| Titel: | Ueber Verwendung der Hohofenschlacken und der Thonschiefer-Trümmer aus Schieferbrüchen; von Guettier. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXVII., S. 133 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber Verwendung der Hohofenschlacken und der
                           Thonschiefer-Trümmer aus Schieferbrüchen; von Guettier.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1849, Nr.
                              1347–49.
                        Guettier, über Verwendung der Hohofenschlacken und der
                           Thonschiefer-Trümmer.
                        
                     
                        
                           1. Es ist für den ökonomischen Betrieb der Hüttenwerke von großer Wichtigkeit, eine
                              nutzbringende Verwendung der fast werthlosen Fabricationsrückstände zu finden,
                              welche, wenn kein unbenützter Platz vorhanden ist, wo sie hingeschafft werden
                              können, oft noch mit großen Kosten weit weggeführt werden müssen.
                           Bei den Hohöfen ist dieß mit den täglich in großer Menge sich erzeugenden Schlacken
                              der Fall. Wo keine Löcher auszufüllen, keine Straßen aufzuschütten, kein Weg zu
                              unterhalten ist, muß ihnen eine Stelle eingeräumt werden, wo sie mehrere Jahre lang
                              aufgehäuft werden können.
                           Bisweilen werden die Schlacken auf die Landstraßen gefahren oder in den Fluß
                              geworfen, wenn die Straßenbaubeamten oder die Flußpolizei nichts dawider haben.
                              Letzteres sollte wirklich nicht geduldet werden.
                           Andererseits beklagen sich die Straßenbaubeamten mit Recht über die zu große
                              Zerreiblichkeit der Schlacken, welche bald einen schwarzen klebrigen Koth bilden,
                              der dann bei trockenem Wetter einen unhaltbaren Staub gibt, und nie reine und
                              dauerhafte Chausseen zu liefern vermag.
                           Auch die Farbe der Schlacken ist ein Uebelstand auf den Straßen sie machen dieselben
                              dunkel, daher sie mit Bäumen eingefaßt werden müssen, welche den Reisenden während
                              der Nacht als Leitpfähle dienen. Die mit Kalksteinen belegten, weißen, ja sogar auch
                              die mit Quarz, Sandstein, Granit belegten, dunklern Straßen, sind wirklich in den
                              dunkelsten Nächten deutlich genug begränzt, damit Unglücksfälle vermieden
                              werden.
                           Ferner haben die Schlacken den Fehler, daß sie dem Fuhrwerk durch Abnützung der
                              Radschienen, durch die Nothwendigkeit eines stärkern und schwerem Anziehens,
                              manchmal auch durch Verwundung der Pferdefüße schädlich werden – Gründe
                              genug, dieses Material nur zum Ebnen kleiner Vicinalwege oder Baustraßen zu
                              verwenden. Diese Verwendung hilft aber dem Bedürfniß, sich großer Massen dieses
                              Materials zu entledigen, nur sehr unvollkommen ab. Es läßt sich jedoch diesen
                              Schlacken eine ganze Reihe von Verwendungen anweisen, welche, wenn auch in den
                              Fabricationskosten keine erhebliche Ersparung dadurch erreicht wird, doch einen
                              sichern Ausweg dafür eröffnen, und statt Kosten zu verursachen, wie bisher,
                              größtentheils noch einen Vortheil bringen.
                           Die Hohofenschlacken enthalten je nach den angewandten Zuschlägen:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 37
                                 bis
                                 70
                                 Procent.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 15
                                 „
                                 40
                                 –
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   1
                                 „
                                 25
                                 –
                                 
                              
                                 Talkerde
                                   0
                                 „
                                 20
                                 –
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   1
                                 „
                                 30,
                                 40 und 50 Procent.
                                 
                              
                           Ferner Schwefel, Phosphor, Kupfer, Mangan, Kali etc. und alle diese Körper
                              veranlassen die Bildung löslicher Salze, Verbindungen von Kieselerde mit Kalk,
                              Kieselerde mit Kali, Kieselerde mit Eisenoxyd etc., welche in gewissen Fällen als
                              Dünger gute Dienste leisten können, wovon auch schon
                              Beweise verliegen. Man läßt zu diesem Zwecke die Schlacken durch mechanische Mittel
                              zermalmen oder überläßt diese Arbeit dem Pferdetritt, indem man sie einige Zeit auf
                              den Straßen verbreitet und setzt sie dann dem Stalldünger, wenn man ihn in Haufen
                              bringt, zu, d.h. man bestreut jede Schicht desselben mit Schlackenpulver. Vorzüglich
                              wird sich dieser Dünger für Kalkboden eignen, und den Getreidearten und künstlichen
                              Wiesen recht zuträglich seyn. Zu vermuthen ist, daß er auch bei den Cruciferen
                              (Kreuzblüthigen), unter andern den Rüben, gute Dienste leistet. Von der guten
                              Wirkung der Schlacken als Dünger auf Wiesen und in Gärten, hatte ich Gelegenheit
                              mich selbst zu überzeugen; sie waren zu diesem Zwecke mit altem Sande, Abfällen aus
                              Gießereien, mit Asche und gebrannter Formerde vermengt worden.
                           Aus den gemahlenen und mit strengflüssigem Sand vermengten Schlacken kann man sehr
                              gute Ofenherde bauen, und vortreffliche feuerbeständige
                              Steine für den Pisébau bereiten. Dem Thon zugesetzt, geben sie Backsteine von zwar geringer Festigkeit, die sich jedoch
                              zu gewöhnlichen Bauten eignen. Man bedient sich ihrer als Unterlage von Kellerböden, zum Ausfüllen des
                              Raumes unter den Fußböden, um solche vor Feuchtigkeit zu bewahren, als äußere Hülle
                              bei Oefen, um den Verlust von Wärmestoff zu vermeiden, für welchen die Schlacken
                              schlechte Leiter sind.
                           
                           2. Ein anderer Gegenstand, welcher in dieser Hinsicht Beachtung verdient, sind die
                              Abfälle auf Schieferbrüchen. Vom Beginne eines solchen
                              Baues an, häufen sich unaufhörlich Massen von Thonschiefer an, welche dem Verkehr
                              hinderlich sind, den Betrieb stören, oft sogar gefährlich machen und mit der Zeit
                              sogar den Bau ganz aufzuhalten oder kostspielige Ausräumungen zu erheischen drohen.
                              Man denke sich nur die in den Schieferbrüchen in der Umgebung von Angers seit zwei
                              Jahrhunderten angesammelten Schieferabfälle; es befanden sich in dieser Gegend im
                              Jahr 1789 schon 16 Schieferbrüche, welche damals jährlich 25 bis 30 Millionen
                              Schiefersteine zu Tage förderten, was heutzutage das Ergebniß eines einzigen
                              Schieferbruchs ist, und jetzt im Jahr 1849 sind nicht weniger als 28 große
                              Schieferbrüche in Betrieb.
                           Diese Abfälle können in 3 bis 4 Sorten eingetheilt werden:
                           1) Die unregelmäßigen Schiefersteine, welche sich zum Behauen nicht eignen; einen
                              Theil derselben benutzt man in der Gegend als Bruchsteine zum Bauen; mit dem andern,
                              ganz nutzlosen, sollte man die abgebauten Brüche längst wieder eingefüllt haben.
                           2) Die Schiefersteine mit glatten Oberflächen und von ziemlicher Größe, welche sich
                              aber doch zu Dachschiefern nicht eignen und deren man sich zur Anfertigung von
                              Pflasterplatten, Fensterbrüstungen, Gußsteinen, und Verkleidungssteinen für Bauten
                              bedient.
                           3) Die Schiefersteine, welche man wegen ihrer Beschaffenheit faserige nennen könnte; sie sind hart, auf den Seiten- und
                              Längenflächen nicht sehr regelmäßig und dienen zu Einfriedigungspfählen, welche nach
                              dem Zerbrechen noch Füllsteine abgeben.
                           4) Endlich die pulverigen, sehr kleinen und sehr zerreiblichen, vom Schneiden der
                              Dachplatten abfallenden, welche einen großen Theil der Anhäufungen in den Brüchen
                              ausmachen.
                           Letztere sind es, welche bisher ohne alle Anwendung blieben (die andern haben doch
                              wenigstens eine mehr oder weniger beschränkte) und die ich gerne verwendet sähe. Bei
                              der großen Zerreiblichkeit des Schiefersteins wäre er durch Mahlen oder Pulvern ohne
                              große Kosten leicht fein zu zertheilen. Wird er in diesem Zustand etwas befeuchtet,
                              so gewinnt er schon einigen Zusammenhang und gibt einen etwas compacten Teig, etwa
                              wie ein magerer, sehr feiner und leicht zu bearbeitender Thon.
                           Wirklich wurden von Thonschiefer Backsteine erhalten, die
                              sich gut formten und trockneten und ziemlich gut brannten; allerdings fehlte es ihnen etwas an
                              Festigkeit, und sie ließen sich, wie gewöhnliche Backsteine gebrannt, mit dem Finger
                              etwas zerdrücken. Dauerhafter erwiesen sie sich, wenn sie nur an der Sonne
                              getrocknet wurden, und in diesem Zustande dürften sie zum Herstellen von
                              Einfriedungsmauern, Brustmauern und dergleichen Bauten ganz geeignet seyn.
                           Als ich aber den Schiefer mit 10 bis 25 Procent Thon vermengte, erhielt ich
                              Backsteine, die sich viel leichter und schneller roth brannten als die gewöhnlichen
                              und viel härter waren. Proben derselben, die sich über ein Jahr in einer Gosse
                              befanden, in welcher sich das Wasser aus mehreren Dachrinnen sammelte, so daß sie
                              abwechselnd gewaschen und wieder trocken wurden, hatten gar keine Veränderung
                              erlitten.
                           Mit strengflüssigem Thonsand gemengt, wie man sich desselben für die
                              Kupolöfen-Mäntel bedient, lieferte der Schiefer Backsteine, welche die
                              stärksten Hitzgrade dieser Oefen vertrugen, ohne zu springen und kaum eine Spur von
                              Verglasung zeigten.
                           Mit Kalk vermengt, gab der Schiefer ein Cement, welches gut erhärtete, wenn man den
                              zu etwas feuchtem Pulver gelöschten Kalk mit ganz trockenem Schieferpulver gut
                              mengte.
                           Backsteine aus Schieferpulver mit Zusatz von hydraulischem Kalk, wurden derselben
                              Probe unterzogen wie die Backsteine aus Schieferpulver mit Zusatz von Thon, und
                              bestanden sie recht gut. Es muß jedoch bemerkt werden, daß wenn man die Backsteine
                              mit Kalkzusatz ebenso brannte, wie diejenigen mit Zusatz von Thon und Sand,
                              allerdings rothe, gutaussehende Steine erhalten wurden, die aber wenig Festigkeit
                              besaßen und leicht zerfielen; letztere hingegen waren nach dem Brennen glänzend,
                              klingend und merkwürdig hart. Zu den Backsteinen mit Zusatz von Kalk muß die
                              Mischung mit möglichst wenig Wasser bereitet und lange an der Luft getrocknet
                              werden. Bei allen Versuchen betrugen Thon, Sand oder Kalk, nie über 1/10 oder 1/5
                              der Masse. Diese Materialien wurden vorher mit dem Wasser gemischt und dann das
                              breiige Wasser dem Schiefer zugesetzt, um einen festen Teig daraus zu bilden.
                           Es ist mit Gewißheit anzunehmen, daß die Arbeit um den Schiefer in Pulver zu
                              verwandeln, welche bei der Bereitung der gewöhnlichen Ziegel nicht vorkömmt, sich
                              durch die Leichtigkeit, mit welcher sich die Masse bindet, kneten und formen läßt,
                              reichlich wieder ausgleicht. Es leuchtet ein, daß eine solche feine Masse, welche
                              frei ist von allen fremdartigen Klümpchen, wie sie sich in der gewöhnlichen Ziegelerde
                              vorfinden, sich vortrefflich formen lasse. Ich verfertigte aus solcher Zierrathen,
                              hohle Röhren etc., die sich, ohne Risse zu bekommen, ohne stellenweise zu schmelzen,
                              ohne sich zu werfen, brennen ließen, und nicht nur wie die Thonziegel eine große
                              Härte erlangten, sondern auch die graue Farbe des Korns der feinsten Töpferwaare
                              besaßen.
                           Es ist mit diesen Versuchen, abgesehen von dem Vortheil die Schieferbrüche von diesen
                              unnützen Massen befreien zu können, die Bahn zu einem neuen Industriezweig gebrochen
                              besaßen.
                           Auch noch eine andere Anwendung gestattet der Thonschiefer. Wird nämlich das
                              Schieferpulver befeuchtet, wie der Sand welchen man in den Gießereien anwendet, so
                              gibt er vortreffliche Formen zum Gießen kleiner Eisen- und
                              Messing-Artikel. Zu Formen für große Stücke wagte ich es nicht ihn
                              anzuwenden, weil er sich zu leicht zusammendrückt und zu stark setzt, daher ich
                              befürchtete, er möchte den Gasen, welche das schmelzende Metall aus den Formen
                              treibt und deren Druck auf die ihnen widerstehenden Innenwände dem Gußstück leicht
                              nachtheilig wird, nicht hinreichend freien Durchgang lassen.
                           Ein Fünftheil Schieferpulver, vier Fünftheilen gewöhnlichen Formsands beigemengt,
                              zeigte jedoch bei 100 bis 150 Kilogrammen schweren Gußstücken nicht den geringsten
                              schädlichen Einfluß. Der Schiefer kann auch mit Vortheil als sehr feines Pulver
                              statt des Kohlenstaubs angewandt werden, dessen sich die Gießer zur Verfertigung
                              ihrer Formen bedienen.
                           Welche weitere Anwendungen der Schiefer noch gestattet, stellen wir der Zukunft
                              anheim. Die Leichtigkeit, mit welcher er sich pulverisiren läßt, veranlaßte mich zu
                              obigen Versuchen; für die Ziegelbrennerei und Töpferei verspricht er ein gutes
                              Material zu werden.