| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Miszellen, S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Mac
                                 Naught's Verbesserung an den Dampfmaschinen.
                           Mac Naught ist der Erfinder eines verbesserten Verfahrens
                              mit aller Sicherheit den Hochdruckdampf mit einer bedeutenden Expansion bei
                              Maschinen anzuwenden, welche ursprünglich nur für niederen Druck construirt sind.
                              Diese Methode, welche bereits bei vielen Dampfmaschinen in der Umgebung von Glasgow
                              in Gebrauch ist, besteht darin, einen Hochdruckcylinder auf derjenigen Seite des
                              Balancier anzubringen, wo sich die Kurbel befindet, und ungefähr beim vierten Theil
                              der ganzen Balancierlänge. Da bei dieser Anordnung die Wirkung auf den Balancier und
                              die Hauptachse ausgeglichen wird, verhindert sie einen Bruch derselben, welcher zu
                              befürchten wäre, wenn man einer Niederdruckmaschine einen Hochdruckcylinder aus die
                              Art beifügen würde, wie es gewöhnlich bei Maschinen mit zwei Cylindern geschieht,
                              d.h. mit zwei Cylindern an derselben Seite des Balancier. Der Hochdruckdampf geht in
                              den kleinen Cylinder und zieht von diesem in den großen Cylinder, wo er sich im
                              Verhältniß des Inhalts dieser beiden Hohlräume ausdehnt und endlich auf gewöhnliche
                              Weise verdichtet wird.
                           Man hat diese Methode in der großen Spinnerei der HHrn. Tod und Higginbotham in Glasgow mit dem besten
                              Erfolg angewandt; es wurde nicht nur beträchtlich mehr Kraft erzielt, sondern auch
                              ein regelmäßigerer Gang, bei einer Ersparung von 30 Procent an Brennmaterial. Diese
                              Maschinen haben Cylinder von 1,2 Met. Durchmesser mit einem Kolbenlauf von 1,85 Met.
                              und sind auf derselben Kurbelwelle verkuppelt.
                           Man hat zwar schon öfters denselben Zweck in den Fabriken von Manchester zu erreichen
                              versucht, indem man eine Hochdruckmaschine ohne Condensation neben einer andern mit
                              Condensation aufstellte und letztere mit dem aus ersterer entweichenden Dampf
                              functioniren ließ; die Methode von Mac Naught ist aber
                              nicht nur zweckmäßiger, sondern auch wohlfeiler. (Moniteur
                                 industriel, 4848 Nr. 1294.)
                           
                        
                           Beauregard's Dampfmaschine, welche durch den Dampf des im
                              sphäroidischen Zustand befindlichen Wassers getrieben wird.
                           Die Untersuchungen von Boutigny über den sphäroidischen
                              Zustand des Wassers (polytechnisches Journal Bd.
                                 LXXXIII S. 457 und Bd. CIV S. 78)
                              haben folgende Thatsachen festgestellt:
                           1) Wasser, welches in kleinen Quantitäten auf eine glühende Fläche gegossen wird,
                              macht dieselbe weder naß, noch berührt es sie, noch verdampft es rasch; sondern es
                              nimmt eine kugelförmige Gestalt an, bleibt so in geringer Entfernung über der
                              glühenden Fläche schwebend und verwandelt sich langsam in Dampf – fünfzigmal
                              langsamer als durch das Kochen.
                           2) Alle diese Erscheinungen treten ein, sobald die Fläche, worauf das Wasser steht,
                              eine Temperatur von 200° Celsius erreicht hat, und dauern an, bis die
                              Temperatur unter 142° C. sinkt; das Wasser netzt dann die Fläche und
                              verwandelt sich plötzlich vollständig in Dampf.
                           3) Das Wasser erreicht im sphäroidischen Zustand, selbst auf einer weißglühenden
                              Metallplatte, nie 100° C. oder die Siedhitze, sondern verbleibt unwandelbar
                              auf 96°,5 C.
                           
                           Auf diesen Thatsachen beruht hauptsächlich die Construction von Beauregard's Dampfmaschine, welche er sich am 11 Julius v. J. für England
                              patentiren ließ.
                           Sein Dampferzeuger oder Kessel befindet sich in einem Metallbad (geschmolzenem Blei)
                              von 300° C.; der Boden des Kessels besteht aus Platin und bildet eine Reihe
                              hohler Halbkugeln. Neben diesem Kessel ist eine kleine Speisepumpe angebracht,
                              welche bei jedem Hube des Kolbens eine kleine Quantität Wasser seinen halben Gramm
                              für eine Maschine von zwei Pferdekräften) in den Hohlraum der Halbkugeln fallen
                              läßt. Kaum ist das Wasser herabgefallen, so nimmt es die Kugelform (den
                              sphäroidischen Zustand) an und verwandelt sich hierauf in Dampf, welcher plötzlich
                              von der Temperatur von 96,5° C. auf diejenige des Kessels übergeht. Dieser
                              plötzliche Uebergang auf eine so hohe Temperatur, ohne Verlust an latenter Wärme
                              hervorgebracht, bewirkt eine ungeheure Ausdehnung des Dampfes, und diese Expansion
                              ersetzt hundertfach, was man durch Verlust an Zeit, ehe die Verdampfung eintrat,
                              verliert.
                           Der am Boden mit den halbkugelförmigen Hohlräumen versehene Kessel hat eine Decke in
                              Form einer Halbkugel, in welche das Rohr einmündet, das den Dampf nach dem Cylinder
                              leitet. Den verbrauchten Dampf läßt man aber nicht in die Atmosphäre entweichen (wie
                              es jetzt bei den Hochdruckmaschinen geschieht), sondern er wird condensirt. Da
                              nämlich der Dampf in einer solchen Maschine mehr durch ein Explodiren und eine weit
                              getriebene Expansion wirkt, so ist der abgehende Dampf leicht durch ein kalt
                              gehaltenes Schlangenrohr zu condensiren.
                           Diese bewundernswerthe Maschine, welche wir eine Stunde in Gang sahen, hatte zwei
                              Pferdekräfte und nahm kaum den Raum von einem Kubikmeter ein. Sie arbeitete mit fünf
                              bis sechs Atmosphären Dampfspannung. Der Erfinder hebt folgende Vortheile seines
                              Systems hervor:
                           1) bei den jetzigen Kesselheizungen wird viel strahlende Wärme verschwendet, was bei
                              dem neuen System wegfällt, weil sich die Feuerfläche des neuen Systems zum alten wie
                              1 : 100 verhält;
                           2) für die bisherigen Hochdruckmaschinen wird der Dampf bei einer Temperatur von
                              120° C. erzeugt und dann auf eine geringe Spannung getrieben; bei dem neuen
                              System wird der Dampf bei einer Temperatur von 96,5° erzeugt und seine
                              Spannung kann ohne Gefahr bedeutend hoch getrieben werden;
                           3) wegen der leichten Condensation des verbrauchten Dampfs ohne Wassereinspritzungen
                              ist das neue System besonders für Seemaschinen geeignet; in den Kesseln derselben
                              kann sich kein Salzstein mehr ansetzen, weil sie bloß mit destillirtem Wasser
                              gespeist werden;
                           4) der größte Vortheil des neuen Systems ist der, daß man niemals mehr Dampf erzeugt
                              als man eben braucht, was bei Locomotiven zu bedeutenden Ersparungen führen würde,
                              indem man nur, wenn die Maschine steht, das Metallbad des Kessels flüssig zu
                              erhalten braucht. (Aus La Presse durch das Mechanics' Magazine, 1848 Nr. 1316.)
                           Die Comptes rendus vom 2 October 1848 enthalten ein
                              Schreiben des Hrn. Boutigny an die französische Akademie
                              der Wissenschaften, worin er sagt: „den ausdauernden Anstrengungen eines
                                 jungen Ingenieurs, Testud de Beauregard, verdanken
                                 wir es daß jetzt in Paris eine Dampfmaschine existirt, welche durch den Dampf
                                 des im sphäroidischen Zustand befindlichen Wassers getrieben wird. Es ist dieß
                                 eine Maschine von Einer Pferdekraft. Ihr Kessel ist so klein, daß man ihn leicht
                                 in seine Tasche stecken könnte. Zwei andere Maschinen, eine von 2 und eine von 4
                                 Pferdekräften, sind im Bau begriffen; in England beginnt man eine dritte von 400
                                 Pferdekräften auszuführen.“
                              
                           
                        
                           
                           Schieferplatten zu Fußböden, zur Verfertigung künstlicher
                              Marmortafeln und andern technischen Zwecken, aus den Schieferbrüchen bei
                              Obersteinach im Herzogthum Sachsen-Meiningen.
                           In dem herzogl. Schieferbruch bei Obersteinach im Herzogthum Sachsen-Meiningen
                              werden Schieferplatten bearbeitet, die als eins der besten Materialien zu Fußböden
                              in Corridors, Vorplätzen, Hallen, Gartensälen etc. auf das nachdrücklichste
                              empfohlen werden können. Sie haben eine Stärke von 3/4 bis zu 1 Zoll, werden
                              scharfkantig zugerichtet, glatt geschliffen und nach dem Legen mit Oel oder
                              Klauenfett abgerieben, sie leiden durch Verwitterung so wenig wie durch
                              Feuchtigkeit, besitzen vielmehr, vorhandenen Erfahrungen zufolge, wonach dergleichen
                              Schieferplatten nach 25jähriger täglicher Begehung noch dieselbe Scharfkantigkeit
                              zeigen, wie sie solche beim ersten Einlegen besaßen, eine unverwüstliche Dauer.
                           Da die schwarzblaue Farbe die alleinige Anwendung dieser Schieferplatten nicht
                              überall passend erscheinen läßt, so braucht kaum erwähnt zu werden, daß man sie mit
                              beliebigen andern Materialien, insbesondere mit Solenhofer Kalkschieferplatten, oder
                              mit Cämentgüssen zu beliebigen Mustern zusammensetzen und so die schönsten Fußböden
                              bilden kann.
                           Der Unterzeichnete machte von solchen Fußböden mit Cämentgüssen Gebrauch und fand für
                              gerathen, die neben den Schieferplatten mit Cäment auszugießenden Felder mit
                              Backsteinen zu unterlegen, breite Fugen dazwischen zu lassen und das Cäment, in
                              gewöhnlicher Weise behandelt, 1/2 bis 5/8 Zoll stark aufzugeben, zu glätten und
                              alsdann je nach der Beschaffenheit des Cäments die Felder mehr oder weniger naß zu
                              halten, bis sie die gehörige Harte erlangt haben und nicht mehr reißen.
                           Wo guter Gyps zu haben ist, der die wünschenswerthe Härte und Dauer besitzt, kann
                              auch dieser in Verbindung mit den Schieferplatten benutzt werden, wird aber immer
                              die Erfahrung liefern, daß die Gypsfelder sich austreten, während die
                              Schieferplatten Stand halten, und es dürfte der Gyps daher immerhin weniger zu
                              empfehlen seyn.
                           Fußböden dieser Art gewähren bei schöngewählten Mustern in Folge des lebhaften
                              Farbenwechsels ein schönes Ansehen, haben eine lange Dauer und erreichen kaum den
                              Preis der Fußböden aus gehauenen Platten von Kalk-
                              oder Sandsteinen, während sie das Backsteinplattenwerk zwar im Preis, aber auch an
                              Schönheit und Dauer weit übertreffen.
                           Die Preise der quadratischen Schieferplatten sind, auf Leipziger Maaß berechnet, auf
                              dem Schieferbruch zu Obersteinach folgende:
                           
                              
                                 1
                                 Stück
                                 von
                                 12
                                 Zoll
                                 Seite
                                 =
                                 14
                                 Fr.
                                 =
                                 4
                                 Sgr.
                                 
                              
                                 1
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                           Das Gewicht beträgt pr.
                              Quadrat-Fuß Leipz. durchschnittlich 10 Pfd.
                           Außer den vorstehend angegebenen quadratischen Platten zu Fußböden werden dergleichen
                              von jeder beliebigen Form und Größe bis zu einer Ausdehnung von 5 bis 6 Fuß und
                              darüber auf Bestellung gefertigt und sauber geschliffen. Es können diese Platten
                              wohl zu Krippen, zu Brunnentrögen, auch wohl zu Kühlschiffen verwendet und mit
                              Feuerkitt verkittet werden, sie können als Unterlagen und Deckplatten von Oefen, zum
                              Belegen massiver Treppenstufen dienen und sind überhaupt des vielfältigsten
                              Gebrauchs fähig.
                           Es bedarf nur der Vorschrift genauer Maaße oder gegebener Modelle, um jede beliebige
                              Bestellung in möglichst kurzer Frist ausgeführt zu sehen.
                           Baubeamte oder Bauunternehmer die sich solcher Platten zu bedienen wünschen, haben
                              sich an das herzogliche Bergamt zu Saalfeld zu wenden und dürfen der promtesten
                              Ausführung versichert seyn. Ueberdieß ist auch der Unterzeichnete bereit, jegliche
                              Auskunft über dieses Material zu geben.
                           
                           Der Unterzeichnete erlaubt sich zugleich, das deutsche Publicum auf einen neuen Gegenstand der vaterländischen Industrie aufmerksam
                              zu machen. Hr. E. Rohlacher, Lackirermeister zu
                              Salzungen, verarbeitet obige Schieferplatten zu künstlichen
                                 Marmortafeln in allen Farben, auf das feinste polirt, den natürlichen,
                              selbst den edelsten Marmorarten jeder Gattung täuschend nachgebildet und von
                              demselben, selbst vom geübtesten Auge nicht zu unterscheiden. Hrn. Rohlachers Schieferfabricate stehen denen des Hrn. Magnus zu London in keiner andern Hinsicht, als im
                              Preise, bedeutend nach, werden nach jedem beliebigen, geradlinig oder mit
                              geschweiften Kanten begränzten Modell bis zu Dimensionen von 20 und mehr
                              Quadratfußen gefertigt, sind zu Tischplatten, Consolen, Pilastern, Wandbekleidungen.
                              Ofendeckplatten etc. trefflich geeignet, widerstehen den Einwirkungen der
                              Feuchtigkeit, der Nässe, der Wärme und sind daher zu allen Meubles-Gattungen
                              etc., wozu man Marmorplatten zu verwenden pflegt, vorzüglich brauchbar. Die Preise
                              dieser Fabricate sind sehr annehmlich, sie richten sich theils nach den Dimensionen,
                              theils nach den mehr oder weniger geschweiften Formen, im Allgemeinen bei einfachen
                              Platten (etwa mit runden Ecken) kommt der Quadratfuß auf c. 20 Sgr. = 1 fl. 10 kr. rhn. zu stehen.
                           Meiningen, den 31. Dec. 1848.
                           A. W. D.öbner,
                              herzogl. s. Baurath.
                           
                        
                           Verfahren das Argentan blau zu färben.
                           Man legt eine vollkommen glänzende und polirte Argentanplatte von drei bis vier
                              Quadratzoll in eine flache Schale von Glas und bringt sie an irgend einer Stelle mit
                              einem starken Zinkdraht in Berührung; dann gießt man schnell eine frisch bereitete
                              und nicht zu concentrirte Mischung von in Wasser aufgelöstem Blutlaugensalz und
                              Eisenchlorür (salzsaurem Eisenoxydul) darauf, so daß sie drei bis vier Linien über
                              dem Argentan steht. Das elektronegative Argentan überzieht sich nach einigen
                              Secunden mit einer schwachen aber sehr schönen blauen Nüance, welche zwar einer
                              starken Reibung nicht widersteht, aber durch bloßes Reiben mir dem Finger nicht
                              beseitigt werden kann. (Journal de Chimie
                                 médicale, Decbr. 1848, S. 703.)
                           
                        
                           Verfahren die Chromsalze zu erkennen.
                           Um auf die einfachste und leichteste Weise die Chromsalze und besonders das
                              chromsaure Kali zu erkennen, braucht man sie nur mit concentrirter Schwefelsäure
                              anzureiben und in das Gemenge ein weißes Papier zu stecken, dasselbe färbt sich dann
                              durch gebildetes Chromoxyd sogleich intensiv grün. Wenn man das Papier in dem
                              Gemenge zerreibt, so verwandelt es sich in einen Brei, welcher das Wasser schön
                              smaragdgrün färbt. Wird diese saure Flüssigkeit mit Ammoniak gesättigt und dann
                              neuerdings angesäuert, so färbt sie sich schön purpurroth, welches die Farbe der
                              Chromsäure ist. (Journal de Chimie médicale,
                              Decbr. 1848, S. 699.)
                           
                        
                           Verfahren die käufliche Salpetersäure zu concentriren.
                           Man vermischt käufliche Salpetersäure von 1,42 spec. Gewicht mit ihrem gleichen Volum
                              concentrirter Schwefelsäure. Man destillirt in einem Sandbad und erhält in der
                              Vorlage zwei Drittel der angewandten Salpetersäure von 1,514 bis 1,52 spec. Gewicht.
                              Dieses Verfahren ist nicht neu, aber die Chemiker welche es anwandten, beklagten
                              sich, daß die so erhaltene Salpetersäure immer ein wenig Schwefelsäure enthalte. Hr.
                              Redwood hat sich durch zahlreiche Versuche überzeugt,
                              daß man auf diese Weise eine Salpetersäure erhält, welche ganz frei von
                              Schwefelsäure ist, wenn man nur die Retorte nicht stärker erhitzt als es nöthig ist
                              und die Destillation nicht zu weit treibt. Die so concentrirte Salpetersäure hat übrigens vor der nach
                              der Pharmakopöe bereiteten zwei Vorzüge: sie ist stärker und weniger durch
                              salpetrige Säure gefärbt. (Journal de Chimie
                                 médicale, Decbr. 1848, S. 704.)
                           
                        
                           Aetzkali als Entdeckungsmittel des Zuckers im Harn.
                           Ein vortreffliches Mittel, den Zucker im Harn zu entdecken, ist das Aetzkali, welches
                              von Hrn. Moore dazu vorgeschlagen wurde. Man läßt eine
                              Auflösung desselben mit dem Harn in einer Röhre kochen. Ist Zucker vorhanden, so
                              färbt sich die Flüssigkeit braun. Doch hat man, wie Owen
                                 Rees bemerkte, einen Umstand dabei zu beobachten, um nicht, wie schon
                              mehrere Aerzte, auf falsche Schlüsse geleitet zu werden. Wenn nämlich die
                              Aetzkaliflüssigkeit in einem Gefäße von weißem Glas aufbewahrt wird, so nimmt sie
                              sehr gerne Blei aus dem Glase auf, welches mit dem Schwefel im Eiweiß des Harns
                              Schwefelblei bildet, wodurch eine irreführende braune Färbung hervorgerufen wird.
                              Man sollte daher zur Aufbewahrung der Aetzkalilösung immer grünes Glas anwenden, welches kein Blei enthält. (Journal de Pharmacie, Nov. 1848.)
                           
                        
                           Ueber die Vorschläge zur Gewinnung geschmacklosen Stärkmehls
                              aus den Roßkastanien; von J. Schloßberger in
                              Tübingen.
                           Der National vom 16. October dieses Jahres enthält in
                              seinem Wochenberichte über die Verhandlungen der Pariser Akademie eine pomphafte
                              Anpreisung einer, wie es heißt, neuen und zum ersten Mal wohlfeilen Methode zur Darstellung eines
                              geschmacklosen Stärkmehls aus den Roßkastanien. Wenn auch in dieser Ankündigung
                              Manches sich vorfindet, was rücksichtlich der Beachtung der Vergangenheit und des
                              Auslandes im Kleinen ein Seitenstück abgeben könnte zu der denkwürdigen Ernennung
                              unseres Schübler zum Mitgliede eben dieser Akademie, nachdem er leider schon eine lange Reihe von Jahren im
                              Grabe gelegen, so ist doch auf der andern Seite anzuerkennen, daß die an sich
                              freilich nicht neue, aber oft bezweifelte und viel vergessene Sache an einem Orte
                              dadurch wieder zur Sprache gekommen ist, wo am ehesten die nöthige Aufmerksamkeit
                              auf sie gelenkt werden kann.
                           Die Früchte des Roßkastanienbaumes enthalten, wie bekannt, eine sehr bedeutende Menge
                              (nach Einigen bis 36 Proc.) des trefflichsten Stärkmehls, das nur deßhalb nicht ohne
                              ganz besondere Vorbereitung zur menschlichen Nahrung verwendbar ist, weil demselben
                              ein intensiver Bitterstoff sehr innig anhängt und dieser dasselbe für den Menschen
                              ungenießbar macht. Doch war schon vor mehr als 50 Jahren durch Bon und Parmentier das Mittel gefunden worden,
                              diese Bitterkeit aus dem Stärkmehl unbeschadet des letzteren wegzunehmen, und der
                              von ihnen angezeigte Weg war auch in Deutschland mehrfach versucht worden, ohne
                              besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Im vorigen Jahre aber ließ die k. sächsische
                              Regierung hierüber zahlreiche und ausgedehnte Versuche anstellen, die der ganz
                              befriedigenden Resultate wegen sehr beachtenswerth erscheinen, und von Dr.
                              Hedenus in einer gründlich bearbeiteten Schrift (Die
                              ökonomische Benützung der Roßkastanien. Freiberg, 1848) im Anfang dieses Jahres
                              veröffentlicht wurden. Vor wenigen Wochen endlich wurden die Versuche von Chr. Flandin in dem Eingangs erwähnten französischen Blatte
                              enthusiastisch angekündigt. (Wir haben das Wesentliche derselben im polytechn.
                              Journal Bd. CX. S. 319 mitgetheilt. Die
                              Redact.)
                           Durch alle die genannten Versuche zieht sich immer derselbe Gedanke hin, nämlich der,
                              die Entbitterung durch die Anwendung von kohlensauren oder reinen alkalischen Substanzen zu erzielen, die den Bitterstoff
                              auflösen, ohne im verdünnten Zustande irgend eine nachtheilige Einwirkung auf das
                              Stärkmehl auszuüben. Sie unterscheiden sich nur in den Einzelnheiten der dabei
                              angewandten mechanischen Operationen und durch die Verschiedenheit des zur
                              Entbitterung in Anwendung gezogenen Alkalis. In Frankreich wird schon seit längerer Zeit der
                              Kalk angewandt, um Roßkastanien besonders für die
                              Mästung des Federviehes vorzubereiten. Bochmann in
                              BautzenVrgl. Ueber die Benutzung der Roßkastanien und Eichen in staatsökonomischer, medicinischer,
                                    gewerblicher und hauswirthschaftlicher Hinsicht. Nebst einer Anleitung zur
                                    Anpflanzung dieser Bäume. Mitgetheilt auf Grund praktischer Erfahrungen und
                                    wissenschaftlicher Quellen von Bochmann, k.
                                    sächs. Proviantverwalter zu Bautzen. Bautzen, 1848. bediente sich der Potasche und des kaustischen
                              Kalis; Hedenus empfahl hauptsächlich den Salmiakgeist, und Flandin
                              endlich rühmte (und das ist vielleicht das einzige Neue seiner Methode) die Soda dazu an.
                           Am zweckmäßigsten dürfte nach den neuesten Angaben etwa folgendes Verfahren sich
                              herausstellen. Die Roßkastanien werden in siedendes Wasser geworfen, geschält und
                              zerrieben; die zerriebene Masse wird hernach mit Sodapulver (1 Pfd. auf 100 Pfd.
                              Masse) bestreut und tüchtig damit durchgeknetet; endlich ganz in der sonst üblichen
                              WeiseIn der Schuft von Hedenus wird besonders auch die
                                    zweckmäßigste Anordnung der mechanischen Arbeiten dabei sehr umständlich
                                    erörtert. S. 24–41. das Stärkmehl aus ihr gewonnen, das jetzt, wie ich mich durch eigene
                              Versuche überzeugt habe, von andern reinen Stärkesorten durch den Geschmack und
                              chemisches Verhalten nicht mehr zu unterscheiden ist.
                           Hedenus und Flandin haben die
                              schon in früheren Zeiten gemachten Versuche, solches Stärkmehl dem Brodteige
                              beizufügen und zu verbacken, mit sehr gutem Erfolge wiederholt und dabei nur die
                              Menge der sonst zum Teige zuzufügenden Hefe etwas vergrößert. Da durch die
                              alkalischen Substanzen neben dem Bitterstoffe leider auch die eiweißartigen Materien
                              in den Kastanien entfernt werden und das Stärkmehl für sich allein nicht mehr zur
                              vollständigen Ernährung tauglich ist, so dürfte sich Wohl besonders der Malzteig dazu eignen, diesem Mangel an plastischem
                              Nährstoffe so bereiteter Kastanienstärke auf eine zweckmäßige und wohlfeile Art abzuhelfen.
                           Ich begnüge mich mit diesen wenigen Andeutungen und es wäre deren Zweck vollständig
                              erreicht, wenn durch dieselben einige praktische Oekonomen veranlaßt würden, die
                              Kosten der Bereitung geschmackloser Starke aus Roßkastanien zu berechnen, und
                              überhaupt die gründlichen Arbeiten und Angaben der Hedenus'schen Schrift über den besprochenen Gegenstand nach den
                              Verhältnissen unseres Landes zu prüfen und zu besprechen. In Betreff der
                              Entbitterungsmaterialien kann übrigens von großer Kostspieligkeit nach dem Gesagten
                              nicht mehr die Rede seyn, da die Soda gegenwärtig im Handel so außerordentlich
                              billig zu beziehen ist.
                           
                        
                           Ueber die Consumtion von Thee und Kaffee in England und den
                              Vereinigten Staaten.
                           Nach den amtlichen Erhebungen verbrauchten die Vereinigten Staaten im J. 1831 nur
                              4,586,233 Pfd. Thee; dieser Verbrauch stieg in Folge der Ermäßigung und endlich der
                              gänzlichen Abschaffung des Zolls anfangs auf 8,627,144 Pfd. und im J. 1847 auf
                              12,927,643 Pfd. Die Consumtion von Kaffee, welche im J. 1821 nur 11,886,063 Pfd.
                              betrug, erreichte im J. 1847 aus demselben Grunde die Ziffer von 150,332,992 Pfd. In
                              England beträgt die Consumtion von Thee per Kopf 1 Pfd.
                              10 Unzen; in den Vereinigten Staaten nur 1 Pfd. Das Gegentheil findet beim Kaffee
                              statt; sein Verbrauch per Kopf beträgt in den
                              Vereinigten Staaten 7 1/2 Pfd.) in England hingegen nur 1 Pfd. 13 3/4 Unzen. (Journal de Chimie médicale, August 1848, S.
                              474.)
                           
                        
                           
                           Ursprung der verschiedenen Sorten des grünen Thees.
                           Da die Species Thea viridis aus den nördlichen, die Thea Bohea aber aus den südlichen Provinzen China's
                              stammt und andererseits der grüne Thee von den nördlichen, der schwarze von den
                              südlichen Provinzen kömmt, wurde hieraus der Schluß gezogen, daß diese zwei Sorten
                              von den genannten respectiven Pflanzenspecies bereitet werden. Die von Hrn. Fortune, Abgeordneten der Londoner Gartenbaugesellschaft,
                              und Samuel Ball, Thee-Inspector der astindischen
                              Comp., angestellten Nachforschungen aber bestätigen die von Einigen aufgestellte
                              Vermuthung, daß beide Theesorten aus beiden Species bereitet werden und die Farbe
                              nur von dem mehr oder weniger raschen Trocknen der Blätter herrührt. Die
                              Aehnlichkeit des Thee-Aroms mit demjenigen des Kaffees besteht darin, daß
                              beide in der Wärme entwickelt werden; die frischen Theeblätter sind ganz ohne allen
                              Geruch. Die ostindische Compagnie sucht jetzt die Theecultur in den
                              Himmalaya-Gebirgen einzuführen und es kamen schon vortreffliche Muster dieses
                              Thees nach England. (Journal de Pharmacie, Nov.
                              1848.)
                           
                        
                           Die Trespe, ein sehr gutes Futtergras.
                           Die Engländer betrachten die italienische Trespe nicht nur als ein sehr nahrhaftes
                              Futtergras, welches vor dem besten Heu den Vorzug verdient, sondern ziehen das
                              behufs der Gewinnung ihrer Körner ausgedroschene Stroh derselben noch dem Heu vor.
                              Allerdings wird dabei eine gute Düngung vorausgesetzt. Hr. Dickenson (ein Pferdeverleiher in London, der 700 Pferde unterhalt)
                              verbreitet den Harn derselben zu 125 Hektoliter per
                              Hektare, mit 250 Hektoliter Wasser vermischt. Drei Schnitte einer 1 Hektare großen
                              Wiese, die mit diesem Grase angebaut war, das er in Samen gehen ließ, ertrugen 91
                              Hektoliter (Werth 2,730 Fr.). Eine andere, eben so begossene Wiese, ertrug sogar 9
                              Mahden grünen Futters. Die Benutzung des oft in so großer Menge unbenutzt
                              verlorengehenden Harns kann demnach, für diese Cultur sowohl, als im allgemeinen,
                              nicht genug empfohlen werden. (Journal de Chimie
                                 medicale, Nov. 1848.)
                           
                        
                           Ueber den Anbau und die Benutzung des Türkischkorns in
                              Mittelamerika; von Rossignon.
                           Das Türkischkorn (der Mais) bildet die Grundlage der Nahrung der Bewohner
                              Mittelamerika's. Zea quatemalensis ist eine Frühspecies
                              mit durchaus zarten Körnern, welche sich auszeichnet durch die Schnelligkeit, womit
                              sie heranwächst, und die Fülle und Schönheit des Products. Dieselbe ist weiß, selten
                              violett variirend.
                           Eine aus dieser Maissorte gebackene Art Brod heißt Tortille. Langsam ausgetrocknet könnte dasselbe, vor Feuchtigkeit
                              geschützt, beliebig lange aufbewahrt werden; es wird dann hart und spröde und könnte
                              zur Noth als Zwieback dienen. Die Indianer bereiten außerdem eine Art Zwieback, den
                              sie Totoposte nennen und von welchem ein sehr kleines
                              Volum oder Gewicht eine bedeutende Menge Nahrungsstoff enthält.
                           Die Reisenden haben oft von einem Getränke gesprochen, welches mehrere amerikanische
                              Völker aus dem Mais bereiten und Atol nennen. Ob dieß in
                              einigen Gegenden wirklich der Fall ist, weiß ich nicht; wohl aber, daß das was in
                              Mittelamerika unter diesem Namen bekannt ist und in Menge verzehrt wird, kein
                              Getränke ist, sondern ein Brei. Atol bezeichnet einen Gattungsbegriff und man
                              benennt so auch den Brei aus Weizenmehl, Maniokmehl, Batatenmehl etc. Aus dem
                              Türkischkorn, dessen Körner noch nicht ihre völlige Reife erlangt haben und noch weich und milchig sind,
                              bereiten die Amerikaner einen Brei, den sie Atol Helove
                              nennen und nach welchem sie sehr lecker sind.
                           Ehe sie an die Bereitung der Tortille selbst gehen, kernen
                              die Indianer das Türkischkorn aus, lassen es etwa 2 Stunden lang in Wasser
                              einweichen, dann in großen irdenen Gefäßen kochen, wobei sie auf 40 Pfund Körner
                              ungefähr 1 Pfund Kalk zusetzen. Wenn sie keinen Kalk haben können, nehmen sie
                              Holzasche; den Kalk aber ziehen sie vor und wählen den ätzendsten. Eine Stunde
                              andauerndes Kochen reicht hin, um in jedem einzelnen Korn die polyedrischen
                              Stärkmehltheilchen, welche den harten, hornartigen Theil bilden, aus ihrem
                              Zusammenhange zu bringen.
                           Mittelamerika bietet vermöge der Mannichfaltigkeit seiner Klimate und Erdreiche, mehr
                              als sonst ein Land Arten dieser Pflanze dar. welche in Frankreich und Algerien
                              angebaut werden könnten, (Comptes
                                 rendus, October 1848. Nr. 18.)
                           
                        
                           Vorzügliche Mastungsmethode.
                           In England hat man in neuester Zeit mit großem Vortheil den Leinsamen zur Mastung verwendet, (man vergl. den Bericht darüber von Payen im polytechn. Journal Bd. CV S. 307); wir theilen darüber zwei
                              Versuche englischer Landwirthe mit:
                           1) Es wurden zwei Theile Leinsamen auf eine gleiche Menge geschnittenen Strohes
                              gesotten, das vorher etwas gesalzen worden war; dann wurde das Ganze in Verbindung
                              mit einigen Oelkuchen und etwas Habermehl in einem Zuber durcheinander gearbeitet,
                              bis es fast eine homogene ölige Masse wurde. Damit wurde ein Ochse drei Monate lang
                              gefüttert. Er verzehrte täglich ungefähr 1 Pinte (= 1 1/4 württ. Schoppen). Bei der
                              Schlachtung wog er 1082 Pfd., darunter waren 182 Pfd. Talg. Die Mastungskosten
                              verhielten sich zu den gewöhnlichen Haltungskosten wie 25 : 35. Auf eben solche
                              Weise gefütterte Kühe gaben vortreffliche Milch und Butter.
                           2) Unter dem Namen Warnes Compostfutter empfiehlt man
                              nachstehende Zusammensetzungen angelegentlichst: Man lasse eine Quantität Leinsamen
                              zu feinem Mehl mahlen, gebe 156 Pfd. Wasser in einen Kessel und lasse es sieden;
                              sobald es kocht, werden 2 Pfd. Leinsamenmehl schnell eingerührt und das Sieden
                              hierauf 5 Minuten lang fortgesetzt. Sodann schütte man 63 Pfd. Gersten- oder
                              Bohnenmehl nach und nach in den Kessel und rühre die Masse fortgesetzt um. Das Ganze
                              nimmt nun die Form eines dicken Breies an, den man sofort auskochen läßt. Man kann
                              hieraus Ziegel formen und nach Belieben aufbewahren. Dieses Futter wird zuerst in
                              kleinen Portionen verabreicht, welche von Tag zu Tag vergrößert werden, in der Art,
                              daß man mit 5 Pfd. anfängt und bis auf 28 Pfd. per Tag
                              steigt. Witt man zu diesem Compostfutter Kartoffeln oder weiße Rüben verwenden, so
                              werden diese gedämpft oder gesotten, zerkleinert, Leinsamen darüber gestreut und
                              geknetet. (Bayer'scher Haus- und Landw. Kalender.)