. Zum Anstreichen von Holz und dergl. wird
                                       eine reine Glasauflösung erfordert, weil
                                       sonst der Anstrich verwittert und nach einiger Zeit abfällt. Wenn man
                                       Holz mit einem haltbaren Ueberzuge versehen
                                       will, so darf man die Auflösung anfangs nicht zu concentrirt anwenden,
                                       weil sie in diesem Zustande nicht in die Poren desselben eindringen die
                                       Luft daraus nicht vertreiben und sich folglich nicht fest anlegen kann;
                                       zu den fünf- bis sechsmal zu wiederholenden Anstrichen hat man
                                       sich einer stärkern, aber doch nicht zu dicken Flüssigkeit zu bedienen.
                                       Jeden Anstrich muß man bevor man einen neuen macht, gut austrocknen
                                       lassen, wozu bei trockener und warmer Luft ein Zeitraum von ungefähr 24
                                       Stunden erfordert wird. – Obwohl das Wasserglas schon für sich
                                       als Schutzmittel gegen das Feuer gute Dienste leistet, so dürfte es doch
                                       diese Bestimmung noch besser erfüllen, wenn ihm ein anderer passender
                                       Körper in Pulverform zugesetzt und ein Gemeng gebildet wird, worin das
                                       Wasserglas nur die Stelle eines Bindemittels vertritt. Der Anstrich
                                       bekommt dadurch mehr Körper, wird fester und dauerhafter, und sintert
                                       bei der Einwirkung des Feuers zu einer sehr haltbaren Kruste zusammen.
                                       Geeignete Zusätze sind: Knochenerde, ein schmelzbares Gemenge von Thon
                                       und Kreide, insbesondere aber das Bleiglas (geschmolzenes kieselsaures
                                       Bleioxyd).“
                                    
                              
                           Offenbar sollte man, um die Verbrennung zu verhüten, das Holz lediglich gegen das
                              Feuer zu schützen suchen, weil durch die Hitze brennbare Gase aus dem Holz
                              herausgetrieben werden müssen, dasselbe mag nun mit unverbrennlichen Substanzen
                              verbunden seyn oder nicht; sobald sich aber diese Gase den Ausweg auf die Oberfläche
                              erzwungen haben, läßt sich ihr Verbrennen nicht mehr verhindern. Ich suchte daher
                              eine Substanz zu ermitteln, welche nicht nur das Holz zum Verbrennen untauglich
                              macht, sondern auch verursacht daß es solche Gase ausgibt, welche nicht brennen
                              können; so daß, während das Holz selbst geschützt wird (ausgenommen wo es mit dem
                              Feuer in Berührung ist), die Gase noch beitragen müssen das Feuer zu löschen.
                           Zuerst versuchte ich phosphorsaure Ammoniak-Bittererde, in der Voraussetzung
                              daß das ausgetriebene Ammoniak zum Löschen des Feuers von Nutzen seyn könnte; dieses
                              Salz erwies sich aber hiezu als werthlos, weil ein Stück Kattun ganz steif davon
                              gemacht werden mußte, bevor es unverbrennlich wurde. Um das Salz dem Kattun
                              einzuverleiben, tauchte man ihn in eine Auflösung von phosphorsaurer Bittererde in
                              Salzsäure, und dann in Ammoniak. Es schien mir, daß überhaupt die Salze der Erden
                              sich zu dem beabsichtigten Zweck nicht eignen, weil die auf dem Zeug zurückbleibende
                              nicht verdampfbare feste Materie nur von geringem Nutzen ist.
                           Schwefelsäure schien hingegen am meisten zu versprechen, weil sie einerseits selbst
                              nicht brennbar ist und andererseits so stark auf die vegetabilischen Substanzen
                              wirkt, daß dieselben unfähig werden zu brennen. Die Schwefelsäure ist ein vollkommen
                              verbrannter d.h. oxydirter Körper; sie erfordert einen hohen Hitzgrad, um sich in
                              Dampf zu verwandeln; überdieß ist ihr Dampf schwer, verweilt also lange da wo er
                              sich bildete und erlöscht die Flamme wo er sich befindet. Die Schwefelsäure zerstört
                              auch die Textur des Holzes und anderer vegetabilischen Substanzen, wobei sie
                              bewirkt, daß dieselben nach einiger Zeit Gase ausgeben welche nicht brennen,
                              gemischt mit einigen welche brennen; wenn aber genug Säure vorhanden ist, entsteht
                              eine Mischung von Gasen welche nicht brennen. Auch kann das Holz dann nicht mehr
                              brennbar werden, es sey denn daß man es zum Rothglühen erhitzt, um alle
                              Schwefelsäure auszutreiben, so daß nur Kohle zurückbleibt.
                           Wenn man also Schwefelsäure in das Holz einführen könnte, gerade zur Zeit wo ein
                              Feuer auszubrechen beginnt, so würde das Feuer nicht mehr ausbrechen; dieß können
                              wir aber leicht durch Sättigen des Holzes mit schwefelsaurem Ammoniak. Wenn kein
                              Feuer vorhanden ist, so ist dann auch keine Schwefelsäure als solche vorhanden;
                              sobald aber die Hitze steigt, entweicht Ammoniak und Schwefelsäure wird dem Holz
                              augenblicklich dargeboten. Das Ammoniak entweicht nicht ganz rein, es ist mit
                              Stickstoff und schwefliger Säure gemischt und dieses Gasgemisch begünstigt das
                              Löschen des Feuers; wenn die Hitze auf 536° F. (224° R.) steigt,
                              bleibt die Schwefelsäure zurück, um zum Theil auf das Holz zu wirken, zum Theil sich
                              zu verflüchtigen. Der äußere Theil des Holzes würde also zuerst die Veränderung
                              erleiden und sein Inneres wäre durch den unverbrennlichen äußeren Theil geschützt;
                              wenn das Feuer lange andauern sollte, würde die innere Schicht des Holzes eine
                              ähnliche Veränderung erleiden. Nach meiner Ansicht wirkt also die Säure auf doppelte
                              Weise; sie verursacht, daß das Holz nicht mehr brennen kann und sie löscht das Feuer
                              aus. Da bei diesem
                              Proceß schweflige Säure entbunden wird, so ist die Wirkung in einer Hinsicht
                              derjenigen des Schwefels ähnlich, welchen man schon längst benutzt um Feuer in
                              Schornsteinen zu ersticken.
                           Ich zweifle nicht, daß wenn ein Haus von Holz gebaut würde welches auf angegebene
                              Weise präparirt ist, man auf den hölzernen Fußböden ohne Gefahr Feuer anzünden
                              könnte, weil sie nur an der Stelle brennen würden, auf welche das Feuer beschränkt
                              ist. Ein Schiff aus solchem Holze wäre auch feuersicher, selbst wenn bei stürmischem
                              Wetter glühende Kohlen aus dem Rost herabfielen.
                           Ich weiß, daß man mit gutem Erfolg salzsaures Ammoniak (Salmiak) angewandt hat; ich
                              glaube aber daß die Schwefelsäure (durch das Ammoniak unschädlich gemacht)
                              vorzuziehen ist. Die Auflöslichkeit des schwefelsauren Ammoniaks verhindert jedoch
                              seine Anwendung zu diesem Zweck in vielen Fällen, z.B. bei Zeugen, welche häufig
                              gewaschen werden müssen; dieses Salz ist allerdings so wohlfeil daß man die Zeuge
                              nach jedem Waschen wieder mit ihm tränken könnte; wenn aber eine Person, deren
                              Kleidungsstücke mit diesem Salz präparirt sind, dem Feuer sehr nahe stände, so würde
                              ein Theil des Ammoniaks ausgetrieben und die rückständige Säure wäre hinreichend um
                              die Gewebe zu benachtheiligen. In zahlreichen Fällen, z.B. für Vorhänge, ist jedoch
                              die Anwendung dieses Salzes gewiß zweckmäßig.
                           Burnet's Flüssigkeit ist
                              Zinkchlorid: er benutzt sie um Holz und Segeltuch zu conserviren, und auch um solche
                              unverbrennlich zu machen. Es wundert mich, daß von dieser Flüssigkeit bisher keine
                              größere Anwendung gemacht wurde, da sie so wirksam ist. Ich glaube daß das
                              Zinkchlorid auf ähnliche Weise wirkt wie die Schwefelsäure, indem es die organische
                              Materie beim Annähern der Hitze zerstört und sie unverbrennlich macht. Meines
                              Wissens kann das Zinkchlorid bei einem specifischen Gewicht von 2000 vom Holz
                              eingesogen werden, während das schwefelsaure Ammoniak nicht wohl ein specifisches
                              Gewicht über 1200 haben darf, man müßte es denn warm anwenden. Schwefelsaures
                              Ammoniak ist wohlfeil und im Handel sehr verbreitet, auch verdirbt es nicht leicht
                              irgend etwas, womit es in den Haushaltungen in Berührung kommen kann.
                           Das Zinkchlorid soll sich mit der Faser verbinden. Vom schwefelsauren Ammoniak kann
                              man dieses nicht sagen. ES würde jedoch aus der Mitte eines Holzstamms nicht
                              wegkommen, selbst wenn man einen solchen in Wasser tauchte, weil das Wasser sehr
                              schwer in das Holz eindringt; auch kann das Holz die Lösung von schwefelsaurem
                              Ammoniak nur absorbiren,
                              wenn man im Sättigungsgefäß ein Vacuum herstellt, um alle Luft aus dem Holz zu
                              entfernen. Das erstemal, wo ich diese Auflösung anwandte, fand ich daß sich eine
                              große Menge Schimmel auf ihr bildete, und in der That enthält sie alle Elemente um
                              dessen Wachsthum zu befördern. Das zweitemal wurde die Auflösung in einem eisernen
                              Gesäß gekocht und es bildete sich kein Schimmel auf ihr; im Gegentheil wurde der
                              Schimmel durch sie zerstört. Das schwefelsaure Ammoniak löst nämlich das Eisen rasch
                              auf und bildet mit ihm ein Doppelsalz, welches jene Eigenschaft besitzt. Uebrigens
                              werden durch viele Metallsalze, insbesondere salzsaures Mangan, alle solche
                              Schwammgewächse rasch getödtet.
                           Ich beabsichtigte hauptsächlich das Holz für den Schiffsbau unverbrennlich zu machen
                              und ich glaube das Mittel dazu gefunden zu haben; jedenfalls könnten Schiffe aus
                              Holz, welches mit schwefelsaurem Ammoniak getränkt wurde, nicht mehr in Brand
                              gerathen; die Erfahrung allein kann lehren, ob dieses Salz Nachtheile irgend einer
                              Art zur Folge hätte. Es macht das Holz weder hart, noch schwer oder spröde.
                           Namentlich sollte man das Holz für die Fußböden der Spinnereien und anderer
                              Fabrikgebäude nach meiner Methode feuersicher machen. Da wohl die wenigsten Farben
                              durch schwefelsaures Ammoniak verändert werden, so eignet sich dieses Salz auch zum
                              Präpariren gefärbter Waaren, namentlich wenn solche lange Zeit an einer Stelle
                              aufbewahrt oder zur See versendet werden sollen.