| Titel: | Ueber die Bereitung, die Eigenschaften und die Anwendung der Schießbaumwolle; von A. Gaudin. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XCIII., S. 436 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XCIII.
                        Ueber die Bereitung, die Eigenschaften und die
                           Anwendung der Schießbaumwolle; von A. Gaudin.
                        Aus den Comptes rendus, Febr. 1849, Nr.
                              8.
                        Gaudin, über die Bereitung, die Eigenschaften u. Anwendung der
                           Schießbaumwolle.
                        
                     
                        
                           Die Versuche des Hrn. Morin,
                              aus welchen hervorgeht, daß die ballistische Kraft der Schießbaumwolle sehr
                              unbeständig ist, veranlassen mich einige Thatsachen mitzutheilen, welche noch nicht
                              veröffentlicht wurden und dazu beitragen dürften, die Frage aufzuklären.
                           Es scheint eine große Anzahl verschiedenartiger Schießbaumwollen zugeben, welche
                              zwischen dem zerfließenden und dem verknallenden Product eine Kette bilden; das zerfließende Product erhält
                              man durch Eintauchen der Baumwolle in concentrirte Schwefelsäure, welche mit
                              Salpeter vermengt ist; das verknallende Product entsteht hingegen, wenn man die
                              Baumwolle in eine Mischung von concentrirter Salpetersäure (welche 1 Aequiv. Wasser
                              enthält) mit Nordhäuser Schwefelsäure taucht.
                           Das verknallende Product, welches ich auf diese Art bereitete, ließ ich nur so lange
                              in der Flüssigkeit, als nöthig war um die Baumwolle zu tränken; sogleich
                              herausgezogen und mit vielem Wasser ausgewaschen, bildet diese Schießbaumwolle eine Art Knallpulver, welches die Gewehre zersprengt;
                              dieß geschah wenigstens beim ersten Schuß aus einer Pistole mit gepflasterter Kugel.
                              Es wäre also wichtig zu ermitteln, ob die Verwandlung der Baumwolle in Schießwolle
                              immer augenblicklich stattfindet und ob ihre Kraft der
                              Concentration der Säuremischung proportional ist, wie ich vermuthe; denn dann wäre
                              es gewiß, daß jede im Großen bereitete Schießbaumwolle aus einer Reihe
                              Knallproducten von verschiedenen Graden bestünde; die zuerst benetzte Portion wäre
                              nämlich die kräftigste und die Stärke der Producte würde abnehmen bis zu der zuletzt
                              benetzten Portion, welche eine zerfließende Schießbaumwolle oder gar nur ein
                              Xyloidin wäre.
                           
                           Aus demselben Grunde wäre wahrscheinlich das Knallpapier in seinen
                              übereinanderliegenden Schichten ähnlich zusammengesetzt. Bedenkt man überdieß, daß
                              das Auswaschen desselben unvollkommener geschieht und daß sich seine Fasern in
                              comprimirtem Zustande befinden, so wird man es natürlich finden, daß das
                              Schießpapier in den ballistischen Wirkungen der Schießbaumwolle immer nachsteht,
                              besonders wenn auf freie Projectile gewirkt werden soll.
                           Die freiwilligen Entzündungen der Schießbaumwolle scheinen mir immer durch
                              mangelhaftes Auswaschen veranlaßt zu werden.