| Titel: | Verfahren zur Fabrication von Schwefelsäure ohne Anwendung von Bleikammern; patentirt für Richard Laming, Chemiker in Clichy-la-Garonne bei Paris. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXVI., S. 128 | 
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                        XXXVI.
                        Verfahren zur Fabrication von Schwefelsäure ohne
                           Anwendung von Bleikammern; patentirt für Richard Laming, Chemiker in
                           Clichy-la-Garonne bei Paris.Wir haben dieses Patent im vorhergehenden Band des polytechn. Journals S. 281 aus
                                 dem Mechanics' Magazine mitgetheilt, welches
                                 dasselbe ohne Abbildungen im Auszug enthielt; bei der Wichtigkeit des
                                 Gegenstandes ermangeln wir nicht, die vollständige Patentbeschreibung
                                 nachzutragen.A. d. R.
                           
                        Aus dem London Journal of arts, Juni 1848, S.
                              342.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Laming's Verfahren zur Fabrication von Schwefelsäure ohne Anwendung
                           von Bleikammern.
                        
                     
                        
                           Um die Vereinigung der durch Verbrennung von Schwefel entstandenen schwefligen Säure
                              mit dem Sauerstoff der Luft zu bewirken, wird Bimsstein angewandt, dessen
                              katalytische Wirkung durch folgende Vorbereitung erhöht werden muß. Man kocht den
                              Bimsstein in concentrirter Schwefelsäure; nachdem die Säure abgetropft ist, taucht
                              man ihn in eine kleine Quantität Wasser, welches beiläufig 20 Proc. Ammoniak
                              enthält; dann trocknet man den Bimsstein und bringt ihn in eine Retorte mit
                              beiläufig 1 Proc. Braunstein vermengt; nachdem die Retorte verschlossen worden ist,
                              erhöht man allmählich ihre Temperatur bis nahezu 600° F. (252° R.);
                              wenn diese Hitze erreicht ist, zieht man das Feuer weg und läßt die Retorte
                              erkalten, ohne daß die atmosphärische Luft zum präparirten Bimsstein zutreten
                              kann.
                           Der so präparirte Bimsstein wird in engen Canälen einem Strom von schwefligsaurem Gas
                              ausgesetzt, welches mit dem erforderlichen Verhältniß von atmosphärischer Luft und
                              einer geringen Menge Ammoniakgas gemischt ist; diese Canäle enthalten meistentheils
                              auch Wasser oder Wasserdampf, womit sich die gebildete Schwefelsäure verbinden
                              kann.
                           Fig. 36 zeigt
                              im Durchschnitt einen senkrechten röhrenförmigen Behälter von Eisenblech, welcher
                              die katalytische Substanz enthält; der Raum zwischen A
                              und B ist ein Theil der Hauptleitung für die Gase. A ist ein eisernes Rohr, welches die Mischung von
                              schwefligsaurem Gas und atmosphärischer Luft aus einem gewöhnlichen Schwefelofen
                              (Verbrennungsofen) herleitet; B ist ein Rohr, ebenfalls
                              von Eisen, welches zu den folgenden Theilen des Apparats führt. Die Enden von A und B bilden Gehäuse,
                              welche den röhrenförmigen Behälter umgeben und mit ihm durch eine große Anzahl von
                              Löchern communiciren, die sich in den Seiten dieses Behälters befinden; diese Löcher
                              sind so klein, daß der Bimsstein nicht durch sie gehen kann, während sie den Gasen
                              freien Durchzug gestatten. Am oberen Ende ist der Behälter durch eine bewegliche
                              Platte oder Thür geschlossen; an seinem unteren Ende ist er mit einem Register
                              (Schieber) C versehen, mittelst dessen man seinen Inhalt
                              ausleeren kann. Der Behälter ist durch drei andere Register D, D¹ und D² in vier
                              Abtheilungen geschieden; die zwei mittleren Abtheilungen sind bezüglich der Gase
                              stets mit einander in Communication mittelst der im Register D¹ angebrachten Oeffnungen. Wenn man daher die Register
                              nacheinander, mit dem unteren anfangend, herauszieht, so kann man jederzeit eine
                              bestimmte Menge Bimsstein, falls derselbe seine Kraft verloren hat, entfernen, und
                              ihn durch frischen Bimsstein (aus der zunächst darüber befindlichen Abtheilung des
                              Behälters) ersehen, ohne die Arbeit zu unterbrechen oder einen Strom kalter Luft in
                              den Apparat zuzulassen. Mittelst des Heberrohrs und Sperrhahns E kann man allmählich aus einem höher befindlichen Gefäß
                              eine kleine Menge Ammoniakflüssigkeit in das Rohr A
                              leiten; das Aetzammoniak muß in einer gegebenen Zeit beiläufig 1 Theil auf je 1000
                              Theile während dieser Zeit erzeugter concentrirter Schwefelsäure betragen. Soweit
                              der röhrenförmige Behälter einen Theil der Hauptleitung bildet, muß er in einen Ofen
                              eingeschlossen werden, um ihn am Anfang der Operation auf 550 bis 600° F.
                              (230 bis 252° R.) erhitzen und dadurch die katalytische Wirkung des
                              Bimssteins hervorrufen zu können.
                           Fig. 37 ist
                              eine Seitenansicht von einer der vier Säulenreihen F
                              (zum Theil im Durchschnitt gezeichnet), mit einer Cisterne G (ebenfalls im Durchschnitt), auf deren Decke sich zwei Säulenreihen
                              stützen (jede derselben ist mit der Cisterne vermittelst kurzer Röhren in deren
                              Decke in Verbindung gebracht). Fig. 38 ist ein Grundriß
                              von zwei ähnlichen Cisternen, mit ihren vier Säulenreihen, welche in hydraulischen
                              Verschlüssen (mit Wasser abgesperrten Hälsen) stehen. Die Abtheilung a durch punktirte Linien angedeutet), welche längs der
                              Mitte jeder Cisterne hinzieht, trennt dieselbe in zwei Theile, welche miteinander an
                              einem Ende der Cisterne communiciren. b, b,
                              Fig. 37, sind
                              Querabtheilungen, an der Decke und den Seiten der Cisterne befestigt, welche fast
                              bis auf den Boden derselben hinabreichen; wenn daher die Cisterne mit Flüssigkeit
                              beschickt ist, so können die Gase, welche durch das Rohr B anlangen und die Säule F¹
                              hinabziehen, nicht mehr längs der Cisterne von einem Ende zum andern hinziehen,
                              sondern müssen in der Säule F² aufsteigen und an
                              deren oberem Ende durch das Verbindungsrohr in die Säule F³
                              hinab-, dann die Säule F⁴ hinaufziehen und
                              so fort durch die ganze Reihe. Aus F¹¹
                              ziehen die Gase durch die Cisterne in F¹²  (Fig. 38) und wenn sie am
                              Ende der zweiten Säulenreihe anlangen, verlassen sie F²² durch das Rohr an dessen oberem Ende und treten in die
                              dritte Säulenreihe bei F²³. Nachdem sie
                              auf gleiche Weise durch die zwei Säulenreihen der zweiten Cisterne gezogen sind,
                              verlassen die unverdichteten Bestandtheile derselben die vierte Reihe bei F⁴⁴ und treten an deren oberem Ende durch
                              ein gebogenes Rohr in eine kleine Bleikammer H aus,
                              worin sich die Dämpfe verdichten; diese Bleikammer communicirt durch ein
                              aufsteigendes Rohr (welches auf eine der zwei Oeffnungen in ihrer Decke gesteckt
                              ist) mit einem Schornstein, dessen Zug kräftig genug ist, um durch die ganze Leitung
                              einen Strom zu unterhalten, von welchem jede Säule einen Theil bildet.
                           Fig. 39 und
                              40 zeigen
                              in vergrößertem Maaßstabe die innere Einrichtung der Säulen; I, I, I sind die flachen Schalen, welche mit Bimsstein gefüllt werden und
                              auch dazu dienen, um einen Theil des Wassers zurückzuhalten, welches in jede Säule
                              als schwacher Strom tritt, indem es den hydraulischen Verschluß an deren oberstem
                              Ende überfließt; dieses Wasser wird eine mehr oder weniger starke Auflösung von
                              Schwefelsäure, je nachdem es dem Rohr B näher oder von
                              ihm entfernter ist. Das Wasser wird zu den hydraulischen Verschlüssen durch enge
                              Röhren und Sperrhähne (nicht abgebildet) gebracht und fällt in jeder Säule von
                              Schale zu Schale; es wascht also den in letzteren enthaltenen Bimsstein nach
                              einander aus, Schwefelsäure aufnehmend, bis es an der Basis der Säule angelangt,
                              daselbst den hydraulischen Verschluß überfließt und in die darunter befindliche
                              Cisterne fällt. Da die Säulen von den niedrigsten Nummern am meisten Schwefelsäure
                              verdichten, so ist die Flüssigkeit in der Cisterne, an der Basis der Säulen, um so
                              concentrirter, je näher sie sich dem Hahn K befindet,
                              durch welchen sie in ein gemeinschaftliches Reservoir ausläuft. Die schwächere
                              Säure, welche die Säulen der höheren Nummern lieferten, wird zunehmend stärker,
                              während sie gegen den Hahn K lauft, wo sie ihre höchste
                              Stärke erlangt. Damit sich die schwache Säure nicht zu frühzeitig mit der stärkeren
                              vermischen kann, sind in den Cisternen G
                              Querabtheilungen c, c angebracht; dieselben haben die
                              halbe Höhe der Cisternen und sind an deren Boden und Seiten so befestigt, daß sie
                              unter jedem Säulenpaar ein Fach bilden: bei dieser Einrichtung kann sich das Product
                              der Säulen höherer Nummern nicht mit demjenigen der Säulen niedrigerer Nummern
                              vermischen, es müßte denn die Flüssigkeit in Folge ihrer Anhäufung überlaufen.
                           
                           Die Cisternen G bestehen aus Holz, mit Blei gefuttert;
                              die Säulen fast sämmtlich aus Steinzeug (welches wohlfeiler ist als Blei und
                              überdieß nicht zerfressen wird). Da die Gase, welche aus dem Rohr B in die Säule F¹
                              gelangen, sehr heiß sind, so muß man diese Säule aus Blei herstellen, und wenn der
                              Apparat schnell arbeiten soll, so muß man noch eine oder mehrere der nachfolgenden
                              Säulen aus Blei herstellen; anstatt dessen kann man aber auch F¹ größere Dimensionen geben. Der Körper jeder Säule besteht aus
                              einzelnen Röhren, welche durch hydraulische Verschlüsse verbunden sind. Mit den 44
                              Säulen, wovon jede 2 Fuß Durchmesser und 10 Fuß Höhe hat, kann man täglich 22 Cntr.
                              concentrirte Schwefelsäure erzeugen; ist der Verbrennungsofen zweckmäßig construirt,
                              so werden dazu kaum über 7 1/4 Cntr. Schwefel erforderlich seyn. Man stellt die
                              Säulen mit den unter ihnen angebrachten Cisternen im ersten Stock des Gebäudes auf;
                              die Schwefelsäure lauft durch den Hahn K in einen
                              Behälter in dem zu ebener Erde befindlichen Local und wird auf ihrem Wege dahin
                              concentrirt.
                           Fig. 41 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt eines Apparats zum Concentriren der Schwefelsäure,
                              wodurch man die jetzt gebräuchlichen Platindestillirblasen erspart. Er ist eine
                              Säule, aus Röhren von Porzellan oder Steinzeug zusammengesetzt, die mit
                              feuerbeständigem Thon zusammengekittet und innerlich mit horizontalen Diaphragmen
                              L versehen sind, welche auf vorstehenden Rändern in
                              den Röhren ruhen und deren jedes ein großes Loch in seiner Mitte hat. Zwischen je
                              zwei Diaphragmen ist eine Tafel M angebracht, von etwas
                              kleinerem Durchmesser als die Diaphragmen, welche mit ihren Füßen horizontal auf
                              denselben steht. Sowohl die Diaphragmen als die Tafeln sind mit erhabenen Rändern
                              versehen, so daß beide auf ihrer oberen Seite eine beiläufig einen Zoll dicke
                              Säureschicht zurückhalten können. Mittelst eines heberförmigen Trichters W gießt man die schwache Säure durch die Decke der Säule
                              auf das oberste Diaphragma; sie fällt dann von dem Diaphragma auf die Tafel, von
                              letzterer wieder auf ein Diaphragma etc., und nachdem die ganze Reihe derselben mit
                              ihr bedeckt ist, fällt der Ueberschuß auf den halbkugelförmigen Hut O, endlich auf den Boden der Säule; nachdem sich auf
                              letzterem soviel concentrirte Säure angesammelt hat, daß sie mit dem höchsten Theil
                              des Platinhebers P, dessen Ende sich in der Säule
                              befindet, im Niveau ist, so lauft sie aus; ist der Heber einmal so angefüllt, so
                              unterhält er den Spiegel der Säure innerhalb der Säule auf der Höhe der äußeren
                              Oeffnung des Platinrohrs. Im Boden der Säule befindet sich eine Oeffnung Q um Luft hineinzuleiten, welche so stark erhitzt ist,
                              daß sie die schwache Säure auf den Diaphragmen und Tafeln im Kochen erhält; am oberen Theil der Säule ist
                              eine correspondirende Oeffnung R, durch welche die
                              erzeugten Dämpfe nebst der Luft, die sie erzeugte, austreten; man kann jene auf
                              gewöhnliche Art verdichten oder auch das Ganze in eine der Säulen F leiten, nur muß dann diese Säule wegen ihrer starken
                              Erhitzung aus Blei construirt seyn.
                           Der Zug, welcher in der Säulenreihe F stattfindet, ist
                              hinreichend, um die Luft aus den Röhren, worin sie erhitzt wird, in den
                              Concentrationsapparat zu treiben; um letztern gegen den Temperaturwechsel zu
                              verwahren und Wärmeverlust zu vermeiden, umgibt man ihn mit einem Mantel aus
                              Mauerwerk oder einem sonstigen schlechten Wärmeleiter.
                           Anstatt heiße Luft durch den Concentrations-Apparat zu leiten, könnte man auch
                              die Oeffnung an seinem Boden verschließen, die Säule, mit Sand umgeben, in einen
                              eisernen Cylinder stecken, um dann den ganzen Apparat in einen Ofen einschließen.
                              Hiebei würde die Hitze der zu concentrirenden Säure von außen – durch das
                              Eisen, den Sand und die Steinzeugcylinder – mitgetheilt werden.
                           Will man den oben beschriebenen Apparat anwenden, um Schwefelsäure nach der
                              bisherigen Methode mit Hülfe von Salpetersäure zu erzeugen, so muß man den
                              röhrenförmigen Bimssteinbehälter Fig. 36 weglassen und an
                              dessen Stelle eine Säule wie Fig. 41 bringen. Die
                              Oeffnung Q (Fig. 41) verbindet man
                              mit dem Rohr A (Fig. 36), welches das
                              schwefligsaure Gas mit atmosphärischer Luft von dem Verbrennungsofen herleitet; das
                              Rohr R (Fig. 41) wird mit der
                              Säule F¹ verbunden. Der Hahn K, durch welchen die Säure die Cisternen an der Basis
                              der Säulen verläßt, muß solche beständig in den heberförmigen Trichter W auslaufen lassen, von wo sie über die Tafeln und
                              Diaphragmen hinabläuft, um dann durch den Platinheber in ihren Behälter zu gelangen.
                              Die Salpetersäure kann man hiebei auf gewöhnliche Art in den Apparat leiten oder
                              auch mit dem Wasser vermischt, welches durch die hydraulischen Verschlüsse am oberen
                              Ende der Säulen F eintritt; es ist jedoch weniger
                              Salpetersäure erforderlich als bisher, weil bei der Einrichtung des Apparats die
                              Stickstoffoxyde nicht so leicht entweichen können. Das Rohr K und auch die Concentrationssäule (beide aus Steinzeug) müssen mit einem
                              Gehäuse umgeben werden, welches ein schlechter Wärmeleiter ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
