| Titel: | Verfahren Lactarin als Verdickungsmittel des Ultramarinblau und anderer Farben für den Zeugdruck zu bereiten; patentirt am 2. Novbr. 1848 für Robert Pattison, Kattundrucker in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XII., S. 36 | 
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                        XII.
                        Verfahren Lactarin als
                           Verdickungsmittel des Ultramarinblau und anderer Farben für den Zeugdruck zu bereiten;
                           patentirt am 2. Novbr. 1848 für Robert Pattison,
                           Kattundrucker in Glasgow.
                        Aus dem London Journal of arts, Mai 1849, S.
                              244.
                        Pattison's Verfahren Lactarin zu bereiten.
                        
                     
                        
                           Dieses Verdickungsmittel wird aus der Kuhmilch bereitet; man benutzt dazu am besten
                              die Buttermilch.
                           
                        
                           
                           Bereitung des Lactarins aus
                                 Buttermilch.
                           Man schüttet die Buttermilch so bald als möglich nach dem Buttern in einen Kessel und
                              erwärmt sie darin auf 57° Reaumur, damit sich der Käsestoff aus den Molken
                              niederschlägt; der Inhalt des Kessels wird dann durch Zeug geseiht, um den Käsestoff
                              von den Molken abzusondern; hierauf wird der Käsestoff ausgepreßt, indem man ihn
                              über Nacht in eine Käsepresse bringt; dann wird er zerbrochen und gekörnt, indem man
                              ihn durch ein Drahtsieb reibt; endlich breitet man ihn auf Zeugsieben aus, welche
                              auf Gestellen in einem Zimmer angeordnet sind, welches geheizt wird, damit er
                              allmählich austrocknet; in trockenem Zustand wird der Käsestoff zu einem feinen
                              Pulver gemahlen, welches unter der Benennung „Lactarin“ als
                              Befestigungsmittel für Ultramarinblau etc. auf Zeugen dient.
                           
                        
                           Bereitung des Lactarins aus frischer
                                 oder abgerahmter Milch.
                           Nöthigenfalls kann das Lactarin auch aus frischer oder abgerahmter Milch dargestellt
                              werden. In diesen beiden Fällen muß die Milch, nachdem sie im Kessel auf 57°
                              R. erwärmt worden ist, mit so viel Säure versetzt werden, als zum Niederschlagen des
                              Käsestoffs gerade hinreicht; am besten benutzt man hiezu Kleesäure. Der
                              niedergeschlagene Käsestoff wird dann auf oben angegebene Art weiter behandelt.
                           
                        
                           Vorschrift zum Verdicken des
                                 Ultramarinblau als Druckfarbe.
                           Man vermischt in einem Gefäße 20. Pfd. Wasser mit 3 Pfd. Lactarin und setzt dann 1
                              1/4 Pfd. Salmiakgeist zu, welcher das Lactarin auflöst und dadurch der Mischung eine
                              gummiartige Consistenz ertheilt.
                           In einem andern Gesäße vermischt man 10 Pfd. Wasser mit 12 Pfd. Ultramarinblau; man
                              gießt dann den Inhalt beider Gefäße zusammen, rührt die Mischung gut um und treibt
                              sie mittelst eines Pinsels durch einen feinen Zeug; die Druckfarbe ist nun
                              fertig.
                           
                        
                           Zusatz.
                           Schon seit einer Reihe von Jahren hat man angefangen Mineralfarben auf Zeugen
                              mittelst Eiweiß zu befestigen; man stellte auf weißem
                              Boden hauptsächlich blaue Muster mit künstlichem Ultramarin und braune Muster mit
                              Siena-Erde dar. Das Weiße des Eies wird mit sehr wenig Gummiwasser angerührt
                              und der entstandene Firniß in der Reibschale mit dem anzuwendenden Farbstoff
                              vollkommen vereinigt. Nach dem Aufdrucken der Farbe mittelst der Walzen- oder
                              Plattendruckmaschine und
                              dem Austrocknen derselben, dämpft man die Stücke und zwar mit trockenem Dampf von
                              geringem Druck; dabei coagulirt der Eiweißstoff in den Poren des Gewebes und
                              schließt also den Farbstoff, welcher in ihm suspendirt war, als eine in Wasser
                              unauflösliche Hülle ein.
                           In der letzten Zeit kam zur Darstellung solcher Modeartikel pulverförmiges Eiweiß in
                              den Handel, welches chemisch reines Albumin ist, und daher nur auf die Art bereitet
                              seyn kann, daß man das Weiße des Eies in Vacuum-Apparaten abdampft.
                           Bei der Kostspieligkeit des Eiweiß, und da es überdieß den Kattundruckereien nicht
                              immer in hinreichender Menge geliefert werden kann, wurde ein es ersetzendes
                              wohlfeileres Verdickungsmittel längst gewünscht. Ein zweckmäßigeres, als das dem
                              Albumin so analoge Casein (Käsestoff) dürfte schwerlich
                              aufzufinden seyn. Das Casein wird bekanntlich in der Milch durch Kali in Auflösung
                              erhalten und ist für sich im reinen Zustande in Wasser unauflöslich. Wenn man daher
                              die Farben mit einer Auflösung von Casein in kaltem wässerigem Ammoniak aufdruckt,
                              und sie nach dem Trocknen dämpft, so müssen sie fast eben so gut wie durch
                              Eiweißstoff auf den Geweben befestigt seyn, und es wird daher wenigstens für schwere
                              Muster das Casein als Verdickungsmittel des künstlichen Ultramarins etc. in Gebrauch
                              kommen.
                           100 Gewichtstheile reiner Kuhmilch enthalten durchschnittlich 3 8/10 Theile Casein
                              (Käsestoff). Am geeignetsten zu dessen Bereitung ist die Buttermilch, d.h. die
                              Milch, aus welcher die Butter durch Schütteln abgeschieden wurde, weil man in diesem
                              Fall das Casein nur durch die geringe Menge Butterfett verunreinigt erhält, welche
                              stets in der Buttermilch zurückbleibt.
                           
                              E. D.