| Titel: | Beschreibung einer Maschine zur Führung des Demants beim Glasschneiden; von Dr. A. Oschatz. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XLV., S. 192 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLV.
                        Beschreibung einer Maschine zur Führung des
                           Demants beim Glasschneiden; von Dr. A. Oschatz.
                        Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                              Handelsblatt, 1849, Nr. 13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Oschatz's Maschine zur Führung des Demants beim
                           Glasschneiden.
                        
                     
                        
                           Die nächste Veranlassung zur Construction der vorliegenden Maschine gab das Bedürfniß
                              sehr dünnes Planglas, wie es bei mikroskopischen Untersuchungen zur Ueberdeckung der
                              Objecte in Anwendung kommt, mikroskopisches Deckglas, mit Sicherheit zu
                              zerschneiden, für welchen Zweck die Handgeschicklichkeit unzureichend ist, indem
                              schon durch ein sehr geringes Uebermaaß des Druckes das dünne Glas zersprengt
                              wird.
                           Da die anderweitigen Vorrichtungen zur Erleichterung der Führung des Demants beim
                              Glasschneiden diesen Zweck nicht in gleichem Umfange erfüllen, auch vereinfachte
                              Ausführungen nach demselben Princip für die gewöhnliche Anwendung schon genügen
                              würden, so wird hierdurch die ausführliche Mittheilung einer vollständigen Lösung
                              dieser Aufgabe gerechtfertigt erscheinen.
                           Bei der Führung des Demants zum Glasschneiden, kommen bekanntlich folgende Momente in
                              Betracht:
                           1) die Leitung der schneidenden Spitze in der durch ein angelegtes Lineal
                              vorgeschriebenen Richtung;
                           2) die Neigung der Achse des Stiftes gegen die Glasfläche, welche dergestalt gegeben
                              werden muß, daß zwei correspondirende Krystallflächen, welche in der schneidenden
                              Ecke zusammentreffen, eine gleiche Neigung gegen die Glasfläche erhalten, und daß
                              der Winkel, den sie bilden, durch die Ebene halbirt wird, in welcher sich die Achse
                              des Stiftes bewegt;
                           3) der Druck. Bei der Führung aus freier Hand muß erworbene Geschicklichkeit und
                              besondere Einübung bei jedem Demant die beiden letzten Momente in das richtige
                              Verhältniß bringen. Bei der Führung durch eine mechanische Vorrichtung zeigte es
                              sich zunächst zweckmäßig, die Spitze des Demants nur in einer geraden Linie gehen zu lassen, die Neigung des Stiftes aber und die
                              Belastung innerhalb der erforderlichen Gränzen veränderlich zu machen.
                           Die Maschine ist auf meine Bestellung in der Werkstatt des Mechanikus Grunow in Berlin gearbeitet, und die sehr zweckmäßige und
                              elegante Ausführung durch Hrn. Grunow den jüngeren
                              geschehen. Statt des Ueberzuges mit einem Firniß ist galvanische Vergoldung und
                              Versilberung angewandt worden, die sich überhaupt für derartige Zwecke bei feineren
                              physikalischen Instrumenten, als Waagen und Gewichten, Mikroskopen u.s.w. ganz
                              vorzüglich eignet. Den Grundtheil der in Fig. 29 und 30
                              abgebildeten Maschine bildet ein Brett A, bei der
                              vorliegenden Ausführung 1 1/2' lang 1 1/4' breit. Dasselbe hat parallel der Richtung
                              des Zuges eine Theilung in Linien und halbe Zolle, und senkrecht auf diese Richtung
                              eine Theilung in Zolle, welche letztere nur zum Zweck hat, den verschiedenen Stellen
                              für das Anlegen des Glases unter rechtem Winkel einen Anhalt zu geben. Diese
                              Theilung ist bei dem vorliegenden Exemplar in besonders eleganter Weise durch den
                              Tischlermeister Feindt
                              senior, Wilhelmsstraße 113, ausgeführt worden, indem
                              zuvörderst sechs Furnüre von verschiedenen Hölzern genau in der Dicke von 1'''
                              zugerichtet und auf einander gelegt, demnächst aber so oft zerschnitten und
                              aneinander gesetzt wurden, bis sie eine Furnürung für die Oberfläche des Brettes
                              abgaben, in der die Theilung durch den Wechsel von sechs linienbreiten Streifen
                              verschiedener Hölzer (Ebenholz, Zuckerkisten, Polyxander, Akazienholz, Mahagony,
                              Ahorn) dargestellt ist, die sich in derselben Folge wiederholen. Die Theilung
                              senkrecht hierauf in Zolle ist durch eingefügte Adern bewerkstelligt und außerdem
                              noch durch Verrückung der Furnürdecke zwischen zwei Adern in der Mitte und an beiden
                              Seiten um 1/2''' eine unmittelbare Theilung in halbe Linien erreicht.
                           Auf der Fläche des Brettes A aufliegend bewegt sich,
                              geführt durch die Nuth m eine Schiene A' parallel mit der Theilung, um beim Zerschneiden des
                              Glases in Streifen von vorgeschriebener Breite die Gränze zu bilden. Daß diese
                              Einrichtung namentlich für den sehr häufigen Fall, wo es darauf ankommt dieselbe
                              Breite wiederholt zu schneiden, sehr vortheilhaft ist, liegt auf der Hand, wogegen wohl kaum
                              hervorgehoben zu werden braucht, daß die beschriebene Art der Theilung durch
                              aneinandergefügte Furnüre bei einer Ausführung in größeren Dimensionen nicht rathsam
                              seyn würde.
                           Um dem Demant die geeignete Führung in der Richtung der Linie s zu geben, sind auf A zwei Säulen B, B errichtet, die eine eiserne Schiene c tragen, an welcher der Schlitten D vermittelst des Bügels t
                              seine Leitung findet. Eine genaue Einstellung der Spitze des Demants auf die Linie
                              s wird dadurch möglich, daß sich sowohl in A als C zur Herstellung der
                              Verbindung mit den Säulen B, B ovale Löcher befinden. An
                              den Schlitten D ist ein Kniestück E durch die Schraube c angesetzt, damit der
                              Träger F sich um eine Achse drehen kann, welche durch
                              die beiden Spitzen l, l gebildet wird. An dem einen Ende
                              F befindet sich der Mechanismus G zur Stellung des Stiftes u; mit dem anderen hängt durch das Kniestück p, q,
                                 r eine Stange zusammen, auf der sich eine Kugel H zur Regulirung des Druckes verschieben läßt.
                           Den Haupttheil von G bildet die Scheibe y, um die Achse x drehbar,
                              mit einem daran gefügten durchbohrten Stück y, in
                              welchem sich eine Hülse v, dreht, die den Stift u, durch zwei Schrauben festzustellen, aufnimmt, und auf
                              welche die getheilte Scheibe o aufgesetzt ist. Durch
                              eine Schraube ohne Ende, welche die getheilte Scheibe y
                              an dem Zeiger z vorüber, innerhalb der erforderlichen
                              Gränzen bewegt, wird die verticale Einstellung des Stiftes u bewerkstelligt und eben so bei der getheilten Scheibe v, an dem Zeiger w vorüber,
                              die horizontale Einstellung. Bei x findet sich eine
                              Kreisfeder x', welche für die Bewegung von y auf F die nöthige Spannung
                              gibt; eben so wird die Hülse v' in der Durchbohrung von
                              y¹ durch eine Feder y² gehalten. Ferner sind die beiden Lappenstücke, welche den
                              Schrauben ohne Ende zur Leitung dienen, durch Federn angedrückt.
                           Damit nach Vollendung eines Schnittes der Schlitten D
                              unbehindert zurückgeführt werden könne, ist senkrecht auf F ein Stift f' aufgesetzt, welcher durch die
                              schiefe Ebene ohne Ende (Schnecke) J niedergedrückt
                              werden kann, wodurch dann G und somit der Demant
                              aufgehoben wird. Damit am Ende des Schnittes der Demant nicht, vom Glase abgleitend,
                              gegen den Rand desselben aufstoßen könne, ist durch die Schraube n, welche von dem auf D
                              aufgesetzten Stücke K aus gegen F drückt, eine Hemmung gegeben, die nach der Dicke des Glases regulirt
                              werden kann. Um jedes Aufstoßen der Spitze auf die Unterlage 
                              A zu vermeiden, ist in G
                              eine Fuge gestoßen, die nur ein Auffallen der Fassung des Demants zuläßt, während
                              die Spitze keinen Widerstand findet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
