| Titel: | Ueber Struve's Bergwerks-Ventilator; von Hrn. Richardson. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XLIX., S. 203 | 
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                        XLIX.
                        Ueber Struve's Bergwerks-Ventilator; von Hrn.
                           Richardson.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Mai 1849, S.
                              389.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              III.
                        Richardson, über Struve's Bergwerks-Ventilator.
                        
                     
                        
                           Diese Maschine ist nun auf dem Kohlenbergwerke Eaglesbush bei Neath seit drei Wochen
                              im Gange und ihre Wirkung von der Art, daß sie noch von keinem Ventilator erreicht
                              wurde. Die neue Maschine zeichnet sich durch große Einfachheit in der Anlage, die
                              Möglichkeit sie den besonderen Verhältnissen jedes Bergwerks leicht anpassen zu
                              können, und sicheren Effect aus; da überdieß ihre Anlagekosten und jährlichen
                              Unterhaltungskosten verhältnißmäßig gering sind, so dürfte sie vielfach in Gebrauch
                              kommen. Bekanntlich hat man bei den bestunterhaltenen Steinkohlengruben seine
                              Zuflucht zu geheizten hohen Schornsteinen, als einem Ventilationsmittel genommen,
                              nicht als ob dieselben ihren Zweck vollkommen erfüllten, sondern weil sie als das
                              beste System anerkannt waren.
                           Bei der Maschine des Hrn. Struve sind alle Vortheile, welche die Schornsteine bieten,
                              beibehalten und vergrößert, dazu noch neue erreicht, die Nachtheile aber, über
                              welche man sich oft beklagte, entfernt, und keine andern an deren Stelle gesetzt.
                              Dieß ist wenigstens die Ansicht des Verfassers, welcher der genauen Untersuchung der
                              Maschine und ihrer Wirkungen sowohl über der Erbe als im Bergwerke einen ganzen Tag
                              widmete.
                           
                           Die nun zu beschreibende Maschine hätte kaum unter ungünstigeren Umständen
                              aufgestellt werden können als am Steinkohlenbergwerk zu Eaglesbush, denn, abgesehen
                              von der Reibung, welche dadurch entsteht, daß eine große Luftmenge durch Gänge
                              getrieben werden muß, die oft nicht viel über 11 Quadratfuß Querschnitt haben, wurde
                              es auch noch durch Verlegen der Arbeitsstelle für nöthig befunden, die Richtung der
                              Luftwege zu ändern, und deßhalb geht sie jetzt durch temporäre Stollen, welche für
                              diesen Zweck übel angelegt sind und eine ungeheure Luftmenge in die sehr
                              ausgebreiteten Theile der Kohlengrube einströmen lassen. Die jetzt begonnene
                              Vergrößerung der Querschnitte des Wetterauszugs-Schachtes, welcher nur 3 Fuß
                              Durchmesser hat, und der Luftwege, wird, wenn sie vollendet ist, die günstige
                              Wirkung der Maschine noch bedeutend erhöhen. Auch ist die alte Dampfmaschine, durch
                              welche der Ventilator in Bewegung gesetzt wird, von schlechter Construction und
                              durch Vernachlässigung beschädigt, so daß sie nicht halb soviel Kraft abgibt, als
                              wenn sie in gutem Zustande wäre. Bei allen diesen Mängeln und Hindernissen jedoch,
                              welche einer gehörigen Kraftentwickelung entgegenstehen, machte die Ventilirmaschine
                              ununterbrochen 7 1/2 Hube per Minute. Der Durchmesser
                              der (Gasometern ähnlichen) Lufttrommeln ist 12 Fuß, und die Hubhöhe beträgt 4
                              Fuß.
                           Bei einem Durchmesser von 12 Fuß beträgt die Fläche 113 Quadratfuß, also für zwei
                              Trommeln 226 Quadratfuß. Für jede Trommel 4 Fuß Hub, gibt für beide 8 Fuß, und dieß
                              7 1/2mal in der Minute, gibt 60 Fuß Cylinderlänge oder Geschwindigkeit, weßhalb die
                              Luftmenge, welche in jeder Minute aus dem Bergwerke gezogen wird, auch 226 ×
                              60 = 13560 Kubikfuß beträgt. Die größte Luftmenge, welche vor der Errichtung der
                              Maschine durch das Bergwerk getrieben wurde, betrug 3000 Kubikfuß in der Minute,
                              während die Maschine bei voller Arbeit 40000 Kubikfuß in jeder Minute entfernen
                              kann. Vergrößert man den Durchmesser der Lufttrommeln oder Aerometer bis zu 15 Fuß,
                              so können bei vermehrter Kraft der Dampfmaschine in jeder Minute 70000 Kubikfuß Luft
                              ausgezogen werden, und bei einem Durchmesser von 25 Fuß sogar 125000 Kubikfuß.
                           Sobald die Maschine in Thätigkeit gesetzt war, fühlte man ihre Wirkung im ganzen
                              Bergwerke. Stollen, in welchen böse Wetter so angehäuft waren, daß man selbst mit
                              der Davy'schen Lampe die größte Vorsicht gebrauchen
                              mußte, weil sich die Cylinder so erhitzten, daß sie oft zur Abkühlung in einen
                              anderen Stollen gebracht werden mußten, waren wie durch einen Zauberschlag von
                              diesem gefährlichen Feinde gereinigt und alle Anzeichen von einem schlagenden Wetter
                              verschwunden. Die
                              Maschine hat in der That alle Gefahr in dem Grade beseitigt, daß jetzt gewöhnliche
                              Lampen und Talglichter statt der Sicherheitslampen angewandt werden. Sogar die
                              ausgedehntesten Theile des Bergwerkes, welche von dem directen Luftzuge beträchtlich
                              entfernt sind und so stark mit brennbaren Gasen angefüllt waren, daß selbst die
                              Einführung einer Sicherheitslampe sehr gefährlich war, wurden gegen alle Erwartung
                              und zum großen Erstaunen der Bergleute vollkommen gereinigt. Die verlassenen
                              Stollen, welche bisher Magazine von explodirbarer Luft waren, können nun mit offenem
                              Lichte ganz sicher betreten werden, und die ganze Luft in dem Bergwerke ist so rein,
                              daß, nach dem einstimmigen Zeugniß der Bergleute und ihrer Aufseher, ein Knappe
                              jetzt 3 Tonnen Kohlen mit weniger Ermüdung bricht, als er früher 2 Tonnen aushauen
                              konnte. Es trat einmal aus den Auslaßklappen ein dichter Pulverdampf aus, und zwar
                              unmittelbar nach einer im Bergwerke erfolgten Sprengung; als der Ventilator hierauf
                              zum erstenmal in Thätigkeit gesetzt wurde, war auch der in geringer Entfernung
                              befindliche Schornstein, welcher auf einem der Luftschachte steht, in Wirksamkeit.
                              Bei den ersten Kolbenbewegungen aber wurde das Feuer auf den Rost niedergedrückt,
                              und die rothwarme Asche flog durch die Saugcanäle zu den Aerometern, welche
                              Thatsache deutlich zeigt, daß der Ventilator viel kräftiger zieht als der
                              Schornstein.
                           Es ist hienach kein Zweifel, daß, selbst unter den gegebenen äußerst ungünstigen
                              Umständen, die Wirkung des neuen Bergwerks-Ventilators noch von keinem andern
                              erreicht worden ist, und daß mit geringen Verbesserungen, welche die Erfahrung als
                              zweckdienlich ergeben mag, diese Art Bergwerke zu ventiliren weit besser ist als die
                              Anwendung von Schornsteinen, Hochdruckdampf, oder irgend einem bis jetzt versuchten
                              Mittel.
                           Aus der Beschreibung der Maschine wird man ersehen, daß thermometrische oder
                              barometrische Veränderungen in der Atmosphäre durchaus keinen Einfluß auf dieselbe
                              haben können; daß sie ferner construirt werden kann, um das Doppelte oder Dreifache
                              des gewöhnlich erforderlichen Luftquantums zu liefern, selbst bei verringertem
                              Luftdruck oder sonstigen Ereignissen. Weder Nebel noch Wind haben Einfluß auf ihre
                              Wirkung; sie bildet zugleich einen Meßapparat, welcher die Quantität Luft angibt,
                              die in einer gewissen Zeit durch das Bergwerk strömte, so daß man es jederzeit
                              erkennt, wenn der Wärter in ihrer Bedienung nachlässig war. Sie kann eben so leicht
                              wie für senkrechte Schachte auch für horizontale Stollen angewandt werden, und
                              verringert deßhalb bedeutend die Kosten, welche bisher aus der schnellen Abnützung
                              der Ketten, Seile,
                              Röhren etc. hervorgingen, abgesehen davon, daß sie die jetzt für die Leute
                              bestehenden Gefahren fast vollständig beseitigt. Zu diesen Vortheilen kommt noch,
                              daß die Maschine mit der größten Leichtigkeit den verschiedensten Umständen eines
                              Bergwerkes angepaßt werden kann, ohne daß man an ihrem Innern im geringsten etwas
                              verändert. Die Erbauungskosten einer Maschine von den Dimensionen derjenigen in
                              Eaglesbush betragen (ohne die treibende Dampfmaschine) 300 Pfd. St.; zu ihrer
                              Wartung ist nur ein Mann erforderlich, und sie verbraucht wöchentlich etwas weniger
                              als zwei Tonnen Kohlenklein. In vielen Kohlenwerken ist ohnedieß überflüssige
                              Triebkraft vorhanden, so daß die Anschaffung einer besondern Dampfmaschine nicht
                              nöthig wird.
                           Durch die erfolgreichen Bemühungen der HHrn. Penrose und Evans, Eigenthümer des Eaglesbush Kohlenwerkes,
                              die Ventilation ihrer Grube zu verbessern, wurde eines der gefährlichsten Bergwerke
                              in eines der sichersten im dortigen Districte umgewandelt, und es ist zu hoffen, daß
                              ihr Beispiel auch von Andern nachgeahmt werden wird, deren Gruben wegen
                              unvollkommener Ventilation sich in einem gefährlichen Zustande befinden.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 Abbildungen.
                           Fig. 16 ist
                              ein Grundriß, Fig.
                                 17 ein Durchschnitt und Fig. 18 eine Ansicht des
                              Ventilators.
                           A stellt den Wetterauszugs-Schacht vor, welcher
                              entweder der Förderschacht oder der Pumpenschacht seyn kann.
                           B ein 5 Fuß hoher und 6 Fuß breiter, gedeckter Canal,
                              welcher den Schacht mit dem Ventilator verbindet. Auf diese Weise ist eine
                              ununterbrochene Verbindung mit allen Luftpumpen im ganzen Bergwerke hergestellt.
                           D, D sind zwei aus Steinen gebaute Cylinder von 14 Fuß
                              innerem Durchmesser und 16 Fuß Höhe.
                           E, E sind innere Cylinder von 9 Fuß 6 Zoll Höhe und 4
                              Fuß 6 Zoll Durchmesser. Der Zwischenraum beider Cylinder ist 7 Fuß hoch mit Wasser
                              gefüllt, welches durch die Buchstaben J bezeichnet
                              ist.
                           F, F sind zwei Aerometer oder Lufttrommeln von 12 Fuß
                              Durchmesser und 8 Fuß 6 Zoll Höhe. Sie sind so angeordnet, daß sie einander das
                              Gleichgewicht halten, und bewegen sich im Wasser vertical auf und ab, weßhalb sie
                              auch mit einer Führung versehen sind.
                           G, G Stangen, durch welche die Lufttrommeln mit den
                              Ketten verbunden werden, welche von den Krummzapfen aus zur Maschine gehen. Diese
                              Stangen dienen ebenfalls als Führung.
                           
                           H, H zwei Krummzapfen, welche auf derselben Welle
                              einander gegenüber stehen. Letztere wird durch eine Dampfmaschine in drehende
                              Bewegung versetzt.
                           I, I zwei Ketten, welche die Krummzapfen mit den
                              Aerometern verbinden, und durch welche letztere ihre verticale Bewegung
                              erhalten.
                           K, K, K, K vier Sätze von Einlaßklappen, durch welche
                              die Luft aus dem Bergwerke in die Maschine gelangt.
                           L, L, L, L vier Sätze von Auslaßklappen, durch welche
                              die Luft aus der Maschine in die Atmosphäre entweicht.
                           M ist das Gestellwerk, welches zwei Leitrollen von 2 Fuß
                              Durchmesser trägt, über welche die Ketten gehen. Auf demselben liegt das ganze
                              Gewicht der Aerometer.
                           N Erdwall, welcher durch die aus dem Fundamente
                              ausgehobene Erbe gebildet wurde.
                           Die Wirkung der Maschine ist folgende:
                           Eine Dampfmaschine ertheilt der Achse mit den Kurbeln H,
                                 H eine rotirende Bewegung, welche durch die Ketten I, I als eine abwechselnde (gleich der doppelten Länge einer Kurbel) auf
                              die Aerometer F, F übertragen wird. Können die
                              Kurbelzapfen in zwei oder drei Fuß Entfernung von der Achse befestigt werden, so
                              kann man der Maschine einen Hub von 4 oder 6 Fuß geben. Die Aerometer halten
                              einander das Gleichgewicht, und gehen durch ihr eigenes Gewicht abwärts. Die unteren
                              Einlaßklappen öffnen sich in demselben Augenblick wie die oberen Auslaßklappen, und
                              ein starker Luftstrom geht so durch die Pumpen.
                           Das Wasser bildet die Verpackung oder den hermetischen Verschluß, so daß der Luft
                              kein anderer Zutritt oder Ausweg gestattet ist als durch die Klappen. Die Maschine
                              kann 40000 Kubikfuß Luft in der Minute auspumpen, wenn sie mit einer Geschwindigkeit
                              von 200 Fuß geht, und es ist kein Grund vorhanden, warum sie nicht noch schneller
                              sollte gehen können. Sie wird durch eine Hochdruckdampfmaschine von 5 Pferdekräften
                              in Bewegung gesetzt.Die Maschine von Struve, welche für Bergwerke so
                                    günstige Resultate liefert, wurde in Deutschland schon öfters als Gebläse
                                    angewandt, aber wieder aufgegeben, weil die nöthige Luftspannung nicht
                                    leicht, wenigstens nicht ohne großen Kraftverlust hervorgebracht werden
                                    kann. Einfachwirkend und ebenfalls zum Ansaugen von Luft dienend, finden wir
                                    sie bei den Maschinen zur Fabrication endlosen Papiers.W.
                              
                           Folgendes Zeugniß wurde von den HHrn. Penrose und Evans dem Erfinder des patentirten Ventilators ausgestellt.
                           
                           
                              „Ihr Bergwerks-Ventilator ist nun seit einem Monate auf unserer
                                 Kohlengrube im Gange und befriedigt uns vollkommen. In unserem Falle ist das
                                 Grubengas und die schlechte Luft nicht bloß aus den Stollen und den
                                 Hauptarbeitsstellen des Bergwerkes fortgeschafft worden, sondern es wurden auch
                                 die alten Gruben und verlassenen Theile gereinigt. Unsere Leute arbeiten jetzt
                                 alle mit unbedeckter Lampe in den Stollen. Wir lassen den Ventilator von 5 Uhr
                                 Morgens bis 6 Uhr Abends gehen, da es unnöthig ist, ihn die ganze Nacht in
                                 Thätigkeit zu erhalten. Morgens beim Einfahren in die Grube nimmt der Aufseher
                                 eine Davy'sche Lampe mit sich, und wenn sich auch Gas
                                 angesammelt haben sollte, so ist dasselbe gleich nach den ersten Zügen des
                                 Ventilators entfernt. Unsere Leute behaupten, daß die Grube nun kühl und das
                                 Arbeiten darin nicht mehr ungesund ist. Wir machen die Bemerkung, daß sie ihre
                                 Arbeit in viel kürzerer Zeit vollenden. Der Luftzug auf dem Grunde des Bergwerks
                                 ist gleichförmig, und vom Barometer- und Thermometerstand ganz
                                 unabhängig.
                              
                           
                              Penrose und Evans.“
                              
                           Eaglesbush-Kohlenwerk bei Neath, den 5. März 1849.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
